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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

DOI issue:
August 1897
DOI article:
Nr. 192
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0785

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Mlzer Volksbltttl

Wrlderg, Mitlmch, dk« 25. AuM 1897


. , ,ür sein« Arbeiter. In einem Z^
war dies alles entstanden. Marzo habe nur

Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber inl^H erd el berg.

äbt's
.)me»
Sie eine kleine Herzstärkung, bis es Zeit ist zum Mahle."

Nachdruck
»erboten.
an-....».. -_ - _ Niemand
Wülick» Schuld, aber Wern es in de« Menschen
^rde i»"- Hä", Be»gangtneS wieder gut zu machen, so
Äbch Vater Alles dafür hingeben Onkel Adelbert
eben so haierfüllt als vor Jahren. Wäre

Druck. Berlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingerstraße 7.

^Uien alle Postanftalten und unsere Agenturen
Wellungen auf da« „Pfälzer Volksblatt» für
w Morale (September) an. Der Preis ist
0 Pfennig vom Briefträger frei inS HauS
Tracht.
Tem „Pfälzer Volksblatt» wird jeden SamS-
^os 8seitige Ur terhaltungSblatt
., Der Eo«»1agSb»1e
^'Skgeben, welcher besonders für die Familie
Mwmt ist.

Präsident Faure in Rußland.
* Kronstadt, 23. Aug. Präsident Faure ist
heute Vormittag halb 12 Uhr auf der hiesigen Rhede
eingetroffm.
* Petersburg, 23. Aug. DaS Journal de
St. PeterSbourg schreibt; Am heutigen Montag voll-
zieht sich das denkwürdige Ereigniß der Ankunft des
Präsidenten der französischen Republick in Rußland.
Die russische Nation wird mit ihren wärmsten
Willkommenswünschen das französische Oberhaupt be-
grüßen, dessen hohe Eigenschaften eS zum Gegenstand
der allgemeinen Ehrfurcht wachen. Wir sehen in
diesem Besuche eine neue Bestätigung dec innigen
Beziehungen zwischen beiden Völkern, von denen jedes
seine Entwickelung auf friedlichem Wege verfolgt.

hat gut reden; aus der Höhe kann er ntedersehen auf den
armen Baron, der Mufiklehrer ist, und doch . . ."
Thränen hinderten sie, weiter zu sprechen; auch der
Geistliche war bewegt. .Es ist Kart," sagte er liebevoll,
„und ich möchte nichts so sehr wünschen, als eine Versöh-
nung zwischen den beiden Brüdern bewerkstelligt zu sehen;
dieser Groll ist das Einzige, was auf Doornburg's edlen
Charakter einen Schatten wirft. Er grübelt noch immer
über die alten Dinge nach, und weder die Stimme der
Religion, noch die Zeit vermochte diesen Stachel aus seiner
Seele zu entfernen- Doch reden wir weiter von Ihrem
Anliegen! Möchten Sie hier bleiben?'
„Sehr gerne, aber wie? Unter meinem eigenen Namen
doch unmöglich."
„Wo logiren Sie? Haben Sie hier Bekannte?"
„Keine mehr! Die Armuth vertreibt sie."
„Ich werde Fräulein Klipper sogleich rufen lasten- ES
ist die LZamc, worüber ich Ihnen schrieb."
Er llingelte und die Magd erschien.
„Annchen, ersuchen Sie Fräulein Klipper, hierher zu
kommen! — Das Gebäude für den Verein ist hier gerade
gegenüber," wendtte er sich wieder an Margo. „Das Fräu-
lein wird Sie unter ihren Schutz nehmen, aber nennen Sie
für's Erste nicht Ihren Namen. Wann wollen Sie abreisen ?"
„Morgen, denn heute Abend kann ich ja nicht mehr
nach Hause kommen."
„Dann wird das Fräulein Ihnen wohl ein Zimmer
anweisen; ich werde inzwischen die Sache überlegen."
DaS Fräulein — erne Person schon in den fünfziger
Jahren — trat bald darauf ein- Der Pfarrer stellte ihr
Margo vor und empfahl ihr dieselbe.
„Sehr wohl, Herr Pfarrer, ich werde das Fräulein
schon unser HauS sehen Iossin. Kommen Sie, Fräulein ..
wie mutz ich Sie nennen?"
„Sagen Sie nur „Fräulein" I ES ist für Herrn von
Doornburg bester, datz ihr Name nicht bekannt wird, bevor
die Sache ganz in Ordnung ist." — „So? N.n, wenn
man eS mir sagt, so ist es nicht Jedem »errathen, aber
wie der Herr eS für gut findet. Kommen Sie nur mit mir,
Fräulein, ich will Ihnen vorangehen."

DaS Laus, wohin Margo geführt wurde, war noch
neuer als die Pfarrei, mit bellen, breiten Fenstern, und
hatte nach rückwärts einen groben Garten- ES waren da-
rin Lauben, Schaukel« und ein Teich angebracht. Fräulein
Klipper bedeutete Margo, daß hier die Frauen und Mäd-
chen, die in der Fabrik arbeiteten, sich erholten, sie zeigte
ihr weiter die Beete, die Jedes selbst anlegen und unter-
halten mutzte. Sie führte sie hierauf durch die Zimmer des
Hauses; eines war als Kapelle eingerichtet, ein anderes als
Nähschule, ein drittes als ErholungSsaal im Winter und
so weiter.
„Dies find meine Zimmer." sagte Fräulein Klipper,
als sie die erste Etage erreicht hatten, „und die beiden an-
deren find für Sie bestimmt."
Die Zimmer waren luftig, die der Gesanglehrerin hat-
ten die Aussicht auf das Schloß- „Wie herrlich!" rief
Margo, „welch' ein Unterschied gegen Amsterdam."
„Na, das sollt' iL meinen: etwas Schöneres gi
kaum. Aber kommen Sie auf mein Zimmer und neh
Oi. .... -... . r .7 O" ". .7",:...
Sie erzählte Margo Vieles von ihrem neuen Wirkungs-
kreis. Unaufhörlich hieß es „Herr Adelbert hier" und „Herr
Adelbert dort." Es herrschte ein ausgezeichneter Geist un-
ter den Arbeitern. Dank den guten Maßnahme» des Herrn
Adelbert. Er war sehr beliebt, obwohl nicht gerade leutselig,
aber er hatte Herz für seine Arbeiter. In einem Zeitraum
von 10 Jahren O.7 " " "7 7
die Abtheilung der Frauen gesehen; sie sollte aber einmal
erst bei den Männern und Knaben Umschau halten, dann
würde sie sich noch viel mehr verwundern. O! Herr Adel-
bert war ein Genie!
„Und wo wohnt er selbst?' fragte Margo.
„Nun natürlich auf dem Schloß."
„Und so ganz allein?"
„Ja, er hat nur zwei Zimmer für sich eingerichtet.
Für sich selbst ist er so einfach, aber für Andere hat er
alles übrig. Er ist nicht verheirathet, nur um sich ganz und
gar dem Glück seiner Untergebenen widmen zu können."
(Fortsetzung folgt.)

. Die einzige Tochter.
H rrröthete lebhaft, als sie erwiderte:
.st Wwulv, aorr «oc» » r» >n vc»
Mrd-Wäre, Ve'gangeneS wieder gut zu machen, so
Ach ia"" Vater Alles dasür hinget
An Ant ö eben so haßerfüllt als vor Jahren- Wäre
Ni, ^br nicht arm, so hätte er schon längst alles ver-
N mit seinem Bruder wieder auszusöhnen. Nun
M nicht thuu, nur um jeden Verdacht abzuwehren,
Kli Er eine Unterstützung zu erlangen oder gar sei-
MIkr tu beerben suchen. Onkel Adelbert hat meinem
NärftiTi viel Gutes erwiesen! Sind wir nun bilss-
Mter bns V? Erogen die Umstände die Schuld daran. Mein
.. Der w-H in d eser Beziehung nichts vorzuwerfen."
Lasten n^!*er hatte diese Bertheidigungsrede mit Wohl-
M er ,«"uMrt. „Ich will es gerne glauben, mein Kind,"
M er Antwort, „aber Ihr Onkel ist der Meinung,
Di ne Pflicht Ihrem Vater gegenüber reichlich er-
Men w.A 'ft ein höchst achtungSwerther Mann, der von
Ase llnn. Hnmern den besten Gebrauch zu machen weiß.
M sH,„ie Gemeinde fleißiger, braver Arbeiter, die Sie
WiÜr „ < .verdankt ihm die Existenz. Die Einrichtung,
»An aernkdi Eine Leiterin sucht, ist euch durch ihn in's
Kh dab°», 3ch stehe mit ihm auf sehr intimen Fuß,
Mer. As. ""ne ich auch sein ganzes Verhältnis, zu Ihrem
»A in di.k?E»ug habe ich ,hn zur Versöhnlichkeit ermahnt,
A sich er» m Punkte ist er unbeweglich. Er hat gearbeitet,
M des „u.""dgen zu erwerben. Ihr Vater wollte die
Wie ih» Öligen Hauses aufrecht erhalten. Ihr Onkel
reichlich in Stand und schreibt eS letzt besten
V kearbeÄ?"" zu, daß Ihr Vater arm ist. „ „Ich habe
N letzthj^ - "öae er eS auch thun I"" sagte er mir
Auge funkelte. „Und war thut mein Vater
Mngtn<,„2Eder Mensch mutz mit den Talenten, die er
da», arberten, und,wer verwendet dar seinige
!!?dischev"u? Vater? Mit seinen grauen Haaren steht
^E« sein,»>"?dEtvgene« Knabe», um sich mit Unterricht-
en karge« Unterhalt zu verdienen. Onkel Adelbert



Zu -en Wahlen.
H.^rseits rüstet man sich zu den nahe bevorsteh-
sich» «andtag-wahleu. Auch die Cent umSPartei ist
Nlk hvhe" Bedeutung der diesjährigen Wahlen
duz „ Etvußt und hat ihre Thütigkeit begonnen. Um
Kjtz/wwuue katholische Volk zur treuen Erfüllung
h,!j, Wahlpflicht zu bewegen, erscheint eben im 6.
* Stimme auS dem kath. BolkSverein „Eine
^j/vvMafll», allerdings schon für die nächstjährige
tzn^tagStvahl; allein sie paßt vorzüglich auch heute
Kilo , unsere Wahlen, weshalb wir sie zur Beach -
" °usnehmen. ES heißt darin:
Sommer nächsten Jahre- bringt uns die
«e^Wwahlen. DaS deutsche Volk wird dann auf-
>» d-„ s""E Stimme abzugeben, wie die Gesetzgebung
dtLn? "NchstEN g Jahre« sich gestalten soll. Ja allen
Eide» hErrscht Unzufriedenheit mit den gegenwär-
scher'"hschaftlichen Verhältnissen. Alle rufen nach
Är 'h"* * Lust* und verlangen solche auch von
tzv.i.Asktzgebung. Der Eifer der Regierung für
tks^Asform jst offenbar erkaltet. Nur wenige Par-
Z* 'm Reichstage ernsthaften Sinn gezeigt, eine
W d , Sozialpolitik zu treiben. Die Svzialdemokcatie
Kiss-» ""drin Seite ist fast überall im Vormarsch be-
Mu»?. friedliche u. segensreiche Entwickelung der
»iiibst- "vseres Volker hängt also davon ab, daß der im
Ak -Jahre zu wählende Reichstag die Fortführung
tzyiM'akeform für alle Stände durchsetzt. Die erste
sh»)/?'Uü«ng ist aber, daß unser Centrum in unge-
Anzahl wieder vom katholischen Volke i»
Tks^'Mtag geschickt wird. Sind wir hier bei der
>^Dvung und unter den Augen der Regierung

tSgttch mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oderderen Raum
echaltunpMM OkÜM ÄklÜI« Prw'atmiz^ für Jahres-Anzeigen bedeutend
> monatlich kV L mit Trägerlohn, durch » r ' Rabattbewrllrgung.
ost bezogen viertelj. 1.60 franco. ———Expedition: zwingerfiraßeT.

nicht vollwichtig vertreten, so ist alle andere Arbeit
auf sozialem Gebiete verlorene Liebesmühe. Jeder-
mann ersieht daraus, welche hohe soziale Bedeutung
wir Katholiken und CentrumSmänner dem Ausfälle
der nächstjährigen Wahlen beizumessen haben. Möge
sich Niemand darüber täuschen, daß der Wahlkampf
überaus scharf sein wird. Mit ein paar Wahlreden
ist nichts auszurichten. Wer erst „im letzten Augen-
blicke» rüsten will, kommt zu spät. Derjenige siegt,
der am längsten und besten vorgearbeitet hat. Wer
in der ruhigen Zeit vor den Wahlkämpfen für seine
Sache eifrig, ausdauernd gearbeitet, dem Volke durch
rege agitatorische Thütigkeit in Volksversammlungen,
durch Beltheilen von Flugblättern, durch da- Wilken
der wohlorganisiiten Vertrauensmänner sein Interesse
bewiesen und dasselbe so gründlich belehrt hat, der
wird daS Volk, vor allem die viel umstrittenen Ar-
beiter, am Wahltage an seiner Seite sehen. Diejenige
Partei, welche erst im Wahlkampfe, wo alle Parteien
sich Herandräugen, ihr Volks- und arbeiterfreundliches
Herz entdeckt und beweisen will, wird keine Gläubige
finden. Lassen wir unS das heute, wo wir noch man-
che- hierin Versäumtes nachholen können, eine War-
nung sein. Keiner unter uns darf glauben, wir könn-
ten auf unfern alten, gewiß unverwelklichen Lorbeeren
ruhen. Heute beschäftige« und beunruhigen ganz neue
Fragen unser Volk. Unsere Reihen müssen so fest ge-
gliedert und gut geschult, daS Vertrauen aller Katho-
liken in Stadt und Land bi- ins letzte Dorf zu un-
serm heutigen Ceotrum muß so unerschütterlich sein,
daß auch der ärgste Sturm, auch die hinterlistigsten
Wahlmanöver unserer Gegner, die eS daran nicht wer-
den fehlen lassen, uns nichts anhaben können. Eine
solche Schulung unserer katholischen Männer können
wir nur durch unermüdliche u. planmäßige Agitations-
arbeit erreichen. Truppen, die nicht immer wieder
zum Appel zusammengerufen werden, laufen auseinan-
der und verlernen die Parole. Auf das Vertrauen
des katholischen Volkes haben wir zudem nur dann
einen berechtigten und wirksamen Anspruch, wenn wir
uns dasselbe landaus, landab durch opferwillige Ar«
beit für das Wohl des Volkes verdient haben. Da
müssen wir nun offen eingestehen: In gar vielen ka<
tbo'.ischen Orten und Gegenden hat man eS bis zur
Stunde von berufener Seite an dieser unerläßlichen
agitatorischen Vorarbeit fehlen lassen. ES fehlt dort
an Organisation und Agitation. Den Volksverein,
der dies alles anderswo durch seine Organisation der
Vertrauensmänner, durch seine Agitation in Versamm-
lungen, Flugblättern, von Mund zu Mund meisterhaft

geleistet Hat, glaubt man „nicht nöthig zu haben.»
DaS wäre im Interesse der Ganzen zu verschmerzen,
wenn man auf andere Wei e und mit ähnlichen Mit-
teln organisirt und agitirt hätte. Aber auch das
glaubte man nicht vöthig zu haben. Ob man aber
gewillt ist, die Verantwortung zu tragen, die man der
gesommten Centrumspartei gegenüber dadurch auf sich
lade: ? Jedenfalls wollen und dürfen die Führer der
CentrumSpartki, die mit Aufgebot aller Kräfte ihren
Posten zu behaupten suchen, diese Verantwortung nicht
auf sich und die Gesammtpartei fallen lassen. Und
darum ergeht in ihrem Sinne und Auftrage dieser
ernste WarnungSruf an alle, die er betrifft. Man
organistre und agitire wenigstens jetzt in der vorge-
rückten Stunde für den nächstjährigen sozialpolitischen
Wahlkampf, denn ein solcher wird er sein. Oh das
durch Einführung und rege Thütigkeit des VolkSver-
eins, in dem sein Gründer Windthorst da- katholische
Volk organisirt wissen wollte, geschieht, oder auf an-
dere Weise, ist am Ende gleichgiltig. Leichter und
wirksamer al- im BolkSverein und durch denselben,
wird eS niemand vermögen. Nur organistre u. agi-
tire Man kräftig, so daß wir überall auch die schärf-
sten Stürme des Wahlkampfe- aushalten können. Zur
Vertheidigung des CentrumsthurmeS genügt unser
herrliches OffizierkorpS der Abgeordneten und Führer
nicht, wenn ihnen ein geschultes, schlagfertiges und
treues Heer von Wählern im Lande fehlt. Diese-
Heer Haven wir, Klerus und Laien, in den einzelnen
Bezirken, am größten wie kleinsten Ort zu stellen durch
Organisation und Agitation.
Diese Mahnungen sind in jeder Hinsicht der Be-
achtung der CrntrumSwähler Werth. Möge man bald
danach handeln.
 
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