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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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Juni 1897
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Nr. 124
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0514

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gehen. Lassen Sie diese meine Worte, der ich im
langen Priesterleben Manches erfahren, in Ihre Seele
sich senken, Durchlauchtigstes Brautpaar, beherzigen
Sie wohl, daß die Ehe ein Bund der Treue, des
Trostes und des Beistandes auch in den Stunden der
Prüfung ist. Auch für Sie könnten, da ja die Welt
nach dem schönen, unvergleichlichen Salvs RsZino, nicht
umsonst ein Thal der Thränen genannt wird, trübe
Tage kommen. Gerade aber in solchen Tagen leuchtet
hell die Flamme der Religion, die Flamme der
Liebe, weil eS eine Lust ist, zu leben für das
Wesen, dem mau sich zu eigm hingegeben hat, bis
scheidet der Tod. Seien Sie Ihres Hauses Leuchte,
Durchlauchtigste Braut; wir von einer Kerze sich tau-
send andere entzünden, ohne der ersten Glanz und
Licht zu nehmen, so soll auch des Hauses Mutter die
Leuchte sein, an der die Herzen der Familie, der
Umgebung sich entzünden in Liebe, treuer Pflichter,
füllung und Opferwilligkeit. Verklären Sie durch
herzgewinnendes Wesen, unerschütterliches Gottver-
trauen Ihr eigenes Heim, das ja doch in jeder
Lebensstellung der stille Tempel wahren Glückes ist.
Und nun schließen Sie mit ernstem, aber vertrauen-
dem Sinne vor Gottes Altar, vor den Augen der ge-
liebten Ihrige», vor mir als Stellvertreter Gotter,
den Bund sür'S Leben; legen Sie das Gelübde ewi-
ger Liebe, unverletzlicher Treue ab. Jetzt, bei dem heiligen
Opfer werde ich besonders für Sie, Durchlauchtigstes
Brautpaar, beten, auf daß Gott im Himmel Sie
schütze und segne, besonders wenn nach seinem heili-
gen Entschluß Ihnen Elternfreude», keinen anderen
irdischen Lebensfreuden ähnlich, erblühen sollen, auf
daß dar Haus eine Stätte der Segens, der Gnade
werde und bleibe allezeit."
Nachdem dar Brautpaar dar Jawort gesprochen,
folgte der Ringwechsel und die kirchliche Einsegnung,
während den alle Versammelten niederknieeten. Die
bisherige Hofdame der Prinzessin, Marie, Freiing v.
Keßling trat nunmehr zurück und er übernahm an
ihrer Stelle den Dienst die Herzogin von Paganico.
Eine vom Erzbischof gelesene Messe, die Anstimmung de-
1k vsum 1g.ucig.Mll3 und das Beten der Schlußora-
tionen beendeten die kirchliche Feier.
Das junge Paar und die Fürstlichkeiten begaben
sich nach dem Thronsaal zurück, wo eine GratulationS-
cour folgte. Um 2 Uhr fand im Wittelsbacher Pa-
lais Familientafel für die Fürstlichteiten und gleich-
zeitig in der Residenz Marschallstafel für die Suiten
und den Ehrendienst statt.
Nachmittags 4 Uhr 50 Min. begab sich das junge
Paar mit der Eisenbahn nach Weizern-Hopferau und
von dort nach dem Jagdschloß der Prinzen Ludwig
bei Pfronten. Dauernden Aufenthalt nimmt das
neuvermählte Paar später in Madrid, wo die Kö
nigin-Regentin ihnen ein Palais zur Verfügung ge-
stellt hat.

Deutsches Reich.
* Berlin, 1. Juni. Die große FrühjahrSpa-
rade fand bei herrlichem Wetter statt, unter dem An-
drange einer tausendköpfigen Menge. Der Kaiser in Ge-
neralsuniform, die Kaiserin in weißem Reitkleide der
Bayreuther Dragoner ritten die Front der in 2
Treffen ausgestellten, von General Winterfeld komman-
dirten Truppen ab. ES fotgte ein einmaliger Vorbei-
marsch der Infanterie in Kompagniefront sowie der
Kavallerie, Artillerie und des TrainS im Trab. Die
Parade verlief sehr glänzend. Der Kaiser ritt an
der Spitze der Fahnenkompagnie, der die Standart-
schwadron folgte, in die Stadt zurück.
* Berlin, 1. Juni. Der Kaiser empfing nach
der Parade den Staatssekretär der Auswärtigen, Frhr.
v. Marschall, zum Vortrag.
* Mainz, 1. Juni. Am letzten Freitag machte
unser Hochwürdigster Herr Bischof Paulus Leo-
pold seine Abschiedsbesuche in Rom, reiste am fol-
genden SamStag nach Assissi, war Sonntags und
Montags in Florenz, am Dienstag im schönen Mai-
land, Mittwochs in Luzern am Vierwaldstätter See
u. will Donnerstags Abend in seiner Residenz dahier
sein. Das Gebet seiner Diözesanen begleitet auch seine
Rückreise, die hoffentlich glücklich sein wird.
LS * München,^31. Mai. Der Prinzregrnt verlieh
dem Prinzen vonBourbonden HubertuSorden.
* München, 1. Juni. Umgeben von den Prin-
zen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses und
mehreren fremden Fürstlichkeiten eröffnete heute Vor-
mittag der Prinzregent die internationale KunstauS-
stellung im Glaspalast. Professor Lenbach legte in
einer Ansprache die Bedeutung der Ausstellung für
München und für das internationale Kunstleben dar.
Der Prinzregent gab seiner Freude über die gelungene
Ausstellung Ausdruck und sprach die Hoffnung aus,
daß die Ausstellung zum edlen Wettstreit, zur Förde-
rung von Kunst und Bildung und zum Ruhme der
Münchener Künstlerschaft beitragen möge. Ein von
Professor Dill ausgebrachtes Hoch auf den Regenten
und die Festhymne schloß die Feier, an welche sich
dann ein Rundgang durch die Ausstellungsräume an-
schloß. In seiner Ansprache sagte der Prinz re-

zent: Die sechs vorauSgegangenr» internationalen
Ausstellungen haben den Ruf Münchens als Hort
der Küste fest begründet. Ich bin der Urberzsugunz,
daß auch die VII. diesem Rufe Ehre machen wird.
Dafür wirkt schon die große Thatkraft des ersten
Präsidenten (Lenbach). Möge die VII. internationale
Ausstellung zum edlen Wettstreit der Nationen in
künstlerischer Beziehung und zum Ruhme der Münchener
Künstler beitragen.
* Bamberg, 31. Mai. Erzbischof Dr. v. Schock
hat den Domcapitular, Abg. Dr. Schädler, zum
geistlichen Rathe ernannt.

Ausland.
* Rom, 1. Juni. Der Bureaudirektor der päpst-
lichen MajordomatS Martinucci wurde heute Morgen
auf dem Wege nach seinem Bureau bei den Colon-
naden der PeterSkirche von einem Stallburschen Na-
mens Ciriaco Rossi, den er entlassen hatte, angefallen
und durch einen Revolverschuß am linken Arm verletzt.
Rossi schoß sich hierauf ins Ohr und trug schwere
Verletzungen davon.
* Helena (Montana), 1 Juni. ES wird gemeldet,
daß 500 gut bewaffnete Cheyenne-Indianer
sich auf dem KriegSpfade befinden. Sie haben
12 Personen getödtet, darunter 5 Soldaten. Die
Ansiedler bewaffneten sich und schickten ihre Frauen
und Kinder in die Städte. Zwei Regimenter Kaval-
lerie gingen nach dem Kriegsschauplätze ab. Die Un-
ruhen sollen wegen eines von einem Indianer began-
genen Mordes entstanden sein. Der Stamm habe den
Mörder nicht ausliefern wollen.
* Petersburg, 1. Juni. Der Gegenbesuch
der Präsidenten Faure in Rußland soll, wie
der Swjet und der Grashdanin nunmehr bestätigen,
definitiv im Laufe des Monats Juli erfolgen. Gleich-
zeitig melden die russischen Blätter, daß die Ankunft
der deutschen Kaisers in Petersburg Ende
August erfolgen werde, da Kaiser Wilhelm den großen
Manöoern bei Velostow und Lomza, welche um diese
Zeit statlfinden, beiwohnen werde.
Vom Kriegsschauplatz.
* Konstantinopel, 1. Juni. Eine ganz uu-
gereimte Haltung nimmt die griechische Regie-
rung ein. Anfangs glaubte man noch, die Meldung
der Pariser Temp» für eine» schlechten Scherz halten
zu dürfen, daß nämlich Griechenland weder zur Zah-
lung einer Kriegsentschädigung noch zu der kleinsten
Grenz Regulirung geneigt sei. Jetzt wird aus Wien
die rein ablehnende Antwort Griechenlands bestätigt.
Wie sich nun damit reimt, daß die griechische Regie-
rung den Mächten es ganz überlassen hat, den Frie-
den herbeizuführen, das vermag ein normaler Mensch
nicht zu beantworten. Die griechische Regierung, die
doch Anlaß zur größten Bescheidenheit und Dankbar-
keit dafür hätte, daß die Mächte für Griechenland
vom türkischen Sieger retten wollen, was zu retten
ist, setzt sich ihren Wohlthätern gegenüber auch noch
auf das hohe Pferd und erklärt durch den Mund
ihres Präsidenten Ralli, daß Griechenland sich nicht
verpflichtet fühle, zur Erleichterung der Durchführung
des europäischen Programmes beizutragen, und daß
sich Griechenland in dieser Angelegenheit (eS ist Kreta
gemeint) nicht darauf einlassen könne, den Gendarm
Europa'- zu spielen.
Diese Sprache, die an einen frechen Spatz erinnert,
wirkt in ihrer Selbstüberhebung höchst komisch; schwer
aufs Haupt geschlagen sind die Griechen, doch noch
nicht auf den Mund geschlagen. Wenn sie sich nicht
manierlicher zeigen, dann tritt die von St. Petersburg
ausgesprochene Drohung in Kraft, daß man sie ihrem
Schicksal, d. h. den Türken überlassen werde, u. diese
würden sie schon stumm machen. Dieses Schicksal
wird von der griechischen Regierung förmlich heraus-
gefordert und die Türkei richtet sich auch schon auf
dessen Vollziehung ein.

Aus Baden.
Heidelberg, 2. Juni.
----- Die Jesuiten «ach dem Zengnitz bernhm
ter Männer." So lautet der Titel eines im Jahre
1891 bei Pustet in zweiter Auflage erschienenen
Büchleins, welches wir gerade in heutiger Zeit den
Feinden der Jesuiten, sofern denselben daran gelegen
ist, sich ein gerechtes Urtheil zu bilden, zur Belehrung
empfehlen möchten. Statt der vielen Zeugnisse,
welche in diesem Buche für die Jesuiten enthalten
sind, sei hier nur ein einziger angeführt, dar von
Albrecht V., Herzog von Bayern. Dieser edle, um
Bayern (namentlich um Kunst und Wiessenschaft)
hochverdiente Regent schrieb am 19. Juli 1573: „Wir
sind in unserm Leben vielfältig daran gewöhnt worden,
daß man den Vätern der Socielät Jesu nicht allein die
abscheulichsten, sondern auch die aberwitzigsten und
ungereimtesten Dinge unter den gemeinen Mann streut
und gar viele ernsthafte Männer gelehrte» u. hohen
Standes daran unbesehen glauben. Und doch muß
der Wahrheit zur Steuer gesagt werden, daß alle

solche Dinge fürwitzige und schändliche Erdichtung
sind, als man, so man der Sache auf den Grund E
allweg befindet. Wir und männiglich haben aM
nicht anders befunden, denn daß die Väter der w
lichen Societät in diesen unfern letzten Zeiten a»e !
gethan haben und thun zur Pflanzung von Recht un
Gerechtigkeit, Auferbauung christlichen Volke- dlM
Lehr und Predigt, Dienst in den Spitälern nnd uw
Gütigkeit gegen die Armen und Aussätzigen, da- »
Alls- vor aller Augen, aber eS hilft Nich'^
nicht bei den unserer hl. Religl»
Widerwärtigen. Und ist man selber, so A
die Väter in ihren löblichen Werken schützt, ein Sie
des Anstoßes und geht eS weidlich über einen Hel'
weiß nicht, was man Alles erdichtet." DaS, M»
Herzog Albrecht V. schon vor mehr als 300 Jah^
sagte, gilt genau auch heute noch. Wer hat »»
Recht, Herzog Albrecht V. und so viele gelehr»'
einsichtsvolle Männer aus allen Ständen,
die Verleumder des Jesuitenordens? Die AntivM
auf diese Frage dürfte Jedem, dec verständigen »»
vorurtheilsfceien Sinnes ist, nicht schwer fallen.

33636,
46571,
113307
9912. 66222, 119401,
1090g, 55912,62858,114309,
118130, 119428,

Aus Nah und Fern.
Nachrichten für diese Rubrik sind uns jederzeit willkommen.
«osten «erden stet» sofort ersetzt.)
* Heidelberg, 2, Juni. (Muthmaßliches W-tt-r U
Donnerstag, den 3. Juni.) Größtentbeils trockenes
beitereS, aber auch zu vereinzckten Gewittern geneigt
Wetter in Aussicht zu nehmen. , .,»
* Heidelberg, 2, Juni- Der Großherzog hat A.
Hauptlehrern Daniel Kupferschmid in DonaueschE'.
Xaver Stocker in Ebringen, Zeno Kratzer in Konstanz
Verdienftkreuz vom Zähringer Löwen verliehen. .»
1 Heidelberg, 2. Juni. Variete zum Zwi n «s c
Ein vollständig neues Künftlerperfonal trat gestern
zum ersten Male auf und scheint die Direktion Hansu
einen guten Ersatz iür die geschiedenen Kräfte gefunden »
haben. Die ersten Nummern find die Excentrics BowU
Girls, sodann folgt ein vorzüglicher Humorist, Herr Sepe
Werner, als Novität tritt Str Isaaks de St. VincE
Westindien Nsgro Excmtric-Dances auf. In der ziE»,
Abtheilung Product« sich Mr. Alberti, der kleinste RA
turner auf hoher Pyramide, nachdem einBurlesque-OA"»
tette »The American Stars" den Schluß bildet; alsdan
der Little Armin als phänomenaler Jnstrumental-Birtnat
Ueber die Leistungen des neuen Ensembles folgt noch e>
besonderer Bericht. ...»
* Heidelberg, 2. Juni. Bei der gestern statt gehabt
Gewinnziehung der Grotzh. Badischen Ipcozentigen Ps.r,
mien-Obligationen von 1867 fielen auf nachstebe»"
Nummern die 14 höchsten Treffer:
300 000 M. aus Nr. 66242,
48 000 „ """""
18000 .
4800 „
2 400 „
1200 ,
* Heidelberg, 2. Juni. 3 Individuen wurden wE
stellenlose« Umherziehens und Entwendung von FeldfrMfi
verhaftet. — Ein Bäckergeselle kam wegen Thätlichksit E
ein Student wegen Anzündens 'einer Garlaterne
Anzeige.
* Heidelberg, 2. Juni. f(Ichösfengerichtssr»
ung vom 31. Mai. 1. Adam Walz von Falzengesät «E
Uebertretung des 3M" R-St.-G.-B. 6 M. GelostE
2. Mathias Ehrhard in Dossenheim wurde von der ew
klage wegen Ucbcrtrtg. der Sonntagsruhe freigespcoE
3. Michael Kapp, Taglödner hier, wegen Übertretung
Jmpfgesetzrs 5 Mk. Geldstrafe. 4 Jakob Kcamps, E
hier, wegen Ruhestörung 5 Mark Geldstrafe. 5.»WilhrU
Bappert hier wegen Ruhestörung und Tätlichkeiten A
M. Geldstrafe. 6. Georg Wolf, Taglöhner hier, und W»,
Helm Belzner, Steinhauer hier, wegen Tätlichkeiten l-*
Tage Haft. 7. Peter Huckele hier wegen Thätlichkerts"
14 Tage Haft und 5 M Geldstrafe. 8. Joh. Adam
hier wegen Ruhestörung 3 Tage Hast. 9. Die Verhäng
lung gegen Philipp Rupp Ehefrau hier angeklagt wegs"
Beleidigung des Fr. Huber, wurde durch Vergleich erledig

-K HandschnhSheim, 1. Juni. In ihrer gl'
steigen Nummer theilteu Sie die Namen der Herr» M»,
die dieser Jahr die Priesterweihe empfangen; d»
Zahl der zu Weihenden ist eine sehr erfreuliche. Auch
unser Ort hat das hohe Glück, in diesem Jahre eine
Primiz zu seiern, nämlich die der Herrn Karl He»'
Unsere kath. Gemeinde wird gewiß aller aufbiete»,
diesen Tag zu einem würdigen zu gestalten. -
Neckargemünd, 1. Juni. Herr WeihbiM
Dr. Fr. JustuS Knecht ist am letzten Samstag
Vornahme der Einweihung der Kirche und Altäre M
unserer Stadt eingezogen. Am Bahnhof wurde dec
hohe Herr durch eine Abordnung begrüßt und soda»»
in unsere prachtvoll geschmückte Kirche geleitet-
Am Abend versammelten sich die Mitglieder deS Ea"
cilienvereinS vor dem Pfarrhause und sangen einige
Lieder. Der Vorstand des Vereins, Herr KunstmE
lenbesitzer Josef Werner hielt eine Ansprache, wora»i
vom Herrn Bischof in schönen Worten gedankt wurde'
Am Sonntag Vormittag fand die Einweihung dec
Kirche und Altäre statt, bei der Herr Bischof eim
schöne Predigt hielt. Abends war ein Bankett
Gasthaus zum Pflug, an dem der hohe Herr auA
Theil genommen. Er dankte bei diesem Anlaß 1»^
den freundlichen Empfang, der ihm von der ganze»
Bevölkerung ohne Unterschied der Confessio» zu The»
wurde und brachte zum Schluß ein Hoch auf urfiere
Stadt aus. Den Neckargemünder» werden die EM-
weihnngSfeierlichkeiten, die vom Wetter sehr gut de«
günstigt waren, noch lange in froher und frommer
Erinnerung bleiben. Möge sich der Friede, der h»r
 
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