Mlzer Volksblatt
Züt vertagt. Ueber die Erltvicklung der Angelegt
heit ist man nicht klar, sicher aber wird der Land!
die ihm aus Anlaß des Einzuges hergebrachten Kund
gedungen, wodurch es „über alle Maßen beglückt und
erfreut" sei.
Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren' Raum
NlM für WaliMt, Freiheit L Lteiiit.
l ' Rabattbewrllrgung.
1. August beginnt ein
zweimonatlicher Bezug
, (August md September)
das täglich erscheinende
"Pfälzer Bolksblatt."
H EesteUuUgtzn nehmen alle Postanstalten und
Briefträger, sowie unsere Expedition Zwingerstraße
? entgegen.
die Thronfolge und Regentschaft hc-t nunmehr end-
gültig seinen Abschluß gefunden Es drängt Mich,
dem Allmächtigen dafür auch an dieser Stelle aus
tiefstem Herzensgründe Meinen dewüthigen Dankdar-
zukringen, zugleich aber Ihnen, rw.ine Herren, es an-
erkennend ouSzusprechen, daß Ihrer sachlichen und
festen Haltung in der Thronfolgefrage eS nicht zum
geringsten mit zu verdanken ist, daß Recht Recht ge-
blieben ist, und daß wir wieder einer ruhigen Ent-
wicklung der Verhältnisse entgegensehen dürfen. Ich
knüpfe hieran den Ausdruck der Hoffnung, daß fortan
alle Zerwürfnisse, aller Zwiespalt der Gemüther, aller
Hader, welche der Thronfolgestreit erregt hat, auf-
hören und vergrsfen sein möge, und die in Folge der-
selben entstandenen Parteien sich zum gemeinsamen
friedlichen Wirken für des Landes Wohl versöhnt die
Hände reichen werden.
„Im Hinblick auf die augenblicklich im Gange be-
findlichen Erntearbeiten, welche, wie Ich annehme, die
meisten von Ihnen nach Hause zurückrufen, verzichte
Ich für sitzt darauf, Ihre Zeit durch Gesetzes- oder
andere Vorlagen länger als unbedingt nothwendig in
Anspruch zu nehmen. Ich will daher nur noch das
dringende Ersuchen au Sie richten: Seien Sie Mir
behilflich, das eben angegebene Ziel zu erreichen."
Die erste Sitzung des Landtags gestaltete sich
unvermutheter Weise sehr erregt. Vom regieren-
den Fürstin zu Schaumburg Lippe ist ein Protest
gegen die etwaige Thronfolge der Söhne des Grafen-
Regenten eingereicht worden. Der Antrag Asemissen,
diesen Protest sofort auf die Tagesordnung zu stellen,
fand nicht die Mehrheit,- dann wurde die Sitzung auf
eine halbe Stunde vertagt; in der zweiten Sitzung
wurde eine Glückwunschadresse an den Regenten be-
schlossen und darauf der Landtag auf unbestimmte
Züt vertagt. Ueber die Erttvicklung der Angelegen-
heit ist man nicht klar, sicher aber wird der Landtag
den Protist nicht gelten lassen. Man fürchtet, daß
auswärtige Einflüsse sich kräftig geltend machen werden,
was bei der getheilten Stimmung im Lande immerhin
von Bideutung sein wird. Der Regent hat unter
allen Umständen einen schweren Stand. — Die
Lippische Gesetzsammlung veröffentlicht einen Gna-
denerlaß, wonach alle Personen in Lippe, welche
wegen Ueber tretung deS Feld- und Forstpolizeigesetzes
und des Gesetzes über den Forstdiebstahl rechtskräftig
verurlheilt worden sind, begnadigt werden, soweit die
Urteilsvollstreckung noch nicht erfolgt ist. Gleichzeitig
erläßt das Regentenpaar ein Dankschreiben für
Eine Männerwallfahrt.
In der vorigen Woche fand die seit einigen Jahren
übliche Männerwallfohrt von Wien nach Mariazell
statt. Die Wallfahrer kehrten Samstags Abends zurück.
Der Jesuiten-Pater Abel, welcher diese Wallfahrten
organisirt hat, hielt auch diesmal nach dem Einzüge
in die Mariazeller Kirche eine Ansprache an die 3000
Wallfahrer über das Thema : „Wenn Oesterreich er-
halten bleiben soll, muß seine Jugend wieder christ-
lich erzogen werden." Der Redner stellte sich gleich
einleitend waäius in res und sagte u. A.: „Die
christlichen Männer haben allen Grund, der Gottes-
mutter von ganzem Herzen zu danken, denn so Vieles
ist durch ihre Fürbitte seit den fünf Jahren der
Wiener Männer wallfahrten in Wien und in Oester-
reich geschehen. Niemand in ganz Oesterreich kann
mich der Uebertreibung schuldig sprechen, wenn ich
sage, daß das Wiederaufleben des praktischen Christen-
thumS ein Werk der seligsten Gottesmutter ist. Christ-
liche Männer! Vergesset nicht, wir haben die Wall-
fahrt in der Absicht unternommen, daß die Kinder
ihren Eltern wieder zurückgegeben werden. Die christ-
lichen Eltern müssen besorgt sein für ihre Heranwach-
senden Kinder, damit sie nicht dem versengenden Reif
der Unglaub-es, nicht dem Rost und Brand der Un-
sittlichkeit verfallen und für Zeit und Ewigkeit an
Leib und Seele verdorben werden. Man verdirbt
die junge Saat, man vergiftet die Herzen unserer
Kinder. Um Gottes Hilfe gegen dieses Verderbniß
zu erbitten, in dieser Absicht unternahmen wir unsere
Wallfahrt. Vor zwei Jahren haben wir gebetet um
ein christliches Wien, um den Sieg der christlichen
Sache. Damals war geringe Aussicht dafür, jetzt
können wir danken für das christliche Wien." Nach
der Predigt fand eine Zusammenkunft der Theil-
nehmer statt, bei welcher, wie die „Reichspost"
meldet, Telegramme abgesandt wurden an Papst Leo
Xlll., an den Kaiser, an Erzherzog Franz Ferdinand,
Erzherzogin Marie Valerie, Cardinal-Fürsterzbischof
Dr. Gruscha, Erzbischof Dr. Angerer, Fürstbischof
Dr. Schuster von Graz und an Dr. Lueger. Sonn-
tag na chmittags versammelten sich die Theilnehmer
der W jener Männerfahrt und viele andere Personen
in dem abgeschlossenen Raum vor der Kirche, wo k. Abel
auf den obersten Stufen der Stiege stehend, die
. Der Kppr'sche Landtag
N^ute Vormittag im fürstlichen Residenzschlosse
Met. Üenten mit folgender Thronrede er-
^"Hvchgekhrte Herren! Ein für Mich und Mein
""d' wie ich hrsfe, auch für Mein geliebtes
Sri» ^nd hocherfreuliches Ereigniß, die Beendi-
des ThronstreitS, führt Sie heute hier
Das unter dem Vorsitz Er. Majestät
ili r,- "'32 von Sachsen gebildete Schiedsgericht hat
ivelL 22' Juni d. I. gefällten Schiedsspruch,
d'e w , Zwischen seinem ganzen Wortlaut nach durch
Zj^bsetzsammlung veröffentlicht worden ist, mein
Ä d'e dereinstige Thronfolge und damit zu-
Mein Recht auf die Regentschaft im Fürsten-
dali in unanfechtbarer Weise anerkannt. Nls-
Zustellung dieses SchiedsspiuchS habe Ich
dm» Meinen Erlaß vom 9. dS., welcher am 10. Vs.
S«w7- Abdruck in Nr. 16 deS „Gesetzblattes" zur all-
dez » n Kenntniß gebracht worden ist, auf Grund
Reni ^ntschaftsgesetzeS vcm 24. April 1895 die
dieses Landes als Regent im Namen Sr.
La« > A deS Fürsten Karl Alexander angetreten.
8 8 desselben Gesetzes vorgesehene eidliche
d«r^- K labe Ich am 21. dS. mittelst Unterschreibens
iva.e ! Eidesnorm enthaltenden Eidesformel in Gegen-
letr! . ""t der Führung ter Ministerialgeschäfte
des«" Beamten, de S Vizepräsidenten des Landtags,
Fit,» dgerichtspräsidevten und des Direktors der
ch.^^wmißverwaltuvg abgelegt. Die hierüber spre
Cak^ "^unde wird Ihnen noch heute durch Mein
"ktsMinisterium zugehev.
^Hochgeehrte Herren! Der mehrjährige Streit um
l^-" .
nutend«
Expedition rZwingerftratze 7.
KeA^vt täglich mit Ausnahme der Sonn- u.
oENdonnemeritSpreir mit dem wöchent-
ETi?"terhaltunasblatt „Der Sonntagsbote" für
. monatlich 8V L mit Trögerlohn, durch
^Sü^ Post bezogen vierteln 1.60 franco
ssU-!.-
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Melders, !
MM, de« 31. Mi 1897.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingrrstraße 7.
1. I
Schuld und Sühne.
tl,N,»?ch hängt da eine Tafel, auf der die Verbal-
A. kK^^Uften für die Fremd, n stehen, worin sie u.
d!» Werden, soviel wie möglich jede Bewegung mit
irrten z» vermeiden, sich in allen uöthigen
löten "" den Gastbruder zu wenden, sich wohl zu
üuien ar merken zu lvsf-n, falls man unter den Order s-
bue ?j""kn Freund oder Verwandten sähe, in der Kirche
ter s^.T^büne zu betreten, niemals da mitzufingen. Orte
Wen nur in Begleitung des GasibruderS zu be-
.lkvbn»i. . diesen Besuchen unbedingtes Stillschweigen zu
ln, Mu in her Kirche, im Cpeisisaal, im Schlafsaal, in
vllm !fMangen, im Kapitelsaal und in der Küche, an
die »en Orten nur ganz leise zu reden, um nirgends
Sier „Aosleute zu hören und endlich mit der einfachen,
flktx Mnden Kost vorlieb zu nehmen, weil die Regel ver-
' besseres vorzusitzcn.
We beiden Ordensleute, welche die Wache
ri«i>>,,'die Fremden zu empfangen, in dem Empsaugs-
M onkvmnrcn, werfen sie sich vor dem Fremden nie-
klM,o führen denselben dann zunächst in die Kirche zur
des heiligen Sakramentes. Hierauf geleiten sie
M Zurück, lesen ein Kapitel aus der heiligen Schrift
M der Nachfolge Christi laut vor und verabschieden
Nu» -Mr, indem sie sich der Länge nach niederwerfen.
M der Gasiluuder sie in das Haus für die Fremden
Likdg. v'u ihnen alle mit der Ordensregel vereinbarenden
fache« gh"ür und gefällig. Jeder Fremde erhält ein ein-
worin ein kleiner^Tüch, ein Stuhl,
hilu^Hch^w Fremden 'erhalten nur sehr einfaches, aber
und, schmackhaftes Essen. Die Regel ve '
Nüsch"W Km mögen- Sollte ein Fremder erkranken und
Mwer »r wüsten, so wird eS ihm nur auf dem Kranken-
Ak tz-r'n?'°wals im gemeinsamen Speisezimmer der Frem-
abrncht. Mährend des Essens wird in der Regel
iikiw,'„"w die Fremden zu empfangen, in dem Empsaugs-
M „^onkvmmcn, werfen sie sich vor dem Fremden nie-
Habeml, '"hren denselben dann zunächst in die Kirche zur
«iks,if."„ü des heiligen Sakramentes. Hierauf geleiten sie
M puiick, lesen ein Kapitel aus der heiligen Schrift
sich ».j,? der Nachfolge Christi laut vor und verabschieden
Nein ls:?kr, indem sie sich der Länge nach niederwerfen.
M der Gasibruder sie in das Haus für die Fremden
Lierg.'v' i ihnen alle mit der Ordensregel vereinbarenden
fachend '
kinLÜirnu
1»^»» tVVl»» kill . -. .
"»dein „ ' Weihwasser, einigefromwe Bücher und Bilder
«anz reinliches Bett bkfindrn.
ouÄrUMs und schmackhaftes Esten. Die Regel verbietet
vutz M asie Fleischspeisen, auch für die Gäste, wer sie
Neisch wer sein mögen- Sollte ein Fremder erkranken und
" s > l ' ' ' s' ''
der'»?, ^.als im gemeinsamen Speisezimmer der Freu
abrncht. Mährend des Essens wird in der Reg,
vom Gastbruder aus einem geistlichen Buche vorgelesen, um
unnütze Reden zu vermeiden.
Zuweilen bewilligt der Obere, auf dringendes Bitten
frommer Gäste, die ein besonderes Verlangen darnach aus-
drücken, daß Fremde im Speisesaal mit den Ordensleuten
gemeinsam cssen.
Da in Trappistenklöstern nur die Gastfreundschaft im
wahren Sinne des Wortes herrschen soll, so verlangt man
nie eine Vergütung von den Fremden, rimmt dagegen Ge-
schenke, die von wohlhabenden Personen angeboten werden,
gerne und dankbar an.
Der Zutritt ins Kloster ist den Frauenspersonen un-
bedingt untersagt, aber in der Regel befindet sich im Vor-
hofs eine Kapelle, die sie betreten dürfen, und wo sie an
Sonn- und Feiertagen einer heiligen Messe beiwohnen können.
Die Trappisten sind in zwei Klassen eingetheilt, in so-
genannte Ch-rreligiosen, Chorbrüder und in Konvers-
oder Laienbruder. Die Chorbrüder werden alle Patres
genannt, wenn sie auch nicht Priester find; ihre besondere
Bestimmung besteht darin, daß sie im Chore das Brevier,
das heilige Officium rccitiren und singen müssen. Die
Laienbrüder sind vorzugsweise mit den körperlichen Arbeiten
beschäftigt, woran jedoch die Ehorbrüder täglich auch
mehrere Stunden therlnehmen müssen. Auch die Laienbrüder
müssen einem großen Theile des Gottesdienstes bei Tag
und Nacht beiwohnen, und wenn sie sonst während des
Chorgebeles rm Hause oder auf dem Felde mit Arbeiten
beschäftigt sind, jo betheiligen sie sich durch gemeinschaft-
liches, lautes Gebet an dem Gottesdienste, den die Chor-
brüder unterdessen in der Kirche verrichten.
Das Kleid der Chorreligiosen besteht im Winter und
Sommer in einem langen, weißen Gewände von grober
Wolle, das durch einen ledernen Gürtel zusammen gehalten
wird. Ueber diesem Kleide tragen sie bei der Arbeit ein
schwarzes Skapulier, während dieses bei den anderen reli-
giösen Uebungen durch einen Mantel mit weiten, herab-
hängenden Berweln von grobem, weißem, wollenem Tuche
ersetzt wird. Dieser sog. Chormantel hat oben eine Kapuze,
die außer dem Chor- und Kapitelsaale immer über den
Kops gezogen getragen wird. Die Laienbrüder haben das-
selbe Kleid, aber von brauner Farbe. Alle tragen ein
wollenes Hemd.
Wie viele durch Adel, Wissenschaft oder als Soldaten
hervorragende Männer haben sich schon unter diesem Kleide
begraben. Dank dem tiefen, immerwährenden Stillschweigen,
das im Trappistenkloster streng beobachtet wird, kann man
dort das ganze Leben zubringen, ohne erkannt zn werden.
Der frühere Name ist ganz verschwunden und man kennt
sich dort nur als Bruder Martin, Ambrosius, Hilarius,
Johannes, Joseph, Casparus, Hieronymus.
Außer diesen Profeßbrüdern gibt es noch Postulanten,
Novizen oder Aggregierte.
Postulanten oder Aspiranten sind diejenigen, welche sich
zum Ordensleben für berufen halten und deshalb den Wunsch
haben, ausgenommen zu werden. Sie machen deshalb alle
Uebungen des Hauses mit und werden dann, wenn sie aus-
harren und der Obere sie für berufen hält, durch das Ueber-
reichen des Kleides unter die Zahl der Novizen ausgenommen.
Die Novizen zerfallen wieder in zwei Klassen, Chor-
novizen oder Laiennovizen, je nachdem sie Chorbrüder oder
Konversbrüder zu werden bestimmt sind, und haben ein
oder auch zwei Jahre strengen Noviziates durchzumachen,
nach dessen glücklichem Bestehen, durch treues Ausharren
in ihrem Berufe, sie zu den ewigen Gelübden zugelassen
werden.
Die aggregirten Brüder sind solche, die mit zur Ordens-
familie gehören, die sich ganz den Interessen des Hauses
bingeben, ohne gerade durch die Gelübde gebunden zu sein.
Oft sind es, .solche, die den Beruf haben, aber körperlich
untauglich und, den strengen Ansorderungen zu genügen.
Sie tragen nicht das Kleid des Trappisten und behalten
ihre Freiheit, auszutreten.
Die wesentlichen Aemter bei den Trappisten sind die
des Abtes, Priors, Unterpriors, Kellermeisters, GastivärterS
NovizenmeisterS.
lZortsetzung folgt.)
Züt vertagt. Ueber die Erltvicklung der Angelegt
heit ist man nicht klar, sicher aber wird der Land!
die ihm aus Anlaß des Einzuges hergebrachten Kund
gedungen, wodurch es „über alle Maßen beglückt und
erfreut" sei.
Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren' Raum
NlM für WaliMt, Freiheit L Lteiiit.
l ' Rabattbewrllrgung.
1. August beginnt ein
zweimonatlicher Bezug
, (August md September)
das täglich erscheinende
"Pfälzer Bolksblatt."
H EesteUuUgtzn nehmen alle Postanstalten und
Briefträger, sowie unsere Expedition Zwingerstraße
? entgegen.
die Thronfolge und Regentschaft hc-t nunmehr end-
gültig seinen Abschluß gefunden Es drängt Mich,
dem Allmächtigen dafür auch an dieser Stelle aus
tiefstem Herzensgründe Meinen dewüthigen Dankdar-
zukringen, zugleich aber Ihnen, rw.ine Herren, es an-
erkennend ouSzusprechen, daß Ihrer sachlichen und
festen Haltung in der Thronfolgefrage eS nicht zum
geringsten mit zu verdanken ist, daß Recht Recht ge-
blieben ist, und daß wir wieder einer ruhigen Ent-
wicklung der Verhältnisse entgegensehen dürfen. Ich
knüpfe hieran den Ausdruck der Hoffnung, daß fortan
alle Zerwürfnisse, aller Zwiespalt der Gemüther, aller
Hader, welche der Thronfolgestreit erregt hat, auf-
hören und vergrsfen sein möge, und die in Folge der-
selben entstandenen Parteien sich zum gemeinsamen
friedlichen Wirken für des Landes Wohl versöhnt die
Hände reichen werden.
„Im Hinblick auf die augenblicklich im Gange be-
findlichen Erntearbeiten, welche, wie Ich annehme, die
meisten von Ihnen nach Hause zurückrufen, verzichte
Ich für sitzt darauf, Ihre Zeit durch Gesetzes- oder
andere Vorlagen länger als unbedingt nothwendig in
Anspruch zu nehmen. Ich will daher nur noch das
dringende Ersuchen au Sie richten: Seien Sie Mir
behilflich, das eben angegebene Ziel zu erreichen."
Die erste Sitzung des Landtags gestaltete sich
unvermutheter Weise sehr erregt. Vom regieren-
den Fürstin zu Schaumburg Lippe ist ein Protest
gegen die etwaige Thronfolge der Söhne des Grafen-
Regenten eingereicht worden. Der Antrag Asemissen,
diesen Protest sofort auf die Tagesordnung zu stellen,
fand nicht die Mehrheit,- dann wurde die Sitzung auf
eine halbe Stunde vertagt; in der zweiten Sitzung
wurde eine Glückwunschadresse an den Regenten be-
schlossen und darauf der Landtag auf unbestimmte
Züt vertagt. Ueber die Erttvicklung der Angelegen-
heit ist man nicht klar, sicher aber wird der Landtag
den Protist nicht gelten lassen. Man fürchtet, daß
auswärtige Einflüsse sich kräftig geltend machen werden,
was bei der getheilten Stimmung im Lande immerhin
von Bideutung sein wird. Der Regent hat unter
allen Umständen einen schweren Stand. — Die
Lippische Gesetzsammlung veröffentlicht einen Gna-
denerlaß, wonach alle Personen in Lippe, welche
wegen Ueber tretung deS Feld- und Forstpolizeigesetzes
und des Gesetzes über den Forstdiebstahl rechtskräftig
verurlheilt worden sind, begnadigt werden, soweit die
Urteilsvollstreckung noch nicht erfolgt ist. Gleichzeitig
erläßt das Regentenpaar ein Dankschreiben für
Eine Männerwallfahrt.
In der vorigen Woche fand die seit einigen Jahren
übliche Männerwallfohrt von Wien nach Mariazell
statt. Die Wallfahrer kehrten Samstags Abends zurück.
Der Jesuiten-Pater Abel, welcher diese Wallfahrten
organisirt hat, hielt auch diesmal nach dem Einzüge
in die Mariazeller Kirche eine Ansprache an die 3000
Wallfahrer über das Thema : „Wenn Oesterreich er-
halten bleiben soll, muß seine Jugend wieder christ-
lich erzogen werden." Der Redner stellte sich gleich
einleitend waäius in res und sagte u. A.: „Die
christlichen Männer haben allen Grund, der Gottes-
mutter von ganzem Herzen zu danken, denn so Vieles
ist durch ihre Fürbitte seit den fünf Jahren der
Wiener Männer wallfahrten in Wien und in Oester-
reich geschehen. Niemand in ganz Oesterreich kann
mich der Uebertreibung schuldig sprechen, wenn ich
sage, daß das Wiederaufleben des praktischen Christen-
thumS ein Werk der seligsten Gottesmutter ist. Christ-
liche Männer! Vergesset nicht, wir haben die Wall-
fahrt in der Absicht unternommen, daß die Kinder
ihren Eltern wieder zurückgegeben werden. Die christ-
lichen Eltern müssen besorgt sein für ihre Heranwach-
senden Kinder, damit sie nicht dem versengenden Reif
der Unglaub-es, nicht dem Rost und Brand der Un-
sittlichkeit verfallen und für Zeit und Ewigkeit an
Leib und Seele verdorben werden. Man verdirbt
die junge Saat, man vergiftet die Herzen unserer
Kinder. Um Gottes Hilfe gegen dieses Verderbniß
zu erbitten, in dieser Absicht unternahmen wir unsere
Wallfahrt. Vor zwei Jahren haben wir gebetet um
ein christliches Wien, um den Sieg der christlichen
Sache. Damals war geringe Aussicht dafür, jetzt
können wir danken für das christliche Wien." Nach
der Predigt fand eine Zusammenkunft der Theil-
nehmer statt, bei welcher, wie die „Reichspost"
meldet, Telegramme abgesandt wurden an Papst Leo
Xlll., an den Kaiser, an Erzherzog Franz Ferdinand,
Erzherzogin Marie Valerie, Cardinal-Fürsterzbischof
Dr. Gruscha, Erzbischof Dr. Angerer, Fürstbischof
Dr. Schuster von Graz und an Dr. Lueger. Sonn-
tag na chmittags versammelten sich die Theilnehmer
der W jener Männerfahrt und viele andere Personen
in dem abgeschlossenen Raum vor der Kirche, wo k. Abel
auf den obersten Stufen der Stiege stehend, die
. Der Kppr'sche Landtag
N^ute Vormittag im fürstlichen Residenzschlosse
Met. Üenten mit folgender Thronrede er-
^"Hvchgekhrte Herren! Ein für Mich und Mein
""d' wie ich hrsfe, auch für Mein geliebtes
Sri» ^nd hocherfreuliches Ereigniß, die Beendi-
des ThronstreitS, führt Sie heute hier
Das unter dem Vorsitz Er. Majestät
ili r,- "'32 von Sachsen gebildete Schiedsgericht hat
ivelL 22' Juni d. I. gefällten Schiedsspruch,
d'e w , Zwischen seinem ganzen Wortlaut nach durch
Zj^bsetzsammlung veröffentlicht worden ist, mein
Ä d'e dereinstige Thronfolge und damit zu-
Mein Recht auf die Regentschaft im Fürsten-
dali in unanfechtbarer Weise anerkannt. Nls-
Zustellung dieses SchiedsspiuchS habe Ich
dm» Meinen Erlaß vom 9. dS., welcher am 10. Vs.
S«w7- Abdruck in Nr. 16 deS „Gesetzblattes" zur all-
dez » n Kenntniß gebracht worden ist, auf Grund
Reni ^ntschaftsgesetzeS vcm 24. April 1895 die
dieses Landes als Regent im Namen Sr.
La« > A deS Fürsten Karl Alexander angetreten.
8 8 desselben Gesetzes vorgesehene eidliche
d«r^- K labe Ich am 21. dS. mittelst Unterschreibens
iva.e ! Eidesnorm enthaltenden Eidesformel in Gegen-
letr! . ""t der Führung ter Ministerialgeschäfte
des«" Beamten, de S Vizepräsidenten des Landtags,
Fit,» dgerichtspräsidevten und des Direktors der
ch.^^wmißverwaltuvg abgelegt. Die hierüber spre
Cak^ "^unde wird Ihnen noch heute durch Mein
"ktsMinisterium zugehev.
^Hochgeehrte Herren! Der mehrjährige Streit um
l^-" .
nutend«
Expedition rZwingerftratze 7.
KeA^vt täglich mit Ausnahme der Sonn- u.
oENdonnemeritSpreir mit dem wöchent-
ETi?"terhaltunasblatt „Der Sonntagsbote" für
. monatlich 8V L mit Trögerlohn, durch
^Sü^ Post bezogen vierteln 1.60 franco
ssU-!.-
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Melders, !
MM, de« 31. Mi 1897.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingrrstraße 7.
1. I
Schuld und Sühne.
tl,N,»?ch hängt da eine Tafel, auf der die Verbal-
A. kK^^Uften für die Fremd, n stehen, worin sie u.
d!» Werden, soviel wie möglich jede Bewegung mit
irrten z» vermeiden, sich in allen uöthigen
löten "" den Gastbruder zu wenden, sich wohl zu
üuien ar merken zu lvsf-n, falls man unter den Order s-
bue ?j""kn Freund oder Verwandten sähe, in der Kirche
ter s^.T^büne zu betreten, niemals da mitzufingen. Orte
Wen nur in Begleitung des GasibruderS zu be-
.lkvbn»i. . diesen Besuchen unbedingtes Stillschweigen zu
ln, Mu in her Kirche, im Cpeisisaal, im Schlafsaal, in
vllm !fMangen, im Kapitelsaal und in der Küche, an
die »en Orten nur ganz leise zu reden, um nirgends
Sier „Aosleute zu hören und endlich mit der einfachen,
flktx Mnden Kost vorlieb zu nehmen, weil die Regel ver-
' besseres vorzusitzcn.
We beiden Ordensleute, welche die Wache
ri«i>>,,'die Fremden zu empfangen, in dem Empsaugs-
M onkvmnrcn, werfen sie sich vor dem Fremden nie-
klM,o führen denselben dann zunächst in die Kirche zur
des heiligen Sakramentes. Hierauf geleiten sie
M Zurück, lesen ein Kapitel aus der heiligen Schrift
M der Nachfolge Christi laut vor und verabschieden
Nu» -Mr, indem sie sich der Länge nach niederwerfen.
M der Gasiluuder sie in das Haus für die Fremden
Likdg. v'u ihnen alle mit der Ordensregel vereinbarenden
fache« gh"ür und gefällig. Jeder Fremde erhält ein ein-
worin ein kleiner^Tüch, ein Stuhl,
hilu^Hch^w Fremden 'erhalten nur sehr einfaches, aber
und, schmackhaftes Essen. Die Regel ve '
Nüsch"W Km mögen- Sollte ein Fremder erkranken und
Mwer »r wüsten, so wird eS ihm nur auf dem Kranken-
Ak tz-r'n?'°wals im gemeinsamen Speisezimmer der Frem-
abrncht. Mährend des Essens wird in der Regel
iikiw,'„"w die Fremden zu empfangen, in dem Empsaugs-
M „^onkvmmcn, werfen sie sich vor dem Fremden nie-
Habeml, '"hren denselben dann zunächst in die Kirche zur
«iks,if."„ü des heiligen Sakramentes. Hierauf geleiten sie
M puiick, lesen ein Kapitel aus der heiligen Schrift
sich ».j,? der Nachfolge Christi laut vor und verabschieden
Nein ls:?kr, indem sie sich der Länge nach niederwerfen.
M der Gasibruder sie in das Haus für die Fremden
Lierg.'v' i ihnen alle mit der Ordensregel vereinbarenden
fachend '
kinLÜirnu
1»^»» tVVl»» kill . -. .
"»dein „ ' Weihwasser, einigefromwe Bücher und Bilder
«anz reinliches Bett bkfindrn.
ouÄrUMs und schmackhaftes Esten. Die Regel verbietet
vutz M asie Fleischspeisen, auch für die Gäste, wer sie
Neisch wer sein mögen- Sollte ein Fremder erkranken und
" s > l ' ' ' s' ''
der'»?, ^.als im gemeinsamen Speisezimmer der Freu
abrncht. Mährend des Essens wird in der Reg,
vom Gastbruder aus einem geistlichen Buche vorgelesen, um
unnütze Reden zu vermeiden.
Zuweilen bewilligt der Obere, auf dringendes Bitten
frommer Gäste, die ein besonderes Verlangen darnach aus-
drücken, daß Fremde im Speisesaal mit den Ordensleuten
gemeinsam cssen.
Da in Trappistenklöstern nur die Gastfreundschaft im
wahren Sinne des Wortes herrschen soll, so verlangt man
nie eine Vergütung von den Fremden, rimmt dagegen Ge-
schenke, die von wohlhabenden Personen angeboten werden,
gerne und dankbar an.
Der Zutritt ins Kloster ist den Frauenspersonen un-
bedingt untersagt, aber in der Regel befindet sich im Vor-
hofs eine Kapelle, die sie betreten dürfen, und wo sie an
Sonn- und Feiertagen einer heiligen Messe beiwohnen können.
Die Trappisten sind in zwei Klassen eingetheilt, in so-
genannte Ch-rreligiosen, Chorbrüder und in Konvers-
oder Laienbruder. Die Chorbrüder werden alle Patres
genannt, wenn sie auch nicht Priester find; ihre besondere
Bestimmung besteht darin, daß sie im Chore das Brevier,
das heilige Officium rccitiren und singen müssen. Die
Laienbrüder sind vorzugsweise mit den körperlichen Arbeiten
beschäftigt, woran jedoch die Ehorbrüder täglich auch
mehrere Stunden therlnehmen müssen. Auch die Laienbrüder
müssen einem großen Theile des Gottesdienstes bei Tag
und Nacht beiwohnen, und wenn sie sonst während des
Chorgebeles rm Hause oder auf dem Felde mit Arbeiten
beschäftigt sind, jo betheiligen sie sich durch gemeinschaft-
liches, lautes Gebet an dem Gottesdienste, den die Chor-
brüder unterdessen in der Kirche verrichten.
Das Kleid der Chorreligiosen besteht im Winter und
Sommer in einem langen, weißen Gewände von grober
Wolle, das durch einen ledernen Gürtel zusammen gehalten
wird. Ueber diesem Kleide tragen sie bei der Arbeit ein
schwarzes Skapulier, während dieses bei den anderen reli-
giösen Uebungen durch einen Mantel mit weiten, herab-
hängenden Berweln von grobem, weißem, wollenem Tuche
ersetzt wird. Dieser sog. Chormantel hat oben eine Kapuze,
die außer dem Chor- und Kapitelsaale immer über den
Kops gezogen getragen wird. Die Laienbrüder haben das-
selbe Kleid, aber von brauner Farbe. Alle tragen ein
wollenes Hemd.
Wie viele durch Adel, Wissenschaft oder als Soldaten
hervorragende Männer haben sich schon unter diesem Kleide
begraben. Dank dem tiefen, immerwährenden Stillschweigen,
das im Trappistenkloster streng beobachtet wird, kann man
dort das ganze Leben zubringen, ohne erkannt zn werden.
Der frühere Name ist ganz verschwunden und man kennt
sich dort nur als Bruder Martin, Ambrosius, Hilarius,
Johannes, Joseph, Casparus, Hieronymus.
Außer diesen Profeßbrüdern gibt es noch Postulanten,
Novizen oder Aggregierte.
Postulanten oder Aspiranten sind diejenigen, welche sich
zum Ordensleben für berufen halten und deshalb den Wunsch
haben, ausgenommen zu werden. Sie machen deshalb alle
Uebungen des Hauses mit und werden dann, wenn sie aus-
harren und der Obere sie für berufen hält, durch das Ueber-
reichen des Kleides unter die Zahl der Novizen ausgenommen.
Die Novizen zerfallen wieder in zwei Klassen, Chor-
novizen oder Laiennovizen, je nachdem sie Chorbrüder oder
Konversbrüder zu werden bestimmt sind, und haben ein
oder auch zwei Jahre strengen Noviziates durchzumachen,
nach dessen glücklichem Bestehen, durch treues Ausharren
in ihrem Berufe, sie zu den ewigen Gelübden zugelassen
werden.
Die aggregirten Brüder sind solche, die mit zur Ordens-
familie gehören, die sich ganz den Interessen des Hauses
bingeben, ohne gerade durch die Gelübde gebunden zu sein.
Oft sind es, .solche, die den Beruf haben, aber körperlich
untauglich und, den strengen Ansorderungen zu genügen.
Sie tragen nicht das Kleid des Trappisten und behalten
ihre Freiheit, auszutreten.
Die wesentlichen Aemter bei den Trappisten sind die
des Abtes, Priors, Unterpriors, Kellermeisters, GastivärterS
NovizenmeisterS.
lZortsetzung folgt.)