otksblatt
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
gegen, um gemeinsam über weitere Schritte berathen
zu können, und bitte Christus unfern Herrn um Er-
höruug all Ihrer Wünsche und Anliegen.
Rom, den 15. April 1897.
Ew. Bischöflischeu Gnaden
ergebenster Mitbruder
DominicuS Cardinal Jacobini.
DaS begeisterte Wo t deS hohen Kirchenfürften
wird reiche Früchte tragen, so daß Hirten und
Völker der ganzen katholischen Welt ein-
müthig sich erheben, um auf eine möglichst feierliche
und würdige Weise Zeuzniß abzulegen von ihrer
Liebe und ihrem Glauben an den göttlichen
Erlöser. Wir wünschen, daß überall nationale
Ausführungskomitees entstehen, daß eine jede Diözese
ihren Vertreter habe, daß die Thätigkeit deS interna-
tionalen Komitees, unterstützt von so zahlreichen kräf«
tigen Armen, mit jener vollkommenen Einigkeit deS
Strebens und deS Zieles sicher entfalte, welche allein
sichere Hoffnung aus glänzende Erfolge verleiht.
Druch Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Herdelberg,
Lwingerktraßr 7.
Deutsches Reich.
* Berlin, 7. Mai. Beim Reichskanzler Fürsten
Hohenlohe findet am 12. Mai ein größeres diploma-
tisches Diner statt, wozu außer den Botschafter und
Gesandten auch zahlreiche Mitglieder der Hofgesell-
schaft geladen sind.
* Darmstadt, 7. Mai. Die Großherzogin ist
kurz nach 12 Uhr hier eingetroffen und am Bahn-
hofe vom Grobherzog und der Prinzessin-Tockter
Elisabeth empfangen worden.
* Gera, 7. Mai. Der frühere Staatsminister
Bollert ist am Gehirnschlag im siebzigsten Jahre ge-
storben.
Für die Monate
Mai und Juni
IHrnen immer noch alle Postämter Bestellungen auf
täglich erscheinende Zeitung
.Pfälzer Bolksblatt"
(wit der wöchentlichen Gratisbeilage „Der Sonntags-
^te",) sowie unsere Expedition Heidelberg
Hlviugerstraße 7 entgegen.
Expedition des „Pfälzer Volksblstt".
Heidelberg, Zwingerstraße 7.
^scheint tSgNch mit Ausnahme der Sonn- u. , , Inserat« die 1-spaltige Petitzeile oder deren" Raum
E^UnterME ElMli. Prwawnzeigen^
veidelbera monatlich KV H mit Trägerlohn, durch «l l ' Rabattbewrlsigung.
_die Post bezogen Viertels, 1.60 franco.,Vxp-diti-n: Zwingerftratze 7.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 7. Mai.
Präsident v. Buol theilt vor Eintritt in die Tages-
ordnung mit, daß dem Reichstag für seine Bibliothek
eine weitere Marinetabelle von Seiner Majestät dem
Kaiser überwiesen worden sei; ein Vergleich der deut-
schen Flotte von 1896 mit der von 1896 mit der
Ueberschrift: „Einst und jetzt." Sie haben vorläufig
in der Wandelhalle Platz gefunden'
1. Gegenstand der Tagesordnung: Dritte Be-
rathung des Antrages Colaus u. Gen. auf Einführ-
ung der allgemeinen gleichen, direkten und geheimen
Wahlrechtes für die Wahlen zum Landesausschuß
von Elsaß Lothringen.
man ihr ihn nicht als Cavalier gegeben. Doch aber war
es so eingencht-t worden, daß er neben sie zu sitzen kam.
Anna's Herz pochte laut, als sie ihn erblickte. Ja, daS
war er — Robert Tiefenbach! - . . Ernst «ar er stets ge-
wesen, jetzt schien er noch ernster geworden. Wohl unterhielt
er sich lebhaft mit seiner schönen Nachbarin; aber in sei-
nem Gesichte war nichts von jenem glückseligen Ausdruck
zu entdecken, d-r damals dasselbe verklärte, als er so oft
mit ihr sich unterhalten hatte. Ja, damals! Nun, Alle wa-
ren ja älter und ruhiger geworden in den langen Jahren.
Damals war es eben ein augenblickliches Ausflackern ge-
wesen ; jetzt würde seine Liebe wohl eia ruhiges, still glim-
mendes Feuer sein, genügend, sein und Elisabeth'- ganze-
Leben zu erwärmen. Er sah nicht zu ihr herüber, und er
würde sie, la er kurzsichtig war, auch kaum erkannt haben,
wenn er sic bemerkt hätte. Wie albern war sie doch gewesen,
sich vor diesem Zusammentreffen mit ihm zu fürchten! Ec
würde ja gar nicht erfahren, daß er mit ihr unter einem
Dache sei; und sollte er auch durch einen Zufall auf ihr
Dasein aufmerksam gemacht werden — für ihn war sie ja
vergessen und verschollen, für ihn hatte sie aufgehört zu sein.
Das Diner dünkte chr endlos; endlich «ar es vorüber,
und die Gesellschaft zerstreute sich. Die älteren Leute «ahme«
auf einem schattigen, mit Gruppen fremdländischer Ge-
wächse geschmückten Platz in der Näh: des Schlosses den
Kaffee em, während die Jugend sich in den Park begab,
um mit allerlei Spielen sich die Zeit zu vertreiben.
Anna sprach die Absicht aus, mit ihrem Zögling so-
fort sich zurückzuziehen. Das war jedoch nicht nach Martha'S
Geschmack. Diese umschmeichelte ihre« Vater, bis sie von
ihm die Erlaubniß erhielt, eine Zeit lang das Spiel mit-
machen zu dürfen. Anna, der daran gelegen »ar, sich mög-
lichst fern von Elisabeth zu halten, suchte ein st-lle- Plätz-
chen ausfindig zu machen, von dem auS es ihr möglich
würde, das Kind zu beobachten, ohne selbst von der mun-
teren Schaar gesehen zu werden. Unter mächtigen Buchen,
am Au-gange des Gartens in den Park, waren einige
Bänke ausgestellt. Dort saß sie lange einsam und unbeachtet,
dre Entmuthigung zu bekämpfen, die sich ihrer bemächtige«
wollte. (Fortsetzung folgt-)
HMgungsfeier zu Ehren unseres Erlösers.
. Mit Zustimmung des heiligen Vaters in Rom ist
internationales Comitee zusammengetreten, um am
Schlüsse deS gegenwärtigen und zu Beginn deS
Mrnenden Jahrhunderts eine HuldigungS-
'*ier zu Ehren des Welterlösers zu
<rri sta lt en. DaS ganze Vorhaben fand den
Abfall deS hl. Vaters; ja, um der Thätigkeit des
Gunters größere Ausbreitung und reicheren Erfolg
sichern, geruhte Se. Heiligkeit zu dessen Ehren-
Msidenten den Cardinal D. Jacobini zu ernennen,
A mit allen Hochwürdigsten Herrn Patriarchen, Erz-
schüfen und Bischöfen in dem folgenden Briefe be-
in Verbindung getreten ist.
Hochwürdigster Herr Bischof!
Wie Ew. Bischöflichen Gnaden Wohl schon der-
^vmmen haben, hatten unlängst einige Männer von
Gewährter Frömmigkeit den Gedanken angeregt, es
achten alle über den Erdkreis zerstreuten Gläubigen
N Ende deS gegenwärtigen Jahrhunderts ihrer
jäkbe und Dankbarkeit gegen den unüberwindlichen
*rlöser des Menschengeschlechter in einer allgemeinen
"dd feierlichen Kundgebung Ausdruck verleihen.
2, Damit wollten sie dem Herzenswünsche unseres hl.
Katers Leo XIII. evtgegenkommen; dem Wunsche
HMich, daß der Schluß deS scheidenden und der
?Wnn des neuen Jahrhunderts durch Verherrlichung
Gotlmenschen JesuS Christus eine Weihe des
Dedens und der Eintracht erhalte.
Indvoll und freudvoll.
Novelle von L. v. Neid egg.
...Wieder versank sie in Nachdenken. Grollte sie ihm
Nein I Hätte er damals die Hetrath mit ihr gegen
Willen feines Vaters durchsetze« wollln, so hätte sie
Opfer mit Nachdruck zurückgewiesrv. Nicht, daß er ihr
,"Mt, sondern die Art, wie er eS gethan, hatte sie damals
L Ües verletzt- Aber auch das war jetzt veraeben. Liebte.sie
Aktiva noch? Er war nicht mehr das Idealbild ihrer
Aanntt, er war nicht der makellose Held, de» ihr Herz
Segen gejubelt batte; aber dies schwache, thörichre Herz,
so m versöhnlich stellte, da- sich selbst unversöhnlich
sMbte, sachte immer noch nach EntschuldigungSgründen
thn. ES vermochte nicht, sich ganz von ihm loSz»sagen,
Mwejge den», ihn ohne Marren einer Anderen sich zu-
"Enden z« sehe».
. Liner Andere« I Dari» lag eben der Stachel- Und daß
Uadr Elisabeth diese Andere sein mußte! Von ihrer
Wksikn Kindheit her schrieb sich die Abneigung zwischen
?.:,und der um zwei Jabre jüngeren Cousine. Damals
Unu die Familie« n-ch Verkehr mit einander gehabt;
Mei Jüngsten Ware» Spielgenosfinnen gewesen Schon
U lerer Zeit war es zu Tage getreten, daß Elisabeth deS
Merz Hochmuth und HerzenSkälte geerbt hatte. Ihr herri-
hatte sich selbst bei den kindlichen Spielen ac-
. ne» die ost mit erbitterten Kämpfe» »wischen den
^"Cousinen geendet hatten. Als daun ine Schwester
Maroni« von Neudinge», Gräfin WackerSreuth, gestor-
r," War, hatte der Gras Wackersreutü lange Jahre vor
^.Einscheidenden Katastrophe alle» Verkehr mit der Fa-
bin« 'eines Schwagers abgebrochen, und die Loufiuen
M L sich nicht mehr gesehen. Konnte eS Anna auch über
dringe«, de» Oheim zu verzeihen, da- Line hatte sie
N.M verwinden vermocht; daß Elisabeth kci« Wort des
Mauerns geäußert hatte, als der «»heilbar« Bruch er-
Ä»? war. Und nun sollte sie eS erlebe», daß unter ihren
dieselbe sich verlobte mit dem Manne, den sie selbst
dciß gesiebt.
«le stützte den Kopf in dre Hand; heiße Thrä«en perl-
Wdelbrrg, ZMU dm 9. W1897.
KZ Da jener Vorschlag den ungetheilten Beifall Seiner
Heiligkeit gefunden, so traten hier in Rom, um den-
selben zur Ausführung zu bringen, sofort Männer
allen Nationen zu einem Comitee zusammen, und der
heilige Vater geruhte, mich ohne jegliches Verdienst
zum Ehrenpräsidenten des ComiteeS zu ernennen.
Ich gestehe gerne, daß ich dieses ehrenvolle Amt
mit Freude und Eifer übernehme. WaS könnte mir
auch für den Rest meiner wenigen Tage angenehmer,
was theurer sein, als an der Verherrlichung unseres
Erlösers nach Kräften mitzuarbeiten, zumal am Schluffe
dieses Jahrhunderts.
Ich sage: am Schluffe dieses Jahrhunderts, indem
hochfahrende Männer, auf falsche Wiff-nichaft pochend,
in fieberhafter Aufregung sich nicht scheuten, die Grund-
lagen des ChristenthumS selbst anzutasten und die gött-
liche Person unseres Herrn als erfundene Fabel in
frevelhafter Verwegenheit hinzustellen. Solche Schmach
wieder gutzumachen, den Zorn Gottes durch Gebete
zu beschwichtigen und den Namen Jesu Christi, der
doch der Abglanz der Glorie und das Ebenbild der
Majestät Gortes ist, am Anfang eines neuen Säcu-
lums durch Lob und Preis zu verherrlichen, daS soll
unsere Sorge, das unser angelegentliches Bemühen sein.
So kann eS nicht fehlen, daß bei geeinten Kräften
Aller eine Festcsfeier zu Stande kommt, an welcher
alle Nationen in einmüthigem Jubel theilmhmen: die
einen durch namhafte Werke der Frömmigkeit und der
Sühne, die Gelehrten durch wissenschaftliche Abhand-
lungen, die Zeitschriften und Tagesblätt-r durch be-
lehrende u. begeisternde Artikel, und daS ganze Volk
durch offene Bezeugung der Liebe und Anhänglichkeit
gegen den Heiligen Vater.
So wird die verstärkte Eintracht der Herzen, die
wunderbare Einheit der Kirche, die innigste Verbindung
der Gläubigen mit dem Oberhaupte der Christenheit um
so glänzender zu Tage treten, und, was die Hauptsache
ist, unter dem hocherhobenen Siegesbanner des Kreuze-,
in dem allein Heil liegt, wird auch die menschliche
Gesellschaft in allen Ländern aus den drohenden Ge-
fahren des Unterganges siegreich hervorgehen und im
neuen Jahrhundert die Pfade des Friedens und des
Glücke- froh beschreiten.
Ich hege die frohe Hoffnung, das Ew. Bischöfli-
chen Gnaden wie alle übrigen Hochwürdigsten Herren
mir und dem Comitee zu Rom Ihren thatkräftigen
Beistand gütigst gewähren und vor Allem der baldig-
sten Errichtung eines Diöcesan-ComiteeS Hochdero
aufrichtige Sorge widmen wollen.
Inzwischen sehe ich ergebenst Ihrer Antwort ent-
ten über ihre Finger. Mit festem Entschlüsse, auch diese
neue Prüfung gelaßen zu ertrage», unterdrückte sie jedoch
ihre Bewegung, erhob sich und suchte ihr Lager auf. We-
nig würde sie in ihrer untergeordneten Stellung m>t dem
Grafen und Elisabeth in Berührung kommen, sagte sie sich
mit bitterem Lächeln. Kam sie ja seit jener stürmischen
Crocketpartie nur mehr bei den Mahlzeiten mit dem jungen
Mädchen zusammen; denn die gemeinsamen Spiele hatten
seit jenem Tage aufgchört. War erst Elisabeth verlobt, so
würde diese Ebersburg gewiß bald verlassen, und zu ihrem
Vater znrückkehcen, daun war ja das Schlimmste bald vor-
über. .Es ist aber rin bitterer Tropfen mehr ia meinem
Kelche ft dachte sie. .DaS Herz zum Herrn empor! Ob Lust,
ob Schmerz, Alles geht vorüber. In meine Haud ist es ge-
legt, ob das Eine oder Andere für mich zum Segen aus-
schlagen soll. Also muthig vorwärts, in Gottes Namen ft
Als sie endlich einschlief, hatte sie ihr rebellisches Herz
zur Ruhe gesprochen: ein friedlicher Ausdruck lag auf ihren
Zügen, ein Lächeln der Entsagung umspielte ihren Mund-
7.
Der von Martha so sehnsüchtig herbeigewünschte Au-
genblick war gekommen — das Festmahl sollte beginnen.
Paarweise traten Sie Gäste in den Speisesaal, indessen
einer Ecke in bescheidener Zurückhaltung die Erzieherin mit
ihrem Zögling stand. Man setzte sich zu Tisch. Während
Anna bleich und die Augen kaum von ihrem Teller erhe-
bend da saß, sah die kleine Martha ganz strahlend aus
und ließ die Blicke rastlos umherschweifen. Sie beobachtete
Alle- und machte halblaut über Alle- ihre Bemerkungen.
Plötzlich stieß sie die Erzieherin an: »Sehen Sie Elisa-
beth ?" fragte sie leise.
Anna blickte auf. Ja, dort saß Elisabeths schön und
stolz wie eise Königin. JKr schwarzes Haar hatte sie heute
wie ein dunkles Diadem über dcr Stirne geordnet; rothe
Blumen leuchteten daraus hervor. Eine zarte Röthe schim-
merte aus ihren Wange»; aus den sonst io seelenlosen Au-
gen sprach Befriedigung und Zuversicht, sogar ein wärme-
re» Gefühl. Neben ihr saß Graf Tiefendach. Zu Tische
geführt hatte er sie nicht; um Aussehen zu vermeiden, hatte
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
gegen, um gemeinsam über weitere Schritte berathen
zu können, und bitte Christus unfern Herrn um Er-
höruug all Ihrer Wünsche und Anliegen.
Rom, den 15. April 1897.
Ew. Bischöflischeu Gnaden
ergebenster Mitbruder
DominicuS Cardinal Jacobini.
DaS begeisterte Wo t deS hohen Kirchenfürften
wird reiche Früchte tragen, so daß Hirten und
Völker der ganzen katholischen Welt ein-
müthig sich erheben, um auf eine möglichst feierliche
und würdige Weise Zeuzniß abzulegen von ihrer
Liebe und ihrem Glauben an den göttlichen
Erlöser. Wir wünschen, daß überall nationale
Ausführungskomitees entstehen, daß eine jede Diözese
ihren Vertreter habe, daß die Thätigkeit deS interna-
tionalen Komitees, unterstützt von so zahlreichen kräf«
tigen Armen, mit jener vollkommenen Einigkeit deS
Strebens und deS Zieles sicher entfalte, welche allein
sichere Hoffnung aus glänzende Erfolge verleiht.
Druch Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Herdelberg,
Lwingerktraßr 7.
Deutsches Reich.
* Berlin, 7. Mai. Beim Reichskanzler Fürsten
Hohenlohe findet am 12. Mai ein größeres diploma-
tisches Diner statt, wozu außer den Botschafter und
Gesandten auch zahlreiche Mitglieder der Hofgesell-
schaft geladen sind.
* Darmstadt, 7. Mai. Die Großherzogin ist
kurz nach 12 Uhr hier eingetroffen und am Bahn-
hofe vom Grobherzog und der Prinzessin-Tockter
Elisabeth empfangen worden.
* Gera, 7. Mai. Der frühere Staatsminister
Bollert ist am Gehirnschlag im siebzigsten Jahre ge-
storben.
Für die Monate
Mai und Juni
IHrnen immer noch alle Postämter Bestellungen auf
täglich erscheinende Zeitung
.Pfälzer Bolksblatt"
(wit der wöchentlichen Gratisbeilage „Der Sonntags-
^te",) sowie unsere Expedition Heidelberg
Hlviugerstraße 7 entgegen.
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Heidelberg, Zwingerstraße 7.
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veidelbera monatlich KV H mit Trägerlohn, durch «l l ' Rabattbewrlsigung.
_die Post bezogen Viertels, 1.60 franco.,Vxp-diti-n: Zwingerftratze 7.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 7. Mai.
Präsident v. Buol theilt vor Eintritt in die Tages-
ordnung mit, daß dem Reichstag für seine Bibliothek
eine weitere Marinetabelle von Seiner Majestät dem
Kaiser überwiesen worden sei; ein Vergleich der deut-
schen Flotte von 1896 mit der von 1896 mit der
Ueberschrift: „Einst und jetzt." Sie haben vorläufig
in der Wandelhalle Platz gefunden'
1. Gegenstand der Tagesordnung: Dritte Be-
rathung des Antrages Colaus u. Gen. auf Einführ-
ung der allgemeinen gleichen, direkten und geheimen
Wahlrechtes für die Wahlen zum Landesausschuß
von Elsaß Lothringen.
man ihr ihn nicht als Cavalier gegeben. Doch aber war
es so eingencht-t worden, daß er neben sie zu sitzen kam.
Anna's Herz pochte laut, als sie ihn erblickte. Ja, daS
war er — Robert Tiefenbach! - . . Ernst «ar er stets ge-
wesen, jetzt schien er noch ernster geworden. Wohl unterhielt
er sich lebhaft mit seiner schönen Nachbarin; aber in sei-
nem Gesichte war nichts von jenem glückseligen Ausdruck
zu entdecken, d-r damals dasselbe verklärte, als er so oft
mit ihr sich unterhalten hatte. Ja, damals! Nun, Alle wa-
ren ja älter und ruhiger geworden in den langen Jahren.
Damals war es eben ein augenblickliches Ausflackern ge-
wesen ; jetzt würde seine Liebe wohl eia ruhiges, still glim-
mendes Feuer sein, genügend, sein und Elisabeth'- ganze-
Leben zu erwärmen. Er sah nicht zu ihr herüber, und er
würde sie, la er kurzsichtig war, auch kaum erkannt haben,
wenn er sic bemerkt hätte. Wie albern war sie doch gewesen,
sich vor diesem Zusammentreffen mit ihm zu fürchten! Ec
würde ja gar nicht erfahren, daß er mit ihr unter einem
Dache sei; und sollte er auch durch einen Zufall auf ihr
Dasein aufmerksam gemacht werden — für ihn war sie ja
vergessen und verschollen, für ihn hatte sie aufgehört zu sein.
Das Diner dünkte chr endlos; endlich «ar es vorüber,
und die Gesellschaft zerstreute sich. Die älteren Leute «ahme«
auf einem schattigen, mit Gruppen fremdländischer Ge-
wächse geschmückten Platz in der Näh: des Schlosses den
Kaffee em, während die Jugend sich in den Park begab,
um mit allerlei Spielen sich die Zeit zu vertreiben.
Anna sprach die Absicht aus, mit ihrem Zögling so-
fort sich zurückzuziehen. Das war jedoch nicht nach Martha'S
Geschmack. Diese umschmeichelte ihre« Vater, bis sie von
ihm die Erlaubniß erhielt, eine Zeit lang das Spiel mit-
machen zu dürfen. Anna, der daran gelegen »ar, sich mög-
lichst fern von Elisabeth zu halten, suchte ein st-lle- Plätz-
chen ausfindig zu machen, von dem auS es ihr möglich
würde, das Kind zu beobachten, ohne selbst von der mun-
teren Schaar gesehen zu werden. Unter mächtigen Buchen,
am Au-gange des Gartens in den Park, waren einige
Bänke ausgestellt. Dort saß sie lange einsam und unbeachtet,
dre Entmuthigung zu bekämpfen, die sich ihrer bemächtige«
wollte. (Fortsetzung folgt-)
HMgungsfeier zu Ehren unseres Erlösers.
. Mit Zustimmung des heiligen Vaters in Rom ist
internationales Comitee zusammengetreten, um am
Schlüsse deS gegenwärtigen und zu Beginn deS
Mrnenden Jahrhunderts eine HuldigungS-
'*ier zu Ehren des Welterlösers zu
<rri sta lt en. DaS ganze Vorhaben fand den
Abfall deS hl. Vaters; ja, um der Thätigkeit des
Gunters größere Ausbreitung und reicheren Erfolg
sichern, geruhte Se. Heiligkeit zu dessen Ehren-
Msidenten den Cardinal D. Jacobini zu ernennen,
A mit allen Hochwürdigsten Herrn Patriarchen, Erz-
schüfen und Bischöfen in dem folgenden Briefe be-
in Verbindung getreten ist.
Hochwürdigster Herr Bischof!
Wie Ew. Bischöflichen Gnaden Wohl schon der-
^vmmen haben, hatten unlängst einige Männer von
Gewährter Frömmigkeit den Gedanken angeregt, es
achten alle über den Erdkreis zerstreuten Gläubigen
N Ende deS gegenwärtigen Jahrhunderts ihrer
jäkbe und Dankbarkeit gegen den unüberwindlichen
*rlöser des Menschengeschlechter in einer allgemeinen
"dd feierlichen Kundgebung Ausdruck verleihen.
2, Damit wollten sie dem Herzenswünsche unseres hl.
Katers Leo XIII. evtgegenkommen; dem Wunsche
HMich, daß der Schluß deS scheidenden und der
?Wnn des neuen Jahrhunderts durch Verherrlichung
Gotlmenschen JesuS Christus eine Weihe des
Dedens und der Eintracht erhalte.
Indvoll und freudvoll.
Novelle von L. v. Neid egg.
...Wieder versank sie in Nachdenken. Grollte sie ihm
Nein I Hätte er damals die Hetrath mit ihr gegen
Willen feines Vaters durchsetze« wollln, so hätte sie
Opfer mit Nachdruck zurückgewiesrv. Nicht, daß er ihr
,"Mt, sondern die Art, wie er eS gethan, hatte sie damals
L Ües verletzt- Aber auch das war jetzt veraeben. Liebte.sie
Aktiva noch? Er war nicht mehr das Idealbild ihrer
Aanntt, er war nicht der makellose Held, de» ihr Herz
Segen gejubelt batte; aber dies schwache, thörichre Herz,
so m versöhnlich stellte, da- sich selbst unversöhnlich
sMbte, sachte immer noch nach EntschuldigungSgründen
thn. ES vermochte nicht, sich ganz von ihm loSz»sagen,
Mwejge den», ihn ohne Marren einer Anderen sich zu-
"Enden z« sehe».
. Liner Andere« I Dari» lag eben der Stachel- Und daß
Uadr Elisabeth diese Andere sein mußte! Von ihrer
Wksikn Kindheit her schrieb sich die Abneigung zwischen
?.:,und der um zwei Jabre jüngeren Cousine. Damals
Unu die Familie« n-ch Verkehr mit einander gehabt;
Mei Jüngsten Ware» Spielgenosfinnen gewesen Schon
U lerer Zeit war es zu Tage getreten, daß Elisabeth deS
Merz Hochmuth und HerzenSkälte geerbt hatte. Ihr herri-
hatte sich selbst bei den kindlichen Spielen ac-
. ne» die ost mit erbitterten Kämpfe» »wischen den
^"Cousinen geendet hatten. Als daun ine Schwester
Maroni« von Neudinge», Gräfin WackerSreuth, gestor-
r," War, hatte der Gras Wackersreutü lange Jahre vor
^.Einscheidenden Katastrophe alle» Verkehr mit der Fa-
bin« 'eines Schwagers abgebrochen, und die Loufiuen
M L sich nicht mehr gesehen. Konnte eS Anna auch über
dringe«, de» Oheim zu verzeihen, da- Line hatte sie
N.M verwinden vermocht; daß Elisabeth kci« Wort des
Mauerns geäußert hatte, als der «»heilbar« Bruch er-
Ä»? war. Und nun sollte sie eS erlebe», daß unter ihren
dieselbe sich verlobte mit dem Manne, den sie selbst
dciß gesiebt.
«le stützte den Kopf in dre Hand; heiße Thrä«en perl-
Wdelbrrg, ZMU dm 9. W1897.
KZ Da jener Vorschlag den ungetheilten Beifall Seiner
Heiligkeit gefunden, so traten hier in Rom, um den-
selben zur Ausführung zu bringen, sofort Männer
allen Nationen zu einem Comitee zusammen, und der
heilige Vater geruhte, mich ohne jegliches Verdienst
zum Ehrenpräsidenten des ComiteeS zu ernennen.
Ich gestehe gerne, daß ich dieses ehrenvolle Amt
mit Freude und Eifer übernehme. WaS könnte mir
auch für den Rest meiner wenigen Tage angenehmer,
was theurer sein, als an der Verherrlichung unseres
Erlösers nach Kräften mitzuarbeiten, zumal am Schluffe
dieses Jahrhunderts.
Ich sage: am Schluffe dieses Jahrhunderts, indem
hochfahrende Männer, auf falsche Wiff-nichaft pochend,
in fieberhafter Aufregung sich nicht scheuten, die Grund-
lagen des ChristenthumS selbst anzutasten und die gött-
liche Person unseres Herrn als erfundene Fabel in
frevelhafter Verwegenheit hinzustellen. Solche Schmach
wieder gutzumachen, den Zorn Gottes durch Gebete
zu beschwichtigen und den Namen Jesu Christi, der
doch der Abglanz der Glorie und das Ebenbild der
Majestät Gortes ist, am Anfang eines neuen Säcu-
lums durch Lob und Preis zu verherrlichen, daS soll
unsere Sorge, das unser angelegentliches Bemühen sein.
So kann eS nicht fehlen, daß bei geeinten Kräften
Aller eine Festcsfeier zu Stande kommt, an welcher
alle Nationen in einmüthigem Jubel theilmhmen: die
einen durch namhafte Werke der Frömmigkeit und der
Sühne, die Gelehrten durch wissenschaftliche Abhand-
lungen, die Zeitschriften und Tagesblätt-r durch be-
lehrende u. begeisternde Artikel, und daS ganze Volk
durch offene Bezeugung der Liebe und Anhänglichkeit
gegen den Heiligen Vater.
So wird die verstärkte Eintracht der Herzen, die
wunderbare Einheit der Kirche, die innigste Verbindung
der Gläubigen mit dem Oberhaupte der Christenheit um
so glänzender zu Tage treten, und, was die Hauptsache
ist, unter dem hocherhobenen Siegesbanner des Kreuze-,
in dem allein Heil liegt, wird auch die menschliche
Gesellschaft in allen Ländern aus den drohenden Ge-
fahren des Unterganges siegreich hervorgehen und im
neuen Jahrhundert die Pfade des Friedens und des
Glücke- froh beschreiten.
Ich hege die frohe Hoffnung, das Ew. Bischöfli-
chen Gnaden wie alle übrigen Hochwürdigsten Herren
mir und dem Comitee zu Rom Ihren thatkräftigen
Beistand gütigst gewähren und vor Allem der baldig-
sten Errichtung eines Diöcesan-ComiteeS Hochdero
aufrichtige Sorge widmen wollen.
Inzwischen sehe ich ergebenst Ihrer Antwort ent-
ten über ihre Finger. Mit festem Entschlüsse, auch diese
neue Prüfung gelaßen zu ertrage», unterdrückte sie jedoch
ihre Bewegung, erhob sich und suchte ihr Lager auf. We-
nig würde sie in ihrer untergeordneten Stellung m>t dem
Grafen und Elisabeth in Berührung kommen, sagte sie sich
mit bitterem Lächeln. Kam sie ja seit jener stürmischen
Crocketpartie nur mehr bei den Mahlzeiten mit dem jungen
Mädchen zusammen; denn die gemeinsamen Spiele hatten
seit jenem Tage aufgchört. War erst Elisabeth verlobt, so
würde diese Ebersburg gewiß bald verlassen, und zu ihrem
Vater znrückkehcen, daun war ja das Schlimmste bald vor-
über. .Es ist aber rin bitterer Tropfen mehr ia meinem
Kelche ft dachte sie. .DaS Herz zum Herrn empor! Ob Lust,
ob Schmerz, Alles geht vorüber. In meine Haud ist es ge-
legt, ob das Eine oder Andere für mich zum Segen aus-
schlagen soll. Also muthig vorwärts, in Gottes Namen ft
Als sie endlich einschlief, hatte sie ihr rebellisches Herz
zur Ruhe gesprochen: ein friedlicher Ausdruck lag auf ihren
Zügen, ein Lächeln der Entsagung umspielte ihren Mund-
7.
Der von Martha so sehnsüchtig herbeigewünschte Au-
genblick war gekommen — das Festmahl sollte beginnen.
Paarweise traten Sie Gäste in den Speisesaal, indessen
einer Ecke in bescheidener Zurückhaltung die Erzieherin mit
ihrem Zögling stand. Man setzte sich zu Tisch. Während
Anna bleich und die Augen kaum von ihrem Teller erhe-
bend da saß, sah die kleine Martha ganz strahlend aus
und ließ die Blicke rastlos umherschweifen. Sie beobachtete
Alle- und machte halblaut über Alle- ihre Bemerkungen.
Plötzlich stieß sie die Erzieherin an: »Sehen Sie Elisa-
beth ?" fragte sie leise.
Anna blickte auf. Ja, dort saß Elisabeths schön und
stolz wie eise Königin. JKr schwarzes Haar hatte sie heute
wie ein dunkles Diadem über dcr Stirne geordnet; rothe
Blumen leuchteten daraus hervor. Eine zarte Röthe schim-
merte aus ihren Wange»; aus den sonst io seelenlosen Au-
gen sprach Befriedigung und Zuversicht, sogar ein wärme-
re» Gefühl. Neben ihr saß Graf Tiefendach. Zu Tische
geführt hatte er sie nicht; um Aussehen zu vermeiden, hatte