Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingrrstraße 7.
u. Interesse sür die Lags des Handwerks gezeigt haben.
Diese Unzufriedenheit würde nach unserer Ueberzsugung
viel bedenklicher sein, als die etwaige Unzufriedenheit des
übrigen Theiles der Handwerker mit dem Jnnungszwang.
man das Wort „Zunftzwang"
Aus das
„Pfalzer BoWblatt"
Eann immer noch für den Monat
März
«donnirt werden. Bestellungen nimmt jede Postanstalt
Ivivie unsere Expedition in Heidelberg, Zwingerstraße 7,
Hhegen.
Prabcrmmmern werden auf Wunsch gerne porto-
'*ti Jedermann zugesandt.
Erscheint tSattch mit Ausnahme der Sonn- u
Feiertage. WbonvememtSpreiv mit dem wochent
Men Unterhaltungsblatt Derd>antaasbote s^
Heidelberg monatlich Sv mit Tragerlohn, durch
_die Post bezogen wertest. l 60 tranco.-
und ein gewisses Aufsichtsrecht über ibn führen soll?
Nur wer sich freiwillig unter diese Einrichtung stellt,
darf von ihr in seinem Thun und Treiben beschränkt
werden, sogt man. Allein wir haben aus allen mög-
lichen Gebieten einen viel schärferen Zwang als h>er,
ohne daß wir ihn besonders lästig empfinden. Das
Sträuben vieler Handwerker gegen den Jnnungszwang
beruht lediglich auf Unkenntlich und Vorurtheilen.
Man ist an die liberale „Freiheit" gewöhnt auf Grund
allgemeiner Redensarten und macht sich von dem
„Zwange" ein ganz böhmisches Bild. Wenn man dies
gefürchtete Ding „Innung" erst genauer kennte, würde
man sich sehr wohl dabei fühlen, allein man gibt sich
nicht die Mühe, sie kennen zu lernen, weil man hin-
längliches Verständniß bezeugt zu haben glaubt, wenn
s „ recht verächtlich aus-
spricht. UebrigenS kann ein richtiger Gegner des
„Zunftzwangs" auch mit der neuen Fassung nicht
einverstanden sein, denn sie sieht immer noch den
Zwang gegen die Minderheit vor. Wer also doch
einen gewissen Zwang will, sollte auch konsequent sein
und ihn allgemein einführen. Daß ein großer
Theil der Handwerker den Jnnungszwang nicht will,
namentlich in Süddeutschland, ist ja richtig; aber
dieses Nichtwollen ist zum guten Theile stumpfe,
dumpfe Gleichgültigkeit gegen die Handwerkerbeweg-
ung, zum Theil, wie gesagt, Unkenntniß und Vorur-
theil. Mit werthvollen Rechten und Befugnissen aus-
gestattete Innungen würden die Feinde bald an-
deren Sinnes machen.
Der Handwerksausschuß ist in dem neuen Ent-
würfe gestrichen. Die Handwerkskammern scheinen
wesentlich nach der Berlepsch'schen Vorlage angenommen
zu sein, die der Kammer nicht nur begutachtende
Aufgaben zuwieS, sondern sie auch mit Zwangsbefug-
uissen, besonders in Bezug auf die Lehrlinge auS-
stattete. Auch die Bestimmungen über die Lehrlings-
Prüfungen und den Meistertitel sollen angenommen
sein. Das Einzelne wird man ja sehen, wenn der
Entwurf dem Reichstage gedruckt vorliegt. Große
Aussichten dürste er in der neuen Fassung nicht ha-
ben. Wenn nicht etwa die Conservativen in ihrem
Feuereifer für das Handwerk erkalten, wird
der Reichstag in der Hauptsache wohl den Berlepsch'-
schen Entwurf wieder Herstellen. Ob der BundeSrath
dann die Verantwortung für die Ablehnung über-
nehmen will, muß sich dann zeigen. Darüber kann
kein Zweifel sein, daß das Scheitern bei den Hand-
werkeru, ungeheure Unzufriedenheit erregen würde,
und zwar gerade bei den Handwerkern die Verständniß
die Worte seines Sohnes kaum vernahm. Je näher sie
Deerwood kamen, desto mehr schwand seine mühsam ge-
wonnene Fassung dahin.
„Deerwood rief der Schaffner. Und als der Kapitän
nun aus dem Wagen blickte, konnte er kaum glauben, daß
diese blühende Stadt der unscheinbare Oct sei, den er einst
zwischen den Bergen gekannt hatte.
„Ich bin alt geworden!" murmelte er vor sich hin.
Schweigend und in Sinnen verloren, gestützt auf den
Arm seines Sobnes und sich dessen Führung vollständig
überlassend, bestieg er den Omnibus. Auch wärend der
Fahrt kam kein Wort über seine L'ppen, um so mehr aber
suchten seine Blicke all die Tausende wohlbekannter Plätze
auf, welche mächtig bewegende Erinnerungen in ihm weck-
ten. Als sie die Höhe der Straße erreicht hatten, jagte
Walter: „Sieh, Vater, dort ist unser Baumgarten," Da
zuckte er zusammen; aber nicht dem Baumgarten galt sein
Blick, auch nicht dem väterlichen Haus?, das in der Ferne
sichtbar wurde, sondern weit die Straße entlang ließ er
das Auge schweifen, dorthin, wo dis Sonne die kleinen
Monumente aus dem Friedhöfe friedlich beleuchtete.
„Dort ist es — da liegt die Mutter," sagte Walter
der dem Blicke seines Vaters gefolgt war- Dann ergriff er
seine Hand und, weil er befürchtete, die Bewegung möchte
den Vater übermannen, flüsterte er demselben theilnehmend
zu: „Sei ruhig, Vater, ich bin Dir ja noch geblieben und
Großvater und Tante Mary und Jessie. O, jetzt darfst Du
nicht traurig sein, jetzt, Gott Alles so gnädiglich gefügt!'
„Lasse mich, Walter! Das Andenken an mein innigst
geliebtes Leid, welches irdisch so verlassen und trostlos
dahinstarb, will auch sein Recht haben. Lasse mich weinen;
es erleichtert mein Herz, da l so voll, so voll ist!"
Walter ließ seinen Vater gewähren, zitterten ihm doch
selbst zwei grobe Thränen in den Augen.
Aber als sie fitzt den Omnibus verlassen hatten, da
zeigte Seth Marshall das ruhige, feste Gesicht, welches
Walter als das des Kapitäns Murdock kennen gelernt
halte. Sie hatten verabredet, daß der Vater sich zunächst
nicht bekannt geben sollte. So treuen sie ein.
Walter wurde von Allen stürmisch begrüßt und ihm
Deutsches Reich.
* Berlin, 13. März. Die Budgetkommission deS
Reichstages lehnte den ersten Kreuzer mit 16 gegen
11 Stimmen, den zweiten Kreuzer mit 17 gegen 10
Stimmen ab. Für den ersten Kreuzer stimmten die
Conservativen, die Nationalliberalen und der Antisemit
Werner, für den zweiten nur die Conservativen und
die Nationalliberalen. Ferner wurde von der Budget-
kommission mit 16 gegen 11 Stimmen den Aviso
„Ersatz Falke" abgelehnt und nahm mit großer Mehr-
heit die beides Kanonenboote an. — In der Budget-
Kommission des Reichstages wurde bei der weiteren
Berathung des Marineetats die erste Rate zum Bau
eines TorpedodivisionSbooteS in Höhe von 873,000
Mark mit 15 gegen 11 Stimmen abgelehnt. Die erste
Rate zur Herstellung von Torpedobooten von 1,800,000
Mark wurde mit 16 gegen 11 Stimmen abgelehnt.
* Berlin, 14. März. Das StaatSministsrium
trat heute Nachmittag 2 Uhr unter dem Vorsitze deS
Fürsten zu Hohenlohe zu einer Sitzung zusammen.
* Berlin, 14. März. In der Budgetkommission
deS Reichstags beantragte Lieber (Centr.) die Ableh-
nung der beiden Kreuzer im diesjährigen Etat. v.
Leipziger (kous.) tritt mit Wärme für die Kreuzer ein
unter Hinweis, daß die gegenwärtige Finanzlage zu
Bedenken keinen Anlaß gebe. Hollmann führt auS,
selbst die Gegner müssen zugestehen, daß wir mit un-
seren Kreuzern gegen andere Nationen erheblich zurück-
stehen. Er müsse sich dagegen verwahren, gegen den
Borwurf, Weltpolitik treiben zu wollen, aber die In-
teressen deS deutschen Reiches könnten einer Tages in
einem Lande bedroht werden, dann seien die KceUzer
zum Schutz der Deutschen im Ausland vorhanden.
Redner gibt ausführliches Zahlenmaterial und hebt
hervor, die Thätigkeit der Flotte werde nicht zu Pa-
radezwecken verwendet. Abg. Lieber erklärt, die For-
derungen der Marine seien keineswegs auf die leichte
Schulter zu nehmen, vielmehr sehr ernst. Müller-
Fulda befürwortet die Ablehnuog dec Kreuzer, für
deren Bewilligung Graf Holstein wärmstens eintritt.
Hammacher (natl.) legt dar, der jetzige Bestand an
Kreuzern reiche unter keinen Umständen aus. Die
Nationalliberalen würden für beide Kreuzer stimmen.
Hierauf erfolgt die bereits gemeldete Abstimmung.
zu seiner Wiedergenssung gratulirt. Ec sah zwar noch
etwas angegriffen aus von der erst eben überstandenen
schweren Krankheit, im Allgemeinen aber zeugte sein Auf-
treten davon, daß die alte Kraft und Energie wieder vor-
handen waren. Unterdeß stand der Kapitän fast unbeachtet
im Hintergründe und hatte Muße, Personen und Gegen-
stände mit den Bildern zu vergleichen, welche aas fecner
Vergangenheit in seiner Erinnerung lebten. Seinem schar-
fen Auge entging nichts: im Stillen grüßte er alle die
Dmge, die er noch aus seiner Jugendzeit an der bestimm-
ten Stelle zu sehen gewohnt war- Nccht manche Verände-
rung vermochte er zu entdecken-
Bei Tante Debby war gar keine, sagte er sih, —
grauhaarig, Higer und runzelig, wie ehedem; ihr Hals-
tuch, die große Schürze, die gewichtige Brille, das Strick-
zeug, — nichts war a-i ihr verändert. Aber die behäbige
Matrone dort, die Walter „Tante Mary" nannte, — war
das das blühende Mädchen, das er damals verlassen'?
Und jener elegante, formgewandte Fcemde, — war er sein
alter Freund? Ja einem Augenblick hatte er dies Alles
gesehen. Und nun fiel sein Blick aus den Greis, der am
Feaster saß, — auf den Mann mit den gefurchten W mzen,
der gebeugten Gestalt, dem weißen Haar und den zittern-
den Giiedecn. Erinnerte er nicht an eins mächtige Eiche,
die vielen Stürmen Trotz geboten Hai uns nun Mirich
geworden ist? Das war sein Vater, den er jedoch sür den
Augenblick noch nicht so nennen durfte.
Endlich war die erste stürmische Begrüßung vorüber,
aber Walter war nicht bffciedigt, sei" Auge suchte Jeman-
den und ein trauriger Zug zeigte sich in seinem vorhin
noch so glückstrahlenden Gesichte. Wo wac sie denn, Jessts,
hatte sie gar kem Interesse für ihn? Ob sie ein J iteresse
batte, megr als das. J„r Herz kwpfte hörbar und ihre
Wanzen waren hochgerötbet, als sie jetzt hinter der hohen
Lehne von Großvaters Sessel hecvorspcanz und Walter
beide Hände zum Gruße entgegsnstreck-e und dieser sein
Auze in das ihre versenkte.
(Fortsetzung folgt.)
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Die Handwerksvorisge
A w voriger Woche im Bundesrath angenommen
Arden, aber nicht in der Fassung der Berlepsch.
Wen Entwurfes. Die wichtigste Abweichung davon
-regt in der Bestimmung, daß die Zwangsinnung
M da eivgeführt tmrden soll, wo die Mehrheit der
^"reffenden Handwerker sich dafür ausspricht. Auch
'e Berlepsch'sche Vorlage gab den Betheiligten die Ent-
Weihung ziemlich in hie Hand, wenn eS sich um die
vttaiiziehutig von Handwerker, die über 10 Kilometer
Sitze der Janung wohnten, handelt und gemischte
^Mungen gebildet werden sollten; aber die neue Be-
!,!??Wg ist doch ganz etwas Anderes, als eine
Aocisere und schärfere Fassung der Grundsätze jener
Ablage, wie die „Post" meint. Nach dem Bundes-
rathsbeschluß sollen einfach überall die Handwerker
vrii Ahlheit entscheiden, ob sie eine Zwangsinnung
munden wollen oder nicht. DaS würbe ein ganz
wunderliches Durcheinander im lieben deutschen Vater-
ande geben. In der einen Stadt gehört z. B. der
Muster keiner Innung an; zieht er in die benach
arte, so unterliegt er dem Zwang. Hier haben die
vunuugxn ansehnliche Befugnisse in Beziehung auf die
^Minge und alle möglichen Einrichtungen, dort gibt
°das alles nicht, werl keine Innung besteht. Die
AAugsinnung wird nicht ihrer selbst wegen verlangt,
Wbern zur wirthschaftlichen, technischen und morali-
Wir Hebung deS Handwerkerstandes. Dieses Ziel
aber niemals zu erreichen, wenn die Organisation
Wt das Handwerk deS ganzen Reiches umfaßt.
2 Für ein „liberales" Gemüth klingt das Wort
^Wang ja entsetzlich. Wie kann man jemand wider
i men Willen nöthizen, einer Corporation beizutreten,
^gewisse Anforderungen an Geld usw. an ihn stellt
Stolz und Ließe. «LL
) Dem Amerikanischen nacherzählt.
?^änen traten in die Augen des alten Mannes.
H^lnehmend eilte Jessie an seine Seite und ergriff
N»„."^?isie," sagte der alte Mann, indem er über seine
sein»? issb-.' „rücke Seths Sessel neben meinen Platz; auch
^owte ich heute ganz besonders gedenken, der Stuhl
nnch an ihn. ES ist vielleicht das letzte Erntefest,
K mitfeierc."
«es r g Mädchen eilte, den süßen Wunsch des alten Man-
c "füllen: sie hörte noch, wie er ein über das andere
"Quitte: „chott, laß ihn wiederkommen!"
fit war bereit, schon schickte Mrs. Howland
dasselbe zu scrviren und eben hatte Jessie den ihr
„os Ebenen Auftrag ausgesührt, als sie wieder einen Blick
Straße warf. Mit einem lauten Aufschrei der
Meilte sie hinter den hohen Lehnsessel des alten
«en und ehe man sich nach der Ursache ihrer freudi-
erraschung erkundigen lonnte, traten zwei hohe
E-i» ^statten in das seitlich geschmückte Zimmer hinein,
ren k Walter und Kapitän Murdock Die Beiden wa-
einige hundert Schritte vor dem Ziele aus
tvik- « wnibuz ausgestiegen, und Jessie hatte zuerst gesehen,
D °Ä das Haus zuschritten
vünm-? Reisenden waren spät am Abend vorher, nach sehr
alü^ii^ Habrt in New-Jork angekommen; durch einen
sabr^chen Zufall hatte Walter von einem Bekannten er-
Deeru? daß Mr. Graham sich Mit dem Nachtzuge nach
Grob«."",, begeben hätte, wohin Jessie, ihre und seine
da "r." öwu Ernteseft Men schon vc-rausgeeilt seien;
schnell gefaßt, den Frühzug zu be-
;>uud Deerwood zuzueilen.
iur Freude wirds dort geben! Wir werden gerade
feinem nr ankommen," hatte Walter freudetrunken
Erwin-» er auf der Fahrt zugerusen: aber er fand keine
an S-th Marshall war von seinen Erinnerungen
"«sir vergangene Zeiten so mächtig bewegt, daß er