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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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Dezember 1897
DOI Artikel:
Nr. 297
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#1237

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Mer Volksblatt

S«ker«te die 1-spaltige Petitzeile oder deren Rau»
- ts-und
>eutevdk

ung in Berlin sich eingefunden haben, um zu einer
Verständigung mit der deutschen Reichsregierung in
dieser Frage zu gelangen.

Die Abonnenten
des „Pfälzer Volks blatt" werden gebeten, ihr Abon-
nement für das 1. Quartal 1898
ZSlLt SOLlOIL
i» erneuern, damit in der Zusendung keine Unterbrech,
vng eintritt.
Das „Pfälzer VolkSblatt" wird auch im kom-
menden Quartale neben de« politischen und belehren-
den Theile für einen fesselnden UnterhaltungSstoff,
sowohl im täglichen Feuilleton als auch in unserem
so beliebt geworbene« „LonntagSbote" Sorge
tragen.

Die Aufhebung der Zucker-Ausfuhr-Ver-
gütungen.
Große- Aufsehen hat eS erregt, daß der Staats-
sekretär des ReichSschrtzamteS in der am 10. Dezember
abgehaltenen Sitzung der Deutschen Reichstags die
Erklärung abgegeben hat, die Regierungen der größ-
ten ZuckergewinuungSländer ständen im Begriffe, die
Verhandlungen über die Abschaffung der Zucker.Aus-
fuhr-Vergütungen erneut auszunehmen. Merkwürdiger
Weise scheint die Anregung dazu dies Mal von Frank-
reich ausgegangen zu sein, woraus auch die starken
Käufe in Zucker aller Art sich erklären, welche fran-
zösische Händler und Häuser in den letzten Wochen
vorgenommen haben, und deren erfreuliche Folge eine
kräftige Erholung der so sehr gewichenen Zuckerpreise
gewesen ist. Diese Händler bzw. Häuser sind offen-
dar unter ichtet gewesen von den Schritten, welche die
srarizösische Regierung in Sachen der Aushebung der
Zucker-AuSfuhr-Bergütungen zu thun im Begriffe stand.
Daß eS gerade die französische Regierung war,
welche diese schon so oft behandelte Frage wieder an-
geregt hat, wird in deutschen Fachkreisen darauf zu-
rückgeführt, daß die französischen Raffinerieen den
französischen Ministerpräsidenten Meline ersucht hatten,
die im Frühjahr 1897 eingeführten unmittelbaren
Ausfuhr-Vergütungen wieder abzuschaffen, weil unter

ArfcheSut WgRch mit Ausnahme der Sonn- u.
^^^rtaae, mildem wöcbent-
«MK jur MckckÄ FM°Ü L KM. ELMWWzM
Expedition: Zwin^ertzrahx 7.

Deutsches Reich.
* Regensburg, 27. Dez. Wie das „RegenSb.
Morgend!." meldet, wurde der Bischof von Süd-
Schantung, Auzer, vom Prinzregenteu dar große
Compthurkreuz der Verdienstordens der Bayerischen
Krone verliehen. Bischof Anzer reiste gestern Abeud
nach Berlin ab, und gedenkt, von dort nach 10 Tages
hierher zurückzukehreu.
* Schillingsfürst, 26. Dez. Heute Mittag fand
in der Schloßkapelle deS hiesigen Friedhofes die feier-
liche Beisetzung der Fürstin zu Hohenlohe statt. Nach
der Einsegnung der Leiche in der Schloßkapelle setzte
sich unter Vorantritt der Geistlichkeit und der Schul-
jugend der Trauerzug nach dem Kirchhof in Bewegung.
Der vom Kaiser gewidmete Kranz und zahlreiche hier
eingetroffene Kranzspenden schmückten den Sarg. Der
Bahre folgten der Reichskanzler mit den Angehörigen
der Familie, darunter der Statthalter von Elsaß-
Lothringen, Fürst zu Hohenlohe Langenburg, ferner
Graf zu Castell Castell als Vertreter des Prinzregen-
ten Luitpold, Geheimer OberregierungSrath Frhr. von
WilmowSky, Bürgermeister Dr. Back-Straßdurg und
zahlreiche andere hervorragende Persönlichkeiten.

Ausland.
* Wik«, 25. Dez. Diechristliche deutsche
Studentenschaft der Wiener Universität hat
auf den unerhörten Vorgang, daß gelegentlich einer
studentischen Feier für den Rektor auf dem Boden
der Universität und unter dem Beifall einer mehr«
hundertköpfigen Schaar zum Abfall vom Katholizis-
mus aufgefordert werden konnte, mit einer Adresse
an den Rektor der Universität geantwortet, in der
er heißt:
„Genehmigen Eure Magnificenz, daß die christliche
deutsche Studentenschaft der Wiener Hochschulen in
Erinnerung an die bewegten Novembertage dieser
Jahres ihrem aufrichtigen Danke für die rückhaltlose
Wahrung der akademischen Interessen und Rechte
herzlichen Ausdruck gibt. Ebenso wie uns kein wahres
Deutschthmn ohne echte Vaterlandsliebe, ohne be-
geistertes Festhalten an dem angestammten Fürsten-
hause und ohne Treue bis in den Tod denkbar ist,

ihrer Herrschaft der inländische Verbrauch noch weiter
gesunken war. Frankreich kann aber eher, als irgend
ein anderer Staat, der Abschaffung der unmittelbaren
Ausfuhr-Vergütungen zustimmen, weil seine Rüben-
und Rohrzucker-Erzeuger daun immer noch im Be«
sitze der mittelbaren Ausfuhr-Vergütung verbleiben,
nachdem das Gesetz vom 7. April d. I. eS klar aus-
gesprochen hat, daß diese letztere keineswegs aufgegeben
werden solle. Frankreich befindet sich also in der
Lage des Glücklichen, der zwei gefüllte Taschen hat,
und recht wohl zuseheu kann, wie die eine ihm geleert
wird; bleibt ihm doch noch die andere vollgefüllte
übrig.
Die österreichischen Zuckerfabriken können ebenfalls
einer etwaigen Beseitigung der Ausfuhr-Vergütungen
mit Ruhe entgegensehen; denn sie sind zu einer festen
Vereinigung zusawmengeschlossen, welche die Preise
im Jnlande so festsetzen kann, daß sie eine Entschä-
digung für die verlorengehende Ausfuhr-Vergütung
bieten.
Wie steht er aber mit dem deutschen Zucker-Groß«
gewerbe? Dasselbe ist weder zu einem „Cartelle" zu«
fammengeschlossen, wie das österreichische, noch erfreut
eS sich mittelbarer Ausfuhr Vergütungen, wie daS
französische. Werden ihm also die unmittelbaren
Ausfuhr-Vergütungen genommen, so hat es auf dem
Weltmarkt mit zwei Wettbewerbern zu thun — Frank-
reich und Oesterreich —, welche viel vor ihm voraus
haben; dar leuchtet doch wohl ohne weiteres ein.
Die durch die englische Presse ausgesprochene
Drohung, Großbritannien werde gegen die europäischen
Zucker-AuSfuhr-Vergätungeu AuSgleichSzölle einführen,
wenn die Staaten des Festlandes die AuSfuhr-Ver-
gütungen nicht würden fallen lassen, braucht die in
Deutschland am Zuckergeschäft Betheiligten nicht in
Schrecken zu versetzen; denn diese Zölle würden die
Wettbewerber Deutschlands in gleichem Maße treffen,
und überdies würde dann zwischen England und den
Bereinigten Staaten ein heißer Kampf um den Rohr-
zucker entbrennen, dessen Preissteigerung dann doch
auch auf den Rübenzucker-Preis günstig zurückwirken
müßte.
Kommt eS zu einer „Conferenz" in Sachen der
Ausfuhr-Vergütungen auf Zucker, die wohl in Paris
würde abgehalten werden, so ist anzunehmen, daß auf
derselben Deutschland und Oesterreich Hand in Hand
erscheinen werden, nachdem sie vorher über ihre auf
dieser Conferenz einzunehmende Haltung sich werden
verständigt haben. Schon wird auS Wien gemeldet,
daß bereits zwei Vertreter der österreichischen Regier-

Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingergraße 7.

Melbers, Mwch, den 29.KMer 1897.

ck! Es ist, als wenn Du
huldigst."
! So weit ist es Nttht ge-

Melisne. AZL
Erzählung von Melativ Iva- Au« ^em ö -cka. bischen von
L. v. Heemftede-
„Und doch bist Du unterrichtet."
„Durch meine eigenen Augen und Ohren."
„Na! die können sich auch wohl täuschen!"
„Weniger, als Manchem lieb sein mag."
„Und was hast Du denn gehört oder gesehen?"
„Die Zukunft, Tantel"
„Bist Du vielleicht bei einer Kartenlegerin gewesen?"
„Das war nicht nöthig; ich sehe deutlich den Tag, an
welchem Schönburg und Kaprice wieder und für immer
vereinigt sein werden "
Frau Hilverda batte sonst keine rasche Fassungskraft,
aber dies sah sie sofort mit überraschender Klarheit ein.
.Erich heirathen und Mimi Wolson? Aber, Kind, Du
faselst! Siehst Du denn nicht, daß sie geschworene Feinde
Und, daß sie ihn und daß er sie ansteht, als wenn sie sich
gegenseitig ein Stück der Erbschaft entwendet hätten!"
„Sie werden die Stücke wohl wieder zusammenleimen l"
„Aber erinnerst Du Dich denn nicht, daß mein Sohn
schon, als Leo noch lebte von seiner bevorstehenden Heirath
„Gewiß!"
„Nun! ist Deine Vermutbung dann nicht ungereimt?"
„Und er sagte auch, daß er früher heirathen würde
als Leo."
„Das beweist gerade —"
„Nun, das wird ja der Fa
„Kind! nimm Dich in Ar
Meinen Sohn eines Mordes bi
„Nein, das thue ich nicht. —. ____ „
kommen; Leo ist aus eigenem Antrieb in den Spalt ge-
wrungen und er wußte nicht wen er rettete."
„Er wußte recht gut, daß es sein Vetter war."
„Aber weiter auch nichts I"
„Was denn Weiler, Gesine?"
„Einen Brief, wovon der gute, edle Leo keine Ahnung
gatte.

„Aber wie weißt Du Alles ! Was stand in dem Briefe ?"
„Ihr Plan. Nun haben sie aber keine Zustimmung
mehr nöthig. Wen» das Trauerjahr vorbei ist und viel-
leicht noch früher, werden Kaprice und Schönburg vereinigt."
„Es kann nicht sein. Es ist nicht wahr!"
„Frag' ihn nur selbst!"
„Und darf ich sagen, daß Du es mir mitgetheilt hast ?"
„Ruhig! Inzwischen pack' ick meme Sachen ein, damit
ich fertig bin, wenn er mir die Thüre weist." Damit ging
sie zum Zimmer binaus und ließ ihre Tante in einem
Zustande großer Erregung, mit unbefriedigter Neugierde
vermischt, zurück.
Sie hatte nichts davon bemerkt, gar nichts. Wie
trefflich verstand Erich es, seine Empfindungen zu verber-
gen ; es ist keine Kleinigkeit, Jemandem seine Verlobte ab-
wendig zu machen, ohne daß Vieser es nur ahnt. So et-
was konnte nur ihr Sohn. Miliane war zwar nicht die
Schwiegertochter, die sie sich gewählt haben würde, aber
sie kannte sie nun einmal nnd Kaprice und Schönburg
kamen wieder zusammen. Erich würde ebenso reich sein
wie Leo. Daß sie nicht eher daran gedacht hatte I Es lag
ja auf der Land. Zu ihrer Zeit war es zwar nicht schön
gewesen, der Braut eines Anderen den Hof zu machen,
denn ihr Sohn wußte genau, was jetzt erlaubt oder uner-
laubt war, oder lieber, was sie schickte, denn wer batte
über das erstere zu entscheiden? In der größten Äe»
Wirrung durchkreuzten diese Gedanken ihr Gehirn, und sie
hatte sich noch nicht ganz gefaßt, als ihr Sohn eintrat.
„Guten Morgen!" war sein kurzer Gruß.
„Wie geht es, Erich? gut geschlafen? Du siehst viel
bester aus als gestern. Ein Täßchen Thee? Wo ist Gesine
nur? Da muß ich Dich schon bedienen."
Hilverda griff nach den Zeitungen, die noch immer
an den Junker von Alkeraede adresfirt waren. Gerrits
muß schreiben, daß die Adressen verändert werden," sagte er.
„Ich werde Dir Gerrits schicken," entgegnete seine
Mutter mit Nachdruck, als wenn sie sagen wollte, ich laste
mir von meinem Sohne nicht befehlen.

Ohne eine Wort weiter zu sprechen, las Hilverda seine
Zeitung, trank seinen Thee und zerkrümmelte ein 8Äöd-
chen-
„Hast Du keinen Appetit?" frug seine Mutter besorgt.
„Ja wohl I"
„Erich, warum bist Du so unfreundlich gegen Deine
Mutter? Jedes gute Wort ist Dir zu viel. Leo war
mein Sohn nicht, aber er behandelte mich ganz anders,
immer eben freundlich und höflich."
„Ich kann es nicht ändern, daß ich kein Leo bin."
„Und Deine HerzenSgeheimnisse, Deine Zukunftspläne
verbirgst Du mir auch."
„Wie so?" Er las immer weiter.
„Nun, ich meine Deine Heirathspläne!*
„So wenn sollte ich denn Heirathen?"
„Miliane Wolson!"
Nie zuvor hatte Frau Hilverda sich rühmen können,
daß em Wort von ihr eine solche Wirkung aus ihren
Sohn gehabt hätte. Seine Stirnadern schwollen an, seine
Lippen zuckten und er warf die Zeitung ungestüm fort.;
„Wer hat das gesagt?" frug er mit heiserer Stimme
vor seiner Mutter stehen bleibend.
Die arme Dame bebte vor Angst, so hatte sie ihren
Sohn noch nie gesehen. „Aber ist es denn nicht an dem?
Ereffere Dich doch nicht so! Ich frage ja nur —"
„Wie kommst Du dazu?"
„Gesine hat es erzählt."
„So?!"
„Ist das nun ein Grund, so böse zu werden, Erich?
Gott verzeihe Dir die Art und Weise, wie Du Deine arme
Mutter behandelst!"
(Fortsetzung folgt.)
 
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