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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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März 1897
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Nr. 71
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0295

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Mlzer Volksblatt

«s

Harrington eintraf-
mir stolz und kalt

Verantwortlicher Redakteuri:
Joseph Huber in Heidelberg.

Das „Pfälzer BolkSblatt" welches sich in
. kurzen Zeit seines bisherigen Bestehens bereits
Ewen unerwartet großen Leserkreis erworben hat,
^stet durch die Post bezogen vierteljährlich mit Zu-
MungSgebühr 1.60 Mk. frei ins HauS gebracht.
Wir machen noch besonders darauf aufmerksam,
das „Pfälzer Volks blatt" nicht bloß be-
?chtigte Wünsche hinsichtlich deS politischen TheileS
friedigt, sondern daß eS durch das 8seitigeUn-
Erhaltungsbl att(„Der Sonntagsbote"),
"2 überall großen Beifall findet, auch
Bedürfniß nach Unterhaltung der Familie im
ältesten Maaße eutgegenkommt.
Anfang Mai wird der Cammer-Fahrplan der
^foßh. Bad. Bahnen jedem Abonnent kostenlos
gegeben.
Unsere Freunde und Leser bitten wir, im Interesse
guten Sache, soweit eS dem Einzelnen möglich ist
, immer weitere Verbreitung unseres Blatte» einzu-
Esten, denn je mehr Leser eine Zeitung hat, desto
leistungsfähiger wird sie auch und desto mehr ist sie
bieten im Stande.
Probeblätter auf das CentrumSblatt
"Psiilzer Volttblatt" flehen jederzeit zur Verfügung
Der Verlag des „Pfälzer Bolksblatt"
Hut»»» .

Druch Uerlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingerftraße 7.

Bestellungen
°us die katholische, «uvrrriickbar auf dem Bode»
'Ei CentrumS stehende Zeitung
„Pfälzer Bottsvlatt"
werden für das 2. Quartal 1897 von jedem Post-
ete und Briefträger, sowie von unserer Expedition

oa» oas rnnv uck gen
Se!ck°?°" "^en Bewohnern deS Hause!
sei», e» wäre, so müßte das Kind w
Das Fenster des Kindcrzimmers war so hoch, daß
Hera««??, ohne Hilfe oder besondere Anstalten hinein- oder
ein Zeigen konnte. Und wer in aller Welt hatte denn
an" »fresse, unschuldigen, lieben Kinde ein Leid
tzlMn ? So kam ich immer wieder zu dem trostlosen
: ertrunken, ertrunken!
in an^>n. zweiter Gedanke betraf MrS. Weston. Daß ich
Sin» «weinem Gram überhaupt noch an sie denken konnte,
natürlich zu. Um ihretwillen lastete auf mir
zwar; "nd drei'
M,Ef'F"n°r. die
u sein, Uvr«. r» gutcru IN>^ uiu«iu<r»ert
Niers"» abgenommen werden können. Allein die Kam-
st, das Krankenzimmer hart-
len strengen Befehls von mei-

habt hatten. Ueber ihre Züge flog es wir ein Blitz, schwand
aber auch eben so schnell wieder und sie murmelte vor sich
hin: „Das Wasser strömte gewaltig weiter und weiter dem
Meere zu. Ach, könnte ich denselben Weg gehen und mit
ihm im Wasser verschwinden."
Später sprach sie nicht mehr von dem Knaben, machte
keine Anspielung auf ihren Verlust- Sie ließ es geschehen,
daß Mr. Harrington an schönen Tagen mit ihr spazieren
fuhr, daß ich für sie sorgte, wie für ein Kind; sie machte
auch den Versuch, Nahrung zu nehmen. Aber weder schwand
der Zug trostlosen Leidens aus ihrem Gesichte, noch verlor
ihre Stimme den Klang verzweifelnder Klage.
Eines Abends, als ich das Zimmer verließ, folgte
Mr. Harrington mir, um mir mitzutheilen. daß er Mr.
Jaspar Rrvensbourne aufgefordert habe, zu kommen.
Ich erschrack bis in'S Herz hinein und der Eindruck
mußte sich wohl in meinen Zügen abspiegeln, denn er
setzte hinzu:
„Wir haben kein Recht, ihn fernzuhalten, er ist einmal
der nächste Erbe."
Dann fragte er, ob ich eS für gut hielte, Mylady diese
Mittheilung zu machen. Ich bat ihn zu warten, bis Jas-
pers Antwort käme; und dre traf nach Verlauf einer
Woche ein. Er schrieb einfach, daß die Nachrichten ihn er-
schüttert hätten, daß er es aber vorziehe, noch einen Monat
vorübergehen zu lasten, bevor er sich als den Herrn von
Ravcnsbourne betrachte. Auch diese Zeit verging unter
banger Erwartung, und dann schrieb Mr. Harrington
abermals nach Frankreich und sprach mit unserer Gebiet-
erin. Sie hörte ihn schweigend an, aber als er ihr den
Vorschlag machte, mit ihm nach London zu gehen, erklärte
sie unverzüglich und mit aller Bestimmtheit:
„Ich kann Ravensgourne nie mehr verlassen. Ich will
wohnen, gleichviel wo, im Orte, aber sortgehen will ich nicht."
(Fortsetzung folgt.)


ging wieder, ohne sich dem Bette zu näbern. Widersetzlich-
keit oder Arbeitsscheu war sonst ihre Art nicht, ich hatte
sie immer willig und fleißig gefunden, und ihre Entschuldi-
gung, daß sie in Folge einer Krankheit so nervös geworden
sei, kam mir doch nicht ganz genüaend vor. So blieb mir
nur eine Erklärung: daß sie auf meine Stellung und
Geltung im Hause eifersüchtig sei.
Mylady hatte nur erst wenige Lebenszeichen gegeben
außer tiefem Stöhnen und ruhelosem Hin- und Herwerfen
auf ihrem Lager, als ihr Vetter Mr. Harrington eintraf.
Bei seinen früheren Besuchen war er mir stolz und kalt
vorgekommen, aber ich änderte meine Anficht von ihm, als
er mich bei Seite nahm, sich ausführlich berichten ließ, was
vorgefallen war, und ich den Ausdruck von tiefem Schmerz
und Theilnabme in seinen Zügen las. Auch er theilte un-
ser Aller Meinung, sprach aber doch aus, daß die Hoff-
nung nicht aufgegeben und keine Anstrengung unterlassen
werden dürfe, um der Sache auf den Grund zu kommen.
In Folge dessen wurden neuerdings Boten und Briefe,
durch das Land nah und fern geschickt, aber Alles ohne
Erfolg Nach und nach kehrten die Körperkräfte der jungen
Frau zurück, aber die ausgestandene Angst und der noch
lebende Kummer hatten tiefe Spuren auf ihrem Gesichte
zurückgelassen. Am Abend nach der Beerdigung des alten
Herrn ließ sie sich zum ersten Mal in einem Sessel an'S
Fenster bringen und empfing ihren Verwandten.
Seine Stimme bebte, als er ihre Hand ergriff und
einige Worte der Theilnahme und des Trostes sprach,
aber sie nahm kaum Notiz von ihm, sondern starrt« in die
Ferne, wo die Sonne hinter den Bergen und Wäldern
unterging. Plötzlich wandte sie sich zu Mr. Harrington um,
weicher neben ibr stand, und fragte ruhig:
„Haben sie ihn mit seinem Großvater zusammen be-
graben, Fred?"
Sie war also in dem Glauben, die Leiche ihres Kindes
sei gefunden worden. Den Tod des alten Herrn hatten wir
ihr gemeldet, aber damals hatte es geschienen, al» ob sie
unsere Worte nicht höre oder nicht verstünde. Mr. Harring-
ton brachte ihr nun so vorsichtig und rücksichtsvoll als
möglich bei, daß alle Nachforschungen kein Ergebniß ge-

auch zahlreiche „Genossen". Am letzten Tage war der
Zudrang derart, daß die beiden Kirchen, in denen die
Predigten abgehalten wurden, sich als zu klein erwie-
sen und eine Nothkanzel im Freien errichtet werden
mußte. Die Zahl der Zuhörer schätzte mau bei einer
Predigt auf 10,000. Die Beichtstühle, resp. die Kir-
chen waren von Morgens 4 Uhr an förmlich belagert,
die Zahl der ausgetheilten Kommunionen übersteigt
weit das sechste Tausend (Ravensburg hat über 9000
Katholiken). Die Ortsgeistlichen unterstützten die
Missionäre.
DaS ist die Antwort des Volkes auf die Frage
nach dem Bedürfniß von Mänuerorden. Uno am
Abende deS SchlußtageS fand zu Ehren der ausge-
zeichneten Missionäre noch eine großartige Festver-
sammlung katholischer Männer in der „Turnhalle-
statt. Neben klassischen Gesangsproduktionen erwähnen
wir, mehrere bedeutsame Reden, die auch ein Spiegel-
bild unserer Lage gaben. Stadtpfarrer Schöbel sprach
vcll Freude über die Missionäre, welche den Sturmangriff
auf die Herzen gemacht haben, der ihnen auch voll-
ständig gelungen sei. LandgerichtSrath Dr. Kiene
dankte als Laie. Ec betonte die nothwendige
Freiheit der katholischen Kirche, die sie noch nicht
habe; das Ordenswesen, die schönste Blüthe am Le-
benSbaume der Kirche, wollen mir nicht missen. Der
Mönch sei schon in seiner äußeren Erscheinung eine
Predigt. Wilhelm I. von Württemberg habe einmal
gesagt: „Die sozi ale Frage löst niemand
anders als der Kapuziner." Dem Mänuer-
orden aber sei versagt, was den ärgsten Volksverfüh-
rern gestattet sei. Aber wir werden nicht auf hö-
ren, zu fordern, daß eS anders werde. Nicht
verstummen wird der Ruf nach Orden, solang noch
ein katholischer Württemberger im Lande lebt. Die
Vertreter des katholischen Volkes im Parlament werden
dafür immer wieder ihre Stimmen erheben. Rechts-
anwalt Grasselli feierte in begeisterter Rede den ka-
tholischen Mannesmuth, der sicy zeigen müsse in der
sozialen Frage, in der Schulfrage und in der Ordens-
frage. Nicht enden wollte der Beifall, als nun P.
Cyprian mit Stolz und Dank das Lob der Vorred-
ner annahm und eS in die Hände des hl. FranziSkuS
legte. In feiner Weise legte er die Gründe ausein-
ander, warum die Patres bei dieser weltlichen Feier
erschienen seien. Die Kapuziner passen dorthin, wo
Männer mit Bärten seien, und davon habe er präch-
tige Exemplare gesehen; besonders seien sie gekommen,
um von der Versammlung zu lernen.
Er sprach auch herzlichen Dank auS für die Hoch-

Nach Langen Jahren.
bi« 7)"! Back war abgeleitet worden und durchsuckt
Lee ^0 Grund überall. Aber der alte Mann, wel-
AsWasser abgelassen hatte, scküttclte den Kopf,
Di» Hoffnungsstrahl in meinen Augen leuchten sah.
den ,, pomung sei so stark, meinte er, daß sie sehr wohl
bee Körper habe in den Fluß tragen können, trotz
Role „wichen Steine und Felsftücke, welche den Lauf des
seinejnkngten und an denen das arme Kind zerschellt
putzte. Nichts wurde vermißt, als das Nachthemd deS
»ekü,A mußte sich also barhaupt und barfuß hinaus-
nyuchen haben.
Ni» > «ävzliche Mangeln jeglicher weiteren Spur trieb
„ , immer wieder an, zu überlegen, auf welche Art
verschwunden sein könne: gestohlen — entführt!
st? suber Zweierlei kam ich nicht hinweg. Wie sollte eS
iliickr- möglich geworden sein, sich in's Haus ein-
E«„':'Eyen und den Kleinen mitfortzunehmen, zu jener
Nerse °bne daß das Kind sich geweigert hätte, unbc-
relck-?"" allen Bewohnern des Hauses? Und wenn es ja
sein b-e» wäre, so müßte das Kind doch ertränkt worden
kön ' .svn wie hätte sonst das Kleid an's Ufer kommen
Das Fenster deS Kindcrzimmers war so hoch, daß
Hera««??, ohne Hilfe oder besondere Anstalten hinein- oder
ein zigen konnte. Und wer in aller Welt hatte denn
vNr»«? Eresse, d»m unschuldigen, lieben Kinde ein Leid
Cck,..L ? So kam ich immer wieder zu dem trostlosen
: ertrunken, ertrunken!
in a^Ein zweiter Gedanke betraf MrS. Weston. Daß ich
Sina seinem Gram überhaupt noch an sie denken konnte,
natürlich zu. Um ihretwillen lastete auf mir
ilv-w - "nd dreifache Arbeit. Selbstverständlich würde mir
iu„,sanier die Hauptsorge für unsere kranke Gebieterin
rickesein, aber es hätten mir doch mancherlei Ber-
abgen
vilckia »vermied, wie gesagt,
der bedurfte wnderholte.. „
"le, um sie endlich zum Kommen zu bewegen, und
" verrichtete sie ihre Arbeit so schnell a!S möglich und

Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
Oman für Maürlml, Fmlml H Äklül. Prwa^
« ' ' Rabattbewllllgung.
Expeditio»: Awingerkraß« 7

Heidelberg, WenM, dm 30. Miliz 1897.
„Das württembergische Volk will keine
Mden!"
So träumt die württembergische Bureaukratie. Und
sie handelt danach, aufs lebhafteste unterstützt von
der ungläubigen Demokratie und dem Protestantismus.
Denn für die württembergischen Katholiken steht
bekanntlich dar Recht auf Männerklöster wohl auf
dem Papier, ober die Regierung weigert sich, dieses
Recht in Kraft treten zu lassen. Frauencongregati-
onen dürfen zwar leben, aber wie schwer macht z. B.
den Franziskanerinnen von Sießen dieses Leben.
Die Bureaukratie gestattet ihnen nur 200 Profeß-
schwestern, während sie für ihre blühenden Lehcinsti-
tute die doppelte Zahl brauchten. Wollen sie eine
neue Niederlassung errichten, so dürfen sie ruhig ein
ganzes Semester vorübergehen lassen, bis sie vom
Ministerium eine Antwort bekommen — bekanntlich
oft ein Zeichen außergewöhnlichen Wohlwollens. Doch
zurück zu den Männerklösteru. Bischof Hefele mußte
ins Grab steigen, auch in dieser Sache gründlich ent-
täuscht. Sein heißester Wunsch war, wenigsten- 2
Mönnerklöster im Lande zu haben. Aber der herzlose
BureaukratiSmuS gab ihm zur Antwort im Jahre
1891, 10. März: Nein, denn für Württemberg handle
eS sich nicht (wie in Preußen) um die Wiedereinsetzung
in einen früheren Besitzstand, sondern um die ganz
neue Einführung und die Aenderung eines seit An-
fang dieses Jahrhunderts bestandenen Zustande». Und
Kultusminister Sarwey gab in einer Audienz sein
Veto ab mit der geschichtlich und logisch unübertreff-
lichen Begründung: „In Württemberg haben bisher
keine Niederlassungen von Männrrorden bestanden"
(18. April 1891). So muß das kath. Volk, vorab
daS Oberschwaben, sich gegen alles geschichtliche Recht
vergewaltigen lassen von einer protestantischen Regie-
rung. Und die protestantische und liberale Presse liest
die Gedanken deS.VolkeS u. sagt: DaS Volk will keine
Orden!
Wie denkt unser Volk? DaS konnten wir
kürzlich wieder in herrlicher Weise sehen bei einer
großen VolkSmission in der Metropole des südlichen
Schwabenlandes, in Ravensburg. Dort hielten
vom 14. bis 21. März 8 KopuzinerpatreS auS der
bayerischen OrdenSpiovinz eine äußerlich glänzend ver-
laufene Mission. Vorzügliche Redner waren geschickt
worden, darunter auch der bekannte P. Cyprian. Die
Predigten machten ungeheuren Eindruck; auch Prote-
stanten, darunter der Stadtvorstand, besuchten sie.
Abends kamen noch die Arbeiter zu den Zuhörern,

täglich mit Ausnahme der Sonn- u.
uck ,ge. AbonuemeutSpreiv mit dem wöchent-
xUv Unterhaltunasblatt „Der Sonntagsbote" für
Kelberg monatlich SO H mit Trägerlohn, durch
Post bezogen viertelj. ^tz 1.60 franco.
K.71.
 
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