k m.
Verantwortlicher Redakteur >:
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u.
Gebr. Huber ' I
Lwtngerftraße 7.
Deutsches Reich.
* Berlin, 18. Mai. Im Abgeordnetenhaus«
wurde der Gesetzentwurf betr. die Novelle zum Ver-
eins- und Versammlungsrecht nach längerer Debatte
mit den Stimmen der Conservativeu ^und Freikonser-
vativen einer 28gliederigen Kommission überwiesen.
* Potsdam, 18. Mai. Die Kaiserin ist mit
den Prinzen heute früh 8 Uhr im Neuen Palair
eingetroffen.
ag u. Expeditton
in He rd elberg.
8ür ven Monat
Juni
iMeu jetzt schon alle Postämter Bestellungen auf die
Mch erscheinende Zeitung
»Pfälzer Bottsblatt"
M der wöchentlichen Gratisbeilage „Der Sonntags-
sowie unsere Expedition Heidelberg
^'bgerstra-e 7 entgegen.
Expedition des „Pfälzer Volksblatt".
Heidelberg, Zwingerstraße 7.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 18. Mai.
Am BundeSrathStische Staatssekretär v. Bötticher.
Präsident v. Buol eröffnet die Sitzung um 12 Uhr
20 Minuten.
Erste Berathung deS Initiativantrages betreffend
das Vereinswesen. Der einzige Artikel desselben
lautet: Inländische Vereine jeder Art dürfen mitein-
ander in Verbindung treten. Die entgegenstehenden
landesgesetzlichen Bestimmungen sind aufgehoben.
Der Antrag ist eingebracht von den Abgg. Rickert
(freis. Vereinigg.), Ehni (deutsche VolkSp.), JadzewSki
(Pole), Lieber (Centr.), Richter (freis. VolkSp.),
Singer (Soz.) und Werner (deutsche Reformpartei.)
Abg. Rickert (freis. Vereinigg.) begründet de«
Antrag. Der preußische Entwurf hat die Bedeutung
einer Kriegserklärung gegen die Reichsgesetze. Der
preußische PartikulariSmuS zeigt sich hier von der
schlechtesten Seite. (Unruhe rechts). Die preußisch
Regierung ist zu diesem Vorgehen nicht berechtig
(Oho! rechts.) Auf diesem Wege soll ein Umsturz.
Kfriksdebatte in der italienischen Kammer.
. Die Berathung der Interpellation betr. Afrika
Me atn 15. dieses Monats fortgesetzt. Der
^»isterpräsident di Rudini erklärte, er habe eS sich
ktzten Jahre angelegen sein lassen, die Lage der
in Afrika wieder auf den früheren Stand, d.
i M den Stand zurückzubringen, auf dem sie sich
N den Gefechten von Koatit und Senefe befunden
Auch nach dem Vertrag von Adis ARba sei
? Mareb die Grenze geblieben und die Garnison in
^liala aufrechterhalten worden. Nur auf den Ber-
von Uccialli, der den Anspruch auf das Proiek-
'n sich schloß, habe die Regierung verzichtet.
Men könne jetzt ruhig und frei die afrikanische
^'age lösen, wie eS den italienischen Intern ssen am
Mkn entspreche. Als Minister und als Ehrenmann
- ."r er versichern, daß die Regierung keinerlei Ge-
^Vertrag mit dem Negus geschloffen habe. (Zu-
^nmng.) Die Zeit habe nunmehr bewiesen, daß
^ Aufrechterhaltung der Besetzung von Kassala we-
? der italienischen Politik, noch auch der Vertheidig-
M der afrikanischen Besitzungen genützt habe. Sie
! vielmehr eine große Last. Wenn man diese Last
auf sich nehmen wolle, würde man die noth-
Migrn Befestigungen vermehren müssen. Der Mi-
^"Präsident führte dann Wetter aus, die erythräische
."'"nie habe bisher einen rein militärischen Charakter
Mbt und habe nur zu Kriegen geführt. Die Hoff.
eine landwirthschaftliche Kolonie zu errichten
^Einwanderer anzuziehen, habe sich als illusorisch
Msen. Um die Kolonie auf dem gegenwärtigen
^de zu erhalten, würde mau noch 30 Millionen
Wortung, Jemanden um sein Brod zu bringen, mochten sie
nicht aus sich nehmen. Leichtfertige Menschen schleudern
hier und da Anklagen in die Welt hinein, deren Tragweite
zu ermessen sie weit entfernt sind.
„Darüber mußt Du entscheiden, Mama,' sagte Carrh
kleinlaut. „Mache Ihr einstweilen den Standpunkt ordent-
lich klar.' Mit eisiger Kälte äußerte sich hingegen Elisabeth
„Ist Fräulein Grashoff für Martha keine taugliche Er-
rieherin, so muh sie natürlich entlasten werden und zwar
baldmöglichst.'
„So?' rief die Gräfin empört. „Auf die ^Erzählung
bin, sie habe sich gestellt, als fiele sie iaS Wasser, bloß u«
sich von Tiefenbach stützen zu lasten — darum dreht sich ja
doch alle- — daraufhin soll man das Mädchen ins Elend
stoßen? Du weißt gar nicht, was Du, gerade Du, Elisabeth
damit forderst? Soll ich eS ihr sagen, Ida?' fragte sie
die Freundin.
„Sag' eS! Sag es kecklich I' antwortete die Brronin.
„Die Lehre ist ihr vielleicht heilsam '
„Anna GraShoff ist ein vom Unglück verfolgtes Ge-
schöpf,' begann mit großem Ernste die Gräfin. „Sie ist in
glänzenden Verhältnissen geboren, wie Ihr. Fremde Schuld
hat sie genöthigt, um das tägliche Brod zu dienen. Ihr
eigentlicher Name ist Anna v. Neudingeu! Sie ist Deine
leibliche Cousine, Elisabeth '
Erstaunt, betr-ffen sahen Carrh und Lori die Stief-
mutter an. Anna Grashoff erschien ihnen nun in anderem
Lichte. Elisabeth war zusammengefahreu bei den Worte«
der Gräfin — nicht aus Beschämung, wie diese in ihrer
Gutmüthigkeit glaubte, sondern nur, weil eS ihr höchst un-
angenehm war, daß die Tante über des Mädchens Abkunft
unterrichtet war. DaS erschwerte ihre eigene Lage bedeu-
tend. Schnell gefaßt antwortete sie mit großer Ruhe:
„Dann ist sie wohl die Tochter jenes Karl v. Neudingen,
de» Lumpen, besten Name im Hause meines Väter» , nicht
genannt werde» darf?'
(Fortsetzung folgt.)
regeln. Da es sich nicht sagen lasse, wann dieses Pro-
gramm^durchgeführt werden könne, verlange die Regierung
einen Kredit von 19 Millionen für Rechnung den
Jahres 1897/98. Die Regierung sei bereit, der
Wünschen der Kammer entgegeuzukommen. Sie sei
dagegen nicht geneigt, ihre Politik zu ändern. (Lang-
andauernde Zwischenrufe.) Sie würde daher nicht
auf ihrem Posten bleiben, wenn die Kammer gegen-
theiliger Ansicht sein sollte. (Lebhafte Unruhe uud
Zustimmung.)
Die Interpellanten ergreifen das Wort zur Er-
wiederung.
Demarini brachte Namens der Sozialisten, Jm-
briani Namens der Radikalen einen Antrag zu
Gunsten der Räumung Egyptens, Pozzi und andere
Deputirte der Rechten einen Antrag ein, die Truppen
aus Afrika zurückzuziehen.
Inserate die 1-fpalttge Petttzeile oder deren'" Raum
Organ für Maßrlmi, Freitt L KM. LL.LWL KWLNLL
Expedition: Awivgerstratze 7.
Pfälzer Volksblatt
M'iut täglich mit Ausnahme der Sonn- u.
U^tage. NdonnevientSprei» mit dem wöchent-
Uu Unterhaltungsblatt Sonntagsbote" für
^Uberg monatlich SV H mit Trägerlohn, durch
Post bezogen viertelj. 1,60 franco.
Mdvoll und freudvoll.
Novelle von L-v. Neid egg.
Die Baronin erhob sich, um sich zu entfernen. Hastig
' Gräfin Hollerbrunn sie am Arme fest. Ihr war nicht
Ml zu Mutbe diesem Trisolium gegenüber; nur ungern
'"»e sie die Stütze der Freundin entbehrt.
»Bleib' da, Ida!' bat sie. „Bleib' da! Vor Dir habe
!? keine Geheimnisse. Dein kluger Rath hat mir schon aus
Mcher Klemme geholfen; wer weiß, wie sehr ich heute
M bedürfen werde! Nun ?' fuhr sie fort, zu den fangen
Wochen gewendet; „beginnt mit Eueren Mittbeilungen."
Schweigend sahen diese einander an. Elisabeth war eS,
das Wort ergriff. Es handelt sich um Fräulein Gras-
Ml' „Schon wieder!' äußerte die Gräfin peinlich berührt.
^..Leider!" kntgegnete Elisabeth in überlegenem Tone.
halten eS für unsere Pflicht, Dich darauf aufmerksam
'U Machen, daß diefe Person wirklich zur Erzieherin nicht
Ust." Die Gräfin erröthete vor Unwillen. Trotz der neu-
Men Absertigung wagte das junge Mädchen nochmals,
M 'm eigenen Hause Belehrungen hinsichtlich der Gou-
Mriavte zu ertheflen. Ihre Töchter betheiligten sich an dem
^«iplote, wenn sie dasselbe nicht gar veranlaßt hatten.
Mit Mühe beherrschte sie sich, um ruhig fragen zu
"""en: „Was berechtigt Euch zu solcher Annahme?'
, .Neulich fragtest Du uns, Mama,' fiel Larry ein,
wir an Fräulein Grashoff etwas von der Gefallsucht
"'Merkt, deren Elisabeth sie anklagte. Wir verneinten eS;
M so mehr kannst Du unfern Worten Glauben schenken,
7'11» wir Dir sagen, daß es wahrhaft scandalös war,
bas Fräulein sich im Wasser an Robert Tiefenbach'S
"'M bing — noch dar« in Elisabetb's Gegenwart.'
»Da Elisabeth noch nicht seine verlobte Braut ist,' be-
We die Gräfin mit ungewöhnlicher Schärfe, so hätte
Mulein Grashoff Robert's Hand m alle Ewigkeit festhal-
A können, ohne gerade ihr Ursache zur Klage zu geben.
^Einzige, worauf es ankommt, ist, ob sie etwa» An-
UtS that, als Ihr Alle — nämlich seine Hülfe in An-
M«.tu nehmen, um ans jenseitige Ufer zu gelangen.
sie dabei strauchelte und er sie davor bewahren mußte.
Welvers, VmnerMg, dm 20. W1897.
benöthigen. Wenn Schoa angreifen würde, würde
man zwei Armeekorps mobilisiren müssen, was 80
Millionen Lire kosten würde. Man müßte also daran
denken, eine große Kolonialarmee zu schaffen, die 35
Millionen Lire in Anspruch nehme. Wenn er die Ver-
antwortung sür ein Verbleiben auf dem abeffynischen
Hochplateau bei einer Ausgabe von 19 Millionen nach
Berechnung deS Generals Baldisiera für die Zeit des
Friedens auf sich genommen habe, da eS sich nur um
einen vorübergehenden Zeitabschnitt handle, so könne
er die Verantwortung, dort noch länger zu bleiben,
mit 7 Millionen, die jetzt dafür ausgesetzt seien, nicht
übernehmen. (Unruhe.) Wenn man auf dem Hoch-
plateau ruhig weiterbleiben wolle, müsse man die dazu
nöthigen Summen beschaffen, indem man die Grund-
steuer um */io und d,e Salzsteuer um 10 Cts. erhöht.
Eine sofortige Aufgabe der Kolonie würde eigentlich
die logische Folge sei», aber die Logik sei nicht der
einzige Co effizient für weise Entschlüsse in der Poli-
tik. Beide Interpellanten haben, obwohl er den Rath'
gab, die Kolonie aufzugeben, der Regierung gerathen,
da- gegenwärtig besetzte Gebiet dem NeguS wieder
abzutreten und Maffaua einer anderen Macht zu über-
antworten. Hier lagen ernste Schwierigkeiten für die
Praxis vor. Das italienische Nationalgefühl gebe die
Abtretung Kassalas an Egypten zu, würde eS aber
nicht gestatten, die italienischen Besitzungen dem Ne»
guS zurückzugeben. Das Land verkenne nicht, daß
eine Aufgabe MaffauaS — den Einfluß gar nicht zu
rechnen, den dieser Besitz im Rothen Meere auszu-
üben gestatte — Italien in internationale Schwierig-
keiten stürzen könne, die nicht leicht zu nehmen seien.
Wenn man also heute den Beschluß fassen würde, die
Kolonie sofort aufzugeben, dann würde dies ein
schwerer Jrrthum sein, der sehr ernste Verwicklungen
mit sich bringen könne. (Unruhe.) Rudini er-
klärte weiter, die Regierung schlage vor, sobald
es die Lage der Dinge gestatte, die militärische
Besetzung auf daS Mindestmaß zurückzuführen
und sie möglichst auf Maffaua allein zu be-
schränken, ferner weder ganz noch theilweise die von
der italienischem Souveränität abhäugenden Gebiete
abzntreten, vielmehr ein Gebiet unter eingeborene»
Häuptlingen nach freier Wahl Italiens zu schaffen
und endlich sobald wie möglich der provisorischen
Besetzung von Kassala ein Ende zu machen. Um
dieses Programm nach und nach zur Ausführung zu
bringen, müsse man mit England ein Einvernehmen
treffen, behufs Wiederabtretung Kassalas an Egypten
und ferner die Grenzfrage mit dem Negu» endgiltig
ins Wasser zu fallen, ist vielleicht zu beklagen ... ein
Vergehen ist es nicht.'
„Nein, Mama, dieses allerdings wäre nur eine Un-
aeschicklichkeit gewesen," versetzte Carrh. „Wäre Fräulein
Grasboff nicht die Erzieherin unserer kleinen Schwester,
wäre sie eine Fremde, fo würde es uns nicht einsallen, auf
ihr Benehmen zu achten. Nur weil Martha ihr anvcrtraut
ist, haben wir sie feil unserer neuliche» Auseinandersetzung
schärfer ins Auge gefaßt.'
Die Gräfin fing an unsicher zu werden; unruhig rückte
sie auf ihrem Sessel hin und her. „Wenn das Alles sich so
verhielte . . .' begann sie. Sie unterbrach sich aber: „Ihr
seht sie mit voreingenommenen Augen an, Ihr habt ja
immer etwas gegen sie gehabt. Ida, Du bist ganz unpar-
teiisch, sage mir aufrichtig: hat Dir etwa» mißfallen am
Wesen des jungen Mädchens ? Hast Du Mangel an Zurück-
haltung bemerkt in ihrem Benehmen Männern gegenüber?'
„Bewahre!" erklärte die Baronin. „Vierzehn Tage bin
ich nun hier und habe das Mädchen beobachtet, da eS mich
interesfirt. Sie Liebt sich einfach und natürlich; dieser offene
Charakter ist leicht zu durchschauen. Als verstände fich's
von selbst, ging sie gestern ausschließlich neben den alten
Stiftsdamen her. Alle studirten Raffinements von auf-
fallender Kälte oder schmelzender Weichheit find ihr fremd.'
Ettsabeth, deren Marmorkälte viel künstlich.Gemachtes
hatte, warf der Sprecherin einen zornigen Blick zu und biß
sich auf die Lippen, um eine scharfe Antwort zurückzuhalten-
Triumphirend fiel die Gräfin ein: „Da seht Jhr's
nun ! Euere jugendliche Erfahrung sollte sich vor derjenigen
der Baronin beugen, um so mehr, als junge Auge« oft
erbarmungslos und selten gerecht find '
„Die Frau Baronin hat ja die Scene am Bache nicht
mit angesehen," wandte Elisabeth giftig ein; „ihr Urtheil
über ihren Schützling müßte sonst ander» lauten.'
: „Genug I" fiel:hr die Gräfin streng ins Wort. „Die
Sache geht ja im Grunde nur mich an; ich «erde sie
untersuchen. Vorerst sagt mir aber, was bezweckt eigentlich
Euere Anklage? Wäre es etwa Euer Wunsch, daß ich da»
Mädchen sofort entließe?'
-L Ihre Töchter sahen einander fragend an; Die Brrant-
Verantwortlicher Redakteur >:
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u.
Gebr. Huber ' I
Lwtngerftraße 7.
Deutsches Reich.
* Berlin, 18. Mai. Im Abgeordnetenhaus«
wurde der Gesetzentwurf betr. die Novelle zum Ver-
eins- und Versammlungsrecht nach längerer Debatte
mit den Stimmen der Conservativeu ^und Freikonser-
vativen einer 28gliederigen Kommission überwiesen.
* Potsdam, 18. Mai. Die Kaiserin ist mit
den Prinzen heute früh 8 Uhr im Neuen Palair
eingetroffen.
ag u. Expeditton
in He rd elberg.
8ür ven Monat
Juni
iMeu jetzt schon alle Postämter Bestellungen auf die
Mch erscheinende Zeitung
»Pfälzer Bottsblatt"
M der wöchentlichen Gratisbeilage „Der Sonntags-
sowie unsere Expedition Heidelberg
^'bgerstra-e 7 entgegen.
Expedition des „Pfälzer Volksblatt".
Heidelberg, Zwingerstraße 7.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 18. Mai.
Am BundeSrathStische Staatssekretär v. Bötticher.
Präsident v. Buol eröffnet die Sitzung um 12 Uhr
20 Minuten.
Erste Berathung deS Initiativantrages betreffend
das Vereinswesen. Der einzige Artikel desselben
lautet: Inländische Vereine jeder Art dürfen mitein-
ander in Verbindung treten. Die entgegenstehenden
landesgesetzlichen Bestimmungen sind aufgehoben.
Der Antrag ist eingebracht von den Abgg. Rickert
(freis. Vereinigg.), Ehni (deutsche VolkSp.), JadzewSki
(Pole), Lieber (Centr.), Richter (freis. VolkSp.),
Singer (Soz.) und Werner (deutsche Reformpartei.)
Abg. Rickert (freis. Vereinigg.) begründet de«
Antrag. Der preußische Entwurf hat die Bedeutung
einer Kriegserklärung gegen die Reichsgesetze. Der
preußische PartikulariSmuS zeigt sich hier von der
schlechtesten Seite. (Unruhe rechts). Die preußisch
Regierung ist zu diesem Vorgehen nicht berechtig
(Oho! rechts.) Auf diesem Wege soll ein Umsturz.
Kfriksdebatte in der italienischen Kammer.
. Die Berathung der Interpellation betr. Afrika
Me atn 15. dieses Monats fortgesetzt. Der
^»isterpräsident di Rudini erklärte, er habe eS sich
ktzten Jahre angelegen sein lassen, die Lage der
in Afrika wieder auf den früheren Stand, d.
i M den Stand zurückzubringen, auf dem sie sich
N den Gefechten von Koatit und Senefe befunden
Auch nach dem Vertrag von Adis ARba sei
? Mareb die Grenze geblieben und die Garnison in
^liala aufrechterhalten worden. Nur auf den Ber-
von Uccialli, der den Anspruch auf das Proiek-
'n sich schloß, habe die Regierung verzichtet.
Men könne jetzt ruhig und frei die afrikanische
^'age lösen, wie eS den italienischen Intern ssen am
Mkn entspreche. Als Minister und als Ehrenmann
- ."r er versichern, daß die Regierung keinerlei Ge-
^Vertrag mit dem Negus geschloffen habe. (Zu-
^nmng.) Die Zeit habe nunmehr bewiesen, daß
^ Aufrechterhaltung der Besetzung von Kassala we-
? der italienischen Politik, noch auch der Vertheidig-
M der afrikanischen Besitzungen genützt habe. Sie
! vielmehr eine große Last. Wenn man diese Last
auf sich nehmen wolle, würde man die noth-
Migrn Befestigungen vermehren müssen. Der Mi-
^"Präsident führte dann Wetter aus, die erythräische
."'"nie habe bisher einen rein militärischen Charakter
Mbt und habe nur zu Kriegen geführt. Die Hoff.
eine landwirthschaftliche Kolonie zu errichten
^Einwanderer anzuziehen, habe sich als illusorisch
Msen. Um die Kolonie auf dem gegenwärtigen
^de zu erhalten, würde mau noch 30 Millionen
Wortung, Jemanden um sein Brod zu bringen, mochten sie
nicht aus sich nehmen. Leichtfertige Menschen schleudern
hier und da Anklagen in die Welt hinein, deren Tragweite
zu ermessen sie weit entfernt sind.
„Darüber mußt Du entscheiden, Mama,' sagte Carrh
kleinlaut. „Mache Ihr einstweilen den Standpunkt ordent-
lich klar.' Mit eisiger Kälte äußerte sich hingegen Elisabeth
„Ist Fräulein Grashoff für Martha keine taugliche Er-
rieherin, so muh sie natürlich entlasten werden und zwar
baldmöglichst.'
„So?' rief die Gräfin empört. „Auf die ^Erzählung
bin, sie habe sich gestellt, als fiele sie iaS Wasser, bloß u«
sich von Tiefenbach stützen zu lasten — darum dreht sich ja
doch alle- — daraufhin soll man das Mädchen ins Elend
stoßen? Du weißt gar nicht, was Du, gerade Du, Elisabeth
damit forderst? Soll ich eS ihr sagen, Ida?' fragte sie
die Freundin.
„Sag' eS! Sag es kecklich I' antwortete die Brronin.
„Die Lehre ist ihr vielleicht heilsam '
„Anna GraShoff ist ein vom Unglück verfolgtes Ge-
schöpf,' begann mit großem Ernste die Gräfin. „Sie ist in
glänzenden Verhältnissen geboren, wie Ihr. Fremde Schuld
hat sie genöthigt, um das tägliche Brod zu dienen. Ihr
eigentlicher Name ist Anna v. Neudingeu! Sie ist Deine
leibliche Cousine, Elisabeth '
Erstaunt, betr-ffen sahen Carrh und Lori die Stief-
mutter an. Anna Grashoff erschien ihnen nun in anderem
Lichte. Elisabeth war zusammengefahreu bei den Worte«
der Gräfin — nicht aus Beschämung, wie diese in ihrer
Gutmüthigkeit glaubte, sondern nur, weil eS ihr höchst un-
angenehm war, daß die Tante über des Mädchens Abkunft
unterrichtet war. DaS erschwerte ihre eigene Lage bedeu-
tend. Schnell gefaßt antwortete sie mit großer Ruhe:
„Dann ist sie wohl die Tochter jenes Karl v. Neudingen,
de» Lumpen, besten Name im Hause meines Väter» , nicht
genannt werde» darf?'
(Fortsetzung folgt.)
regeln. Da es sich nicht sagen lasse, wann dieses Pro-
gramm^durchgeführt werden könne, verlange die Regierung
einen Kredit von 19 Millionen für Rechnung den
Jahres 1897/98. Die Regierung sei bereit, der
Wünschen der Kammer entgegeuzukommen. Sie sei
dagegen nicht geneigt, ihre Politik zu ändern. (Lang-
andauernde Zwischenrufe.) Sie würde daher nicht
auf ihrem Posten bleiben, wenn die Kammer gegen-
theiliger Ansicht sein sollte. (Lebhafte Unruhe uud
Zustimmung.)
Die Interpellanten ergreifen das Wort zur Er-
wiederung.
Demarini brachte Namens der Sozialisten, Jm-
briani Namens der Radikalen einen Antrag zu
Gunsten der Räumung Egyptens, Pozzi und andere
Deputirte der Rechten einen Antrag ein, die Truppen
aus Afrika zurückzuziehen.
Inserate die 1-fpalttge Petttzeile oder deren'" Raum
Organ für Maßrlmi, Freitt L KM. LL.LWL KWLNLL
Expedition: Awivgerstratze 7.
Pfälzer Volksblatt
M'iut täglich mit Ausnahme der Sonn- u.
U^tage. NdonnevientSprei» mit dem wöchent-
Uu Unterhaltungsblatt Sonntagsbote" für
^Uberg monatlich SV H mit Trägerlohn, durch
Post bezogen viertelj. 1,60 franco.
Mdvoll und freudvoll.
Novelle von L-v. Neid egg.
Die Baronin erhob sich, um sich zu entfernen. Hastig
' Gräfin Hollerbrunn sie am Arme fest. Ihr war nicht
Ml zu Mutbe diesem Trisolium gegenüber; nur ungern
'"»e sie die Stütze der Freundin entbehrt.
»Bleib' da, Ida!' bat sie. „Bleib' da! Vor Dir habe
!? keine Geheimnisse. Dein kluger Rath hat mir schon aus
Mcher Klemme geholfen; wer weiß, wie sehr ich heute
M bedürfen werde! Nun ?' fuhr sie fort, zu den fangen
Wochen gewendet; „beginnt mit Eueren Mittbeilungen."
Schweigend sahen diese einander an. Elisabeth war eS,
das Wort ergriff. Es handelt sich um Fräulein Gras-
Ml' „Schon wieder!' äußerte die Gräfin peinlich berührt.
^..Leider!" kntgegnete Elisabeth in überlegenem Tone.
halten eS für unsere Pflicht, Dich darauf aufmerksam
'U Machen, daß diefe Person wirklich zur Erzieherin nicht
Ust." Die Gräfin erröthete vor Unwillen. Trotz der neu-
Men Absertigung wagte das junge Mädchen nochmals,
M 'm eigenen Hause Belehrungen hinsichtlich der Gou-
Mriavte zu ertheflen. Ihre Töchter betheiligten sich an dem
^«iplote, wenn sie dasselbe nicht gar veranlaßt hatten.
Mit Mühe beherrschte sie sich, um ruhig fragen zu
"""en: „Was berechtigt Euch zu solcher Annahme?'
, .Neulich fragtest Du uns, Mama,' fiel Larry ein,
wir an Fräulein Grashoff etwas von der Gefallsucht
"'Merkt, deren Elisabeth sie anklagte. Wir verneinten eS;
M so mehr kannst Du unfern Worten Glauben schenken,
7'11» wir Dir sagen, daß es wahrhaft scandalös war,
bas Fräulein sich im Wasser an Robert Tiefenbach'S
"'M bing — noch dar« in Elisabetb's Gegenwart.'
»Da Elisabeth noch nicht seine verlobte Braut ist,' be-
We die Gräfin mit ungewöhnlicher Schärfe, so hätte
Mulein Grashoff Robert's Hand m alle Ewigkeit festhal-
A können, ohne gerade ihr Ursache zur Klage zu geben.
^Einzige, worauf es ankommt, ist, ob sie etwa» An-
UtS that, als Ihr Alle — nämlich seine Hülfe in An-
M«.tu nehmen, um ans jenseitige Ufer zu gelangen.
sie dabei strauchelte und er sie davor bewahren mußte.
Welvers, VmnerMg, dm 20. W1897.
benöthigen. Wenn Schoa angreifen würde, würde
man zwei Armeekorps mobilisiren müssen, was 80
Millionen Lire kosten würde. Man müßte also daran
denken, eine große Kolonialarmee zu schaffen, die 35
Millionen Lire in Anspruch nehme. Wenn er die Ver-
antwortung sür ein Verbleiben auf dem abeffynischen
Hochplateau bei einer Ausgabe von 19 Millionen nach
Berechnung deS Generals Baldisiera für die Zeit des
Friedens auf sich genommen habe, da eS sich nur um
einen vorübergehenden Zeitabschnitt handle, so könne
er die Verantwortung, dort noch länger zu bleiben,
mit 7 Millionen, die jetzt dafür ausgesetzt seien, nicht
übernehmen. (Unruhe.) Wenn man auf dem Hoch-
plateau ruhig weiterbleiben wolle, müsse man die dazu
nöthigen Summen beschaffen, indem man die Grund-
steuer um */io und d,e Salzsteuer um 10 Cts. erhöht.
Eine sofortige Aufgabe der Kolonie würde eigentlich
die logische Folge sei», aber die Logik sei nicht der
einzige Co effizient für weise Entschlüsse in der Poli-
tik. Beide Interpellanten haben, obwohl er den Rath'
gab, die Kolonie aufzugeben, der Regierung gerathen,
da- gegenwärtig besetzte Gebiet dem NeguS wieder
abzutreten und Maffaua einer anderen Macht zu über-
antworten. Hier lagen ernste Schwierigkeiten für die
Praxis vor. Das italienische Nationalgefühl gebe die
Abtretung Kassalas an Egypten zu, würde eS aber
nicht gestatten, die italienischen Besitzungen dem Ne»
guS zurückzugeben. Das Land verkenne nicht, daß
eine Aufgabe MaffauaS — den Einfluß gar nicht zu
rechnen, den dieser Besitz im Rothen Meere auszu-
üben gestatte — Italien in internationale Schwierig-
keiten stürzen könne, die nicht leicht zu nehmen seien.
Wenn man also heute den Beschluß fassen würde, die
Kolonie sofort aufzugeben, dann würde dies ein
schwerer Jrrthum sein, der sehr ernste Verwicklungen
mit sich bringen könne. (Unruhe.) Rudini er-
klärte weiter, die Regierung schlage vor, sobald
es die Lage der Dinge gestatte, die militärische
Besetzung auf daS Mindestmaß zurückzuführen
und sie möglichst auf Maffaua allein zu be-
schränken, ferner weder ganz noch theilweise die von
der italienischem Souveränität abhäugenden Gebiete
abzntreten, vielmehr ein Gebiet unter eingeborene»
Häuptlingen nach freier Wahl Italiens zu schaffen
und endlich sobald wie möglich der provisorischen
Besetzung von Kassala ein Ende zu machen. Um
dieses Programm nach und nach zur Ausführung zu
bringen, müsse man mit England ein Einvernehmen
treffen, behufs Wiederabtretung Kassalas an Egypten
und ferner die Grenzfrage mit dem Negu» endgiltig
ins Wasser zu fallen, ist vielleicht zu beklagen ... ein
Vergehen ist es nicht.'
„Nein, Mama, dieses allerdings wäre nur eine Un-
aeschicklichkeit gewesen," versetzte Carrh. „Wäre Fräulein
Grasboff nicht die Erzieherin unserer kleinen Schwester,
wäre sie eine Fremde, fo würde es uns nicht einsallen, auf
ihr Benehmen zu achten. Nur weil Martha ihr anvcrtraut
ist, haben wir sie feil unserer neuliche» Auseinandersetzung
schärfer ins Auge gefaßt.'
Die Gräfin fing an unsicher zu werden; unruhig rückte
sie auf ihrem Sessel hin und her. „Wenn das Alles sich so
verhielte . . .' begann sie. Sie unterbrach sich aber: „Ihr
seht sie mit voreingenommenen Augen an, Ihr habt ja
immer etwas gegen sie gehabt. Ida, Du bist ganz unpar-
teiisch, sage mir aufrichtig: hat Dir etwa» mißfallen am
Wesen des jungen Mädchens ? Hast Du Mangel an Zurück-
haltung bemerkt in ihrem Benehmen Männern gegenüber?'
„Bewahre!" erklärte die Baronin. „Vierzehn Tage bin
ich nun hier und habe das Mädchen beobachtet, da eS mich
interesfirt. Sie Liebt sich einfach und natürlich; dieser offene
Charakter ist leicht zu durchschauen. Als verstände fich's
von selbst, ging sie gestern ausschließlich neben den alten
Stiftsdamen her. Alle studirten Raffinements von auf-
fallender Kälte oder schmelzender Weichheit find ihr fremd.'
Ettsabeth, deren Marmorkälte viel künstlich.Gemachtes
hatte, warf der Sprecherin einen zornigen Blick zu und biß
sich auf die Lippen, um eine scharfe Antwort zurückzuhalten-
Triumphirend fiel die Gräfin ein: „Da seht Jhr's
nun ! Euere jugendliche Erfahrung sollte sich vor derjenigen
der Baronin beugen, um so mehr, als junge Auge« oft
erbarmungslos und selten gerecht find '
„Die Frau Baronin hat ja die Scene am Bache nicht
mit angesehen," wandte Elisabeth giftig ein; „ihr Urtheil
über ihren Schützling müßte sonst ander» lauten.'
: „Genug I" fiel:hr die Gräfin streng ins Wort. „Die
Sache geht ja im Grunde nur mich an; ich «erde sie
untersuchen. Vorerst sagt mir aber, was bezweckt eigentlich
Euere Anklage? Wäre es etwa Euer Wunsch, daß ich da»
Mädchen sofort entließe?'
-L Ihre Töchter sahen einander fragend an; Die Brrant-