Achsrm
Oman für N-MssM, FMeft L KeM.
' Rabattbewilligung.
i«
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Der Ksijer «ud sein Bruder.
Bei dem am letzte» Dienstag stattgefuudenrn Fest-
mahl im kgl. Schlöffe in Kiel brachte der Kaiser
folgenden Trinkspluch au»:
„Mein lieber Heinrich! Als Ich heute nach Kiel
hineiufuhe, überdachte ich, wie Ich schon oft mit Freu-
den diese Stadt betreten habe, sei er um dem Sport
obzulicgen, sei eS um irgend einer militärischen Unter-
nehmung au deiner Seite und auf Meinen Schiffen
beizuwohnen. Bei dem heutigen Eintritt in die Stadt
hat Mich ein ernstes Gefühl bewegt, denn ich bin
Mir vollkommen bewußt der Aufgaben, welche Ich
dir gestellt habe, und der Verantwortung, die ich
trage. Ich bin Mir aber auch zugleich bewußt,
daß Ich die Pflicht habe, das auszubauen und
weiterzuführev, war Meine Vorgänger Mir hinterlassen
haben.
„Die Fahrt, welche du antreten wirst, und die
Aufgaben, welche du zu erfüllen hast, bedingen an
sich nichts nru S; sie fisd die logischen Consequeuzen
dessen, was Mein hochstliger Herr Großvater und
sein großer Kanzler politisch gestiftet und was unser
herrlicher Vater mit dem Schwerte auf dem Schlacht-
feld« errungen hat. Es ist weiter eine erste Bethätig-
ung des neu geeinten und neu entstandenen deutschen
Reiches in seinen überseeischen Aufgaben. Dieselben
haben in der stauueuSwerthen Entwickelung unserer
Handels-Interessen einen solchen Umfang ange-
nommen, daß es Meine Pflicht ist, der neuen deut-
fchen Hansa zu folgen und ihr den Schutz angedeihen
zu lassen, den sie vom Reiche und dem Kaiser ver-
langen kannH
„Die deutschen Brüder kirchlichen Berufes, welche
hiuauSgezogen sind, zu stillem Wirken und die sich
nicht gescheut haben, ihr Leben einzusetzen, um unsere
Religion auf fremdem Boden und bei fremdem Volke
heimisch zu machen, haben sich unter Meinen Schutz
gestellt, u. es gilt, diesen mehrfach Gekränkten u. auch
oft bedrängten Brüdern für immer Halt und Schutz
zu verschaffen. Deshalb ist die Unternehmung, die
Ich dir übertragen habe und die du in Gemein-
schaft mit den Kameraden und den Schiffe», welche
bereits draußen find, zu erfüllen haben wirst, wefent-
lich die eines Schutzes und nicht des Trutzes. Sir
soll unter dem SchiffSpanier unserer deutschen Kriegs«
flagge unserm Handel, dem deutschen Kaufmann, de»
deutschen Schiffe« das Recht zu Theil werden lasten,
was wir beanspruchen dürfen — das gleiche Recht,
das von den Fremden allen andern Rationen zuge-
standen wird.
„Neu ist auch unser Handel nicht. War doch die
Hansa in alten Zeiten eines der gewaltigste» Unter-
nehmen, welcher je die Welt gesehen, und es ver-
mochten einst die deutsche» Städte Flotten aufzuflelle»,
wie sie bis dahin der breite Meeresrücken wohl kaum
getragen hat. Sie verfiel aber und mußte verfalle»,
weil ihr eine Bedingung fehlte, nämlich die des
kaiserlichen Schutzes. Jetzt ist es anders geworden;
die erste Vorbedingung, das Deutsche Reich, ist ge-
schaffen; die zweite Bedingung, der deutsche Handel,
blüht und entwickelt sich, und er kann gedeihlich sich
nur entwickeln, wenn er unter dem Schutze der Reichs-
gewalt sich sicher fühlt. Reichsgewalt bedeutet See-
gewalt. ReichSgewalt und Seegewalt bedingen sich
gegenseitig so, daß die eine oder die andere nicht be-
stehen kann.
„Als ein Zeichen der Reichs- u»d See,Gewalt
wird nun daS durch deine Division verstärkte Ge-
schwader aufzutreten haben, mit allen Kameraden der
fremden Flotten draußen im innigen Verkehr u. in guter
Freundschaft zu festem Schutz der heimischen Inter-
essen gegen jeden, der den Deutschen zu nahe trete«
wird. DaS ist dein Beruf und das ist deine
Aufgabe.
„Möge einem jeden Europäer draußen, dem deut-
schen Kaufmarme draußen und vor allen Dingen den
Fremden draußen, auf deren Boden wir sind, oder
mit denen wir zu thun haben werden, klar sein, daß
der deutsche Michel seinen mit dem Reichs-Adler ge-
schmückten Schild auf de« Boden gestellt hat, ««
denen, die ihn um diesen Schutz angehen, rin Mal
für alle Mal diese» Schutz zu gewähren, und möge«
unsere Landsleute draußen, die feste Ueberzeugung habe«,
feie» sie Priester oder ffeien sie Kaufleute, oder wel-
chem Gewerbe sie auch obliege», daß der Schutz des
neuen Deutschen Reiches, bedingt durch die kaiserliche«
Schiffe, ihnen nachhaltig gewährt werde» wird.
Druck.Zerlag u. Expedition
Gebr. Huber in Herdelberg,
ZWisgerSraße 7.
Ma« abonnire
^ou jetzt auf das Pfälzer BolkSblatt bei alle»
dostanstalteu, bei alle» Briefträgern, bei
*»seren Agenturen »nd bei unfere» Träger-
inu en.
Alle se« hinzu tretenden Abonnenten
^halten — nach Einsendung der Postqaittungs-
scheines — vom Tage der Bestellung an, bi» zu« 1.
Januar 1898 das ^Pfälzer BolkSblatt" gratis zu-
lesaudt. Desgleichen diejenigen neue» Leser, welche
das „Pfälzer BolkSblatt" bei de« Agenturen
cher bei de» Trägerinnen bestellen.
Den Wünschen vieler unserer Leser entsprechend,
werden wir eS uns angelegen sein lassen, im wöchent-
licheu 8seitigen Unterhaltungsblatt „Der Sonn-
iag-bote" belrhrevden und spannenden Artikeln
Nau« zu gewähren.
Kurz nach Neujahr beginnen wir mit der Ver-
deutlichung eine- neuen, höchst interessanten Ro-
dartes.
Es wird stets unser Bestrebe» sein, möglichst viel
Nützliches, Belehrendes, Unterhaltendes unser« Leser-
Kris zu bringen, so daß doch allen Wünschen möglichst
Rechnung getragen ist.
Ei» schön auSgestatteler Wandkalender wird
wit Beginn de» neuen Jahre- jedem Abonnenten
de- „Pf ä lz er BolkLbla tteS* gratis zugcstcllt.
Der Preis de- täglich erscheinenden „Pfäl -
Ker BolkSblatteS" bleibt derselbe wie bisher.
Vierteljährlich nur M. 1.20 bei der Post abgeholt,
von dem Briefträger täglich in'S Hau- gebracht M. 1.60,
bei unseren Agenturen N. 1.20 ohne Träger-
lohn.
Im Interesse einer ununterbrochenen Zustellung
de- „Pfälzer BolkSblatteS" bitten wir recht
Kühzeitig, also schon jetzt zu bestellen.
Proben ummeru werden i» beliebiger Anzahl
gratis und franeo versendet.
Jeder Abonnent des „Pfälzer Volks-
blatteS" möge eS sich angelegen sein lassen, min-
bestens einen neuen Abonnenten für unser
Blatt zu gewinne«.
Expedition des „Pfalzer VslksblaU".
Heidelberg Zwiugerstraße 7
Srffererre die 1°spaltige Petitzeile^oder deren Rau«
is- und
»eutende
Expedition: Zwingerstratze 7.
.Mglich mit Ausnahme der Sonn- u.
Mertage. Wbo»«eM«rr»preir mit dem wöchent-
Nen Unterhaltunasblatt „Ter Svnntaasbote" für
«idelberg monatlich SV H mit Lrügerlohn, durch
_ die Post bezogen Viertels. 1.60 franco
41
Blkeraede grabwärts geleite« sollte, Schönburg verließ.
Hell und sonnig, war seine Persönlichkeit, wie sein Leben
gewesen war, und darum gerade i« so bittere« u. schrei-
bendem Kontrast mit seinem frühen Tode und seine« glän-
zenden Begräbnisse.
Seit Menschengedenken hatte «au nicht eine so große
Theilnahme, so viel ungeheuchelten aufrichtigen Schmey
gesehen bei der Bestattung eine- Menschen, der weder Fürst,
noch Staatsmann, noch Gelehrter gewesen war, sondern
nichts als ein liebenswürdiger junger Mann, der das
Leben usd den Reichthum, ihm von seinen Eltern hinter-
lassen, angenommen hatte, wie es ihm gegeben ward, Lu-
der einkach unv heiter durch die Welt gegangen war oh«
sich durch irgend etwas als eine Laune vrelleicht hervor-»-
thun. Nun aber zeigte eS sich erst, wie theuer er Allen m
der Umgebung von Schönberg sei» mußte; Niemand war
zu Lause geblieben; Niemand war da, der sich nicht einer
Wohlthat, einer Gunst erinnerte, 'die Leo ih« erzeigt, i»
einer Weise, die in ihm nicht de» Wohlthäter, sondern de»
vom Glück Bevorzugte» seh« ließ, der mit gütiger Hand
seine Gaben austheilte und sich nicht durch Undank oder
Mißtrauen darin beirren ließ. Und alle glaubte» ihn noch-
mals vor sich zu sehen, wie er aus dem Schloß tzervortrai.
eis Bild der jugendlichen Kraft und Schönheit, dort, wo
jetzt seine Leiche herausgetragen wurde auf den Schulter»
von zwölf jungen Männer», den Söhnen seiner Pächter.
„Und daun so zu Kerbe», durch ei» Unglücks" klagte
ein Weib aus der Menge.
„Wenn der Tod auf eine Krankheit hätte warte»
müsse», wäre» wohl achtzig Jahrs darüber hingegange«,'
meinte ihr Nachbar.
(Fortsetzung folgte
Seine Mutter kam und er zwang sich gewaltsam zur
Rübe; ei» einziger Gedanke hielt ihn noch aufrecht. Niemand
durfte ahnen, wa» er litt, Memand sich an seine» Schmer-
zen laben. Gewissensbisse kannten nur schwache Seelen, u.
er «ar ein starker Mann. Die gute Dams begann von der
Heimkehr zu reden und was er von Leo's sterblicher Hülle
denke. Sollte er im Familiengrabe beiaesetzt werden? Daun
frug sie, ob Erich eS nicht sonderbar finde, daß von den
Damen Wolson noch gar kein Bericht eingetroffen sei? Erich
lag mit halbgeschlosscnen Augen.
„Aber Du mußt doch Alles anordne»!" fuhr Erichs
Mutter fort. „Gerade heraus gesagt, ich bin sehr begierig
auf das Testament. Es wird mich nicht wundern, wenn
er „Kaprice" sciaem Mädchen vermacht hat. Aber das wird
Dir nicht sonderlich leid thun, daß sie es erbt, Du hattest
immer so Viel daran auszusetzen."
„Der Teufel mag es erben!" rief er mürrisch.
„Pfui, Ench, welch' eine grobe Sprache! Nein, »ein!
ich finde es natürlich traurig, daß der gute Leo so jämmer-
lich zu Grunde gegangen ist, aber da nun einmal »Nichts
»ehr daran zu thuu ist, müssen wir Gottes Willen achten
und freue ich mich nur, daß unser Familiengut wieder an
meine» Sohn zurückfällt, was schon längst der Fall gewesen
wäre, ohne die tolle Heirath Deines Onkels- Um Dir die
Wahrheit zu sagen, so glaube ich nicht, daß Leo mit seiner
Malerin glücklich geworden wäre; vielleicht ist es für ihn
eine Wohlthat daß er frühzeitig gestorben ist. Was wissen
wir von den Rathschlüffen des Herrn?"
Htlverda dachte, was schwerer anzuhören sei, da- Ge-
salbader seiner Mutter oder Sesmen'S Verwünschungen.
„Mama," sagte er endlich, „wir wollen nach Holland zurück-
kehre» — und — und — er muß natürlich neben seinem
Vater rubeu! So gehe und mache Alles in Ordnung!"
Als sie ih» verlassen hatte, fühlte er eine Art Erleich-
terung, baß er uu» allein sein könne mit keiner ander»
Gesellschaft, al» der seiner qualvolle«, marternden Gedanken.
c 2b. . - .
ES war ei» Heller sonuiaer Morgen, an welche« der
Zug, .der die sterblichen Neberrefte des junge» Leo von
Meliane. LLL
Erzählung von Melativ Iva. A^s 'em bische» von
L- v. Heemstede.
Alles, «a» ihm verschwommen und unbestimmt wie
ein banges Traumgeficht in den letzte» Tagen vor Augen
.Setzanden hatte, war von ihren Lippen klar und schouuugS-
ws ausgesprochen. Ja, sie hatte Recht! Er verdankte alles
lenem nefgekränkten I Aber mit eine» Tobten konnte er
sicht mehr rechten- Wa» batte er auch mit ihm zu rechten?
Miaue «ar ,a sein, der Tod hatte sie frei gemacht. Der
Gedanke aller» machte ihn zittern. Sollte er immer so
«ben müssen, mtt dem Gesichte des bleichen, lächelnden,
h>n den Wachskerzen beschieucnen Tobte» vor sich? Er
«agte nicht, kein Seufzer erleichterte seine bekommene
Aust; er krümmte sich unter dem Gewichte eines «aß-
Uen Schmerzes, und immer wieder kam sei» Geist aus de»
Gedanken zurück: „Ich verdanke ih« alles, ih«, den ich
Urrathen habe- Warum liege ich nicht iu der Tiefe des
Gletschers." Ich werde nun alles genießen, alles ertragen
Wffen, selbst die Glückwünsche der Neider." Er erinuerte
»ch des Brieschens, das Gesine ihm zmeworfe» hatte; er
Lahm es auf «ad entzifferte es mit Mühe. „Er ist mein
Unglück gewesen i« Leben und im Tode!" rref er zähne-
'nirscheud, „o diese Sanftmuth, diese Verzeihung. Es steht
^schrieben von glühenden Kohlen ? O Gott I wie sie breu-
! Ich fühle sie und kau» sie nicht fortschleuder,. Nim-
*er! nimmer!" Er drückte die Hände an die Stirne, die
Wirklich glühte und branute- „Sterben! Könnt' ich nur
»erbenI Doch, was wird der Tod mir gebe»? Selbst
»e»n ich daS Lebe». daS ich ih« verdanke, von »ir werfe,
Md es dann nicht hier in me»e« Hirue brennen «. glü-
de» j» Ewigkeit? Sei« oder Nichtsei» ? Nei«, ich glaube
«lcht an Vernichtung; ich glaube, daß ich ihn Wiedersehen
«erde, wcuu auch im Traume. Weiß ich denn, wora» ich
Mube s Nur a« da» Feuer, daS i» meine» Hirne, meine«
Auer, brennt, kau» ich glauben. Wohin ich auch gebe,
lttbtz im Grabe wird es mir folge». Der Tod selbst gibt
»» keilte Ruhe!"
Oman für N-MssM, FMeft L KeM.
' Rabattbewilligung.
i«
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Der Ksijer «ud sein Bruder.
Bei dem am letzte» Dienstag stattgefuudenrn Fest-
mahl im kgl. Schlöffe in Kiel brachte der Kaiser
folgenden Trinkspluch au»:
„Mein lieber Heinrich! Als Ich heute nach Kiel
hineiufuhe, überdachte ich, wie Ich schon oft mit Freu-
den diese Stadt betreten habe, sei er um dem Sport
obzulicgen, sei eS um irgend einer militärischen Unter-
nehmung au deiner Seite und auf Meinen Schiffen
beizuwohnen. Bei dem heutigen Eintritt in die Stadt
hat Mich ein ernstes Gefühl bewegt, denn ich bin
Mir vollkommen bewußt der Aufgaben, welche Ich
dir gestellt habe, und der Verantwortung, die ich
trage. Ich bin Mir aber auch zugleich bewußt,
daß Ich die Pflicht habe, das auszubauen und
weiterzuführev, war Meine Vorgänger Mir hinterlassen
haben.
„Die Fahrt, welche du antreten wirst, und die
Aufgaben, welche du zu erfüllen hast, bedingen an
sich nichts nru S; sie fisd die logischen Consequeuzen
dessen, was Mein hochstliger Herr Großvater und
sein großer Kanzler politisch gestiftet und was unser
herrlicher Vater mit dem Schwerte auf dem Schlacht-
feld« errungen hat. Es ist weiter eine erste Bethätig-
ung des neu geeinten und neu entstandenen deutschen
Reiches in seinen überseeischen Aufgaben. Dieselben
haben in der stauueuSwerthen Entwickelung unserer
Handels-Interessen einen solchen Umfang ange-
nommen, daß es Meine Pflicht ist, der neuen deut-
fchen Hansa zu folgen und ihr den Schutz angedeihen
zu lassen, den sie vom Reiche und dem Kaiser ver-
langen kannH
„Die deutschen Brüder kirchlichen Berufes, welche
hiuauSgezogen sind, zu stillem Wirken und die sich
nicht gescheut haben, ihr Leben einzusetzen, um unsere
Religion auf fremdem Boden und bei fremdem Volke
heimisch zu machen, haben sich unter Meinen Schutz
gestellt, u. es gilt, diesen mehrfach Gekränkten u. auch
oft bedrängten Brüdern für immer Halt und Schutz
zu verschaffen. Deshalb ist die Unternehmung, die
Ich dir übertragen habe und die du in Gemein-
schaft mit den Kameraden und den Schiffe», welche
bereits draußen find, zu erfüllen haben wirst, wefent-
lich die eines Schutzes und nicht des Trutzes. Sir
soll unter dem SchiffSpanier unserer deutschen Kriegs«
flagge unserm Handel, dem deutschen Kaufmann, de»
deutschen Schiffe« das Recht zu Theil werden lasten,
was wir beanspruchen dürfen — das gleiche Recht,
das von den Fremden allen andern Rationen zuge-
standen wird.
„Neu ist auch unser Handel nicht. War doch die
Hansa in alten Zeiten eines der gewaltigste» Unter-
nehmen, welcher je die Welt gesehen, und es ver-
mochten einst die deutsche» Städte Flotten aufzuflelle»,
wie sie bis dahin der breite Meeresrücken wohl kaum
getragen hat. Sie verfiel aber und mußte verfalle»,
weil ihr eine Bedingung fehlte, nämlich die des
kaiserlichen Schutzes. Jetzt ist es anders geworden;
die erste Vorbedingung, das Deutsche Reich, ist ge-
schaffen; die zweite Bedingung, der deutsche Handel,
blüht und entwickelt sich, und er kann gedeihlich sich
nur entwickeln, wenn er unter dem Schutze der Reichs-
gewalt sich sicher fühlt. Reichsgewalt bedeutet See-
gewalt. ReichSgewalt und Seegewalt bedingen sich
gegenseitig so, daß die eine oder die andere nicht be-
stehen kann.
„Als ein Zeichen der Reichs- u»d See,Gewalt
wird nun daS durch deine Division verstärkte Ge-
schwader aufzutreten haben, mit allen Kameraden der
fremden Flotten draußen im innigen Verkehr u. in guter
Freundschaft zu festem Schutz der heimischen Inter-
essen gegen jeden, der den Deutschen zu nahe trete«
wird. DaS ist dein Beruf und das ist deine
Aufgabe.
„Möge einem jeden Europäer draußen, dem deut-
schen Kaufmarme draußen und vor allen Dingen den
Fremden draußen, auf deren Boden wir sind, oder
mit denen wir zu thun haben werden, klar sein, daß
der deutsche Michel seinen mit dem Reichs-Adler ge-
schmückten Schild auf de« Boden gestellt hat, ««
denen, die ihn um diesen Schutz angehen, rin Mal
für alle Mal diese» Schutz zu gewähren, und möge«
unsere Landsleute draußen, die feste Ueberzeugung habe«,
feie» sie Priester oder ffeien sie Kaufleute, oder wel-
chem Gewerbe sie auch obliege», daß der Schutz des
neuen Deutschen Reiches, bedingt durch die kaiserliche«
Schiffe, ihnen nachhaltig gewährt werde» wird.
Druck.Zerlag u. Expedition
Gebr. Huber in Herdelberg,
ZWisgerSraße 7.
Ma« abonnire
^ou jetzt auf das Pfälzer BolkSblatt bei alle»
dostanstalteu, bei alle» Briefträgern, bei
*»seren Agenturen »nd bei unfere» Träger-
inu en.
Alle se« hinzu tretenden Abonnenten
^halten — nach Einsendung der Postqaittungs-
scheines — vom Tage der Bestellung an, bi» zu« 1.
Januar 1898 das ^Pfälzer BolkSblatt" gratis zu-
lesaudt. Desgleichen diejenigen neue» Leser, welche
das „Pfälzer BolkSblatt" bei de« Agenturen
cher bei de» Trägerinnen bestellen.
Den Wünschen vieler unserer Leser entsprechend,
werden wir eS uns angelegen sein lassen, im wöchent-
licheu 8seitigen Unterhaltungsblatt „Der Sonn-
iag-bote" belrhrevden und spannenden Artikeln
Nau« zu gewähren.
Kurz nach Neujahr beginnen wir mit der Ver-
deutlichung eine- neuen, höchst interessanten Ro-
dartes.
Es wird stets unser Bestrebe» sein, möglichst viel
Nützliches, Belehrendes, Unterhaltendes unser« Leser-
Kris zu bringen, so daß doch allen Wünschen möglichst
Rechnung getragen ist.
Ei» schön auSgestatteler Wandkalender wird
wit Beginn de» neuen Jahre- jedem Abonnenten
de- „Pf ä lz er BolkLbla tteS* gratis zugcstcllt.
Der Preis de- täglich erscheinenden „Pfäl -
Ker BolkSblatteS" bleibt derselbe wie bisher.
Vierteljährlich nur M. 1.20 bei der Post abgeholt,
von dem Briefträger täglich in'S Hau- gebracht M. 1.60,
bei unseren Agenturen N. 1.20 ohne Träger-
lohn.
Im Interesse einer ununterbrochenen Zustellung
de- „Pfälzer BolkSblatteS" bitten wir recht
Kühzeitig, also schon jetzt zu bestellen.
Proben ummeru werden i» beliebiger Anzahl
gratis und franeo versendet.
Jeder Abonnent des „Pfälzer Volks-
blatteS" möge eS sich angelegen sein lassen, min-
bestens einen neuen Abonnenten für unser
Blatt zu gewinne«.
Expedition des „Pfalzer VslksblaU".
Heidelberg Zwiugerstraße 7
Srffererre die 1°spaltige Petitzeile^oder deren Rau«
is- und
»eutende
Expedition: Zwingerstratze 7.
.Mglich mit Ausnahme der Sonn- u.
Mertage. Wbo»«eM«rr»preir mit dem wöchent-
Nen Unterhaltunasblatt „Ter Svnntaasbote" für
«idelberg monatlich SV H mit Lrügerlohn, durch
_ die Post bezogen Viertels. 1.60 franco
41
Blkeraede grabwärts geleite« sollte, Schönburg verließ.
Hell und sonnig, war seine Persönlichkeit, wie sein Leben
gewesen war, und darum gerade i« so bittere« u. schrei-
bendem Kontrast mit seinem frühen Tode und seine« glän-
zenden Begräbnisse.
Seit Menschengedenken hatte «au nicht eine so große
Theilnahme, so viel ungeheuchelten aufrichtigen Schmey
gesehen bei der Bestattung eine- Menschen, der weder Fürst,
noch Staatsmann, noch Gelehrter gewesen war, sondern
nichts als ein liebenswürdiger junger Mann, der das
Leben usd den Reichthum, ihm von seinen Eltern hinter-
lassen, angenommen hatte, wie es ihm gegeben ward, Lu-
der einkach unv heiter durch die Welt gegangen war oh«
sich durch irgend etwas als eine Laune vrelleicht hervor-»-
thun. Nun aber zeigte eS sich erst, wie theuer er Allen m
der Umgebung von Schönberg sei» mußte; Niemand war
zu Lause geblieben; Niemand war da, der sich nicht einer
Wohlthat, einer Gunst erinnerte, 'die Leo ih« erzeigt, i»
einer Weise, die in ihm nicht de» Wohlthäter, sondern de»
vom Glück Bevorzugte» seh« ließ, der mit gütiger Hand
seine Gaben austheilte und sich nicht durch Undank oder
Mißtrauen darin beirren ließ. Und alle glaubte» ihn noch-
mals vor sich zu sehen, wie er aus dem Schloß tzervortrai.
eis Bild der jugendlichen Kraft und Schönheit, dort, wo
jetzt seine Leiche herausgetragen wurde auf den Schulter»
von zwölf jungen Männer», den Söhnen seiner Pächter.
„Und daun so zu Kerbe», durch ei» Unglücks" klagte
ein Weib aus der Menge.
„Wenn der Tod auf eine Krankheit hätte warte»
müsse», wäre» wohl achtzig Jahrs darüber hingegange«,'
meinte ihr Nachbar.
(Fortsetzung folgte
Seine Mutter kam und er zwang sich gewaltsam zur
Rübe; ei» einziger Gedanke hielt ihn noch aufrecht. Niemand
durfte ahnen, wa» er litt, Memand sich an seine» Schmer-
zen laben. Gewissensbisse kannten nur schwache Seelen, u.
er «ar ein starker Mann. Die gute Dams begann von der
Heimkehr zu reden und was er von Leo's sterblicher Hülle
denke. Sollte er im Familiengrabe beiaesetzt werden? Daun
frug sie, ob Erich eS nicht sonderbar finde, daß von den
Damen Wolson noch gar kein Bericht eingetroffen sei? Erich
lag mit halbgeschlosscnen Augen.
„Aber Du mußt doch Alles anordne»!" fuhr Erichs
Mutter fort. „Gerade heraus gesagt, ich bin sehr begierig
auf das Testament. Es wird mich nicht wundern, wenn
er „Kaprice" sciaem Mädchen vermacht hat. Aber das wird
Dir nicht sonderlich leid thun, daß sie es erbt, Du hattest
immer so Viel daran auszusetzen."
„Der Teufel mag es erben!" rief er mürrisch.
„Pfui, Ench, welch' eine grobe Sprache! Nein, »ein!
ich finde es natürlich traurig, daß der gute Leo so jämmer-
lich zu Grunde gegangen ist, aber da nun einmal »Nichts
»ehr daran zu thuu ist, müssen wir Gottes Willen achten
und freue ich mich nur, daß unser Familiengut wieder an
meine» Sohn zurückfällt, was schon längst der Fall gewesen
wäre, ohne die tolle Heirath Deines Onkels- Um Dir die
Wahrheit zu sagen, so glaube ich nicht, daß Leo mit seiner
Malerin glücklich geworden wäre; vielleicht ist es für ihn
eine Wohlthat daß er frühzeitig gestorben ist. Was wissen
wir von den Rathschlüffen des Herrn?"
Htlverda dachte, was schwerer anzuhören sei, da- Ge-
salbader seiner Mutter oder Sesmen'S Verwünschungen.
„Mama," sagte er endlich, „wir wollen nach Holland zurück-
kehre» — und — und — er muß natürlich neben seinem
Vater rubeu! So gehe und mache Alles in Ordnung!"
Als sie ih» verlassen hatte, fühlte er eine Art Erleich-
terung, baß er uu» allein sein könne mit keiner ander»
Gesellschaft, al» der seiner qualvolle«, marternden Gedanken.
c 2b. . - .
ES war ei» Heller sonuiaer Morgen, an welche« der
Zug, .der die sterblichen Neberrefte des junge» Leo von
Meliane. LLL
Erzählung von Melativ Iva. A^s 'em bische» von
L- v. Heemstede.
Alles, «a» ihm verschwommen und unbestimmt wie
ein banges Traumgeficht in den letzte» Tagen vor Augen
.Setzanden hatte, war von ihren Lippen klar und schouuugS-
ws ausgesprochen. Ja, sie hatte Recht! Er verdankte alles
lenem nefgekränkten I Aber mit eine» Tobten konnte er
sicht mehr rechten- Wa» batte er auch mit ihm zu rechten?
Miaue «ar ,a sein, der Tod hatte sie frei gemacht. Der
Gedanke aller» machte ihn zittern. Sollte er immer so
«ben müssen, mtt dem Gesichte des bleichen, lächelnden,
h>n den Wachskerzen beschieucnen Tobte» vor sich? Er
«agte nicht, kein Seufzer erleichterte seine bekommene
Aust; er krümmte sich unter dem Gewichte eines «aß-
Uen Schmerzes, und immer wieder kam sei» Geist aus de»
Gedanken zurück: „Ich verdanke ih« alles, ih«, den ich
Urrathen habe- Warum liege ich nicht iu der Tiefe des
Gletschers." Ich werde nun alles genießen, alles ertragen
Wffen, selbst die Glückwünsche der Neider." Er erinuerte
»ch des Brieschens, das Gesine ihm zmeworfe» hatte; er
Lahm es auf «ad entzifferte es mit Mühe. „Er ist mein
Unglück gewesen i« Leben und im Tode!" rref er zähne-
'nirscheud, „o diese Sanftmuth, diese Verzeihung. Es steht
^schrieben von glühenden Kohlen ? O Gott I wie sie breu-
! Ich fühle sie und kau» sie nicht fortschleuder,. Nim-
*er! nimmer!" Er drückte die Hände an die Stirne, die
Wirklich glühte und branute- „Sterben! Könnt' ich nur
»erbenI Doch, was wird der Tod mir gebe»? Selbst
»e»n ich daS Lebe». daS ich ih« verdanke, von »ir werfe,
Md es dann nicht hier in me»e« Hirue brennen «. glü-
de» j» Ewigkeit? Sei« oder Nichtsei» ? Nei«, ich glaube
«lcht an Vernichtung; ich glaube, daß ich ihn Wiedersehen
«erde, wcuu auch im Traume. Weiß ich denn, wora» ich
Mube s Nur a« da» Feuer, daS i» meine» Hirne, meine«
Auer, brennt, kau» ich glauben. Wohin ich auch gebe,
lttbtz im Grabe wird es mir folge». Der Tod selbst gibt
»» keilte Ruhe!"