Wtzer Volksblatt
enbach's; em kurzes, abweisender:
war die einzige Antwort auf sein
Nachdruck
»erdstex.
Verantwortlicher Redakteur
Joseph Huber in Heidelberg.
Grashoff?" schallte eS ihr entgegen. Der Ruf brachte sie
zu sich. Mit einem energischen Ruck riß sie ihre Hand an-
der Umklammerung Tiefenbach's: ein kurze-, abweisender'
.Danke, Herr GrasI" t
leidenschaftliches Flüstern.
Elisabeth hatte die kleine Scene bemerkt. Fest preßte
sie die Zähne auseinander, um einen Aufruf de- Zornes
zu unterdrücken. Krampfhaft zerzupften und verstreuten die
kleinen Hände den Strauß von Schlingpflanzen, de» Die-
fenbach auf ihren Wunsch von der Thurmzinne der Ruine
hatte herunterholen müssen. So war es also nicht bloß
die alte Bekannte, die er in Anna begrüßt, nein, das war
das Mädchen das er geliebt halte — noch immer liebte!
Bitterer Groll bemächtigte sich ihrer; ein Groll, der in
dem einen, stets wieder kehren den Wunsche sich einen Aus-
weg suchte: die Verhaßte aus ihrem Wege zu schaffen.
Schnell batte sie herausgefunden, daß jetzt Gelegenheit zu
einer kleinlichen Rache sich ihr darbot; die wollte sie er-
greifen. Vielleicht kam dann später ein Augenblick, in wel-
chem sie einen großen Schlag aussükren konnte.
Während die Umstehenden in jener Scene zuerst nur
das Eine gesehen hatten, daß der Graf die Gouvernante
davor bewahrt hatte, ins Wasser zu gleiten, wußte sie
durch allerhand Anspielungen bald den Gedanken zu er-
wecken, al- sei jenes vermeintliche Straucheln nur ein wohl-
überlegter Plan gewesen, um Diesenbachs Aufmerksamkeit
auf sich zu ziehen. Bon da zur Erzählung, sie habe sich
in des Grasen Arme gestürzt, sie habe ihn im Wasser fest-
gehalten, war nur ein Schritt; böse Gerüchte wachsen schnel-
ler, wie Lawinen.
Man war nicht am Sammelplatz angelangt, so hatte
sich schon eine Legende gebildet von der verführerischen, ko-
ketten, schlauen Gouvernante, die nicht zu deren Gunsten
klang. Bruchstücke derselben drangen bis zur Gräfin Hol-
lerbrunn; sie schenkte dem Gerede keinen Glauben, dennoch
wurde sie peinlich davon berührt, daß man über die Er-
zieherin ihrer Tochter auf diese Weise sprach. Lebbast, wie
sie «ar, und ihrer augenblicklichen Empfindung folgend,
begegnete ste in der ersten Aufwallung der UnmutheS Anna
auf eine Weise, die ihrer sonstigen wohlwollenden Art ge-
radezu entgegengesetzt war. Da arme Mädchen wurde da-
durch um so «ehr verletzt, als auf ihren kurzen Seligkeits-
traum sofort diese gewaltsame Ernüchterung folgte. Sie
hatte das Zischeln und Flüstern der Damen wohl bemerkt;
sie fühlte sich gekränkt und gedemüthigt.
Weshalb hatte Diesenbach durch sein Benehmen sie zur
Zielscheibe aller Beobachtungen gemacht? Freiwillig hatte
er sich von ihr losgesagt, we-halb kam er nun und störte
ihren mühsam errungenen Frieden? Biel zu viel waren
sie einander gewesen, als daß ein gleichgültiger Verkehr
zwischen ihnen jemals hätte möglich werden können. AlleS
mußten sie einander sein oder nicht-.
Mit einem Mißklang hatte das so froh begonnene Fest
geendet, und auch am folgenden Tage zitterte der Ton der-
selben nach. Das sollte Gräfin Hollerdrunn erfahren.
Sie saß mit Frau v. Burkersdorf in ihrem Schreib-
cabinet, eine Art Sarctuarium. zu dem außer ihrer Fami-
lie nur diese Freundin nur Zutritt hatte. Die Regung de-
Unwillens gegen Anna hatte sich längst gelegt. Ruhig be-
sprach sie die Erlebnisse des vergangenen Tage- und führte
Klage darüber, daß die Menschen eS so sehr liebten, Nebe-
le» von einander zu glauben und einen guten Ruf zu zer-
pflücken, unbekümmert darum, ob nicht vielleicht das Glück
eines Menschenlebens zu Grunde gerichtet würde.
.Deine Klage ist so alt, wie die Welt, Marie!" hatte
die Baronin geantwortet. .So lange die Welt steht, wird
es Ursache zu derselben geben. Ei» Glück ist- für die Be-
treffende, daß Du offene Augen, einen klaren Kopf, ein
warmes Herz hast und sie nicht fallen lassen wirst wegen
eine« müßige» Geredes."
Da hatte eS an die Thüre geklopft, und Carry und
Lari traten mit Elisabeth ein.
.Guten Morgen, Kinder I" sagte die Gräfin freundlich.
»Was bringt Euch her ? Ihr seht ja furchtbar feierlich aus."
.Wir hätten Ernste- mit Dir zu bespreche», Mama!*
erklärte Carry, die al- Sprecherin auftrat, »Da Du in-
dessen nicht allein bist, ist eS besser, wir kommen wieder."
(Fortsetzung folgt.)
große- Unheil, da- sicher nicht auSgeblieben, nunmehr
abgewendet worden sei".
Der Rückgang des Verlöbnisses erfolgte in folgen-
der Weise.
Einem am 30. September von der Herzogin Max
(Mutter der Braut) an die Königin Marie (die Mutter
der Königs) eingetroffenen Bries beantwortete letztere
noch dahin, daß seine Majestät durchaus nicht beab-
sichtige, die eingegangene Verlobung rückgängig zu
machen, daß e» aber dem Könige allerdings unangenehm
sei, so mit der Vermählung gedrängt zu werden, deren
Vollzug viel eher erfolgen dürfte, wenn man Seiner
Majestät die Freiheit der Bestimmung ungeschmälert
lassen wollte.
Bald nach Abgang dieses Schreibens traf ein
Brief der Prinzessin Sophie ein, mit welchem sie den
König in liebenswürdigster Weise benachrichtigte, daß
Herr Herzog Max aus Anlaß des Briefes der Königin
Mutter sich nunmehr persönlich an Seine Majestät
wenden und um eine endgültige Entscheidung bitten
werde.
Dieser Brief der Herzogs Max traf wenige Tage
darauf ein und hatte zum Inhalt etwa Folgender:
Der Brief der Königin veranlaße den Herzog als
Vater der Braut, den König ergebenst zu fragen, ob
er bestimmt gesonnen sei, den 29. November als fest-
gesetzten Hochzeitstag eiozuhalten, wenn nicht, so möge
er die gestellte Bitte um die Hand der Prinzessin
Sophie als ungeschehen ansehen.
Auch die Herzogin Max hatte in einem weiteren
Brief an die Königin Mutter ihren Bedenke» über
das künftige Glück der beabsichtigten Ehe Ausdruck
gegeben.
Diese beiden Briefe scheinen den Entschluß der
jungen Monarchen rasch gezeitigt zu haben, denn
die Prinzessin Sophie erhielt sehr bald von ihrem
Verlobten einen Brief, der beinahe im Wortlaute,
jedenfalls aber sehr annähernd wie folgt lautete:
„Nachdem nun auch der BermählungStag, gleich
wie früher dar BerlobungSfest, wie eine Treibhaus-
Pflanze gewaltsam gezeitigt werden soll, halte ich
mich verpflichtet, dir Nachstehender mitzutheilen. Als
wir uns im vergangenen Jahre schrieben und ich dir
verschiedene Aufmerksamkeiten und FreundschaftSbe-
zeugungen erwies, glaubte deine Mutter sich einmischen
zu müssen, da sie diese verwandtschaftlichen Artigkeiten
für Zeichen der Liebe hielt und an eine Freundschaft
ohne Liebe zwischen uns nicht glauben konnte. Du
weißt, welche Antwort ich dir darauf durch deinen
Bruder Karl geben ließ. Als ich nun hörte, daß
Lridvoll und freudvoll,
Novelle von L. v. Neid ega-
>, Der Pfad, den der Graf gewählt hatte, war lehr ro-
AUIch. An steilen Abstürzen führte er vorbei, über Ge-
M «vd Steine «ußte man in die Tiefe steigen, um gleich
i^auf sich wühfam wieder empor zu arbeiten. Die Kräfte
ff* Wanderer erlahmten, uvd mit der Müdigkeit kam die
Urusrikdenheit mit dem Führer. Scherzhafte Klagen und
Mwürse wurden laut. Als man nun gar an einen Back
N«n«te, den man überschreiten mußte, und entdeckte, daß
Steg durch die Gewitter der vobergehenden Tage weg-
Uen war, folgte den Vorwürfen die Entrüstung, Dieken-
R «klärte sofort, zur Strafe wolle er, und zwar ganz
"nn. die Damen alle an das jenseitige Ufer bringen.
Einzelne Felsblöcke lagen im Bache; jo glatt und un-
sie auch waren, sie bildeten doch immerhin eine Art
»"«Brücke; von einem Steine »um anderen springend,
ffMe «an zur Noth hinüber gelangen. Diefenbach stellte
U «un mitten in da» Wasser und leitete mit feiner Hand
a* Damen, eine um die andere, an das andere Ufer. Des
Mens mar kein Ende, während man so unter thrilS
Ukttttem, theil« wirklichem Angstgeschrei den gefährlichen
d». EMich'lam die Reihe an Anna. Sie zögerte, die ihr
,,jfkebvtene Rechte zu «fassen: auf die eigene Geschicklich-
Vertrauend, wollte sie den Uebergang versuchen.
-Bitte, geben Sie Ihre Hand her!" befahl aber Tie-
»4 so gebieterisch, daß sie willenlos dem Gebot ge-
We. Unwillkürlich, wie von einer fremden Macht ge-
N*n. erhob ste dabei den Kops und blickte m em Paar
Men, die brennend, forschend, verlangend auf ihr ruhten.
W schwindelte, ste schwenkte - em starker Arm umfing
L''»e Uebe Stimme flüsterte, wie in jener Zeit: .Anna!
*iie Anna!"
M,.Sie war wieder achtzehn Jahre alt — sie war wieder
und froh ... in rosigem Glanze lag da» Leben
r-,'l>r . . . Jubellaute durchdrangen ihre Brust. Das war
>, * ew kurzer flüchtiger Traum. Spöttische Stimmen weck-
" ue. .Ni««» denn Ihr Uebergang kern Ende, Fräulein
Herzogin Sophie von Aienron.
, ^Der schreckliche Tod, den die bayerische Herzog--
Mer bei der Brandkatastrophe der Pariser Wohl-
MigkeitS-Bazar» gefunden hat, erregt nicht nur das
Müste Beileid, sondern erweckt auch wieder das leb-
W- Interesse an der Person der hohen Frau, wie
M früher ein Mal, zur Zeit ihres kurzen Berlöb-
Mer mit dem später so unglücklich endenden, geisteS-
pachteten König Ludwig U. von Bayern.
A Unbeschreiblich war der Jubel in Bayern, als am
A Januar sj1867 die Verlobung der jugendlichen
Irscher- mit der reizenden Herzogin Sophie den bei-
M Kammern de» Landtages offiziell mitgetheilt
Mde. Allenthalben erschienen Doppelbilder des
Dnen königlichen Brautpaare-, die Stadt München
Mittte ein Hochzeitsgeschenk im Werthe von 100,000
Dulden vor, in jedem Kreise sollten arme Verlobte
^gesteuert werden, um am königlichen Vermählung--
"Se ebenfalls Hochzeit halten zu können.
v In München aber war Publikum und Presse einig
^Über, daß die schlanke, hohe, vornehme Erscheinung
U der mächtigen dunkeln Flechtenkrone über der
^«Weißen Stirne und den großen leuchtenden Au-
Slp
Druck, Verlag u. Expeditton
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingcrftraßr 7.
Melders, MM Len 19. W1897.
gen die berufenste Herrscherin für Bayern- Thron sei,
zumal man auch nicht genug rühmen konnte, wie lie-
benswürdig, geistvoll und ^herzensgut die Prinzessin
veranlagt sei.
Am 11. Oktober aber wurde München mit der
Nachricht überrascht, auf Wunsch der beiden Bethen
ligten sei dar Berlöbniß rückgängig gemacht worden.
Die Gründe diese- Schrittes sind damals, wenigsten-
in beglaubigter Form, nicht in die O-ffentlichkeit ge-
drungen, um so wehr haben müßige Gerüchte und
Vermuthungen die Gemüther erhitzt. Erst in späterer
Zeit kam man darauf, daß die nachmalige Geistes-
krankheit de» Monarchen, vielleicht damals schon im
Keime vorhanden, den raschen GefühlSumschlag be-
wirkt haben könnte. Darauf hat u. a. Dr. med.
Franz Carl in seiner psychologisch-psychiatrischen
Studie (Leipzig 1886. Verlag von L. Staackmann)
unter der Rubrik „Anomalieen in der GefühlSbeton-
ung" hirgewiesen.
In München erzählt man sich allgemein, daß der
junge König auf einer seiner gewesenen Verlobten
gewidmeten Photographie die Worte geschrieben habe:
„Sophie, treue Bruderliebe
Widmet dir die- Herz;
Fordere keine andere Liebe,
Denn eS macht mir Schmerz!"
Ob diese Behauptung der Wahrheit entspricht, ist
nicht festzufiellen, möglich wäre e- schon.
Noch am 25. September scheint der König ent-
schlossen gewesen zu sein, die Vermählung einzugehen.
Er trifft diesbezügliche Anordnungen, bestellt einen
prachtvollen neuen Hermelin Mantel für die künftige
Königin, und bestimmt den Hochzeitstag. Er gab
auch verschiedene Aufträge, diese seine Absicht in der
Oeffentlichkeit zu verbreiten, um, wie er sich aus-
drückte: „durch diese Mittheilung zur Beruhigung der
Gemüther beizutragen und allem müßigen Gerede die
Spitze abzubrechen". — Die Anspiegelunq auf da-
müßige Gerede und die Unruhe der Gemüther beweist,
daß schon Ende September au eine Rückgängigmachung
der Verlobung gedacht wurde und im Volke Gerüchte
davon verbreitet gewesen sein müssen, die man dem König
auch hinterbrachte.
Erst am elften Oktober spricht der König in ver-
schiedenen Briefen von der wirklich vollzogenen Auf-
lösung des Verlöbnisses. Er wünschte man solle über-
all erfahren, daß mit Einverständniß beider Theile
die Sache rückgängig gemacht wurde und äußerte sich
wiederholt, daß eS „gewiß so weit besser, und ein
täglich mit Ausnahme der Sonn- u. , Inserate die 1-spalttge Petttzeile oder deren'Raum
Organ für Malickrff, Frerlmi L KM. iLLLLKLZLLSLÄ
Kelberg monatlich 5« H mit Trägerlohn, durch " Rabattbewilligung.
Post bezogen Viertels, -tt 1.60 franco.
^112.
Kknlrumsparlki in Kaden.
. Die Herren Vertrauensmänner der Centrums°
^vtei werden hiermit zu einer
Delegirtenversammlung
Mittwoch, den 1». »ai, Nachmittag« 2 Uhr,
^"dar „Kath. VereiuShauS" in Freiburg
^Südlichst eingrlade».
Gegenstände der Verhandlung sind: Bericht über
Partrikaffe; Besprechung der politischen Lage;
sichte au- den einzelnen Wahlbezirken; Wahl de-
^tralkomitLS; Verschiedenes.
Wir bitten um möglichst zahlreiche Betheiligung.
Namens des Lentral-LonEs:
Der Vorsitzende:
Wilh. Fischer, Abgeordneter.
. hW- Im Anschluß an die Verhandlungen drS
AkgirtentageS der CentrumSpartei findet auch eine
MPrechung über wirksame Verbreitung de- kathol.
Usverein- statt; eS sind deshalb die Fremde und
Mengen Förderer diese- Verein» zur Theilnahme
grinst freundlichst eiugeladen.
enbach's; em kurzes, abweisender:
war die einzige Antwort auf sein
Nachdruck
»erdstex.
Verantwortlicher Redakteur
Joseph Huber in Heidelberg.
Grashoff?" schallte eS ihr entgegen. Der Ruf brachte sie
zu sich. Mit einem energischen Ruck riß sie ihre Hand an-
der Umklammerung Tiefenbach's: ein kurze-, abweisender'
.Danke, Herr GrasI" t
leidenschaftliches Flüstern.
Elisabeth hatte die kleine Scene bemerkt. Fest preßte
sie die Zähne auseinander, um einen Aufruf de- Zornes
zu unterdrücken. Krampfhaft zerzupften und verstreuten die
kleinen Hände den Strauß von Schlingpflanzen, de» Die-
fenbach auf ihren Wunsch von der Thurmzinne der Ruine
hatte herunterholen müssen. So war es also nicht bloß
die alte Bekannte, die er in Anna begrüßt, nein, das war
das Mädchen das er geliebt halte — noch immer liebte!
Bitterer Groll bemächtigte sich ihrer; ein Groll, der in
dem einen, stets wieder kehren den Wunsche sich einen Aus-
weg suchte: die Verhaßte aus ihrem Wege zu schaffen.
Schnell batte sie herausgefunden, daß jetzt Gelegenheit zu
einer kleinlichen Rache sich ihr darbot; die wollte sie er-
greifen. Vielleicht kam dann später ein Augenblick, in wel-
chem sie einen großen Schlag aussükren konnte.
Während die Umstehenden in jener Scene zuerst nur
das Eine gesehen hatten, daß der Graf die Gouvernante
davor bewahrt hatte, ins Wasser zu gleiten, wußte sie
durch allerhand Anspielungen bald den Gedanken zu er-
wecken, al- sei jenes vermeintliche Straucheln nur ein wohl-
überlegter Plan gewesen, um Diesenbachs Aufmerksamkeit
auf sich zu ziehen. Bon da zur Erzählung, sie habe sich
in des Grasen Arme gestürzt, sie habe ihn im Wasser fest-
gehalten, war nur ein Schritt; böse Gerüchte wachsen schnel-
ler, wie Lawinen.
Man war nicht am Sammelplatz angelangt, so hatte
sich schon eine Legende gebildet von der verführerischen, ko-
ketten, schlauen Gouvernante, die nicht zu deren Gunsten
klang. Bruchstücke derselben drangen bis zur Gräfin Hol-
lerbrunn; sie schenkte dem Gerede keinen Glauben, dennoch
wurde sie peinlich davon berührt, daß man über die Er-
zieherin ihrer Tochter auf diese Weise sprach. Lebbast, wie
sie «ar, und ihrer augenblicklichen Empfindung folgend,
begegnete ste in der ersten Aufwallung der UnmutheS Anna
auf eine Weise, die ihrer sonstigen wohlwollenden Art ge-
radezu entgegengesetzt war. Da arme Mädchen wurde da-
durch um so «ehr verletzt, als auf ihren kurzen Seligkeits-
traum sofort diese gewaltsame Ernüchterung folgte. Sie
hatte das Zischeln und Flüstern der Damen wohl bemerkt;
sie fühlte sich gekränkt und gedemüthigt.
Weshalb hatte Diesenbach durch sein Benehmen sie zur
Zielscheibe aller Beobachtungen gemacht? Freiwillig hatte
er sich von ihr losgesagt, we-halb kam er nun und störte
ihren mühsam errungenen Frieden? Biel zu viel waren
sie einander gewesen, als daß ein gleichgültiger Verkehr
zwischen ihnen jemals hätte möglich werden können. AlleS
mußten sie einander sein oder nicht-.
Mit einem Mißklang hatte das so froh begonnene Fest
geendet, und auch am folgenden Tage zitterte der Ton der-
selben nach. Das sollte Gräfin Hollerdrunn erfahren.
Sie saß mit Frau v. Burkersdorf in ihrem Schreib-
cabinet, eine Art Sarctuarium. zu dem außer ihrer Fami-
lie nur diese Freundin nur Zutritt hatte. Die Regung de-
Unwillens gegen Anna hatte sich längst gelegt. Ruhig be-
sprach sie die Erlebnisse des vergangenen Tage- und führte
Klage darüber, daß die Menschen eS so sehr liebten, Nebe-
le» von einander zu glauben und einen guten Ruf zu zer-
pflücken, unbekümmert darum, ob nicht vielleicht das Glück
eines Menschenlebens zu Grunde gerichtet würde.
.Deine Klage ist so alt, wie die Welt, Marie!" hatte
die Baronin geantwortet. .So lange die Welt steht, wird
es Ursache zu derselben geben. Ei» Glück ist- für die Be-
treffende, daß Du offene Augen, einen klaren Kopf, ein
warmes Herz hast und sie nicht fallen lassen wirst wegen
eine« müßige» Geredes."
Da hatte eS an die Thüre geklopft, und Carry und
Lari traten mit Elisabeth ein.
.Guten Morgen, Kinder I" sagte die Gräfin freundlich.
»Was bringt Euch her ? Ihr seht ja furchtbar feierlich aus."
.Wir hätten Ernste- mit Dir zu bespreche», Mama!*
erklärte Carry, die al- Sprecherin auftrat, »Da Du in-
dessen nicht allein bist, ist eS besser, wir kommen wieder."
(Fortsetzung folgt.)
große- Unheil, da- sicher nicht auSgeblieben, nunmehr
abgewendet worden sei".
Der Rückgang des Verlöbnisses erfolgte in folgen-
der Weise.
Einem am 30. September von der Herzogin Max
(Mutter der Braut) an die Königin Marie (die Mutter
der Königs) eingetroffenen Bries beantwortete letztere
noch dahin, daß seine Majestät durchaus nicht beab-
sichtige, die eingegangene Verlobung rückgängig zu
machen, daß e» aber dem Könige allerdings unangenehm
sei, so mit der Vermählung gedrängt zu werden, deren
Vollzug viel eher erfolgen dürfte, wenn man Seiner
Majestät die Freiheit der Bestimmung ungeschmälert
lassen wollte.
Bald nach Abgang dieses Schreibens traf ein
Brief der Prinzessin Sophie ein, mit welchem sie den
König in liebenswürdigster Weise benachrichtigte, daß
Herr Herzog Max aus Anlaß des Briefes der Königin
Mutter sich nunmehr persönlich an Seine Majestät
wenden und um eine endgültige Entscheidung bitten
werde.
Dieser Brief der Herzogs Max traf wenige Tage
darauf ein und hatte zum Inhalt etwa Folgender:
Der Brief der Königin veranlaße den Herzog als
Vater der Braut, den König ergebenst zu fragen, ob
er bestimmt gesonnen sei, den 29. November als fest-
gesetzten Hochzeitstag eiozuhalten, wenn nicht, so möge
er die gestellte Bitte um die Hand der Prinzessin
Sophie als ungeschehen ansehen.
Auch die Herzogin Max hatte in einem weiteren
Brief an die Königin Mutter ihren Bedenke» über
das künftige Glück der beabsichtigten Ehe Ausdruck
gegeben.
Diese beiden Briefe scheinen den Entschluß der
jungen Monarchen rasch gezeitigt zu haben, denn
die Prinzessin Sophie erhielt sehr bald von ihrem
Verlobten einen Brief, der beinahe im Wortlaute,
jedenfalls aber sehr annähernd wie folgt lautete:
„Nachdem nun auch der BermählungStag, gleich
wie früher dar BerlobungSfest, wie eine Treibhaus-
Pflanze gewaltsam gezeitigt werden soll, halte ich
mich verpflichtet, dir Nachstehender mitzutheilen. Als
wir uns im vergangenen Jahre schrieben und ich dir
verschiedene Aufmerksamkeiten und FreundschaftSbe-
zeugungen erwies, glaubte deine Mutter sich einmischen
zu müssen, da sie diese verwandtschaftlichen Artigkeiten
für Zeichen der Liebe hielt und an eine Freundschaft
ohne Liebe zwischen uns nicht glauben konnte. Du
weißt, welche Antwort ich dir darauf durch deinen
Bruder Karl geben ließ. Als ich nun hörte, daß
Lridvoll und freudvoll,
Novelle von L. v. Neid ega-
>, Der Pfad, den der Graf gewählt hatte, war lehr ro-
AUIch. An steilen Abstürzen führte er vorbei, über Ge-
M «vd Steine «ußte man in die Tiefe steigen, um gleich
i^auf sich wühfam wieder empor zu arbeiten. Die Kräfte
ff* Wanderer erlahmten, uvd mit der Müdigkeit kam die
Urusrikdenheit mit dem Führer. Scherzhafte Klagen und
Mwürse wurden laut. Als man nun gar an einen Back
N«n«te, den man überschreiten mußte, und entdeckte, daß
Steg durch die Gewitter der vobergehenden Tage weg-
Uen war, folgte den Vorwürfen die Entrüstung, Dieken-
R «klärte sofort, zur Strafe wolle er, und zwar ganz
"nn. die Damen alle an das jenseitige Ufer bringen.
Einzelne Felsblöcke lagen im Bache; jo glatt und un-
sie auch waren, sie bildeten doch immerhin eine Art
»"«Brücke; von einem Steine »um anderen springend,
ffMe «an zur Noth hinüber gelangen. Diefenbach stellte
U «un mitten in da» Wasser und leitete mit feiner Hand
a* Damen, eine um die andere, an das andere Ufer. Des
Mens mar kein Ende, während man so unter thrilS
Ukttttem, theil« wirklichem Angstgeschrei den gefährlichen
d». EMich'lam die Reihe an Anna. Sie zögerte, die ihr
,,jfkebvtene Rechte zu «fassen: auf die eigene Geschicklich-
Vertrauend, wollte sie den Uebergang versuchen.
-Bitte, geben Sie Ihre Hand her!" befahl aber Tie-
»4 so gebieterisch, daß sie willenlos dem Gebot ge-
We. Unwillkürlich, wie von einer fremden Macht ge-
N*n. erhob ste dabei den Kops und blickte m em Paar
Men, die brennend, forschend, verlangend auf ihr ruhten.
W schwindelte, ste schwenkte - em starker Arm umfing
L''»e Uebe Stimme flüsterte, wie in jener Zeit: .Anna!
*iie Anna!"
M,.Sie war wieder achtzehn Jahre alt — sie war wieder
und froh ... in rosigem Glanze lag da» Leben
r-,'l>r . . . Jubellaute durchdrangen ihre Brust. Das war
>, * ew kurzer flüchtiger Traum. Spöttische Stimmen weck-
" ue. .Ni««» denn Ihr Uebergang kern Ende, Fräulein
Herzogin Sophie von Aienron.
, ^Der schreckliche Tod, den die bayerische Herzog--
Mer bei der Brandkatastrophe der Pariser Wohl-
MigkeitS-Bazar» gefunden hat, erregt nicht nur das
Müste Beileid, sondern erweckt auch wieder das leb-
W- Interesse an der Person der hohen Frau, wie
M früher ein Mal, zur Zeit ihres kurzen Berlöb-
Mer mit dem später so unglücklich endenden, geisteS-
pachteten König Ludwig U. von Bayern.
A Unbeschreiblich war der Jubel in Bayern, als am
A Januar sj1867 die Verlobung der jugendlichen
Irscher- mit der reizenden Herzogin Sophie den bei-
M Kammern de» Landtages offiziell mitgetheilt
Mde. Allenthalben erschienen Doppelbilder des
Dnen königlichen Brautpaare-, die Stadt München
Mittte ein Hochzeitsgeschenk im Werthe von 100,000
Dulden vor, in jedem Kreise sollten arme Verlobte
^gesteuert werden, um am königlichen Vermählung--
"Se ebenfalls Hochzeit halten zu können.
v In München aber war Publikum und Presse einig
^Über, daß die schlanke, hohe, vornehme Erscheinung
U der mächtigen dunkeln Flechtenkrone über der
^«Weißen Stirne und den großen leuchtenden Au-
Slp
Druck, Verlag u. Expeditton
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingcrftraßr 7.
Melders, MM Len 19. W1897.
gen die berufenste Herrscherin für Bayern- Thron sei,
zumal man auch nicht genug rühmen konnte, wie lie-
benswürdig, geistvoll und ^herzensgut die Prinzessin
veranlagt sei.
Am 11. Oktober aber wurde München mit der
Nachricht überrascht, auf Wunsch der beiden Bethen
ligten sei dar Berlöbniß rückgängig gemacht worden.
Die Gründe diese- Schrittes sind damals, wenigsten-
in beglaubigter Form, nicht in die O-ffentlichkeit ge-
drungen, um so wehr haben müßige Gerüchte und
Vermuthungen die Gemüther erhitzt. Erst in späterer
Zeit kam man darauf, daß die nachmalige Geistes-
krankheit de» Monarchen, vielleicht damals schon im
Keime vorhanden, den raschen GefühlSumschlag be-
wirkt haben könnte. Darauf hat u. a. Dr. med.
Franz Carl in seiner psychologisch-psychiatrischen
Studie (Leipzig 1886. Verlag von L. Staackmann)
unter der Rubrik „Anomalieen in der GefühlSbeton-
ung" hirgewiesen.
In München erzählt man sich allgemein, daß der
junge König auf einer seiner gewesenen Verlobten
gewidmeten Photographie die Worte geschrieben habe:
„Sophie, treue Bruderliebe
Widmet dir die- Herz;
Fordere keine andere Liebe,
Denn eS macht mir Schmerz!"
Ob diese Behauptung der Wahrheit entspricht, ist
nicht festzufiellen, möglich wäre e- schon.
Noch am 25. September scheint der König ent-
schlossen gewesen zu sein, die Vermählung einzugehen.
Er trifft diesbezügliche Anordnungen, bestellt einen
prachtvollen neuen Hermelin Mantel für die künftige
Königin, und bestimmt den Hochzeitstag. Er gab
auch verschiedene Aufträge, diese seine Absicht in der
Oeffentlichkeit zu verbreiten, um, wie er sich aus-
drückte: „durch diese Mittheilung zur Beruhigung der
Gemüther beizutragen und allem müßigen Gerede die
Spitze abzubrechen". — Die Anspiegelunq auf da-
müßige Gerede und die Unruhe der Gemüther beweist,
daß schon Ende September au eine Rückgängigmachung
der Verlobung gedacht wurde und im Volke Gerüchte
davon verbreitet gewesen sein müssen, die man dem König
auch hinterbrachte.
Erst am elften Oktober spricht der König in ver-
schiedenen Briefen von der wirklich vollzogenen Auf-
lösung des Verlöbnisses. Er wünschte man solle über-
all erfahren, daß mit Einverständniß beider Theile
die Sache rückgängig gemacht wurde und äußerte sich
wiederholt, daß eS „gewiß so weit besser, und ein
täglich mit Ausnahme der Sonn- u. , Inserate die 1-spalttge Petttzeile oder deren'Raum
Organ für Malickrff, Frerlmi L KM. iLLLLKLZLLSLÄ
Kelberg monatlich 5« H mit Trägerlohn, durch " Rabattbewilligung.
Post bezogen Viertels, -tt 1.60 franco.
^112.
Kknlrumsparlki in Kaden.
. Die Herren Vertrauensmänner der Centrums°
^vtei werden hiermit zu einer
Delegirtenversammlung
Mittwoch, den 1». »ai, Nachmittag« 2 Uhr,
^"dar „Kath. VereiuShauS" in Freiburg
^Südlichst eingrlade».
Gegenstände der Verhandlung sind: Bericht über
Partrikaffe; Besprechung der politischen Lage;
sichte au- den einzelnen Wahlbezirken; Wahl de-
^tralkomitLS; Verschiedenes.
Wir bitten um möglichst zahlreiche Betheiligung.
Namens des Lentral-LonEs:
Der Vorsitzende:
Wilh. Fischer, Abgeordneter.
. hW- Im Anschluß an die Verhandlungen drS
AkgirtentageS der CentrumSpartei findet auch eine
MPrechung über wirksame Verbreitung de- kathol.
Usverein- statt; eS sind deshalb die Fremde und
Mengen Förderer diese- Verein» zur Theilnahme
grinst freundlichst eiugeladen.