pfcher Wksblatt
LLPost bezogen viertel-.
DMbklg, NmmrstL de» 7. GWder 1897.
Nur viel Geduld und gleich!
Mß auch dazu ein Tröpjch
Aelb Deine F>and ru keiner
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Herdelberg,
Lwingrrstraße 7.
Eine neue Concursordrmng.
Angelegenheit einer Abänderung der ConcurS-
stbn»^ vom 10. Februar 1877 befindet sich nun
fünf Jahren in der Schwebe. Bereits Ende
t»ae > sagte die Regierung, als im Reichs-
«in» ^"rauf bezüglicher Antrag eingebracht wurde,
duk s-5^ke Revision zu. Als eine derartige Vorlage
Teni H Karten ließ, brachten am 5. Juli 1893 die
Dr ^"sabgeordueten Dr. Riutelen, Groeber, Spahn,
H^achem und Dr. Hitze einen selbstentworfenen
hj.'^Vorschlag an den Reichstag, der aber unerle-
ei«e» « "den ist. Nunmehr hat die Regierung selbst
likar» . v^urf zu einer neuen Concursordnung aus
tz,, "tet und bereits den obern Gerichtsbehörden zur
Zeit übersandt. ES dürfte daher an der
h,.vin, stur Wünsche wieder vorzubringen und zu
welche unseres Erachtens erfüllt werden
Md ' ^nn die neue ConcurSordnung mit den Miß-
sich b ' "Elche auf dem Gebiete des CorcurSwesenS
herausgebildet haben, gründlich ausräumen soll.
HM ^kgner eines solchen gesetzgeberischen Borge-
""den wahrscheinlich vor allem einwmden, eine
yy.?Erung der Concursordnung sei überhaupt nicht
d,?Andig, weil einerseits die Zahl der Corcurfr in
Prahme begriffen, und anderseits die Höhe der
Won. ' .welche bei Zwangsvergleichen den Gläubigern
Zeit gestiegen sind. Nun ist es ja
- IV. Duatral
. Men immer noch alle Postämter auf die täglich er«
EWende Zeitung
.Pfalzer Bolksblatt"
wöchentlichen Gratisbeilage „Der Sonntags«
L sowie unsere Expedition Heidelberg, Zwinger-
Etße 7, entgegen. Die bereits erschienenen Num-
En werden nachgeliefert.
Spedition des „PMer Volksblstt".
Heidelberg, Zwingerstraße 7
Ein Frauenschicksal.
»ew»." Mittheilungen meiner Mutter, die Ausklärungen
mgemutter und meines Pflegevaters, die sich ge-
Lch°i! ,^krkänjten, haben mich in Stand gesetzt, nun das
Leiden meiner Mutter in einem Gesammtbilde
Aal Mb». Es zeigt uns, daß, wenn der Mensch sich ein-
ein Hauptgebot hirwcgfitzt, er gar leicht dazu
>n ei»kn,""Zen kann, ein anderes zu übertreten, daß dann
sticke ganz verdorbenen Gemüthe die Lügendem-
tiesx nA? Gewöhnungen wicdertehren, zur Reue führen,
ychtin Ar dann aussöhnen kann, wenn sie sich auf-
KL K°it wendet.
Airtn^E ^ugendcindrücke werden aber nur dann diese
M. w^^sübkn, wenn sie nicht bloß vom Verstände er-
l>»s -is,,!°etn auch tief ins G«müth eingeprägt werden und
"nm lebendigen, festen Glauben beruhen.
3. Eltern und Jugendleben.
Nur viel Geduld und gleichviel festen Muth;
Mb auch dazu ein Tröpfchen leichtes Blut,
Aw Deine Hand zu keiner Bitte wund,
kau Dein Wort drei- viermal in dem Mund.
Arstobe Jeden, der Dir schmeichelnd naht,
und drück ihn «eg, wenn er Geheimes hat.
Wirsch niemals Dich in Deines Nachbarn Streit,
Mch gieße immer Balsam in sein Leid,
Armm Ude Stunde, wie sie eben ist,
und schüttle nicht, wenn trüb die Mischung flieht.
, Allgemeine Lebensregeln.
ihrer El?»»Mutter Anna war und blieb das einzige Kind
düst« -Der Vater war ein Küfer und Küblcr. Da
^^gena»'? binbr Weingegend einträgliche Gewerb nicht
n»d Ng. v kannte, sondern auch mit eisernem Fleiße betrieb
2 sich ai?e. Einem mäßigen Verdienste begnügte, so erwarb
str jsgx ^de Kundschaft und zwar langsam aber stetig ein
sU-d tz»r,,Mind recht respektables Vermögen. Er erweiterte
«'ch «üd A"E «rt «dem Lahre sein Anwesen. Wie wohl
Aach ein wohlhabender Mann geworden, änderte
tstgttch mit Ausnahme der Sonn- u. Suserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
Organ für WaßMi, FMÄ L KM.
Expeditto«: Zwingerstratze 7.
richtig, daß im Jahre 1896 in Deutschland nur 6191
Coccursverfahren eröffnet worden sind, wogegen 6431
im Jahre 1895; auch ist das erwähnte Quotenver-
hältniß durchschnittlich etwas besser geworden, indem
im Zwangsvergleich 10—20 pCt. nur in 318 Fällen
(gegen 373 in 1895), 20—30 pCt. nur in 499 (541)
Fällen, 30—40 pCt. nur in 329 (337) Fällen, 40
bis 50 pCt. nur in 176 (194) Fällen gezahlt wurden,
und die Fälle höherer Quoten sich gemehrt haben, so
127 (gegen 105) Fälle mit 50—60 pCt., 47 (37)
Fälle mit 60—70 pCt. Dagegen ist aber einzuwen-
den, daß die Fälle mit verhältnißmäßig befriedigen-
dem ZwaugSvergleiche gleichzeitig abgenommen haben,
so die mit 70—80 pCt. von 20 Fällen in 1895 auf
17 in 1896, die mit 80 bis 90 pCt. von 4 auf 3
und die mit 90—100 pCt. von 10 auf 6 Fälle,
während gleichzeitig die Zahl der ganz erbärmlichen
Vergleiche — in denen die Gläubiger nicht einmal 10
pCt. erhielten, von 83 Fällen in 1895 auf 93 in
1896 gestiegen ist. Jmmeihiu ist, wie schon zuge-
geben wurde, im allgemeinen gegen dos Jahr 1895
der bei den Zwangsvergleichen erzielte Procentsatz et-
was gestiegen, indem in 12,4 pCt. aller Fälle mehr
als 50 pCt. für die Gläubiger sich ergaben, gegen
nur 10,3 pCt. aller Fälle im Jahre 1895. Ohne
Zweifel ist diese unbedeutende Besserung dem Auf-
schwung zuzuschreiben gewesen, den Handel und Groß-
gewerbe im Jahre 1896 allenthalben genommen haben,
und der seine Rückwirkung auf alle geschäftlichen Ge-
biete nicht verfehlte.
Bi sieht man sich diese Zahlen aber für sich, also
nicht im Vergleiche mit denjenigen anderer Jahre, fo
predigen auch,sie iu eindringlicher Sprache die Nothwen-
digkeit, auf eine Besserung im Corcurswesen hinzu-
arbeiten. In nur 12,4 pCt, also nur in etwa einem
Achtel aller Fälle, wo es zu einem Zwangsvergleiche
kam, kamen für die Gläubiger mehr als 50 pCt.
heraus I Dabei wurden im Jahre 1896 überhaupt
nur 1617 Corcurse durch einen Zwangsvergleich be-
endet (gegen 1704 im Jahre 1895), während eS bei
4184 (4097) zur Schlußvertheiluug kam und 573
(gegen 680) ConcurseröffnungSanträge wegen Nicht-
vorhandenseins einer den Kosten des Verfahrens ent-
sprechenden Masse von vornherein abgewiesen worden
sind. Angesichts dieser Zahlen wird das Bedürfniß
einer Umgestaltung der Concursordnung zum Zwecke
der Verminderung der Zahl der Concurse und der
Schwere der die Gläubiger treffenden Verluste wohl
schwerlich noch zu bestreiten sein.
dies doch nichts an seinem Charakter und seiner Lebens-
weise.
Er mischte sich nicht in die Verhältnisse seiner Nach-
barn, duldete aber auch ihre Einmischung in seine Ange-
legenbeit nicht und da er äußerst ruhig, besonnen u. ver-
söhnlich war, konnte es nicht fehlen, daß er immer »ehr
an Achtung gewonnen und selbst von dem benachbarten
Kloster bei jedem geeigneten Anlaß geehrt, ja ausgezeichnet
wurde. Da er aber sich saft ausschließlich mit seinen ge-
werblichen Arbeiten befaßte, so überließ er die Führung
der Haushaltung und die Erziehung seines Kindes lediglich
seiner Frau. Sie verdiente dieses Vertrauen ihres Mannes,
weil sie äußerst fleißig und sparsam war, ihren Mann
hochachtete und alle ihre häuslichen Pflichten gewissenhaft
erfüllte. Sie war im hohen Grade gutmüthig, überlegte
nicht lange, gab den Gefühlen leicht nach und war nament-
lich in ihr einziges Kind förmlich verliebt. Und da dieses
mit den LahriN an Schönheit immer zunahm, so brachte
es die Mutter nicht über sich, diesem Töchterchen einen
Wunsch zu versagen, den zu gewähren in ihrer Möglichkeit
lag.
In der nur von wenig Kindern besuchten Schule, in
welcher neben dem Klostergeistlichen ein alter, armer Mann
d n Unterricht erihcilte, wurde das Mädchen von dem erste-
ren wegen seines Fleißes und seiner Ordnungsliebe, von
dem Lehrer aber schon deßwegen bevorzugt, weil er in dem
Haus des Küfers die meiste Unterstützung fand. Dergestalt
war es nicht zu verwundern, daß dieses von allen Seiten
verhätschelte Mädchen eitel und putzsüchtig wurde.
Das Leben in einem solchen Landorte war äußerst ein-
fach ; an Werktagen wurde fleißig gearbeitet, an Sonn- und
Feiertagen der Gottesdienst, an großen Festtagen aber das
Kloster besucht. Nur zweimal im Lahr ging der Vater in
das Wirthshaus, nämlich an Kirchweih und Fastnacht und
da nahm er denn seine Frau, und als Anna mit dem acht-
zehnten Jahr aus der Christenlehre entlassen wurde, von
dieser Zeit an auch diese mit.
Es traf sich aber unglücklicherweise, daß die meisten
ledigen Burschen ihres Alters, meistens Söhne von Land-
wirthen, mit körperlicher Kraft und Blüthe guten Willen
. MesteLungen
Ganz besonder- verbesserungsbedürftig erscheint
aber der bestehende RechtSzustand im Hinblick auf die
schweren Schädigungen, welche durch Bankerotteure
vor und nach der erklärten Zahlungseinstellung der
soliden Geschäftswelt zugefügt werden. Dieser Ge-
sichtspunkt ist bisher viel zu wenig in Betracht gezo-
gen worden, und doch ist er von der größten Be-
deutung. Ihm trägt ja auch das so wohlthätig wir-
kende Gesetz zur Bekämpfung des unlauter« Wettbewerbs
vor allem Rechnung.
Um ihm gerecht zu werden, muß einerseits die
Berwerthung der Masse des Gemeinschuldners in einer
Weise vorgenommen werden, welche die zahlungs-
fähigen Mitbewerber möglichst wenig beeinträchtigt,
anderseits das leichtsinnige oder gar absichtliche Con-
curSmachen möglichst zu verhüten gesucht werden.
WaS den erster« Punkt betrifft, fo ist eS gar zur
Genüge bekannt, welch' großer Schaden den reellen
Geschäftsleuten durch die ConcurSauSverkäufe oder
Concursversteigerungen zugefügt wird. Bei einem derar-
tigen Ausverkäufe werden in der Regel die Waaren zu
Preisen verschleudert, mit denen der, solide Geschäfts-
mann unmöglich Schritt halten kann. Dadurch wird
bewirkt, daß selbst der Bedarf einer nähern oder fer-
uern Zukunft bei solchen ConcursauSverkäufen gedeckt
wird. Beispielsweise kann die Aussteuer erwachsener
oder erst Heranwachsender Töchter in einem Weiß.
waarercoricurSausverkauf zu so billigen Preisen ein-
gekauft werden, daß dies sogar in Fällen geschieht,
wo noch der — Bräutigam fehlt. Auf solche Weise
bereichern sich, wenn auch mittelbar durch bedeutende
Ersparniß, bemittelte Familien auf Koste« einerseits
der Gläubiger der bankerotten Firma, anderseits aber
auch der soliden Geschäftsleute des gleichen Geschäfts-
zweige?, denen sonst die Lieferung jener Aussteuer
bzw. der mit dieser Lieferung verbundene Gewinn zu
Gute gekommen wäre.
Biel kann hier gebessert werden durch eine geeignete
Wahl der ConcnrS-Verwalter.
Nach dem oben erwähnten CsntrumS-Antrag soll
denn auch zum ConcnrS-Verwalter nur ernannt wer-
den, wer am Orte der Gerichts, oder an dem Orte,
an welchem das Hauptgeschäft des Gemeinschuldners
sich befindet, oder in deren Nähe seinen Wohnsitz hat,
oder daselbst bis zur Beendigung des Corcnrses
seinen Aufenthalt nimmt. Diese Bestimmung, welche
leicht damit sich begründen läßt, daß ohne eine solche
die Gebühren und Auslagen des ConcnrS-Verwalters
einen zu großen, vielleicht der größte Theil der Con-
kurSmasse aufzehren, wurde aber mit neun gegen acht
. > I « Ml»' 'MWVM ————-
und Fleiß verbanden und in den Augen der Bürger als
sehr brave junge Leute galten, dagegen durch ihre unge-
schlachten Sitten bei der zartfühlenden Anna abstießen, und
daß der einzige junge Mann, der sich durch milde Sitten
und scheue Aufmerksamkeit für Anna auszeichnete, geistig
blöd war und so die Zuneigung der Jungfrau nicht ge-
winnen konnte. Natürlich fühlte man gegenseitig diese Ab-
neigung, die stolze Anna blieb bei dem Tanze häufig fitzen,
wodurch sie sich so verletzt sühlte, daß sie von den Tanz-
belustigungen wegblieb. Obgleich eine solche Zurückziehung
durchaus nicht im Sinne ihrer Eltern lag, so wollte der
Vater doch nicht zum Zwange schreiten und die Mutter
hatte kaum den Muth, Vorstellungen zu machen oder gar
die Einwürfe ihrer Tochter zu entkräften.
4. Tie Bekanntschaft.
Wo ich ihn nicht hab' Ist mir das Grab;
Die ganze Welt Ist mir vergällt.
Mein armer Kopf Ist mir verrückt
Mein armer Sinn Ist mir zerstückt-
Meine Ruh' ist hin, Mein Herz ist schwer!
Goethe.
In jener Zeit wurde die Familie von einem, an und
für sich, noch mehr aber durch seine Folgen großem Un-
glück betroffen; der Vater gerieth nämlich beim Fällen ei-
nes Baumes im Wald unter den Stamm, der ihm den Fuß
brach. Der Küfer wurde dadurch auf lange Zeit unfähig,
seine Arbeiten zu versehen und da viele Aufträge Vorlagen,
geröthigt, sich um einen tüchtigen Gesellen umzusehen. Anna
erhielt die Weisung, sich in die benachbarte Stadt zu dem
Zunftmeister zu begeben und diesen zu ersuchen, daß er,
sobald ein solcher Geselle sich melde, diesen nach M. zudem
Merster schicke.
(Fortsetzung folgt.)
LLPost bezogen viertel-.
DMbklg, NmmrstL de» 7. GWder 1897.
Nur viel Geduld und gleich!
Mß auch dazu ein Tröpjch
Aelb Deine F>and ru keiner
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Herdelberg,
Lwingrrstraße 7.
Eine neue Concursordrmng.
Angelegenheit einer Abänderung der ConcurS-
stbn»^ vom 10. Februar 1877 befindet sich nun
fünf Jahren in der Schwebe. Bereits Ende
t»ae > sagte die Regierung, als im Reichs-
«in» ^"rauf bezüglicher Antrag eingebracht wurde,
duk s-5^ke Revision zu. Als eine derartige Vorlage
Teni H Karten ließ, brachten am 5. Juli 1893 die
Dr ^"sabgeordueten Dr. Riutelen, Groeber, Spahn,
H^achem und Dr. Hitze einen selbstentworfenen
hj.'^Vorschlag an den Reichstag, der aber unerle-
ei«e» « "den ist. Nunmehr hat die Regierung selbst
likar» . v^urf zu einer neuen Concursordnung aus
tz,, "tet und bereits den obern Gerichtsbehörden zur
Zeit übersandt. ES dürfte daher an der
h,.vin, stur Wünsche wieder vorzubringen und zu
welche unseres Erachtens erfüllt werden
Md ' ^nn die neue ConcurSordnung mit den Miß-
sich b ' "Elche auf dem Gebiete des CorcurSwesenS
herausgebildet haben, gründlich ausräumen soll.
HM ^kgner eines solchen gesetzgeberischen Borge-
""den wahrscheinlich vor allem einwmden, eine
yy.?Erung der Concursordnung sei überhaupt nicht
d,?Andig, weil einerseits die Zahl der Corcurfr in
Prahme begriffen, und anderseits die Höhe der
Won. ' .welche bei Zwangsvergleichen den Gläubigern
Zeit gestiegen sind. Nun ist es ja
- IV. Duatral
. Men immer noch alle Postämter auf die täglich er«
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L sowie unsere Expedition Heidelberg, Zwinger-
Etße 7, entgegen. Die bereits erschienenen Num-
En werden nachgeliefert.
Spedition des „PMer Volksblstt".
Heidelberg, Zwingerstraße 7
Ein Frauenschicksal.
»ew»." Mittheilungen meiner Mutter, die Ausklärungen
mgemutter und meines Pflegevaters, die sich ge-
Lch°i! ,^krkänjten, haben mich in Stand gesetzt, nun das
Leiden meiner Mutter in einem Gesammtbilde
Aal Mb». Es zeigt uns, daß, wenn der Mensch sich ein-
ein Hauptgebot hirwcgfitzt, er gar leicht dazu
>n ei»kn,""Zen kann, ein anderes zu übertreten, daß dann
sticke ganz verdorbenen Gemüthe die Lügendem-
tiesx nA? Gewöhnungen wicdertehren, zur Reue führen,
ychtin Ar dann aussöhnen kann, wenn sie sich auf-
KL K°it wendet.
Airtn^E ^ugendcindrücke werden aber nur dann diese
M. w^^sübkn, wenn sie nicht bloß vom Verstände er-
l>»s -is,,!°etn auch tief ins G«müth eingeprägt werden und
"nm lebendigen, festen Glauben beruhen.
3. Eltern und Jugendleben.
Nur viel Geduld und gleichviel festen Muth;
Mb auch dazu ein Tröpfchen leichtes Blut,
Aw Deine Hand zu keiner Bitte wund,
kau Dein Wort drei- viermal in dem Mund.
Arstobe Jeden, der Dir schmeichelnd naht,
und drück ihn «eg, wenn er Geheimes hat.
Wirsch niemals Dich in Deines Nachbarn Streit,
Mch gieße immer Balsam in sein Leid,
Armm Ude Stunde, wie sie eben ist,
und schüttle nicht, wenn trüb die Mischung flieht.
, Allgemeine Lebensregeln.
ihrer El?»»Mutter Anna war und blieb das einzige Kind
düst« -Der Vater war ein Küfer und Küblcr. Da
^^gena»'? binbr Weingegend einträgliche Gewerb nicht
n»d Ng. v kannte, sondern auch mit eisernem Fleiße betrieb
2 sich ai?e. Einem mäßigen Verdienste begnügte, so erwarb
str jsgx ^de Kundschaft und zwar langsam aber stetig ein
sU-d tz»r,,Mind recht respektables Vermögen. Er erweiterte
«'ch «üd A"E «rt «dem Lahre sein Anwesen. Wie wohl
Aach ein wohlhabender Mann geworden, änderte
tstgttch mit Ausnahme der Sonn- u. Suserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
Organ für WaßMi, FMÄ L KM.
Expeditto«: Zwingerstratze 7.
richtig, daß im Jahre 1896 in Deutschland nur 6191
Coccursverfahren eröffnet worden sind, wogegen 6431
im Jahre 1895; auch ist das erwähnte Quotenver-
hältniß durchschnittlich etwas besser geworden, indem
im Zwangsvergleich 10—20 pCt. nur in 318 Fällen
(gegen 373 in 1895), 20—30 pCt. nur in 499 (541)
Fällen, 30—40 pCt. nur in 329 (337) Fällen, 40
bis 50 pCt. nur in 176 (194) Fällen gezahlt wurden,
und die Fälle höherer Quoten sich gemehrt haben, so
127 (gegen 105) Fälle mit 50—60 pCt., 47 (37)
Fälle mit 60—70 pCt. Dagegen ist aber einzuwen-
den, daß die Fälle mit verhältnißmäßig befriedigen-
dem ZwaugSvergleiche gleichzeitig abgenommen haben,
so die mit 70—80 pCt. von 20 Fällen in 1895 auf
17 in 1896, die mit 80 bis 90 pCt. von 4 auf 3
und die mit 90—100 pCt. von 10 auf 6 Fälle,
während gleichzeitig die Zahl der ganz erbärmlichen
Vergleiche — in denen die Gläubiger nicht einmal 10
pCt. erhielten, von 83 Fällen in 1895 auf 93 in
1896 gestiegen ist. Jmmeihiu ist, wie schon zuge-
geben wurde, im allgemeinen gegen dos Jahr 1895
der bei den Zwangsvergleichen erzielte Procentsatz et-
was gestiegen, indem in 12,4 pCt. aller Fälle mehr
als 50 pCt. für die Gläubiger sich ergaben, gegen
nur 10,3 pCt. aller Fälle im Jahre 1895. Ohne
Zweifel ist diese unbedeutende Besserung dem Auf-
schwung zuzuschreiben gewesen, den Handel und Groß-
gewerbe im Jahre 1896 allenthalben genommen haben,
und der seine Rückwirkung auf alle geschäftlichen Ge-
biete nicht verfehlte.
Bi sieht man sich diese Zahlen aber für sich, also
nicht im Vergleiche mit denjenigen anderer Jahre, fo
predigen auch,sie iu eindringlicher Sprache die Nothwen-
digkeit, auf eine Besserung im Corcurswesen hinzu-
arbeiten. In nur 12,4 pCt, also nur in etwa einem
Achtel aller Fälle, wo es zu einem Zwangsvergleiche
kam, kamen für die Gläubiger mehr als 50 pCt.
heraus I Dabei wurden im Jahre 1896 überhaupt
nur 1617 Corcurse durch einen Zwangsvergleich be-
endet (gegen 1704 im Jahre 1895), während eS bei
4184 (4097) zur Schlußvertheiluug kam und 573
(gegen 680) ConcurseröffnungSanträge wegen Nicht-
vorhandenseins einer den Kosten des Verfahrens ent-
sprechenden Masse von vornherein abgewiesen worden
sind. Angesichts dieser Zahlen wird das Bedürfniß
einer Umgestaltung der Concursordnung zum Zwecke
der Verminderung der Zahl der Concurse und der
Schwere der die Gläubiger treffenden Verluste wohl
schwerlich noch zu bestreiten sein.
dies doch nichts an seinem Charakter und seiner Lebens-
weise.
Er mischte sich nicht in die Verhältnisse seiner Nach-
barn, duldete aber auch ihre Einmischung in seine Ange-
legenbeit nicht und da er äußerst ruhig, besonnen u. ver-
söhnlich war, konnte es nicht fehlen, daß er immer »ehr
an Achtung gewonnen und selbst von dem benachbarten
Kloster bei jedem geeigneten Anlaß geehrt, ja ausgezeichnet
wurde. Da er aber sich saft ausschließlich mit seinen ge-
werblichen Arbeiten befaßte, so überließ er die Führung
der Haushaltung und die Erziehung seines Kindes lediglich
seiner Frau. Sie verdiente dieses Vertrauen ihres Mannes,
weil sie äußerst fleißig und sparsam war, ihren Mann
hochachtete und alle ihre häuslichen Pflichten gewissenhaft
erfüllte. Sie war im hohen Grade gutmüthig, überlegte
nicht lange, gab den Gefühlen leicht nach und war nament-
lich in ihr einziges Kind förmlich verliebt. Und da dieses
mit den LahriN an Schönheit immer zunahm, so brachte
es die Mutter nicht über sich, diesem Töchterchen einen
Wunsch zu versagen, den zu gewähren in ihrer Möglichkeit
lag.
In der nur von wenig Kindern besuchten Schule, in
welcher neben dem Klostergeistlichen ein alter, armer Mann
d n Unterricht erihcilte, wurde das Mädchen von dem erste-
ren wegen seines Fleißes und seiner Ordnungsliebe, von
dem Lehrer aber schon deßwegen bevorzugt, weil er in dem
Haus des Küfers die meiste Unterstützung fand. Dergestalt
war es nicht zu verwundern, daß dieses von allen Seiten
verhätschelte Mädchen eitel und putzsüchtig wurde.
Das Leben in einem solchen Landorte war äußerst ein-
fach ; an Werktagen wurde fleißig gearbeitet, an Sonn- und
Feiertagen der Gottesdienst, an großen Festtagen aber das
Kloster besucht. Nur zweimal im Lahr ging der Vater in
das Wirthshaus, nämlich an Kirchweih und Fastnacht und
da nahm er denn seine Frau, und als Anna mit dem acht-
zehnten Jahr aus der Christenlehre entlassen wurde, von
dieser Zeit an auch diese mit.
Es traf sich aber unglücklicherweise, daß die meisten
ledigen Burschen ihres Alters, meistens Söhne von Land-
wirthen, mit körperlicher Kraft und Blüthe guten Willen
. MesteLungen
Ganz besonder- verbesserungsbedürftig erscheint
aber der bestehende RechtSzustand im Hinblick auf die
schweren Schädigungen, welche durch Bankerotteure
vor und nach der erklärten Zahlungseinstellung der
soliden Geschäftswelt zugefügt werden. Dieser Ge-
sichtspunkt ist bisher viel zu wenig in Betracht gezo-
gen worden, und doch ist er von der größten Be-
deutung. Ihm trägt ja auch das so wohlthätig wir-
kende Gesetz zur Bekämpfung des unlauter« Wettbewerbs
vor allem Rechnung.
Um ihm gerecht zu werden, muß einerseits die
Berwerthung der Masse des Gemeinschuldners in einer
Weise vorgenommen werden, welche die zahlungs-
fähigen Mitbewerber möglichst wenig beeinträchtigt,
anderseits das leichtsinnige oder gar absichtliche Con-
curSmachen möglichst zu verhüten gesucht werden.
WaS den erster« Punkt betrifft, fo ist eS gar zur
Genüge bekannt, welch' großer Schaden den reellen
Geschäftsleuten durch die ConcurSauSverkäufe oder
Concursversteigerungen zugefügt wird. Bei einem derar-
tigen Ausverkäufe werden in der Regel die Waaren zu
Preisen verschleudert, mit denen der, solide Geschäfts-
mann unmöglich Schritt halten kann. Dadurch wird
bewirkt, daß selbst der Bedarf einer nähern oder fer-
uern Zukunft bei solchen ConcursauSverkäufen gedeckt
wird. Beispielsweise kann die Aussteuer erwachsener
oder erst Heranwachsender Töchter in einem Weiß.
waarercoricurSausverkauf zu so billigen Preisen ein-
gekauft werden, daß dies sogar in Fällen geschieht,
wo noch der — Bräutigam fehlt. Auf solche Weise
bereichern sich, wenn auch mittelbar durch bedeutende
Ersparniß, bemittelte Familien auf Koste« einerseits
der Gläubiger der bankerotten Firma, anderseits aber
auch der soliden Geschäftsleute des gleichen Geschäfts-
zweige?, denen sonst die Lieferung jener Aussteuer
bzw. der mit dieser Lieferung verbundene Gewinn zu
Gute gekommen wäre.
Biel kann hier gebessert werden durch eine geeignete
Wahl der ConcnrS-Verwalter.
Nach dem oben erwähnten CsntrumS-Antrag soll
denn auch zum ConcnrS-Verwalter nur ernannt wer-
den, wer am Orte der Gerichts, oder an dem Orte,
an welchem das Hauptgeschäft des Gemeinschuldners
sich befindet, oder in deren Nähe seinen Wohnsitz hat,
oder daselbst bis zur Beendigung des Corcnrses
seinen Aufenthalt nimmt. Diese Bestimmung, welche
leicht damit sich begründen läßt, daß ohne eine solche
die Gebühren und Auslagen des ConcnrS-Verwalters
einen zu großen, vielleicht der größte Theil der Con-
kurSmasse aufzehren, wurde aber mit neun gegen acht
. > I « Ml»' 'MWVM ————-
und Fleiß verbanden und in den Augen der Bürger als
sehr brave junge Leute galten, dagegen durch ihre unge-
schlachten Sitten bei der zartfühlenden Anna abstießen, und
daß der einzige junge Mann, der sich durch milde Sitten
und scheue Aufmerksamkeit für Anna auszeichnete, geistig
blöd war und so die Zuneigung der Jungfrau nicht ge-
winnen konnte. Natürlich fühlte man gegenseitig diese Ab-
neigung, die stolze Anna blieb bei dem Tanze häufig fitzen,
wodurch sie sich so verletzt sühlte, daß sie von den Tanz-
belustigungen wegblieb. Obgleich eine solche Zurückziehung
durchaus nicht im Sinne ihrer Eltern lag, so wollte der
Vater doch nicht zum Zwange schreiten und die Mutter
hatte kaum den Muth, Vorstellungen zu machen oder gar
die Einwürfe ihrer Tochter zu entkräften.
4. Tie Bekanntschaft.
Wo ich ihn nicht hab' Ist mir das Grab;
Die ganze Welt Ist mir vergällt.
Mein armer Kopf Ist mir verrückt
Mein armer Sinn Ist mir zerstückt-
Meine Ruh' ist hin, Mein Herz ist schwer!
Goethe.
In jener Zeit wurde die Familie von einem, an und
für sich, noch mehr aber durch seine Folgen großem Un-
glück betroffen; der Vater gerieth nämlich beim Fällen ei-
nes Baumes im Wald unter den Stamm, der ihm den Fuß
brach. Der Küfer wurde dadurch auf lange Zeit unfähig,
seine Arbeiten zu versehen und da viele Aufträge Vorlagen,
geröthigt, sich um einen tüchtigen Gesellen umzusehen. Anna
erhielt die Weisung, sich in die benachbarte Stadt zu dem
Zunftmeister zu begeben und diesen zu ersuchen, daß er,
sobald ein solcher Geselle sich melde, diesen nach M. zudem
Merster schicke.
(Fortsetzung folgt.)