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Zeitpunkt dazu für gekommen erachtet.
Die Gesellschaft Jesu hat zahlreiche Verläumd-
ungen, Anfeindungen, Bedrückungen rc. überdauert, sie
wird auch — das ist unsere feste Ueberzeugung —
das deutsche Kulturkampfsgesetz vom 4. Juli 1872
überdauern, auch wenn dasselbe noch so lauge in
Kraft bleiben sollte, denn, was Gott schützt und schirmt,
kann niemals menschlichem Wollen zum Opfer fallen.
Diese Auffassung schließt aber nicht in sich die An-
nahme, als ob das katholische Volk Deutschlands
und seine Vertretung im Reichstage aufhören solle,
gegen die Existenz eines Gesetzes zu protestiren
und dessen Aufhebung zu verlangen, welches mit
den Grundsätzen der christlichen Gerechtigkeit nicht
vereinbar ist. Im Gegentheil, dieser Protest und
diese Forderung muß immer und immer wieder und
mit aller Energie erhoben werden, damit man nicht
in gewissen Kreisen zu dem Glauben kommt, als gebe
sich das katholische Volk und seine parlamentarische
Vertretung zufrieden mit dem Gedanken, daß solcher
Protest und solche Forderung ja doch nutzlos sei und
Alles nach dem Willen der augenblicklichen Machtfak-
toren „beim Alten" bleibe. Ww sind uns aber auch
bewußt, daß die Ceutrumsfraktiou ihre bezügliche
Pflicht nicht außer Acht lassen, sondern ihren Jesuiten-
antrag wieder beim Reichstage eiubringerr wird, und
nicht weniger sind wir davon überzeugt, daß die Ka-
tholiken keine Verminderung in ihrer Hochachtung,
in ihrer Verehrung und Liebe für die Jesuiten ein-
treten lassen werden. Ihre Parole wird, wie stets,
so auch iu Zukunst sein: Für Wahrheit, Freiheit
und Recht- hoch die Gesellschaft Jesu!
„Er wird es. erfahren, wenn es ru spät ist," lautete
ihr weises Urtheil, „das Künstlervolk hat nie viel getaugt."
ger lakonis^.
er ihm gegenüber gänzlich.
(Fortsetzung folgt.)
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o'e Monate
November und Dezember
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h . wöchentlichen Gratisbeilage „Der Ssmrtags-
svwie unsere Expedition Heidelberg, Zwinger-
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Heidelberg Zwingerstraße 7
ii.
Es war ein herrlicher Sonntag, den Miliane auf
Schönburg zubrachte. Der Wald war unvergleichlich schön
in seinem glänzenden grünen Gewand, die Bäume warfen
ihren erquickenden Schatten über die Blumenbeete und
über den Fluß, der von beiden Seiten das Gut einschloß.
Die feuerrothen Geranien brannten auf dem sammet-
weichen Grasteppich und die vergoldeten Dächer und Mar-
morsäulen von „Kaprice" glänzten in den Sonnenstrahlen;
die Fontänen warfen lauter Diamanten, Rubinen, Sma-
ragden und andere Edelsteine empor; ein starker Duft
von Orangenblüthen führte die Phantasie zum Süden hin -
über, zum Lande des ewig blauen Himmels und des mil-
den Sonnenscheins.
Man verbrachte den Tag in Kaprice; das Frühstück
war im römischen Zimmer servirt und im gothischen Saal
sollte zu Mittag gespeist werden.
Hilvcrda lächelte mitleidig, als wenn er sagen wollte:
„Man muß Kindern ihre unschuldigen Liebhabereien lassen."
„Wie findest Du die Auserkorene ?" frug seine Mutter
spöttisch.
„Kaprice!" war die gleich giltige Antwort.
„Er wird es- erfahren, wenn es zu spät ist,
„Das hängt von Umständen ab," klang es nicht weni-
ger lakonisch.
Leo stellte an ihn keine derartige Frage und so schwieg
Iksuitengksetz wird nicht aufgehoben!
Ueberzeugung hat der Centrumsabgeordnete
I^'.^kbcr gkwonven, als er unlängst mit demReichs-
tz/Ek Fürsten Hohenlohe eine Unterredung über
Ä Gelegenheit hatte. Offen gesagt, überrascht uns
Mittheilung durchaus nicht, denn wir lebten nicht
M * Hoffnung, daß der Bundesrath dem wieder-
Abschluß des Reichstages seine Zustimmung
U., n werde. Aber das müssen wir auch hervor-
ix.? daß es uns sehr angenehm ist, daß der Reichs
d'rn Abgeordn. Dr. Lieber gegenüber die
h^chlslosigkeit der Bestrebungen bezüglich der Auf-
des Gesetzes vom 4. Juli 1872 zugestanden
!^' wohiend bis dahin eine ähnliche Erklärung von
Seite erfolgte. Der Bundesrath liebte es, sich
„ Mtlich heg Jesuitengesetzes in Schweigen zu hüllen
widere Antwort auf die Beschlüsse der deutschen
lütt« "reiung zu geben, als die, daß er jenes Kul-
^"Mfgesrtz, welches eine chvrMrische Illustration
i>,.,.^schtsanschauung vom Ende des 19. Jahrhun-
M weiter bestehen ließ. Das katholische
über vvn genau, wie man im BundeSrath
HaiJesuiten denkt, und die Centrumsfraktion
^ick^ »Direktive" für ihr ferneres Verhalten im
Nr ge-
»Ann lst durchaus überflüssig, hier von neuem die
^^grn", welche gegen die Mitglieder der Gesell-
Meliane. -Ln"
Nung von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
L- v. Heemstede-
by Eliane kam zurück, nahm ihren Platz neben Leowie-
tiyx upd frug einigermaßen aufgeregt, ob den Herren
gffrischuna ^fällig wäre. Erich dankte u. Leo wollte
dv>7,^°Uen; Nette trat ins Zimmer und wurde dem Gaste
!> wit dem sie einige Worte wechselte über seine
Hon» ' die gtwiß über seine Rückkehr erzückt wäre u-st w.
bi»»? Erich sich, dankte für den freundlichen Em-
aing. da er Jemanden zu einer bestimmten
»s ru sich beschielen hatte.
findest Du ihn?' srug Leo, als er fort war.
ki»er "icht anders erwartet nach den Lobsprüchen
itz Du ziehst Dir seine Ausfälle zu sehr an, aber es
"Ä W siwe Gewohnheit I"
i>> schöne Entschuldigung, um fick Alles gefallen
M l. Mas find das bevorzugte Menschen, die sich der
d»d >h>en Anforderungen schnurstracks entgegenstellen
b>>ib k» sagen: „Ich bin so und nichts anders, nehmt
U »,7 wie bin!" Mein guter Leo geht ihnen ruhig
Äejs° ?. Wege und sagt: „Es ist eben so ihre Art und
b«z man ihnen nicht übel nehmen muß " Ich will
»>4t Ficht und kann mir die Unarten Deines Vetters
W sollen lasten. Wenn er mit mir in Frieden leben
' °°r>n muß er sie ablegen."
sbii /.suk liebe, kleine Amazone, wöge eS Dir gelingen,
M ^Wbwen!" scherzte Leo, ihre Locken streichelnd, „dann
ein gutes Werk."
Aste »IS? harten Köpfe stoßen sich gewiß einmal," sagte
bieder Ä iwar so, daß fie zu Boden stürze», um nicht
uuizuftehxn,"
Hl M, brauchst Du nicht zu befürchten, Nette, Erich ist
M um sei» kostbares Haupt, er wird sich so
Mt verletzen."
h»räk A kann es nicht wissen. Die größte Gefahr ist die,
- «an ggr nicht denkt."
legen. Die Katholiken wissen, was und wie die
Jesuiten sind, welche Ziele sie verfolgen, daß sie zu
den eifrigsten und treuesten Vertretern der Wahrheit,
der Freiheit und des Rechts gehören, und daß ihnen
nichts mehr am Herzen liegt, als dem Wohle der All-
gemeinheit zu dienen. Das genügt! Daß sie trotz-
dem als „Reuhsfrinde" betrachtet und behandelt wer-
den, wollen wir nun nochmals feststellen und es allen
denjenigen, welche sich von leinem Vor urtheil und
von keinen Behauptungen, wie sie die Ritter des evan-
gelischen Buudrs und sonstige „Freunde des konfes-
sionellen Friedens" aufstellen, beeirflussen lassen, an-
hcimgeden, sich ihre Meinung darüber zu bilden, in-
wieweit die Auftechtertzaltm g des Jesuitengesetzes „be-
gründet ist."
Auch das halten wir für durchaus überflüssig, zu
betonen, daß innerhalb der Grenzen des deutschen
Reiches für notorische Atheisten, Sozialdemokraten u.
Anarchisten Raum genug vorhanden ist, während
Männer der religiösen Ueberzeugung, Vertreter der
von Gott gewollten Autorität, Verkündiger der heil.
Lehre des Christenthums und Förderer der geistigen
und leiblichen Wohlfahrt deS Volkes im Vaterlande
keinen Platz für ihre segensreiche Wirksamkeit finden
dürfen. Die Thaffachen reden eine zu deutliche
Sprache, als daß wir eS unternehmen müßten,
dieselben auch nur in etwa zu beleuchten. Wer
Augen hat zu sehen und Ohren hat zu hören, der
weiß, wie er jene Maßregel gegen die Jesuiten bemthei-
len muß.
Leute, die die Thätigkeit der Jesuiten nicht kennen,
und ohne Prüfung der Thatsachen das Urtheil An-
derer, die allen Grund haben, die apostolische Frei-
müthigkeit und die große Gelehrsamkeit der Mitglieder
der Gesellschaft Jesu zu befürchten, in nichts weniger
als ehrender Denkfaulheit hinnehmen und zu dem
ihrigen machen, mögen sich darüber freuen, daß die
„schwarzen Störenfriede" auch weiterhin nur vom
Auslände her der Entwickelung der Verhältnisse im
deutschen Reiche zuschauen können, wir haben nichts
dagegen. Wir kessen ihnen gerne die Freude und
sagen nichts, dieselbe zu beeinträchtigen. Toleranz,
wie sie der Wahrheit, der christlichen Gerechtigkeit
eigen ist und eigen sein muß, von Jemanden zu ver-
langen, der sich von Neid, Mißgunst und banger
Furcht beeinflussen läßt, ist nicht unsere Art, wir ver-
trauen aber auf den erblichen Sieg der Wahrhe t und
der Gerechtigkeit, den die göttliche Vorsehung dann
„Wollen wir^nrm ein wenig spazieren, Liebste?" trug
Leo.
Miliane machte sich fertig und ging mit ihm durch die
Stadt.
„Ich weiß sicher," sagte Leo, irdem er seine Braut mit
Entzücken betrachtete, „daß Erich sich über meine Wahl
wundern mrd.
Tu warft zum Siebten, als Tu ins Zimmer kamst
mit Deinem erstaunten Gesichtchen. Aber er wird lieber
seine Zunge abbeißen, als daß er mir sagt, welch günstigen
Eindruck Du auf ihn gemocht hast."
„Sei denn auch nicht fo raiv, ihn darnach zu fragen,"
ersuchte ihn Miliane etwas ungehalten, „Du beurtheilst
alle Menschen nach Dir selbst, das ist ein großer Fehler."
„Denn Du wir abgewöhnen wirst, liebste Philosophin!
Aber beruhige Dich rm>, ich werde Erich das Recht nicht
geben, ein Urtheil über Dick auszusprechen; darum Wollte
ich auch nicht, daß er Dich in meinem Lieblingskostüm
sähe." —
Als die beiden Schwestern allein waren, — Leo blieb
nie bei ihnen zum Essen, sondern hatte versprochen, fie am
folgenden Morgen nach Schönburg abholcn zu lassen —
war Milianens erstes Wort: „Aber Nette, wer hätte das
denken können?
„Ich war auch ganz verblüfft. Du hast es Leo doch
gesagt?"
„Nein I"
„Pfui, Mili, das ist nicht recht! Lu darsst vor Deinem
Verlobten kein Geheimniß haben."
„Es ist kein Gebeimniß. Wir r uns nicht!"
„Nun, einigermaßen . . ."
„Eine zufällige Begegnung aus "b m Dampfbsote, wo
ich ihn für einen Lord, Herzog oder Minze« hielt, ist doch
keine Bekanntschaft!"
«Und was ist des Pudels Kern? Ein hellän'c'scher
Zeitungsschreiber!"
„Er kennt uns nicht wieder od» will uns nicht kenne»,
was auf eins herauskommt, und darum darf iey ihn auch
nicht verleugnen, selbst Lev gegenMr."
Deutsches Reich.
* Berlin, 15. Nov. Dem „Rsichsänzeiger" zu-
folge haiten sich gestern bei dem Reichskanzler außer
dem Kaiser auch der kommandireude Admiral von
Knorr, Staatssekretär v. Tirpitz und der Chef der
MarinekabinetS Frhr. v. Senden-Bibran im Reichs-
kanzlerpalais eingefunden.
* Berlin, 15. Nov. Amtlich wird bestätigt, daß
der Hafen vou Kiaotschau das Ziel für das deutsche
Geschwader ist, welches wegen Ermordung der M i s--
sionare nachdrückliche Genugthuung von der
chinesischen Regierung fordern soll. Auch
gegen Haiti dürfen ernste Maßregeln eingeleitet
werden.
„Nun, Mili, in jedem Falle hat die nähere Bekannt-
schaft mit Deinem „Prinzen Hektor" Dich gründlich ent-
täuscht "
Miliane antwortete nicht; sie hatte den Vergißmein-
nichtstrauß von der Brust genommen und betrachtete genau
die feinen in Niello ausgeführten Flügel des silbernen
Schmetterlings.
!t LAaliÄ mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
GwM fm KMckeii, FMÄ L KM.
ra monatlich W H mit Trägerlohn, durch "
Lz Bost bc
864^
zogen Viertels. 1.60 franco.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Weldrrg, DmieM üm 18. Ummder 1897.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebe. Huber in Heidelberg,
LwtngerSrMe 7.
1 Mg.
sckast Jesu erhoben wurden und werden, zu wieder- herbeiführen wird, wann sie in ihrer Weisheit den