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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

DOI issue:
August 1897
DOI article:
Nr. 189
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0773

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Mtzer Wksblatt


sicher werden uns die Guadenschätze des Himmels in
reichem Maße zufließen, wenn unsere Bitten durch das
Gebet desjenigen am Throne Gottes unterstützt werden,
der schon während seiner irdischen Pilgerfahrt allezeit
ein so treuer und mächtiger Fürsprecher seiner gelieb-
ten Deutschen gewesen ist.
Nicht einem Jeden von uns ist es überdies ver-
gönnt, seine Stimme im öffentlichen Leben für die
Freiheit unserer Orden, für die Freiheit des christ-
lichen Unterrichts, für die Wiederherstellung der
GlcubenSeinheit zu erheben, und doch war nichts
nothwendiger und nichts dringender für unser armes,
religiös zerrissenes und bis in das Mark unseres
Volkes hinein erschüttertes Vaterland, als die Rück-
führung der Orden, die Freiheit des christlichen
Unterrichtss und die Einheit im Glauben.
Hier bei dieser nationalen Wallfahrt nun bietet
sich für Jeden — auch für den, dec sonst nicht im
öffentlichen Leben steht — die Gelegenheit, nicht nur
der Dankbarkeit für seinen Glauben, sondern auch
seinem Protest gegendieVergewaltigung
der Orden und der Freiheit des ch ri st.
lichen Unterrichts, sowie seinem Verlangen nach
endlicher Wiederherstellung der Einheit im Glauben
öffentlich und feierlich Ausdruck zu verleihen und zu-
gleich seine Wünsche in wirksamster Weise, nämlich
durch die unwiderstehliche Macht des
gemeinsamen, vonderKirchegesegneten
Gebetes zur Geltung zu bringen.
Also: Auf nach Freiburg i. Schweiz zum Grabe
unseres WohlthäierS. Möge Keiner, dem es irgend-
wie möglich ist, zurückblieben bei dieser feierlichen
Kundgebung des Glaubens, der Dankbarkeit und
Liebe. Möge keiner fehlen am Grobe des zweiten
Apostels der Deutschen. (Freiburger Bole.)

Deutsches Reich.
* München, 19. Aug. Das Gemeinde-Kollegium
bewilligte 30,000 Mark für die Ueberschwemmten;
davon sind 20,000 Mark für Bayern bestimmt.

8«Qon jetset
^huien alle Postanstalten und unsere Agenturen
Gestellungen auf das „Pfälzer Volks blatt" für
den Morale (September) an. Der Preis ist
^0 Pfennig vom Briefträger frei ins Haus
gebracht.
Dem „Pfälzer Volksblatt" wird jeden Sams'
dos 8seitige UrterhaltungSblatt
Der SonntagS-ote
deigegeben, welcher besonders für die Familie

Ausland.
* Paris, 18. Aug. Der Zweikampf des Prin-
zen von Orleans ist nicht, wie erst gemeldet war, mit
dem Säbel, sondern mit dem Degen ausgefochten
worden. Der Degen ist, wie der Straßb. Post ge-
schrieben wird, die in Frankreich allgemein übliche
„Margo schrieb noch am nämlichen Abend, und ihr
Vater besorgte den Brief zur Post."
Es verliefen vierzehn Tage und sie begann schon die
Hoffnung zu verlieren, eine Antwort auf ihren Brief zu
erhalten, als von Doornburg unerwartet mit einem Schrei-
ben heimkam. Sie hatte ihren Namen nicht genannt, son-
dern sich unter Litera D- H. Nachricht erbeten.
„Endlich!" ries sie und ritz schnell das Couvert ab.
Fritz beobachtete ihre Züge. Zuerst las sie mit steigender
Aufmerksamkeit, darauf kam ein Schatten über ihr Angesicht,
zuletzt war grobes Erstaunen darin ausgedrückt.
«Last Du den Poststempel nicht beachtet?" fragte sie.
„Um Dir die Wahrheit zu sagen, nein."
«Rathe nun einmal, von wem die Anfrage ausging."
„Wie kann ich das! Sag es nur rasch."
„Von Onkel Adelbert."
„Nicht möglich, Kind!'
„Welch ein Zufall, nicht wahr?" Der Brief ist vom
Pfarrer von Doornburg und lautet:
„Geehrtes Fräulein!" In höflicher Beantwortung Ihres
Schreibens habe ich dis Ehre, Ihnen mitzutheilen, daß
unter den zahlreichen Briefen, die auf unsere Anzeige ein-
gingen, der Ihrige mir am meisten zu versprechen schien.
Bei Abwesenheit des Interessenten habe ich es auf mich ge-
nommen, diese Angelegenheit in's Reine zu bringen. Es
handelt sich um einen Verein von Fabrikmädchen, die sich
des Abends im Gesang. und in weiblichen Handarbeiten,
unter Aussicht einer bejahrten Dame, üben sollen, sowie
um den Unterricht von einigen dreißig kleinen Kindern
während einiger Stunden täglich. Ihre Kenntniß der Buch-
führung würde nur für die Verwaltung der finanziellen
Angelegenheiten genannten Vereins in Anspruch genommen
werden. Die Bedingungen sind sehr günstig, und Sie wer-
den noch genug Zeit zum llnterrichtgeben erübrigen. Es
wäre mir angenehm, nähere Informationen über Ihre
Fähigkeiten zu erhalten.
Hochachtungsvoll ergebenst G- de Meere, Pfarrer.
Doornburg, bei P .... u. s. w."
(Fortsetzung folgt.)

Dank in Ewigkeit für diese große Gnade! Ihr haben
wir eS zu danken, daß uns der Reichthum der kathol.
Kirche an Gütern deS inneren, übernatürlichen L-benS
schon als Erbtheil in die Wiege gelegt wurde, und
daß wir als Geschenk unserer Eltern erhielten, was
Andere mit vielen Schmerzen suchen und mit harten
Seelenkämpfen erringen müssen. Wäre es da nicht
schnöder Undank, nicht sträfl cher Kaltstnn, wenn wir
nicht an den Huldigungen uns belheiligten, die alle
Nationen, deren CavisiuS das Lickt des wahren Glau-
bens erhalten hat, der Reihe nach an seinem Grabe
veranstalten. ?
Haben wir Deutsche nicht vor allen andern Na-
tionen die Pflicht, dieser Dankbarkeit Ausdruck zu
verleihen, da unser Vaterland in den Kämpfen der
GlaubenSspallung am meisten gefährdet und der selige
CavisiuS unseren Vorfahren die hauptsächlichste Sorge
seines Lebens gewidmet hat?
Ist eS daher nicht für uns Deutsche gerade eine
Ehrenpflicht, in diesen Tagen der nationalen
Wallfahrt am Grabe des Apostels der Deut-
schen zahlreich zu erscheinen, und in glühendem Gebete
ihm zu danken für all das Gute, das er uns », unseren
Vorfahren so reichlich und mit so großer Liebe er-
wiesen hat?
Müssen wir uns nicht vor den andern Nationen
schämen, wenn man mit Bezug auf uns Katholiken
das höhnische Wort wiederholen könnte, was man
uns Deutschen schon wiederholt entgegengeschleudert
hat: Nein! die Deutschen sind kein großes Volk)
sie ehren nicht das Andenken ihrer großen Todten?
Nein, dieser Vorwurf soll uns Katholiken jedenfalls
nicht treffen.
Und sähe es nicht geradezu wie Kälte u. Gleich-
gültigkeit gegen unser» heiligen Glauben auS, wenn
wir dieser Kundgebung fernblieben, die so recht eigent-
lich dazu geeignet erscheint, der Glaubensfreudigkeit
und Glaubenseinheit Ausdruck zu verleihen?
Lasse sich also Niemand, der irgendwie eS er-
möglichen kann, von dieser herrlichen Feier zurück-
halten.
Welch hohe Bedeutung unser heiliger Vater Leo
XIII. selbst dieser gemeinsamen Wallfahrt zum Grabe
deS seligen CavisiuS beimißt, das hat er unS nicht
nur durch den Erlaß einer Ercyklika, sondern auch
durch die Verleihung besonderer Ablässe bewiesen, mit
denen er die Wallfahrt begnadigt hat. Folgen wir
also diesem Wink unseres gemeinsamen VaterS, und
rnd reihte sie den anderen Perlen der Krone an, deren
Glanz, sie nun erhöhte. Diese letzte Perle fehlte aber der
lieben Mama."
„Gott sei Dank!" seufzte Fritz, über die Augen sich
wischend.
„Mir hat sie nicht gefehlt. Der Engel, der ber ihrer
Bahre wachte, brachte mir die Perle, und ich bin froh
damit, ich möchte sie nicht entbehren," sagte Margo.
Ihr Antlitz hatte, während sie so sprach und den seelen-
vollen Blick auf das Porträt richtete, einen Ausdruck, der
dem Vater tief in's Herz ging.
„Mein Kind!" sagte er gerührt, „Adelbert hat alle
Ursache, mich um den Schatz zu beneiden, den ich statt sei-
ner mein Eigen nennen durste, denn noch jetzt bin ich
reicher als er mit all seinem Gelde, wofür ich das, was
ich besitze, nicht hergeben würde: das Kind meiner Cäcilie,
ihr Ebenbild, und" — mußte er innerlich leise hinzufügen,
„besser, vollkommener als sie es je war! Sollte es sein,
weil sie jene Perle besitzt, die ihre Mutter entbehrte?"
Achtes Kapitel.
Zwei Tage später saßen sie wieder des Abends zu-
sammen, Der Baron kopirte Noten, Margo las die Zeitung.
Plötzlich überreichte sie dem Vater die Zeitung. „Schau
her, lies da," bemerkte sie dabei. — Er las mit lauter
Stimme: — „Man sucht eine Dame, mit guten Zeugnissen
versehen, im Stande, einigen jungen Mädchen Gesangstunde
zu geben, einen Frauenchor zu leiten, den ersten Sprach-
unterricht zu ertheilen u. s. w. Gehalt den Leistungen ent-
sprechend- Damen, die mit der Buchhaltung vertraut find,
haben den Vorzug. Adresse an die Exped. d. Ztg."
„Was meinst Du dazu, Papa?"
„Es steht nichts in der Annonce, daß Du bei Andern
in die Kost gehen mußt."
„Nein, und aus diesem Grudne fand ich das Aner-
bieten so Passend. Wir können jedenfalls einmal hinschreiben."
„Ja. Es wäre nicht übel, wenn Du irgendwo eine
feste Stelle bekommen könntest."
„Und dann könntest Du Dich ganz Deinen Komposi-
tionen widmen und die Musikschule aufgeben."

Eiste Ehrenschuld des kalhol. Deutschlands,
sg^e Zeit, welcher die nationale Wall-
I-Hlt der Deutschen zum Grabe des se-
tz.Petrus Canisius in Freiburg in
Echweiz stattfivdet, rückt immer näher heran,
lich r - üe des 4., 5. und 6. September sind bekannt-
Deutsche reservirt und eS ist nunmehr
stifi daß wir die erforderlichen Vorbereitungen
uw, vm an dieser erhebenden Feier theilzunehmen.
tz, AAr betrachten eS als selbstverständlich, daß Jeder,
" «r Gifit die uöthige Zeit nnd die Mittel gegeben
N '„"ui die Kosten der Reise zu bestreiten, sich an der
tz ^whrt beteiligt. Ist eS doch gerade eine Pflicht
Dankbarkeit, in diesen Tagen dem großen
» § ? den Tribut der Verehrung zu Füßen zu legen,
wir eS nach Gott in erster Linie zuzuschreiben
des ' daß uns und unseren Familien der Schatz
ist katholischen Glaubens erhalten worden
^'Während tausend Andere auf die Irrwege deS
des 1?"^ und ihre Nachkommen vielfach in die Nacht
Huld Gubens geriethen, hat Gottes Erbarmung u.
W-? unseren Vorfahren diesen heiligen Monn in den
kkit? ^führt, der mit Aufopferung aller Annehmlich -
Ndes Lebens und aller Freunden der Welt, die
iw AtutschlandS durchwanderte, um die Schwachen
di-m . en aufzurichten, die Wankenden zu stützen,
h. ^wirrten zurückzuführen. Gottes Liebe und Ec-
diests g h^en wir es zu danken, daß die Stimme
Gesandten des Himmels auch an das Ohr
drn» Ahnen schlug, daß seine Worte in ihr Herz
^äen und ihre Seelen berührten. Go t Lob und
.- ..
Die emsige Tochter.
beeilt Junker begann seine Violine zu stimmen. Margo
lavier H viel wie möglich und fitzte sich dann an'S
Beid-„Nwr sttzs, mz wenn Cäciliens Bild lächelnd auf
Überschaute.
killen», waren Beide in die schöne Musik vertieft. Für
LukunAa^rwlick war Alles vergessen - die Sorge um die
fch.z'?' der Schmerz wegen der Vergangenheit, die Be-
der Gegenwart.
letzten Akkorde verklungen waren, blieben
Augen eine kleine Weile sinnend aus das Por-
illiw^Eun ich Mama so in die Augen schaue, denke ich
das schöne Märchen von Andersen."
"Au welches?"
die ward ein Kind geboren in einem großen Lause:
«w ,reich und vornehm, hatten nur darauf gewartet,
tv,r A vollkommen zu nennen. Die kleine Wiege
«w " Allem umgeben, was der Luxus erdenken kann,
s'EUl mngen Erdenbürger den Eintritt in die kalte
so b-i als möglich zu machen. War das nicht auch
"« Mama der Fall?"
ganz gewlß!"
ki«e ÄÄ. kamen die Engel, und jeder brachte dem Kinde
Lex der Eine gab ihm Schönheit, der Andere Geist,
-??e einen guten Charakter."
. n»l.das waten sie auch bei ihr."
krön- «L "V alle» diesen Gaben bildeten sie eine Perlen-
Njxw„„?er der Schutzengel sagte: -Mir fehlt eine Perle."
in wußte, was das für eine Perle war, und er flog
War ""otkn Hause, das eben so reich und vornehm
ki«e "" waren die Fensterläden geschloffen, da stand
stvrben "re und keine Wiege. Die geliebte Mutter war ge-
saß."nd an ihrer Stelle, die fortan leer sein würde,
Arch warz gekleidete Frau, der „Engel deS Schmerzes"
der große Thränen. Eine dieser Tbränen berührte
dAsickn„ «gel, und eS ward eine große Perle daraus;
nahm er sie und brachte sie dem kleinen Kinde

scheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. — Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
Ekage «bonnementsprei» mit dem wöchent- t,,*, Werlür'ki Re kl am eLS ^r.^ür hiesige Geschäfts-und
HL" Merhaltungsblatt „Der Sonntagsbote" für WsUM Ml AMllkll Ä N kUi l- Privatanzergen, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutend«
Adelberg monatlich KV L mit Trägerlohn, durch l Rabattbewilligung.
Post bezogen viertelt, 1.60 franco. _ . _Expedition: Zwiugerftraße 7.

Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Wckkig, WsW, den 21. AiW 1897.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingrrftraße 7.
l. Illftg.
 
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