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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

DOI issue:
September 1897
DOI article:
Nr. 200
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0817

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Pfalzer Volksblatt


Verantwortlicher Redakteur:
Josephtzuber in Heidelberg

evangelischer Theologen, in Anbetracht dessen, daß
diese, meistens durch Familien bau de gebunden, selten
in den geistlichen Stand der katholischen Kirche über-
treten und sebr schwer eine ihren Unterhalt sichernde
Stellung finden können, auch durch die Gefahr, in
Folge ihrer Conveision in ihrer Existenz bedroht
zu werden, von der Rückkehr zur katholischen Kirche
abg«halten werden, erscheint es als eine naheliegende
Aufgabe der Katholiken Deutschlands, den konver-
Irrten evangelischen Theologen in ähnlicher Weise, wie
dies bereits in England auf besondere Anregung des
b. Vaters geschieht, durch Zuwendung von Geldmitteln,
Nachweis von Stellen, Unterbringung der Kinder u.
a. m. zu Hülfe zu kommen. Es geschieht dies wohl
am besten durch einen zu diesem Zw ck zu bildenden
Verein, für welchen die Billigung des hschwürdigsten
deutschen Episkopates nachzusuchen sein möchte. Die
Gründung eines solchen V-reinS entspricht den Wün-
schen, die von verschiedenen Seiten, namentlich auch
von bewährten Convertiten, kundgegeben worden find.
Berlin v. Kehler.
Landwirthschaft: Die Generalversammlung tritt
wiederholt für eine berufsständische Organisation der
Landwirthe ein und fordert alle Angehörigen dieser
wichtigen Standes, sowie dessen Freunde, besonders
aber die parlamentarischen Vertreter auf, nachdrücklichst
hierfür zu wirken. Mainz, 20. Juli 1897. Frhr. v.
Köth. H. I. Dahmen. Jos. Mergenthaler. I. Schüler.
Graf v. Loe. Dr. Gregor Schmitt. Göller. Schreiner.
M. Esser. Dr. Frhr. v. LaudSberg Velen. I. Gießler.
Bönniger. H. Maas. Frhr. v. Stotzmge».
Christliche Kunst: u. Dir 44. General-Versamm-
lung hält es für dringend uothwendig, daß die Wahr-
heiten des christlichen Glaubens, die Thatsachen der
christlichen Geschichte u. die Grundsätze des christlichen
Leben- nicht nur für kirchliche, sondern auch für häusliche
u. öffentliche Zwecke vielmehr als bisher in selbststän-
dig-künstlerischer und religiöser Empfindung zur Dar-
stellung gebracht werden. Sie empfiehlt aufs wärmste
die direkte Zuwendung von Aufträgen an tüchtige
und glaubenstreue Künstler und mißbilligt auf das
Entschiedenste die Vergebung derselben an einen bloßen
Geschäftsinhaber oder nicht selbständig schaffenden
Kunstanstalts- oder Kunstverlags. Besitzer. Nur in
der strengen Befolgung dieses, besonders den Kirchen-
Verwaltungen nicht ost genug zu empfehlenden Grund-
satzes kann sie ein erfolgreiches Mittel zur Hebung
der christlichen Kunst erblicken, d. Die Generalver-
sammlung betrachtet die kirchliche Kunst als den wich-
tigsten Zweig des christlichen Kunstschaffens und em-

Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingerftraßr 7,

Zweikampf: Die Generalversammlung erachtetes
als heilige Pflicht, im Namen der katholischen Fa-
milienväter hinsichtlich deS Zweikampfes nachdrücklichst
zu fordern: 1. Anerkennung und Unterwerfung unter
GotteS Gebote für alle, ohne Rücksicht auf die Per-
son; 2. unnachsichtliche, allgemeine, gerechte Bestraf-
ung der Frevler und Uebertreter der Strafgesetze
gegenüber den Rohheiten oller Raufdolde; 3. Verbot
oller Zweikämpfe auch im ReichSheer und bei der
Flotte gemäß dem bewährten Beispiele Englands. 4.
Wer immer mit Absicht, Erkenntviß und Bewußtsein
im Zweikampfe einen Menschen tödtet, muß als Mör-
der gelten. 5. Ausschließung der Duellanten von
allen öffentlichen u. Gemeindeämtern sei zu empfehlen.
Aachen, 16.Aug.97. Dr. Linons.
Schule und Unterricht: Dir 44. Generalver-
sammlung der Katholiken Deutschlands bedauert auf'S
tiefste, daß sich eine große Anzahl glaubenstreuer
Lehrer für genöthigt hält, Vereinen anzugehören und
sie dadurch zu ermuthigen und zu unterstützen, deren
dem rationalistischen Humanismus und religiösen Jn-
differevtiswus zugewendete Bestrebungen doch ganz
und gar im Gegensätze zu ihrer Glaubens Ueberzrug-
ung und zur katholischen SlaubenSpflicht stehen. Sie
spricht zugleich den Angehörigen der bestehenden ka-
tholischen Lehrer, Lehrerinnen-, Schul- u. Erziehungs-
Vereinen und Verbänden für ihr unithiges Bekennt-
niß der auf der göttlichen Offenbarung beruhenden
Prircipien über Unterricht und Erziehung und Ver-
hältniß der Schule zur Kirche und für ihr opfer-
freudiges Eintreten für dieselben ihre rückhaltlose Aner-
kennung aus. Sie empfiehlt dringend den treu ka-
tbolischen Lehrern, fick zum engen Bunde gegen die
offenkundig geplante Entchristlichung der Schule zu
vereinigen und ersucht alle katholischen Kreise, die ka-
tholischen Lehr er-Vereine durch außerordentliche Mit-
gliedschaft zu unterstützen und durch private und
öffentliche Aufklärung über ihre Berechtigung Zweck-
mäßigkeit und Nothwendigkeit ihnen Mitglieder zu
gewinnen und so zur friedlichen und gerechten Lösung
der brennenden Schulfrage thatkräftigst mitzuwirken.
Eichstätt. Prälat Dr. I. Pruner, Dompropst.
Unterstützung von Convertiten. Die 44. General-
Versammlung der Katholiken Deutschlands empfiehlt
die Gründung eines Vereins zur Unterstützung con-
vertirter evangelischer Theologen. Gründe: Zu den
sehnlichen Wünschen deS glorreich regirenden h. BaterS
gehört der der Wiedervereinigung der getrennten christ-
lichen Gemeinschaften mit der katholischen Kirche.
Dieselbe wird wesentlich gefördert durch die Eonversion

Gestellungen
den Monat

Isirnen sitzt schon alle Postämter auf die täglich er-
wirrende Zeitung
-Pfälzer Pollsblatt"
der wöchentlichen Gratisbeilage „Der Lo«nta-S-
sowie „ysxie Expedition Heidelberg, Zwiu-er-
^aße 7, entgegen.
Spedition des „PMzer Volksblstt".
Heidelberg, Zwingerstraße 7.

Zweige. Die letzten Blumen ließen welkend die Köpfchen
hängen, der Rauch stieg aus allen Schornsteinen empor.
Margo war eifrig beschäftigt; sie hatte jetzt viel mehr
zu thun als im Sommer, und die Aufgabe, der sie fich
untertogen hatte, kam ihr schwerer vor, als sie fich Anfangs
vorgestelltthatte. Es war keine Kleinigkeit, so vielen Kindern
Unterricht zu geben, aber ihre unerschöpfliche Fröhlichkeit
und ihr stets frischer Muth kamen ihr »u Hilfe. Auf die
Kolonie Doornburg, wie man die Häuserreihe zu bezeich-
nen pflegte, war Margo nun beschränkt. Sie kam selten in
die Stadt, nachdem sie einmal einer ihrer alten Schülerin-
nen begegnet war und diese sie als Fräulein Doornburg
angesprochen hatte. Glüchlicherweise hatte dies keine wei-
teren Folgen; langsam und, wie es ihr vorkam, unbedeu-
tend waren die Fortschritte, die sie in ihres Onkel Gunst
machte.
Begegnete er ihr, so grüßte er mehr oder weniger
freundlich, je nachdem er gelaunt schien; bisweilen redete
er sie mit einigen kurzen Worten an, entweder um einen
Wunsch zu äußern oder irgend einen Tavel auszusprechen.
Eine Einladung auf das Schloß erfolgte in den letzten
Monaten nicht mehr; Adelbert mußte viel zu thun haben-
Des Sonntags hatte er oft Besuch; auch war er viel auf
Reisen, brachte dann einige Tage in England, Belgien oder
Frankreich zu und war zurück, ehe man sich seiner Abwesen-
heit recht bewußt geworden war. Seine Geisteskraft schien
sich je länger je mehr zu entwickeln. Arbeit war für ihn
Leben, und daß er daher wenig Zeit habe, um an Rika
Frederiksen zu denken, begriff Margo sehr wohl. Uebrigens
ging Alles nach Wunsch. Ihr Vater entbehrte nichts als
ihre Gegenwart, und dieser Mangel war so viel wie mög-
lich durch lange, liebevolle Briefe ausgeglichen. Schon zwei
Mal hatte sie ihn besucht und die Erinnerung an die ge-
meinschaftlich verbrachten Tage blieb Beiden lange im
Gedächtniß.
Eines TageS hatte Adelbert etwas mit Fräulein Klip-
per zu verhandeln; diese saß im Nähsaal mit den jungen
Mädchen, und im anstoßenden Zimmer hörte man lauter
Lachen.
„Wer macht da solchen Lärm?" fragte er.

täglich mit Ausnahme der Sonn- u.
li».Nage. «bonnemevtSprei» mit dem wöchent-
AN Unterhaltungsblatt „Der Sonntagsbote" für
Adelberg monatlich SV L mit Trägerlohn, durch
Poft bezogen viertelj. 1.60 franco.

„O, Rika erzählt den Mädchen gewiß etwas."
„erzählen? Ist sie denn da, um zu erzählen?" Und
er schob einen Vorhang bei Seite, so daß er in den andern
Saal sehen konnte, ohne bemerkt zu werden. Rika saß auf
einem hohen Stuhl; vor ihr saßen auf niedrigen Bänken
einige dreißig Mädchen im Alter zwischen sechs und vier-
zehn Jahren.
„O, bitte, Fräulein!" riefen sie einstimmig, „wie ging
es nun weiter?" Der Abglanz ihres Vergnügens lag auf
Margo's lieblichem Angesicht.
„Nein, das will ich für später ersparen," sagte sie, „es
ist jetzt Zeit zum Lernen ; wenn Ihr gut gelesen habt, so
werden wir es hören, wenn Ihr aber nicht aufpaßt, dann
kommt nichts davon. Linchen an die Tafel! Was ist das
für eine Ziffer?"
Und jo ging es weiter: lebhaft, freundlich, ernst, wenn
es nöthig war. Adelbert fand Gefallen daran, zuzuschauen.
„Geht es alle Abende so?" fragte er Fräulein Klipper.
„Ja. Und wenn sie damit fertig ist, fetzt sie sich oft
hierher. Diese junge Mädchen hören nichts lieber als die
tollen Märchen."
„O nein!" riefen einige Stimmen wie protestirend.
„Wem gilt dieses: „O nein!"?"
„Fräulein Rika erzählt uns kem dummes Zeug "
„Was war es den« gestern Abend anders?" rief Fräu-
lein Klipper, ein wenig verletzt.
„Nun, was gab es denn gestern Abend?"
Die Mädchen kicherten untereinander bei der Erinner-
ung an das Vergnügen, das fie gehabt hatten.
„Erzählt es mir rasch, ich möchte auch einmal gerne
etwas Schönes hören."
„O, es war nur der Anfang," und sie kamen vor
Lachen gar nicht weiter. „Es war etwas von einem rothen
Hahn mit einem blauen Kops."
„So, so? Sehr interessant, in der That! Heute Abend
wird fie Euch gewiß etwas erzählen von einem Huhn mit
grünen Beinen. Also Fräulein Klipper, nicht wahr. Sie
werden daran denken," sagte Adelbert, indem er fich empfahl.
(Fortsetzung folgt )

Anträge zur 44. General-Versammlung
der Katholiken Deutschlands.
A Römische Frage und Missionen : Die 44. General-
tz^Nmmlung der Katholiken Deutschlands spricht von
durch die Ereignisse der Zeit immer mehr
^Mndete und befestigte Uederzeugung aus, dcß die
h,:/.'Herstellung der territorialen Souverainetät des
für Buhler für die Selbständigkeit desselben und
Mve volle Freiheit und Unabhängigkeit in der
leitder Kirche eine unabweisbare Nothwendig-
Kale - ""d daß jede von Gott gesetzte weltliche Ge-
wohlverstandenen eigenen Interesse handelt
Wiederherstellung der erschütterten Gesell-
krb , dnung mitwirkt, wenn sie die vom heil. Stuhl
»t erhobenen Rechtsansprüche erfolgreich uuter-
Die General Versammlung spricht die zuver-
„Mche Hoffnung aus, daß die dem heiligen Stuhle
»-bchrych, Weltstellung mehr zur Anerkennung
und ist überzeugt, daß diese Stellung zur
'^chterhaltung deS Friedens, sowie zur Bermittel-
kr w widerstreitenden Interessen der Völker und
fellschaftSklassen dasjenige leisten werde, was
Macht nicht vermag. Berlin 23. Juli 97.
Dx Hompesch, Dr. Lieber, Dr. Frhr. v. Heereman,
Dr n^rsch' Groeber, Dr. Orterer, Dr. Schädler,
^-Pichler, Dr. Bachem, Konrad Graf v. Preysing.
' . .......
Die einzige Tochter. NÄ
er Kind macht mich sentimental." jagte er. „Sollte
K,jL..voIge meines nahenden Alter« sein, daß mein Herz
wird, daß meine Energie erlahmt?"
sich Und er blickte mit einem gewissen Selbstbewußtsein um
iuri'a -Vas hat jene Energie zu Stande gebracht. Als ich
klar-"Ar, hatte ich ein gefühlvolles Herz, aber auch einen
e» "M: man hat das Herz gebrochen und ich warf
«ei» sein unnützes Ding und that ferner nur, was
Wt mir vorschrieb. Ich kann zufrieden sein; ich habe
gkchiAwen Gaben zum Wohlsein und Glück der Menschheit
«ick n^I 3ch habe eS vorgezogen, Nutzen zu stiften, und
bst .den Genüssen ergeben, die mir der Reichihum
tistz-Vv« konnte ich nicht mehr thun? Habe ich das Wich-
««ht versäumt? Habe ich mich selbst überwunden?"
Vai.» ab« saß in ihrer Kammer und schrieb ihrem
°us der Fülle ihres Herzens Worte voll Liebe, voll
iE Freude. „Vater, er wird kommen, jener
«ehr d» ' "ach dem wir so sehr verlangen, zweifle nicht
etwnL^vn. O, könnte ich ihn beschleunigen, könnte ich
dickt kÄ." Liebes dafür bingeben! Aber ich wünsche es
Du "ns allein, sondern für den Onkel fast noch mehr,
an vflch- tbkurer Papa, Du haft die füße Erinnerung
tr-j> /'HÜe Mutter, aber was hat der arme Onkel
dnölnÄi^blneS ReichthumS? Ich beklage ihn tief; er ist
Herr ""d durch seine eigene Schuld. Er hat ein edles
er tj>> "m es ist edel wie meines, dafür zeigt Alles, was
ttsiline ""e Mitmenschen thut, und was er Tag und Nacht
Hrr» Vw sie brav und glücklich zu machen. Dieses edle
es wi»!." ,siit Jahren mit einer Eiskruste umgeben. Wird
tzy!?ff-,vcrgönnt sein, letztere aufthauen zu lasten? Möge
Hut » >En Loh» schenken für dar viele Gute, da« er
es heißt ja im Evangelium: »Selig find die
"werzrlien, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren."
Zwölfter Kapitel.
Winter kam näher und näher, die Bäume waren
blätterlos und der Wind heulte durch die krachenden

Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
Oiaan für WafiMi, Fmlmi L Mit-
n 4 * RaoattoewlMgung.
_Expedition: Iwivgerftratze 7.
 
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