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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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März 1897
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Nr. 59
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0237

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Pfälzer Volksblatt

Weiberg, UmtU, dm 13. März IM.

^nnjrt werdm. Bestellungen mmmgjede Postaostalt
, unsere Expedition in Heidelberg, Zwingerstraße 7,
""gegen.
Probenummern werden auf Wunsch gerne Porto-
^Jedermann zugesandt.

Auf das
-Pfälzer Bolksvlatt
E««u immer noch für den Monat

täglich mit 'Ausnahme der Sonn-
h?j^"nrerhaltungsblatt „Der Sonntagsb
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rsEe Post bezogen Viertels, 1.60 fran

Hie Gründe für den neuen Flottenplsn.
H 3n der für die Denkschrift und die in ihr gestellten
yMnesyrdemiWn als Begründung maßgebenden
eve des Staatssekretärs Hollmann sind eine Reihe
"U Gründen ausgeführt, die einer näheren Beleucht-
"8 m den weiteren Verhandlungen dringend bedürfen,
sz. «".nächst sind einige Excurse dabei, die mehr ge-
MWcher Natur sind oder in der Geschichte ihre
Würdigung finden. Hollmann hat speziell auf
^' Stärke der französischen Flotte hingewiesen und
« eigentlichen Grund für diese Stärke in der Absicht
L'Uuden, eine Machtstellung in der Welt einzunebmen.
soll man doch auch die Thatsachen bei den That-
Safier».
Entwickelung der großen Marinen bei den
„ "'Großmächten kommt von der natürlichen Gestalt-
.8 ihrer Länder mit weitgedehnten Küstenstrecken
j " ihrer insularen Beschaffenheit. Sie hängt ferner
o ^kiter Linie mit der colonialen Entwickelung des
arides zusammen. Die Verbindung mit den Colonien
«.«^erhalten, die Colonien selbst gegen etwaige
tll,8*)sfe von anderen besitzgierigen Mächten zu ver-
ritzen, die Nothwendigkeit, die Colonien nöthigen-
bak Abhängigkeit vom Mutterlande zu erhalten,
M Begründung der mächtigen Kriegsflotten
So erklärt sich die Marine Englands, so
rin? Frankreichs, das eine ganz andere Küstenglieder-
lann stavZ andere Colonialgebiete hat als Deutsch-
Rußland hat bei seinen weitausgedehnten
r,j"°erbesitzungen m Ostasirn, besonders aber bei
neir Expansionsgelüsten am Balkan und in Klein-
tz^ber der Gefahr, in diesen Plänen mit England

Deutsches Reich.
* Berlin, 11. März. Die „Berl. Korresp."
schreibt: Ungegerbte Häute und Felle auS den von
wie Gott Alles so wunderbar geleitet und geführt hat.
Aber heute laß mich kurz sein."
Der Kapitän — so wollen wir Seth Marshall auch
ferner nennen — wischte sich eine Thräne aus den Augen
und schaut" einen Augenblick vor sich hin; seine Lippen
bewegten sich wie im stillen Gebete. Dann rückte er seinen
Stuhl dicht an den Sessel Walters heran.
„So höre denn I Zuerst laß mich Dir sagen, wie ich
dazu kam, die Flucht zu ergreifen. Ich würde es nie ge-
than hoben, wenn nicht Mr- Graham mich eifrig dazu ge-
drängt hätte."
„Mr. Graham?" unterbrach Walter verwundert seinen
Vater. „War er es denn nicht, welcher Bürgschaft für
Dich geleistet?"
„Dennoch ist es so," fuhr der Vater fort, „trotzdem
wünschte er» ich möchte entkommen. Obschon er mich für
schuldig hielt, stand er doch in treuer Freundschaft zu mir
und wollte lieber sein ganzes Vermögen verlieren, als mich
im Gefängnisse wissen. So zwang er mich zur Flucht. Ec
selbst bereitete Alles vor, und in jener unvergeßlich schreck-
lichen Nacht hatte er mich sogar Stunden weit von Deer-
wood aus begleitet. Ich fürchtete mich vor dem Zuchthause
und doch nahm ich Richards Opfer nur unter einer Be-
dingung an. Ich wußte, daß er von seinem Vater, wie
auch von Allen strenge verurtheilt werden würde, wenn
sie erführen, daß er um meine Flucht gewußt. Deshalb
ließ ich mir von ihm das feierliche Versprechen geben, nie-
mals davon zu sprechen, daß er der Urheber des Planes
gewesen sei. Er hat sein Versprechen redlich gehalten.
Manchmal schon dachte ich daran, ihm die verlorene Summe
zurückzusenden; aber ich war nun einmal für meine Freunde
todt, und so mochte es auch bleiben- Von Texas aus
schrieb ich ihm und erkundigte mich nach Euch Allen. Er
antwortete mir bald und ich erfuhr, Ellen sei todt — Du
geboren. Du seiest ein schwaches Kind, schrieb er, das
wahrscheinlich bald sterben werde. Ich hatte Dich niemals
gesehen, mein Sogn, — und als ich hörte, mein Weib sei
todt, ebenso meine Matter, — mein Vater aber und meine
Freunde glaubten noch immer an meine Schuld, da wurde

Weiterhin gegenüber dem Gedanken einer Blokade
der deutschen Küste muß denn doch auch hervorgeho-
ben werden, daß gerade die großen Seemächte gezwun-
gen sind, ihre Kriegsflotte sehr zu zertheilen: sie dür-
fen ihre Kolonien nicht schutzlos lassen, sie müssen mit
Kriegsschiffen die Verbindung mit den Colonien er-
halten, sie müssen die eigenen weitgedehnten Küsten
schützen: erst daS übrige Schiffsmaterial können sie zu
einer Blokade verwenden, während Deutschland seine
Marine zum Schutze der Küsten (nach Hollmann) über-
haupt nicht braucht, infolge dessen dieselbe ganz frei
hat, um eine Blokade zu verhindern.
Also hohe Budgetcommission, die verschiedenen
Gutachten und jetzigen zahlen- und nichts als zahlen-
mäßigen Vergleiche nicht so ruhig hingenommen! Mit
dem jetzigen System der Marineforderungeu muß man
rechnen, Staat für Staat, Schaff für Schiff, Bedürf-
niß für Bedürfniß. Seitdem man begonnen hat mit
Ziffern zu arbeiten, die den Unkundigen erschrecken u.
bethören, bleibt nichts Anderes übrig als die Menge
der sonstigen ausgleichenden und die Situation Deutsch-
lands bessernden Gesichtspunkte herauskehren und mit
den berufenen Seehelden Gewissenserforschung halten,
ob sie sich nicht einseitig haben leiten lassen, sondern
ob sie alle einschlägigen Verhältnisse wohl erwogen
haben. Gerade weil jetzt die kolossalen Forderungen
kommen, rechnet das Volk auf die eingehendste Be-
handlung.
Ein recht minimaler Punkt für die Begründung
der Flottenpläne ist die Großmachtrepräsentanz in den
exotischen Gewässern. Unsere Ueberzeugung ist, daß
man in den letzten Jahren, wenn man gewollt hätte,
an jene Punkte, an welchen die deutsche Flotte so
kläglich vertreten war, andere Schiffe hätte schicken
können. Im Ernstfall kommt hier eigentlich doch nur
Japan in Betracht. Allen Respekt vor den Japanesen
gegenüber den Chinesen! Aber ob die Preußen des
OstenS Lust hätten, auch gestützt auf eine gewaltige
Flotte, mit einer der Zahl nach geringeren deutschen
Flotte anzubinden, daran zu zweifeln wird uns wohl
billig erlaubt sein.
Kurz, die Budgetkommission und der Reichstag
werde am besten verfahren, wenn sie vorerst einmal
sich gründlich über die Gründe der Flottenvermehrung
auseinandersetzen.

sich zu überwerfen, eine starke Königsflotte nothwendig.
Die Vereinigten Staaten können nur auf dem See-
wege in einen Krieg verwickelt werden. Italien steckt
inmitten der Rivalen des Mittelmeeres mit einer un-
gemein langgedehnten Küstenstrecke. Japan ist daS
Großbritannien OstasienS. Da begreifen wir, daß
durch die einheimischen und auswärtigen Interessen
dieser Länder eine starke Kriegsflotte nothwendig ist.
Diese Länder können sich unmöglich mit einer Küsten-
befestigung schützen, wie sie Deutschland hat u. derent
wegen Admiral Hollmann erklärt hat: „Für Küsten-
schutz brauchen wir gar keine Marine; die Küsten
schützen sich selbst."
ES kommt für Deutschland unser werthloser Co
lonialbesitz für Schaffung einer Kriegsflotte wahrhaf
tig nicht in Betracht. Da würden wir mit mehr
Vortheil denselben herschenken.
Der wichtigste Grund, welcher mit einiger Berech-
tigung für die Schaffung einer mächtigen Kriegsflotte
geltend gemacht werden kann, ist der Schutz des deut-
schen Landes und deutschen Handels im Kriegsfall.
Wir betonen das letztere ausdrücklich, weil für den
Frieden die jetzige Entwicklung der Marine vollstän-
dig auSreicht. „Schutz im Kriegsfall für Land und
Handel", dieses Schlagwort bedarf aber auch einer
gründlichen Ueberlegung und Berechnung.
Nehmen wir den Kriegsfall an, so fragt eS sich:
Wie denkt man sich denn überhaupt alsdann den
Handel? und insbesondere den Schutz der Handels?
Wenn Deutschland in einen festländischen Krieg ver-
wickelt wird und die Massen seiner wehrfähigen Män-
ner bis zu 6 Millionen aufbietet, wie denkt man sich
denn dann eigentlich noch Industrie und Handel?
Import und Export? Auf diese Frage wünschte der
Schreiber dieses vor allem einmal eine Antwort. Wenn
man die anderen ungezählten Hände noch rechnet,
welche für die Kriegsbedürfnisse und Nöthen, (Ver-
pflegung, Krankenwart usw.) nothwendig sind, wird
der nächste festländische Krieg nicht die vollständige
Lahmlegung wenigstens der exportirenden Industrie
bedeuten? Aber die Schiffe, welche zur Zeit der
Kriegserklärung auf dem Meere schwimmen? Soll
mir nur Jemand sagen, wie man dieselben schützen
will, nicht bloß den Versuch machen, sie zu schützen!
— Aber der Import von LebenSmitteln, daß
wir nicht, wie Hollmann sagte, verhungern? Dafür
ist unseres Erachtens wirklich der sicherste und ver-
nünftigste Vorschlag, anzufangen und Deutschland mit
Vorrathsgetreide auf ein Jahr zu versehen. Dann geht
man gewiß nicht fehl.
einmal zu mir zurückkehren, und zu seinem Vater, der um
nichts anderes mehr betet, als um seinen Sohn. Es ist
ergreifend zu sehen, wie er ohne Aufhören vor sich hin-
flüstert: „Gott, laß ihn wiederkommen!" Du weißt, daß
Tante Debby zu sagen Pflegte: „Seth war doch ein guter
Junge." Heute wiederholt sie das Wort mit zehnfachem
Ernste. Ich werde mit Dir vereint Alles in Bewegung
setzen, um eine Spur von Deinem lieben Vater, meinem
theuren Freunde, aufzufinden. Ich habe bereits Sorge ge-
tragen, daß das Geständniß Heywards und der gerichtliche
Erweis seiner Unschuld die Runde durch alle amerikani-
schen Blätter macht, so daß, wenn Seth Marshall noch
lebt, irgendwo es vor seine Augen kommen muß, daß
endlich die Wahrheit am Tage ist. Auch die Behörde ist
allerorten angewiesen, Anhaltspunkte für den Aufenthalt
Deines theuren Vaters, wo sich solche finden, an die Cen-
tralstelle zu melden. Andere Mittel gibts für den Augen-
blick nicht, so daß Deine Bemühungen, l-eber Walter, sich
in keiner andern Richtung bewegen könnten. Wir müssen
uns noch eine Weile gedulden und das Uebrige der Vor-
sehung anheimgeben. Darum komme Du, lieber Walter,
sobald Du die Reise ertragen kannst, nach Hause. Wir ver-
langen nach Dir, damit Du unsere Freude theilen kannst
Laß die Geschäfte, wie sie sind, und komme. Mit Sorge
erwarten wir Dich, und Niemand mit größerer Sorge, als
Jessie. Ihre Freude war unbeschreiblich, als sie die Unjchuw
Deines Vaters erfuhr. Auch Mrs, Bellenger nimmt theil
an der allgemeinen Freude, und wärest Du selbst und Dein
Vater bei uns, so würde unser Glück vollständig sein."
Sobald die erste Freude des Wiedersehens sich aus-
getobt, drang Walter in seinen Vater, ihm die Geschichte
seines traurigen Lebmsschickials zu erzählen, seine Erleb-
nisse seit jener schrecklichen Nacht, da er, als Verbrecher
gebrandmarkt, seine Heimatü hatte verlassen müssen.
„Es wird mir schwer, lieber Walter, Dir alle Einzel-
heiten zu oerichten; aber Du hast als treuer Sohn ein
Recht darauf, Alles zu erfahren, was ich seit jenem Tage
erlebt, erfahren und geihan bähe, das Furchtbare, Schreck-
liche und Traurige, das Böse und das Gute und vor Allem,

Stolz und Ließe, n«
Dem Amerikanischen nacherzählt.
als A habe sich schon mit dem Plane zu der That getragen,
bin Ausnahme ins Haus gebeten, — die Trunkenheit sei
z» ,s")Mittel gewesen, um seine wahreÄbficht besser verbergen
sei» Er habe gewußt, daß Seth die Schlüssel in
lasche nachtrug, und als er sich überzeugt hatte,
M ganze Familie schlafe, sei er aufgestanden und habe
dem Rocke, der Mütze und den Schuhen seines
bekleidet. Er verließ das Haus, beging die That,
iin Geld und kehrte dann zurück. Hier stieß er
K„L'"""er an einen Stuhl, wodurch Seths Ruhe gestört
fvriA- derselbe aber nach der Ursache des Geräusches
Sen /"ar der Dieb verschwunden. Am folgenden Mor-
algte die Verhaftung. Als er bei der Voruntersu-
schreckliche Angst der jungen Frau des Gefange-
Keken suhlte er sich halb versucht, seine Schuld einzuge-
Äiunn die Furcht vor den Folgen verschloß ihm den
doch " bewahrte er sein Geheimnitz, und nachdem er
kttvn^ü'kie Jahre in der Gegend verbracht hatte, ohne
Hinn„-Uuu dem Entflohenen zu hören, ging er in die Welt
sein k-rl. Aber niemals verließ ihn das drückende Bewußt-
hern,""^ Schuld, bis er endlich, als er sein Lebensende
füblte, beschloß, w-eder nach Deerwood zurück-
führte seine Absicht aus und bekannte Mr.
die an s. i"ne Sünde. Desgleichen legte er den Richtern,
Gestand? Krankenlager gerufen wurden, ein vollständiges
unvmß ab, und dann starb er als ein reuiger Sünder.
Rr nicht möglich" — so hieß es in dem Briefe
die U„^uhamz nach vorstehendem Berichte weiter — „Dir
An W°reguug zu schildern, welche in Folge des reumüthi-
Dejn dntsses Ralph Heywards in Deerwood herrscht.
Mer Vater und sein trauriges Schicksal sind in
Äl>tt n,!" Könnte er doch hier sein! Ärmer Seth!
dis zu baß ich gegen ihn gezeugt habe. Aber
dabei»'*stunde, da Hkhward sein Geständniß ablegte,
H Hn jür schuldig gehalten. Könnte er doch nur

täglich mit 'Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
A-ÄWM Oman für WaßMt, Fmlüit L KM. WEÄM
'Abera monatlich 5« H mit Trägerlohn, durch rr i * Rabattbewilligung.
-W Post bezogen Viertels, 1,60 franco.
^0 Verantwortlicher Redakteurs:
Joseph Huber in Heidelberg.

_Expedition: Zwinaerstratze 7.
Drück" Verlag u. Expedition " „
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