Pfälzer Volksblatt
Melders, DmerMg dm 4.KmMr 1897.
Verantwortlicher Redakteur
Joseph Huber in Heidelberg.
Wiederbesetzung des erzbischöflichen Stuhles in Frage
stand, so ist doch in 70 Jahren etwas AehnlicheS
nicht vorgekommen. -Lei der kurzen Frist, welche dem
Domkapitel zur Feststellung und Ueberreichung der
Kandidatenliste zur Verfügung steht (bloß 4 Wochen
nach dem Ableben, also eigentlich höchstens 3 Wochen
da die ersten Tage nach dem Ableben Anderes zu be-
sorgen ist), ist sicher anzunehmen, daß eS in den aller-
nächsten Tagen ein volles Jahr wird, seitdem die
Liste in Karlsruhe überreicht worden ist. Deren
thunlichst rasche Erledigung war und ist eine staats-
rechtliche Verpflichtung, die nicht verletzt werden kann,
ohne daß das Rechtsbewußtsein des Volkes zu Schaden
kommt. Hätte das Domkapitel bei Feststellung seiner
Kandidatenliste vertragswidrig gehandelt, so wäre der
Staatsregierung der Weg nach Rom offen gestanden,
nachdem dem Domkapitel die entsprechende Mittheilung
gemacht gewesen wäre. Natürlich hätte eine Apellation
nach Rom nur dann Aussicht haben können, wenn sie
rechtlich begründet gewesen wäre.
Statt dessen die Liste einfach liege» lassen, Monat
um Monat die ganze Angelegenheit völlig ignoriren,
wie wenn die Frage der Wiederbesetzung gar nicht
existirte, das ist ein Verfahren, gegen welches sich
jegliches Rechtsgefühl aufbäumt.
Ferner wurde betont, daß man die Frage gar
nicht zu stellen, geschweige denn zu erörtern brauche,
wo die Schuld und die Verantwortung dafür zu suchen
sei, daß wir roch immer keinen Erzbischof haben und
die Angelegenheit wie in einem Stadium förmlicher
Versumpfung sich befinde.
Abgesehen davon, daß die Geschichte der Jage-
mann'schen Mission im Wesentlichen hinreichend bekannt
sei, würde man in Karlsruhe gewiß keinen Augenblick
zögern, die entsprechenden Mittheilungen in das
Publikum gelangen zu lassen, wenn das Domkapitel
irgend Etwas verschuldet hätte.
Endlich wurde noch besonders hervorgehoben, daß
der erste und einzig Verantwortliche in dieser Sache
Kultus- und StaatSnnliister Nokk sei. Man dürfe
sich in seinem Urlheil nicht irre machen lassen, wenn
dieses oder jenes über seine wirkliche oder angebliche
Stimmung und Meinung, sowie über wirkliche oder
angebliche Aeußerungen desselben erzählt werde. So
sehr auch das Verfahren der Staatsgewalt zur schärf-
sten Kritik nöthige, so könne doch der Großherzog selbst
nicht in die Erörterung hereingezogen werden. Er ist
der unverantwortliche Träger der Krone, den die
Minister auf den Gebieten ihres amtlichen Wirkens
mit ihrer Verantwortlichkeit zu decken haben. Nachdem
noch eingehend darauf hingewiesen worden war, wie
man uns glauben machen wolle, daß wir in der Aera
des Friedens und freundlichsten Einvernehmens zwischen
staatlicher und kirchlicher Gewalt uns befänden und
zu den hohen und höchsten Trägern der Staatsgewalt
vertrauensvoll emporzuschauen allen Anlaß hätten,
während auf der anderen Seite eS wahrhaft nicht an
Anzeichen dafür fehle, daß es dringend geboten sei,
die Katholiken des Landes nicht fernerhin in ihren
Rechtsgefühlen zu verletzen, wurde durch einstimmigen
Beschluß Folgendes ausgesprochen:
1. Es ist eine schreiende Mißachtung der wichtigsten
Rechte der katholischen Kirche deS Landes, daß die
Wiederbesetzung deS erzbischöflichen Stuhles trotz der
klarsten Bestimmung eines StaatSvertrageS durch die
Staatsgewalt verhindert wird.
2. ES find für den katholischen Theil des Lander
unerträgliche Zustände, wenn Solches sogar in Zeiten
angeblichen Friedens zwischen Staat und Kirche be-
klagt werden muß.
3. Ein solches Verfahren erscheint um so bedenk-
licher und für den treugesinnten katholischen Theil des
Landes um so verletzender, je mehr und eindringlicher
die ganze Entwicklung unserer öffentlichen Verhältnisse
dazu mahnt, die Katholiken des Landes zu beunruhi-
gen.
Wie die ganze Rede allseits den lebhaftesten Bei-
fall fand, so wurden diese Resolutionen in förmlicher
Abstimmung einmüthig angenommen. Nicht die lei-
seste Spur von Bedenken oder gar Widerspruch war
zu bemerken.
Wird die Großh. Regierung sich dazu entschließen,
diese Angelegenheit, die doch wahrlich nicht dazu an-
gethan war und kirchlicherseits nicht so behandelt
wurde, einen allseits unerwarteten Konflikt hsrvorzu-
rufen, ihre durch Staatsoertrag geregelte Erledigung
finden zu lassen? Lange kann der derzeitige Zustand
nicht dauern. Je länger Staats- und Kultusminister
Nokk zögert, das zu thun, was von Anfang an nicht
hätte unterbleiben sollen, desto unleidlicher und pein-
licher wird die ganze Sache. Man kann doch die
Dinge nicht auf die Spitze treiben wollen. Vor et-
was mehr als 30 Jahren ist allen Ernstes die Frage
oufgetaucht und aufgeworfen worden, ob die katholische
Kirche des Landes die mit der Staatsgewalt ge,
troffene» Vereinbarungen nicht künden solle. In dex
Frage der Besetzung kirchlicher Aemter sind de?
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
-Lwtngerftraßr 7.
»Warum nicht? Ich nehme gerne Bestellungen an,
wenn ich auch in den letzten Monaten sehr beschäftigt war;
ich hoffe bald, einige sreie Zeit ru meiner Verfügung zu
haben."
»Und ich hoffe, daß Sie dann auch Zeit und Lust fin-
den, „Kaprice" einmal in Augenschein zu nehmen? Meine
Tante, Frau Hilverda, die bei mir wohnt, verlangt sehr,
Ihre Bekanntschaft zu machen."
„Ich werde gerne mit meiner Schwester Ihrer Einla-
dung folgen."
„OI es wird mir eine grobe Freude sein, und wann
wollen Sie kommen? Darf ich Ihnen vielleicht am Mitt-
woch gegen 10 Uhr meinen Wagen senden? Nach dem
Frühstücke werden wir dann „Kaprice" besehen."
„Das würde mir schon konveniren, wir wollen es da-
her bei der Absprache lassen."
Herr von Alkeraede stand auf, grüßte höflich und ent-
fernte sich.
Miliane ging in das Wohnzimmer zurück und da Nette
noch nicht zu Hause war, setzte sie ihre Lektüre fort. Um
vier Uhr kam die ältere Schwester heim-
„Ist Dein Besuch dagewesen?" frug sie, „und —"
„Er hatte natürlich eine Bestellung, aber er schien hier
nicht darüber reden zu können und erwartet uns am Mitt-
woch auf seinem Landgute."
„Uns? Natürlich! Ich werde ihm gut helfen können.
Du weißt also nicht, ob Du sein Porträt machen sollst?"
„Nein, aber ich würde es gerne thun. Er hat ein sehr
angenehmes, offenes Gesicht und ein paar freundliche Augen,
die Dich gleich charmiren würden."
„Du liebst mehr die Mephistogesichter a la Prinz Hek-
tor, hm? Aber ich weiß schon mehr von dem Junker,
als Du!"
„So, was denn?"
„Erstens ist sein Dasein eine Enttäuschung."
„Das würde man nicht sagen; Täuschung ist etwa-,
daS ihm immer fremd bleiben müßte, scheint mir."
„Mn ja, er kann es nicht ändern, daß er zur Welt
kam- DaS Landgut hatte viele Jahre hindurch dem allen
Baron Alkeraede, seinem Vater gehört. Dieser ist, als er
. Westellungen
* die Monate
November ««- Dezember
.^Men immer noch alle Postämter aus die täglich er-
"^vende Zeitung
-Pfälzer Bottsblatt"
der wöchentlichen Gratisbeilage „Der Eonntags-
sowie unsere Expedition Heidelberg, Zwirrger-
7, entgegen.
Expedition des „PMzer Volksblatt".
- Heidelberg Zwinger-raße 7
noch ganz jung war, ebenso unglücklich als reich verheira-
thet gewesen, so daß ihm nach dem Tode seiner Frau die
Lust vergangen war, es noch einmal zu versuchen. Seine
viel jüngere Schwester, eine Wittwe . . ."
„Frau Hilverda?"
„So, kennst Du ihren Namen?"
„Ja, die wird uns empfangen."
„Eine Offizierswittwe also, mit einem Söhnchen, wohnte
bei ihm; der alte Herr schien das Kind als sein eigenes
anzunehmen und lehrte ihn auch aus die Erbschaft rechnen
Bisweilen ging er mit,dem Knäbchen spazieren und sagte
»hm: „Siehst Du da tue Ländereien und Wälder, das alles
wird später Dein Eigenthum! Mutter und Sohn rechneten
denn auch fest darauf, bis eines Tages eine französische
Putzmacherin aus der Stadt, ein hübsches, fröhliches Ding,
das der Dame des Hauses ein Kleid anzumessen kam, von
einem Gewitter über fallen wurde, draußen blieb und sich
am Abend so artig zu benehmen wußte, daß der alte Herr
ganz in sie vernarrt wurde; acht Tage oarauf war er mit
ihr verlobt und nach sechs Wochen verheirathet. Frau Hil-
verda bewegte natürlich Himmel und Erde, um den unsin-
nigen Plan zu vereiteln, aber cs half ihr natürlich nichts.
Was mußte sie nun beginnen ? Ihr Vermögen war sehr
heruntergekommen; von ihrer kleinen Pension konnte sie
nicht leben. Die junge Frau konnte ihren alten Mann er-
heitern und verwöhnen, aber vom Haushalte verstand sie
nichts. Außerdem versprach der Baron, ihren Sohn stu-
dieren zu lassen und ganz für ihn sorgen zu wollen, wenn
sie bei ihm bliebe, und das that sie denn auch in des Him-
mels Namens bis auf den heutigen Tag?"
„Sind tue Eltern gestorben?"
„Ein Knabe ward geboren, und das war die schlimmste
Enttäuschung; dies schlug der letzten Hoffnung der Frau
Hilverda vollends den Boden aus. Als er drei Jahre alt
war, bekam er die gefährliche Halskrankheit; seine Mutter
pflegte ihn und da sie sehr zärtlich oar, küßte sie ihn viel-
leicht ru viel, so daß sie von der Krankheit angefteckt wurde
und starb. Der alte Herr lebte noch zehn Jahre nach dem
Tode ferner rweiten Frau, bis er vor etwa einem Dutzend
Jahren ebenfalls das Zeitliche gesegnet hat." (Forts, folgt.
Kundgebung der Geistlichkeit der
Wanste Breisach und Freiburg in Sachen
^Uichtbesehung des erzbischöflichen Stuhles,
»lid^ 19' haben die beiden Kapitel Breisach
^ Freiburg an letzterem Orte ihre Jahreskonferenz
rFWtcn. Nach derselben waren die Geistlichen
Kapitel bei einem gemeinschaftlichen Mittag-
beisammen. Bei dieser Gelegenheit wurde eine
.Mgeburg veranstaltet, über die man sich kaum
jj^bern wird. In vielen Jahren waren die Geist-
tzj der beiden Kapitel nicht so zahlreich beisammen,
dir R diesjährigen Konferenz. Zur Einleitung
Dr Arathungen war schon deS hochseligen Erzbischofs
y.^vhann Christian Roos gedacht worden, der bald
- * Achtjährigen Konferenz gestorben ist. Beim
E"nsamen Mittagsmahle brachte Herr Pfarrer
!e» L b- Dekan des Kapitels Freiburg, ein Hoch auf
M zOchwiirdigsten Herrn ErzdiSthuwSverweser aus.
kiin, ?"lchlusfe daran wurde von anderer Seite en
iahender Rede die äußerst befremdende Thatsache
baß nach Jahresfrist der erzbischöfliche Stuhl
,'wmcr unbesetzt sei. Dabei wurden drei Punkte
blonderem Nachdruck betont:
tzarltz H immer liegt die Kandidatenliste unerledigt in
viel auch von Trägern der Staatsgewalt
«Kommen worden sein mag, wann jeweils die
2. Melisne.
Nhlung von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
L. v. Heemstede.
M ließ nicht lange auf sich warten und dachte,
slku^Hn flüchtig ausgenommen hatte: „Ein angenehmes,
Aber Mes Neußer», noch ganz jung, ein .glattes Gesicht,
Mn? benslustige, kluge Augen, die magnetische Kraft be-
«llern^Lber dachte: „eine vornehme, reizende Erscheinung,
n geschmackvolle Toilette"; damit machte er eine
ter °Me Verbeugung und sagte einfach, aber mit grüße-
riNg^A'chiigkeit c.ls gewöhnlich bei dergleichen Verficher-
Kvikr m Fall ist, daß es ihm c'"? wahre Ehre und ein
Hol!?-Adrigen fei, die berühmte Künstlerin, Fräulein
U persönlich kennen zu lernen.
^tivort»°n° wies ihm einen Stuhl an und auf ihre Ver-
Ai;«"^a hin vertraute er sich dem gebrechlichen Dinge
Pvn,^?°hm ihm gegenüber Platz und frug, was ihr das
seines Besuches gewähre.
- - Swingen mich, gleich mit der Thür ins Haus zu
!«, Wte er lächelnd, „aber es ist vielleicht such besser
dir vi-i». b" Zeit ja mehr in Anspruch genommen ist als
iri U'wM. wohne auf dem Landgute „Schönburg"
-j^nbrecht, ein altes Haus mit einem großen Parke,
^«en desselben laste ich ein — ja, wie soll ich es
bsilzs.ur einen Pavillon ist es zu groß, und ein
lch es auch nicht betiteln — kurz, es ist eine
M daher habe ich es „Kaprice" getauft. Es ist aber
"Her», nicht fertig, denn ich finde immer etwas zu
Käst«'M hiazuzufügen. Ich war mir lange nicht klar,
dkft daran fehlte, aber jetzt weiß ich es: ein Kunst-
Ihrer Hand muß es noch ausschmücken."
.. schmeicheln mir mein Herr I"
sch die N.^Egentheile, es wird mir schmeichelhaft sein, wenn
M Ik^Sunstigirng erhalten werde, daß Sie einige Stun-
RchrrAdebaren Zett der Ausschmückung eines der Ge-
a^cheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Suserate die 1-fpaltige Petitzeile oder deren Rau«
^nUter^w"D bDlHM A Priv'atMzägen^s^wiefür
Kelberg monatlich SV F mit Trägerlohn, durch r Rabattbewrlligung.,
Post bezogen vierte«. -N 1.60 franco. ._Expedition: Zwingerftraße 7.
Melders, DmerMg dm 4.KmMr 1897.
Verantwortlicher Redakteur
Joseph Huber in Heidelberg.
Wiederbesetzung des erzbischöflichen Stuhles in Frage
stand, so ist doch in 70 Jahren etwas AehnlicheS
nicht vorgekommen. -Lei der kurzen Frist, welche dem
Domkapitel zur Feststellung und Ueberreichung der
Kandidatenliste zur Verfügung steht (bloß 4 Wochen
nach dem Ableben, also eigentlich höchstens 3 Wochen
da die ersten Tage nach dem Ableben Anderes zu be-
sorgen ist), ist sicher anzunehmen, daß eS in den aller-
nächsten Tagen ein volles Jahr wird, seitdem die
Liste in Karlsruhe überreicht worden ist. Deren
thunlichst rasche Erledigung war und ist eine staats-
rechtliche Verpflichtung, die nicht verletzt werden kann,
ohne daß das Rechtsbewußtsein des Volkes zu Schaden
kommt. Hätte das Domkapitel bei Feststellung seiner
Kandidatenliste vertragswidrig gehandelt, so wäre der
Staatsregierung der Weg nach Rom offen gestanden,
nachdem dem Domkapitel die entsprechende Mittheilung
gemacht gewesen wäre. Natürlich hätte eine Apellation
nach Rom nur dann Aussicht haben können, wenn sie
rechtlich begründet gewesen wäre.
Statt dessen die Liste einfach liege» lassen, Monat
um Monat die ganze Angelegenheit völlig ignoriren,
wie wenn die Frage der Wiederbesetzung gar nicht
existirte, das ist ein Verfahren, gegen welches sich
jegliches Rechtsgefühl aufbäumt.
Ferner wurde betont, daß man die Frage gar
nicht zu stellen, geschweige denn zu erörtern brauche,
wo die Schuld und die Verantwortung dafür zu suchen
sei, daß wir roch immer keinen Erzbischof haben und
die Angelegenheit wie in einem Stadium förmlicher
Versumpfung sich befinde.
Abgesehen davon, daß die Geschichte der Jage-
mann'schen Mission im Wesentlichen hinreichend bekannt
sei, würde man in Karlsruhe gewiß keinen Augenblick
zögern, die entsprechenden Mittheilungen in das
Publikum gelangen zu lassen, wenn das Domkapitel
irgend Etwas verschuldet hätte.
Endlich wurde noch besonders hervorgehoben, daß
der erste und einzig Verantwortliche in dieser Sache
Kultus- und StaatSnnliister Nokk sei. Man dürfe
sich in seinem Urlheil nicht irre machen lassen, wenn
dieses oder jenes über seine wirkliche oder angebliche
Stimmung und Meinung, sowie über wirkliche oder
angebliche Aeußerungen desselben erzählt werde. So
sehr auch das Verfahren der Staatsgewalt zur schärf-
sten Kritik nöthige, so könne doch der Großherzog selbst
nicht in die Erörterung hereingezogen werden. Er ist
der unverantwortliche Träger der Krone, den die
Minister auf den Gebieten ihres amtlichen Wirkens
mit ihrer Verantwortlichkeit zu decken haben. Nachdem
noch eingehend darauf hingewiesen worden war, wie
man uns glauben machen wolle, daß wir in der Aera
des Friedens und freundlichsten Einvernehmens zwischen
staatlicher und kirchlicher Gewalt uns befänden und
zu den hohen und höchsten Trägern der Staatsgewalt
vertrauensvoll emporzuschauen allen Anlaß hätten,
während auf der anderen Seite eS wahrhaft nicht an
Anzeichen dafür fehle, daß es dringend geboten sei,
die Katholiken des Landes nicht fernerhin in ihren
Rechtsgefühlen zu verletzen, wurde durch einstimmigen
Beschluß Folgendes ausgesprochen:
1. Es ist eine schreiende Mißachtung der wichtigsten
Rechte der katholischen Kirche deS Landes, daß die
Wiederbesetzung deS erzbischöflichen Stuhles trotz der
klarsten Bestimmung eines StaatSvertrageS durch die
Staatsgewalt verhindert wird.
2. ES find für den katholischen Theil des Lander
unerträgliche Zustände, wenn Solches sogar in Zeiten
angeblichen Friedens zwischen Staat und Kirche be-
klagt werden muß.
3. Ein solches Verfahren erscheint um so bedenk-
licher und für den treugesinnten katholischen Theil des
Landes um so verletzender, je mehr und eindringlicher
die ganze Entwicklung unserer öffentlichen Verhältnisse
dazu mahnt, die Katholiken des Landes zu beunruhi-
gen.
Wie die ganze Rede allseits den lebhaftesten Bei-
fall fand, so wurden diese Resolutionen in förmlicher
Abstimmung einmüthig angenommen. Nicht die lei-
seste Spur von Bedenken oder gar Widerspruch war
zu bemerken.
Wird die Großh. Regierung sich dazu entschließen,
diese Angelegenheit, die doch wahrlich nicht dazu an-
gethan war und kirchlicherseits nicht so behandelt
wurde, einen allseits unerwarteten Konflikt hsrvorzu-
rufen, ihre durch Staatsoertrag geregelte Erledigung
finden zu lassen? Lange kann der derzeitige Zustand
nicht dauern. Je länger Staats- und Kultusminister
Nokk zögert, das zu thun, was von Anfang an nicht
hätte unterbleiben sollen, desto unleidlicher und pein-
licher wird die ganze Sache. Man kann doch die
Dinge nicht auf die Spitze treiben wollen. Vor et-
was mehr als 30 Jahren ist allen Ernstes die Frage
oufgetaucht und aufgeworfen worden, ob die katholische
Kirche des Landes die mit der Staatsgewalt ge,
troffene» Vereinbarungen nicht künden solle. In dex
Frage der Besetzung kirchlicher Aemter sind de?
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
-Lwtngerftraßr 7.
»Warum nicht? Ich nehme gerne Bestellungen an,
wenn ich auch in den letzten Monaten sehr beschäftigt war;
ich hoffe bald, einige sreie Zeit ru meiner Verfügung zu
haben."
»Und ich hoffe, daß Sie dann auch Zeit und Lust fin-
den, „Kaprice" einmal in Augenschein zu nehmen? Meine
Tante, Frau Hilverda, die bei mir wohnt, verlangt sehr,
Ihre Bekanntschaft zu machen."
„Ich werde gerne mit meiner Schwester Ihrer Einla-
dung folgen."
„OI es wird mir eine grobe Freude sein, und wann
wollen Sie kommen? Darf ich Ihnen vielleicht am Mitt-
woch gegen 10 Uhr meinen Wagen senden? Nach dem
Frühstücke werden wir dann „Kaprice" besehen."
„Das würde mir schon konveniren, wir wollen es da-
her bei der Absprache lassen."
Herr von Alkeraede stand auf, grüßte höflich und ent-
fernte sich.
Miliane ging in das Wohnzimmer zurück und da Nette
noch nicht zu Hause war, setzte sie ihre Lektüre fort. Um
vier Uhr kam die ältere Schwester heim-
„Ist Dein Besuch dagewesen?" frug sie, „und —"
„Er hatte natürlich eine Bestellung, aber er schien hier
nicht darüber reden zu können und erwartet uns am Mitt-
woch auf seinem Landgute."
„Uns? Natürlich! Ich werde ihm gut helfen können.
Du weißt also nicht, ob Du sein Porträt machen sollst?"
„Nein, aber ich würde es gerne thun. Er hat ein sehr
angenehmes, offenes Gesicht und ein paar freundliche Augen,
die Dich gleich charmiren würden."
„Du liebst mehr die Mephistogesichter a la Prinz Hek-
tor, hm? Aber ich weiß schon mehr von dem Junker,
als Du!"
„So, was denn?"
„Erstens ist sein Dasein eine Enttäuschung."
„Das würde man nicht sagen; Täuschung ist etwa-,
daS ihm immer fremd bleiben müßte, scheint mir."
„Mn ja, er kann es nicht ändern, daß er zur Welt
kam- DaS Landgut hatte viele Jahre hindurch dem allen
Baron Alkeraede, seinem Vater gehört. Dieser ist, als er
. Westellungen
* die Monate
November ««- Dezember
.^Men immer noch alle Postämter aus die täglich er-
"^vende Zeitung
-Pfälzer Bottsblatt"
der wöchentlichen Gratisbeilage „Der Eonntags-
sowie unsere Expedition Heidelberg, Zwirrger-
7, entgegen.
Expedition des „PMzer Volksblatt".
- Heidelberg Zwinger-raße 7
noch ganz jung war, ebenso unglücklich als reich verheira-
thet gewesen, so daß ihm nach dem Tode seiner Frau die
Lust vergangen war, es noch einmal zu versuchen. Seine
viel jüngere Schwester, eine Wittwe . . ."
„Frau Hilverda?"
„So, kennst Du ihren Namen?"
„Ja, die wird uns empfangen."
„Eine Offizierswittwe also, mit einem Söhnchen, wohnte
bei ihm; der alte Herr schien das Kind als sein eigenes
anzunehmen und lehrte ihn auch aus die Erbschaft rechnen
Bisweilen ging er mit,dem Knäbchen spazieren und sagte
»hm: „Siehst Du da tue Ländereien und Wälder, das alles
wird später Dein Eigenthum! Mutter und Sohn rechneten
denn auch fest darauf, bis eines Tages eine französische
Putzmacherin aus der Stadt, ein hübsches, fröhliches Ding,
das der Dame des Hauses ein Kleid anzumessen kam, von
einem Gewitter über fallen wurde, draußen blieb und sich
am Abend so artig zu benehmen wußte, daß der alte Herr
ganz in sie vernarrt wurde; acht Tage oarauf war er mit
ihr verlobt und nach sechs Wochen verheirathet. Frau Hil-
verda bewegte natürlich Himmel und Erde, um den unsin-
nigen Plan zu vereiteln, aber cs half ihr natürlich nichts.
Was mußte sie nun beginnen ? Ihr Vermögen war sehr
heruntergekommen; von ihrer kleinen Pension konnte sie
nicht leben. Die junge Frau konnte ihren alten Mann er-
heitern und verwöhnen, aber vom Haushalte verstand sie
nichts. Außerdem versprach der Baron, ihren Sohn stu-
dieren zu lassen und ganz für ihn sorgen zu wollen, wenn
sie bei ihm bliebe, und das that sie denn auch in des Him-
mels Namens bis auf den heutigen Tag?"
„Sind tue Eltern gestorben?"
„Ein Knabe ward geboren, und das war die schlimmste
Enttäuschung; dies schlug der letzten Hoffnung der Frau
Hilverda vollends den Boden aus. Als er drei Jahre alt
war, bekam er die gefährliche Halskrankheit; seine Mutter
pflegte ihn und da sie sehr zärtlich oar, küßte sie ihn viel-
leicht ru viel, so daß sie von der Krankheit angefteckt wurde
und starb. Der alte Herr lebte noch zehn Jahre nach dem
Tode ferner rweiten Frau, bis er vor etwa einem Dutzend
Jahren ebenfalls das Zeitliche gesegnet hat." (Forts, folgt.
Kundgebung der Geistlichkeit der
Wanste Breisach und Freiburg in Sachen
^Uichtbesehung des erzbischöflichen Stuhles,
»lid^ 19' haben die beiden Kapitel Breisach
^ Freiburg an letzterem Orte ihre Jahreskonferenz
rFWtcn. Nach derselben waren die Geistlichen
Kapitel bei einem gemeinschaftlichen Mittag-
beisammen. Bei dieser Gelegenheit wurde eine
.Mgeburg veranstaltet, über die man sich kaum
jj^bern wird. In vielen Jahren waren die Geist-
tzj der beiden Kapitel nicht so zahlreich beisammen,
dir R diesjährigen Konferenz. Zur Einleitung
Dr Arathungen war schon deS hochseligen Erzbischofs
y.^vhann Christian Roos gedacht worden, der bald
- * Achtjährigen Konferenz gestorben ist. Beim
E"nsamen Mittagsmahle brachte Herr Pfarrer
!e» L b- Dekan des Kapitels Freiburg, ein Hoch auf
M zOchwiirdigsten Herrn ErzdiSthuwSverweser aus.
kiin, ?"lchlusfe daran wurde von anderer Seite en
iahender Rede die äußerst befremdende Thatsache
baß nach Jahresfrist der erzbischöfliche Stuhl
,'wmcr unbesetzt sei. Dabei wurden drei Punkte
blonderem Nachdruck betont:
tzarltz H immer liegt die Kandidatenliste unerledigt in
viel auch von Trägern der Staatsgewalt
«Kommen worden sein mag, wann jeweils die
2. Melisne.
Nhlung von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
L. v. Heemstede.
M ließ nicht lange auf sich warten und dachte,
slku^Hn flüchtig ausgenommen hatte: „Ein angenehmes,
Aber Mes Neußer», noch ganz jung, ein .glattes Gesicht,
Mn? benslustige, kluge Augen, die magnetische Kraft be-
«llern^Lber dachte: „eine vornehme, reizende Erscheinung,
n geschmackvolle Toilette"; damit machte er eine
ter °Me Verbeugung und sagte einfach, aber mit grüße-
riNg^A'chiigkeit c.ls gewöhnlich bei dergleichen Verficher-
Kvikr m Fall ist, daß es ihm c'"? wahre Ehre und ein
Hol!?-Adrigen fei, die berühmte Künstlerin, Fräulein
U persönlich kennen zu lernen.
^tivort»°n° wies ihm einen Stuhl an und auf ihre Ver-
Ai;«"^a hin vertraute er sich dem gebrechlichen Dinge
Pvn,^?°hm ihm gegenüber Platz und frug, was ihr das
seines Besuches gewähre.
- - Swingen mich, gleich mit der Thür ins Haus zu
!«, Wte er lächelnd, „aber es ist vielleicht such besser
dir vi-i». b" Zeit ja mehr in Anspruch genommen ist als
iri U'wM. wohne auf dem Landgute „Schönburg"
-j^nbrecht, ein altes Haus mit einem großen Parke,
^«en desselben laste ich ein — ja, wie soll ich es
bsilzs.ur einen Pavillon ist es zu groß, und ein
lch es auch nicht betiteln — kurz, es ist eine
M daher habe ich es „Kaprice" getauft. Es ist aber
"Her», nicht fertig, denn ich finde immer etwas zu
Käst«'M hiazuzufügen. Ich war mir lange nicht klar,
dkft daran fehlte, aber jetzt weiß ich es: ein Kunst-
Ihrer Hand muß es noch ausschmücken."
.. schmeicheln mir mein Herr I"
sch die N.^Egentheile, es wird mir schmeichelhaft sein, wenn
M Ik^Sunstigirng erhalten werde, daß Sie einige Stun-
RchrrAdebaren Zett der Ausschmückung eines der Ge-
a^cheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Suserate die 1-fpaltige Petitzeile oder deren Rau«
^nUter^w"D bDlHM A Priv'atMzägen^s^wiefür
Kelberg monatlich SV F mit Trägerlohn, durch r Rabattbewrlligung.,
Post bezogen vierte«. -N 1.60 franco. ._Expedition: Zwingerftraße 7.