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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

DOI issue:
Juni 1897
DOI article:
Nr. 124
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0513

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reiheit nehmen, über
»läge ru machen."

M^Erpedition
in Heidelberg,

Druck, Verlag u.
Gebr. Huber ..
Iwingrrstraße 7.

Für den Monat
Zuni
^hwen immer noch alle Postämter Bestellungen auf die
^Slich erscheinende Zeitung
»Pfälzer Bolksblatt"
«it der wöchentlichen Gratisbeilage „Der Sonntags-
^bte",) sowie unsere Expeditton Heidelberg Caserta — unterzeichnet wurde" Hierauf begab sich
^»ingerstraße 7 entgegen. i « « k mit dem Brautpaare und
Expedition des „PM?er Volksbtatt".
Heidelberg, Zwingerstraße 7.

steS Leid. Mit dem Schritt zum Altar beginnt ein
neues Leben. Der Mann steht nicht mehr allein auf
der Erde, er ist mit sanften Banden an eines Lebens
Verhältniß unauflöslich gebunden. Eine glückliche
Ehe ist des Daseins beste Gabe. Die beneidens«
werthen Gatten sind durch ihre gegenseitige Liebe
und Treue erhaben über jedes Geschick, sie können
die Welt und ihre Freuden entbehren, sie sind
glücklich durch sich selbst. Um der GemüthSein-
heit aber Vollkommenheit zu geben, sei eS unverbrüch-
licher Grundsatz der Neuvermählten, nie ein Geheim-
nitz zu haben. Die Herzen seien für einander durch«
sichtig wie Krystall; nur so werden zwei Seelen eine
Seele, nur so wird die Ehe das heilige Geisterband,
dar kein Geschick, kein Tod mehr bricht, daS hinüber-
rankt in die Ewigkeit. Wehe jenen Gatten, zwischen
die sich ein Geheimniß drängt! Selbst wenn eS nur
aus Liebe und zärtlicher Schonung nicht mitgetheilt
wird, kann es Grund zu trostlosen Mißverständnissen
geben. Bei gegenseitigem innigem Vertrauen wird
die Liebe wachsen, wild Jedes auf der eigenen
Seele Rrinheit bedacht sein; diese Reinheit ver-
mehrt die gegenseitige Hochachtung, welche die Quelle
stets neuer Liebe ist. Entscheidend ist auch für daS
Glück der The der von Anfang her herrschende Ton.
Der Hauses Frieden und Gedeihen hängt von dem
gegeuseitigen Benehmen ab. Nie sollen die Gatten
Bitterkeit gegeneinander hegen, nie die Sonne sinken
sehen, ohne auch die kleinste Mißstimmung getilgt zu
haben. Stets finde statt Einheit des Sinnes, Ein-
heit des Willens, Nachgiebigkeit von beiden Seiten.
Durch Ueberzeuguug und Vervunftstärke herrsche der
Mann, die Frau herrsche durch die Liebe und Achtung,
die sie dem Lebensgefährten ei»flößt, durch sanfter Um-
lenken der Mannes, falls er sich irren sollte. Um
dauernd geliebt zu werden muß mau sich liebenswür-
dig erhalten. Zarte keusche Zurückhaltung, herzge-
winnende Liebeuswürdigkeit, freudige Pflichterfüllung,
heiterer Frohsinn und vor Allem unverbrüchliche
Treue sind und bleiben Bedingungen einer glücklichen,
gottgesegneten Ehe. Das Heiligste, die Grundlage
jedes ehelichen Glückes ist aber die Religion,
Liebe zu Gott und unverbrüchlicher Gehorsam
gegen sein heiliges Gesetz. Der Maun, dem Gott
und Ewigkeit nebst seinem Gesetz ohne Bedeutung sind,
ist zu Allem fähig. DaS Weib ohne Religion ist keine
zuverlässige Stütze der Gatten. Durch die Reli-
gion aber steht das Lebensglück festge-
gründet, und herrlich ist's, auf einer Liebe durch
daS Leben und mit einer Hoffnung in den Tod zu

Se. kgl. Hoheit der Prinzregent nahm am
Sonntag Vormittag 11 Uhr die Glückwünsche der
Stadt München zur Vermählung der Prinzessin Marie, !
welche eine Deputation der städtischen Collegien dar-
brachte, entgegen.
Im Anschluß an die Ansprache des Ministers von
Crailsheim verlas der Protokollführer, Reichsherold,
Legation Srath Böhm, das TrauungSprotokoll, das von
dem Brautpaare und den Trauzeugen — als solche
fungirten S. K. H. der Prinzregent, der Graf von
Caserta, die Prinzessin Ludwig und die Gräfin von
S. K. H. der Prinzregent mit dem Brautpaare und
säwmtlichcn Fürstlichkeiten unter Vorantritt der Herren
der großen Dienstes und ins Ministers v. Crailsheim
über die schwarze Treppe durch daS Spalier der
Hartschiere noch der Allerheiligenkirche, an deren Ein-
gang der Zug von dem StiftSprobst v. Türk mit dem
Aspergil empfangen wurde.
Die kirchliche Trauungsfeier begann mit der Weihe
der Ringe am Altar. Daraus führte der Ceremonien-
meister Graf Moy den Bräutigam und sodann die
Braut zu den Betschemmeln am Altar. Erzbischof
v. Thoma hielt hierauf eine Ansprache folgenden
Wortlauts:
Euere königliche Hoheit! Allerdurchlauchtigster Prinz
und Regent! Dmchlauchtigste kaiserliche und könig-
liche Hoheiten! Durchlauchtigstes Brautpaar!
Ernst und feierlich ist die Stunde, in der Sie,
Durchlauchtigstes Brautpaar, sich den Stufen des Al-
tareS nahen, den Segen der Kirche zu empfangen,
ernst und feierlich, weil von allen Verbindungen,
weiche Menschen knüpfen, keine wichtiger und folgen-
schwerer ist, als die Ehe. Sie ist die innigste Ver-
bindung, welche schon Gott einsetzte im Paradies, und
Christus heiligte. Die Vermählten vereinigen ihres
Lebens Glück, theilen fortan Freud und Leid, Glück
u. Schmerz, daS Geschick, dos über dem einen Theile
schwebt, trifft unfehlbar auch den andern. Sie wan-
deln zusammen den gleichen Pfad, bis der Tod sie
scheidet. Selbst das Band, das Eltern und Kindern
verkettet, ist weder so gewaltig noch so dauernd, wie
der Ehe heiliger Bund. Der Jüngling tritt aus dem
Elternhaus, kein Vater schützt, keine Mutter tröstet
ihn mehr, sein Trost, sein Glück ist die Erwählte
seines Herzens, die gleichfalls Vater und Mutter ver-
läßt, ihm allein zu gehören, ganz sein eigen. Folgen-
reich ist die eheliche Verbindung ebenfalls. Aus ihr
entspringt der Menschen höchstes Erdenwohl u. Höch-
ihr Zimmer geführt. Er sah aus wie ein Strolch, batte
«ine roihe Nase und zerrißene Kleider. DaS Fräulein schien
zu erschrecken über den Besuch.
„Eie kannten den Mann also von früher her 7" waudte
sich der Lowmiffar an Anna.
Unsähig zu spreche», nickte sie bloß mit dem Kopfe.
„Wer war er? Wie heißt er?"
„Er ist »ein Vater," gab Anna mit erloschener Stimme
zur Antwort. .Sein Name ist Neudinge»."
Unwillkürlich spitzle der Commissar die Lippe» zu ei-
nem leisen Pfiff. „Oho! Karl v. Neudivgen?"
.Ja!'
„So so!" sagte der Beamte hierauf bloß, gleichsam
als wolle er andeute», nun sei die Frage gelöst, die An-
wesenheit duses Mannes und die Verwandtschaft mit dem-
selben lasse Manches bis jetzt Unerklärliche in einem an-
deren Lichte erscheinen.
„Farben Sie, als sie mit der Frau Gräfin daS Zim-
mer betraten, irgend eine Unordnung in demselben ?" fragte
er nach einigem Nachsinnen die Zofe- „Trug daS Schloß
die Spur einer Vergewaltigung?"
„Durchaus nicht. Der Dieb muß beim Eindringen alle
Bequemlichkeit gehabt haben; er muß auch die Gewißheit
gehabt haben, nicht gestört zu werden. Darf ich mir eine
Bitte erlauben?" fuhr sie fort und trat mit wichtiger Miene
vor. „Ich wär« sehr dankbar, wenn man eine allgemeine
Haussuchung anordnen wollte. Ich bin nur ein armer
Dienstbvte, der nichts hat als seinen guten Ruf. Ich wünsche,
daß meine Sachen durchsucht werden, damit ich vor der
Welt rein dastehe."
„Ans demselben Grunde muß ich das Nämliche bean-
spruchen," bemerkte sehr ruhig Anna, die ihre Fassung
wiedergefunden hatte.
„Warten Sie ein wenig, Fräulein v. Neudingen oder
Fräulein GraSbrff, wie Sie genannt sein w-llen," bemerkte
geringschätzcnd der Polizei-Commissar. „Sagen Sie mir,
haben Sie Ihrem Besuche etwa — hier und da pflegt man
solches zu thun — das Zimmer der Frau Gräfin gezeigt?"
„Nein I" antwortete Anna mit fester Stimme.

„Ist — beantworte» Sie di; Frage aufrichtig, eS ist
die« für Sie von Wichtigkeit — ist der Mann — also Ihr
Vater — etwa ohne Sie in jenes Zimmer getreten?"
Zündend fuhr eS durch Anna's Hirn: bejahte sie die
Frage, so beschuldigte sie damit den Vater; unsäglicher
Leid hatte der Mann über sie gebracht, immerhin blieb es
ihre Pflicht, ihn nicht dem Gefängnis auszuliefer». „Neinl"
amwortete sie abermals.
„Wißen Sie da» bestimmt?"
Sie zögerte einen Augenblick.
Der Eommißar sahisie prüfend an. „Für jetzt
vir das Verhör einstellen," erklärte er. „Der Ho.»
werden mir gestatten, im Hause meine Beobachtungen fort-
zusetzen. Nachher werde ich mir die Fl
die zu ergreifenden Maßregeln Barsch'
12.
Der nächste Tag war angebrochen. Mit großen Schrit-
ten ging Gras Hollerbrunn in seinem Zimmeraus und ab.
Von Zeit zu Zeit hlieb er .stehen und wechselte
einige ! Worte mit dem Polizei - Commissar, der in
einer Fensterbrüstuna vor der Gräfin stand und sich be-
mühte, dieselbe zu seiner Auffassung der Verhältnisse zu
bekehren. Sie sowohl wie ihr Gemahl waren sehr auf-
geregt, jedoch mit dem Unterschiede, daß, während Betrüb -
niß sich in ihre Erregung mischte, die seine durch Aerger
und Ungeduld verursacht war. Zwischen diesen zwei er-
hitzten Menschen stehend, bewahrte der Polizei-Commissar
seine ruhige Sicherheit.
Mit einem Ausdruck unendlicher Ueberlegenheit, mit-
leidiger Geringschätzung beinahe, sah er auf die Gräfin, al»
diese unter Thränen ausrief: „Und doch ist das Mädchen
unschuldig! Das laße ich mir nicht abstreiten. Sie find so
sehr gewöhnt, Schlechtigkeiten aller Art tagtäglich vor Au-
gen zu h hen, Herr Commissar, daß es Ihnen schwer fällt,
bei Jemand Makellosigkeit vorauszusetzen. Die Haussuchung
hat kein Lrgebniß gehabt, daraus schon können Sie ent-
nehmen, wie sehr Eie sich getäuscht haben."
(Fortsetzung folgt.)

Die Trauungs-Feierlichkeit am König!.
Hofe in München.
Anläßlich der Vermählung der Prinzes-
!>» Marie von Bayern mit dem Prinzen Fe r-
?>nand vonBourbon herrschte, vom herrlichsten
Mter begünstigt, auf den Straßen und Plätzen in
Ar Umgegend der Residenz ein äußerst rege» Treiben.
Namentlich wurde der prächtige Schmuck des Straßen-
^ges vom Wittelsbacher Palais bis zur Residenz be-
ordert. Dieser ganze Weg ist geschmückt mit Flag-
Md Guirlanden und die meisten Häuser zeigen
!'»e reiche Ausschmückung jeder Art. DaS Hofgarten-
Aar ist zu einer Ehrenpforte umgewandelt und ge-
ehrt einen künstlerischen prächtigen Anblick.
Am Sonntag Vormittag besuchten die zur Ver-
WungSfeier hier anwesenden fürstlichen Gäste den
Mtesdienst und empfingen und erwiderten Besuche.
Aachmittags wohnte ein großer Theil von ihnen dem
Aktinen in Riem bei. Abends fand im Ballsaale der
'Residenz Galatafel statt. DaS Brautpaar hatte da-
Ai den Ehrenplatz in der Mitte der hufeisenförmigen
Mpttafel, die, mit dem kostbaren Nibelungen- und
Aitiz Carl Service gedeckt, ein überaus glänzendes
Wd bot. Rechts von der Braut saß der Pnnz-
Atgent. Im Ganzen nahmen etwa 200 Personen an
Ar Tafel theil. Bei der Galatafel brachte Se. kgl.
Meit der Prinzregent einen Toast auf daS Braut-
Mr aus. Graf Caserta, der Vater des Bräutigams,
Miete auf das Haus Wittelsbach.
<1

LridvoU und freudvoll.
Novelle von L. v. Neid egg.
»Sinzig durch das Schulziwmer," war die Antwort
Mriannens. „Es führt auS de« Ankleidezimmer «ine
Mrr in das Schlafzimmer, die li«ß ich «bensalls offen.
Megen sperrte ich den Ausgang au» dem Schlafzimmer
Lda» Ankleidezimmer des Herrn Grafen ab, ebenso die
"ure, die aus dem Schlafzimmer auf den Ga»g mündet."
Der Commissar sah den Grafen fragend an.
« »Das ist so," bestätigte dieser. »Als ich Nachmittag»
Mch mein Ankleidezimmer zu «einer Frau wollte, fand
lene Thür geschlosst« und wußte sie erst öffne» lassen."
,, .»Demnach," wandte sich der Beamte an Anna, „steht
rf.stst, daß nur ein offener Zugang zum Anlleidrzimmer
Mb und zwar durch das Schulzimmer, Fräulein?"
»...Jede Spur von Farbe war aus Anna'» Gesicht ge-
AMn, dennoch klang die Stimme fest und sicher, mit der
erwiderte: „Tai steht unumstößlich fest."
»Wie leicht kann nicht beider Unruhe, die gestern war,
d . «?aabuvd sich r» das Schloß geschlichen haben," fiel
.'e Gräfin ein. „Mittelst Nachtschlüffll» kann Jemand
W SM eixgedrungen sein, ohne daß Fräulein Grashoff
Martha, welche den ganzen Nachmittag bei ihr war,
8>bört haben."
»Martha war den größt«n Theil de» Nachmittag»
»Hi b« Fräulein Grashoff," fiel Elisabeth ei». „Das
Nulei» hatte sie zu ihren Sä Western geschickt. Ein Va-
U>und war aber allerdings im Hause, so bat der Diener
Alnas meiner Jungfer erzählt. Bei Fräulein Grashoff
'M er auf Besuch."
Anna war «s, als gerietbe der Boden unter ihr ins
fManken, unwillkürlich gr ff sie nach einer Stuhllehne,
iu halten.
»So, so !' versetzte der Commissar. „Ich bitte nun alle
^?°senden nochmals, sich jeder Bemerkung zu enthalten
nch einzig darauf beschränken zu wollen, die g«stellten
»,Mn ,» beantworten .. Herr Thomas, Sie haben also
Itd.» 8Rach mittag Jemand bei Fräulein Grashoff eintreten
''b? Thoma» grinste: „Ich habe de« Mann selbst in

s . WeidM WmM de« 3. IM 1897.

M i
scheint tSglich mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-svaltiae Petitzeile oder deren Rann,
AM für WaliMs, Fr« L KM.
w. erß. monatlich «v mit Tragerlohn, durch -> Rabattbewilligung.
Post bezogen viertel,. 1,60 franco. Expedition: Zwtnaerftraße 7._
 
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