UMer VolkMa t
!^»
Nachdruck
»erboten .
7
^er hruügm Nummer liegt „Der Sonntags-
fe" Nr. 47 brr.
weiß, welckum Schicksale vorgebeugt wäre! «Mit wem?"
srvg sie hastig.
„Noch anrnhm, aber es soll eine allerliebste, geistreiche
reiche Engländerin sein!"
.Co, eine Miß oder eine Lady?"
«Tas weiß ich nicht, aber ich sehe sie schon vor mir,
lang, blond, lall, hochnäsig, gerade ein Wesen, das als
Pendant dieses Pendanken dienen könnte."
„Pfui, Nette, wie unerträglich bist Tu mit dem alber-
nen Wortspiel!"
«Albern! Und ich war so stolz auf den Einfall. Ich
bin so selten geistreich, daß Du mir den Witz Wohl gönnen
darsst. Aber nm aus «meinen Sohn" zmückzukemmen, er
ist so eifersüchtig auf Leo, daß er ihm selbst das Heirathen
nachmacht; eiserstichtig ist er noch viel zu wenig, er ist
voll N'rd und Mißgunst."
»Wie lnblrs bist Du wieder, Nette! Ich glaube, daß
Hilverda sich Der gegenüber doch nichts zu Schulden kom-
men lieh." W---.
«Wer sollte sich um mich auch kümmern! Zch schlüpfe
überall durch, ich bin nicht groß, nicht klein, nicht hübsch,
nicht häßlich. Ab>r Tu weißt, daß «mein Sohn" wir im-
mer antipathisch war, noch ehe ich ihn gesehen, und nun
ich sebe, wie er sich gegenüber Dir und Leo benimmt —"
«Dann finde ich es nicht hübsch, seiner Mutter zu
IchsmLeln ui d ihre Lobsprüche hervor zu licken, als wenn
Tu mit ihrem Sohne shmpathisirtest . . ."
«Aber, Milt, wie kommst Du mir vor? Sprichst Tu.
so über 8> au Hilverda und ihren Sohn? Tu dachtest
früher anders darüber."
,Man muß gerecht sein ohne Ansehen der Person.
Wie sie auch sein wögen, Du mußt bedenken, daß die Fa-
milie Hilverda «>t meinem lünstigen Gatten verwandt ist "
«Zch werde es reicht wieder vergessen," sagte Nette pi°
kirt und plötzlich ernst geworden-
Das waren die ersten bösen Worte, seit Jahren zwi-
schen Lev beiden Schwestern gewechselt.
Sv wie Miliane jetzt war, hatte Nette sie nie gekannt,
sie war reizbar im höchsten Grade, selbst Leo gegenüber,
murrte über die langweilige Zeit der Verlobung und trieb
erstaunlichem Maße die durchschnittlichen Eiukommens-
verhältnisse der breiten Menxe der Bevölkerung sich
gebessert haben. Die zu Lasten des außerordentlichen
Etats verausgabte Summen, zum großen Theil ein-
malige Ausgaben für bauliche Zwicke, kez ffern sich
in d,m Zeiiraum Ü835 95 auf 113,455,000 M. Es
wöge ikm der HirtvkiS grstottet sein, daß, wie man
wohl jenen Zahtenreih-n entnehmen darf, eine rach-
haltige Bedachtnalme auf die Befriedigung kultureller
Bedürfnisse urd eine lhotkraftige Handhabung dir
VolkswirtbschaftSsrage, beides im Rahmen einer vor-
sichtigen und das Gleichgewicht der Kräfte gewissen-
haft abwägknden Finanzwirthschast auch ein wirih-
schoftlicheS Aufsteiger! des Volkes verbürge, aus
dem die von Jahrzehnt zu Jahrzehnt fleigknde Anfor-
derung an die Tätigkeit des Staates auf den ver-
schiedensten Gebieten ihre Befriedigung zu finden ver-
wögen. Redner seht sodann zur Würdigung der
StastShouShaltsverhältnisse feit dem Jahre 1892 über,
in weichem Jahre Baden in den Zustand einer
firarzülkn Depression trat. Tie lausende Budget-
periode für 1896 97 verspricht indessen günstiger ab-
zufchließen. Wir derdanlen dies dem ungewöhnlichen
und nachhaltigen wir hschasilichen Aufschwung, dessen
wir unS wie im übrigen Deutschland auf dem Ge-
biete der industriellen ui d Handelsthüt'gkeit glücklicker-
weise seit Jahren zu erfreuen haben. Diese Besser-
vrg in der Finanzlage tritt schon in dem Jahre
1895 ein. Nach diesen Bemerkungen geht der
Minister auf den Inhalt des neuen Staats-
budgets für 1898 99 näher ein. Jnhalilich
des neuen Voranschlags betrogen für die beiden
Jahre im ordentlichen Etat die Ausgaben 132,130,642
Mark, die Einnahmen 133,044,172 M. Es ergibt
sich also ein Einrahmeüberschvß von 913,530 M.
Erstmals fii der Budgetpiliode 1890 schließt das
Budget im ordentlichen Etat mit einem, wenn auch
bescheidenen Ueberschusje ab. Dieses Ergebniß ist er-
reickbar giwesen, ohne daß es wie in der unmittelbar
vorhergegangenen Budgelperiode, der Heranziehung
von Reserven bedurft hätte. Ein außerordentliches
Budget im Nettobetrag von fast 11 Millionen Mark
ist bisher roch niemals zu verzeichnen gewesen. Ich
kann nicht verschweigen, daß ich nicht ohne große und
ernste Bedenken demselben weine Zustimmung ertheilt
habe. Tiefe Bedenken werden auch von Vielen ge-
würdigt, Wern ich darauf verweise, daß etaiswäßige
TeckungSmittel für diese Anforderungen nicht vorhan-
den sind, sondern erst erwirthschastet werden wüßten.
Wir werden uns dennoch sür die Zukunft wieder be-
ZrrferKte die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
10L>, ReklameW H. Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen, sowie sür Jahres-Anzeigen bedeutend
Rabattbewilligung.,
Expedition: ZwirrgerKratze 7.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 25. Nov.
».. 2- Sitzung. Viz-präsident Flüge eiisfnet die
Akg kurz nach 10 Uhr. ES wird in den Wohl-
Margen soitgefohrcu und auf Nntrogdrr Prüsungs-
Aoiurg die Wahl des Abg. Mcmpel (Artt.) für
W'll erklärt, da der eingereichte Protest von einem
^chibadenser herrühre. ES wird hierauf zur Wohl
Präsidenten geschritten und zum Präsidenten Abg.
^brr, zu Vic>Präsidenten Abg. Lauck (Cent.) und
von der Fraktion der Deutschen VolkSpartei prä-
Mttle Abg. Pflüger gewühlt. Zu Sekretären die
v. Bvdmann, Schmid, Hoering und Köhler.
,-Fin ar Minister Dr. Buchenberger legt hierauf mit
vM einstündigen Vortrag das Budget für 1898
dvr. Er gibt einleitend eineu Rückblick auf die
Noliurg des StaaiShauShalts seit 1820, in welchen
sh die Kutturenttmcktlurg unseres engeren Heirnalh-
M'L witderlpiegeie. 1820 betrug die Bevölkerung
.« Eroßherzvgthi ms 1,051,388, im Jahre 1895
.^25,464 Köpfe. Eie hat also um 64,1 Prozent
Akvorrweu. Die regierurgkmößigen Einnahmen des
W^halts stiegen in diesem Zeitraum von 16,2 auf
rm 222,8 Proz., d. h. nm rund 3
.«halb mal stärker als die Zunahme der Bevölkerung
. "ügt. Die regikrungSwäßigkn AuSsaben stiegen
° " 16,4 auf 48 8 Mill. Mk, d. h. um 197,6 pCt.,
r.ernm 3 niet starker als die Bevölkerurigszurolme
e: Tiefe Zahlenreihen sind sehr bemerketSwerth ;
i Sitzen, daß die Steuerkraft der Bevölkerung fick in
diel stärkerer Progression entwickelte, wie die Be-
vvg, daß also der duichschnittlicke Wohlstand in
lltzten 60 Jahren sich ganz außerordentlich hob
Haxd jy Hend mit Wohlstandshetung, an
ti Kreise der Bevölkerung theilgerornmen haben,
Eteuerquelle, ohne daß eine schärfere steuerliche
UMzikhrrng d eser Quelle nothwend g gewesen wäre.
M Mm die Thatscche, daß einer Zunahme der
Idöikeiung in den letzten 60 Jahren um 38 9 pCt.
Znnehme brr indirekten Steuern 323,4 gegen-
,pCt. erweist besonders schlagender Art, wie
tz,f^vlich die KonsumtionSfähigkeit in allen Schichten
^Bevölkerung sich gestaltet habe und in weich'
HM, Melisne. Li'.....'.
'Mung von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
L- v. Heemfiede-
ein--Kl weiß, was nech Pcssirt? Gesine kann vielleicht
Rolle Lebet spielen, sie bleibr ja bei Dir in der
l» weiß wieder nicht, was Tu weinst, Erich, aber
hsi il allein sind, wollte ich Dich etwas sraaen, was
«iSel«?ge cns dem Herzen liegt. Denkst Du gar
Heirati en?"
-Mehr als Tu glaubst, vielleicht!"
tG-Wttklich? Es ist wir ein fataler Gedanke, daß Leo
y dar Dir heirathen Wird."
"Ker sagt das?"
heirathen ja schon im September! Hast Tu denn
"M Mädchen im Buge?"
-Mcicht wohl!" L
Beriech wollte, daß Tu offener wärest, Erich! In dieser
est Leo ganz anders- Er war noch keine halbe
i " berlvbl, als iw es schon wußte."
"Awk interessante Wissenschaft!"
"Mu, Tu wirst mu eine große Freude damit machen."
iE doppelter Grund, wich zu bee-len; denn man
^«lles rtzun, um Anderen zu gefallen!"
hoffe doch nickt, daß es eene örgländeriu ist,
^onn könnte ich nicht wir ihr plaudern."
"Muhjge Tick nur, sie wird schon holländisch verstehen."
"KS 'N aber noch ein Gehe'wmß. n chr wahr Seich
kW Tu willst. WoS ich Dir gesagt habe,
^okr wisse»."
>« d,>^«i«rbkn des solgenden Tages kam Frau Hilverda
Mr°°« dH Holle Nette ab, uw mit ehr Kommrssivnen zu
Äxx und dos erste, »äs Mrliare bei vrr Rüäk hr
»Hein I^wester verrahm, war die neue Nachricht, doß
MR?hn sich verlob! habe.
Re« wandte sich bet dieser Miilheilvng rasch ab;
faß jop ^lEie« «us ehren Wang-n gewichen; wie IHLricht,
«!r> M^Eeerz so schnell klopfte. Neue drehte ihr zufällig
^»ku; Hütte sie ihre Schwester nur augeskhen, wer
er« KWH imit iAusnahme'der Sonn-I u. „ ...
Er« für MckckÄ, Fmßeü L KM
Kera monatUch tzv mit Trägerlohn, durch
mühen müssen, außerordentlichen Bedürfnissen nur
insoweit und in dem Maße naher zu treten, als die
Mittel hierfür im ordentlichen Gang des Staats-
haushaltes sich oufbringen lassen. Von dem
oben genannten Gefammtnettobetrag des außer-
ordentlichen Etats entfallen auf das Ministerium
der Justiz, des Kultus und Unterrichts 4,154,051 M.,
und zwar im Einzelnen 1,500,000 M. auf die Justiz-
und Strafanstalts Verwaltung, 818,000 M. auf das
KultuSbudget, 2,221,000 M. cuf das Unterrichtsbud-
get, 109,000 M. auf den Etat der Wissenschaften und
Künste. Das Finanzministerium fordert im außer-
ordentlichen Etat 1,374,700 M. Zu Lasten deS
Domänengrundstockes 2,410,479 M., wie für 1896
97, ferner zu Lasten der laufenden Mittel 1,318,075
M. In dem Eisenbahr.bau-Budget betragen die An-
forderungen nach Abzug der eigenen Einnahmen
29,147,400 Mk. Darunter sind enthalten 4 Millionen
für Fortsetzung der Höllenthalbahn von Neustadt nach
Donaueschingen, 2^ Mill, für Fortsetzung der Boden-
seebahn von Ueberlingen, 1 Mill, für Fortsetzung der
Elzthalbahn von Waldkirch nach Elzach. 1,225,000
Mark sür die Verbindungsbahn von Epp in gen nach
Steinsfurth ferner 245,000 M. für Herstellung
eines zweiten Geleises zwischen Friedrtchsfeld
und Schwetzingen auf der badischen Theilstrecke
der Main Neckarbahn, 1,352,200 M. für Erweiterung
und Verbesserung der Mannheimer Bahnhofs- und
Hafknanlage, 323,700 M. für Erweiterung der Bahn-
hofsanlagen in Karlsruhe Westbahnhof und Verbindung
desselben mit dcw künftigen Karlsruher Rheinhafen,
400,000 M- Staatsbeitrag für die Karlsruher Kanal-
und Hafenanlagen, 3, 300,000 M. für die Hafen-
anlagen in Kehl, 290,000 M. für die Herstellung von
Dieustwohngebäuden in Karlsruhe, 1,714,000 für
den Bahndofumbou in Bruchsal, ebenso für Oos
600,000 M., Achern 325,000 M. und Basel
690,000 M-, so ferner für Erweiterung und Ver-
besserung verschiedener StatiouSanlagen 891,500 M.,
für Beschaffung von TravSportmaterial 8,365,2OOM.,
endlich Staatsbeitrag für die Lokalbahn Karlsruhe-
Herren alb und Ettlingen-Pforzheim 960,800 M. Der
Etat für die Jahre 1898 und 1899 enthält u, a.
auch die Mittel zur Errichtung einesLa n d gerecht s
in Heidelberg. Darüber wird den Ständen
ein besonderer Gesetzmtwurf zugehen. Zum Schlüsse
sei darauf hinzuweyen, daß die beschlossene Konver-
sion 4proz. Eisenbahnschuldev im Lause d. I. iu der
glücklichsten Weise zur Durchführung gelaugte.
Redner schließt mit den Worten: Erfreulicher Weise
I die Unbilligkeit sogar so weit, Laßt, sie ihrem Verlobten
vmwarf, er suche Borwände, vm die Heirath binauszu"
schieb!«. Beim nächstfolgenden Besuch der Schwestern am
Schönburg wurde auf dem Grasbeet hinter dem Hause
eine Parthie Kricket gespielt.
Leo und Hilverda hatten das traditionelle Kostüm an
und besonders Letzterem stand der roth und weiß-gestreifte
Phavtasicstvff, der seine kräftige und doch elegante Gestalt
trefflich hervvrhob, besonders gut. Leo war kleiner und
schlanker und dieser Unterschied war in ihren Bewegungen
mehr als je zu erkennen.
Miliaue, Annette und Gesine spielten mit, aber traten
schon vor der Entscheidung zurück, so daß Leo und Hilverda
um den Preis kämpfen mußten. Letzterer gewann das Spiel
und sich an Miliane wendend frvg er: „Welcher Lohn
kommt mir zu?" M
„Muß ich das bestimmen?"
N «Ich hoffe es. Sie haben da eine Rose angesteckt. Darf
ich die als Zeichen des Sieges tragen?"
^Lächelnd machte Miliane die Rose los und gab sie ihm.
«He, Miliane! Hätte ich gewußt, daß Lu Preise vsr-
theilst, dann hätte ich mich mehr angestrengt," lachte Leo.
«Das sagt er nur, um seine Niederlage gutzumachen,"
bemerkte Hilverda, die Rose feststcckend.
v. Leo behandelte mit Grsine und Reite voch eine Frage
Les Spieles, während Miliane und Hilverda etwas weiter
entfernt standen. «Es ist ein ächt englisches Spiel," sagte
sie, um eine Peinliche Pause im Gespräche auszufüllen."
«La, es gehört zur Lebensregel der Engländer. Eine
gesunde Seele ist nur in einem gesunden Körper zu finden."
«Warum leiden die Engländer den« so am Spleen?"
K «Weil man Alles, was gut ist, übertreiben kann. Sie
leben so gut und fühlen sich jo wohl, daß sie materiell nichts
mehr zu verlangen haben und sich daher ganz dem Ideellen
dem Unerreichbaren also, zuw enden."
" (Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Wewrz, Smftg m 27.N«Mr 1897.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lmingrrllraßs 7.
.. Z
!^»
Nachdruck
»erboten .
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^er hruügm Nummer liegt „Der Sonntags-
fe" Nr. 47 brr.
weiß, welckum Schicksale vorgebeugt wäre! «Mit wem?"
srvg sie hastig.
„Noch anrnhm, aber es soll eine allerliebste, geistreiche
reiche Engländerin sein!"
.Co, eine Miß oder eine Lady?"
«Tas weiß ich nicht, aber ich sehe sie schon vor mir,
lang, blond, lall, hochnäsig, gerade ein Wesen, das als
Pendant dieses Pendanken dienen könnte."
„Pfui, Nette, wie unerträglich bist Tu mit dem alber-
nen Wortspiel!"
«Albern! Und ich war so stolz auf den Einfall. Ich
bin so selten geistreich, daß Du mir den Witz Wohl gönnen
darsst. Aber nm aus «meinen Sohn" zmückzukemmen, er
ist so eifersüchtig auf Leo, daß er ihm selbst das Heirathen
nachmacht; eiserstichtig ist er noch viel zu wenig, er ist
voll N'rd und Mißgunst."
»Wie lnblrs bist Du wieder, Nette! Ich glaube, daß
Hilverda sich Der gegenüber doch nichts zu Schulden kom-
men lieh." W---.
«Wer sollte sich um mich auch kümmern! Zch schlüpfe
überall durch, ich bin nicht groß, nicht klein, nicht hübsch,
nicht häßlich. Ab>r Tu weißt, daß «mein Sohn" wir im-
mer antipathisch war, noch ehe ich ihn gesehen, und nun
ich sebe, wie er sich gegenüber Dir und Leo benimmt —"
«Dann finde ich es nicht hübsch, seiner Mutter zu
IchsmLeln ui d ihre Lobsprüche hervor zu licken, als wenn
Tu mit ihrem Sohne shmpathisirtest . . ."
«Aber, Milt, wie kommst Du mir vor? Sprichst Tu.
so über 8> au Hilverda und ihren Sohn? Tu dachtest
früher anders darüber."
,Man muß gerecht sein ohne Ansehen der Person.
Wie sie auch sein wögen, Du mußt bedenken, daß die Fa-
milie Hilverda «>t meinem lünstigen Gatten verwandt ist "
«Zch werde es reicht wieder vergessen," sagte Nette pi°
kirt und plötzlich ernst geworden-
Das waren die ersten bösen Worte, seit Jahren zwi-
schen Lev beiden Schwestern gewechselt.
Sv wie Miliane jetzt war, hatte Nette sie nie gekannt,
sie war reizbar im höchsten Grade, selbst Leo gegenüber,
murrte über die langweilige Zeit der Verlobung und trieb
erstaunlichem Maße die durchschnittlichen Eiukommens-
verhältnisse der breiten Menxe der Bevölkerung sich
gebessert haben. Die zu Lasten des außerordentlichen
Etats verausgabte Summen, zum großen Theil ein-
malige Ausgaben für bauliche Zwicke, kez ffern sich
in d,m Zeiiraum Ü835 95 auf 113,455,000 M. Es
wöge ikm der HirtvkiS grstottet sein, daß, wie man
wohl jenen Zahtenreih-n entnehmen darf, eine rach-
haltige Bedachtnalme auf die Befriedigung kultureller
Bedürfnisse urd eine lhotkraftige Handhabung dir
VolkswirtbschaftSsrage, beides im Rahmen einer vor-
sichtigen und das Gleichgewicht der Kräfte gewissen-
haft abwägknden Finanzwirthschast auch ein wirih-
schoftlicheS Aufsteiger! des Volkes verbürge, aus
dem die von Jahrzehnt zu Jahrzehnt fleigknde Anfor-
derung an die Tätigkeit des Staates auf den ver-
schiedensten Gebieten ihre Befriedigung zu finden ver-
wögen. Redner seht sodann zur Würdigung der
StastShouShaltsverhältnisse feit dem Jahre 1892 über,
in weichem Jahre Baden in den Zustand einer
firarzülkn Depression trat. Tie lausende Budget-
periode für 1896 97 verspricht indessen günstiger ab-
zufchließen. Wir derdanlen dies dem ungewöhnlichen
und nachhaltigen wir hschasilichen Aufschwung, dessen
wir unS wie im übrigen Deutschland auf dem Ge-
biete der industriellen ui d Handelsthüt'gkeit glücklicker-
weise seit Jahren zu erfreuen haben. Diese Besser-
vrg in der Finanzlage tritt schon in dem Jahre
1895 ein. Nach diesen Bemerkungen geht der
Minister auf den Inhalt des neuen Staats-
budgets für 1898 99 näher ein. Jnhalilich
des neuen Voranschlags betrogen für die beiden
Jahre im ordentlichen Etat die Ausgaben 132,130,642
Mark, die Einnahmen 133,044,172 M. Es ergibt
sich also ein Einrahmeüberschvß von 913,530 M.
Erstmals fii der Budgetpiliode 1890 schließt das
Budget im ordentlichen Etat mit einem, wenn auch
bescheidenen Ueberschusje ab. Dieses Ergebniß ist er-
reickbar giwesen, ohne daß es wie in der unmittelbar
vorhergegangenen Budgelperiode, der Heranziehung
von Reserven bedurft hätte. Ein außerordentliches
Budget im Nettobetrag von fast 11 Millionen Mark
ist bisher roch niemals zu verzeichnen gewesen. Ich
kann nicht verschweigen, daß ich nicht ohne große und
ernste Bedenken demselben weine Zustimmung ertheilt
habe. Tiefe Bedenken werden auch von Vielen ge-
würdigt, Wern ich darauf verweise, daß etaiswäßige
TeckungSmittel für diese Anforderungen nicht vorhan-
den sind, sondern erst erwirthschastet werden wüßten.
Wir werden uns dennoch sür die Zukunft wieder be-
ZrrferKte die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
10L>, ReklameW H. Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen, sowie sür Jahres-Anzeigen bedeutend
Rabattbewilligung.,
Expedition: ZwirrgerKratze 7.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 25. Nov.
».. 2- Sitzung. Viz-präsident Flüge eiisfnet die
Akg kurz nach 10 Uhr. ES wird in den Wohl-
Margen soitgefohrcu und auf Nntrogdrr Prüsungs-
Aoiurg die Wahl des Abg. Mcmpel (Artt.) für
W'll erklärt, da der eingereichte Protest von einem
^chibadenser herrühre. ES wird hierauf zur Wohl
Präsidenten geschritten und zum Präsidenten Abg.
^brr, zu Vic>Präsidenten Abg. Lauck (Cent.) und
von der Fraktion der Deutschen VolkSpartei prä-
Mttle Abg. Pflüger gewühlt. Zu Sekretären die
v. Bvdmann, Schmid, Hoering und Köhler.
,-Fin ar Minister Dr. Buchenberger legt hierauf mit
vM einstündigen Vortrag das Budget für 1898
dvr. Er gibt einleitend eineu Rückblick auf die
Noliurg des StaaiShauShalts seit 1820, in welchen
sh die Kutturenttmcktlurg unseres engeren Heirnalh-
M'L witderlpiegeie. 1820 betrug die Bevölkerung
.« Eroßherzvgthi ms 1,051,388, im Jahre 1895
.^25,464 Köpfe. Eie hat also um 64,1 Prozent
Akvorrweu. Die regierurgkmößigen Einnahmen des
W^halts stiegen in diesem Zeitraum von 16,2 auf
rm 222,8 Proz., d. h. nm rund 3
.«halb mal stärker als die Zunahme der Bevölkerung
. "ügt. Die regikrungSwäßigkn AuSsaben stiegen
° " 16,4 auf 48 8 Mill. Mk, d. h. um 197,6 pCt.,
r.ernm 3 niet starker als die Bevölkerurigszurolme
e: Tiefe Zahlenreihen sind sehr bemerketSwerth ;
i Sitzen, daß die Steuerkraft der Bevölkerung fick in
diel stärkerer Progression entwickelte, wie die Be-
vvg, daß also der duichschnittlicke Wohlstand in
lltzten 60 Jahren sich ganz außerordentlich hob
Haxd jy Hend mit Wohlstandshetung, an
ti Kreise der Bevölkerung theilgerornmen haben,
Eteuerquelle, ohne daß eine schärfere steuerliche
UMzikhrrng d eser Quelle nothwend g gewesen wäre.
M Mm die Thatscche, daß einer Zunahme der
Idöikeiung in den letzten 60 Jahren um 38 9 pCt.
Znnehme brr indirekten Steuern 323,4 gegen-
,pCt. erweist besonders schlagender Art, wie
tz,f^vlich die KonsumtionSfähigkeit in allen Schichten
^Bevölkerung sich gestaltet habe und in weich'
HM, Melisne. Li'.....'.
'Mung von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
L- v. Heemfiede-
ein--Kl weiß, was nech Pcssirt? Gesine kann vielleicht
Rolle Lebet spielen, sie bleibr ja bei Dir in der
l» weiß wieder nicht, was Tu weinst, Erich, aber
hsi il allein sind, wollte ich Dich etwas sraaen, was
«iSel«?ge cns dem Herzen liegt. Denkst Du gar
Heirati en?"
-Mehr als Tu glaubst, vielleicht!"
tG-Wttklich? Es ist wir ein fataler Gedanke, daß Leo
y dar Dir heirathen Wird."
"Ker sagt das?"
heirathen ja schon im September! Hast Tu denn
"M Mädchen im Buge?"
-Mcicht wohl!" L
Beriech wollte, daß Tu offener wärest, Erich! In dieser
est Leo ganz anders- Er war noch keine halbe
i " berlvbl, als iw es schon wußte."
"Awk interessante Wissenschaft!"
"Mu, Tu wirst mu eine große Freude damit machen."
iE doppelter Grund, wich zu bee-len; denn man
^«lles rtzun, um Anderen zu gefallen!"
hoffe doch nickt, daß es eene örgländeriu ist,
^onn könnte ich nicht wir ihr plaudern."
"Muhjge Tick nur, sie wird schon holländisch verstehen."
"KS 'N aber noch ein Gehe'wmß. n chr wahr Seich
kW Tu willst. WoS ich Dir gesagt habe,
^okr wisse»."
>« d,>^«i«rbkn des solgenden Tages kam Frau Hilverda
Mr°°« dH Holle Nette ab, uw mit ehr Kommrssivnen zu
Äxx und dos erste, »äs Mrliare bei vrr Rüäk hr
»Hein I^wester verrahm, war die neue Nachricht, doß
MR?hn sich verlob! habe.
Re« wandte sich bet dieser Miilheilvng rasch ab;
faß jop ^lEie« «us ehren Wang-n gewichen; wie IHLricht,
«!r> M^Eeerz so schnell klopfte. Neue drehte ihr zufällig
^»ku; Hütte sie ihre Schwester nur augeskhen, wer
er« KWH imit iAusnahme'der Sonn-I u. „ ...
Er« für MckckÄ, Fmßeü L KM
Kera monatUch tzv mit Trägerlohn, durch
mühen müssen, außerordentlichen Bedürfnissen nur
insoweit und in dem Maße naher zu treten, als die
Mittel hierfür im ordentlichen Gang des Staats-
haushaltes sich oufbringen lassen. Von dem
oben genannten Gefammtnettobetrag des außer-
ordentlichen Etats entfallen auf das Ministerium
der Justiz, des Kultus und Unterrichts 4,154,051 M.,
und zwar im Einzelnen 1,500,000 M. auf die Justiz-
und Strafanstalts Verwaltung, 818,000 M. auf das
KultuSbudget, 2,221,000 M. cuf das Unterrichtsbud-
get, 109,000 M. auf den Etat der Wissenschaften und
Künste. Das Finanzministerium fordert im außer-
ordentlichen Etat 1,374,700 M. Zu Lasten deS
Domänengrundstockes 2,410,479 M., wie für 1896
97, ferner zu Lasten der laufenden Mittel 1,318,075
M. In dem Eisenbahr.bau-Budget betragen die An-
forderungen nach Abzug der eigenen Einnahmen
29,147,400 Mk. Darunter sind enthalten 4 Millionen
für Fortsetzung der Höllenthalbahn von Neustadt nach
Donaueschingen, 2^ Mill, für Fortsetzung der Boden-
seebahn von Ueberlingen, 1 Mill, für Fortsetzung der
Elzthalbahn von Waldkirch nach Elzach. 1,225,000
Mark sür die Verbindungsbahn von Epp in gen nach
Steinsfurth ferner 245,000 M. für Herstellung
eines zweiten Geleises zwischen Friedrtchsfeld
und Schwetzingen auf der badischen Theilstrecke
der Main Neckarbahn, 1,352,200 M. für Erweiterung
und Verbesserung der Mannheimer Bahnhofs- und
Hafknanlage, 323,700 M. für Erweiterung der Bahn-
hofsanlagen in Karlsruhe Westbahnhof und Verbindung
desselben mit dcw künftigen Karlsruher Rheinhafen,
400,000 M- Staatsbeitrag für die Karlsruher Kanal-
und Hafenanlagen, 3, 300,000 M. für die Hafen-
anlagen in Kehl, 290,000 M. für die Herstellung von
Dieustwohngebäuden in Karlsruhe, 1,714,000 für
den Bahndofumbou in Bruchsal, ebenso für Oos
600,000 M., Achern 325,000 M. und Basel
690,000 M-, so ferner für Erweiterung und Ver-
besserung verschiedener StatiouSanlagen 891,500 M.,
für Beschaffung von TravSportmaterial 8,365,2OOM.,
endlich Staatsbeitrag für die Lokalbahn Karlsruhe-
Herren alb und Ettlingen-Pforzheim 960,800 M. Der
Etat für die Jahre 1898 und 1899 enthält u, a.
auch die Mittel zur Errichtung einesLa n d gerecht s
in Heidelberg. Darüber wird den Ständen
ein besonderer Gesetzmtwurf zugehen. Zum Schlüsse
sei darauf hinzuweyen, daß die beschlossene Konver-
sion 4proz. Eisenbahnschuldev im Lause d. I. iu der
glücklichsten Weise zur Durchführung gelaugte.
Redner schließt mit den Worten: Erfreulicher Weise
I die Unbilligkeit sogar so weit, Laßt, sie ihrem Verlobten
vmwarf, er suche Borwände, vm die Heirath binauszu"
schieb!«. Beim nächstfolgenden Besuch der Schwestern am
Schönburg wurde auf dem Grasbeet hinter dem Hause
eine Parthie Kricket gespielt.
Leo und Hilverda hatten das traditionelle Kostüm an
und besonders Letzterem stand der roth und weiß-gestreifte
Phavtasicstvff, der seine kräftige und doch elegante Gestalt
trefflich hervvrhob, besonders gut. Leo war kleiner und
schlanker und dieser Unterschied war in ihren Bewegungen
mehr als je zu erkennen.
Miliaue, Annette und Gesine spielten mit, aber traten
schon vor der Entscheidung zurück, so daß Leo und Hilverda
um den Preis kämpfen mußten. Letzterer gewann das Spiel
und sich an Miliane wendend frvg er: „Welcher Lohn
kommt mir zu?" M
„Muß ich das bestimmen?"
N «Ich hoffe es. Sie haben da eine Rose angesteckt. Darf
ich die als Zeichen des Sieges tragen?"
^Lächelnd machte Miliane die Rose los und gab sie ihm.
«He, Miliane! Hätte ich gewußt, daß Lu Preise vsr-
theilst, dann hätte ich mich mehr angestrengt," lachte Leo.
«Das sagt er nur, um seine Niederlage gutzumachen,"
bemerkte Hilverda, die Rose feststcckend.
v. Leo behandelte mit Grsine und Reite voch eine Frage
Les Spieles, während Miliane und Hilverda etwas weiter
entfernt standen. «Es ist ein ächt englisches Spiel," sagte
sie, um eine Peinliche Pause im Gespräche auszufüllen."
«La, es gehört zur Lebensregel der Engländer. Eine
gesunde Seele ist nur in einem gesunden Körper zu finden."
«Warum leiden die Engländer den« so am Spleen?"
K «Weil man Alles, was gut ist, übertreiben kann. Sie
leben so gut und fühlen sich jo wohl, daß sie materiell nichts
mehr zu verlangen haben und sich daher ganz dem Ideellen
dem Unerreichbaren also, zuw enden."
" (Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Wewrz, Smftg m 27.N«Mr 1897.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lmingrrllraßs 7.
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