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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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März 1897
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Nr. 67
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0277

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Pscher Volksblatt.

lll. 67.

WMU Mwch, Sm 24. MSrz 1897.

Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.

scheint tSgltch mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
«kM siir Wllkrlietl, FMkit L FieM.
vrrveiberg monatlich LV H mit Trägerlohn, durch ' Rabattbewilligung.
-»—die Post bezogen viertelj. 1.60 franco Expedition: Zwingerftratze 7.

Drucks Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingrrftraßr 7.

Bestellungen
°uf die katholische, unverrückbar auf dem Boden des
"kntrums stehende Zeitung
„Pfalzer Bolksblatt"
^krden für daS 2. Quartal 1897 von jedem Post-
ete und Briefträger, sowie von unserer Expedition
^Egegen genommen.
. Das „Pfälzer Bolksblatt" welches sich in
. kurzen Zeit seines bisherigen Bestehens bereits
^ven unerwartet großen Leserkreis erworben hat,
ostet durch die Post bezogen vierteljährlich mit Zu-
oellungsgebühr 1.60 Mk. frei in- HauS gebracht.
Wir wachen noch besonders darauf aufmerksam,
das „Pfälzer Bolksblatt" nicht bloß be-
^chtigte Wünsche hinsichtlich des politischen TheileS
friedigt, sondern daß eS durch das 8seitigeUn-
.^haltungSbl att(„Der Sonntagsbote"),
os überall großen Beifall findet, auch
Bedürfniß nach Unterhalturg der Familie im
weitesten Maaße cntgegenkommt.
Anfang Mai wird der Bommer-Fahrplan der
*oßh. Bad. Bahnen jedem Abonnent kostenlos
""gegeben.
Unsere Freunde und Leser bitten wir, im Interesse
" guten Sache, soweit es dem Einzelnen möglich ist
* immer weitere Verbreitung unseres Blattes einzu-
"trn, denn je mehr Leser eine Zeitung hat, desto
"kungssähigxr wird sie auch und desto mehr ist sie
' bitten im Stande.
Probeblätter stehen jederzeit zur Verfügung.
Der Verlag des „Pfälzer Volksblatt"
Linker.

Nach langen Jahren.
waren wir alle glücklich. Denn bis dahin
der Gedanke oft Sorgen gemacht, daß nach
".Adgar'z Tode Master Jasper in Ravensbourne als
Ilej.,,galten und walten werde. Bald erfüllte auch des
Gerald fröhliches Rufen und Lachen daS Haus,
Entzücken schaute die schöne Mutter zu, wenn
Uilen Ä" Großpapa den kleinen Jungen auf dem Knie
"°d°r auf dem Arme tanzen ließ.
ÜritÄ ""weile mit um so gröberer Vorliebe bei jener
d>e ungetrübten Freude, je mehr mir davor graut,
0nd rw" an die Tage zurückzurufcn, welche folgten
Kild dH s Luft in tiefste Trauer verwandeln sollten.
°"!e Lage stellten sich nur zu bald ein.
Zweites Kapitel.
kn, kleine Bube fing eben an im Hause umherzulau-
Hb°n?l^verr Edgar eines Tages zur Jagd ausritt. Vor
sollte er wieder zu Lause sein. Aber als eben die
lsiüu Huler den Bäumen verschwand, sprengte der Reit-
in den Hof, das Pferd von Schaum bedeckt,
Ut dkä, athemlos, daß sein Herr auf einem Abhänge
^bin^?f"de eestürzt sei und, als sie ihn aufhoben, kein
wehr gegeben habe-
der börte die Botschaft ohne eine Thräne, aber
httr Oruck ihres lieblichen Gesichtes schnitt mir durchs
der N.,^ lugte nichts, als daß sie zu ihm wolle. Sie und
iu M stiegen auch augenblicklich zu Pferde und ritten
Bauernhöfe, wo er bewußtlos lag- Er kam noch
^iichn ^?ch, um das geliebte Weib an die Brust zu
^>Nt >hc zrizuflüftern, welches Glück sie ihm ge-
lten L.. r' und dann hauchte er in ihren Armen seinen
' «euszer aus.
durchten ihn nach Ravensbourne und einige Taae
x^dte can seinem Grabe. Als Alles vorüber war,
As Uw ruhig, ohne Klage ab und war nur bemüht,
ästigen " des ganz gebrochenen alten Mannes zu be-

Zur Centenarseier Kaiser Wilhelm 1.
* Berlin, 21. März. Heute Mittag fand zu
Ehren deS 100. Geburtstages Kaisers Wilhelm- deS
Großen eine Feier im Festsaale deS NachhauseS statt.
Nach dem Bortrage der Weber'schen Jubelouvertüre
und dem Gesänge deS 106. PsalmeS hielt der Ober-
bürgermeister eine Ansprache, in welcher er die Schlicht-
heit der alten Kaisers und das Bestreben, ein Vater
seine- Volkes zu sein, hervorhob. Der Stadtverord
nete Gerstenberg hielt die Festrede. Nach dem Vor-
trage eine- L'edes und deS Wagner'schen Kaiser-
Marsches schloß die Feier. — DaS Armee Verord-
nungsblatt veröffentlicht eine kaiserliche Urkunde betr.
die Stiftung einer Medaille zur Erinnerung an Wil-
Helm den Großen. Die Medaille ist aus Bronce
von eroberten Geschützen.
* Berli», 21. März. Bei der Ueberführuuz der
Fahnen vom?Potsdamer Bahnhofe nach dem Palais
Wilhelms I. sammelte sich eine vieltausendköpfige
Menge an. Um 11V, Uhr rückte eine Kompagnie
deS Kaiser Alexander-Garderegimentes mit klingendem
Spiel an, bald darauf die Leibgendarmerie. Gegen
12'/, Uhr traf der Kaiser ein in einer Galakutsche
eskortirt von einer Eskadron deS 2. Garde-Ulanen-
regimenteS. Auf dem Bahnhofe wurde der Kaiser
durch den Präsentirmarsch begrüßt. Der Kaiser, in
Generalsuniform, stieg nunmehr zu Pferde und befahl
den Anmarsch den im Empfangssalonbefindlichen, mit
Lorbeer geschmückten Fahnen und Standarten der
L ibregimenter und der deutschen Regimenter, deren
Chef der alte Kaiser gewesen ist. Der Kaiser setzte
sich an die Spitze der Fahrencompagnie und führte
unter nicht endenwollendem, die Musik übertönendem
Jubel der Menge, die Fahnen und Standarten die
Königgrätzer Straße entlang durch daS prächtig ge-
schmückte Brandenburger Thor auf dem Mittelwege
der Linden nach dem Palais Wilhelm I., wo die
Kaiserin und die Prinzen am Fenster standen und
eine Compagnie der II. Garderegiments und eine Es-
kadrou der Gardekürassire mit den Fahnen und Stand
arten deS Gardecorps Aufstellung genommen hatten.
Unter den Klängen des Präsentirmarsches wurden die
Fahnen und Standarten in daS Zimmer gebracht,
wo sie zur Zeit des alten Kaisers zu stehen pflegten.
Der Kaiser verblieb Stunden im Palais und ritt
dann au der Spitze der Compagnie deS Alexander-
Regimentes nach dem Schloß.
* Berli«, 22. März. Aus einer großen Anzahl
deutscher Städte liegen hier Depeschen über erhebende

Als sie den langen, schwarzen Schleier zurückschlug
und ihren Knaben an den Busen Preßte, da las ich aus
ihren Zügen und aus den geflüsterten halben Worten, daß
das Kind, so theuer esLihr vom ersten Augenblicke an ge-
wesen war, nun die ganze Freude und den ganzen Reich-
thum ihres Lebens ausmachte. Und der kleine Gerald schien
das auch zu empfinden. Liebevoll war sie stets gegen ihn
gewesen, aber es war eine ganz andere Art, wie sie ihn
jetzt umschlang und hielt und an sich drückte und mit den
Augen an den seinigen hing, und fast schien es, als ob auch
er sie anders betrachte, sich inniger noch anschlösse als
zuvor.
Die Beiden waren immer beisammen, gingen mit ein-
ander spazieren im Garten und Park, saßen im Biblio-
thekszimmer, wo sie dem Knaben leise von seine« verstör-
denen Vater erzählte, am häufigsten aber in der Wohnung
des alten Herrn. Denn der wurde sichtlich schwächer. Viel-
leicht hatte die Abnahme der Kräfte schon vor dem Tode
seines Sohnes begonnen, damals hatte aber Niemand da-
rauf geachtet. Jetzt freilich bemerkte ein Jeder die eingefalle-
nen Wangen, den unsicheren Gang und ahnte, daß die
Tage des alten Herrn gezählt seien.
Nun ging eS überall nicht nach Wunsch. Im Hause
selbst hielt wohl Mylady die alte Ordnung aufrecht; aber
in den Ställen, im Garten, auf dem Felde wurde doch
Alles so ganz anders als in den Zeiten, da noch die
Herren Ravensbourne, Vater und Sohn, zu Fuß und zu
Pferde dabei waren und mit scharfem Blick und mit stren-
gem Willen die Zügel führten. Großen Aerger gab cs, als
ein Reitknecht mitten in der Nacht betrunken heimkam auf
dem Reitpferde Mylady's und dem schönen Thier beide
Kniee gebrochen hatte. Unglücklicher Weise kam der Vor-
fall zur Kenntniß des alten Herrn, und der Reitknecht
wurde augenblicklich entlassen. An seine Stelle trat ein
finsterer Mensch mit Namen Foster, den wir alle nicht
leiden mochten wegen des harten Ausdruckes in seinem
Gesichte und seines herrischen Wesens, wiewohl wir zu-
gestehen mußten, daß er sich nur um seine Angelegenheiten
bekümmerte, sich dieser aber auch ordentlich annahm.
Je mehr die Zeit vorschritt und mit derselben die kör-

Feiern anläßlich der 100. Wiederkehr des Geburts-
tages Kaiser Wilhelm I. vor, so aus Breslau, Kö-
nigsberg, Dresden und Wilhelm-Hafen.
* Berlin, 21. März. DaS „Armee-VerordnungS-
blatt veröffentlicht eine kaiserliche Urkunde betreffend
die Stiftung einer Medaille zur Erinnerung an Wil-
helm l. Die Medaille ist au- Brovce von eroberten
Geschützen und zeigt auf der Vorderseite das Brust-
bild Wilhelms deS Großen, nebst der Inschrift: „Wil-
helm der Große, Deutscher Kaiser, König von Preu-
ßen." Auf der Rückseite die Inschrift: „Zum An-
denken an den 100. Geburtstag de- großen Kaisers
Wilhelm I. 1797 — 22. März — 1897", darunter
auf Lorbeeren und einem Eichenzweige ruhend die
Kaiserkrone, den Reichsapfel und das Reichsschwert.
Die Medaille ist an orangenfarbenem Bande zu tra-
gen und wird nur zum Andenken an den 22, März
1897 verliehen. Ueber die Auswahl der Verleihun-
gen sind weitere Bestimmungen Vorbehalten.
* Berli«, 21. März. Der Himyiel ist bedeckt,
nur vereinzelt blickt die Sonne hindurch. Auf den
Straßen herrscht reges Treiben. Der Festschmuck ist
vollendet. Ueberall herrscht die Kornblume vor, die
LieblingSblume deS hochseligen Kaiser-, jedermann
trägt sie im Knopfloch. In den Kirchen fanden Vor-
mittags Festgottrsdienste statt. Ein besonders erheben-
des Bild bot die GaruisonSkirche, wo die Fahnen
und Standarten der hiesigen Garnison am Altar auf-
gestellt waren. — In der Kaiser Wilhelm-Gedächt«
ni-kirche versammelten sich daS Kaiserpaar, Kaiserin
Friedrich, die Prinzen und Prinzessinen, die fürst-
lichen Gäste, die deutschen Bundessürsten und die
Bürgermeister der drei Hansastädte.
* Berli«, 21. März. Heute früh 8 Uhr 15 Min.
traf der Prinzregsnt von Bayern hier ein und wurde
vom Kaiser am Bahnhofe empfangen.
* Berli», 22. März. Zur feierlichen Enthüllung
deS Denkmals Kaiser Wilhelms I. hatten gegen 9 Uhr
die mit der Erinnerungsmedaille geschmückten Truppen
der Berliner Garnison, eine kombinirte Compagnie
au- den beiden Seebataillonen, eine Abordnung der
Marinestationen der Oft- und Nordsee im Lustgarten
auf dem Oprrnplatz und unter den Linden in Parade-
uniform Aufstellung genommen. Gegen halb 11 Uhr
verkündete ein dreimaliges Hurrah die Ankunft der
Kaisers, welcher in der Uniform der Garde du CorpS
die Truppenaufstellung abritt in der Richtung nach
dem Brandenburger Thor, von den dichtgedrängten
Zuschauern mit Tücherschwenken und Hochrufen be-
grüßt. Während die Fahnen und Standarten der in

perliche und geistige Schwäche des alten Herrn, je seltener
v-rließen Mylady und der kleine Gerald besten Zimmer
Sie hatte an Master Jasper geschrieben und ihn auf-
gefordert, nach England zu kommen, wenn er seinen Va-
ter noch einmal zu sehen wünsche. Allein es entging mir
nicht, daß ihr eine Last vom Herzen fiel, als die Antwort
eintraf, er könne im Moment nicht aus Frankreich fort
und überdieß glaube er auch kaum, daß seine Anwesenheit
dem Vater Freude machen werde.
Um dieselbe Zeit trat eine Verändernng in meinen
Verhältnissen em, welche mich hinderte, so viel um Mylady
zu sein wie bisher. Die Haushälterin Mrs. Gall, die schon
stark bei Jahren war und in letzter Zeit viel gekränkelt
hatte, starb. Das war abermals ein großer Verlust, denn
das Hauswesen bedurfte so sehr eines Hauptes, und es
war Niemand da, der an ihre Stelle hätte treten und
dieselbe vollkommen ausfüllen können. Eines Tage- saß ich
bei meiner Arbeit und erwog alle diese Dinge hin und
her, als Mylady hereintrat. Sie bemerkte meine Beküm-
merniß und fragte nach dem Grunde derselben. Ich gab
unumwunden Auskunft und sie antwortete:
„Ich habe die Sache auch schon überlegt, Hannah, und
meinen Plan gemacht. Es gibt nur eine Person, welcher ich
so viel Vertrauen schenken könnte, wie der guten alten Gall,
und die ich sehr gern an deren Stelle bringen würde
Wollen Sie den Platz übernehmen, Hannah?"
Ich war so sehr überrascht, daß ich nicht sofort meine
Gedanken für eine Antwort zu sammeln vermochte.
Mylady fuhr ernst und einigermaßen dringend im
Tone fort:
„Sie wissen, wie sehr ich Sie vermissen würde und ich
habe mir selbst gesagt, daß ich für Sie keinen rechten Er-
satz finden werde. Aber als Haushälterin können Sie mir
viel mehr nützen und helfen, mir viel mehr Last abnehmen
als wenn Sie meine Kammerfrau blieben."
ES wurde mir herzlich schwer, ihren Willen zu thun,
aber wie hätte ich der Aufforderung, die so begründet
wurde, widerstehen können l <
(Fortsetzung folgt-)
 
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