Telegramme verlas, welche er abgesendet hätte, und
die darauf eingelangten Antworten zur Kenntniß
brachte. Der Papst erwiderte die Huldigung der
Wiener Männer und spendete den apostolischen Segen.
Der Kaiser ließ folgende Antwort ergehen: „Se.
Majestät danken den in frommer Andacht versammel»
ten christlichen Männer Wien- für ihr treues Geden-
ken des a. h. Kaiserhauses in ihren Gebeten. Marke-
gani, k. k. Hofsekretär." Weiter langten Antwort-
Telegramme ein von Erzherzog Franz Ferdinand,
Erzherzogin Marie Valerie, dem Cardinal-Fürsterz-
bischof Dr. Gruscha, Erzbischof Dr. Angerer, vom
Fürstbischof von Graz und von Dr. Laeger.
Deutsches Reich.
* Berlin, 29. Juli. Der „Post" wird aus Kon-
stantinopel gemeldet: Dschevad Pascha verlangt tele-
graphisch Verstärkung der türkischen Trupprn auf
Kreta. Nur mit einer Macht von ungefähr 20,000
Mann hält er eS für möglich, die Ruhe und Ordnung
wieder Hermstellen. Vor allem dringt er auf die
Schaffung einer starken GenSdarmerie, für die er als
bestes Material Albanesen augeworben wissen will, da
sich diese allein der Natur des Landes und Volkes
der Insel anzupassen vermögen und außerdem griechisch
verstehen. Die entgegenkommende Haltung der Admi-
rale gegenüber den Aufständischen habe in erster Linie
das Erlöschen der Aufstandes verhindert. Ob es der
Pforte gelingen wird, die Mächte für die Pläne Dsche-
vads zu gewinnen, bleibt abzuwarten.
* Koburg, 29. Juli. Der Fürst von Bulgarien
ist heute hier eingetroffev.
Ausland.
* Rorschach, 29. Juli. König Wilhelm
von Württemberg ist mit Gefolge heute Mittag
auf beflaggtem Schiffe zu längerem Aufenthalte hier
eingetroffen.
* London, 29. Juli. Dem „Standard" wird
aus Kanea gemeldet, daß Dschewad Pascha eine große
Geldsumme, vielleicht 5000 Pfund, nach Kreta mit-
gebracht und den Truppen einen zweimonatigen rück-
ständigen Lohn auSgezahlt hat. Er gab Befehl zum
Ausbau des Militärhospitals, der seit Jahren geruht
hat, und will Verbindungen mit den inneren Distrik-
ten Herstellen, auch sorgt er für die nothleidenden
Mnhamedaner. Es heißt, daß Dschewad eine Reise
durch die Insel unternehmen werde.
* Konstantinopel, 29. Juli. Die Friedens-
verhandlungen stocken neuerdings und es werden
hierüber widersprechende Angaben gemacht. Nach den
Einen benutzt die Pforte den Umstand, daß drei ver-
schiedene, nur in Kleinigkeiten abweichende Projekte
zur Berichtigung der Grenze seitens der fremden Mi-
litärattaches vorliegen, in geschickter Weise zu einer
Verschleppung der Verhandlungen, nach den Anderen
ist der Grund für die neue Pause in einem Vorschläge
Deutschlands zu suchen, das verlangt, daß Griechen-
land erst mit seinen alten Gläubigern ein Arrange-
ment vereinbaren müsse, ehe der Abschluß mit der
Türkei erfolgt. Die früher optimistische Auffassung
der meisten Botschafter ist daher eine gedämpftere ge-
worden und man spricht davon, daß noch Wochen,
nicht bloS einige Tage vergehen mögen, bis der Frie-
den geschlossen werden kann. Als ei» äußeres Zeichen
der Lage kann die Antwort angesehen werden, die
Herr v. Nelidow dem Ausschuß des Grand Cercle
d'Ocient, dessen Präsident der russ. Botschafter ist,
ertheilt hat. Der Cercle will nämlich Herrn von
Nelidow zu Ehren ein großes Abschiedsbankett geben.
Der Botschafter, der bis zum Abschluß der Friedens
hier verbleibt, verständigte nun heute den Ausschuß,
er möchte sich hiermit nicht beeilen, da er mindestens
noch sechs Wochen in Konstantinopel residiren werde.
DaS Urtheil im Prozeß Boitschew.
* Philippopel, 29. Juli. Obwohl die Verkün-
digung der UrthetlS erst für heute Vormittag anberaumt
war, versammelte sich der Gerichtshof gleich nach
Mitternacht, um das Verdikt zu fällen. Rittmeister
Boitschew wurde einstimmig des vorbedachten Morde-
unter mildernden Umständen für schuldig erkannt,
ebenso Novelitsch, der Gendarm Bogdan Wassiljew
des Mordes ohne Vorbedacht unter sehr mildernden
Umständen für schuldig gefunden. Nikola Boitschew
wurde freigesprochen.
* Philippopel, 29. Juli. DaS Urtheil wurde
heute 8 Uhr Abends verkündet. Rittmeister Boitschew
und Novelitsch wurden zu lebenslänglichem schweren
Kerker, Bogdan VaSzilewitsch zu sechs Jahren und 8
Monaten schweren Kerkers verurtheilt. Nicola Boit-
schew wurde freigesprochen.
Aus Baden.
^Heidelberg, 30. Juli.
— I» -er Armee haben wieder zahlreiche
Personalveränderung en stattgefunden. Nicht
weniger als 8 Generalmajore sind mit Genehmigung
ihres Abschiedsgesuches zur Disposition unter Bewillig-
ung der Pension gestellt worden.
Aus Nah und Fern.
Nachrichten sür diese Rubrik find unr jederzeit willkommen, s— Etwuiz«
Sofien «erden stet» sofort ersetzt.)
* Heidelberg, 30. IM. (Muthmaßlichs Wetter für
Samstag, den 31. Juli.) Vorwiegend trockenes ü. mehr-
fach heiteres, aber auch wiederum zu vereinzelten Gewittern
geneigtes Wüter in Aussicht zu nehmen.
* Heidelberg, 29 Juli. Die öffentlichen Prüfungen
finden am 30. ds-, Vormittags von 8 bis 12 und Nachm.
von 3 bis 5 Uhr statt- Proben d-s Fceihgndzeichnens der
Schüler können an diesem Tage von 10 bis 1 Uhr im Zei-
chensaal (im 3. Stock) besichtigt werden. Die Schlutzfeier-
lichkeit wird am 31. ds. Nachmittags in der Turnhalle der
Anstalt abgehalten.
* Heidelberg, 30. IM. Die hiesige Studemenvenbin-
düng „Rupertia" feiert am Samstag und Sonntag ihr
24jähriges Stiftungsfest.
* Heidelberg, 30. IM. H-ute früh wurde oberhalb
des Steinbruchs auf der Neuenheimec Sette die Leiche
eines Erhängten ausgefunden. Der Name des Mannes
konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden. Em Kellner
wurde verhaftet wegen unehelichen Zusammenlebens.
* Mannheim, 27. Juli. In den städt. Schulen
betrug 1896 die Schülerzahl (ohne die Schulen der
Vororte Käferthal und Waldhof) nicht weniger als
12 415 (worunter 4 772 in der Knabenschule, 4 959
in der Mädchenschule, 762 in der Bürgerschule und
774 in der Töchterschule. Das Lehrpersonal zählt
116 Hauptlehrer, 12 Hauptlehrerinnen, 60 Unrer-
lehrer, 23 Unterlehrerinnen und 30 Jnduftrielehrer-
innen, zusammen 241 Personen.
-i-» Schwetzingen, 29. Juli. Herr Stadtpfarrer
Bartholme von hier wurde heute Vormittag 9
Uhr zu Grabe getragen. Möge Gott die vielen Ver-
dienste des unermüdlichen Seelsorgers, de- edlen Men-
schenfreundes und großen Wohlthäters reichlich lohnen.
An der Leichenfeier betheiligten sich 65 Geistliche,
sämmtliche Vereine von hier und den Filialgemeinden
Brühl, Oftersheim und Plankstadt, ferner die Schul-
kinder der erwähnten Orte. Die Trauerrede hielt Hr.
Pfarrer Freund von Neckarau, das levitirte Requiem
und die Beerdigung fand durch Herrn Dekan Benz
von Walldorf statt.
W Hockenheim, 29. Juli. Betriebsassistent Josef
Stöckinger in Villingen wurde zur Versetzung der
Stationsverwalterstelle hierher versetzt.
JlveSheim, 29. Juli. Die hiesige Rath-
schreiberstelle ist auf 1. Oktober d. I. zur Neubesetz-
ung ausgeschrieben. Bewerber um diese Stelle, die
im Rathschreiberdienste und der Gemeindeverwaltung
bewandert sind, wollen ihre Gesuche bis längstens den 6.
August d. I hierher eiureichen. Das Diensteinkommen
des Rathschreibers beträgt 1220 Mark nebst Gebühren,
bezug.
* Eppinger», 28. Juli. Nach dem Jahresberichte
der hiesigen höheren Bürgerschule für 1896 97, welche
von 156 Schülern, 75 hiesigen und 81 auswärtigen,
besucht war, und an welcher 10 Lehrkräfte wirken,
fallen für dieses Jahr (mit Rücksicht auf die viel-
fachen Unterbrechungen des Unterrichts) mit Genehmig-
ung der Großh. Oberschulbehörde die öffentliche
Prüfung und der Schlußakt weg. Die Störungen
bestanden namentlich in Erkrankungen von Lehrern
und Schülern, einem Scharlachfall im Anstaltsgebäude,
infolge dessen der Unterricht in die Volksschule ver-
legt werden mußte, und in dem furchtbaren Hagel-
Wetter des 1. Juli, bei welchem fast 400 Scheiben in
den Schulhäusern zerstört wurden rc.
ü) Wieseuthal, 28. Juli. Wiederholt schon war
unser Ort im Laufe dieses Sommers von schweren
Gewittern bedroht, doch ging eS immer besser ab als
heute Nachmittag. Um 2 Uhr zog ein furchtbares
Wetter über unfern Ort; durch einen Blitzstrahl wur-
den in kurzer Zeit zwei gefüllte Scheuern eiugeäschrrt.
Unsere wackere Feuerwehr hatte alle Mühe, ein wei-
teres Vordringen des Feuers zu verhüten.
* Langenbrücke«, 28. Juli. Allgemeine Theil-
nähme wird hier der Familie der LandwirrhS und
StraßenwartS Wilhelm Kuhn entgegengebracht, dessen
sieben Jahre altes Söhnchen heute Nachmittag zwi-
schen 2 und halb 3 Uhr auf freiem Felde vom Blitz
erschlagen wurde. Der Kleine war Mittags mit sei-
nem älteren Bruder auf den Acker gefahren. Noch
bevor sie ans Ziel gelangt, wurden die beiden Kna-
ben vom Gewitter überrascht und traten den Heimweg
an, auf welchem das Kind ein so jäher Ende fand.
* Bruchsal, 27. Juli. In der heutigen Bürger-
ausschußsitzung kamen 4 Gegenstände zur Berathung
und Erledigung. Der erste betraf die Erweiterung
der städtischen Gaswerks. Das im September v. I.
in den Besitz der Stadt übergegangene Gaswerk,
welches im Jahre 1854 von I. N. Spreng gegrün-
det wurde, entspricht den Anforderungen an einen
geordneten Betrieb weder hinsichtlich der Größe noch
hinsichtlich der vorhandene« Einrichtungen/ wrßhA
dem Bürgerausschuß eine Vorlage auf Erweitert
und Verbesserung, letztere namentlich hinsichtlich^
Reinigung des Gases, zuzing, in der zu diesen
cken 35 500 Mark angefordert werden. Der BüE
ausschuß genehmigte einstimmig den Antrag. A,
weitere Vorlage betraf die Genehmigung deS
tutS sür die Alters- und HinterAiebenenversorgM
der städt. Beamten. Im Prinzip war die Zustiol^
ung des Bürgerausschusses schon in einer frühere"
Sitzung gegeben worden. Der Stadtrath wollte m«
sprünglich einen Anschluß an die staatliche FürsE
kaffe für alle diejenigen Beamten, welche bei letzterer
einzutreten berechtigt gewesen wären. Der Bürger'
ausschuß wünschte aber damrlS die Gründung einer
eigenen Fürsorgekaffe für alle städt. Beamten nB
Bediensteten. In Konsequenz der früheren Beschlüsse»
genehmigte nun der BürgerauSschnß heute das vE
legte Statut nebst dem angeschloffenen Gehaltstarif-
Die weiteren Vorlagen betrafen die Erneuerungen de»
Bodenbelags in der Turnhalle, und zwei Voranschlag?'
Überschreitungen bei Brücken- und Wegbauten;
fanden gleichfalls einstimmige Genehmigung.
* Bruchsal, 28. Juli. B i Obergrombach wurdr
im Feld aus einen Knecht ein Raubanfall verübt!
der Knecht ist mehrfach schwer verwundet.
* Bretten, 27. Juli. Geheimer Hofcath Janz^
rst heute vormittag nach 10 Uhr nach kurzer Kram«
heit im Alter von 82 Jahren gestorben.
* Karlsruhe, 29. Juli. Der Präsident de»
Finanzministeriums, Geh. Rath. Dr. Buchenberger,
hat heute einen mehrwöchigen Urlaub angetreten.
* Karlsruhe, 28. Juli. Am nächsten Sonntag
findet dahier in der Peter and PaulSkirche die P"'
minzfeier des hochw. Herrn Neupriesters Kapuziner'
paterS Maximin statt. Derselbe wurde in Eichst^
geweiht. Ein Münchener Kapuziner wird die Fest'
predigt hallen.
* Karlsruhe, 29. Juli. Auf Anregung des
Deutschen ReichSkommiffarS für die Pariser Weltall-'
stellunz, Herrn Geheimerath Dr. Richter in Berlin,
wird für das Deutsche Reich ein Preisausschreiben für
Werke der Gravier- und Ciselirkunst erlasst"
und sind hierfür namhafte Preise ausgesetzt. Zu dein
hierfür beschiedenen Preisgerichte wurde u. a. der
Direktor der Großh. Kunstgewerbeschule, Professor H-
Götz berufen. — Der Klaoiervirtuose Fritz o. Bose,
einer der Lehrer für Klavierunterricht am hiesigen
Konservatorium, hat sich, wie man hört, vor einigen
Tagen mit einer jungen Engländerin, Miß Julia
Goldschmidt, verheirathet.
* Ettlingen, 28. Juli. Leider herrscht seit ei«
Niger Zeit in unserer sonst so gesunden Stadt der
Typhus. Im Krankenhaus und in einzelnen Häü'
fern sind ca. 20 Patienten untergebracht, die von
dieser Epidemie befallen sind. Man forscht gegen«
wärlig nach der Ursache dieser für Ettlingen sehr
nachtheiligen Erscheinung. Allgemein ist man der
Ansicht, daß in den Wasseroerhältnissen der Grund
nicht zu finden ist, wohl aber hegt man Verdacht,
daß in Punkto Reinlichkeit, besonders in Bezug auf
die Abortanlagen nicht alle- zufriedenstellend ist-
Wenn die getroffenen Maßregeln strenge durchgeführt
werden, ist zu erwarten, daß wir schon in Kürze
den tückischen Gast wieder losbekommen werden.
* «ave«-Bade«, 29. Juli. Ein schrecklicher
Unglücks fall hat sich gestern Vormittag gegen 8
Uhr dahier ereignet. Der bei der Stadtgemeinde
Baden beschäftigte 31 Jahre alte verheirathete Maurer
Albert Braun, in der Bahnhofstraße wohnhaft, war
mit drei anderen Maurern mit Verputzen der Facade
deS Großh. Gymnasiums beschäftigt, als da- Hänge«
gerüst, auf welchem der Verunglückte stand, plötzlich
nachgab und derselbe aus einer Höhe von ca. 12
Metern auf die Erde stürzte, während die 3 andern
Arbeiter sich durch Festhalten am Zugseil noch retten
konnten. Die Herren Medizinalrath Dr. Oesfinger U.
Dr. Schirchler konstatirten eine tödtliche Verletzung
und wurde die Ueberführnng des Verunglückten ins
städtische Krankenhaus angeordnet. Derselbe starb
jedoch auf dem Transport dahin. Braun war ein
braver Mann; er hinterläßt eine Wittwe u. ein Kind.
* Frei-nr-, 28. Juli. Gestern Abend wurde
beim Aufladen von großen Steinen bei der Stühlin-
gerkirche der 45 Jahre alte Taglöhuer Wilhelm
Kindle von einem ca. 15 Zentner schweren herab«
fallenden Granitstein todtgeschlagen. Der Unglückliche
hinterläßt Frau und 7 Kinder.
<8 Thrmsel (Dekanat Breisach), 28. Juli. Heute
Abend starb hier nach langem, schweren Leiden der
hochw. Herr Pfarrer Kern, Jubelpriester u. Ritter
deS Ordens vom Zähringer Löwen. Der Verewigte
war geboren in Neuhausen bei Pforzheim u. erreichte
ein Alter vom 76 Jahren. Er ruhe in Frieden!
' Metz, 28. Juli. In der Nähe von Metz
wurde gestern Nachmittag eine ganz neue eigenartige
militärische Hebung abgehalten. Dieselbe sollte fest-
stellen, wie viel Zeit eine Truppe gebrauche, um auf
freiem Felde von mitgeführtem lebendem Schlachtvieh
abzukochen. Der Versuch wurde vom 3. Bataillon
die darauf eingelangten Antworten zur Kenntniß
brachte. Der Papst erwiderte die Huldigung der
Wiener Männer und spendete den apostolischen Segen.
Der Kaiser ließ folgende Antwort ergehen: „Se.
Majestät danken den in frommer Andacht versammel»
ten christlichen Männer Wien- für ihr treues Geden-
ken des a. h. Kaiserhauses in ihren Gebeten. Marke-
gani, k. k. Hofsekretär." Weiter langten Antwort-
Telegramme ein von Erzherzog Franz Ferdinand,
Erzherzogin Marie Valerie, dem Cardinal-Fürsterz-
bischof Dr. Gruscha, Erzbischof Dr. Angerer, vom
Fürstbischof von Graz und von Dr. Laeger.
Deutsches Reich.
* Berlin, 29. Juli. Der „Post" wird aus Kon-
stantinopel gemeldet: Dschevad Pascha verlangt tele-
graphisch Verstärkung der türkischen Trupprn auf
Kreta. Nur mit einer Macht von ungefähr 20,000
Mann hält er eS für möglich, die Ruhe und Ordnung
wieder Hermstellen. Vor allem dringt er auf die
Schaffung einer starken GenSdarmerie, für die er als
bestes Material Albanesen augeworben wissen will, da
sich diese allein der Natur des Landes und Volkes
der Insel anzupassen vermögen und außerdem griechisch
verstehen. Die entgegenkommende Haltung der Admi-
rale gegenüber den Aufständischen habe in erster Linie
das Erlöschen der Aufstandes verhindert. Ob es der
Pforte gelingen wird, die Mächte für die Pläne Dsche-
vads zu gewinnen, bleibt abzuwarten.
* Koburg, 29. Juli. Der Fürst von Bulgarien
ist heute hier eingetroffev.
Ausland.
* Rorschach, 29. Juli. König Wilhelm
von Württemberg ist mit Gefolge heute Mittag
auf beflaggtem Schiffe zu längerem Aufenthalte hier
eingetroffen.
* London, 29. Juli. Dem „Standard" wird
aus Kanea gemeldet, daß Dschewad Pascha eine große
Geldsumme, vielleicht 5000 Pfund, nach Kreta mit-
gebracht und den Truppen einen zweimonatigen rück-
ständigen Lohn auSgezahlt hat. Er gab Befehl zum
Ausbau des Militärhospitals, der seit Jahren geruht
hat, und will Verbindungen mit den inneren Distrik-
ten Herstellen, auch sorgt er für die nothleidenden
Mnhamedaner. Es heißt, daß Dschewad eine Reise
durch die Insel unternehmen werde.
* Konstantinopel, 29. Juli. Die Friedens-
verhandlungen stocken neuerdings und es werden
hierüber widersprechende Angaben gemacht. Nach den
Einen benutzt die Pforte den Umstand, daß drei ver-
schiedene, nur in Kleinigkeiten abweichende Projekte
zur Berichtigung der Grenze seitens der fremden Mi-
litärattaches vorliegen, in geschickter Weise zu einer
Verschleppung der Verhandlungen, nach den Anderen
ist der Grund für die neue Pause in einem Vorschläge
Deutschlands zu suchen, das verlangt, daß Griechen-
land erst mit seinen alten Gläubigern ein Arrange-
ment vereinbaren müsse, ehe der Abschluß mit der
Türkei erfolgt. Die früher optimistische Auffassung
der meisten Botschafter ist daher eine gedämpftere ge-
worden und man spricht davon, daß noch Wochen,
nicht bloS einige Tage vergehen mögen, bis der Frie-
den geschlossen werden kann. Als ei» äußeres Zeichen
der Lage kann die Antwort angesehen werden, die
Herr v. Nelidow dem Ausschuß des Grand Cercle
d'Ocient, dessen Präsident der russ. Botschafter ist,
ertheilt hat. Der Cercle will nämlich Herrn von
Nelidow zu Ehren ein großes Abschiedsbankett geben.
Der Botschafter, der bis zum Abschluß der Friedens
hier verbleibt, verständigte nun heute den Ausschuß,
er möchte sich hiermit nicht beeilen, da er mindestens
noch sechs Wochen in Konstantinopel residiren werde.
DaS Urtheil im Prozeß Boitschew.
* Philippopel, 29. Juli. Obwohl die Verkün-
digung der UrthetlS erst für heute Vormittag anberaumt
war, versammelte sich der Gerichtshof gleich nach
Mitternacht, um das Verdikt zu fällen. Rittmeister
Boitschew wurde einstimmig des vorbedachten Morde-
unter mildernden Umständen für schuldig erkannt,
ebenso Novelitsch, der Gendarm Bogdan Wassiljew
des Mordes ohne Vorbedacht unter sehr mildernden
Umständen für schuldig gefunden. Nikola Boitschew
wurde freigesprochen.
* Philippopel, 29. Juli. DaS Urtheil wurde
heute 8 Uhr Abends verkündet. Rittmeister Boitschew
und Novelitsch wurden zu lebenslänglichem schweren
Kerker, Bogdan VaSzilewitsch zu sechs Jahren und 8
Monaten schweren Kerkers verurtheilt. Nicola Boit-
schew wurde freigesprochen.
Aus Baden.
^Heidelberg, 30. Juli.
— I» -er Armee haben wieder zahlreiche
Personalveränderung en stattgefunden. Nicht
weniger als 8 Generalmajore sind mit Genehmigung
ihres Abschiedsgesuches zur Disposition unter Bewillig-
ung der Pension gestellt worden.
Aus Nah und Fern.
Nachrichten sür diese Rubrik find unr jederzeit willkommen, s— Etwuiz«
Sofien «erden stet» sofort ersetzt.)
* Heidelberg, 30. IM. (Muthmaßlichs Wetter für
Samstag, den 31. Juli.) Vorwiegend trockenes ü. mehr-
fach heiteres, aber auch wiederum zu vereinzelten Gewittern
geneigtes Wüter in Aussicht zu nehmen.
* Heidelberg, 29 Juli. Die öffentlichen Prüfungen
finden am 30. ds-, Vormittags von 8 bis 12 und Nachm.
von 3 bis 5 Uhr statt- Proben d-s Fceihgndzeichnens der
Schüler können an diesem Tage von 10 bis 1 Uhr im Zei-
chensaal (im 3. Stock) besichtigt werden. Die Schlutzfeier-
lichkeit wird am 31. ds. Nachmittags in der Turnhalle der
Anstalt abgehalten.
* Heidelberg, 30. IM. Die hiesige Studemenvenbin-
düng „Rupertia" feiert am Samstag und Sonntag ihr
24jähriges Stiftungsfest.
* Heidelberg, 30. IM. H-ute früh wurde oberhalb
des Steinbruchs auf der Neuenheimec Sette die Leiche
eines Erhängten ausgefunden. Der Name des Mannes
konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden. Em Kellner
wurde verhaftet wegen unehelichen Zusammenlebens.
* Mannheim, 27. Juli. In den städt. Schulen
betrug 1896 die Schülerzahl (ohne die Schulen der
Vororte Käferthal und Waldhof) nicht weniger als
12 415 (worunter 4 772 in der Knabenschule, 4 959
in der Mädchenschule, 762 in der Bürgerschule und
774 in der Töchterschule. Das Lehrpersonal zählt
116 Hauptlehrer, 12 Hauptlehrerinnen, 60 Unrer-
lehrer, 23 Unterlehrerinnen und 30 Jnduftrielehrer-
innen, zusammen 241 Personen.
-i-» Schwetzingen, 29. Juli. Herr Stadtpfarrer
Bartholme von hier wurde heute Vormittag 9
Uhr zu Grabe getragen. Möge Gott die vielen Ver-
dienste des unermüdlichen Seelsorgers, de- edlen Men-
schenfreundes und großen Wohlthäters reichlich lohnen.
An der Leichenfeier betheiligten sich 65 Geistliche,
sämmtliche Vereine von hier und den Filialgemeinden
Brühl, Oftersheim und Plankstadt, ferner die Schul-
kinder der erwähnten Orte. Die Trauerrede hielt Hr.
Pfarrer Freund von Neckarau, das levitirte Requiem
und die Beerdigung fand durch Herrn Dekan Benz
von Walldorf statt.
W Hockenheim, 29. Juli. Betriebsassistent Josef
Stöckinger in Villingen wurde zur Versetzung der
Stationsverwalterstelle hierher versetzt.
JlveSheim, 29. Juli. Die hiesige Rath-
schreiberstelle ist auf 1. Oktober d. I. zur Neubesetz-
ung ausgeschrieben. Bewerber um diese Stelle, die
im Rathschreiberdienste und der Gemeindeverwaltung
bewandert sind, wollen ihre Gesuche bis längstens den 6.
August d. I hierher eiureichen. Das Diensteinkommen
des Rathschreibers beträgt 1220 Mark nebst Gebühren,
bezug.
* Eppinger», 28. Juli. Nach dem Jahresberichte
der hiesigen höheren Bürgerschule für 1896 97, welche
von 156 Schülern, 75 hiesigen und 81 auswärtigen,
besucht war, und an welcher 10 Lehrkräfte wirken,
fallen für dieses Jahr (mit Rücksicht auf die viel-
fachen Unterbrechungen des Unterrichts) mit Genehmig-
ung der Großh. Oberschulbehörde die öffentliche
Prüfung und der Schlußakt weg. Die Störungen
bestanden namentlich in Erkrankungen von Lehrern
und Schülern, einem Scharlachfall im Anstaltsgebäude,
infolge dessen der Unterricht in die Volksschule ver-
legt werden mußte, und in dem furchtbaren Hagel-
Wetter des 1. Juli, bei welchem fast 400 Scheiben in
den Schulhäusern zerstört wurden rc.
ü) Wieseuthal, 28. Juli. Wiederholt schon war
unser Ort im Laufe dieses Sommers von schweren
Gewittern bedroht, doch ging eS immer besser ab als
heute Nachmittag. Um 2 Uhr zog ein furchtbares
Wetter über unfern Ort; durch einen Blitzstrahl wur-
den in kurzer Zeit zwei gefüllte Scheuern eiugeäschrrt.
Unsere wackere Feuerwehr hatte alle Mühe, ein wei-
teres Vordringen des Feuers zu verhüten.
* Langenbrücke«, 28. Juli. Allgemeine Theil-
nähme wird hier der Familie der LandwirrhS und
StraßenwartS Wilhelm Kuhn entgegengebracht, dessen
sieben Jahre altes Söhnchen heute Nachmittag zwi-
schen 2 und halb 3 Uhr auf freiem Felde vom Blitz
erschlagen wurde. Der Kleine war Mittags mit sei-
nem älteren Bruder auf den Acker gefahren. Noch
bevor sie ans Ziel gelangt, wurden die beiden Kna-
ben vom Gewitter überrascht und traten den Heimweg
an, auf welchem das Kind ein so jäher Ende fand.
* Bruchsal, 27. Juli. In der heutigen Bürger-
ausschußsitzung kamen 4 Gegenstände zur Berathung
und Erledigung. Der erste betraf die Erweiterung
der städtischen Gaswerks. Das im September v. I.
in den Besitz der Stadt übergegangene Gaswerk,
welches im Jahre 1854 von I. N. Spreng gegrün-
det wurde, entspricht den Anforderungen an einen
geordneten Betrieb weder hinsichtlich der Größe noch
hinsichtlich der vorhandene« Einrichtungen/ wrßhA
dem Bürgerausschuß eine Vorlage auf Erweitert
und Verbesserung, letztere namentlich hinsichtlich^
Reinigung des Gases, zuzing, in der zu diesen
cken 35 500 Mark angefordert werden. Der BüE
ausschuß genehmigte einstimmig den Antrag. A,
weitere Vorlage betraf die Genehmigung deS
tutS sür die Alters- und HinterAiebenenversorgM
der städt. Beamten. Im Prinzip war die Zustiol^
ung des Bürgerausschusses schon in einer frühere"
Sitzung gegeben worden. Der Stadtrath wollte m«
sprünglich einen Anschluß an die staatliche FürsE
kaffe für alle diejenigen Beamten, welche bei letzterer
einzutreten berechtigt gewesen wären. Der Bürger'
ausschuß wünschte aber damrlS die Gründung einer
eigenen Fürsorgekaffe für alle städt. Beamten nB
Bediensteten. In Konsequenz der früheren Beschlüsse»
genehmigte nun der BürgerauSschnß heute das vE
legte Statut nebst dem angeschloffenen Gehaltstarif-
Die weiteren Vorlagen betrafen die Erneuerungen de»
Bodenbelags in der Turnhalle, und zwei Voranschlag?'
Überschreitungen bei Brücken- und Wegbauten;
fanden gleichfalls einstimmige Genehmigung.
* Bruchsal, 28. Juli. B i Obergrombach wurdr
im Feld aus einen Knecht ein Raubanfall verübt!
der Knecht ist mehrfach schwer verwundet.
* Bretten, 27. Juli. Geheimer Hofcath Janz^
rst heute vormittag nach 10 Uhr nach kurzer Kram«
heit im Alter von 82 Jahren gestorben.
* Karlsruhe, 29. Juli. Der Präsident de»
Finanzministeriums, Geh. Rath. Dr. Buchenberger,
hat heute einen mehrwöchigen Urlaub angetreten.
* Karlsruhe, 28. Juli. Am nächsten Sonntag
findet dahier in der Peter and PaulSkirche die P"'
minzfeier des hochw. Herrn Neupriesters Kapuziner'
paterS Maximin statt. Derselbe wurde in Eichst^
geweiht. Ein Münchener Kapuziner wird die Fest'
predigt hallen.
* Karlsruhe, 29. Juli. Auf Anregung des
Deutschen ReichSkommiffarS für die Pariser Weltall-'
stellunz, Herrn Geheimerath Dr. Richter in Berlin,
wird für das Deutsche Reich ein Preisausschreiben für
Werke der Gravier- und Ciselirkunst erlasst"
und sind hierfür namhafte Preise ausgesetzt. Zu dein
hierfür beschiedenen Preisgerichte wurde u. a. der
Direktor der Großh. Kunstgewerbeschule, Professor H-
Götz berufen. — Der Klaoiervirtuose Fritz o. Bose,
einer der Lehrer für Klavierunterricht am hiesigen
Konservatorium, hat sich, wie man hört, vor einigen
Tagen mit einer jungen Engländerin, Miß Julia
Goldschmidt, verheirathet.
* Ettlingen, 28. Juli. Leider herrscht seit ei«
Niger Zeit in unserer sonst so gesunden Stadt der
Typhus. Im Krankenhaus und in einzelnen Häü'
fern sind ca. 20 Patienten untergebracht, die von
dieser Epidemie befallen sind. Man forscht gegen«
wärlig nach der Ursache dieser für Ettlingen sehr
nachtheiligen Erscheinung. Allgemein ist man der
Ansicht, daß in den Wasseroerhältnissen der Grund
nicht zu finden ist, wohl aber hegt man Verdacht,
daß in Punkto Reinlichkeit, besonders in Bezug auf
die Abortanlagen nicht alle- zufriedenstellend ist-
Wenn die getroffenen Maßregeln strenge durchgeführt
werden, ist zu erwarten, daß wir schon in Kürze
den tückischen Gast wieder losbekommen werden.
* «ave«-Bade«, 29. Juli. Ein schrecklicher
Unglücks fall hat sich gestern Vormittag gegen 8
Uhr dahier ereignet. Der bei der Stadtgemeinde
Baden beschäftigte 31 Jahre alte verheirathete Maurer
Albert Braun, in der Bahnhofstraße wohnhaft, war
mit drei anderen Maurern mit Verputzen der Facade
deS Großh. Gymnasiums beschäftigt, als da- Hänge«
gerüst, auf welchem der Verunglückte stand, plötzlich
nachgab und derselbe aus einer Höhe von ca. 12
Metern auf die Erde stürzte, während die 3 andern
Arbeiter sich durch Festhalten am Zugseil noch retten
konnten. Die Herren Medizinalrath Dr. Oesfinger U.
Dr. Schirchler konstatirten eine tödtliche Verletzung
und wurde die Ueberführnng des Verunglückten ins
städtische Krankenhaus angeordnet. Derselbe starb
jedoch auf dem Transport dahin. Braun war ein
braver Mann; er hinterläßt eine Wittwe u. ein Kind.
* Frei-nr-, 28. Juli. Gestern Abend wurde
beim Aufladen von großen Steinen bei der Stühlin-
gerkirche der 45 Jahre alte Taglöhuer Wilhelm
Kindle von einem ca. 15 Zentner schweren herab«
fallenden Granitstein todtgeschlagen. Der Unglückliche
hinterläßt Frau und 7 Kinder.
<8 Thrmsel (Dekanat Breisach), 28. Juli. Heute
Abend starb hier nach langem, schweren Leiden der
hochw. Herr Pfarrer Kern, Jubelpriester u. Ritter
deS Ordens vom Zähringer Löwen. Der Verewigte
war geboren in Neuhausen bei Pforzheim u. erreichte
ein Alter vom 76 Jahren. Er ruhe in Frieden!
' Metz, 28. Juli. In der Nähe von Metz
wurde gestern Nachmittag eine ganz neue eigenartige
militärische Hebung abgehalten. Dieselbe sollte fest-
stellen, wie viel Zeit eine Truppe gebrauche, um auf
freiem Felde von mitgeführtem lebendem Schlachtvieh
abzukochen. Der Versuch wurde vom 3. Bataillon