Mälzer Volksblatt
1. IOs.
WMlg, MW, dm 10. Wmder 1897.
glauben, daß mein
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
gesetzgebenden Körperschaft Herrschenten Partei abhold
ist und daß er den Starz jener Partei mit uns als
ein Glück für daS Land ansehen würde. Das Alles
wissen wir und deshalb ist cs nicht allein unsere
Pflicht, als gute Katholiken, sondern auch als gute
Patrioten mitzukämpfen in dem bevorstehenden Wahl-
kampf gegen diejenige Richtung im Lande, die sich die
nationalliberale nennt.
Haben wir diesen Kampf gut gekämpft, liegt der
Nationalliberalismus geschlagen am Boden, dann
wird in diesem Sieg auch unser LandeSfürst den
Willen des Volkes erkennen und als konstitutioneller
Fürst den bisher durch eine intollerante Kommermehr-
heit unerfüllt gebliebenen Wünschen und Forderungen
der ihm treu ergebenen katholischen Bevölkerung ge-
recht zu werden wissen.
Mözen denn heute die Glocken in feierlichem Ge-
läute dem Lande die Wiederkunft des Geburtstages
Großherzog Friedrichs laut verkünden, möge der Lob-
gesang in den Gotteshäusern hinaufdringen zum
Throne der Allerhöchsten, möge dar Gebet selbst des
ärmste» Unterthans: „Gott erhalte, Gott heschütze
unsere« Grsßherzog «öd das ganze gratzherzog-
liche Haus" — droben im Himmel mit Wohlge-
fallen ausgenommen werden.
Die politische Lsge in Spanien.
Madrid, 3. Sept
Durch die Ermordung des Ministerpräsidenten
CanovaS hat die schon seit langer Zeit in latentem
Zustande vorhandene politische Spannung einen akuten
Charakter erhalten. Was einsichtige Politiker längst
wußten, daß wird jetzt offen kund: daß nämlich die
sogen, konservative Partei, welche bisher als die festeste
Stütze des Thrones galt, nur durch den eisernen
Willen des „spanischen Bismarck," wie man CavovaS
vielfach nannte, zufommengkhalten wurde, und daß
dieselbe jetzt nach dem Tode ihres Führers vollstän-
dig auseinanderzufallen droht. Gleichzeitig mit dieser
Erkenntniß gewinnt aber auch die Unzufriedenheit
gegen daS herrschende Regierungssystem immer weitere
Kreise und findet täglich lauteren, allgemeineren Aus-
druck. Die Erfolglosigkeit des nun schon seit Jahr
Zn Großherzogs Geburtstag.
T Heidelberg, 9. Sept.
heutig?» Tage begeht unser allverehrter Lan-
st Großherzog Friedrich sein 71. Ge-
rbst. Im ganzen Lande, in allen Kreisen wird
* Tag in festlicher Weise begangen, schlagen doch
» Ekrzen aller Unterthanen ohne Unterschied der
"'i'ssiou und — rechnen wir das sozialdemokratische
v^vt ab — auch ohne Unterschied der Partei dem
H^ESHerrn in gleicher Liebe und gleicher
^*Ue entgegen. Mit besonderer Innigkeit vereinen
sick G^Ewünsche des treugesinnten Badener Volkes
dj, diesem Tage mit dem Dank gegen Gott, daß
. - «sirr Zeil mannigfachen Befeywerniffen i
Gesundheit des Landesfürsten sich aus's
i. Hornung lange I
»erzreicher, Regierungszeit neubelebt hat.
aber ich habe die Adresse bewahrt und werde ein anderes
Mal Ihren Vater besuchen."
„Sie find sehr gütig, Herr Doornburg."
„Ich habe meinen David in letzter Zeit ost vermißt."
sagte er mit freundlichem LächelnI „hat Ihr Vater Sie so
ohne Weiteres gehen lasten?"
„Er konnte nicht wohl anders."
„Warum begleitet er Sie nicht?"
„Später wird'S vielleicht gehen, aber jetzt noch nicht."
Sie nahm ihre Arbeit wieder auf und Alles hatte einige
Wochen den geregelten Lauf, bis ein schlimmer Feind ihre
Schülerinnen überfiel. Fast Alle wurden nacheinander von
den Masern heimgesucht. Das Spital, worin die Kranken
ausgenommen wurden, war bald überfüllt; die Schule wurde
wegen der Ansteckung aufgelöst, und Margo war ohne Be-
schäftigung. In der Stadt herrschte die Krankheit ebenfalls,
und es waren nicht genug Krankenwärterinnen zu finden.
„Haben Sie die Masern schon gehabt?" fragte von
Doornburg eines Morgens Fräulein Klipper.
„Ich glaube Wohl."
„Nun, dann würden Sie mich verbinden, wenn Sie
gegen hohen Tagelohn die Kranken verpflegen wollten."
„O, Herr Doornburg, das kann Ihr Ernst nicht sein?
Es find doch Leute genug da, die es gerne thun werden,
und die damit umzugehen misten. Ich kann es nicht."
„Nun, dann lassen Sie es bleiben."
Margo war in einem andern Zimmer an der Arbeit
„Wie denken Sie darüber?" fragte er kurz.
„Ich bin mit Vergnügen dazu bereit," gab sie zur
Antwort.
„Nun, so kommen Sie um zwölf Uhr zum Spital."
Fräulein Klipp u: fand eS gar nicht schön von Rika,
daß sie sich auf solche Welse bei Herr» Doornburg ein-
zuschmeicheln suchte, aber sie wußte nichts Besseres zu thun,
als sich in ihren Shawl zu hüllen und stöhnend mit Rika
den Weg zum Spital anzutreten. Herr Doornburg besieht
so schrecklich auf seinem Willen," sagte sie.
(Forisitzu g folgt.)
und Tag dauernden kubanischen Feldzuges, welcher
der Wehrkraft und dem Vermögen der Nation die
ungeheuersten Opfer auferlegt, hat allmählich beim
Volke eine Erbitterung hervorgerufen, die sich in den
heftigsten Anklagen gegen die Regierung und gegen
das herrschende Regime Luft macht. Auch auf den
Philippinen lodert der Aufstand aus'S Neue an allen
Enden, und Generalkopitän de Rivera hat erst gestern
wieder zur Niederwerfung derselben telegraphisch
sofortige Verstärkung von 20 000 Mann und 200
Commandirenden verlangt. Die Thatsache, daß
Spaniens blühendste Jugend in auSsichtLlosem Kampfe
mit den Insurgenten verblutet oder von giftigen
Fiebern dahingerafft wird, während gleichzeitig von
den Vereinigten Staaten Nordamerika'- her ernste
Gefahr droht und im Lande selbst Noth und Elend
in wahrhaft erschreckendem Umfange überhand netzt
bietet in der oppositionellen Presse, auch Ä
Versammlungen, in den politischen Vereinen und
. - . - V, ,
Erörterung stets mit dem Satze auSklingt: Die Re-
werr,
iolks-
__ )
in Privatkreisen ein unerschöpfliches Thema, dessen
Erörterung stets mit dem Satze auSklingt: Die Re-
gierung zeigt sich den Schwierigkeiten der Lage
nicht gewachsen, sorgen wir darum dafür, daß wir
eine andere Regierung, ein anderes Regierungssystem
erhalten!
DaS ist nun leichter gesagt, als ausgr führt, denn
abgesehen davon, daß unter einer ausgesprochen libe-
ralen Regierung die Dinge noch schlimmere Gestalt
annehmen würden als bisher, herrscht in den Reihen
der liberalen Partei eine unbeschreibliche Zerfahren-
heit, und der greise, sieche Sagasta übt nur mehr den
Schein einer Führerschaft über die undiSciplinirten
Massen aus. Während nun die extremen Elemente
sich dem RepublikaniSmus, dem SocialiSmuS oder
gar dem Anarchismus, in die Arme werfe» und
infolgedessen die auf Umsturz von Recht und Ordnung
gerichteten Bestrebungen dieser Parteien immer auf-
dringlicher hervortreten und bereits eine hochbedenk-
liche Form angenommen haben, ffiht der gemäßigte
und monarchisch gesinnte Theil der Bevölkerung mit
wachsender Besorgniß dieser Entwicklung der Dinge
gegenüber, welche das ganze Land der rohen Gewalt-
Herrschaft unheilvoller Kräfte auszuliefern droht.
In solcher Zeit politischen Niederganges und so-
cialer Bedrängniß kann es nicht Wunder nehmen,
wenn daS Volk, soweit eS nicht vom Geiste der
liberalen Freimaurerthums und des socialistisch-
republikanischen Umsturzes ificirt ist, mehr und mehr
seine Blicke auf einen Mann richtet, der von seinen
! zahlreichen Anhängern als der erwartete Retter aus
nach seiner Rückkehr so in Geschästen vertieft, daß er kein
einziges Mal ein Wort verlauten ließ, ob er noch an die
in Betreff Rika's «ehesten Pläne denke. Er hatte sich bei
ibr rach der Bdnfie ihres Vaters erkundigt, da er gegen
Neujahr nach Amsterdam kommen wellte, um mit ihm
Rücksprache ru nehmen. Ihren Schrecken soviel als möglich
verbergend, gab sie ihm die Adresse und eilte sofort zum
Pfarrer, seinen Rath einzuholcn.
„Was sollen wir jetzt beginnen?"
„Keine Umschweife, keine Ausflüchte mehr! Sagen Sie
den Leuten, bei denen Sie in Amsterdam wohnen, daß der
Herr, der nach einem gewissen Frcderikscn fragt, zu Ihnen
geführt werden soll, und ist Ihr Onlel einmal da, so be-
kennen S'e Alles."
„O mein Gott, was wird geschehen?"
«Hoffen wir das Beste! Muth, Muih! Wer weiß, wie
sehr sein Herz bereits erweicht ist. Gehen Sie ruhig und
bereiten Sie Ihren Vater vor."
Mit ängstlichem Herzen sahen Vater und Tochter dem
angekündigten Besuch entgegen. Doch eS verging ein Tag
nach dem andern, ohne daß Onkel Adelbert kam, und Margo
wußte sich von ihrem Vater verabschieden. Sie war sehr
trübselig gestimmt, als sie Amsterdam verließ und wieder
in P- anlangte. Es war wüstes Welter: Fräulein Klipper
hatte um Erlaubniß gebeten, Rika im Wagen abzuholen,
und es war ihr bewilligt worden. Der Empfang war recht
herzlich. — „O, wie froh bin ich. Sie wieder zu sehen," be-
gann sie. „Doornburg war wie aus gestorben, seit Sie so
lange fort waren. Und dann kam die Krankheit Herrn
Doornburg's noch dazu."
„Herr Doornburg krank?"
„O, nichts von Bedeutung. ES war etwas an den
Maschinen gebrochen, da hat er sich beim Nachsehen den
Fuß verstaucht."
„Und ist er jetzt wieder hergestellt?"
„Gottlob, ja! Er ist nun so weit, daß er zur Fabrik
gehen kann, aber meistens bleibt er doch auf seinem Komp-
toir. Er hat mir wie oft gesagt: Wäre Rika nur hier!"
Sobald Margo ihrem Onkel begegnete, sagte er: „SS
thut mir leid, daß ich nicht nach Amsterdam kommen konnte,
Mt VDaß Ihr Vater keine Schritte zur Bersöh:
'N sei^7 Vas Einzige, was Ihren Onkel bewegt, densi
. mAr. stament zu bedenken."
Harr» Ae.er das Legat doch für fick behalte». Ach, He
allein »skür ein elendes Ding ist dieses Geld l Nil
!?ader»V??r Seele vieler anscheinend guten Handlungen,
«esühi, ?"ft auch auf die besten und uneigennützigsten
kh«n?« °eri Schatten der Verdächtigung. Was ist denn zu
w und beten! Gott hält die Herzen der Menschen
Makels Unerwartet kann er vaS Her, Ihres
»um Frieden und zur Versöhnung geneigt machen."
Dreizehntes Kapitel.
A etnig? Ur der Jahre« ging Margo nach Amsterdam,
Ui. die s°A?,f bei ihrem Vater zu verbringen. Diese
'Hr dur» kür Beide so angenehm gewesen wäre, wurde
erurn drohenden Besuch vergällt. Adelbert war
d-' me,em Tage mit dem Dank gegen Gott, daß
k^er Zeit mannigfachen Beschwernissen mter-
ve» uu, s neue
. üstigt und die Hoffnung auf lange Jahre einer
^reichen RegierungSzeit neubelebt hat.
W Centrum sind nicht gewohnt, mit
h?"kr Treue zu Fürst und Vaterland zu prahlen,
^ verabscheuen es, den Mantel des Patriotismus
iuhtingen, um parteipolitische Zwecke zu erreichen,
y? 'hu zu benützen, um den Mangel an Prinzipien,
die Erzielung materieller Vortheile zn verdecken.
Hüffen die Treue zum angestammten Herrscher-
silb« die Liebe zum Heimathlande für etwas so
"verständliches, daß wir einen Verrath an diesen
z„ v Tugenden zu begehen vermeinen, wenn wir sie
politische» Heuchelei herabwürdige».
setzen treu zu Kaiser und Reich, treu zu
kiir» Vaterland, treu aber auch zu unserer Mutier
in vud ihrem sichtbaren Oberhaupte, dem hl. Vater
«iorn.
i'bi^r wissen, daß unser LandeSfürst solche Prin-
schätzen weiß, wir wissen, daß die ka-
ibin s Unterthanen seinem landerväterlichen Herzen
An ""he stehen, wie diejenigen seines eigenen
gleich Erkenntnisses, wir wissen, daß er mit der
Ho» Sehnsucht einen ehrlichen Frieden zwischen
und Kirche herbeiwünscht wie wir, wir wissen,
der Unduldsamkeit und Tyrannei der in der
Dir einzige Tochter. »Li?
ist also nichts daran zu ändern! Könnte kein
„ .zv,"N"ffiis eine Annäherung zu Stande bringen?"
kichert Sie mir nicht so positiv das Gegentheil ver-
Huj>-r Wn, so würde ich wahrlich glauben, daß mein
'bin IE Fürsprecher gewählt habe- Sagen Sie
kchkib-M- .üunn dem doch so sein sollte, daß seine Be-
M. i den einzige» Anspruch auf meine Achtung
_"nd dafür belohnt werden, sage ich Ihnen im
ftliutz . ^err Pfarrer, da kommt gerade der Zug an;
s Z'k meinen Wagen für sich und Ihren Freund,
. Wetter, um so weit zu gehen."
W .i, Sarrer hielt es für angemessen, Margo Einiges
Ke u krräch mitzutheilen- „Ihr Onkel ist so sehr für
«irie li.sdvrrrnkn, daß er Sie adopliren will," begann et.
IlÜrii,,^ di.älhe bedeckte ihr Angesicht, und ihre Augen
h e> kältete die Hände und sprach bewegt: „Aber
» „K" "Stander Zeit?"
MenL'. 2ch wollte ihn ausforschen und sprach über
Änkn r. doch sein Herz blieb wie ein Stein. Er würde
«Meckt» «^ven Laufpaß geben, wenn er diese Jntrigue
-hui, 2hr Vater keine Schritte zur Versöhnung
" keinem Iwzige, was Ihren Onkel bewegt, denselben
ru bedenken."
Mr» Ae.er das Legat doch für sich behalte». Ach, Herr
icht
tkN,
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwtngerstraße 7.
täglich mit Ausnahme der Sonn- u. ,, er derenRaum
Organ für RMrlittt, Fmlmt L KM.
d-M.
1. IOs.
WMlg, MW, dm 10. Wmder 1897.
glauben, daß mein
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
gesetzgebenden Körperschaft Herrschenten Partei abhold
ist und daß er den Starz jener Partei mit uns als
ein Glück für daS Land ansehen würde. Das Alles
wissen wir und deshalb ist cs nicht allein unsere
Pflicht, als gute Katholiken, sondern auch als gute
Patrioten mitzukämpfen in dem bevorstehenden Wahl-
kampf gegen diejenige Richtung im Lande, die sich die
nationalliberale nennt.
Haben wir diesen Kampf gut gekämpft, liegt der
Nationalliberalismus geschlagen am Boden, dann
wird in diesem Sieg auch unser LandeSfürst den
Willen des Volkes erkennen und als konstitutioneller
Fürst den bisher durch eine intollerante Kommermehr-
heit unerfüllt gebliebenen Wünschen und Forderungen
der ihm treu ergebenen katholischen Bevölkerung ge-
recht zu werden wissen.
Mözen denn heute die Glocken in feierlichem Ge-
läute dem Lande die Wiederkunft des Geburtstages
Großherzog Friedrichs laut verkünden, möge der Lob-
gesang in den Gotteshäusern hinaufdringen zum
Throne der Allerhöchsten, möge dar Gebet selbst des
ärmste» Unterthans: „Gott erhalte, Gott heschütze
unsere« Grsßherzog «öd das ganze gratzherzog-
liche Haus" — droben im Himmel mit Wohlge-
fallen ausgenommen werden.
Die politische Lsge in Spanien.
Madrid, 3. Sept
Durch die Ermordung des Ministerpräsidenten
CanovaS hat die schon seit langer Zeit in latentem
Zustande vorhandene politische Spannung einen akuten
Charakter erhalten. Was einsichtige Politiker längst
wußten, daß wird jetzt offen kund: daß nämlich die
sogen, konservative Partei, welche bisher als die festeste
Stütze des Thrones galt, nur durch den eisernen
Willen des „spanischen Bismarck," wie man CavovaS
vielfach nannte, zufommengkhalten wurde, und daß
dieselbe jetzt nach dem Tode ihres Führers vollstän-
dig auseinanderzufallen droht. Gleichzeitig mit dieser
Erkenntniß gewinnt aber auch die Unzufriedenheit
gegen daS herrschende Regierungssystem immer weitere
Kreise und findet täglich lauteren, allgemeineren Aus-
druck. Die Erfolglosigkeit des nun schon seit Jahr
Zn Großherzogs Geburtstag.
T Heidelberg, 9. Sept.
heutig?» Tage begeht unser allverehrter Lan-
st Großherzog Friedrich sein 71. Ge-
rbst. Im ganzen Lande, in allen Kreisen wird
* Tag in festlicher Weise begangen, schlagen doch
» Ekrzen aller Unterthanen ohne Unterschied der
"'i'ssiou und — rechnen wir das sozialdemokratische
v^vt ab — auch ohne Unterschied der Partei dem
H^ESHerrn in gleicher Liebe und gleicher
^*Ue entgegen. Mit besonderer Innigkeit vereinen
sick G^Ewünsche des treugesinnten Badener Volkes
dj, diesem Tage mit dem Dank gegen Gott, daß
. - «sirr Zeil mannigfachen Befeywerniffen i
Gesundheit des Landesfürsten sich aus's
i. Hornung lange I
»erzreicher, Regierungszeit neubelebt hat.
aber ich habe die Adresse bewahrt und werde ein anderes
Mal Ihren Vater besuchen."
„Sie find sehr gütig, Herr Doornburg."
„Ich habe meinen David in letzter Zeit ost vermißt."
sagte er mit freundlichem LächelnI „hat Ihr Vater Sie so
ohne Weiteres gehen lasten?"
„Er konnte nicht wohl anders."
„Warum begleitet er Sie nicht?"
„Später wird'S vielleicht gehen, aber jetzt noch nicht."
Sie nahm ihre Arbeit wieder auf und Alles hatte einige
Wochen den geregelten Lauf, bis ein schlimmer Feind ihre
Schülerinnen überfiel. Fast Alle wurden nacheinander von
den Masern heimgesucht. Das Spital, worin die Kranken
ausgenommen wurden, war bald überfüllt; die Schule wurde
wegen der Ansteckung aufgelöst, und Margo war ohne Be-
schäftigung. In der Stadt herrschte die Krankheit ebenfalls,
und es waren nicht genug Krankenwärterinnen zu finden.
„Haben Sie die Masern schon gehabt?" fragte von
Doornburg eines Morgens Fräulein Klipper.
„Ich glaube Wohl."
„Nun, dann würden Sie mich verbinden, wenn Sie
gegen hohen Tagelohn die Kranken verpflegen wollten."
„O, Herr Doornburg, das kann Ihr Ernst nicht sein?
Es find doch Leute genug da, die es gerne thun werden,
und die damit umzugehen misten. Ich kann es nicht."
„Nun, dann lassen Sie es bleiben."
Margo war in einem andern Zimmer an der Arbeit
„Wie denken Sie darüber?" fragte er kurz.
„Ich bin mit Vergnügen dazu bereit," gab sie zur
Antwort.
„Nun, so kommen Sie um zwölf Uhr zum Spital."
Fräulein Klipp u: fand eS gar nicht schön von Rika,
daß sie sich auf solche Welse bei Herr» Doornburg ein-
zuschmeicheln suchte, aber sie wußte nichts Besseres zu thun,
als sich in ihren Shawl zu hüllen und stöhnend mit Rika
den Weg zum Spital anzutreten. Herr Doornburg besieht
so schrecklich auf seinem Willen," sagte sie.
(Forisitzu g folgt.)
und Tag dauernden kubanischen Feldzuges, welcher
der Wehrkraft und dem Vermögen der Nation die
ungeheuersten Opfer auferlegt, hat allmählich beim
Volke eine Erbitterung hervorgerufen, die sich in den
heftigsten Anklagen gegen die Regierung und gegen
das herrschende Regime Luft macht. Auch auf den
Philippinen lodert der Aufstand aus'S Neue an allen
Enden, und Generalkopitän de Rivera hat erst gestern
wieder zur Niederwerfung derselben telegraphisch
sofortige Verstärkung von 20 000 Mann und 200
Commandirenden verlangt. Die Thatsache, daß
Spaniens blühendste Jugend in auSsichtLlosem Kampfe
mit den Insurgenten verblutet oder von giftigen
Fiebern dahingerafft wird, während gleichzeitig von
den Vereinigten Staaten Nordamerika'- her ernste
Gefahr droht und im Lande selbst Noth und Elend
in wahrhaft erschreckendem Umfange überhand netzt
bietet in der oppositionellen Presse, auch Ä
Versammlungen, in den politischen Vereinen und
. - . - V, ,
Erörterung stets mit dem Satze auSklingt: Die Re-
werr,
iolks-
__ )
in Privatkreisen ein unerschöpfliches Thema, dessen
Erörterung stets mit dem Satze auSklingt: Die Re-
gierung zeigt sich den Schwierigkeiten der Lage
nicht gewachsen, sorgen wir darum dafür, daß wir
eine andere Regierung, ein anderes Regierungssystem
erhalten!
DaS ist nun leichter gesagt, als ausgr führt, denn
abgesehen davon, daß unter einer ausgesprochen libe-
ralen Regierung die Dinge noch schlimmere Gestalt
annehmen würden als bisher, herrscht in den Reihen
der liberalen Partei eine unbeschreibliche Zerfahren-
heit, und der greise, sieche Sagasta übt nur mehr den
Schein einer Führerschaft über die undiSciplinirten
Massen aus. Während nun die extremen Elemente
sich dem RepublikaniSmus, dem SocialiSmuS oder
gar dem Anarchismus, in die Arme werfe» und
infolgedessen die auf Umsturz von Recht und Ordnung
gerichteten Bestrebungen dieser Parteien immer auf-
dringlicher hervortreten und bereits eine hochbedenk-
liche Form angenommen haben, ffiht der gemäßigte
und monarchisch gesinnte Theil der Bevölkerung mit
wachsender Besorgniß dieser Entwicklung der Dinge
gegenüber, welche das ganze Land der rohen Gewalt-
Herrschaft unheilvoller Kräfte auszuliefern droht.
In solcher Zeit politischen Niederganges und so-
cialer Bedrängniß kann es nicht Wunder nehmen,
wenn daS Volk, soweit eS nicht vom Geiste der
liberalen Freimaurerthums und des socialistisch-
republikanischen Umsturzes ificirt ist, mehr und mehr
seine Blicke auf einen Mann richtet, der von seinen
! zahlreichen Anhängern als der erwartete Retter aus
nach seiner Rückkehr so in Geschästen vertieft, daß er kein
einziges Mal ein Wort verlauten ließ, ob er noch an die
in Betreff Rika's «ehesten Pläne denke. Er hatte sich bei
ibr rach der Bdnfie ihres Vaters erkundigt, da er gegen
Neujahr nach Amsterdam kommen wellte, um mit ihm
Rücksprache ru nehmen. Ihren Schrecken soviel als möglich
verbergend, gab sie ihm die Adresse und eilte sofort zum
Pfarrer, seinen Rath einzuholcn.
„Was sollen wir jetzt beginnen?"
„Keine Umschweife, keine Ausflüchte mehr! Sagen Sie
den Leuten, bei denen Sie in Amsterdam wohnen, daß der
Herr, der nach einem gewissen Frcderikscn fragt, zu Ihnen
geführt werden soll, und ist Ihr Onlel einmal da, so be-
kennen S'e Alles."
„O mein Gott, was wird geschehen?"
«Hoffen wir das Beste! Muth, Muih! Wer weiß, wie
sehr sein Herz bereits erweicht ist. Gehen Sie ruhig und
bereiten Sie Ihren Vater vor."
Mit ängstlichem Herzen sahen Vater und Tochter dem
angekündigten Besuch entgegen. Doch eS verging ein Tag
nach dem andern, ohne daß Onkel Adelbert kam, und Margo
wußte sich von ihrem Vater verabschieden. Sie war sehr
trübselig gestimmt, als sie Amsterdam verließ und wieder
in P- anlangte. Es war wüstes Welter: Fräulein Klipper
hatte um Erlaubniß gebeten, Rika im Wagen abzuholen,
und es war ihr bewilligt worden. Der Empfang war recht
herzlich. — „O, wie froh bin ich. Sie wieder zu sehen," be-
gann sie. „Doornburg war wie aus gestorben, seit Sie so
lange fort waren. Und dann kam die Krankheit Herrn
Doornburg's noch dazu."
„Herr Doornburg krank?"
„O, nichts von Bedeutung. ES war etwas an den
Maschinen gebrochen, da hat er sich beim Nachsehen den
Fuß verstaucht."
„Und ist er jetzt wieder hergestellt?"
„Gottlob, ja! Er ist nun so weit, daß er zur Fabrik
gehen kann, aber meistens bleibt er doch auf seinem Komp-
toir. Er hat mir wie oft gesagt: Wäre Rika nur hier!"
Sobald Margo ihrem Onkel begegnete, sagte er: „SS
thut mir leid, daß ich nicht nach Amsterdam kommen konnte,
Mt VDaß Ihr Vater keine Schritte zur Bersöh:
'N sei^7 Vas Einzige, was Ihren Onkel bewegt, densi
. mAr. stament zu bedenken."
Harr» Ae.er das Legat doch für fick behalte». Ach, He
allein »skür ein elendes Ding ist dieses Geld l Nil
!?ader»V??r Seele vieler anscheinend guten Handlungen,
«esühi, ?"ft auch auf die besten und uneigennützigsten
kh«n?« °eri Schatten der Verdächtigung. Was ist denn zu
w und beten! Gott hält die Herzen der Menschen
Makels Unerwartet kann er vaS Her, Ihres
»um Frieden und zur Versöhnung geneigt machen."
Dreizehntes Kapitel.
A etnig? Ur der Jahre« ging Margo nach Amsterdam,
Ui. die s°A?,f bei ihrem Vater zu verbringen. Diese
'Hr dur» kür Beide so angenehm gewesen wäre, wurde
erurn drohenden Besuch vergällt. Adelbert war
d-' me,em Tage mit dem Dank gegen Gott, daß
k^er Zeit mannigfachen Beschwernissen mter-
ve» uu, s neue
. üstigt und die Hoffnung auf lange Jahre einer
^reichen RegierungSzeit neubelebt hat.
W Centrum sind nicht gewohnt, mit
h?"kr Treue zu Fürst und Vaterland zu prahlen,
^ verabscheuen es, den Mantel des Patriotismus
iuhtingen, um parteipolitische Zwecke zu erreichen,
y? 'hu zu benützen, um den Mangel an Prinzipien,
die Erzielung materieller Vortheile zn verdecken.
Hüffen die Treue zum angestammten Herrscher-
silb« die Liebe zum Heimathlande für etwas so
"verständliches, daß wir einen Verrath an diesen
z„ v Tugenden zu begehen vermeinen, wenn wir sie
politische» Heuchelei herabwürdige».
setzen treu zu Kaiser und Reich, treu zu
kiir» Vaterland, treu aber auch zu unserer Mutier
in vud ihrem sichtbaren Oberhaupte, dem hl. Vater
«iorn.
i'bi^r wissen, daß unser LandeSfürst solche Prin-
schätzen weiß, wir wissen, daß die ka-
ibin s Unterthanen seinem landerväterlichen Herzen
An ""he stehen, wie diejenigen seines eigenen
gleich Erkenntnisses, wir wissen, daß er mit der
Ho» Sehnsucht einen ehrlichen Frieden zwischen
und Kirche herbeiwünscht wie wir, wir wissen,
der Unduldsamkeit und Tyrannei der in der
Dir einzige Tochter. »Li?
ist also nichts daran zu ändern! Könnte kein
„ .zv,"N"ffiis eine Annäherung zu Stande bringen?"
kichert Sie mir nicht so positiv das Gegentheil ver-
Huj>-r Wn, so würde ich wahrlich glauben, daß mein
'bin IE Fürsprecher gewählt habe- Sagen Sie
kchkib-M- .üunn dem doch so sein sollte, daß seine Be-
M. i den einzige» Anspruch auf meine Achtung
_"nd dafür belohnt werden, sage ich Ihnen im
ftliutz . ^err Pfarrer, da kommt gerade der Zug an;
s Z'k meinen Wagen für sich und Ihren Freund,
. Wetter, um so weit zu gehen."
W .i, Sarrer hielt es für angemessen, Margo Einiges
Ke u krräch mitzutheilen- „Ihr Onkel ist so sehr für
«irie li.sdvrrrnkn, daß er Sie adopliren will," begann et.
IlÜrii,,^ di.älhe bedeckte ihr Angesicht, und ihre Augen
h e> kältete die Hände und sprach bewegt: „Aber
» „K" "Stander Zeit?"
MenL'. 2ch wollte ihn ausforschen und sprach über
Änkn r. doch sein Herz blieb wie ein Stein. Er würde
«Meckt» «^ven Laufpaß geben, wenn er diese Jntrigue
-hui, 2hr Vater keine Schritte zur Versöhnung
" keinem Iwzige, was Ihren Onkel bewegt, denselben
ru bedenken."
Mr» Ae.er das Legat doch für sich behalte». Ach, Herr
icht
tkN,
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwtngerstraße 7.
täglich mit Ausnahme der Sonn- u. ,, er derenRaum
Organ für RMrlittt, Fmlmt L KM.
d-M.