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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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November 1897
DOI Artikel:
Nr. 270
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#1101

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k 270.

Mchkint MMch 'mit ^Ausnahme 'der" Sonn°8 u.
kZertaoe. NbonuemESPreiS mit dem wöchent-
Ken Ünterhaltunasblatt „Der Sonntagsbote" für
^tdelbera monatlich kV L, mit Trägerlohn, durch
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Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Rau«
10H, Reklame 25 L,. Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutevd
Rabattbewilligung..
Expedition: Zwivgerftratze 7.

Verantwortlicher Redakteur:
JosephHuber in Heidelberg.
Welbrrg, MmM dm W.Kmnider 1897.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingerstrage 7.
1. IM.

Hafen, der Elzthalbahn von Waldkirch nach Elzach u.
den Bau einer Verbindungsbahn von Eppingen nach
Steinsfurth werden Ihnen Vorlagen unterbreitet
werden.
Wie bisher, beabsichtigt die Regierung auch fer-
nerhin die Ausführung von Nebenbahnen durch Ge-
währung staatlicher Beihilfen zu fördern. Die Für-
sorge für Landwirthschast und Gewerbe wie die Un-
terstützung der Gemeinden wird wie bisher in aus-
giebiger Weise Ihnen vorgeschkagen werden.
Das bevorstehende Inkrafttreten des bürgerlichen
Gesetzbuches für daS Deutsche Reich macht eine Reihe
landesgesetzlicher AussührungSbestimmungen, bei wel-
chen auf Anlehnung nach den bestehenden heimischen
Rechtszustand Bedacht zu nehmen sein wird, nothwendig.
Ein Theil der hierauf bezüglichen Entwürfe ist fertig-
gestellt und wird Ihnen unverweilt zugehen. Die
andern befinden sich noch in Vorberathung und sind
theilweise von dem Zustandekommen eines Reichsge--
setzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Ge-
richtsbarkeit abhängig. Die Regierung gibt sich der
Hoffnung hin, daß es gelivgen werde, auch sie recht-
zeitig zur Vorlage zu bringen.
Im Zusammenhänge mit der Einführung des bür-
gerlichen Gesetzbuches steht ein Gesetzentwurf über die
geschlossenen Hofgüter, worin auch das Anerbenrecht,
soweit ein solches im Interesse der Landwirthschast
nothwendig scheint, seine Regelung finden soll. Ferner
werben Ihnen, — veranlaßt durch das neue bürger-
liche Recht — Entwürfe zugehen über die Durchsicht
unseres Wassergesetzes und des Enteignungsgesetzes,
sowie über die Neuordnung der Liegenschaft , Scheu-
kuvgS- und ErbschaftSoccise.
Auf verschiedenen Gebiete» der Staatsverwaltung
werden Ihnen kleinere Gesetzentwürfe zur Herbeiführ-
ung von Verbesserungen unterbreitet werden.

Hierauf erfolgte die Beeidigung der anwesenden
neu eingetretenen Mitglieder beider Kammern, und er-
klärte sodann der Präsident des Staatsministeriums
im Namen Seiner Königlichen Hoheit des Großher-
zogs den Landtag für eröffnet.
Mit einem dreimaligen Hoch der Versammlung
auf Seine Königliche Hoheit den Großherzog fand die
Feierlichkeit ihren Abschluß.

f Ein mitleidiges Lächeln spielte um Hilverda's Lippen.
»Leo vermag viel sowohl mit seinem Gelve als mit seiner
Person, aber mit Ihrer Hand die Liebe einer Miliane
Wolson zu gewinnen, das liegt nicht in seiner Macht.
Wenn er ein armer Zeitungsschreiber wäre gewesen wie
ich, dann wäre es ihm nie gelungen, -ine Künstlerin von
Gottes Gnaden zu bewegen, ihre Kunst seiner Liebe zum
Opfer zu bringen."
Was hätte Miliane nicht darum gegeben, wenn sie
Hilverda frei in die Augen hätte sehen und ihm erklären
dürfen, daß er sich irre, daß sie Leo liebe und nicht seinen
Reichthum! Aber er las in ihrer Seele wie in einem offe-
nen Buche: sie konnte nicht leugnen, denn die Wahrheit
seiner letzten Worte drängte sich ihr mit Gewalt auf. Sie
schwieg eine Weile, ohne im Stande zu sein, eine Antwort
zu geben, »In jedem Falle, mein Herri" sagte sie endlich,
da die Augen des Anderen fortwährend auf ihr ruhten,
»haben Sie mit meinem inneren Empfindungen nichts zu
schaffen, und Ihre Art und Weise, sich da hineinzumischen,
ist, um nichts mehr zu sagen, höchst unbescheiden."
»Sie haben Recht, Fräulein, mir zu zürnen, aber ge-
hört Miliane Wolson nicht der Kunst, nicht der Geschichte,
nicht der Welt? Denkt sie so gering von sich selbst, daß sie
einem enthusiastischen Dilettanten das Recht vorenthält, zu
bedauern, daß sie ihr erhabenes Gedurtsrecht um eine
Schüssel Linsen geopfert hat?"
»Aber wer sagt Ihnen, daß ich meine Kunst vernach«
lässigen will, mein Herr? Werde ich ihr nicht noch bester
dienen können, wenn ich nicht davon zu leben brauche?"
Hilverda zuckte die Achseln. »Sie werden eine große
Dame sein, Sie werden die Aristokratie des Landes m
Schönburg und Kaprice invrtiren, Sie werden die Kunst
protegiren, und mau wird Sie preisen und bekomplimenti--
ren (er drückte auf die Fremdwörter), mau wird Sie eine»
weiblichen Mäceu uenuen; Sie werden keinen Weg wissen
mit all' ^deu Gedichten und Musikpieceu, womit man Eie
bombardieren wird. Ihr Papierkorb wird überlaufen von
den Bettelbriefen, welche bcodlose Dichter, Maler imd
Bildhauer an die Beschützerin der schönen Künste richten
werden. Sie werden große Reisen machen, halbe Tage

WeffeUungen
den Monat
^dmen jetzt schon alle Postämter aus die täglich er-
'Minende Zeitung
-Pfalzer Bottsblatt"
der wöchentlichen Gratisbeilage „Der EonnLags-
sowie unsere Expedition Heidelberg, Zwivger-
waße 7, entgegen.
Expedition des „PMer Volksblstt".
Heidelberg Zwinger-raße 7

Die Eröffnung des badischen Landtags.
* Karlsruhe, 23. Nov. Heute Vormittag halb
,.^ uhr ist der Landtag eröffnet worden. Die Feier-
Meit fand dem ausgegebenen Programm gemäß im
^chungSsoale der zweiten Kammer statt. Nachdem
/ter. Mitglieder ihre Plätze eingenommen hatten, u.
Morin die Mitglieder der ersten Kammer, darauf die
^Wieder des Großh. Staatsministeriums eingetreten
A^n, hielt der Präsident des Staatsministeriums,
^atSwiuistlr Dr. Nokk, folgende Ansprache:
Durchlauchtigste, Hochgeehrteste Herren!
xSe. Hoheit der Großherzog ha-
j " wich gnädigst zu beauftragen geruht, den Landtag
Seinem Namen zu eröffnen.
y .S e. Kgl. Hoheit senden Ihnen, Durchlauch-
' Hochgeehrteste Herren, freundlichen Gruß und
8° ? üeru der Hoffnung Ausdruck geben, daß dieser
„"vdtag hei allseitiger treuer Mitarbeit an den wich-
iiL" Aufgaben die Wohlfahrt unserer theuren Heimath
°*rn werde.
I,. Die Lage des Staatshaushalts hat sich in den
tjr; Jahren merklich gebissen; die RechvungSergeb-
.I^.der allgemeinen Staatsverwaltung wie der aus-
Miedenen Verwaltungszweige waren befriedigende.
orn günstigen Abschlüssen, insbesondere in den
Mkhrertrögnissen aus Steuern und Eisenbahn-
^bSgesällen tritt eine erfreuliche Hebung derWohl-
.. M
Melrsne.
whlung von Melativ Iva. Aus dem Holländischen von
L- v. Heemstede.
'.Sie wußten doch, daß Leo sich mit einer Wolson
'°bt habe?" frug sie-
i„t,'Aitürlich, aber da Mama sich nicht sehr für die Kunst
itkb/iwt und ich mit Alkeraede nicht in Korrespondenz
,'ürinen Sie denken, daß Mama eS nicht der Mühe
ktst s hielt, mir Näheres zu schreiben. Bon Leo hörte ich
Schönburg, daß seine Braut und die berühmte
Hhh M identisch seien, dies war die erste Ueberraschung,
ay» Mß meine Reisegesährtineu und die beiden Personen
tM,, Eder die nämlichen waren, das war die lieber-
Senats Nr. 2. Das war ein guter Tag für mich, zwei so-
Ueberraschungen!"
"Sogenannt?'
h»t",VAe» Sie lieber Enttäuschungen lesen? Mir ist's
dsH,' Die Sprache ist ja gemacht, um seine Gedanken zu
"Len.«
ihre verstehe Sie nicht/ sagte Miliane, den Kopf auf
Ar» zweite senkend, während sie eifrig die Farben mischte,
^ktavd einem Tone, der sattsam verrieth, daß sie ihn wohl
<ü kAun, dann wolle» wir nicht weiter davon reden. ES
eine neue Enttäuschung für mich, dies nicht thun
«Wl' 8räulein Wolson hatte in meiner Phantafie
lkh j^nalt angenommen, sie war ei» Charakter geworden,
M Ä >ur aus ihren Stücke» gebildet hatte. Fortan
Ä wich nicht an solche Zusammenstellungen wagen;
Ar, Wb, «« meine« Talent dafür zu zweifeln. Ich
Die mit dem Mittelftücke für den .Säriugsalat"
. »LU haben. ES stellt de» Winter vor, wie ich sehe."
m hj,,wne stand wortlos an der Staffelei; sie fühlte.
^idUr. mit seinem kühle», spöttischen »>d selbst
A Made» Ton eine Macht über fie besaß, daß Hr aller
»» Nrtheil gelegen war, daß fie sich diese» Sinfluffe
.„ »U„?triehen vermochte.
fie schon verlobt, — wen» ich mir die Frage
" darf, - ,1» Sie diese» Winter konzipirte»?^

standSverhältnisse zu Tage, die in dem seit einigen
Jahren zu beobachtenden Aufschwung von industrieller
und HandelSthätigkeit ihre vornehmste Ursache haben
dürfte.
Der Voranschlag für den Staatshaushalt der
Budgetperiode 1898/99 wird Ihnen nebst den Nach-
weisen über die finanziellen Ergebnisse der letzten
Jahre zur Berothung und Beschlußfassung unverweilt
zugehen. Das Budget schließt im ordentlichen Etat
erstmals wieder mit einem allerdings nicht sehr erheb-
lichen Ueberschuß ab; die Abführung eigentlicher
Matrikularbeiträge an das Reich ist hierbei nicht
vorgesehen, vielmehr vorausgesetzt, daß in den beiden
nächsten Jahren Matrikularbeiträge und Ueberweisungen
sich decken werden. Die Steigerung des ordentlichen
Staatsaufwands ist auch diesmal wieder eine beträcht-
liche, immerhin aber hinter der Steigerung der or-
deutlichen Staatseinnahmen zurückgeblieben. Die
Schwierigkeiten der Staatshaushaltsfeststellung liegen
für die Periode 1898/99 in den Anforderungen des
außerordentlichen Etats. Diese letzteren erreichen die
angewöhnliche Höhe von 13 320444 M. und nach
Abzug ^der Einnahmen des außerordentlichen Etats
von 2 410 756 M. immer noch eine Höhe von
10 909688 M. Für diese Forderungen findet sich
in den BetriebSLberschüssen früherer Jahre keine
Deckung. Eine Heranziehung des in der AmortisationS-
kosse augesawmrlten StaotSvermögens zur Bestreitung
eines TheilS der außerordentlichen Ausgaben wird
daher nicht zu vermeiden sein.
Gesetzesvorlagen werden Ihnen zugehen über die
Besteuerung des Wandergewerbetriebes und der Wan-
derlager sowie eine solche über die Vornahme einer
Revision der Klosseneintheilurg der Grundstücke für
eine neue Gruudsteuerveranlagung. Letztere Vorlage
steht im Zusammenhang mit der geplanten allgemeinen
Steuerreform, über die im Anschluß an die den Stän-
den vor zwei Jahren unterbreitete Denkschrift ein-
gehende Eiörterungen im Schooß beider Kammern
stattgefunden haben. Das Ergebniß der in der Zwi-
schenzeit Weiler geförderten Berathungsarbeiten und
Ihnen in Gestalt einer geplanten Steuerreform dar-
stellenden Denkschrift alsbald zugänglich gemacht werden.
Die andauernde Steigerung des Eisenbahnverkehrs
erfordert größere Aufwendungen für Ergänzung der
Betriebsmittel und für die Erweiterung unzulänglich
gewordener Bauanlagen. Auch Anforderungen zur
Vervollständigung des Staatsbahnvetzes sind in dem
Staatsvoronschlag vorgesehen. Ueber eine Fortsetzung
der Bodenserbahn von Ueberlingen nach Friedrichs-
»3ch glaube es wohl."
„Als Sie den »Morgen" begannen, waren Sie noch
frei, nicht war?"
»Mein Herr! was bedeuten diese Fragen und Anzüg-
lichkeiten ? Es ist immer das Nämliche, wo ich Ihnen
auch begegne, sowohl hier als in Schönburg. Ich weiß,
daß sie mich verach . . . geringschötzen, aber Sie haben
nicht das Recht, es mir zu zeigen. Wer gibt Ihnen die
Freiheit, mich mit Ihren Bemerkungen, Ihren Vorwürfen
zu behelligen?" Ihr lang zurückachaltener Aerger machte
sich Luft, aber zu ihrem großen Verdruß sprangen Thrä-
nen aus ihren Augen ; sie wandte.sich schnell ab und schaute
aus dem Fenster.
Hilverda kam ihr gleich nach und sprach nun mit ern-
stem, sympathischen Tone: »Fräulein Wolson, verzeihen
Sie mir! Ich sehe ein, daß ich verkehrt gehandelt habe,
und es wird mir stets schwer, mein Unrecht zu bekennen,
ich thue es sonst nie. So hätte ich nicht mit Ihnen reden
dürfen, aber ich habe mich in Ihnen getäuscht. Jetzt sehe
ich erst, daß Sie find, wofür ich Sie immer gehalten habe:
eine hochpoetische Künstlernatur mit ihren guten und weniger
guten Eigenschaften, die aber nicht von der gewöhnlichen
hausbackene» Art find. Aufrichtigkeit ist die beste Politik
und so will ich offenherzig mit Ihne» reden. Ich war
entrüstet, als ich hörte, daß mein Vetter für sein Geld eine
neue Kuriofiiät für sein Museum gekauft hatte, und daß
jene Kuriosität, jene- Ornament Fräulein Wolson sein
mußte, unsere erste Malerin, die einzige, die den Ueberlie-
fei ungen der altholländischen Schule in ihren Werken treu
bleibt und doch die Grazie der italienischen und französi-
schen Modelle mit seltene« Glücke sich anzucignen weiß.
— Und je mehr ich sah und hörte, u« so wehr war ich
erstaunt, daß eine solche Künstlerin sich erniedrigen wollte,
ja ich finde kein anderes Wort, Kaprice mit ihrer Person
auSzuftaffiren."
»Aber, «ei» Herr! Sie beleidigen «ich und Ihren
Letter tödtlich. Glauben Sie denn, daß ich Lro'S Fra«
werde, n»r weil. .. weil er reich und von Adel ist,. .
daß ... daß .. . ich ihn nicht liebe ?"
 
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