Pfälzer Volksblatt
«glich '«it Ausnahme der Sonn» u. - Suserat« die 1-spaltige Petitzeile oder de
Umlage, «bouuemeutdprei» mit dem wöchent- L,?.. Sil ^»»016011 U>^, ReklameLS ^.Lürhiesige Gest
lüNInterbaltunasblatt .Der Sonntaasbote« sür WkllM Mb VVMldbltkbl. SbkMkbl 6L Sikllii' Prwatanzeigen, sowie surJahres-Anzeigen
^ ^erg monatlich »0 mit Trägerlohn,
^>>^e Post bezogen Viertels. -ist 1.60 franco.
l WMrg, M«ly dm 10. MMdrr 1897
Verantwortlicher Redakteur «
Joseph Huber in Heidelberg.
Modus zu bestimmen haben, daß sie auf die Ernen-
nung der höheren kirchlichen Würdenträger Einfluß
nehmen kann, daß die- der Fall sei bei der Verwend-
ung der katholischen ReligionS- und Studienfonds;
in den Wirkungskreis der katholischen Autonomie ge-
hört weiteres daS ganze Gebiet der katholischen Volks-
schule — wie man steht, ein weites Terrain frucht-
bringender und nicht leicht mehr aufzuschiebender Ar-
beit, die keineswegs von Schwierigkeiten frei sein wird,
nicht frei sein kann. Nach dem Ergebnisse der Con-
greßwahlen darf man wohl annehmen, daß diese Ar-
beit im Zeichen des KatholicismuS begonnen und —
beendet werden wird, mit Bestimmtheit läßt sich dies
heute leider nicht erklären. Mehr als eine Gefahr be-
steht vielmehr, daß zufolge der Geltendmachung ganz
eigenartiger — wir möchten sagen lokalpatrioiischer —
Einflüsse die Schaffung der katholischen Autonomie
manche Klippe auf ihrem Wege finden dürfte, an der
sie entweder ganz zu scheitern oder wesentliche Havarie
zu erleiden drohen dürfte. Nur dann, wenn der un-
garische Episkopat in sich als Eins geschlossen und mir
der Absicht den Berat hungSsaal betritt, als oberster
Hüter der Kirche den ungarländischen Katholiken die
Rechte bezüglich der Verwaltung ihrer Kirche einräu-
men, welche diesen gebühren, wird die Arbeit der
CongresseS zur Schaffung einer kathol. Autonomie
führen, in jedem anderen Falle zu Nichts oder eiuer
Halbheit.
Deutsches Reich.
* Berlin, 7. Nov. Dem Vernehmen nach soll
die Reform des MilitärstrafoerfahrenS im BundeSrath
mit allen gegen drei Stimmen genehmigt worden sein.
* Berlin, 7. Nov. Die Nordd. Allg. Ztg. theilt
mit, daß der Reichstag zum 30. November einberufen
werde und daß ihm bei seinem Zusammentritt mit
dem Budget die Vorlagen betr. die Marineforderung
und betr. die Militärstrafprozeßordnung zugehen wird.
" BreSlau, 8. Nov. Wie die „Schles. Ztg.«
aus Görlitz meldet, ist der General der Infanterie z.
D. Haus v. Werder bis zum Jahre 1895 ^Kom-
mandeur des 14. Armeekorps, SamStag Abend
im Alter von 63 Jahren am Herzschlag gestorben.
. Gestellungen
* die Monate
November und Dezember
i^Nrn immer noch alle Postämter aus die täglich er-
bende Zeitung
'Pfälzer Bottsblatt"
der wöchentlichen Gratisbeilage „Der Sonntags-
sowie unsere Expedition Heidelberg, Hwirrger-
7, entgegen.
Expedition -eg „Pfälzer Volksblstt".
Heidelberg Zwiugerftraße 7
... Meliane. AL
*^hlung von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
L- v. Heemstede.
lull,."Nicht Jeder nennt das Leben eine herrliche Gabe!«
? Mliane ein wenig herb.
!i«°^,ch weiß es, ich bin ein Sonntagskind. Ich kam an
isz ».Innigen Frühlingsmorgen zur Welt, als die Glocken
tjxnMk rur Sonntagsfeier riefen, und darum mag es
Wenige geben, die das Leben in seiner Schönheit
würdigen wissen als ich.«
Kunden Sie immer so darüber denken und wird Ihnen
dm nie in anderer Gestalt erscheinen?«
Kilt Winand ist vor seinem Tode glücklich ru preisen I
«»/U bekanntes Wort. Dock wenn sich die Sonne auch
M -..Wolken verbirgt, sie ist darum nicht weniger da?
M UPe die Wolken nicht; das Sonnige erfreut mich
i» hoffe Muth genug zu haben, um auch das Dunkle
irr >„Mn. Doch genug Philosophin I Sagen Sie mir lie-
' o-» gefällt Ihnen „Kaprice« aus der Höhe?«
bleibt eine Kaprice, aber eine allerliebste, außer-
"°M'che Kapri« !«
„ 5 llrtheil ist mir ungemein viel werth. Wollen Sie
M ^hm? Es ist so schön hier oben.« Er reichte ihr dte
R ihr beim Niederfteigen behilflich zu sein; unten
standen wieder Erfrischungen bereit, wovon die
Da»-« ?doch keinen Gebrauch machten. Miliane bat» den
i-it K Vorfahren zu lasten und Leo bedauerte es sehr, daß
schnell verflogen sei; man kehrte zum Haupt-
. zurück.
die Li. Mgs besprach der Junker noch seine Pläne für
tideA ,age bes Gattens; soweit Frau Hstverda es gestattete,
4mmer beide Damen an.
. chünburg zurückgekehrt, fanden sie Gesine im Gange,
es Dir nicht zu kalt ohne Ueverzreher und Man-
agte sie schüchtern zum Hausherrn.
Vin. Nichtchen! So alt bin ich noch nicht, daß ich
° verwöhnen brauchte. Ich hatte ja meine Pelz-
imgarländische KsthoUken-Clmgrrß.
Mitte dieser Woche tritt im Berathungssaale
ungarischen MaguatenhauseS ein Congreß
j/Men, dem die Aufgabe obliegt, nach 26 Jahren
Ua« Faden aufzunehmen, der — damals fallen
»Wn — zur Schaffung einer Organisation für die
iE°"vmie der katholischen Kirche in Ungarn führen
Daß man in Ungarn ein Vierteljahrhundert hat
zzMeichrn lassen, bis ein Allerhöchstes Reskript die
j/°eraufnahme jener Berathungen verfügte, welche
« vahre 1870/71 resultatloS verlaufen waren, diese
tz,.den Außenstehenden unleugbar befremdende Er-
§l>ung hängt wohl in erster Linie mit jenem Re-
h/llngssystem zusammen, welches seit Jahrzehnten in
tz'Mn ununterbrochen das herrschende ist ; in zweiter
freilich fragt eS sich, ob diese Erscheinung nicht
d gezeitigt wurde durch den Mangel kräftigerer
,Aulst seitkpz der ungarländischen Katholiken, denen
i,! kirchenpolitischen Reformgefetze zum Signal
z.? Ralliirung wurden, welche in den Kulturkampf.
Aen 1894—1895 zur Erprobung kam. Bon dieser
ng hängt das Schicksal des bevorstehenden
^Wesses ah. Denn Eins ist gewiß: der zweite
^bNomie-Congreß der ungarländischeu katholischen
nichts anderes als eine Fortsetzung des
^^Politischen Kampfes in Ungarn, ein weiterer
z> iMitt m der Vertheidigung der Stellung und
^iedtr katholischen Kirche gegen die Versuche der
Machterweiterung einer liberalen Regierung. ES kann
nur zwei Lager geben in der bevorstehenden Kräfte-
Messung bei der Schaffung der katholischen Autonomie,
die liberale Regierung auf der einen Seite, auf der
anderen den katholischen Episkopat Ungarns, umgeben
von den seitens der ungarländischen Katholiken in
den Congreß entsendeten weltlichen Drlegirten. DaS
Hauptmoment für ein ersprießliches Resultat deS Au-
tonomie CongresseS liegt in der Einigkeit zwischen dem
Episkopate und dem durch die weltlichen Delegirten
vertretenen Laien-Element, hier liegt der Angelpunkt,
an welchem die Anhänger der Regierung zuerst den
Hebel versuchen werden, um die Forderungen der
Katholiken aus dem Rahmen der Autonomie heraus-
zubrechen.
Wie steht eS heute nun, wenige Tage vor dem
Zusammentritt des CongresseS, um dieses Hauptmoment
für die Beurteilung der Chancen des Gelingens des
CongresseS? Die Frage ist leider heute nicht leicht
zu beantworten. Die Stellung der katholischen Bi-
schöfe Ungarns zur Autonomiefrage scheint zu mindest
derzeit noch nach Klärung zu ringen, in einer der
Congreß-Eröffnung knapp vorhergehenden Bischofs»
conferenz soll erst dieser Standpunkt vollkommen Aar
gelegt werden; wie die katholischen Bischöfe Ungarn-
fich die Kathslikcn-Autonomie vorstellen, welchen
Wirkungskreis sie derselben zu verschaffen und zu
gewähren beabsichtigten, darüber mangelt bis zur
Stunde jede nicht etwa erschöpfende, sondern auch nur
annähernde Handhabe.
Taktische Gründe mögen hiebei ausschlaggebend
gewesen sein, die mit diesem Vorgehen geschaffene
Unklarheit der Lage jedoch erscheint uns als leicht
nachträglich für den Grad der Stimmung, in welcher
der Congreß zusammentritt. ES liegt in der Natur
der Sache, daß diese Unklarheit der Situation
auf der einen Seite Befürchtungen, auf der anderen
Hoffnungen wachruft, durch welche auf der einen
Seite Verzagtheit, auf der anderen eine gewisse Auf-
dringlichkeit entstehen — daS Eine wie Andere trägt
nicht bei, die Aufgaben des CongresseS ruhig in'S
Auge zu fassen.
Was diese Aufgaben betrifft, so findet der Con-
greß ein Feld reichlicher Thätigkeit vor sich. Die
Dogmen, die Hierarchie, der Ritus, die DiSciplin der
katholischen Kirche sind von den Berathungen des
CongresseS vollständig abgeschlossen; die katholische
Autonomie in Ungarn wird in erster Linie mit der
Wahrung des Charakters der katholischen Unterrichts-
anstalten sich zu befassen haben, sie wird weiters einen
„Die wärmt nur den Kopf,« sagte sie noch leiser »nd
trat erröthend zurück, als er ihr freundlich die Wange strei-
chelte. Die Damen Wolson fuhren in einem Koupee über
die schon dunkle Straße wieder nach Hause. Miliane lehnte
sich mit geschloffenen Augen in die Polster zurück. „Es ist
doch viel werth, reich zu sein!« flüsterte sie.
„Und sein Geld mit Geschmack anzubringen.« fügte
Nette hinzu.
„Was gefiel Dir am besten. Nette?«
"O, Schwester! nimm Dein Herz in Acht, Dein un-
bezwingliches, gestähltes Herz, das nach dem Versuche des
Apothekers keinen Stoß mehr auszuhalten hatte. Ist das
Dein Ideal? Weißt Du, was ich dachte: wie vollkommen
das Alles wäre, wenn „Prinz Hektor« der schöne Herr die-
ses Feenfchloffes wäre I«
„Immer der „Prinz«, der sich vielleicht als Ellenritter
einmal entpuppen wird! Aber was mißfällt Dir denn an
Junker Leo?«
„Daß er zu durchsichtig ist. Er zeigt Alles, was er ist
und was er denkt, er ist wie ei» krystallener Spiegel; es
ist nichts Verborgenes, Ueberraschendes an ihm.«
„Um so besser! Mit solchen Menschen, die je länger je
seltener werden, ist es sehr angenehm umzugehen.«
„Ich suche, ich rathe lieber, und finde dann immer et-
was Neues.«
„Das vielleicht gar nicht schön ist! Der junge Hilverda
wird Dir vielleicht besser gefallen. Ein unerträglicher Pe-
dant, ich sehe ihn lebhaft vor mir stehen. Mein Sohn sagt
dies, mein Sohn denkt das. Das große Genie scheint seine
Gedanken über Alles ergossen zu haben, mit der Abficht,
seinem N-ffen, der ihn verdrängte, am Zeuge zu flicken.«
„Der scheint sich aber wenig daran zu stören.«
„Auch oas gefällt mir an ihm! Seine arme Mutter.
Mit dem Stngvögelchen würde er sich gewiß bester ver-
standen haben, als mit der friesischen Elster und ihrem
langweiligen Jungen.«
„Mäßige Dich, meine Bests, oder ich beginne zu glau-
ben, daß Du schon von Frau Hilverda das Schwätzen ge-
lernt haft- Ich denke an meine Aufgabe. Welch' ein Genuß,
- Suserat« die 1-spaltige Petitzeile oder deren Rau»
EInterhaltünasblatt „DerSonntagsbote"" für EDlHM «LkM» Prw'atanz/igen^mv?e fürÄreÄnze^^
monatlich »0 H «it Trägerlohn, durch » r -r Rabattbewlllrgung..
" " - - - - «xpeditto«: Zwingerstratze 7.
Ausland.
* Pesth, 7. Nov. Gestern ist hier eine Bi-
schofS-Conferenz zufammengetreten, um die
meiner Phantasie die Zügel schießen zu lassen und nicht
mehr an die nichtssagenden Physiognomien der Parvenüs
gebunden zu sein
„Und er wird Dir Deine Arbeit gut bezahlen, daran
zweifle ich gar nicht- Wer weiß, ob wir uns dann nicht
nächsten Mai nach einer anderen Wohnung umsehen können,
denn es ist doch eigentlich ein wahrer Behelf mit dem klei-
nen Atelier hier über der schmalen Treppe!«
7.
Die Damen Wolson hatten nicht immer so ruhige Tage
gekannt, als die, welche sie jetzt verlebten. Ihr Vater war
ein verdienstvoller Künstler gewesen, aber er glaubte es
seinem Talente schuldig zu sein, für Alles, was nach Phi-
listerthum schmeckte, für Ordnuyg, Regelmäßigkeit und Spar-
samkeit eine tiefe Verachtung zu hegen. So lange seine
gute Frau lebte und sie abwechselnd, von der Fluth und
Ebbe ihrer Finanzen getrieben, größere oder kleinere Städte
Hollands bewohnten, blieb der Haushalt noch so ziemlich
in Ordnung; es waren zwar Schulden genug vorhanden,
und man mußte sich sehr einschränken, aber der Anstand
blieb gewahrt, die Kinder waren nett gekleidet und Wolson
arbeitete in seiner Weise.
Aber als die Mutter sich erschöpft und aufgerieben
zum Sterben niederlegte, war Annette fünfzehn und die
kleine Miliane erst zehn Jahre alt; froh, daß sie endlich
ruhen konnte, aber mit besorgtem Herzen wegen des Looses
ihrer Töchter, schloß Frau Wolson die müden Augen.
„Nimm Dich Deines Schwesterchens an!« waren ihre letz-
ten Worte an Nette, und diese wurden für die treue Seele
der ältere» Schwester eine Lebensregel.
Schon bald nach dem Tode seiner Frau verwahrloste
Wolson seine Arbeit, ging mst leichtsinnigen Freunden um
und duldete in seinem Hause eine Gesellschaft,, die zu den
reinen Kindern gar nicht paßte; Annette sah mit dem
Instinkt der Unschuld bald genug ein, daß, wenn der Va-
ter in dieser Weise zu leben fortfahre, sie nicht mehr im
elterlichen Hause bleiben könnten. Frei und offen sagte sie
das ihrem Vater, der ausbrauste und ihr vorwarf, daß sie
für ihr Alter viel zu naseweis sei. Nette zog sich daher
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingrrftraßr 7.
«glich '«it Ausnahme der Sonn» u. - Suserat« die 1-spaltige Petitzeile oder de
Umlage, «bouuemeutdprei» mit dem wöchent- L,?.. Sil ^»»016011 U>^, ReklameLS ^.Lürhiesige Gest
lüNInterbaltunasblatt .Der Sonntaasbote« sür WkllM Mb VVMldbltkbl. SbkMkbl 6L Sikllii' Prwatanzeigen, sowie surJahres-Anzeigen
^ ^erg monatlich »0 mit Trägerlohn,
^>>^e Post bezogen Viertels. -ist 1.60 franco.
l WMrg, M«ly dm 10. MMdrr 1897
Verantwortlicher Redakteur «
Joseph Huber in Heidelberg.
Modus zu bestimmen haben, daß sie auf die Ernen-
nung der höheren kirchlichen Würdenträger Einfluß
nehmen kann, daß die- der Fall sei bei der Verwend-
ung der katholischen ReligionS- und Studienfonds;
in den Wirkungskreis der katholischen Autonomie ge-
hört weiteres daS ganze Gebiet der katholischen Volks-
schule — wie man steht, ein weites Terrain frucht-
bringender und nicht leicht mehr aufzuschiebender Ar-
beit, die keineswegs von Schwierigkeiten frei sein wird,
nicht frei sein kann. Nach dem Ergebnisse der Con-
greßwahlen darf man wohl annehmen, daß diese Ar-
beit im Zeichen des KatholicismuS begonnen und —
beendet werden wird, mit Bestimmtheit läßt sich dies
heute leider nicht erklären. Mehr als eine Gefahr be-
steht vielmehr, daß zufolge der Geltendmachung ganz
eigenartiger — wir möchten sagen lokalpatrioiischer —
Einflüsse die Schaffung der katholischen Autonomie
manche Klippe auf ihrem Wege finden dürfte, an der
sie entweder ganz zu scheitern oder wesentliche Havarie
zu erleiden drohen dürfte. Nur dann, wenn der un-
garische Episkopat in sich als Eins geschlossen und mir
der Absicht den Berat hungSsaal betritt, als oberster
Hüter der Kirche den ungarländischen Katholiken die
Rechte bezüglich der Verwaltung ihrer Kirche einräu-
men, welche diesen gebühren, wird die Arbeit der
CongresseS zur Schaffung einer kathol. Autonomie
führen, in jedem anderen Falle zu Nichts oder eiuer
Halbheit.
Deutsches Reich.
* Berlin, 7. Nov. Dem Vernehmen nach soll
die Reform des MilitärstrafoerfahrenS im BundeSrath
mit allen gegen drei Stimmen genehmigt worden sein.
* Berlin, 7. Nov. Die Nordd. Allg. Ztg. theilt
mit, daß der Reichstag zum 30. November einberufen
werde und daß ihm bei seinem Zusammentritt mit
dem Budget die Vorlagen betr. die Marineforderung
und betr. die Militärstrafprozeßordnung zugehen wird.
" BreSlau, 8. Nov. Wie die „Schles. Ztg.«
aus Görlitz meldet, ist der General der Infanterie z.
D. Haus v. Werder bis zum Jahre 1895 ^Kom-
mandeur des 14. Armeekorps, SamStag Abend
im Alter von 63 Jahren am Herzschlag gestorben.
. Gestellungen
* die Monate
November und Dezember
i^Nrn immer noch alle Postämter aus die täglich er-
bende Zeitung
'Pfälzer Bottsblatt"
der wöchentlichen Gratisbeilage „Der Sonntags-
sowie unsere Expedition Heidelberg, Hwirrger-
7, entgegen.
Expedition -eg „Pfälzer Volksblstt".
Heidelberg Zwiugerftraße 7
... Meliane. AL
*^hlung von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
L- v. Heemstede.
lull,."Nicht Jeder nennt das Leben eine herrliche Gabe!«
? Mliane ein wenig herb.
!i«°^,ch weiß es, ich bin ein Sonntagskind. Ich kam an
isz ».Innigen Frühlingsmorgen zur Welt, als die Glocken
tjxnMk rur Sonntagsfeier riefen, und darum mag es
Wenige geben, die das Leben in seiner Schönheit
würdigen wissen als ich.«
Kunden Sie immer so darüber denken und wird Ihnen
dm nie in anderer Gestalt erscheinen?«
Kilt Winand ist vor seinem Tode glücklich ru preisen I
«»/U bekanntes Wort. Dock wenn sich die Sonne auch
M -..Wolken verbirgt, sie ist darum nicht weniger da?
M UPe die Wolken nicht; das Sonnige erfreut mich
i» hoffe Muth genug zu haben, um auch das Dunkle
irr >„Mn. Doch genug Philosophin I Sagen Sie mir lie-
' o-» gefällt Ihnen „Kaprice« aus der Höhe?«
bleibt eine Kaprice, aber eine allerliebste, außer-
"°M'che Kapri« !«
„ 5 llrtheil ist mir ungemein viel werth. Wollen Sie
M ^hm? Es ist so schön hier oben.« Er reichte ihr dte
R ihr beim Niederfteigen behilflich zu sein; unten
standen wieder Erfrischungen bereit, wovon die
Da»-« ?doch keinen Gebrauch machten. Miliane bat» den
i-it K Vorfahren zu lasten und Leo bedauerte es sehr, daß
schnell verflogen sei; man kehrte zum Haupt-
. zurück.
die Li. Mgs besprach der Junker noch seine Pläne für
tideA ,age bes Gattens; soweit Frau Hstverda es gestattete,
4mmer beide Damen an.
. chünburg zurückgekehrt, fanden sie Gesine im Gange,
es Dir nicht zu kalt ohne Ueverzreher und Man-
agte sie schüchtern zum Hausherrn.
Vin. Nichtchen! So alt bin ich noch nicht, daß ich
° verwöhnen brauchte. Ich hatte ja meine Pelz-
imgarländische KsthoUken-Clmgrrß.
Mitte dieser Woche tritt im Berathungssaale
ungarischen MaguatenhauseS ein Congreß
j/Men, dem die Aufgabe obliegt, nach 26 Jahren
Ua« Faden aufzunehmen, der — damals fallen
»Wn — zur Schaffung einer Organisation für die
iE°"vmie der katholischen Kirche in Ungarn führen
Daß man in Ungarn ein Vierteljahrhundert hat
zzMeichrn lassen, bis ein Allerhöchstes Reskript die
j/°eraufnahme jener Berathungen verfügte, welche
« vahre 1870/71 resultatloS verlaufen waren, diese
tz,.den Außenstehenden unleugbar befremdende Er-
§l>ung hängt wohl in erster Linie mit jenem Re-
h/llngssystem zusammen, welches seit Jahrzehnten in
tz'Mn ununterbrochen das herrschende ist ; in zweiter
freilich fragt eS sich, ob diese Erscheinung nicht
d gezeitigt wurde durch den Mangel kräftigerer
,Aulst seitkpz der ungarländischen Katholiken, denen
i,! kirchenpolitischen Reformgefetze zum Signal
z.? Ralliirung wurden, welche in den Kulturkampf.
Aen 1894—1895 zur Erprobung kam. Bon dieser
ng hängt das Schicksal des bevorstehenden
^Wesses ah. Denn Eins ist gewiß: der zweite
^bNomie-Congreß der ungarländischeu katholischen
nichts anderes als eine Fortsetzung des
^^Politischen Kampfes in Ungarn, ein weiterer
z> iMitt m der Vertheidigung der Stellung und
^iedtr katholischen Kirche gegen die Versuche der
Machterweiterung einer liberalen Regierung. ES kann
nur zwei Lager geben in der bevorstehenden Kräfte-
Messung bei der Schaffung der katholischen Autonomie,
die liberale Regierung auf der einen Seite, auf der
anderen den katholischen Episkopat Ungarns, umgeben
von den seitens der ungarländischen Katholiken in
den Congreß entsendeten weltlichen Drlegirten. DaS
Hauptmoment für ein ersprießliches Resultat deS Au-
tonomie CongresseS liegt in der Einigkeit zwischen dem
Episkopate und dem durch die weltlichen Delegirten
vertretenen Laien-Element, hier liegt der Angelpunkt,
an welchem die Anhänger der Regierung zuerst den
Hebel versuchen werden, um die Forderungen der
Katholiken aus dem Rahmen der Autonomie heraus-
zubrechen.
Wie steht eS heute nun, wenige Tage vor dem
Zusammentritt des CongresseS, um dieses Hauptmoment
für die Beurteilung der Chancen des Gelingens des
CongresseS? Die Frage ist leider heute nicht leicht
zu beantworten. Die Stellung der katholischen Bi-
schöfe Ungarns zur Autonomiefrage scheint zu mindest
derzeit noch nach Klärung zu ringen, in einer der
Congreß-Eröffnung knapp vorhergehenden Bischofs»
conferenz soll erst dieser Standpunkt vollkommen Aar
gelegt werden; wie die katholischen Bischöfe Ungarn-
fich die Kathslikcn-Autonomie vorstellen, welchen
Wirkungskreis sie derselben zu verschaffen und zu
gewähren beabsichtigten, darüber mangelt bis zur
Stunde jede nicht etwa erschöpfende, sondern auch nur
annähernde Handhabe.
Taktische Gründe mögen hiebei ausschlaggebend
gewesen sein, die mit diesem Vorgehen geschaffene
Unklarheit der Lage jedoch erscheint uns als leicht
nachträglich für den Grad der Stimmung, in welcher
der Congreß zusammentritt. ES liegt in der Natur
der Sache, daß diese Unklarheit der Situation
auf der einen Seite Befürchtungen, auf der anderen
Hoffnungen wachruft, durch welche auf der einen
Seite Verzagtheit, auf der anderen eine gewisse Auf-
dringlichkeit entstehen — daS Eine wie Andere trägt
nicht bei, die Aufgaben des CongresseS ruhig in'S
Auge zu fassen.
Was diese Aufgaben betrifft, so findet der Con-
greß ein Feld reichlicher Thätigkeit vor sich. Die
Dogmen, die Hierarchie, der Ritus, die DiSciplin der
katholischen Kirche sind von den Berathungen des
CongresseS vollständig abgeschlossen; die katholische
Autonomie in Ungarn wird in erster Linie mit der
Wahrung des Charakters der katholischen Unterrichts-
anstalten sich zu befassen haben, sie wird weiters einen
„Die wärmt nur den Kopf,« sagte sie noch leiser »nd
trat erröthend zurück, als er ihr freundlich die Wange strei-
chelte. Die Damen Wolson fuhren in einem Koupee über
die schon dunkle Straße wieder nach Hause. Miliane lehnte
sich mit geschloffenen Augen in die Polster zurück. „Es ist
doch viel werth, reich zu sein!« flüsterte sie.
„Und sein Geld mit Geschmack anzubringen.« fügte
Nette hinzu.
„Was gefiel Dir am besten. Nette?«
"O, Schwester! nimm Dein Herz in Acht, Dein un-
bezwingliches, gestähltes Herz, das nach dem Versuche des
Apothekers keinen Stoß mehr auszuhalten hatte. Ist das
Dein Ideal? Weißt Du, was ich dachte: wie vollkommen
das Alles wäre, wenn „Prinz Hektor« der schöne Herr die-
ses Feenfchloffes wäre I«
„Immer der „Prinz«, der sich vielleicht als Ellenritter
einmal entpuppen wird! Aber was mißfällt Dir denn an
Junker Leo?«
„Daß er zu durchsichtig ist. Er zeigt Alles, was er ist
und was er denkt, er ist wie ei» krystallener Spiegel; es
ist nichts Verborgenes, Ueberraschendes an ihm.«
„Um so besser! Mit solchen Menschen, die je länger je
seltener werden, ist es sehr angenehm umzugehen.«
„Ich suche, ich rathe lieber, und finde dann immer et-
was Neues.«
„Das vielleicht gar nicht schön ist! Der junge Hilverda
wird Dir vielleicht besser gefallen. Ein unerträglicher Pe-
dant, ich sehe ihn lebhaft vor mir stehen. Mein Sohn sagt
dies, mein Sohn denkt das. Das große Genie scheint seine
Gedanken über Alles ergossen zu haben, mit der Abficht,
seinem N-ffen, der ihn verdrängte, am Zeuge zu flicken.«
„Der scheint sich aber wenig daran zu stören.«
„Auch oas gefällt mir an ihm! Seine arme Mutter.
Mit dem Stngvögelchen würde er sich gewiß bester ver-
standen haben, als mit der friesischen Elster und ihrem
langweiligen Jungen.«
„Mäßige Dich, meine Bests, oder ich beginne zu glau-
ben, daß Du schon von Frau Hilverda das Schwätzen ge-
lernt haft- Ich denke an meine Aufgabe. Welch' ein Genuß,
- Suserat« die 1-spaltige Petitzeile oder deren Rau»
EInterhaltünasblatt „DerSonntagsbote"" für EDlHM «LkM» Prw'atanz/igen^mv?e fürÄreÄnze^^
monatlich »0 H «it Trägerlohn, durch » r -r Rabattbewlllrgung..
" " - - - - «xpeditto«: Zwingerstratze 7.
Ausland.
* Pesth, 7. Nov. Gestern ist hier eine Bi-
schofS-Conferenz zufammengetreten, um die
meiner Phantasie die Zügel schießen zu lassen und nicht
mehr an die nichtssagenden Physiognomien der Parvenüs
gebunden zu sein
„Und er wird Dir Deine Arbeit gut bezahlen, daran
zweifle ich gar nicht- Wer weiß, ob wir uns dann nicht
nächsten Mai nach einer anderen Wohnung umsehen können,
denn es ist doch eigentlich ein wahrer Behelf mit dem klei-
nen Atelier hier über der schmalen Treppe!«
7.
Die Damen Wolson hatten nicht immer so ruhige Tage
gekannt, als die, welche sie jetzt verlebten. Ihr Vater war
ein verdienstvoller Künstler gewesen, aber er glaubte es
seinem Talente schuldig zu sein, für Alles, was nach Phi-
listerthum schmeckte, für Ordnuyg, Regelmäßigkeit und Spar-
samkeit eine tiefe Verachtung zu hegen. So lange seine
gute Frau lebte und sie abwechselnd, von der Fluth und
Ebbe ihrer Finanzen getrieben, größere oder kleinere Städte
Hollands bewohnten, blieb der Haushalt noch so ziemlich
in Ordnung; es waren zwar Schulden genug vorhanden,
und man mußte sich sehr einschränken, aber der Anstand
blieb gewahrt, die Kinder waren nett gekleidet und Wolson
arbeitete in seiner Weise.
Aber als die Mutter sich erschöpft und aufgerieben
zum Sterben niederlegte, war Annette fünfzehn und die
kleine Miliane erst zehn Jahre alt; froh, daß sie endlich
ruhen konnte, aber mit besorgtem Herzen wegen des Looses
ihrer Töchter, schloß Frau Wolson die müden Augen.
„Nimm Dich Deines Schwesterchens an!« waren ihre letz-
ten Worte an Nette, und diese wurden für die treue Seele
der ältere» Schwester eine Lebensregel.
Schon bald nach dem Tode seiner Frau verwahrloste
Wolson seine Arbeit, ging mst leichtsinnigen Freunden um
und duldete in seinem Hause eine Gesellschaft,, die zu den
reinen Kindern gar nicht paßte; Annette sah mit dem
Instinkt der Unschuld bald genug ein, daß, wenn der Va-
ter in dieser Weise zu leben fortfahre, sie nicht mehr im
elterlichen Hause bleiben könnten. Frei und offen sagte sie
das ihrem Vater, der ausbrauste und ihr vorwarf, daß sie
für ihr Alter viel zu naseweis sei. Nette zog sich daher
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingrrftraßr 7.