pfcher Volksblatt
ifanstalten und ihr» Familien, und
llru sind, reichen die Schwestern der
U
^,r. t, avsroari« oei
M ollen Postämtern und Postboten abonnirt
k
ZMWMMWWWMMMM
gebißen. Auch da- noch, die Freunde geh
weil er sie vergebens erwartet. Und das
Verantwortlicher Redakteur >:
Joseph Huber in Heidelberg.
Zur grMigeu Beachtung!
Auf dar „Pfälzer BvlkSblatt" kann
fortwährend hier in unserem ExPeditionS-
Lokale, Zwingerstroßr Nr. 7, auswärts bei
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingrrstraße 7.
„Hast Du denn auch wirklich die Einladungsbriefe
sortgeschickt?' fragte Anna schüchtern.
Sommer steht sie regungslos, mit starren Augen an.
„Die Einladungsbriefe?" ruft er lauter. Plötzlich schlägt
er sich deftig vor die Stirne — er entsinnt sich, daß ste
noch auf dem Bureau liegen.
„<7 ' . - - - - ' »
sende ste fort.
,Jch Sla
e"
ein. Den gan^
muß er noch ei
dann essen wir
Morgen nicht gesagt, daß wir heute Abend gar
sein würden?' sügte er mit bitterem Spott hinzu.
Cougregationen V» bereits in den Gerste» 5 Jahren
ihrer BerufSthätigkeit, °/s in den ersten 10 Jahren,
und zwar zu '?/, an der Lungenschwindsucht. Bau
2099 haben nur 5 da- Alter von 60 Jahren über-
schritten. (Bewegung.) Wenn diese, einen so sichere«
Tod im Auge, ans reiner Liebe zu ihrem leidenden
Erlöser und zur leidenden Menschheit sich opfern,
wollen wir dann nicht den Aufbau befördern da-
durch, daß wir, wo immer nur möglich, Mitglieder der
charitativen Vereine sind oder werden? (Bravo!)
Werden wir nicht unsere Pflicht erfüllen, als Mit-
-lieber des MncentiuSvereinr, als Mitglieder de-
ElisabethenvereinS, um selbst das Opfer des per-
sönlichen Besuchs bei den Kranken oder Armen zu
machen?
Meine Herren, Stillstand ist Rückschritt, und mit
dem, was geschehen ist und geschieht, dürfen wir uns
nicht begnügen, auf dem Gebiete, aber nicht nur auf
diesem allein, gehören wir dem Fortschritt an. (Bravo!)
Neue Verhältnisse bringen neue Arbeiten, stellen neue
Anforderungen. Deshalb zielt eS auch, diesen neuen
Anforderungen gerecht zu werden, und darum sage
ich: AuSbauen! Ich darf mir hier nur An-
deutungen gestatte», aber auf den eine« oder anderen
Punkt möchte ich Hinweisen, wo eS gilt, des weiteren
Ausbau von bestehende» charitativen Vereinen vorzu-
nehmen. Und da gehe ich in erster Linie aus von
prophylaktischen Maßregel». Denn er ist manchmal
viel leichter, Elend zu verhüten, als, wenn dasselbe
eingetreten ist, ihm zu steuern, und da nenne ich ei»
Wort, selbst auf die Gefahr hin, daß eS nicht sonder-
lich gläubig ausgenommen, daß der Kopf darüber ge-
schüttelt wird, besonders in manchen Kreise», er gilt,
daß wir ernster als bisher den Kampf aufsehmen
gegen den AlkoholiSmuS (Bravo!) Ich halte
keine Rede für die Temperenzler, durchaus nicht.
(Heiterkeit.) Gegen dar Uebermaß möchte ich an-
kämpfen, auch in Rücksicht auf unser Volkswohl, un-
sern Volkswohlstand u. unser Volk-Vermögen. (Bravo!)
Weiter weise ich hin auf die Pflege der StandeSver«
eine, angesichts der socialen Gefahr die Pflege der
JünglmgSvereine, der Arbeitervereine und dergleichen.
Dabei ist aber auch da- Land nicht zu vergessen.
Einen weiteren Punkt möchte ich berühren, der
sehr wichtig ist, da- ist der Mädchenschutz. (Bravo.)
Mit Abscheu und Ingrimm haben wir gelesen auch
in diesem Jahr, wie schändlicher Mädchenhandel ge-
trieben wird, wie Mädchen verlaust werden ins Aus-
land als Opfer der Lasters. (Pfui!) Wo die Ge-
setzgebung noch nicht helfen kann, da muß die
„Sic liegen noch auf meinem Bureau- Ich hole sie —
sie fort. In einer halben Stunde ist Alles besorgt."
glaube uur nicht, daß unsere Freunde Abends
elf Uhr noch in Gesellschaft gehen werden!" wirft Anna
izen Tag hat sie sich so glücklich gefühlt, nun
nn so schlechtes Ende nehmen. „Gut — gut,
allein! rüst Sommer. „Habe ich Dir heute
gesagt, daß Wir heute^ Abend ganz allein
Anna hat jede Lust rum Essen verloren und geht auf
ihr Zimmer, um sich zur Ruhe zu begeben. Auch Sommer
fühlr, daß sein Hunger geschwunden ist, nur Durst hat er
»och. Ein Glas nach dem andern leert er.
„Die verfluchte Zerstreutheit," flucht er, als er die
dritte Flasche entkorkt. „Alles war so gut vorbereitet, so ge-
lungen l Und obendrein wird der Spott nicht ausbleiben,
wenn eS bekannt wird!"
Mit einem Gesicht, das noch unangenehmer auSsieht,
als der schlechteste Apriltag, geht er am folgenden Morgen
zum Buraeu-
Ein Freund — auch er gebürte zu den brieflich Ein-
geladenen — begegnet ihm und legt die Hand in seinen
Arm.
„Ich hatte gestern Abend mit einigen Freunden noch
die Absicht, Dich zu besuchen, lieber Sommer," spricht er.
„Wir standen bereits vor Deinem Hause, kehrten indeß um,
weil wir sahen, daß große Festlichkeit bei Dir war."
„Nichts war bei mir!" erwiderte Sommer ärgerlich-
„Nichts? Niemand?"
„Ich war mit »einer Frau allein "
„So! Haha! Da» glaube ich wahrhaftig nicht. Wer
mit seiner Frau allein ist, wird sicher nicht drei Zimmer
«ns da» Prachtvollste erleuchten."
Der Zerstreute.
Kl s^Eugierig prüfend bat Anna einen Blick über die Ta-
stv-?"gen lassen. ES fehlt nicht» — nicht einmal die Zahn-
3n einer Ecke steht ein mächtiger Flaschenkord und
"r- gelbe und grüne Köpfe schimmern daraus hervor.
ihr will forteilen, um noch Toilette zu machen, aber
Mann hält sie zurück.
h«t E" Muht bleiben, wie Du bist!" ruft er, „sonst schwin-
tz. ^nuch ^der Glaube, daß ich Dich überrascht habe.
E am schönsten!" Er umschlingt sie zärtlich,
her iie nur bleiben!" fährt er fort und blickt nach
Es ist schon acht. Unsere Freunde scheinen sehr
hkUMAru werden! — ES ist doch Alle« bereit?" ruft er
Mädchen noch einmal zu.
»Alles. Es kann sofort servirt werden."
si»>> 7-gut! Nur keinen Aufenthalt, wenn Alle da
UN»; Auch nicht eine Minute möchte ich von diesem Tage
genutzt vorübergehen lassen!"
ei, Minute auf Minute schwindet. Die Uhr schlägt
rrsLi,„. Neun — endlich Neun, und noch Niemand ist
Mio »n m Herr Sommer läuft unwillig i« Zrwmer auf
" - dann wieder schaut er aus dem Fenster.
Ni-t"A?s! Theodor," erwiderte Anna, „wenn Du nur
Ende vergeßen hast . .."
d>ejL"^^is habe ich vergessen!" fällt Sommer ei». „Ich
iusaw^. "b zerstreut bin, aber ich habe mich gewaltsam
kltteA^rwmmen. Heute bin ich es nicht gewesen. Was
liegt ^?kr,esien haben? WaS? Nichts? Sieh' her! Hier
Tein,-?" der Korkzieher — dort aus de« Stuhle, wo
Übe" Kundin sitze» soll, ein Rückenkissen, weil sie stets
^aus«»?^?lchmerren klagt. Dort, wohin ich de« dicke»
de» bestimmt habe, habe ich eine Decke lege» u«d
loriß Stuhl i» ganzen Hause stelle» lassen, weil ich
b>e»sch,.iH " mit Stillschweige» über jeden Abtreter hm-
Dort - vor. zum
„Warum nicht! Wenn er »un zu viel Oel, zu viel
Lichter hat, wenn es ihm nun einmal Vergnügen macht?
Ueberhaupt das geht Niemand etwas an!"
Er geht unwillig fort. Die Zähne hat er aufeinander
gebissen. Auch daS noch, die Freunde gehen wieder fort,
weil er sie vergebens erwartet. Und das Alles ist seine
Schuld. „Die verdammte Zerstreutheit!' ruft er, sich auf's
Neue vor die Stirne schlagend, als er auf sein Bureau
tritt. Da liegen die Briefe. Er schellt und sendet seinen
Schreiber sofort damit zur Post. T ann setzt er sich an die
Arbeit, um nachzuholen, was er am Tage zuvor versäumt hat.
Und am Abend? Die geladene» Freunde stellen sich
sämmtlich ein — in feinster Toilette. Sie staunen, als sie
noch alle Fenster unerhellt sehen. Trotzdem gehen ste die
Treppe hinauf und klingeln.
Die Magd tritt heraus. Sie ist überrascht und weiß
von Nichts. „Der Herr Assessor ist mit seiner Fra« in's
Theater gegangen," stammelte sie.
„3a, die verdammte Zerstreutheit!
_Schluß._
Vermischtes.
— Massenvergiftung. Ein ehemaliger Zuchthäusler
und dessen Braut, die auf dem Dominium Brunow bei
Pieschen in Arbeit stehen, vergifteten das Essen, welches
für die Dominial-Arbeiter bestimmt war. In Folge dessen
wurden zwölf Personen schwer krank. Da ärztliche Hülfe
alsbald zur Stelle war, gelang es, elf der Leute vor dem
Tode zu retten; ein Arbeiter jedoch wird wohl nicht mit
dem Leben davonkommen. Die beiden Virbrecher sind
verhaftet.
- Die Belästigung und Gefährdung des Publi-
cu«s durch rücksichtslose Radfahrer, die vor den Thoren
der Stadt Nürnberg auf den beliebten Spaziergängen die
Fußwege befahren, hat einen Grad angenommen, daß das
Gerichk in Aussicht gestellt hat, in Zukunft würden gegen
solche Radfahrer keine Geldstrafe mehr, sonder» Freiheits-
strafen verhängt werden.
Mr Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
bGe/^r?alwm DMM slU A Prlv'atMz^ fitrJahres-Anzeigen be!>euteA«
«2U
Welvers, WstU deu 18.MOer 1897.
der Verein zur Sonderung der wilden Ehen. Derer,
von welchen so viele mit Abscheu sich abwenden,
erbarmt sich die christliche Charitas: der Gefangenen
aus den Strafanstalten und ihrer Familien, und
denen, die gefalle» sind, reichen die Schwestern de-
guten Hirten die Hand, die wollen sie zurückführen
zum guten Hirten. (Bravo!) Und selbst diejenigen,
bei denen eS Princip ist, nur im Sommer Schnee zu
schöpfen, sollen wiederum zu nützlichen Gliedernder mensch-
lichen Gesellschaft gewacht, der Vagabondage soll gesteuert
werden. Der Seelen gedenktdie Charitas in den Mission-,
vereinen, dem Kindheit-Jesu-Verein, dem BonifaziuS-
verein und dem LudwigS-MissionS Verein; nicht zu
vergessen auch der Communikanteuanstalten in der
Diaspora. Erwähnt sei besonder-de-Raphael-vereinL.
Natürlich kann e- mir nicht einfallen, diese Vereine
alle miteinander aufzuzählen, denn ihre Zahl ist
Legion: ich wollte nur einige Typen nennen, u. auch
diese sind noch lange nicht vollzählig. Hunderte und
Tausende sind «S, die dem Werke der christlichen
Charita- sich widmen, in heiliger Begeisterung, ohne
jeglichen Entgelt, au- reiner Liebe zu Gott, Jüvg.
linge und Jungsrauen sogar au- den höchsten Stän-
den — und auch da- wäre ein Fingerzeig für die-
jenigen, die so manchmal sogen: de- Adel» bedürfen
wir nicht, — daS soziale Beispiel, daS hier gegeben
wird, er ist von eminenter Bedeutung! (Lebhafte-
Bravo!)
Meine verehrten Freunde! Wenn dann die eine
oder andere Genossenschaft der leidenden Menschheit
sich widmet und dies auch noch thut auf dem Schlacht-
feld und dadurch ihre Vaterlandsliebe praktisch be-
thätigt und zufällig auf den Namen „Jesuiten" hört
(Bravo!), daun wird ihr der Dank vom dankbaren
Vaterland —, doch nein, nicht vom dankbaren
Vaterland —, aber e- wird ihr unter dem Beifall--
gejohl von Kuttenävgstlingen (Heiterkeit) der Dank
in der Weise, daß ihr der Freiplatz angewiesen wird
jenseits der Grenze, für die auch sie sich geopfert hat.
(Stürmischer Beifall.) Aber das sage ich, wir werde»
nicht aushören, nicht blo- au- Gründen des Recht-,
sondern auch au» Gründen der Humanität sie zurück-
zufordern, sie, die zu uns gehören (donnernder Bei.
fall und Händeklatschen), und wir glauben dadurch
dem Vaterlande einen Dienst zu erweisen, indem wir
dafür sorgen, daß von ihm hinweggenommen wird
der schwerste Vorwurf, der Vorwurf der Inhumanität,
der Unmenschlichkeit. (Erneuter stürmischer Beifall.)
Nach einer aus amtlichem Material fußenden Sta-
tistik sterben von den Mitgliedern der krankenpflegenden
Arber christliche Chsritss.
»,t?kde- Domkapitulars Dr. Schädle r,
^lten auf dem Katholikentage in
Landshut.
' (Schluß.):
dir " weine verehrten Freunde, WaS diSputiren
».un« mit dem Staat und der Staatsgewalt herum.
wo» »och so kleinlich ist, daß man selbst eine
jj^i'lveihtr J«»gftau nicht einmal Fabrikarbeiter-
dog Stricken lernen läßt, (Bravo!) dann ist
Discnssion umsonst. Ach, arme- Preußenland!
M r Bravo!) Welche» aber ist unsere Ausgabe?
ste zusammen in drei Worte und sage:
^?a«en, ausbauen und Hau-bauen.
t»»s n christliche Nächstenliebe, sie umfaßt und will
»vWn den ganzen Menschen, die ganze leidende
Süß - ", jene große» Büßer, wie dieselbe ein
bov i?Her Mann genannt hat, und zwar umfassen
w an Wiege bis zum Grabe, durch alle Stände u.
«rin- L°gru de- Lebens, getreu den leiblichen und
^'mgen Werken der Barmherzigkeit. Daher die
tzn, da- Kind noch vor seiner Geburt in der
i>kr a!^r die arme Mutter, daher diese Sorge in
ho»» 'schenanstalt, in der Bewahrschule, im Waisen-
Do- junge Mensch engewäch- soll behütet
li»ü«k den Jahren der Entscheidung in Jüng-
HjMreinen.Juvgfrauenbüudnissen, LehrlingSvereinrn,
.chknschutz. u»d Marienveremen, Gesellenvereinrn,
"krinnenvrreinen, Ladnerinnenvereinen, Männer-
kalk.^deitervereinen, in den segensreich wirkenden
Kla», kaufmännischen Vereinen. Und der
M ' ' ""d nickt blo- dem Leibe nach, nimmt
der,?" ausgezeichneter Weise an der VinzentiuS-
der Elisabetbenverein der moralisch Krankenden
ifanstalten und ihr» Familien, und
llru sind, reichen die Schwestern der
U
^,r. t, avsroari« oei
M ollen Postämtern und Postboten abonnirt
k
ZMWMMWWWMMMM
gebißen. Auch da- noch, die Freunde geh
weil er sie vergebens erwartet. Und das
Verantwortlicher Redakteur >:
Joseph Huber in Heidelberg.
Zur grMigeu Beachtung!
Auf dar „Pfälzer BvlkSblatt" kann
fortwährend hier in unserem ExPeditionS-
Lokale, Zwingerstroßr Nr. 7, auswärts bei
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingrrstraße 7.
„Hast Du denn auch wirklich die Einladungsbriefe
sortgeschickt?' fragte Anna schüchtern.
Sommer steht sie regungslos, mit starren Augen an.
„Die Einladungsbriefe?" ruft er lauter. Plötzlich schlägt
er sich deftig vor die Stirne — er entsinnt sich, daß ste
noch auf dem Bureau liegen.
„<7 ' . - - - - ' »
sende ste fort.
,Jch Sla
e"
ein. Den gan^
muß er noch ei
dann essen wir
Morgen nicht gesagt, daß wir heute Abend gar
sein würden?' sügte er mit bitterem Spott hinzu.
Cougregationen V» bereits in den Gerste» 5 Jahren
ihrer BerufSthätigkeit, °/s in den ersten 10 Jahren,
und zwar zu '?/, an der Lungenschwindsucht. Bau
2099 haben nur 5 da- Alter von 60 Jahren über-
schritten. (Bewegung.) Wenn diese, einen so sichere«
Tod im Auge, ans reiner Liebe zu ihrem leidenden
Erlöser und zur leidenden Menschheit sich opfern,
wollen wir dann nicht den Aufbau befördern da-
durch, daß wir, wo immer nur möglich, Mitglieder der
charitativen Vereine sind oder werden? (Bravo!)
Werden wir nicht unsere Pflicht erfüllen, als Mit-
-lieber des MncentiuSvereinr, als Mitglieder de-
ElisabethenvereinS, um selbst das Opfer des per-
sönlichen Besuchs bei den Kranken oder Armen zu
machen?
Meine Herren, Stillstand ist Rückschritt, und mit
dem, was geschehen ist und geschieht, dürfen wir uns
nicht begnügen, auf dem Gebiete, aber nicht nur auf
diesem allein, gehören wir dem Fortschritt an. (Bravo!)
Neue Verhältnisse bringen neue Arbeiten, stellen neue
Anforderungen. Deshalb zielt eS auch, diesen neuen
Anforderungen gerecht zu werden, und darum sage
ich: AuSbauen! Ich darf mir hier nur An-
deutungen gestatte», aber auf den eine« oder anderen
Punkt möchte ich Hinweisen, wo eS gilt, des weiteren
Ausbau von bestehende» charitativen Vereinen vorzu-
nehmen. Und da gehe ich in erster Linie aus von
prophylaktischen Maßregel». Denn er ist manchmal
viel leichter, Elend zu verhüten, als, wenn dasselbe
eingetreten ist, ihm zu steuern, und da nenne ich ei»
Wort, selbst auf die Gefahr hin, daß eS nicht sonder-
lich gläubig ausgenommen, daß der Kopf darüber ge-
schüttelt wird, besonders in manchen Kreise», er gilt,
daß wir ernster als bisher den Kampf aufsehmen
gegen den AlkoholiSmuS (Bravo!) Ich halte
keine Rede für die Temperenzler, durchaus nicht.
(Heiterkeit.) Gegen dar Uebermaß möchte ich an-
kämpfen, auch in Rücksicht auf unser Volkswohl, un-
sern Volkswohlstand u. unser Volk-Vermögen. (Bravo!)
Weiter weise ich hin auf die Pflege der StandeSver«
eine, angesichts der socialen Gefahr die Pflege der
JünglmgSvereine, der Arbeitervereine und dergleichen.
Dabei ist aber auch da- Land nicht zu vergessen.
Einen weiteren Punkt möchte ich berühren, der
sehr wichtig ist, da- ist der Mädchenschutz. (Bravo.)
Mit Abscheu und Ingrimm haben wir gelesen auch
in diesem Jahr, wie schändlicher Mädchenhandel ge-
trieben wird, wie Mädchen verlaust werden ins Aus-
land als Opfer der Lasters. (Pfui!) Wo die Ge-
setzgebung noch nicht helfen kann, da muß die
„Sic liegen noch auf meinem Bureau- Ich hole sie —
sie fort. In einer halben Stunde ist Alles besorgt."
glaube uur nicht, daß unsere Freunde Abends
elf Uhr noch in Gesellschaft gehen werden!" wirft Anna
izen Tag hat sie sich so glücklich gefühlt, nun
nn so schlechtes Ende nehmen. „Gut — gut,
allein! rüst Sommer. „Habe ich Dir heute
gesagt, daß Wir heute^ Abend ganz allein
Anna hat jede Lust rum Essen verloren und geht auf
ihr Zimmer, um sich zur Ruhe zu begeben. Auch Sommer
fühlr, daß sein Hunger geschwunden ist, nur Durst hat er
»och. Ein Glas nach dem andern leert er.
„Die verfluchte Zerstreutheit," flucht er, als er die
dritte Flasche entkorkt. „Alles war so gut vorbereitet, so ge-
lungen l Und obendrein wird der Spott nicht ausbleiben,
wenn eS bekannt wird!"
Mit einem Gesicht, das noch unangenehmer auSsieht,
als der schlechteste Apriltag, geht er am folgenden Morgen
zum Buraeu-
Ein Freund — auch er gebürte zu den brieflich Ein-
geladenen — begegnet ihm und legt die Hand in seinen
Arm.
„Ich hatte gestern Abend mit einigen Freunden noch
die Absicht, Dich zu besuchen, lieber Sommer," spricht er.
„Wir standen bereits vor Deinem Hause, kehrten indeß um,
weil wir sahen, daß große Festlichkeit bei Dir war."
„Nichts war bei mir!" erwiderte Sommer ärgerlich-
„Nichts? Niemand?"
„Ich war mit »einer Frau allein "
„So! Haha! Da» glaube ich wahrhaftig nicht. Wer
mit seiner Frau allein ist, wird sicher nicht drei Zimmer
«ns da» Prachtvollste erleuchten."
Der Zerstreute.
Kl s^Eugierig prüfend bat Anna einen Blick über die Ta-
stv-?"gen lassen. ES fehlt nicht» — nicht einmal die Zahn-
3n einer Ecke steht ein mächtiger Flaschenkord und
"r- gelbe und grüne Köpfe schimmern daraus hervor.
ihr will forteilen, um noch Toilette zu machen, aber
Mann hält sie zurück.
h«t E" Muht bleiben, wie Du bist!" ruft er, „sonst schwin-
tz. ^nuch ^der Glaube, daß ich Dich überrascht habe.
E am schönsten!" Er umschlingt sie zärtlich,
her iie nur bleiben!" fährt er fort und blickt nach
Es ist schon acht. Unsere Freunde scheinen sehr
hkUMAru werden! — ES ist doch Alle« bereit?" ruft er
Mädchen noch einmal zu.
»Alles. Es kann sofort servirt werden."
si»>> 7-gut! Nur keinen Aufenthalt, wenn Alle da
UN»; Auch nicht eine Minute möchte ich von diesem Tage
genutzt vorübergehen lassen!"
ei, Minute auf Minute schwindet. Die Uhr schlägt
rrsLi,„. Neun — endlich Neun, und noch Niemand ist
Mio »n m Herr Sommer läuft unwillig i« Zrwmer auf
" - dann wieder schaut er aus dem Fenster.
Ni-t"A?s! Theodor," erwiderte Anna, „wenn Du nur
Ende vergeßen hast . .."
d>ejL"^^is habe ich vergessen!" fällt Sommer ei». „Ich
iusaw^. "b zerstreut bin, aber ich habe mich gewaltsam
kltteA^rwmmen. Heute bin ich es nicht gewesen. Was
liegt ^?kr,esien haben? WaS? Nichts? Sieh' her! Hier
Tein,-?" der Korkzieher — dort aus de« Stuhle, wo
Übe" Kundin sitze» soll, ein Rückenkissen, weil sie stets
^aus«»?^?lchmerren klagt. Dort, wohin ich de« dicke»
de» bestimmt habe, habe ich eine Decke lege» u«d
loriß Stuhl i» ganzen Hause stelle» lassen, weil ich
b>e»sch,.iH " mit Stillschweige» über jeden Abtreter hm-
Dort - vor. zum
„Warum nicht! Wenn er »un zu viel Oel, zu viel
Lichter hat, wenn es ihm nun einmal Vergnügen macht?
Ueberhaupt das geht Niemand etwas an!"
Er geht unwillig fort. Die Zähne hat er aufeinander
gebissen. Auch daS noch, die Freunde gehen wieder fort,
weil er sie vergebens erwartet. Und das Alles ist seine
Schuld. „Die verdammte Zerstreutheit!' ruft er, sich auf's
Neue vor die Stirne schlagend, als er auf sein Bureau
tritt. Da liegen die Briefe. Er schellt und sendet seinen
Schreiber sofort damit zur Post. T ann setzt er sich an die
Arbeit, um nachzuholen, was er am Tage zuvor versäumt hat.
Und am Abend? Die geladene» Freunde stellen sich
sämmtlich ein — in feinster Toilette. Sie staunen, als sie
noch alle Fenster unerhellt sehen. Trotzdem gehen ste die
Treppe hinauf und klingeln.
Die Magd tritt heraus. Sie ist überrascht und weiß
von Nichts. „Der Herr Assessor ist mit seiner Fra« in's
Theater gegangen," stammelte sie.
„3a, die verdammte Zerstreutheit!
_Schluß._
Vermischtes.
— Massenvergiftung. Ein ehemaliger Zuchthäusler
und dessen Braut, die auf dem Dominium Brunow bei
Pieschen in Arbeit stehen, vergifteten das Essen, welches
für die Dominial-Arbeiter bestimmt war. In Folge dessen
wurden zwölf Personen schwer krank. Da ärztliche Hülfe
alsbald zur Stelle war, gelang es, elf der Leute vor dem
Tode zu retten; ein Arbeiter jedoch wird wohl nicht mit
dem Leben davonkommen. Die beiden Virbrecher sind
verhaftet.
- Die Belästigung und Gefährdung des Publi-
cu«s durch rücksichtslose Radfahrer, die vor den Thoren
der Stadt Nürnberg auf den beliebten Spaziergängen die
Fußwege befahren, hat einen Grad angenommen, daß das
Gerichk in Aussicht gestellt hat, in Zukunft würden gegen
solche Radfahrer keine Geldstrafe mehr, sonder» Freiheits-
strafen verhängt werden.
Mr Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
bGe/^r?alwm DMM slU A Prlv'atMz^ fitrJahres-Anzeigen be!>euteA«
«2U
Welvers, WstU deu 18.MOer 1897.
der Verein zur Sonderung der wilden Ehen. Derer,
von welchen so viele mit Abscheu sich abwenden,
erbarmt sich die christliche Charitas: der Gefangenen
aus den Strafanstalten und ihrer Familien, und
denen, die gefalle» sind, reichen die Schwestern de-
guten Hirten die Hand, die wollen sie zurückführen
zum guten Hirten. (Bravo!) Und selbst diejenigen,
bei denen eS Princip ist, nur im Sommer Schnee zu
schöpfen, sollen wiederum zu nützlichen Gliedernder mensch-
lichen Gesellschaft gewacht, der Vagabondage soll gesteuert
werden. Der Seelen gedenktdie Charitas in den Mission-,
vereinen, dem Kindheit-Jesu-Verein, dem BonifaziuS-
verein und dem LudwigS-MissionS Verein; nicht zu
vergessen auch der Communikanteuanstalten in der
Diaspora. Erwähnt sei besonder-de-Raphael-vereinL.
Natürlich kann e- mir nicht einfallen, diese Vereine
alle miteinander aufzuzählen, denn ihre Zahl ist
Legion: ich wollte nur einige Typen nennen, u. auch
diese sind noch lange nicht vollzählig. Hunderte und
Tausende sind «S, die dem Werke der christlichen
Charita- sich widmen, in heiliger Begeisterung, ohne
jeglichen Entgelt, au- reiner Liebe zu Gott, Jüvg.
linge und Jungsrauen sogar au- den höchsten Stän-
den — und auch da- wäre ein Fingerzeig für die-
jenigen, die so manchmal sogen: de- Adel» bedürfen
wir nicht, — daS soziale Beispiel, daS hier gegeben
wird, er ist von eminenter Bedeutung! (Lebhafte-
Bravo!)
Meine verehrten Freunde! Wenn dann die eine
oder andere Genossenschaft der leidenden Menschheit
sich widmet und dies auch noch thut auf dem Schlacht-
feld und dadurch ihre Vaterlandsliebe praktisch be-
thätigt und zufällig auf den Namen „Jesuiten" hört
(Bravo!), daun wird ihr der Dank vom dankbaren
Vaterland —, doch nein, nicht vom dankbaren
Vaterland —, aber e- wird ihr unter dem Beifall--
gejohl von Kuttenävgstlingen (Heiterkeit) der Dank
in der Weise, daß ihr der Freiplatz angewiesen wird
jenseits der Grenze, für die auch sie sich geopfert hat.
(Stürmischer Beifall.) Aber das sage ich, wir werde»
nicht aushören, nicht blo- au- Gründen des Recht-,
sondern auch au» Gründen der Humanität sie zurück-
zufordern, sie, die zu uns gehören (donnernder Bei.
fall und Händeklatschen), und wir glauben dadurch
dem Vaterlande einen Dienst zu erweisen, indem wir
dafür sorgen, daß von ihm hinweggenommen wird
der schwerste Vorwurf, der Vorwurf der Inhumanität,
der Unmenschlichkeit. (Erneuter stürmischer Beifall.)
Nach einer aus amtlichem Material fußenden Sta-
tistik sterben von den Mitgliedern der krankenpflegenden
Arber christliche Chsritss.
»,t?kde- Domkapitulars Dr. Schädle r,
^lten auf dem Katholikentage in
Landshut.
' (Schluß.):
dir " weine verehrten Freunde, WaS diSputiren
».un« mit dem Staat und der Staatsgewalt herum.
wo» »och so kleinlich ist, daß man selbst eine
jj^i'lveihtr J«»gftau nicht einmal Fabrikarbeiter-
dog Stricken lernen läßt, (Bravo!) dann ist
Discnssion umsonst. Ach, arme- Preußenland!
M r Bravo!) Welche» aber ist unsere Ausgabe?
ste zusammen in drei Worte und sage:
^?a«en, ausbauen und Hau-bauen.
t»»s n christliche Nächstenliebe, sie umfaßt und will
»vWn den ganzen Menschen, die ganze leidende
Süß - ", jene große» Büßer, wie dieselbe ein
bov i?Her Mann genannt hat, und zwar umfassen
w an Wiege bis zum Grabe, durch alle Stände u.
«rin- L°gru de- Lebens, getreu den leiblichen und
^'mgen Werken der Barmherzigkeit. Daher die
tzn, da- Kind noch vor seiner Geburt in der
i>kr a!^r die arme Mutter, daher diese Sorge in
ho»» 'schenanstalt, in der Bewahrschule, im Waisen-
Do- junge Mensch engewäch- soll behütet
li»ü«k den Jahren der Entscheidung in Jüng-
HjMreinen.Juvgfrauenbüudnissen, LehrlingSvereinrn,
.chknschutz. u»d Marienveremen, Gesellenvereinrn,
"krinnenvrreinen, Ladnerinnenvereinen, Männer-
kalk.^deitervereinen, in den segensreich wirkenden
Kla», kaufmännischen Vereinen. Und der
M ' ' ""d nickt blo- dem Leibe nach, nimmt
der,?" ausgezeichneter Weise an der VinzentiuS-
der Elisabetbenverein der moralisch Krankenden