Mälzer Mksblatt
Verantwortlicher Redakteur c
Joseph Huber in Heidelberg.
2
-Ls-öLIE"""-
nicht, sie tanzte nicht, sie spielte nicht daS Piano, und der
Gatte, gekränkt dadurch in seiner thörichten Eigenliebe,
hatte sich, um seinem Unwillen Luft zu machen, einen Aus-
druck angcwöhnt, mit dem er die arme Frau fortwährend
dcmüthiate und verletzte, und der also lautete: »Du ver-
stehst auch gar nichts!"
Cs gibt zwei Dinge, gegen die kein Despotismus etwas
vermag. Diese sind das Metall, welches immer mit gleicher
Kraft Widerstand leistet, und die Bin,e, welche fortwährend
nachgibt. Aus diesem Grunde war in jenem Hause Friede,
denn der Despotismus, der darin herrschte, hatte nur mit
schwachen und nachgiebigen Binsen zu thun. Sowie der
Orkan unwiderstehlich über eine weite Ebene hinsaust, so
gebot der Wille des Tyrannen in dieser Häuslichkeit.
Inzwischen war das Verhältniß Donna Marianna's
zu ihrem Sohne immer gespannter geworden. Die gute
Frau, in allen Dingen dem Willen ihres Schwiegersohnes
unterworfen, nahm die von dem jungen Manne eingesen-
deten Rechnungen nicht an, da er fortgefahren hatte, das
Vermögen seiner Mutter mit dem seinigen zu verwalten,
und setzte eS in Folge der immer dringender werdenden
Weisungen Penalta's nach langem Streite durch, daß das
Vermögen endlich gethcilt und der ihr zukommende Antheil
herausgezahlt wurde. Die Regulirung dieser Angelegenheit
fand kurze Zeit nach der Ankunft der Familie in M. statt,
und die gute Frau fühlte sich dadurch von einer großen
Last befreit, indem sie glaubte, nunmehr jede Veranlassung
zu ferneren Streitigkeiten mit dem Sohne und dem Schwie-
gersöhne beseitigt zu haben.
Eines Morgens war ihr durch den Bevollmächtigten
ihres Sohnes der Rest des KopitalS im Betrage von fünf-
hundert Goldrealen gezahlt worden. Donna Mariana hatte,
neben ihrer Tochter fitzend, die Quittung ausgestellt und
freute sich über die definitive Beendigung dieser Angelegen-
heit, als das älteste ihrer Enkelkinder von der Schule nach
Hause kam und in das Zimmer trat. Der Knabe hielt sehr
erfreut ein Blatt Papier in der Hand, welches er an die-
sem Morgen in der Schule beschrieben hatte und zeigte es
der Großmutter. Letztere nahm dar Blatt mit dem bereit-
könnte im ersten Moment glauben, daß diese Wieder-
holung in gewisser Beziehung unvereinbar sei mit der
der Gottheit schuldigen Ehre, und daß sie womög-
lich den Glauben nähren könnte, wir sollten in den
Schutz Marias mehr Vertrauen setzen, als in die
göttliche Allmacht, im Gegentheil: nichts vermag Gott
leichter zu bewegen u. uns gnädig zu stimmen, als
dieses Gebet. Der katholische Glaube lehrt uns näm-
lich, daß wir unsere Gebete nicht nur an Gott richten
sollen, sondern auch an die Seligen des Himmels,
wiewohl die Art des Gebetes verschieden sein muß,
da wir in Gott die Quelle aller Güter anrufen und
in den Heiligen nur Fürsprecher erblicken. „DaS Ge-
bet, sagt der hl. Thomas, kann zwei verschiedene Ge-
stalten annehmen. Entweder bittet man Jemanden um
etwas, was er selbst geben kann; oder man bittet
ihn, für uns irgend etwas von einem andern zu er-
langen. An Gott allein richten wir die Gebete der
ersten Art, denn all unsere Gebete müssen der Erlang-
ung der Gnade und der Glorie untergeordnet sein,
welche allein Gott gibt, wie im Psalm 83, BerS 12
geschrieben steht: „Gnade und Herrlichkeit wird geben
der Herr." Die Gebete der andern Art richten wir
aber an die Heiligen, an die Engel und Menschen,
eineswegs damit Gott durch sie unsere Bitten erfahre,
andern damit durch die Verdienste der Vermittler un-
ere Gebete erhört werden. Deshalb heißt es in der
Apocaiypse, Cap. 8, 4, daß der Rauch des Rauch-
werkes von den Gebeten der Heiligen auS der Hand
des Engels vor Gott aufsteigt."
Wer von Allen, welche die Sitze der Seligen inne-
haben, würde nun wohl wagen, in einen Wettstreit
der Verdunste einzutreten mit der hehren Mutter
Gottes? Wer sieht denn klarer im ewigen Worte die
Aengste, welche uns bedrücken, die Nöthe, die uns be-
lagern? Wem ist eine wirksamere Macht verliehen,
um die Gottheit zu rühren? Wer könnte ihr gleich-
kommen in den Aeußerungen mütterlicher Liebe? AuS
diesem Gtunde beten wir zu den seligen HimmelSbe-
wohnern, nicht, wie wir zu Gott beten, „denn wir
bitten die hl. Dreifaltigkeit, daß sie Erbarmen mit
uns habe, und alle Heiligen, welche immer es sein
mögen, daß sie für uns beten sollen." Jedenfalls hat
unsere Art, die Jungfrau anzuflehen, etwas mit der
Anbetung Gottes gemein, sofern die Kirche die Jung-
frau mit denselben Worten anruft, deren sie sich be-
dient, um zu Gott zu beten: „Erbarme Dich der
Sünder!" Die Mitglieder der Rosenkranzbruder-
schäften thun also ein ausgezeichnetes Werk, wenn sie
die Gebete zu Maria gleichsam zu einem Kranze von
willigen Interesse, das sie in alle» auf ihre Enkel bezüg-
lichen Dingen hegte, und las den auf der ersten Zeile der
Seite mit fester Hand geschriebenen und auf allen folgenden
Zeilen von dem Knaben nachgeschriebenen Satz: .Rechne
nicht aus den kommenden Morgen, denn du weißt nicht, ob
du ihn erleben wirft."
Mit dem Ausdrucke von Zufriedenheit betrachtete die
Frau jede Linie und sagte dann zu dem Kinde:
„ES steht auf allen Linien dasselbe, mein kleiner Andre."
„Ja, Großmutter," erwiderte der Knabe, „mit Aus-
nahme der letzten Zeile."
Die Alte richtete dann den Blick darauf und las:
„Geschrieben von Andre Penalta, am 20. März 1840."
„Wir haben heute erst den 19ien, mein Kind," sagte sie.
Der Knabe lachte und versetzte:
„Das ist wahr, ich habe mich geirrt. Aber was thut
es? Ich könnte es ja auch morgen geschrieben haben.
„Vergibt du so schnell die in dem Satze enthaltene
Lehre, den du soeben geschrieben hast?" sagte die Groß-
mutter. „Steht da nicht: „Rechne nicht auf den kommenden
Morgen, denn du weißt nicht, ob du ihn erleben wirst."
„Nun, ich will es verbessern," antwortete der Knabe
und lief mit dem beschriebenen Blatt davon.
Einige Minuten darauf kam er zurück und legte es der
Großmutter wieder vor.
„Mein Kind," rief diese augenblicklich, „weshalb hast
du die Zahl mit rother Tinte veräntert? Jesus, das sieht
ja aus wie Blut!'
„Die rothe Tinte stand gerade auf Vaters Tische und
gefiel mir so sehr," erwiderte der Knabe.
„Nein, sie ist Häßlich," bemerkte die Mutter, „sie läßt
die Korrektur so scharf hervortreten. Zerreiße das Blatt
und beschreibe morgen ein anderes für die Großmutter."
(Fortsetzung folgt.)
Einladung zur Bestellung.
l Nv neues Quartal und die Landtag-wah-
stehen vor der Thüre; im Herbst liest man auch
. fieber und mehr. Darum hoffen wir eine be-
ende Zunahme der Bestellungen.
Jede katholische Familie soll ein kathol.
att hatten, — und nicht eine Zeitung durch Abon-
Aent unterstützen, in welcher von kath. Angelegen-
sol»" ö" lesen steht, noch viel weniger ein
. Her Blatt, welches unseren Glauben verhöhnt, un-
8^ ^liMsen Gebräuche verspottet, die Diener der
*che beschimpft und die für Wahrheit, Freiheit und
/Ht eintrrienden Abgeordneten und Parteiführer in
"Augen des Volkes herabwürdigt.
bi, k "uß also jeder Katholik, dem es um
Wit die ihm heilig sein soll, ernst ist, dafür
kam - tragen, daß auf dem Tisch einer jeden
viutz Familie ein Crntrumsblatt liege. Er
b uüthelfen, die Centrumrpnsse weiterzuverbreiten,
>t daz Volk über die Bestrebungen dir Centrums-
tzH " nicht im Unklaren bleibe, und auch damit jeder
"kennen lerre: die unheilvollen un- Unchrist-
^n Ziele unserer Gegner. Diese Gegner sind in
di v N"ie die Freimaurer und Natiouallideralen,
/Atheisten und Sozialdemokraten. Alle diese, ver-
dm "der nicht verkappte Gegner, sind unsere Feinde,
n ihre Ziele gehen dahin, da- Christenthum in
Schule und Familie auSzurotten. Darüber
» das Volk aufgeklärt werden. DaS „Pfälzer
th«n ^alt" thut dies und wird es auch in Zukunft
Bon Anfang an, eS sind jetzt 14 Jahre her, ha-
" tvir nur der kath. Presse gedient mit Hinzu-
von großen persönlichen Opfern. Wir halten
sj. °"rum auch für Pflicht unserer Gesinnungsgenossen,
N das „Pfälzer Volksblatt" einzustehen, es durch
Verbreitung, durch Corresponbire« und
H Jllserirerr zu unterstützen!
Den Wünschen vieler unserer Leser entsprechend,
li» k"* es uns angelegen sein lassen, im wöchent-
«^^ititigen Unterhaltungsblatt „Der LrnntagL-
Leben schweigen und sterbend vergeben.
d,m Spanischen des Fernan Caballero.
in ^n 3ahre lang herrschte ununterbrochener Friede
der urhalte. was nur dem enaelgleichen Charakter
Mak.it ^uud der Tochter, ihrer gänzlichen Anspruchs-
P" den engen Grenzen deS häuslichen Kreises
tW?*"beu war, innerhalb dessen sie sich bewegten. Sie
der «.tt'HtS, als den Kapitän bewundern und die drei in
schwUs.geborenen Kinder vergöttern. Im Uebrigen ver-
Dasein gänzlich unter dem Alles verdrängenden
7° °e» Kapitäns Penalta.
der E dieser traurigen Welt erlangt Niemand einen Platz,
der «I UM erobert, und behält Riemand einen solchen,
u«terd,iiüt darin befestigt! Der bescheidene Mensch wird
HM Mr unterjocht und der sich frech vordrängende ge-
sticht >.„I"e Erfahrung rechtfertigt genügend unsere Sehn-
Mez AU wiener höheren Gerechtigkeit, welche sich durch
sich "Mn läßt, für die keine Finsterniß undurchdring-
Die Schicksal hatten auch die beiden Frauen.
Ebenheit, welche annahm, die Demuth, welche
sten die Güte, welche sich fügte, obgleich eS die schön-
shivach „Au bes Weibes find, dienten nur dazu, sie als
den«?sUud beschränkt erscheinen zu lassen und den Mann,
u»d s«;„° aufrichtig bewunderten, in seinem Despotismus
Lz."" »ollen Verachtung gegen sie zu bestärken.
Äe un?,Audre Penalta, der eme maßlose Eigenliebe und
Aitzng.„Lenzte Sehnsucht besaß, als ein verdienstvoller
Sttixuti u "Mttmen, behandelte seine Frau und die Schwie-
Mu«» "?ur rn Gegenwart von Fremden mit Liebe und
Alte Ak Ä" 'u der Häuslichkeit mit desto mehr Stolz,
bei töeili».- "Hbung. Die Verstöße, welche Rosalie häufig
^hörten die gesellschaftlichen Formen beging,
dem obgleich eS so natürlich war, daß daS arme,
Wen Siu?- .ausgewachsene junge Weib die konventio-
dich!"Ä? Gebräuche der großen Städte nicht kannte,
Mr tzür Eleganz zu kleiden verstand und nicht drei
* stunden bei der Toilette »»brachte. Sie sang
Inserat« die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
Gram M Kalickm, FMm L KM.
di-rg monatlich S« L mit Trügerlohn, durch 1 Rabattbewilligung.
»oft bezogen Viertels, -«4 1.60 franco, Expedition: Zwingerstrabe 7.
Weltrig, MU den 24. Wunder 1897.
bote" nebst den belehrenden auch wieder spannenden
Artikeln Raum zu gewähren. Kleinere und größere
Erzählungen, die gewiß den Beifall unserer Leser fin-
den, haben wir in Bereitschaft für daS nächste Quar-
tal. DaS UoterhaltungSblatt erscheint separat und
gibt, eingebunden, ein stattlicher Band zur dauernden
Benützung. ES wird stets unser Brstl eben sein, möglichst
viel Nützliches, BelehrendlS, Unterhaltendes unserm
Leserkreis zu bringen, so daß doch allen Wünschen
möglichst Rtchnung getragen ist.
Wir zählen aber auch auf die stete Sympathie
unserer Abonnenten, dann fangen wir auch mit neuem
Muth an:
Jür Hott und das katholische Wotk
daS sei die Losung für daS kommende 4. Quartal
des „Pfälzer Volksblatt".
tiediktim i. 8nl«> dks „Mer MMt.',
Encyklika Papst Leo XIH.
über -en Mariarrischen Rosenkranz.
Schluß.
Die Mitglieder dieser frommen Vereinigungen kön-
nen also mit vollem Recht die Worte des hl. Cyprian
aus sich anwenden: „Wir beten öffentlich und gemein-
sam und wenn wir beten, so beten wir nicht für Eine»,
sondern für daS ganze Volk, weil wir als ganzes
Volk eins sind." klebrigen- weisen die Annalen der
Kirche die Wirksamkeit solcher Gebete nach, wenn sie
beispielsweise die Niederlage der Türken bei den echi-
nadischrn Inseln oder die im vorigen Jahrhundert er-
rungenen glänzenden Siege über dasselbe Volk bei
TemeSvar in Ungarn und bei Corfu in Erinnerung
bringen. Gregor XIII. wollte daS Andenken an den
ersten dieser Triumphe verewigen und er setzte ein Fest
zu Ehren Marias vom Siege rin. Später hat unser Vor-
gänger Clemens Xl. dieses Fest als Rosenkranzfest ge-
weilh u. angeordnet, daß es alljährlich in der ganz»«
Kirche gefeiert werden solle.
AuS der Thatsache aber, daß diese betende Heer-
schaar „unter dem Panier der Gottesmutter Maria"
versammelt ist, fließt ihr noch eine neue Krast und
neue Ehre zu. Darauf zielt hauptsächlich beim Beten
der Rosenkranzes die häufige Wiederholung deS eng-
lischen GrußeS nach dem Gebete des Herrn ab. Man
tLattch mit Ausnahme der Sonn- u.
AbonuemeutSprei» mit dem wöchent-
rg, monatlich SV H mit Trägerlohn,
»oft bezogen Viertels. -E 1.60 franco.
Verantwortlicher Redakteur c
Joseph Huber in Heidelberg.
2
-Ls-öLIE"""-
nicht, sie tanzte nicht, sie spielte nicht daS Piano, und der
Gatte, gekränkt dadurch in seiner thörichten Eigenliebe,
hatte sich, um seinem Unwillen Luft zu machen, einen Aus-
druck angcwöhnt, mit dem er die arme Frau fortwährend
dcmüthiate und verletzte, und der also lautete: »Du ver-
stehst auch gar nichts!"
Cs gibt zwei Dinge, gegen die kein Despotismus etwas
vermag. Diese sind das Metall, welches immer mit gleicher
Kraft Widerstand leistet, und die Bin,e, welche fortwährend
nachgibt. Aus diesem Grunde war in jenem Hause Friede,
denn der Despotismus, der darin herrschte, hatte nur mit
schwachen und nachgiebigen Binsen zu thun. Sowie der
Orkan unwiderstehlich über eine weite Ebene hinsaust, so
gebot der Wille des Tyrannen in dieser Häuslichkeit.
Inzwischen war das Verhältniß Donna Marianna's
zu ihrem Sohne immer gespannter geworden. Die gute
Frau, in allen Dingen dem Willen ihres Schwiegersohnes
unterworfen, nahm die von dem jungen Manne eingesen-
deten Rechnungen nicht an, da er fortgefahren hatte, das
Vermögen seiner Mutter mit dem seinigen zu verwalten,
und setzte eS in Folge der immer dringender werdenden
Weisungen Penalta's nach langem Streite durch, daß das
Vermögen endlich gethcilt und der ihr zukommende Antheil
herausgezahlt wurde. Die Regulirung dieser Angelegenheit
fand kurze Zeit nach der Ankunft der Familie in M. statt,
und die gute Frau fühlte sich dadurch von einer großen
Last befreit, indem sie glaubte, nunmehr jede Veranlassung
zu ferneren Streitigkeiten mit dem Sohne und dem Schwie-
gersöhne beseitigt zu haben.
Eines Morgens war ihr durch den Bevollmächtigten
ihres Sohnes der Rest des KopitalS im Betrage von fünf-
hundert Goldrealen gezahlt worden. Donna Mariana hatte,
neben ihrer Tochter fitzend, die Quittung ausgestellt und
freute sich über die definitive Beendigung dieser Angelegen-
heit, als das älteste ihrer Enkelkinder von der Schule nach
Hause kam und in das Zimmer trat. Der Knabe hielt sehr
erfreut ein Blatt Papier in der Hand, welches er an die-
sem Morgen in der Schule beschrieben hatte und zeigte es
der Großmutter. Letztere nahm dar Blatt mit dem bereit-
könnte im ersten Moment glauben, daß diese Wieder-
holung in gewisser Beziehung unvereinbar sei mit der
der Gottheit schuldigen Ehre, und daß sie womög-
lich den Glauben nähren könnte, wir sollten in den
Schutz Marias mehr Vertrauen setzen, als in die
göttliche Allmacht, im Gegentheil: nichts vermag Gott
leichter zu bewegen u. uns gnädig zu stimmen, als
dieses Gebet. Der katholische Glaube lehrt uns näm-
lich, daß wir unsere Gebete nicht nur an Gott richten
sollen, sondern auch an die Seligen des Himmels,
wiewohl die Art des Gebetes verschieden sein muß,
da wir in Gott die Quelle aller Güter anrufen und
in den Heiligen nur Fürsprecher erblicken. „DaS Ge-
bet, sagt der hl. Thomas, kann zwei verschiedene Ge-
stalten annehmen. Entweder bittet man Jemanden um
etwas, was er selbst geben kann; oder man bittet
ihn, für uns irgend etwas von einem andern zu er-
langen. An Gott allein richten wir die Gebete der
ersten Art, denn all unsere Gebete müssen der Erlang-
ung der Gnade und der Glorie untergeordnet sein,
welche allein Gott gibt, wie im Psalm 83, BerS 12
geschrieben steht: „Gnade und Herrlichkeit wird geben
der Herr." Die Gebete der andern Art richten wir
aber an die Heiligen, an die Engel und Menschen,
eineswegs damit Gott durch sie unsere Bitten erfahre,
andern damit durch die Verdienste der Vermittler un-
ere Gebete erhört werden. Deshalb heißt es in der
Apocaiypse, Cap. 8, 4, daß der Rauch des Rauch-
werkes von den Gebeten der Heiligen auS der Hand
des Engels vor Gott aufsteigt."
Wer von Allen, welche die Sitze der Seligen inne-
haben, würde nun wohl wagen, in einen Wettstreit
der Verdunste einzutreten mit der hehren Mutter
Gottes? Wer sieht denn klarer im ewigen Worte die
Aengste, welche uns bedrücken, die Nöthe, die uns be-
lagern? Wem ist eine wirksamere Macht verliehen,
um die Gottheit zu rühren? Wer könnte ihr gleich-
kommen in den Aeußerungen mütterlicher Liebe? AuS
diesem Gtunde beten wir zu den seligen HimmelSbe-
wohnern, nicht, wie wir zu Gott beten, „denn wir
bitten die hl. Dreifaltigkeit, daß sie Erbarmen mit
uns habe, und alle Heiligen, welche immer es sein
mögen, daß sie für uns beten sollen." Jedenfalls hat
unsere Art, die Jungfrau anzuflehen, etwas mit der
Anbetung Gottes gemein, sofern die Kirche die Jung-
frau mit denselben Worten anruft, deren sie sich be-
dient, um zu Gott zu beten: „Erbarme Dich der
Sünder!" Die Mitglieder der Rosenkranzbruder-
schäften thun also ein ausgezeichnetes Werk, wenn sie
die Gebete zu Maria gleichsam zu einem Kranze von
willigen Interesse, das sie in alle» auf ihre Enkel bezüg-
lichen Dingen hegte, und las den auf der ersten Zeile der
Seite mit fester Hand geschriebenen und auf allen folgenden
Zeilen von dem Knaben nachgeschriebenen Satz: .Rechne
nicht aus den kommenden Morgen, denn du weißt nicht, ob
du ihn erleben wirft."
Mit dem Ausdrucke von Zufriedenheit betrachtete die
Frau jede Linie und sagte dann zu dem Kinde:
„ES steht auf allen Linien dasselbe, mein kleiner Andre."
„Ja, Großmutter," erwiderte der Knabe, „mit Aus-
nahme der letzten Zeile."
Die Alte richtete dann den Blick darauf und las:
„Geschrieben von Andre Penalta, am 20. März 1840."
„Wir haben heute erst den 19ien, mein Kind," sagte sie.
Der Knabe lachte und versetzte:
„Das ist wahr, ich habe mich geirrt. Aber was thut
es? Ich könnte es ja auch morgen geschrieben haben.
„Vergibt du so schnell die in dem Satze enthaltene
Lehre, den du soeben geschrieben hast?" sagte die Groß-
mutter. „Steht da nicht: „Rechne nicht auf den kommenden
Morgen, denn du weißt nicht, ob du ihn erleben wirst."
„Nun, ich will es verbessern," antwortete der Knabe
und lief mit dem beschriebenen Blatt davon.
Einige Minuten darauf kam er zurück und legte es der
Großmutter wieder vor.
„Mein Kind," rief diese augenblicklich, „weshalb hast
du die Zahl mit rother Tinte veräntert? Jesus, das sieht
ja aus wie Blut!'
„Die rothe Tinte stand gerade auf Vaters Tische und
gefiel mir so sehr," erwiderte der Knabe.
„Nein, sie ist Häßlich," bemerkte die Mutter, „sie läßt
die Korrektur so scharf hervortreten. Zerreiße das Blatt
und beschreibe morgen ein anderes für die Großmutter."
(Fortsetzung folgt.)
Einladung zur Bestellung.
l Nv neues Quartal und die Landtag-wah-
stehen vor der Thüre; im Herbst liest man auch
. fieber und mehr. Darum hoffen wir eine be-
ende Zunahme der Bestellungen.
Jede katholische Familie soll ein kathol.
att hatten, — und nicht eine Zeitung durch Abon-
Aent unterstützen, in welcher von kath. Angelegen-
sol»" ö" lesen steht, noch viel weniger ein
. Her Blatt, welches unseren Glauben verhöhnt, un-
8^ ^liMsen Gebräuche verspottet, die Diener der
*che beschimpft und die für Wahrheit, Freiheit und
/Ht eintrrienden Abgeordneten und Parteiführer in
"Augen des Volkes herabwürdigt.
bi, k "uß also jeder Katholik, dem es um
Wit die ihm heilig sein soll, ernst ist, dafür
kam - tragen, daß auf dem Tisch einer jeden
viutz Familie ein Crntrumsblatt liege. Er
b uüthelfen, die Centrumrpnsse weiterzuverbreiten,
>t daz Volk über die Bestrebungen dir Centrums-
tzH " nicht im Unklaren bleibe, und auch damit jeder
"kennen lerre: die unheilvollen un- Unchrist-
^n Ziele unserer Gegner. Diese Gegner sind in
di v N"ie die Freimaurer und Natiouallideralen,
/Atheisten und Sozialdemokraten. Alle diese, ver-
dm "der nicht verkappte Gegner, sind unsere Feinde,
n ihre Ziele gehen dahin, da- Christenthum in
Schule und Familie auSzurotten. Darüber
» das Volk aufgeklärt werden. DaS „Pfälzer
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Bon Anfang an, eS sind jetzt 14 Jahre her, ha-
" tvir nur der kath. Presse gedient mit Hinzu-
von großen persönlichen Opfern. Wir halten
sj. °"rum auch für Pflicht unserer Gesinnungsgenossen,
N das „Pfälzer Volksblatt" einzustehen, es durch
Verbreitung, durch Corresponbire« und
H Jllserirerr zu unterstützen!
Den Wünschen vieler unserer Leser entsprechend,
li» k"* es uns angelegen sein lassen, im wöchent-
«^^ititigen Unterhaltungsblatt „Der LrnntagL-
Leben schweigen und sterbend vergeben.
d,m Spanischen des Fernan Caballero.
in ^n 3ahre lang herrschte ununterbrochener Friede
der urhalte. was nur dem enaelgleichen Charakter
Mak.it ^uud der Tochter, ihrer gänzlichen Anspruchs-
P" den engen Grenzen deS häuslichen Kreises
tW?*"beu war, innerhalb dessen sie sich bewegten. Sie
der «.tt'HtS, als den Kapitän bewundern und die drei in
schwUs.geborenen Kinder vergöttern. Im Uebrigen ver-
Dasein gänzlich unter dem Alles verdrängenden
7° °e» Kapitäns Penalta.
der E dieser traurigen Welt erlangt Niemand einen Platz,
der «I UM erobert, und behält Riemand einen solchen,
u«terd,iiüt darin befestigt! Der bescheidene Mensch wird
HM Mr unterjocht und der sich frech vordrängende ge-
sticht >.„I"e Erfahrung rechtfertigt genügend unsere Sehn-
Mez AU wiener höheren Gerechtigkeit, welche sich durch
sich "Mn läßt, für die keine Finsterniß undurchdring-
Die Schicksal hatten auch die beiden Frauen.
Ebenheit, welche annahm, die Demuth, welche
sten die Güte, welche sich fügte, obgleich eS die schön-
shivach „Au bes Weibes find, dienten nur dazu, sie als
den«?sUud beschränkt erscheinen zu lassen und den Mann,
u»d s«;„° aufrichtig bewunderten, in seinem Despotismus
Lz."" »ollen Verachtung gegen sie zu bestärken.
Äe un?,Audre Penalta, der eme maßlose Eigenliebe und
Aitzng.„Lenzte Sehnsucht besaß, als ein verdienstvoller
Sttixuti u "Mttmen, behandelte seine Frau und die Schwie-
Mu«» "?ur rn Gegenwart von Fremden mit Liebe und
Alte Ak Ä" 'u der Häuslichkeit mit desto mehr Stolz,
bei töeili».- "Hbung. Die Verstöße, welche Rosalie häufig
^hörten die gesellschaftlichen Formen beging,
dem obgleich eS so natürlich war, daß daS arme,
Wen Siu?- .ausgewachsene junge Weib die konventio-
dich!"Ä? Gebräuche der großen Städte nicht kannte,
Mr tzür Eleganz zu kleiden verstand und nicht drei
* stunden bei der Toilette »»brachte. Sie sang
Inserat« die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
Gram M Kalickm, FMm L KM.
di-rg monatlich S« L mit Trügerlohn, durch 1 Rabattbewilligung.
»oft bezogen Viertels, -«4 1.60 franco, Expedition: Zwingerstrabe 7.
Weltrig, MU den 24. Wunder 1897.
bote" nebst den belehrenden auch wieder spannenden
Artikeln Raum zu gewähren. Kleinere und größere
Erzählungen, die gewiß den Beifall unserer Leser fin-
den, haben wir in Bereitschaft für daS nächste Quar-
tal. DaS UoterhaltungSblatt erscheint separat und
gibt, eingebunden, ein stattlicher Band zur dauernden
Benützung. ES wird stets unser Brstl eben sein, möglichst
viel Nützliches, BelehrendlS, Unterhaltendes unserm
Leserkreis zu bringen, so daß doch allen Wünschen
möglichst Rtchnung getragen ist.
Wir zählen aber auch auf die stete Sympathie
unserer Abonnenten, dann fangen wir auch mit neuem
Muth an:
Jür Hott und das katholische Wotk
daS sei die Losung für daS kommende 4. Quartal
des „Pfälzer Volksblatt".
tiediktim i. 8nl«> dks „Mer MMt.',
Encyklika Papst Leo XIH.
über -en Mariarrischen Rosenkranz.
Schluß.
Die Mitglieder dieser frommen Vereinigungen kön-
nen also mit vollem Recht die Worte des hl. Cyprian
aus sich anwenden: „Wir beten öffentlich und gemein-
sam und wenn wir beten, so beten wir nicht für Eine»,
sondern für daS ganze Volk, weil wir als ganzes
Volk eins sind." klebrigen- weisen die Annalen der
Kirche die Wirksamkeit solcher Gebete nach, wenn sie
beispielsweise die Niederlage der Türken bei den echi-
nadischrn Inseln oder die im vorigen Jahrhundert er-
rungenen glänzenden Siege über dasselbe Volk bei
TemeSvar in Ungarn und bei Corfu in Erinnerung
bringen. Gregor XIII. wollte daS Andenken an den
ersten dieser Triumphe verewigen und er setzte ein Fest
zu Ehren Marias vom Siege rin. Später hat unser Vor-
gänger Clemens Xl. dieses Fest als Rosenkranzfest ge-
weilh u. angeordnet, daß es alljährlich in der ganz»«
Kirche gefeiert werden solle.
AuS der Thatsache aber, daß diese betende Heer-
schaar „unter dem Panier der Gottesmutter Maria"
versammelt ist, fließt ihr noch eine neue Krast und
neue Ehre zu. Darauf zielt hauptsächlich beim Beten
der Rosenkranzes die häufige Wiederholung deS eng-
lischen GrußeS nach dem Gebete des Herrn ab. Man
tLattch mit Ausnahme der Sonn- u.
AbonuemeutSprei» mit dem wöchent-
rg, monatlich SV H mit Trägerlohn,
»oft bezogen Viertels. -E 1.60 franco.