K 190.
Wkldllg, MM dm 22. AuM 1897.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in'Heidelberg.
u heutigen Nummer liegt „Der Sonntags-
Nr. 34 bei.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Herdelberg,
Lwingerftraße 7.
bleiben. Unter katholischer Wissenschaft verstehen wir
demgemäß „die Wissenschaft katholischer Gelehrter,
welche in allen rein wissenschaftlichen Fragen keine
andern Regeln kennen, als die deS allgemein wissen-
schaftlichen Verfahrens, welche aber überall da, wo
unbeschadet dieser Regeln der Standpunkt des Fora
scherS seinen Ausdruck finden darf oder finden muß,
ungescheut die Fahne ihrer aus übernatürlichem
Grunde stammenden Glaubensüberzeugung auspflavze»,
fest durchdrungen von dem Satze, daß zwischen
Glaube und Wisse« kein Widerspruch möglich ist,
solange der Glaube wirklicher, auf göttlicher Offen-
barung ruhender Glaube, und das Wissen wirkliches,
vor keiner kritischen Prüfung zurückschreckendes, aber
auch keiner grundlosen Behauptung Raum »erstatten-
deS Wissen ist.«
Redner schloß seine allgemein sehr bemerkten pro-
grammatischen Ausführungen unter lebhaftem Beifall
und machte dann Mittheilungen aus einer Zuschrift
des Hrn. Rectors Oll4 Lagrune von der Pariser
Sorbonne. Die Courtoisie, daß er die Verlesung
durch einige Sätze in elegantem Französisch einleitete,
machte auf den französischen Theil der Versammlung
offenbar denselben angenehmen Eindruck, wie die utra-
quistische Ansprache, mit welcher er gestern
den Vorsitz annahm. Unverkennbar wurde die
Stimmung der Versammelten wärmer und wärmer,
eS wehte schon eine ganz andere Atmosphäre, als
in der gestrigen, mehr geschäftlichen Sitzung.
Den Schluß der Sitzung bildete ein französischer
Vortrag des bekannten Freiburger DominikanerpaterS
Berthier über die Kunst irr Freiburg.
Der Besuch war heute noch stärker wie gestern»
Das geistliche Gewand ist stark vertreten, darunter
verschiedene Ordenstrachten, aber Frack, Gehrock und
Reise.Costüm desgleichen; auch einige Dutzend Damen
haben sich auf den Congreß gewagt, obwohl sie nur
hören und nicht sprechen dürfe».
Vor der allgemeinen Sitzung fanden nach einem
Hochamt in St. Michael die ebenfalls sehr stark be-
suchten ersten SectionS-Sitzungen statt. Recht
lebhaft ging eS zu in der juristisch-nationalökonomischen
Abtheilung. Ein Vortrag des Hrn. Prof. Toniolo
(Pisa) über die gewerblichen Verhältnisse von Florenz
im Mittelalter gab Anlaß zu einer sehr interessanten
Unterhaltung zwischen Nationalrath DecurtiuS und
Bischof Thurinaz von Nancy, die sich u. a. um die
national ökonomischen Lehren des hl. Thomas von
Aquin, die christliche Demokratie«, Bonald und de
Meistre drehte.
verlesenen Abhandlung so vorzüglich die Idee der-
selben zussmmengefaßt hat. Diese Idee bleibt heule
wie damals. Wir bewahren den engsten Anschluß an
den Episcopat, der durch eine Reibe seiner Mitglieder
hier vertreten ist und in großer Zahl Zustimmungs-
Erklärungen gesandt hat, neuerdings r och Herr Bischof
Simar von Paderborn. Unsere Cor griffe aber sind
zugleich streng wissenschaftlicher Natur, und für ihre
Verhandlungen müssen ausschließlich die Regeln der
strengen, reinen Wissenschaft Zielpunkt und Methode
liefern. Eingehender erörterte Redner dann die
Frage: Kann man von einer katholischen Wissenschaft
reden? Ja und Nein, je nach den DiSc-plinen. Eine
katholische und protestantische Mathematik gibt
eS n cht, und ebenso sollte eS in den naturwissen
schastlichen DiSciplinen sein. Es ist auch so in den-
jenigen Fächern, welche die unbelebte Natur zum
Gegenstand haben. Anders bei den biologischen
Forschungen, bei welchen das höhere Gesetz, der durch
unS unbekannte Mittel herbeigeführte Zweck, die un-
erklärten seelischen Thatsachen in Frage kommen. Hier
müßte die Wissenschaft Grenzen anerkennen, nicht aber
die Prätension haben, auch dasjenige, was sich dem
Experiment entzieht, erklären zu wollen. Hier beginnt
dar Gebiet der Hypothesen, die vielfach unentbehrlich
und berechtigt sind, aber andere können nie zu be
glaubigten Theorien werden, wenn man sie auch dafür
auSgidt. Die EntwickelungSlehre beispielsweise be-
herrscht heute in weitem Umfang die biologische For-
schung und will alle- auf einen in ferner Vergangen-
heit liegenden mechanischen Prcceß zurückführen; aber
ein zwingender Beweis für timn solchen Prcceß ist
niM »u »ck'inge'-, und der Versuch, aus der Ent-
Wicklung?lypothese naturalistische Consequenzen zu
ziehen, überschreitet eben die Grenzen der exakten
Forschung. Wir wahren uns das Recht, die Natur
in dem Hillen Lrcht zu betrachten, das aus dem
christlichen Glauben kommt." Dann folgten fein ab-
gewogene Bemerkungen über katholische Philosophie,
die sich darauf beschränken muß, die große Wahrheit
von Gott, Ui sterblichkeit u. s. w. mit Gründen zu
stützen, die dem Arsenal der Vernunft entnommen sind,
über die Gefahr für den Geschichtsforscher, bei der
Feststellung deS Thatsächl ichen sich von Sym-
pathien oder Abneigungen in irgendwelcher Weise be-
eir flössen zu lassen. Die Wahrheit und nur sie
ist hier unbedingte sittliche Pflicht, aber bei der Dar-
stellung und vollends beider Würdigung der
geschichtlichen Thatsachen wird unser Wissen Stück-
werk und die absolute Obsictivität ein bloßeS Ideal
scher Volksblatt
mit Ausnahme - ' - " " ----- -
W,! AbonvementSprei» mi. ..
Hejd-rn "krhaltunasblatt »Der Sonntaasbote" sür
monatlich SV L mit Trägerlohn, durch
internstiov-le wissenschaftliche Kslho-
liken-Longrrß in Freiburg.
Freiburg, 18. Aug.
eitrige allgemeineSitzung wurde durch
tz, putsche Ansprache der Herrn Bischofs Egger von
ry nassen eingeleitet. In wärmster Weise sprach
ichvn Über die reichen Ergebnisse der modernen For-
lj,.^ üuf den verschiedensten Gebieten aus. Gewiß
Wal..,, Bedenken und Gefahren vor, aber die
ichemk * die Wahrheit nicht zu fürchten, nur
ükd A kann der Widerspruch zwischen Offenbarung
brr ^'"^schaft sein, und jedes neue Goldkorn, daS
Z^t^scher ledert, ist auch für die Kirche von
.. Nur die Tendenzen weifen wir zurück, die
di, Hunkirchlich und unwissenschaftlich sind, und
k>Ne »Richie brr Jrrthümer ist schließlich immer
i»r »k "g't der Wahrheit. Die Angriffe nöthigen
Wk.^v'hr, zur Erweiterung und Vertiefung deS
W k ' auch hier schafft die Kraft, welche das Böse
M'e - Gute. Unsere Congr.sse sollen dazu bei-
Wir über dem Detail das große Ganze
Hessen rnd fest halten an der sicheren lieber»
Untres Oowwi manot in aetsrvuin. (Die
L, bleibt in Ewigkeit.H
ritikwwBesitzende, F'hr- v. Hertlivg, begann mit
b«li g, chruf au den ausgezeichnet-n Msgr, d'Hulst,
^^ter der Congrrsse," der in einer zu Brüssel
. : der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
M Hralllt für Waßrßeit, Freiheit H Fieiift.
. . h ' Rabattbewilligung.
1.60 franco «rpeditton: Zwingerftraße 7.
^Utkn alle Postanfialten und unsere Agenturen
Erstellungen auf daS „Pfälzer VolkSblatt« für
Morale (September) an. Der Preis ist
0 Pfennig vom Briefträger frei ivS HauS
8'brvcht.
Tem „Pfälzer VollSblatt« wird jeden SamS-
'°8 das 8seitige Ur terhaltungSblatt
Der ConntagSbole
^gegeben, welcher besonders für die Familie
^stimmt ist.
Nachdruck
»erbaten.
Die einzige Tochter«
tz,,lf3amwerschade I' ries Fritz, „eS wäre eire prächtige
bA^Jch würde mich in Deiner Nähe niederlassen und
«bkr i???ten wir roch immer so gut zusammen bleiben,
kann nichts mehr daraus werden."
'M weshalb nicht, Papa?"
^rive^r liebes Kind, Du denkst doch nicht daran, bei
'Z Onkel in Dienst zu treten?" .
'N 'st. uns ja ein Fremder geworden.
'N Wird Deine Dienste zurückweiscn.
«ine"A°r bann man nicht wissen. Papa. sollte dikS nicht
tzers^ung der Vorsehung sein, ein erster Schritt zur
8ritz lächelte trübe.
ist,'N'n. Kind, nein, eS kann nichts daraus werden. ES
bauern; Du hättest eine angenehme Stelle gehabt,
Kewdn!" Leit zu weiterem Unterricht, ich konnte Mich dem
tzinAutn widmen - aber schlage eS Dir letzt au« dem
rbeps?°'".^°'h nicht, eS fällt mir etwas ein- Ich kann
M 'n Doorrbvrg sein °U ein, Brief. wenn rch
Luge abreise. Mein Kleid will ich heute
big d n°ch fertig mcchen. Ich nehme em Retourblllet und
M übermorgen wieder zu Haute."
'A>er was willst Du denn thun?'
staken A Pfarrer alles anvertrauen und ihn um Rath
1s Er wird wiffen, was dos Beste ist?"
'M wenn die Reife umfonst ist?. .
tziew ^Un haße jch xjn paar Gulden erngebüßt, aber auch
besuchk^»^^°st gesehen und kann zugleich Mama S
bon dort noch eine ganze Reise.«
Y,Ma vier Stunden! Nicht wahr, Papa, Du findest
bWi i». Ich weiß nicht, wie et kommt, aber mein Herz
^ut vor Hoffnung. Sage ja, Papa l«
fürkönnt' ich Dir verweigern! Aber ich halte eS
ilinL berlvrkne Reise. Doch, Du kannst ste al, Bittfahrt
Deiner arme» Mutter anfehrn."
Sie blieb noch ein Paar Stunden bei der Arbeit, legte
sich dann zur Ruhe, war aber schon bei Tagesanbruch auf,
um sich reisefertig zu machen.
Sic traf ihre letzten Anordnungen, damit es ihm
während ihrer Abwesenheit an nichts fehle, und alsbald
waren Beide unterwegs zur Station. Sie kamen eine halbe
Stunde zu fiüh, und da das Frühstück in der Eile kaum
angerührt worden war, bestellte Fritz zwei Taffen Kaffee
mit Brödche».
„O Papa, da ist er!" rief Marge, ängstlich.
»Wer denn, Kind? Du erschreckst mich."
„Der Onkel I Er steht am Schalter und nimmt ein
Billet."
„Dann will ich nicht, daß Du reisest."
„O Papa, er wird wir ja nichts zu Leide thun, aber
ich bitte Dich, gehe nun!"
Fritz gehorchte nach alter Gewohnheit. Er trank seine
Taffe leer, umarmte seine Tochter und verließ den Warte-
saal. Gerade, als er bei der Thüre war, trat Adelbert ein.
Margo sah deutlich, wie die Hand ihrer Vaters bebte, als
er Len Hut zog und wie er bis über die Ohren roth wurde.
Al« er sich draußen befand, schien «noch einen Augenblick
unschlüssig, doch ging er dann schnell und ohne sich um-
zuschen weiter. Aus Adelbert's Mienen dagegen war nicht
zu ersehen, daß er seinen Brnder erkannt hatte; dessen
Gruß halte er uur »it einer flüchtigen Berührung des
Hutes beantwortet, und er blickte starr vor sich hin, wie
an jenem Morgen in der Kirche. Margo, die an Alles
dachte, zog sich absichtlich ein wenig zurück, damit ihr Onkel
keine Schlüffe aus den beiden leeren Tassen, ihrem Hiersein
und dem Fortgehen ihres Begleiters ziehen möchte. Sie
hatte schon einen vollständigen Kriegsplan im Kopfe, eine
Kleinigkeit konnte ibn mißlingen lassen. Doch Adelbert's
Gedanken waren zu sehr mit der soeben stattgesunvenen
Begegnung seiner Bruders beschäftigt, als daß er das
Mädchen im einfachen Reisegewand bemerkt hätte.
„Er sieht ziemlich anständig aus, aber nicht behäbig,
von Ueberfluß geben seine Mienen kein Zeugntß. «er
Habenichts l«
„Ein Kapital kann er durchdringen, aber sich nicht ein-
mal eine erträgliche Existenz schaffen. Was mochte er hier
thun? Jemanden begleiten?"
Er blickte um sich.
Der Wartesaal war ziemlich gefüllt, und es mochte
schwer halten, Jemanden herauszufinden, den man nicht
einmal kannte.
„N-n, was seht das mich an. Ich habe genug gethan
sür ibn, der mir . .
Er unterbrach sich. Die Erinnerung war jetzt noch so
peinlich als vor Jahren. Sein Auge fiel glücklicherweise
nicht auf Margo. Hätte er sie in diesem Augenblick gesehen,
so wäre ihm vielleicht ein Licht aufgegangen. Man ries die
Passagiere zum Einsteigen. Adelbert stieg in ein Koupe
erster, Margo aber zweiter Klaffe. Der Zug setzte sich in
Bewegung und mit vollen Zügen athmete das junge Mäd-
chen die frische Lust, die durch da» offene Fenster auf sie
einströmte; noch leichter ward ihr zu Muthe, als sie ihren
Onkel an einer Zwischenstation auSsteigen sah.
Gegen Mittag war sie in P. und erst jetzt überkam sie
so recht daS Gefühl deS abenteuerlichen Unternehmens, auf
das sie sich eingelassen hatte. Zum ersten Mal in ihrem
Lebe» allein in einer fremden Stadt, war sie einen Augen-
blick von dem Gefühle der Verlassenheit wie überwältigt,
aber bald überwand ihre Energie diese vorübergehende
Schwäche. Sie hing daS Reisetäschchen, das sie als einzige»
Gepäckstück bei sich trug, um die Schulter, strich die wider-
spenstigen Haare von der Stirne zurück, öffnete ihren
Sonnenschirm, denn es war ein sonniger Tag und begab
sich muthig auf den Weg.
„Kannst Du mir auch sage», wo Doornburg liegt?«
wandte sie sich fragend an ein Bürschchen.
„Das ist schwer zu erklären. Sie müssen erst kinks
gehen und dann recht», und dann müssen Sie auf der Brücke
Halt machen und quer über die Straße geben, bis Sie
an eine Gasse kommen, die Sie recht- liegen lasse», und
dann den Markt und . .
jetzt
„Danke, danke," erwiderte Margo, „ich «erde den Weg
schon finden."
(Fortsetzung folgt.)
Wkldllg, MM dm 22. AuM 1897.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in'Heidelberg.
u heutigen Nummer liegt „Der Sonntags-
Nr. 34 bei.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Herdelberg,
Lwingerftraße 7.
bleiben. Unter katholischer Wissenschaft verstehen wir
demgemäß „die Wissenschaft katholischer Gelehrter,
welche in allen rein wissenschaftlichen Fragen keine
andern Regeln kennen, als die deS allgemein wissen-
schaftlichen Verfahrens, welche aber überall da, wo
unbeschadet dieser Regeln der Standpunkt des Fora
scherS seinen Ausdruck finden darf oder finden muß,
ungescheut die Fahne ihrer aus übernatürlichem
Grunde stammenden Glaubensüberzeugung auspflavze»,
fest durchdrungen von dem Satze, daß zwischen
Glaube und Wisse« kein Widerspruch möglich ist,
solange der Glaube wirklicher, auf göttlicher Offen-
barung ruhender Glaube, und das Wissen wirkliches,
vor keiner kritischen Prüfung zurückschreckendes, aber
auch keiner grundlosen Behauptung Raum »erstatten-
deS Wissen ist.«
Redner schloß seine allgemein sehr bemerkten pro-
grammatischen Ausführungen unter lebhaftem Beifall
und machte dann Mittheilungen aus einer Zuschrift
des Hrn. Rectors Oll4 Lagrune von der Pariser
Sorbonne. Die Courtoisie, daß er die Verlesung
durch einige Sätze in elegantem Französisch einleitete,
machte auf den französischen Theil der Versammlung
offenbar denselben angenehmen Eindruck, wie die utra-
quistische Ansprache, mit welcher er gestern
den Vorsitz annahm. Unverkennbar wurde die
Stimmung der Versammelten wärmer und wärmer,
eS wehte schon eine ganz andere Atmosphäre, als
in der gestrigen, mehr geschäftlichen Sitzung.
Den Schluß der Sitzung bildete ein französischer
Vortrag des bekannten Freiburger DominikanerpaterS
Berthier über die Kunst irr Freiburg.
Der Besuch war heute noch stärker wie gestern»
Das geistliche Gewand ist stark vertreten, darunter
verschiedene Ordenstrachten, aber Frack, Gehrock und
Reise.Costüm desgleichen; auch einige Dutzend Damen
haben sich auf den Congreß gewagt, obwohl sie nur
hören und nicht sprechen dürfe».
Vor der allgemeinen Sitzung fanden nach einem
Hochamt in St. Michael die ebenfalls sehr stark be-
suchten ersten SectionS-Sitzungen statt. Recht
lebhaft ging eS zu in der juristisch-nationalökonomischen
Abtheilung. Ein Vortrag des Hrn. Prof. Toniolo
(Pisa) über die gewerblichen Verhältnisse von Florenz
im Mittelalter gab Anlaß zu einer sehr interessanten
Unterhaltung zwischen Nationalrath DecurtiuS und
Bischof Thurinaz von Nancy, die sich u. a. um die
national ökonomischen Lehren des hl. Thomas von
Aquin, die christliche Demokratie«, Bonald und de
Meistre drehte.
verlesenen Abhandlung so vorzüglich die Idee der-
selben zussmmengefaßt hat. Diese Idee bleibt heule
wie damals. Wir bewahren den engsten Anschluß an
den Episcopat, der durch eine Reibe seiner Mitglieder
hier vertreten ist und in großer Zahl Zustimmungs-
Erklärungen gesandt hat, neuerdings r och Herr Bischof
Simar von Paderborn. Unsere Cor griffe aber sind
zugleich streng wissenschaftlicher Natur, und für ihre
Verhandlungen müssen ausschließlich die Regeln der
strengen, reinen Wissenschaft Zielpunkt und Methode
liefern. Eingehender erörterte Redner dann die
Frage: Kann man von einer katholischen Wissenschaft
reden? Ja und Nein, je nach den DiSc-plinen. Eine
katholische und protestantische Mathematik gibt
eS n cht, und ebenso sollte eS in den naturwissen
schastlichen DiSciplinen sein. Es ist auch so in den-
jenigen Fächern, welche die unbelebte Natur zum
Gegenstand haben. Anders bei den biologischen
Forschungen, bei welchen das höhere Gesetz, der durch
unS unbekannte Mittel herbeigeführte Zweck, die un-
erklärten seelischen Thatsachen in Frage kommen. Hier
müßte die Wissenschaft Grenzen anerkennen, nicht aber
die Prätension haben, auch dasjenige, was sich dem
Experiment entzieht, erklären zu wollen. Hier beginnt
dar Gebiet der Hypothesen, die vielfach unentbehrlich
und berechtigt sind, aber andere können nie zu be
glaubigten Theorien werden, wenn man sie auch dafür
auSgidt. Die EntwickelungSlehre beispielsweise be-
herrscht heute in weitem Umfang die biologische For-
schung und will alle- auf einen in ferner Vergangen-
heit liegenden mechanischen Prcceß zurückführen; aber
ein zwingender Beweis für timn solchen Prcceß ist
niM »u »ck'inge'-, und der Versuch, aus der Ent-
Wicklung?lypothese naturalistische Consequenzen zu
ziehen, überschreitet eben die Grenzen der exakten
Forschung. Wir wahren uns das Recht, die Natur
in dem Hillen Lrcht zu betrachten, das aus dem
christlichen Glauben kommt." Dann folgten fein ab-
gewogene Bemerkungen über katholische Philosophie,
die sich darauf beschränken muß, die große Wahrheit
von Gott, Ui sterblichkeit u. s. w. mit Gründen zu
stützen, die dem Arsenal der Vernunft entnommen sind,
über die Gefahr für den Geschichtsforscher, bei der
Feststellung deS Thatsächl ichen sich von Sym-
pathien oder Abneigungen in irgendwelcher Weise be-
eir flössen zu lassen. Die Wahrheit und nur sie
ist hier unbedingte sittliche Pflicht, aber bei der Dar-
stellung und vollends beider Würdigung der
geschichtlichen Thatsachen wird unser Wissen Stück-
werk und die absolute Obsictivität ein bloßeS Ideal
scher Volksblatt
mit Ausnahme - ' - " " ----- -
W,! AbonvementSprei» mi. ..
Hejd-rn "krhaltunasblatt »Der Sonntaasbote" sür
monatlich SV L mit Trägerlohn, durch
internstiov-le wissenschaftliche Kslho-
liken-Longrrß in Freiburg.
Freiburg, 18. Aug.
eitrige allgemeineSitzung wurde durch
tz, putsche Ansprache der Herrn Bischofs Egger von
ry nassen eingeleitet. In wärmster Weise sprach
ichvn Über die reichen Ergebnisse der modernen For-
lj,.^ üuf den verschiedensten Gebieten aus. Gewiß
Wal..,, Bedenken und Gefahren vor, aber die
ichemk * die Wahrheit nicht zu fürchten, nur
ükd A kann der Widerspruch zwischen Offenbarung
brr ^'"^schaft sein, und jedes neue Goldkorn, daS
Z^t^scher ledert, ist auch für die Kirche von
.. Nur die Tendenzen weifen wir zurück, die
di, Hunkirchlich und unwissenschaftlich sind, und
k>Ne »Richie brr Jrrthümer ist schließlich immer
i»r »k "g't der Wahrheit. Die Angriffe nöthigen
Wk.^v'hr, zur Erweiterung und Vertiefung deS
W k ' auch hier schafft die Kraft, welche das Böse
M'e - Gute. Unsere Congr.sse sollen dazu bei-
Wir über dem Detail das große Ganze
Hessen rnd fest halten an der sicheren lieber»
Untres Oowwi manot in aetsrvuin. (Die
L, bleibt in Ewigkeit.H
ritikwwBesitzende, F'hr- v. Hertlivg, begann mit
b«li g, chruf au den ausgezeichnet-n Msgr, d'Hulst,
^^ter der Congrrsse," der in einer zu Brüssel
. : der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
M Hralllt für Waßrßeit, Freiheit H Fieiift.
. . h ' Rabattbewilligung.
1.60 franco «rpeditton: Zwingerftraße 7.
^Utkn alle Postanfialten und unsere Agenturen
Erstellungen auf daS „Pfälzer VolkSblatt« für
Morale (September) an. Der Preis ist
0 Pfennig vom Briefträger frei ivS HauS
8'brvcht.
Tem „Pfälzer VollSblatt« wird jeden SamS-
'°8 das 8seitige Ur terhaltungSblatt
Der ConntagSbole
^gegeben, welcher besonders für die Familie
^stimmt ist.
Nachdruck
»erbaten.
Die einzige Tochter«
tz,,lf3amwerschade I' ries Fritz, „eS wäre eire prächtige
bA^Jch würde mich in Deiner Nähe niederlassen und
«bkr i???ten wir roch immer so gut zusammen bleiben,
kann nichts mehr daraus werden."
'M weshalb nicht, Papa?"
^rive^r liebes Kind, Du denkst doch nicht daran, bei
'Z Onkel in Dienst zu treten?" .
'N 'st. uns ja ein Fremder geworden.
'N Wird Deine Dienste zurückweiscn.
«ine"A°r bann man nicht wissen. Papa. sollte dikS nicht
tzers^ung der Vorsehung sein, ein erster Schritt zur
8ritz lächelte trübe.
ist,'N'n. Kind, nein, eS kann nichts daraus werden. ES
bauern; Du hättest eine angenehme Stelle gehabt,
Kewdn!" Leit zu weiterem Unterricht, ich konnte Mich dem
tzinAutn widmen - aber schlage eS Dir letzt au« dem
rbeps?°'".^°'h nicht, eS fällt mir etwas ein- Ich kann
M 'n Doorrbvrg sein °U ein, Brief. wenn rch
Luge abreise. Mein Kleid will ich heute
big d n°ch fertig mcchen. Ich nehme em Retourblllet und
M übermorgen wieder zu Haute."
'A>er was willst Du denn thun?'
staken A Pfarrer alles anvertrauen und ihn um Rath
1s Er wird wiffen, was dos Beste ist?"
'M wenn die Reife umfonst ist?. .
tziew ^Un haße jch xjn paar Gulden erngebüßt, aber auch
besuchk^»^^°st gesehen und kann zugleich Mama S
bon dort noch eine ganze Reise.«
Y,Ma vier Stunden! Nicht wahr, Papa, Du findest
bWi i». Ich weiß nicht, wie et kommt, aber mein Herz
^ut vor Hoffnung. Sage ja, Papa l«
fürkönnt' ich Dir verweigern! Aber ich halte eS
ilinL berlvrkne Reise. Doch, Du kannst ste al, Bittfahrt
Deiner arme» Mutter anfehrn."
Sie blieb noch ein Paar Stunden bei der Arbeit, legte
sich dann zur Ruhe, war aber schon bei Tagesanbruch auf,
um sich reisefertig zu machen.
Sic traf ihre letzten Anordnungen, damit es ihm
während ihrer Abwesenheit an nichts fehle, und alsbald
waren Beide unterwegs zur Station. Sie kamen eine halbe
Stunde zu fiüh, und da das Frühstück in der Eile kaum
angerührt worden war, bestellte Fritz zwei Taffen Kaffee
mit Brödche».
„O Papa, da ist er!" rief Marge, ängstlich.
»Wer denn, Kind? Du erschreckst mich."
„Der Onkel I Er steht am Schalter und nimmt ein
Billet."
„Dann will ich nicht, daß Du reisest."
„O Papa, er wird wir ja nichts zu Leide thun, aber
ich bitte Dich, gehe nun!"
Fritz gehorchte nach alter Gewohnheit. Er trank seine
Taffe leer, umarmte seine Tochter und verließ den Warte-
saal. Gerade, als er bei der Thüre war, trat Adelbert ein.
Margo sah deutlich, wie die Hand ihrer Vaters bebte, als
er Len Hut zog und wie er bis über die Ohren roth wurde.
Al« er sich draußen befand, schien «noch einen Augenblick
unschlüssig, doch ging er dann schnell und ohne sich um-
zuschen weiter. Aus Adelbert's Mienen dagegen war nicht
zu ersehen, daß er seinen Brnder erkannt hatte; dessen
Gruß halte er uur »it einer flüchtigen Berührung des
Hutes beantwortet, und er blickte starr vor sich hin, wie
an jenem Morgen in der Kirche. Margo, die an Alles
dachte, zog sich absichtlich ein wenig zurück, damit ihr Onkel
keine Schlüffe aus den beiden leeren Tassen, ihrem Hiersein
und dem Fortgehen ihres Begleiters ziehen möchte. Sie
hatte schon einen vollständigen Kriegsplan im Kopfe, eine
Kleinigkeit konnte ibn mißlingen lassen. Doch Adelbert's
Gedanken waren zu sehr mit der soeben stattgesunvenen
Begegnung seiner Bruders beschäftigt, als daß er das
Mädchen im einfachen Reisegewand bemerkt hätte.
„Er sieht ziemlich anständig aus, aber nicht behäbig,
von Ueberfluß geben seine Mienen kein Zeugntß. «er
Habenichts l«
„Ein Kapital kann er durchdringen, aber sich nicht ein-
mal eine erträgliche Existenz schaffen. Was mochte er hier
thun? Jemanden begleiten?"
Er blickte um sich.
Der Wartesaal war ziemlich gefüllt, und es mochte
schwer halten, Jemanden herauszufinden, den man nicht
einmal kannte.
„N-n, was seht das mich an. Ich habe genug gethan
sür ibn, der mir . .
Er unterbrach sich. Die Erinnerung war jetzt noch so
peinlich als vor Jahren. Sein Auge fiel glücklicherweise
nicht auf Margo. Hätte er sie in diesem Augenblick gesehen,
so wäre ihm vielleicht ein Licht aufgegangen. Man ries die
Passagiere zum Einsteigen. Adelbert stieg in ein Koupe
erster, Margo aber zweiter Klaffe. Der Zug setzte sich in
Bewegung und mit vollen Zügen athmete das junge Mäd-
chen die frische Lust, die durch da» offene Fenster auf sie
einströmte; noch leichter ward ihr zu Muthe, als sie ihren
Onkel an einer Zwischenstation auSsteigen sah.
Gegen Mittag war sie in P. und erst jetzt überkam sie
so recht daS Gefühl deS abenteuerlichen Unternehmens, auf
das sie sich eingelassen hatte. Zum ersten Mal in ihrem
Lebe» allein in einer fremden Stadt, war sie einen Augen-
blick von dem Gefühle der Verlassenheit wie überwältigt,
aber bald überwand ihre Energie diese vorübergehende
Schwäche. Sie hing daS Reisetäschchen, das sie als einzige»
Gepäckstück bei sich trug, um die Schulter, strich die wider-
spenstigen Haare von der Stirne zurück, öffnete ihren
Sonnenschirm, denn es war ein sonniger Tag und begab
sich muthig auf den Weg.
„Kannst Du mir auch sage», wo Doornburg liegt?«
wandte sie sich fragend an ein Bürschchen.
„Das ist schwer zu erklären. Sie müssen erst kinks
gehen und dann recht», und dann müssen Sie auf der Brücke
Halt machen und quer über die Straße geben, bis Sie
an eine Gasse kommen, die Sie recht- liegen lasse», und
dann den Markt und . .
jetzt
„Danke, danke," erwiderte Margo, „ich «erde den Weg
schon finden."
(Fortsetzung folgt.)