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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

DOI issue:
Juli 1897
DOI article:
Nr. 170
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0697

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K 170.

Verantwortlicher Redakteur:
Josse'ph Huber in HeidelLerg-

Druck. Berlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingerftraße 7.

Geist priesterlicher Liebe. Wenn je eiwaS daran aus-
gestellt werden kann, so wäre es der Umstand, daß
Manches, namwtlich auf den ersteren Blättern, dem
Rekruten sachlich und sprachlich noch etwas zu hoch
und schwer verständlich sein dürste. Doch Geduld!
einmal in Garnison, wird er bald Alle- begreifen.
Schärst hatte ab,r bei Abfassung desselben einen be-
sonderen Zweck im Auge: nicht den bereit- ge-
schulten Soldaten, sondern den angehenden Re-
kruten in den Geist seine- neuen Berufe- einzu-
führen ; darum ist das Büchlein hauptsächlich für die
Zeit zwischen Aushebung und Einrückung berechnet.
Hat der Gestellungspflichtige diese Schrift, ehe er die
Uniform anzieht, aufmerksam gelesen und wiedergelesen,
so wird ihm die Garnison nicht mehr fremd erscheinen,
er wird ohne Angst und ohne die auf dem
Lande gepflegten häßlichen Borurtheile, vielmehr mit
einer Art Begeisterung die Kaserne betreten. Wir
möchten nun die Aufmerksamkeit der Seelsorger
auf dem Lande auf da- besprochene Büchlein lenken;
möchten sie doch die Eltern veranlassen, daß sie
ihrem tauglich befundenen Sohne sogleich nach seiner
Aushebung da- Büchlein kaufen und selbst e- lesen;
mancherlei mütterliche Beängstigung wird darin Be-
ruhigung finden. Möchten die Geistlichen Wohlthä-
ter suchen, die eS arme n Rekruten scher k-n, und
bringen sie vielleicht selbst zu dem Zwecke ein Opfer.
Die Schrift soll ja eine Stellvertreterin de-
heimathlichen Seelsorgers sein, und sie ist zudem um
den Preis von 40 Pfennigen so auffallend billig, daß
zu befürchten steht, drr Ve faffer möchte nicht auf
seine Kosten kommen.

Deutsches Reich.
* Berlin, 28. Juli. Die neuesten Mitteilungen
aus K onst in o peI lassen erkennen, daß Deutsch-
land er ablehnt, den Sultan zur Räumung
Thessaliens zu drängen, solange nicht die that-
sächliche Leistung der von den Mächten festgesetzten
Kriegsentschädigung wirklich gesichert ist. Daß da-
Berliner Kabinet durch eine Sonderstellung den Gang
der Ereignisse aufzuhalten beabsichtigt, ist nicht anzu-
nehmen, denn Europa, als Ganzes gedacht, ist auch
ohne Deutschland stark genug, den Sultan zu Allem
zwingen zu können. Das Berliner Kabinet verwahrt
sich durch seine Haltung gegen den späteren Vorwurf,
den Sultan zur Ausgabe Thessaliens als Unterpfandes
bewogen zu haben durch Vorspiegelungen, deren rein illu-
sorischer Charakter bereii s feststand, als sie gemacht wurden.

^r"von E Weiter in PasiM erscheinend^ ^^ch, und W Damit wird
l ,4reten, welche so manche Leute sich in ihrer Heimäth
s « eignen und mit fich,in die Kaserne hineinbringen,
wäre nämlich ganz verkehrt, zu meinen, man er-
,werte von ihnen, daß,sie brwr Militär Religion und
' " " ' ' ' . Mit Nichten l
Der Hauptmann pflegt vor der Front mehr'und häu-
figer zu predigen, als der Geistliche auf der Kanzel,
jmMian hört militärischerseits -oft genug die Klage
äußern, daß die jungen Leute christlich und sittlich
nicht mehr so gut erzogen -unter die Waffen treten,
wie ehedem. Von der Seelsorge endlich geschieht für
die A'oldaten, namentlich für die kranken, zum Min-
desten ebensoviel wie in itoer HeimathSpfarrei; wer
daran zweifelt, thut dem Militär mnd seinen Geistli-
chen-Unrecht. — Auch die Form, in welcher der In-
halt dB Büchleins dargestellt ist, verdient volle An-
erkennung. DaS Militär spricht seine eigene Sprache,
in dieser muß auch zum Soldaten geredet werden,
wenn er gefesselt werden und gern hören oder lesen
i ;will. Schärfl hat sich diese Form ganz und gar zu
i eigen gewacht, waS er schreibt, sind dem Soldaten
vertraute, kernige und begeisterte Worte, durch und
i Dmch militärische Sprechform, nur veredelt durch den

fln Wr Sie? Sehen S'e hier äußerst geschmackvolle Uhr-
ketten, ganz moderne Ringe, prachtvolle Nadeln Sehen Sie
Pier «ne in Diamant gefaßte, es ist die schönste in meiner
Sammlung und sie macht den größten Theil meines Ver-
Wögens aus."
Herr von Lostranges nahm die Nadel und erkannte
sogleich seine gestohlene.
.Valentin/ sagte Genovefa, .bist Du krank?"
»3a, sehr unwohl . .
»Der Herr steht auch sehr blaß aus," meinte der Notar.
Der Baron hörte nichts davon.
»Von wem haben Sie diese Nadel?" fragte er den
Juden.
»Ich garantire Ihm n dafür, mein Herr, daß das Gold
daran durchaus echt und der Diamant wenigstens 25,000
Franke» iverth ist."
.Ich frage Sie, wie diese Nadel in Ihre Hände ge-
kommen ist?"
„Ich bin ein ehrlicher Kaufmann, mein Herr, und kann
beweisen, daß ich sie gekauft und gut bezahlt habe.
»Nun, von wem haben Sie die Nadel gekauft?"
»Ei von dem Herrn von Beaumont, da ist er ja, ich
HOe sie ihm abgekaust bei seiner Rückkehr nach Frankreich."
„Das ist gelogen I" schrie Valentin.
„Ah, ich habe wahrscheinlich die Quittung noch. Hier
ist sie, über 20.000 Franken, von Herrn von Beaumont ei-
genhändig geschrieben. Ich habe meine Sache immer in
Ordnung!"
Darauf folgte ein Augenblick peinlichsten Stillschwei-
geus- Dann verabschiedete der Barou den Kolporteur und
ließ ihm die Nadel. Auch den Notar entließ er und be-
stellte rhn aus eine andere Zeit. Hierauf zerriß er den auf
dem Boden liegenden Kontrakt und zeigte Valentin mit
einem furchtbnren Blicke — die Thüre.
Dieser gehorchte unwillkürlich. Er ging hinaus durch
die Tbür nach dem Park zu, an dessen Ende die Sarthe
floß. Er schwamm hindurch, wobei ihm der Hut abfiel, der
aber im Schilfe am Ufer hängen blieb. Valentin nahm ihn,
setzte sich am Rande nieder, von tausenderlei Gedanken be-
stürmt. Gott allein kennt sie.

M M .Mai vf", ein ganzer Mann wird, der in die irdische"!
Arme e seine» Könige, aber auch in die himmlische
! feines Gotte--paßt. 'i Ausgehend von der Ablegung
Ides > Mitärifchrn Diensteides, bespricht Bei süsser die
- Heil' Meit -desselben,^G'.e Sünde deS EidbrucheS u.ih--«
i Folf jM:; dann zeigt-er, wie die Erfüllung der-eidlich
> über nvmon«nen Pfltchirn vor Allem Selbstüberwindung
' verl Mgt, weiche zw Hauptfeinden die Unzucht »und
s 'Trunksucht chot, dagegen ein HauptförderungZmittel i«
Gehorsam. Hieraus «wird auSeinandergesetzt, wie die
' That d«S tgewerdknen - Mannes sich offenbart in der
" Pflichterfüllung, Kameradschaft und Uebung der heil.
Religion. Mmiisieht, da-Büchlein ist eine Art Kom-
' 7. pendmm »aller 'idealen Aufgaben der Soldaten, be-
' -stimmt für den .angehenden Rekruten. Und damit list
das erste Ed größte Verdienst der Schrift angedeu-
tet: der junge UonsÄÄirte mag daraus ersehen, daß
!«:mcht Ker Acher« Drill allein, sondern die militärisch-
l christliche ArifteS- undlHerzenskrziehung erst den Mann
i^Mireo«. i rn weneien «reuen orruuurr . -UlU.7i.-g, u-s'
W. Militär Pfarrer Z-os e,pch S ch ärf l im Verlag ! s^den sich Deck Vaterland verlassen kann und der liebe

Nit dem 1. August beginnt ein
zweimonatlicher Bezug
(August «ick September)
auf das täglich erscheinende
„Pfälzer Bottsblatt."
Bestellungen nehmen alle Postanstalten und
^"dbriefträger, sowie unsere Expedition Zwingerstraße
Vk- 7 entgegen.

M.bltitt

Prtcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u.
Miertaae. «bonnemevispreis mit dem wöchent-
Achen Unterhaltunasblatt „Der Sonntagsbote" für
Heidelberg monatlich 5V H mit Trägerlohn, durch
- die Post bezogen viertelj. 1.60 franco

Als er sich wieder erhob, war die Laufbahn des Ritters
Valentin von Beaumont zu Ende.
Der ehemalige Dachdecker ging geraden Wege- auf das
Troppistenkloster zu uvd ist nicht mehr herausgekommen.
Zwischen den Städten Aigle und Mortagne, im De-
partement Orne, gleich weit entfernt von den beiden Straßen
von Paris nach Brest und von Paris nach Cherbourg, in
einem großen Thale am westlichen Ende des Perche-Waldes
erhebt sich ein Trappistenkloster, von Hügeln und Waldung
umgeben und von der ganzen übrigen Welt vollkommen
abgeschlossen,
Das Kloster bildet ein vollkommenes Viereck- Ueber
dem Erdgeschosse hat es noch zwei Stockwerke und einen
geräumigen Speicher. In dem nämlichen Stile, wie alle
Trappistenklöster gebaut, hat es am Eingänge ein großes
Portal, an welchem unter einem Bilde der Gottesmutter
die Inschrift steht: Haus Gottes, selig diejenigen, die da-
rin wohnen. Daneben ist eine Zelle für den Pförtner, ein
Sprechzimmer, ein Saal für Fremde und eine Herberge,
worin dieselben Nahrung und Logis finden, dann folgen
die Kirche, der Kapitelsaal, Speisesaal, Arbeitssaal oder
Laboratorium, Schlafsaal, Bibliothek, Lernwandsstube, die
einzige Wärmstube, worin man im Winter von Zeit zu
Zeit sich etwa- erwärmen kann, während alle übrigen
Räume ungeheizt bleiben; endlich Krankcnzmrmer und Apo-
theke. Kreuzwege zrehen sich gallerieartig die ganze innere
Länge deS Viereck» hindurch und umschließen den vosraum-
Wenn em Fremder im Kloster anlangt, wirft sich der
Bruder-Pförtner gleich beim Offnen der ganzen Länge
nach vor ihm nieder und sagt: „Segnen Sie mich!" dann
führt er ibn .in ein Empfangszimmer und gebt sogleich,
um zwei Ordensleute, die damit beauftragt sind, die be-
suchenden Fremden zu empfangen, davon in Kenntniß zu
setzen. Diese» Empfangszimmer ist bemerkenSwerth durch
seine äußerste Einfachheit und durch die ergreifenden Stellen
au» der heiligen Schrift, die man an den Wänden ange-
schlagen sieht.
(Fortsetzung folgt.)

Aarole : „Kst« vir ! Sei rin Msnn.^
- Anter isieskm Titel hat der durch viele treffliche
AyMedel. i in weiteren Kreisen bekannte Augsburger i^macht, den Soldaten inw'endig' und "auswendig auf
A Militär Pfarrer Z-os-e.pch Schärfl im Verlag VQen sich-da-Vaterland verlassen kann und der liebe
E,V'^ranzfk lder'schen Buchhandlung in Augsburg ein ^Herrgott mit WoblgifaAen blickt. Die Gefahren für
^°vauA„gzb, ichlein für Soldaten, „auSgegeben im - den Gl-ar-bs«, vielmehr aber für die Sittlichkeit der
Gotteshaus . m di« Mannschaften am Tage ihrer feier- r ßungen Solisten sind - flhr zahlreich; i r ist ihm denn
-Mn Wercidi auva". erscheinen lassen. In der: im ! ' .Das Büchlein «in Mhrer zwischen die Klippen bin-
^^7» ...-
Amt. Monat, ffchrifl" äußert sich der kgl. Miiibär- ^ader auch eM«m Heere-von Vorurtbeilen entaeaenae.
Wrr,r Libirn es über doS Büchlein folgendermaßen: r-
»Das Militär ist nicht bloß ein Stand für sich, so n-
°>n eme Wxst für sich. Unzählige Ansichten ur rd
"''heile über d. »S Militär sind deßhalb schief, weil s ie
^on Personen h^ rrrühren, die außerhalb deS Militär-S ! christliche Sitte inS alte Msen werfen.
6<hen. DaS Nämliche gilt auch von der Militär - '
ikelsorge. Der o «gehende Milstärge stliche muß bei
den Häulur Prozeß der Schlangen und Krebst '
"urchmachen, um rrsprichlich zu wirken, und er muß
lahrelang auf dieseGebiete gewirkt haben, ehe er
ur die Fehler get vahr wird, die er bisher gemocht,
'st darum ein > »ertienstlicheS Unternehmen, wenn
u erfahrener Milit, irgeistlicher aus langjähriger Thä-
^sskeit Heron- zeigt, wie das Militär Pastor« t werden
Aß. Und da- thut der kgl. Militärpfarrer Joseph
, .Hürfl m Augsburg durch Herc uSgabe seines Büch-
Ich söffe mein Urtheil über die Schrift in den
zusamm'n: „Ja,, so spricht der echte Militär-
Morger zu den itm anvertrauten Seelen. — Da-
T^tklein ist nicht-aride reS, als eine Darlegung sä wmt
'chcr mililärischer Ideal r, Pflichten uuÄ Tugev de«,
igibaut auf den Grün dsätzen des christlichen G.ia«-
^t>s. Verfoffer zeigt räiülich, wie der Soldat ein
u"" >-— .---— > «,
Schuld m id Sühne.
^_.)lnter solchen Gesprächen l'amen sie in» Schloß zurück-
»N Wartete sie Schmerz und Bestürzung. Während ihrer
zn^senheit holten die Diener, welche in Valentins Zem-
di/2-iu thun hatten, Die Thürer» derselben offen gefunden,
Ion,, -löfser mit Gewalt erbrock en, die Schränke leer, be-
ken, welcher das Vermögen des Herrn von Beau-
enthielt, und doch chatte man Niemanden gesehen und
uiäit begreifen, wie dieser Diebstahl möglich gewesen
Als Valentin dieses furchtbare Ereigniß vernahm,
er den Verstand -zu Verlierers, aber der Baron er-
Li,"-I"ne Hard und sigte mit einem Blicke auf Gcnovefa,
le»,» »n Bräutigam lebhaft bedauerte: „Unter Leuten un-
bat i-^ls können Unglücke, wie dreies, das Sie betroffen
zu »*- ' r Beaumont, nur -fester aneinanderketten, anstatt
"«nn«n; morgen werden wer d.°n Kontrakt unterzeichnen."
di,s.^Eeniin preßte ungestüm die Hand de» BaronS, als
fortznhr:
machen wir un» fertig, um nach Nlenzon zu
Wachs' Ww wollen doch wenigstN-s die Sacke anhängig
und wir brauchen noch nickt alle Hoffnung aufzu-
°!'vas gestohlene Gut wieder W bekommen."
an« n? folgenden Tag war ein eigens zu diesem Zwecke
di, Stadt gekommener Notar eben damit beschäftigt,
denen Bestimmungen des HMathskontraktes aus-
8utn°r- kin Kammerdiener meldete, daß ein reisender
seine» Ä^d^r den Herrn Baron fragen lasse, ob er in
" Artikeln keine Einkäufe zu macken Dünsche.
so lien- ?ein allerliebster Vater I" rief Genovefa, „sei doch
^«kwürdig, mir einige neue Schmucksackrn zu kaufen."
kz»-,sArne, mein liebe» Kind, laß den Mann hereinkommen."
er IKUn AMjAe de- Eintretendcn zitterte Valentin, denn
' sein»-u^°^kich den Juden Andrea», an den er
die verhängnißvolle Nadel verkauft hatte. Auch
tbän.ntt "kannte ihn wieder und grüßte ihn ganz unter-
em oaü demerkte aber die Zeichen nicht, welche Valentin
?? 'du zu« Schweigen zu bewegen,
lr^defa wählte sich einiges auS.
-und Ere, Herr Baron, «ollen Sie »ir nicht» abkau-

Orgail str KasickM, Fmlmt L Zi«jit.
---Expedition: Zwtngerftraße.'7.
 
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