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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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März 1897
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Nr. 50
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0201

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r-'

y Friedrich Justus Knecht,
Gottes Barmherz igkeit und des
Öligen Apostolischen Stuhles Gnade
H Bischof vo« Nebo,
^heimkämmerer S. H., Domdekau und Verwalter
des Erzbisthums Freiburg,
K l, entbietet
Gläubigen der Erzdiözese Gnade
"Frieden von Gott dem Vater und
unserm Herrn Jesus Christus.
^Geliebte! AIS ich vor Gott überlegte, was
diesem Hirtenbriefe ans Herz legen sollte,
'ch zu dem Entschlüsse, recht eindringlich euch die
Furcht Gottes zu empfehlen; denn all' die
../^rühmten Fortschritte unsrer Zeit können die ein-
Nen Menschen und die Gesellschaft nicht glücklich
2"' Wim" mit ihnen nicht die heilige Gottesfurcht
Hand geht. Woher kommt eS, daß di« Ver>
und Verbrechen, Unmäßigkeit und Sittenlosig-
Betrug und Meineid in erschreckendem Maße
i^thandnehmen? Warum werden Treue und Glau-
e lin Geschäftsleben, Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit
Älterer? Warum wird die Zahl derer täglich
Hdie alles lästern, was sie nicht begreifen, die
Religion und Frömmigkeit spotten, die Kirche».
I? Diener hass.» und verleumden und von Gebet
Gottesdienst nichts wissen wollen? Es kommt
weil gar vielen die Erkenntniß und die heilige
M Gottes fehlt. Solche hat schon der fromme
Leschildert, indem er (21, 14 f.) schreibt: „Sie
zu Gott: „Geh' weg von uns, die Erkenntniß
Wege wollen wir nicht! Wer ist der Allmäch-
"atz wir ihm dienen sollen, und was nützt es
'wenn wir zu ihm beten?"
k ^uch -ix soziale Frage wäre in unserer Zeit nicht
tz^"hend und beängstigend geworden, wenn 'm den
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer mehr Got-
herrschen würde. Aber man will dem christ-
Arbeiter mit dem Glauben die Gottesfurcht aus
jj/Herzen reißen, und dieses verwerfliche, gottfeind-
Greben hat uw so mehr Erfolg, weil viele der
und der Arbeitgeber sich über die Gebote
tz^Eligjon hinwegsktzen und der falschen Ansicht
iür leisten, als ob Glaube und Gottesfurcht nur
R ungebildete Masse gut genug wäre. So wächst
Gottentfremdung die Unzufriedenheit immer
E' Utid die soziale Ordnung geräth in bedenkliches
Genaue Kenner unser gesellschaftlichen Zu-
. ^ben deshalb das ernste Mahnwort gelpro-
»Es ist der Weg dks Todes, den wirschreiten."
^^"der That, wenn ich bedenke, wie viele, die
^.christlichen Namen tragen, so tief gesunken sind,
ebenso frecher wie thörichter Weise Gott zu
Hklln lvagen, und wie zahlreiche Getaufte Gott den
zwar nickt geradezu leugnen, aber einfach ig.
M?.' K. h. sich um Gott, sein Wort u. sein Gesetz
U wmmern und tatsächlich ein Leben ohne Gott
iE? wenn ich sehe, wie die von Gotc gesetzt
il>kc j, kität mißachten, Pietät und heilige Scheu im-
Wiener werden, so bangt mir vor der Zukunft
muß mit dem Psalmisten (118, 116) aus-
sie ' »Wasserbäche entquellen meinen Augen, weil
Herr, dein Gesetz mcht halten."
Wenn angesichts dieser Zunahme der Gott-
^nner und Preßorgane, die sich für die
ttr» -""" sozialen und staatlichen Ordnung aus.
i'ide» Ut unseliger Verblendung fort und fort die
-G5 westlichen Konfessionen gegeneinander aufzu-
W suchen und die kath. Kirche, sowie die kirchen-
^sritt ^"lholiken der Verachtung preisgeben und den
Rex Hellen Frieden systematisch untergraben, so muß
!«» ?Mstchtkvolle Patriot dieses Beginnen verwer-
es besorgt die Geschäfte des Umsturzes und
>>llBerrath am Wohle des Vaterlandes, ein Fre-
n Altar und Thron. W.-r eS gut meint mit
^1! Irland und der Gesellschaft, mit Fürst und
l>mf nicht die Fahne des Kulturkampfes
' s""dern er muß für Glaube und Gottes-
«li L "treten, die religiöse Uederzeugung achten u.
^le drr Kirche ehren und schützen. Die gesell-

schaftlichen und staatlichen Ordnungen haben keinen
Holt und keinen Bestand, wenn sie nicht im ewigen
Gott verankert sind, d. h. wenn sie nicht auf der Re-
ligion beruhen und von der Furcht Gottes geschützt
werden. Und wir werden den drohenden sozialen
Stürmen nur dann entgehen, wenn alle Stände, hoch
und nieder, reich und arm, sich von der Uederzeugung
leiten lassen, daß
„Gottesfurcht und Scheu
Ewiglich die große Sache aller Menschen sei."
Geliebt«, ihr würdet eS vielleicht lieber hören,
wenn ich von der Gottesliebe, statt von der Gottes-
furcht zu euch sprechen würde. Dies wäre auch für
mich selbst angenehmer. Aber die hl. Schrift sagt im
Psalm 110, 9: „Die Furcht deS Herrn ist der An-
fang der Welkheit", d. h. die Gottesfurcht ist die
Grundlage einer gottgefälligen, tugendhaften Lebens.
Und wer nicht von heiliger Ehrfurcht vor der ewigen
göttlichen Majestät durchdrungen ist, der wird nie zur
wahren Gottesliebe gelangen, denn diese steht u. fällt
mit der kmdl.chm Furcht vor Gott. Wenn die Got-
tesfurcht im Herzen abnimmt, so wird auch die Liebe
schwächer, und je mehr die Gottesliebe zunimmt, desto
stärker wird die heilige Furcht, Gott zu beleidigen u.
sich von ihm zu t ennen.
Geliebte, die Furcht Gottes wird uns fast auf
jeder Seite der Heiligen Schrift empfohlen. In seiner
ergreifenden Abschiedsrede sprach Moses zum Volke
Israel: „Und nun, was verlangt der Herr, dein
Gott, von dir, alS daß du den Herrn, deinen Gott,
fürchtest und auf seinen Wegen wandelst und ihn lie-
best und dem Herrn, deinem Gott, dienest aus deinem
ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele u. seine
Gebote haltest? (5. Mos. 10, 12) Und nachdem
Josue daS gelobte Land in Besitz genommen hatte, ver-
sammelte er die Israeliten, erinnerte sie, wie der Herr
Großes an ihnen gethau u. ermahnte sie .-„Darum fürch-
tet den Herrn u. dienet ihm aus vollkommenem und auf-
richtigem Herzen! Und das Volk sprach zu Josue:
Dem Herrn, unserm Gott, wollen wir dienen und ge-
horsam sein seinen Geboten" (Josue 24, 14. 24.)
Auch im Buche der Psalmen, dieser unerschöpflichen
Quelle der Weisheit und Tugend, wird uns immer
und immer wieder die heilige GoteSfurcht an's H-rz
gelegt: „Dienet dem Herrn in Furcht, frohlocket ihm
init Zittern! (2, 14). ES fürchte den Herrn die ganze
Erde, «S sollen vor ihm zittern alle, die den Erdkreis
bewohnen; denn er sprach und es ist geworden, er
befahl und es war geschaffen (32, 8. 9.) Es sollen
ihn fürchten alle Enden der Erde" d. i. alle Menschen
von einem Ende der Erde bis zum andern (66, 8).
„Glückselig alle, die den Herrn fürchten, die da wan-
deln ans seinen Wegen (127, 1.) Der Herr hat Wohl-
gefallen an denen, die ihn fürchten, und an denen,
die auf seine Barmherzigkeit hoffen." (146, 11.)
Inden Sprüchen Salomon'S wird gemahnt: „Sei
nicht weise in deinen Augen: fürchte Gott und meide
das Böse (3, 7). Diejenigen, welche in ihrem Geistes-
stolz sich über die Offenbarung und das Gesetz Gottes
hinwegsetzen und sich selbst die höchste Autirität sind,
handeln nicht weise, denn der wahrhaft Weise unter-
wirft sich der göttlichen Autorität, er ehrt und fürch-
tet Gott und hütet sich vor der Sünde. Diese Gottes-
furcht ist allen Ständen nothwendig und gereicht ihnen
zur Zierde. „Der Ruhm der Reichen, der Angesehe-
nen und der Armen ist die Furcht Gottes," sagt
Jesus Sirach (10, 25.) Die Weltmenschen belächeln
oft die Gottesfürchtigen und sehen chre Gewissenhaftig-
keit als eine Schwäche an, der weise Jesus Sirach aber
sagt: „Keiner ist größer als der, der den Herrn
fürchtet" (10, 27.); denn die Gottesfurcht verleiht
dem Menschen den wahren, inneren Werth, eine hohe
sittliche Würde, die vor Gott mehr gilt, als Reichthum
und Verstand. Darum sagt derselbe Jesus Sirach:
„Wie groß auch der ist, welcher Weisheit und Wissen-
schaft gefunden hat, so steht er doch nicht über dem,
welcher den Herrn fürchtet; denn die Furcht Gottes
geht über Alles (25, 13. 14).
Die hl. Schrift gibt uns auch die Gründe an,
warum wir Gott fürchten sollen. „Den Herr», deinen
Gott sollst du fürchten und ihm allein dienen," sagt


Melders, Mittmch, dm 3. Würz 1897.

Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.

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Moses (V, 6, 13), „denn ein eifernder Gott ist der
Herr, dein Gott." Und beim P opheten Malachias
(1, 6) spricht der Herr der Heerschaacen: „Ein Sohn
ehrt seinen Vater und ein Knecht seinen Herrn. Bin
ich nun der Vater, wo ist meine Ehre? Bin ich der
Herr, wo ist die Furcht vor mir?" Um diese Furcht
in uns anzuregen, ruft der Psalmist aus: „Groß ist
der Herr und sehr pceiswürdig, und seiner Größe ist
k-in Ende (144, 3). Er zählet die Menge der Sterne
und benennt sie alle mit Namen. Groß ist unser Herr,
und groß seine Macht, und seiner Weisheit ist kein
Maß. Er deckt den Himmel mit Wolken und bereitet
Regen der Erde" (146, 4 f.). „Er ist", sagt Jesus
Sirach, der allmächtig« Schöpfer, der mächtige u. sehr
furchtbare König, der auf seinem Throne als herrschender
Gott sitzt (1, 8). Der in Ewigkeit Lebende hat Alles
geschaffen zumal. Wer kann alle seine Werke kund-
machen? Wer kann seine Wunderwerke ergründen? Wer
kann die Fülle seiner Erhabenheit aussprechen? Man
kann die Wunder Gottes weder vermindern, noch ver-
mehren, noch sie ergründen. Wenn der Mensch damit
zu Ende ist, so fängt er wieder an, und wenn er
ausrubt, fühlt er seine Ohnmacht (18, 1 ff). Wenn
der Mensch, will der Weise sagen, alle Kräfte seines
Geistes anstrengt um die Wunder Gotter in der
Schöpfung zu ergründen, so kommt er an kein Ende
und muß demüthig bekennen: „Wie vorzüglich
sind alle seine Werke, doch ist nur wie ein
Funke, was davon zu erkennen ist! (42, 23.)
Der Herr ist schrecklich und überaus groß, und seine
Macht ist wunderbar. Lobet den Herrn und erhebet
ihn, so viel ihr könnet; denn er ist giößer als alles
Lob. Wer steht ihn, so daß er ihn beschreiben könnte ?
Und wer stellt so erhaben ihn dar, wie er ist vom
Anfang an? Viel Verborgenes ist noch größer als
dies, denn wir sehen nur wenige von seinen Werken."
(43, 31—36.) Gott ist, wie der hl. Paulus (1. Tim.
6 15 f) schreibt, „der Selige und einzig Mächtige,
der König der Könige und der Herr der Herrschenden,
welcher allein Unsterblichkeit hat und unzugängliches
Licht bewohnt, welchen kein Mensch gesehen hat, noch
sehen kann, welchem Ehre sei, und ewige Gewalt."
Und der hl. Johannes schreibt (Offenb. 15, 3 f.):
„Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr all-
mächtiger Gott; gerecht und wahr sind deine Wege,
König der Ewigkeiten. Wer sollte dich nicht fürchten,
o Herr, und nicht verherrlichen deinen Namen? Ja,
wer sollte nicht fürchtenden ewigen, unendlichen Gott,
den die Himmel der Himmel nicht fassen können?
Wer sollte nicht fürchten den erhabenen, allmächtigen
Gott, der Alles aus Nichts erschaffen hat, der Alles
hält und trägt durch das Wort seiner Kraft? Wer
sollte nicht fürchten die schreckbare Majestät des Königs
der Herrlichkeit, vor dem selbst die Engel zittern?
Dieser große Gott hat aus Liebe dich erschaffen
und bis heute erhalten und ertragen. Du bist ganz
und gar von ihm abhängig in deinem leiblichen und
deinem geistigen Leben, in der Zeit und in der Ewig-
keit, „denn von ihm und durch ihn und in ihm ist
Alles," wie der hl Paulus (Röm. 11, 36) sagt. Er
ist dein Herr und dein Vater, darum sollst du ihn
ehren, in Furcht und Liebe ihm dienen und seine gött-
liche Majestät mit keiner Sünde beleidigen.
Und dieser allmächtige Gott ist dir nahe, wo immer
du sein magst, und spricht zu dir in deinem Gewissen.
Der hl. Paulus sagt (Apostg. 17, 27 f.): „Gott ist
nicht fern von jedem aus uns (sondern er ist jedem
ganz nahe), denn in ihm leben wir, bewegen wir uns
und sind wir." Jeder von uns muß mit dem Psalmisten
(138, 1 ff.) bekennen: „Herr, du erforschest», du kennest
mich, du kennst mein Sitzen und Aufstehen (d. i. all
mein Thun und Lassen). Du merkst meine Gedanken
von ferne, mein Gehen und Ruhen erforschest du und
alle meine Wege nimmst du voraus wahr, denn es
ist kein Wort auf meiner Zunge: siehe, Herr, du
kennst das Alles, das Neue und daS Alte; du hast
mich gebildet und legtest mich auf deine Hand (um
mich zu erhalten und zu beschützen). Wunderbar ist
dein Wissen für mich, gar hoch ist eS, ich kann es
nicht erreichen." Deshalb mahnt der weise Sirach:
„Sprich nicht: Ich will mich vor Gott verbergen;
 
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