Mlzer Volksblatt
ILgNch mit Ausnahme der Sonn- «. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder de
Oroan liir Malirkeii. Freikni <t- Lieiük.
WewU NMklM dm 26. AUW 1897.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber «»'Heidelberg.
herzliches Schlußwort des ehr«
Deruaz, der ungern die Gäste
wir mit Gottes Segen begonnen,
um reiche Früchte bitten. Frei-
kostbare Erinnerung reicher, wie
Bestrebungen des ocultistischen Romantiker- Julian,
dem Gregor von Nozianz zmief: „Meinst du, du seiest
allein eine Hellene ?" Schon damals kämpften die christ-
lichen Siudirenden in Athen mit Wucht gegen die
heidnischen Commilitonen.
Vor allem aber glänzten die mittelalterlichen Uni-
versitäten, die gleich den -ethischen Domen hinauS-
ragen über das eiserne und elektrische Zeitalter und
Zeugniß ablegen, von dem titanischen Geschlecht, das
damals lebte, titarenhaft im Guten wie im Bösin,
wie GörreS gesagt. Autonom und frei waren sie;
wärt wie heute, wo man vom Staate immer um Er-
laubniß betteln muß. Unter diesem Schutze und dieser
Freiheit entstanden denn so schnell und zahlreich die
Universitäten überall nach dem Muster der berühmten
Pariser Hochschule. Wie hoch die Schweizer die
BaSler Universität achteten, zeigte ein Vorfall bei der
Heimkehr von Nancy, als die Eidgenossen einen aus«
gegriffenen Studenten vor das UniversitätSgericht
brachten und die BaSler aufforderten, Sorge zu tragen
zur Universität. Ein Sohn Niklaus' von der Flüe studirte
ohne Furcht in Basel. Vielfach in Folge der Glaubens-
spaltung gingen die Universitäten riothwendig zurück.
EraSmuS von Rotterdam klagt in seinen Briefen bitter
darüber.
Gewiß; ist die Wissenschaft auch nur eine, so ist
die Wissenschaft doch nicht voraussetzungslos, und
deshalb haben heute katholische Universitäten ihre Be-
rechtigung. Wir verdanken viel Anregung Leo XIII.
Er, der alle Archive vorbehaltlos öffnete, bewies, daß
er vor der vollen und ganzen Wahrheit sich nicht
fürchtet. Ein Schriftsteller der vorigen Jahrhunderts
hat die Wissenschaft eine kalte und nüchterne genannt;
theilweise mit Rech». Nein, sie soll dem Frühlingstag
gleichen, der Wärme, Licht undWachsthum verbreitet.
Sorgen wir dafür, daß unsere Universitäten wärmen-
des, Helles Licht verbreiten! (Brausender Beifall.)
Darauf kurzes rührende- Abschiedswort des Präsi-
denten und ebenso
würdigen Bischofs
scheiden sieht. Wie
so wollen wir auch
bürg ist um eine
beim eucharistischen Congreß. Kommt bald wieder! —
Im Verein ml den übrigen anwesenden Bischöfen
ertheilte er der knieenden Versammlung den oberhirt-
lichen Segen.
bald Beides zugleich. Nein, wenn ich gut hinschaue, haben
Sie gar keine Aehnlichkeit damit; sie war blond wie Sold,
nein, sie war . . . ." viel schöner, wollte sie sagen, aber sie
bedachte sich zur rechten Zeit und fuhr fort: „Ich habe
noch gute Augen, Gott sei Dank. Wenn ich sehe, wie jün-
gere Leute immer eine Brille nöthig haben, dann muß ich
dem lieben Gott wohl dankbar sein"
„Ich kann keinen Buchstaben ohne Brille lesen."
„Und der junge Herr erst! Er muß immer ein . . .
wie heißt so ein Ding? . . - auf der Nase haben."
„Er hat seine Augen auch tüchtig gebraucht."
„Na, das soll ich meinen. Aber kennt Ihr das Sprich-
wort, Fräulein Küpper, daß Thränen die Auge« am mei-
sten auswaschen?'
„3a sicher! Ich habe eine Tante, die buchstäblich
sich blind geweint hat, weil sie zwei Kinder auf einmal
verlor. Nun, bei Herrn Adalbert wird das wohl nicht der
Fall sein."
„Oh nein, ich habe nur einmal Thränen in seinen
Augen gesehen," erwiderte Martha. „ES war, als die
Baronin auf der Bahre lag. Ihr wißt ja, daß sie vom
Pferde gestürzt ist."
„Seine Mutter?"
„Nein feine Schwägerin! 'S ist zu lang, um es zu er-
zählen; er sollte sie geheirathet haben; aber ach, das junge
Völkchen kennt nie sein eigenes Glück. Er war ganz böse
auf seinen eigenen Bruder und achtete auf sie, aber als sie
todt war, kam er ganz still mitten in der Nacht zu der
Leiche, und da sah ich ihn weinen, wie ich es noch nie bei
einem Manne erlebt habe. Aber seinem Bruder schickte er
nichts als ein Visitenkärtchen."
„Und dann?" fragte Margo gespannt.
„Ja, das hören die jungen Leute gern," fuhr Martha
fort. Nun, die Geschichte ist aus. Ich habe er nie Jemanden
erzählt, wenn es mir auch oft auf den Lippen brannte, als
ich hörte, wie sie auf den jungen Herrn schimpften, weil er
so unversöhnlich war "
(Fortsetzung folgt.)
Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
Cram für Wahrheit, Freiheit L KeM.
»» ' Rabattbewrllrgung.
_
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwsirgrrßraße 7.
Noch wenige Woche«
^ü'totion für die badische« La«dtagkWahle«
chnu Arforg. Tie B'we-ung wird der hohen
der diesmaligen Wchlen evtsprecherd
dfig * ''"k sehr heftige werden und der kalhol.
^bei ein Hcupiontheil zufoller. Ihre Arbeit
rur dorn «irr erfolgreiche sein, wein sie
^8>'ckst -rosen Leser- und Wählerkreise zöge-
> karnm lieg» du auSgirbigste Berbreil««-
Prrfse auch speziell im Jrteresse unserer
und somit euch im Interesse aller Ter-
Weiche den Sturz der bisheriger, unheilvollen
Parteiherrfchaft durch die nächsten Wahlen
Mre» wollen.
tz,.. lasse sich deshalb schon für den Monat
^Sel d'e Verbreitung ter kalhol. Presse recht
jj,^en sein. Die Feldarbeiten vermindern sich,
4ri!u E Karden kürzer, Zeit und Gelegenheit zur
„h /^lektüre sind also euch auf dem Lande schon
f^ vorhanden, als während des Hoch-
Dazu kommt, daß in der nächsten Woche
Eh«t der 44. deutsche Katholikentag statt-
Mk»' Verhandlungen für alle Katholiken von
Interesse sind.
A "suchen also unsere Freunde, namentlich in
Huh. Wirken, i« denen LandtogSwahlen stattzufinden
Hch' l'cht eifrig für die Verbreitung unsere« Blattes
iu wollen; ober auch in Bezirken, wo keine
bevorstehen, ist es empfehlenSwerth.
^trrvztionalr wissenschaftliche Kalho-
liken-Congreß in Freiburg.
i>il^ lei uns zunächst gestattet, mit wenigen Worten
tiuh'z ""erstag ncchmittagS im Theatersaale des Col-
„ ^gehaltenen internationalen Versammlung der
»«r ^Sen Erwähnung zu thun. Allerdings folgten
Hr. und Schweizer der Einladung des Herrn
* (St. Gallen). Unter dem Präsidium des
SozialreformerS und Schriftstellers Pfr.
der Rheinprovinz fand ein Gedanken-
die Berufsgenossenschaften nach Thesen
Dir einzige Tochter. «Ln"
^ei,'-H nicht zu Hause; da wollen wir jetzt zum Schloß
wenn wir gegessen haben. Denken Sie sich,
Mz -n Lch zwei Mägde unter mir, und Sie werden
'Huri haben, als dreimal in der Woche Abends
^4«,^ zu geben und noch ein paar Stunden Lesen,
, w. ?nd dergleichen mehr."
Wes?-, <m Mahle, das der ermüdeten Marx» trefflich
Aatky' »tzte Fräulein Küpper ihren Hut auf und fragte
W ltzer'.«?! Ke "nn spazieren gehen wolle. Margo war
Maix Mm bereit. Sie gingen über die sich schlängelnde
^ien'kj, das Schloß erreicht hatten. Vordem Thore
M <G^i?khen, und Margo schaute um sich. Was sie sah,
» ihrer sihr verschieden von dem Bild, das sie sich
m Überaus den Erinnerungen ihrer ersten Jugend
U konn,."ühlungen ihres Vaters gemacht hatte. Aber
K°r si»'-cc-ne sich einen Augenblick vorftellen, wie das
Whljtz ^„?nnete, und ihre jugendliche Mutter heraustritt,
N eivin. Ä.ubensluftig, ohne nur zu ahnen, wie der Tod
Dalt «n. 'kl» weiter erwartete in einer schrecklichen
Ute, suchte das Fenster, wohin man sie getragen
^kse den letzten Gruß ihrer Mutter zu empfangen.
machten sie still.
Äi.^lt Ihnen?" fragte Fräulein Klipper.
v .M-Wundere die schöne Aussicht!" antwortete Margo.
. nicht wahr? Sehen Sie einmal die Stadt
Mlier A"d all die Schornsteine. ES ist nun viel
M sw?, sonst; der Weg war hier so steil. Haben Sie
Mtt ö.Uusi von Jakob Draivlieg da unten das eiserne
Mw, dj, An? Da ist Herrn Adelbert's Schwägerin ge-
hjAn^E- Sie müssen die alte Martha einmal
Worten zog Fräulein Klipper dir Klingel,
u -3ch Martha öffnete.
ri,»?«s Herr Adelbert wäre," murmelte sie,
«tkin?- Ar so heftig an der Schelle? Wollt Ihr
stet», wie sie Dr. Eberle ausgearbeitet. ES mochten
sich zwei Strömungen geltend. Die einen waren für
Obligatorium und dementsprechend Abschaffung der
vollen Gtweibefreihei», wie Dr. Feigenwinter, Dr.
Beck und einige Deutsche. Auf der ande»n Seile wur-
den die Schwierigkeiten besonders betont von Augustist
(Bern), der deshalb Gegner der BerufSgenvssenschaften
ist, weil sie in dem zukünftigen Fabrikbetrirb nicht
leicht uöglicb sind.
In den Versoumlungen der juristisch srciakenScc-
tion, wo die Franzosen de Minuten, halte man deutlich
ersehen können, daß die Franzosen sehr zurückhaltend
u. geradezu ablehnend sind gegenüber einem stcatlichen
Obligatorium.
Bei der Generalveisoumlung um 11 Uhr zeigte
eS sich, doß, wenn auch einzelne Theilnehmer abgereist
waren, immerhin die Zahl der Anwesenden hinter den
früher» Versammlungen wenig zurückblieb.
Zurrst sprach Hr. de KirWan (Paris), gew. Insxec-
teur gönörul äes eaux et köret», über progressive
Evoluiiou der Erkenntniß von den untersten Thiere»
bis zum Menschen. Der Grundgedanke keS vielleicht
für eine Generalversammlung allzu wissenschaftlichen
Vortrages läßt sich dahin zusammen fassen: daß wohl
eine graduelle Steigerung der Erkenntniß oder Wahr-
nehmung vorhanden ist, aber von eigentlicher In-
trügen; erst beim Menschen gesprochen werten kann.
(Beifall.)
Mit Beifall begrüßt, trat nun Dr. DccurtinS auf,
um über die Kirche und die Universität zu spreche».
In seiner berühmten Rektoratsrede über Universitäten
und Geistesfreiheit, war er schon mit seiner großen
katholischen Vergangenheit gebrochen, hat Döllinger
die Universitäten fälschlich als Töchter deS Staates
bezeichnet. Nein, sie find aus der Kirche hervorge-
wachsen, wenn sie nachher auch stolz sich von ihrer
Mutter loSsagten ! Selbst Fichte sagt, alle- Bestehende
geht im Grunde auf das Christenthum zurück. Schon
die Alexandriner Katechetenschule mit Clemens u. Ori-
genes pflanzte auf das Lehrgebäude der alten Wissen«
schäft das Kreuz auf und pfropfte den edlen Zweig
auf den wilden Oelkaum. Unter dem KreuzeSbauner
darf die christliche Wissenschaft sich an alles wagen,
ohne Furcht, wie Odysseus, den Schülern die Ohren
verstopfen zu müssen. Man muß, wie schon Origenes
sagt, den Gegner gänzlich kennen, um ihn richtig be-
kämpfen zu können. BosiliuS empfiehlt die Lcctüre der
Klassiker, uw, wie die Bienen, den guten Honig überall
zu sammeln. Wie tief die Christen die Bedeutung
der Wissenschaft erfaßten, zeigt der Kampf gegen die
„Wenn's gefällig ist, Mariha; tas Fräulein hier
wollte gern das Schloß sehen."
„Co meint sie, daß cs für ein Trinkgeld zu sehen
wäre? Es siebt hier drirnen nichts zu sehen, Fräulein.
Mein gütiger Himmel, dachte ich doch wahrlich daß es die
Baronin wäre, io von der Seite. O, wie können alte Au-
gen einen Menschen doch foppen!"
„Dürfen wir nicht herein?"
„Nun, ein Augenblickchen denn. Ist es Euer Nicht-
chen?"
„Nein, eine Bekannte des Herrn Pfarrers."
„Nun, dann werdet Ihr wohl ein Täßchen Thee bei
mir trinken wollen?"
„Ja, Mariha, um Euch die Wahrheit zu gestehen, da-
rauf habe ich Wohl ein wenig gerechnet. Ich wußte wohl,
daß wir so nicht weggeschickt werden würden. Kommen
Sie, Fräulein, treten Sie nur herein. Haben Sie nie ein
altes Schloß gesehen, daß sie sich so wundervoll um«
schauen?"
„In so großer Nähe nicht — seit langer Zett."
„Ja, so'n schönes Schloß findet man auch nicht alle
Tage. Es ist Alles roch ganz schön möblirt. DaS hat
Herr Adalbert erst für feinen Vater machen lassen, aber
der starb in Amerika; dann für den Herrn Bcnvn, und
der hat alle- verspielt; ober ich will nicht über Familien-
sachen sprechen, die sind längst begraben, sagt der junge
Herr"
„Ha, ha," lachte Fräulein Klipper, „ein schöner junger
Herr! Tonn bin ich auch noch eine junge Dame- Aber,
liebes Kir-d" — sie mußte sich vor Martha etwas familär
mit der Fremden zeigen — „Sie sagen nichts!"
.Aber sie besteht sich olles, und das ist bester als das
unaufhörliche Geplauder. Wenn ich Sie so ansche, denke
ich immer gleich an die selige Baronin. Wie komme ich
nur dazu?'
Margo war einigermaßen verlegen; sie lächelte und
fragte die alte Frau, ob die Baronin doS Haar auch so
kurz getragen habe.
„Du lieber Himmel, nein I Sie trug da- Haar alle
zwei Tage anders; bisweilen hoch, dann wieder in Locken,
ILgNch mit Ausnahme der Sonn- «. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder de
Oroan liir Malirkeii. Freikni <t- Lieiük.
WewU NMklM dm 26. AUW 1897.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber «»'Heidelberg.
herzliches Schlußwort des ehr«
Deruaz, der ungern die Gäste
wir mit Gottes Segen begonnen,
um reiche Früchte bitten. Frei-
kostbare Erinnerung reicher, wie
Bestrebungen des ocultistischen Romantiker- Julian,
dem Gregor von Nozianz zmief: „Meinst du, du seiest
allein eine Hellene ?" Schon damals kämpften die christ-
lichen Siudirenden in Athen mit Wucht gegen die
heidnischen Commilitonen.
Vor allem aber glänzten die mittelalterlichen Uni-
versitäten, die gleich den -ethischen Domen hinauS-
ragen über das eiserne und elektrische Zeitalter und
Zeugniß ablegen, von dem titanischen Geschlecht, das
damals lebte, titarenhaft im Guten wie im Bösin,
wie GörreS gesagt. Autonom und frei waren sie;
wärt wie heute, wo man vom Staate immer um Er-
laubniß betteln muß. Unter diesem Schutze und dieser
Freiheit entstanden denn so schnell und zahlreich die
Universitäten überall nach dem Muster der berühmten
Pariser Hochschule. Wie hoch die Schweizer die
BaSler Universität achteten, zeigte ein Vorfall bei der
Heimkehr von Nancy, als die Eidgenossen einen aus«
gegriffenen Studenten vor das UniversitätSgericht
brachten und die BaSler aufforderten, Sorge zu tragen
zur Universität. Ein Sohn Niklaus' von der Flüe studirte
ohne Furcht in Basel. Vielfach in Folge der Glaubens-
spaltung gingen die Universitäten riothwendig zurück.
EraSmuS von Rotterdam klagt in seinen Briefen bitter
darüber.
Gewiß; ist die Wissenschaft auch nur eine, so ist
die Wissenschaft doch nicht voraussetzungslos, und
deshalb haben heute katholische Universitäten ihre Be-
rechtigung. Wir verdanken viel Anregung Leo XIII.
Er, der alle Archive vorbehaltlos öffnete, bewies, daß
er vor der vollen und ganzen Wahrheit sich nicht
fürchtet. Ein Schriftsteller der vorigen Jahrhunderts
hat die Wissenschaft eine kalte und nüchterne genannt;
theilweise mit Rech». Nein, sie soll dem Frühlingstag
gleichen, der Wärme, Licht undWachsthum verbreitet.
Sorgen wir dafür, daß unsere Universitäten wärmen-
des, Helles Licht verbreiten! (Brausender Beifall.)
Darauf kurzes rührende- Abschiedswort des Präsi-
denten und ebenso
würdigen Bischofs
scheiden sieht. Wie
so wollen wir auch
bürg ist um eine
beim eucharistischen Congreß. Kommt bald wieder! —
Im Verein ml den übrigen anwesenden Bischöfen
ertheilte er der knieenden Versammlung den oberhirt-
lichen Segen.
bald Beides zugleich. Nein, wenn ich gut hinschaue, haben
Sie gar keine Aehnlichkeit damit; sie war blond wie Sold,
nein, sie war . . . ." viel schöner, wollte sie sagen, aber sie
bedachte sich zur rechten Zeit und fuhr fort: „Ich habe
noch gute Augen, Gott sei Dank. Wenn ich sehe, wie jün-
gere Leute immer eine Brille nöthig haben, dann muß ich
dem lieben Gott wohl dankbar sein"
„Ich kann keinen Buchstaben ohne Brille lesen."
„Und der junge Herr erst! Er muß immer ein . . .
wie heißt so ein Ding? . . - auf der Nase haben."
„Er hat seine Augen auch tüchtig gebraucht."
„Na, das soll ich meinen. Aber kennt Ihr das Sprich-
wort, Fräulein Küpper, daß Thränen die Auge« am mei-
sten auswaschen?'
„3a sicher! Ich habe eine Tante, die buchstäblich
sich blind geweint hat, weil sie zwei Kinder auf einmal
verlor. Nun, bei Herrn Adalbert wird das wohl nicht der
Fall sein."
„Oh nein, ich habe nur einmal Thränen in seinen
Augen gesehen," erwiderte Martha. „ES war, als die
Baronin auf der Bahre lag. Ihr wißt ja, daß sie vom
Pferde gestürzt ist."
„Seine Mutter?"
„Nein feine Schwägerin! 'S ist zu lang, um es zu er-
zählen; er sollte sie geheirathet haben; aber ach, das junge
Völkchen kennt nie sein eigenes Glück. Er war ganz böse
auf seinen eigenen Bruder und achtete auf sie, aber als sie
todt war, kam er ganz still mitten in der Nacht zu der
Leiche, und da sah ich ihn weinen, wie ich es noch nie bei
einem Manne erlebt habe. Aber seinem Bruder schickte er
nichts als ein Visitenkärtchen."
„Und dann?" fragte Margo gespannt.
„Ja, das hören die jungen Leute gern," fuhr Martha
fort. Nun, die Geschichte ist aus. Ich habe er nie Jemanden
erzählt, wenn es mir auch oft auf den Lippen brannte, als
ich hörte, wie sie auf den jungen Herrn schimpften, weil er
so unversöhnlich war "
(Fortsetzung folgt.)
Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
Cram für Wahrheit, Freiheit L KeM.
»» ' Rabattbewrllrgung.
_
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwsirgrrßraße 7.
Noch wenige Woche«
^ü'totion für die badische« La«dtagkWahle«
chnu Arforg. Tie B'we-ung wird der hohen
der diesmaligen Wchlen evtsprecherd
dfig * ''"k sehr heftige werden und der kalhol.
^bei ein Hcupiontheil zufoller. Ihre Arbeit
rur dorn «irr erfolgreiche sein, wein sie
^8>'ckst -rosen Leser- und Wählerkreise zöge-
> karnm lieg» du auSgirbigste Berbreil««-
Prrfse auch speziell im Jrteresse unserer
und somit euch im Interesse aller Ter-
Weiche den Sturz der bisheriger, unheilvollen
Parteiherrfchaft durch die nächsten Wahlen
Mre» wollen.
tz,.. lasse sich deshalb schon für den Monat
^Sel d'e Verbreitung ter kalhol. Presse recht
jj,^en sein. Die Feldarbeiten vermindern sich,
4ri!u E Karden kürzer, Zeit und Gelegenheit zur
„h /^lektüre sind also euch auf dem Lande schon
f^ vorhanden, als während des Hoch-
Dazu kommt, daß in der nächsten Woche
Eh«t der 44. deutsche Katholikentag statt-
Mk»' Verhandlungen für alle Katholiken von
Interesse sind.
A "suchen also unsere Freunde, namentlich in
Huh. Wirken, i« denen LandtogSwahlen stattzufinden
Hch' l'cht eifrig für die Verbreitung unsere« Blattes
iu wollen; ober auch in Bezirken, wo keine
bevorstehen, ist es empfehlenSwerth.
^trrvztionalr wissenschaftliche Kalho-
liken-Congreß in Freiburg.
i>il^ lei uns zunächst gestattet, mit wenigen Worten
tiuh'z ""erstag ncchmittagS im Theatersaale des Col-
„ ^gehaltenen internationalen Versammlung der
»«r ^Sen Erwähnung zu thun. Allerdings folgten
Hr. und Schweizer der Einladung des Herrn
* (St. Gallen). Unter dem Präsidium des
SozialreformerS und Schriftstellers Pfr.
der Rheinprovinz fand ein Gedanken-
die Berufsgenossenschaften nach Thesen
Dir einzige Tochter. «Ln"
^ei,'-H nicht zu Hause; da wollen wir jetzt zum Schloß
wenn wir gegessen haben. Denken Sie sich,
Mz -n Lch zwei Mägde unter mir, und Sie werden
'Huri haben, als dreimal in der Woche Abends
^4«,^ zu geben und noch ein paar Stunden Lesen,
, w. ?nd dergleichen mehr."
Wes?-, <m Mahle, das der ermüdeten Marx» trefflich
Aatky' »tzte Fräulein Küpper ihren Hut auf und fragte
W ltzer'.«?! Ke "nn spazieren gehen wolle. Margo war
Maix Mm bereit. Sie gingen über die sich schlängelnde
^ien'kj, das Schloß erreicht hatten. Vordem Thore
M <G^i?khen, und Margo schaute um sich. Was sie sah,
» ihrer sihr verschieden von dem Bild, das sie sich
m Überaus den Erinnerungen ihrer ersten Jugend
U konn,."ühlungen ihres Vaters gemacht hatte. Aber
K°r si»'-cc-ne sich einen Augenblick vorftellen, wie das
Whljtz ^„?nnete, und ihre jugendliche Mutter heraustritt,
N eivin. Ä.ubensluftig, ohne nur zu ahnen, wie der Tod
Dalt «n. 'kl» weiter erwartete in einer schrecklichen
Ute, suchte das Fenster, wohin man sie getragen
^kse den letzten Gruß ihrer Mutter zu empfangen.
machten sie still.
Äi.^lt Ihnen?" fragte Fräulein Klipper.
v .M-Wundere die schöne Aussicht!" antwortete Margo.
. nicht wahr? Sehen Sie einmal die Stadt
Mlier A"d all die Schornsteine. ES ist nun viel
M sw?, sonst; der Weg war hier so steil. Haben Sie
Mtt ö.Uusi von Jakob Draivlieg da unten das eiserne
Mw, dj, An? Da ist Herrn Adelbert's Schwägerin ge-
hjAn^E- Sie müssen die alte Martha einmal
Worten zog Fräulein Klipper dir Klingel,
u -3ch Martha öffnete.
ri,»?«s Herr Adelbert wäre," murmelte sie,
«tkin?- Ar so heftig an der Schelle? Wollt Ihr
stet», wie sie Dr. Eberle ausgearbeitet. ES mochten
sich zwei Strömungen geltend. Die einen waren für
Obligatorium und dementsprechend Abschaffung der
vollen Gtweibefreihei», wie Dr. Feigenwinter, Dr.
Beck und einige Deutsche. Auf der ande»n Seile wur-
den die Schwierigkeiten besonders betont von Augustist
(Bern), der deshalb Gegner der BerufSgenvssenschaften
ist, weil sie in dem zukünftigen Fabrikbetrirb nicht
leicht uöglicb sind.
In den Versoumlungen der juristisch srciakenScc-
tion, wo die Franzosen de Minuten, halte man deutlich
ersehen können, daß die Franzosen sehr zurückhaltend
u. geradezu ablehnend sind gegenüber einem stcatlichen
Obligatorium.
Bei der Generalveisoumlung um 11 Uhr zeigte
eS sich, doß, wenn auch einzelne Theilnehmer abgereist
waren, immerhin die Zahl der Anwesenden hinter den
früher» Versammlungen wenig zurückblieb.
Zurrst sprach Hr. de KirWan (Paris), gew. Insxec-
teur gönörul äes eaux et köret», über progressive
Evoluiiou der Erkenntniß von den untersten Thiere»
bis zum Menschen. Der Grundgedanke keS vielleicht
für eine Generalversammlung allzu wissenschaftlichen
Vortrages läßt sich dahin zusammen fassen: daß wohl
eine graduelle Steigerung der Erkenntniß oder Wahr-
nehmung vorhanden ist, aber von eigentlicher In-
trügen; erst beim Menschen gesprochen werten kann.
(Beifall.)
Mit Beifall begrüßt, trat nun Dr. DccurtinS auf,
um über die Kirche und die Universität zu spreche».
In seiner berühmten Rektoratsrede über Universitäten
und Geistesfreiheit, war er schon mit seiner großen
katholischen Vergangenheit gebrochen, hat Döllinger
die Universitäten fälschlich als Töchter deS Staates
bezeichnet. Nein, sie find aus der Kirche hervorge-
wachsen, wenn sie nachher auch stolz sich von ihrer
Mutter loSsagten ! Selbst Fichte sagt, alle- Bestehende
geht im Grunde auf das Christenthum zurück. Schon
die Alexandriner Katechetenschule mit Clemens u. Ori-
genes pflanzte auf das Lehrgebäude der alten Wissen«
schäft das Kreuz auf und pfropfte den edlen Zweig
auf den wilden Oelkaum. Unter dem KreuzeSbauner
darf die christliche Wissenschaft sich an alles wagen,
ohne Furcht, wie Odysseus, den Schülern die Ohren
verstopfen zu müssen. Man muß, wie schon Origenes
sagt, den Gegner gänzlich kennen, um ihn richtig be-
kämpfen zu können. BosiliuS empfiehlt die Lcctüre der
Klassiker, uw, wie die Bienen, den guten Honig überall
zu sammeln. Wie tief die Christen die Bedeutung
der Wissenschaft erfaßten, zeigt der Kampf gegen die
„Wenn's gefällig ist, Mariha; tas Fräulein hier
wollte gern das Schloß sehen."
„Co meint sie, daß cs für ein Trinkgeld zu sehen
wäre? Es siebt hier drirnen nichts zu sehen, Fräulein.
Mein gütiger Himmel, dachte ich doch wahrlich daß es die
Baronin wäre, io von der Seite. O, wie können alte Au-
gen einen Menschen doch foppen!"
„Dürfen wir nicht herein?"
„Nun, ein Augenblickchen denn. Ist es Euer Nicht-
chen?"
„Nein, eine Bekannte des Herrn Pfarrers."
„Nun, dann werdet Ihr wohl ein Täßchen Thee bei
mir trinken wollen?"
„Ja, Mariha, um Euch die Wahrheit zu gestehen, da-
rauf habe ich Wohl ein wenig gerechnet. Ich wußte wohl,
daß wir so nicht weggeschickt werden würden. Kommen
Sie, Fräulein, treten Sie nur herein. Haben Sie nie ein
altes Schloß gesehen, daß sie sich so wundervoll um«
schauen?"
„In so großer Nähe nicht — seit langer Zett."
„Ja, so'n schönes Schloß findet man auch nicht alle
Tage. Es ist Alles roch ganz schön möblirt. DaS hat
Herr Adalbert erst für feinen Vater machen lassen, aber
der starb in Amerika; dann für den Herrn Bcnvn, und
der hat alle- verspielt; ober ich will nicht über Familien-
sachen sprechen, die sind längst begraben, sagt der junge
Herr"
„Ha, ha," lachte Fräulein Klipper, „ein schöner junger
Herr! Tonn bin ich auch noch eine junge Dame- Aber,
liebes Kir-d" — sie mußte sich vor Martha etwas familär
mit der Fremden zeigen — „Sie sagen nichts!"
.Aber sie besteht sich olles, und das ist bester als das
unaufhörliche Geplauder. Wenn ich Sie so ansche, denke
ich immer gleich an die selige Baronin. Wie komme ich
nur dazu?'
Margo war einigermaßen verlegen; sie lächelte und
fragte die alte Frau, ob die Baronin doS Haar auch so
kurz getragen habe.
„Du lieber Himmel, nein I Sie trug da- Haar alle
zwei Tage anders; bisweilen hoch, dann wieder in Locken,