Mtzer Volksblatt
einer Französin zn gerathen:
er gegangen war, kam er w
Verantwortlicher Redakteur":
Joseph Huber in Heidelberg.
In Südafrika spitzen sich die Dinge ernstlich
zu, derart, daß man in England schon eine blutige,
nach RhodeL' Willen endgültige Abrechnung mit dem
Transvaal in'S Auge faßt. Gleichzeitig wird von
englischer Seite alles versucht, die natürliche Verbin-
dung zwischen Transvaal und dem Orauje-Freistaat
zu hintertreibe», erst jenes, daun diesen in den ein-
heitlichen britisch.südasrikanischen Besitz hinein zu
zwingen.
Endlich wird die neue Präsidentschaft in den Ver-
einigten Staaten nach der wirthschaftlichen wie der
politischen Seite den auswärtigen Beziehungen eine
neue Richtung geben.
Rasche und zuverlässige Orientirung, wie eine m i t
allenHülfSmitteln auSge stattete Zeitung
sie bieten kann, ist unter diesen Umständen gewiß rin
unabweisbares Bedürfniß. Das
H'fäLzev WoMsbLatt
wird demselben durch Aufbietung aller Kräfte In stetem
Maße gerecht werden.
nehmen alle Postanfta'ten und unsere Agenturen
Bestellungen auf das „Pfälzer Volksblatt" für
das II. Quartal (April, Mai, Juni) an. Der
Preis ist Mk. 1.60 vom Briefträger frei in-
HauS gebracht.
Dem „Pfälzer BolkSblatt" wird jeden Sams-
tag da- 8seitige Unterhaltungsblatt
Der Simrrtagsbote
beigegeben, welcher besonders für die Familie
bestimmt ist.
DruchBerlag^iAExPedition
Gebr. Huber in Herdelberg,
i Zwingerstraße 7.
rathen. Eine französische Dame sollte den Platz unserer
unvergeßlichen Lady einnebmen, und als wir das ver
nahmen, waren wir nur froh, daß der Herr nicht die Ab-
sicht zu erkennen gegeben hatte, sie in seine Heimath zu
führen. Wohl wurde Auftrag gegeben, die Zimmer der
Verstorbenen neu herzurichten für die neue Bewohnerin,
die wir im Voraus haßten, ohne sie ges-hen zu haben.
Master Eogar äußerte sich nicht, aber seine Empfindungen
mochten von den unserigen nicht gar verschieden sein Denn
als Mrs, Gall ihm sagte, die große Neuigkeit fei zu uns
gedrungen, wurde er blutroth, und als die Tapezierer und
Maler anfingen, im Hause zu wirthschaftrn, sahen wir ihn
die Stirn runzeln und sich auf die Lippen beißen. All
unsere Furcht und Sorge war übrigens umsonst, denn die
fremde Dame kam nie nach Ravensbourne.
Nach Ablauf eines Jahres wurde dem Herrn ein zwei-
ter Sohn geboren und derselbe Lag war der Todestag
der zweiten Frau. Es scheint nicht so, als hätte Mr. Ra-
vensbourne diesen Verlust besonders tief empfunden: we-
nigstens erzählte uns Marston, sein Kammerdiener, später,
die Ehe sei wohl etwas übereilt geschlossen und bald be-
reut worden, da der Herr nach der Heirath durchaus den
Eindruck eines Mannes gemacht habe, der sich unglücklich
fühlt- Auf jeden Fall schien er Frankreichs überdrüssig zu
sein; vielleicht fürchtete er, noch einmal in die Schlingen
einer Französin zu gerathen: genug, ebenso plötzlich, wie
er gegangen war, kam er wieder nach Hause. D-.r kleine
Knabe war bei Verwandten mütterlicherseits zurückgeblieben«
Er sah älter und blässer aus, freute sich aber unver-
kennbar, wieder in Ravensbourne und in Gesellschaft sei-
nes älteren Sohnes zu sein. Die Zimmer der verstorbenen
Frau wurden wieder geöffnet und die neuen Möbel u. s. w.
überzogen und verhängt. Vater und Sohn bewohnten ein-
nen anderen Theil des Hauses, ritten mit einander aus
gingen auf die Jagd und führten ein angenehmes, zufrie-
denes Leben. Nur Eines macht dem alten Herrn öfter
Sorge und das war, daß sein Sohn nicht heirathen wollte.
Es war nicht allein die Sorge um die Erhaltung der Fa-
.Einer kritischen Zeit
Edkri wir allem Anschein nach entgegen.
I« Deutschen Reich hat sich die innerpo-
"sche Lage wieder ungemein schwierig
fitaltel. Die Ablehnung eines TheileS der überaus
Marincsorderungen bildet uur den äußern An-
» zu der noch ungelösten Frage, ob in einigen der
.Zigsten StoatSstellen abermals ein Wechsel rin-
nen wird; der innere Grund liegt tiefer. Wie
Hon wiederholt in den letzten Jahren, machen unver-
^tvortliche Einflüsse sich geltend, für welche die Rück-
chten auf die finanzielle Leistungsfähigkeit des Landes
vorhanden zu sein scheinen. Ein Theil der
^sse hxtzt in frivoler Weise gegen den seiner Ber-
^tvortlichkeit bewußten Reichstag und empfiehlt ohne
, Heu «ine Politik der Abenteuer und der BerfassuugS-
*uchrs. Wie die gegenwärtige Krisis auSgehen mag,
hat avs'r neue die Unsicherheit und den
^arigel ««Stetigkeit in unser» Verhältnissen
stellbar gemacht, zugleich aber auch wieder die Noth-
endigkeit und Bedeutung einer starken und gefchlosse-
E" CentrumSfraktion, einer unabhängigen Volks-
^tei, für unser öffentliche- Leben in daS hellste Liebt
Gtzt.
Im Auslande verlangt die Entwickelung der
'vge an verschiedenen wichtigen Punkten fortgesetzte
Ufmerksamkeit. DaS eine Wort Kreta besagt ge-
"8- Es erwähnen, heißt die ernste Frage aufwcrfen,
? dos heute mühsam zusammengehaltene Einvernehmen
Mächte von Bestand sein wird, ob die anderen
Eanvölker die Ruhe bewahren und nicht auf eine
/^stheilurg der Türkei hinarbeiten werden, die unter
gegen wir» tigen Verhältnissen den Weltbrand ent-
runde» müßte.
Spaniens Geschick auf Cuba und den Philip-
en verdient um so mehr dauernde Theilnahme,
H Ktzt auch im Innern des Lander selbst sich eine
^denkliche tynastische Bewegung geltend macht, willens,
^devfalls geeignet, die schon nachlassende Kraft des
^^nach außen noch mehr zu lähmen.
Nach langen Jahren.
Erftes Kapitel.
Mlänger her sein als sechzig Jahre — denn
v>Ä-iayie ich, Hannah Pearce, n-unundsiebenzig und da-
bvnVoum sechszehn. Ich war die „Erste" in der Schule
,» „AveuSbourne, als eines Tages Mylady Ravensbourne
je» s?'kam, um mit der Lehrerin zu sprechen. Wir nann-
Mylady, obwohl ihr Mann kein Lord war und sie
dUMaßiger Weise nur Mistreß Ravensbourne genannt
Mb, mußte: aber uns erschien sie viel vornehmer und
als irgend eine Marquise und Herzogin, und das
Til», V°rf drückte seine Verehrung für sie durch jenen
tz°j,"ous. Sie brauchte ein Küchenmädchen und bat die
eweS zu empfehlen- Die rief mich auf und
W. Mix es ru meinem Lobe, und dann fragte mich
tkrnb--?' "b ick gern im Herrenhause sein möchte. Schüch-
tvube» - Freude verschlugen mir die Stimme; ich
ich ,4t, was ich sagen sollte, und weiß auch nicht, was
mUagt habe, doch war die Sache bald in Richtigkeit ge-
o» und drei Wochen später trat ich meinen Dienst an-
Wber die erste Zeit kann ich schnell hinveggehen, denn
dakM mit meiner Erzählung weiter nichts zu thun, als
kck 'I. damals meine Gebieterin kennen und lieben lernte,
w?,luhlte mich bald sehr glücklich im Hause, wenn es auch
v k.k. 5. elterliche war. Mylady war so gütig und sorgte.
wjM >ür »ns Dienende, daß wir kaum die Heimath ver-
Um den Herrn kümmerte ich mich nicht viel; die
iu sagen: ich fürchtete ihn wegen seiner lauten
Arn» , E Md seiner kurzen, entschiedenen Sprechweise. Seine
w^liebte er abgöttisch und von ihr ließ er sich bewegen,
inn> « Gute und Liebevolle zu thun, woran er aus eige-
Antriebe schwerlich gedacht haben würde-
» War schon zehn Jahre im Hause, war nach und
M i.jd°rgerückt und Master Edgar, der einzige Sohn stand
K.^KHnten Jabre, als eine traurige Veränderung in
l»»^"dbourne eintrat. Mylady starb. Leidend war sie schon
,Wesen, obwohl sie immer umherging; wie fie im-
vmsfer und magerer wurde, mußte Jedem aussallen,
Parteiformation eine im österreichischen Parlament
neue Erscheinung darstellen. Sie werde die Anzahl
der bisherigen Parteien und Formationen bereichern
und den Mechanismus des österreichischen Abgeord-
netenhauses selbstverständlich noch complicirter gestal-
ten. Aber wenngleich die Sozialdemokratie in der
österreichischen Legislative jetzt erst ihr Banner ent-
falten werde, so prange doch ihr Abzeichen längst in
allen (?) andern Kammern, und sie gehöre seit langem
zu deren Gefüge. Man stehe deshalb keineswegs vor
einer überraschenden Neuerung. „Hat eS doch einen
der Zwecke der neuen Wahlreform gebildet, auch in
Oesterreich die Sozialdemokratie auf das große legale
Kampfterrain, auf den parlamentarischen Boden zu
leiten, einerseits, um dem Sozialismus Gelegenheit zu
bieten, seine Wünsche und Beschwerden vorzubringe»,
anderseits aber auch den Sozialismus der erziehlichen
Wirksamkeit der Parlamentarismus zu unterwerfen.
Denn ehenso, wie alle andern großen Parteien, die
im Laufe der Zeiten über die parlamentarische Bühne
geschritten und auf ihr thätig gewesen sind, zweifellos
an praktischer Sinnesart gewonnen und gelernt haben,
die Ideale auf praktische Verhältnisse zurückzuführen,
ebenso ist er auch überall den Sozialdemokraten er-
gangen. DaS wird auch bei unserer neuen Fraktion
zutreffen, sei es mit, sei eS gegen ihren Willen. " Des-
halb — so beißt eS weiter — werde die österreichische
öffentliche Meinung in der Constituirung einer sozial-
demokratischen Fraktion im ReichSrath „nur eine
naturgemäße Entwickelung des politischen Lebens" er-
blicken können. Nicht ohne ein Gefühl des Neide-
werde man auf sie blicken, wenn eS ihr gelingen sollte,
in sich alle österreichischen Nationalitäten zu vereinigen,
wenn in ihren Zelten Deutsche, Polen und Czechen
neben einander sitzen sollten, während im conservati-
ven Lager alle Nationalitäten noch durch Partei-
Barrieren streng von einander geschieden seien. In
so weit die sozialdemokratische Partei die Klagen über
die Lage der Arbeiterklasse vorbringe und berechtigte
Wünsch: äußere, könne sie des aufmerksamsten Ge-
hörs und der vollsten Beachtung sicher sein. Werde
die Sozial-Demokratie die bisherige sozial-politische
Gesetzgebung weiter auszubauen beflissen sein, so werde
sie zweifellos als Mithelfer am gemeinsamen Werke
billig begrüßt werden. Wenn sie freilich die politische
über die wirthschaftliche Thätigkeit setzen sollte, wenn
sie statt auf dem Boden der Arbeit sich auf jenen deS
politischen Kampfes stellen sollte, so würden auch die
andern Parteien ihr Verhältniß zur Sozialdemokratie
danach einrichten. Wahrscheinlich wird die österrei-
Die österreichische Regierung und die
Sozial-Demokratie.
Recht wohlwollend begrüßt das Wiener Fremden-
blatt, daS häufig zu hochoffiziüsen Kundgebungen be-
nutzt wird, den Einzug der Sozialdemokratie in den
österreichischen ReichSrath. Man kann in dem Artikel
ei» vorläufiges Programm erblicken. Die Sozial-
demokratie — führt der Artikel aus — werde als
und eines Tages fand man sie in ihrem Armstuhl am
offenen Fenster todt.
Der Herr hatte wohl absichilich die Augen verschlossen
gegen die Fortschritte ihrer Krankheit und Schwäche, und
nun der furchtbare Schlag eintrat, schien ihn derselbe zu
Boden zu schmettern. Er hielt sich drei Tage in seinem
Zimmer cingeschlossen, und als das Leichenbegängniß vor-
über war, zeigte es sich, daß er alle Vorbereitungen zur
Reise getroffen hatte. Ohne Jemanden ein Wort zu sagen,
nur von seinem Diener begleitet, verließ er uns und ging
nach Frankreich.
Acht Tage später erhielt Mrs- Gall, die Haushälterin
einen Brief, welcher sie anwies, den größten Theil seiner
Dienerschaft zu entlassen, da er längere Zeit ausbleiben
werde.
Master Edgar befand sich damals im Pensionat und
kam nur in dm Feiertagen nach Hause. Außer ihm sahen
wir jahraus, jahrein keinen Menschen, der nicht zu der
zusammengeschmolzenen Dienerschaft von Ravensbourne
gehörte. Das waren einsame Tage. Alle Zimmer des Herrn
und der Frau verschlissen, die Mehrzahl der früheren
Hausgenossen entlassen; ost dachte ich daran, ebenfalls
zu gehen und mir einen anderen Platz zu suchen. Und
doch erschien es mir wie eine Pflicht, zu warten, bis wie-
der die Herren von Ravensbourne dort haushalten wür-
den, obwobl ich mir sagen konnte, daß die alten Tage nie
zurückkehren.
So vergingen drei Jahre, Master Edgar wurde im-
mer gröber und stärker und hübscher, war ein heiterer,
lebenslustiger junger Mann, nur etwas eigenwillig. Doch
wer konnte sich darüber wundern? War Loch Niemand da,
der sich genauer um ihn bekümmerte. Niemand, der Ein-
fluß auf ihn hatte. Sein Vater schrieb ihm wohl häufig,
und der Sohn erzählte oft, daß der Vater bald heimkehren
werde; aber die Heimkehr verzögerte sich immer wieder
und von einer Einladung an Edgar, seinen Vater zu be-
suchen, hörte man nie etwas.
Endlich kam eine überraschende Nachricht, aber keine
erfreuliche: Mr. Ravensbourne wolle sich wieder verhei-
cheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petfizeile oder deren Raum
en ^nter^ öÜlMN Ä Ä kckl- Privatanzcige^ sürJahres-Anzeigen bedeutend
Werg monatlich KV H mit Trägerlohn, durch « l ' Rabattbewrllrgung.
E Post bezogen Viertels, i.W franco.Expedition: Awiuaerftratze 7.
einer Französin zn gerathen:
er gegangen war, kam er w
Verantwortlicher Redakteur":
Joseph Huber in Heidelberg.
In Südafrika spitzen sich die Dinge ernstlich
zu, derart, daß man in England schon eine blutige,
nach RhodeL' Willen endgültige Abrechnung mit dem
Transvaal in'S Auge faßt. Gleichzeitig wird von
englischer Seite alles versucht, die natürliche Verbin-
dung zwischen Transvaal und dem Orauje-Freistaat
zu hintertreibe», erst jenes, daun diesen in den ein-
heitlichen britisch.südasrikanischen Besitz hinein zu
zwingen.
Endlich wird die neue Präsidentschaft in den Ver-
einigten Staaten nach der wirthschaftlichen wie der
politischen Seite den auswärtigen Beziehungen eine
neue Richtung geben.
Rasche und zuverlässige Orientirung, wie eine m i t
allenHülfSmitteln auSge stattete Zeitung
sie bieten kann, ist unter diesen Umständen gewiß rin
unabweisbares Bedürfniß. Das
H'fäLzev WoMsbLatt
wird demselben durch Aufbietung aller Kräfte In stetem
Maße gerecht werden.
nehmen alle Postanfta'ten und unsere Agenturen
Bestellungen auf das „Pfälzer Volksblatt" für
das II. Quartal (April, Mai, Juni) an. Der
Preis ist Mk. 1.60 vom Briefträger frei in-
HauS gebracht.
Dem „Pfälzer BolkSblatt" wird jeden Sams-
tag da- 8seitige Unterhaltungsblatt
Der Simrrtagsbote
beigegeben, welcher besonders für die Familie
bestimmt ist.
DruchBerlag^iAExPedition
Gebr. Huber in Herdelberg,
i Zwingerstraße 7.
rathen. Eine französische Dame sollte den Platz unserer
unvergeßlichen Lady einnebmen, und als wir das ver
nahmen, waren wir nur froh, daß der Herr nicht die Ab-
sicht zu erkennen gegeben hatte, sie in seine Heimath zu
führen. Wohl wurde Auftrag gegeben, die Zimmer der
Verstorbenen neu herzurichten für die neue Bewohnerin,
die wir im Voraus haßten, ohne sie ges-hen zu haben.
Master Eogar äußerte sich nicht, aber seine Empfindungen
mochten von den unserigen nicht gar verschieden sein Denn
als Mrs, Gall ihm sagte, die große Neuigkeit fei zu uns
gedrungen, wurde er blutroth, und als die Tapezierer und
Maler anfingen, im Hause zu wirthschaftrn, sahen wir ihn
die Stirn runzeln und sich auf die Lippen beißen. All
unsere Furcht und Sorge war übrigens umsonst, denn die
fremde Dame kam nie nach Ravensbourne.
Nach Ablauf eines Jahres wurde dem Herrn ein zwei-
ter Sohn geboren und derselbe Lag war der Todestag
der zweiten Frau. Es scheint nicht so, als hätte Mr. Ra-
vensbourne diesen Verlust besonders tief empfunden: we-
nigstens erzählte uns Marston, sein Kammerdiener, später,
die Ehe sei wohl etwas übereilt geschlossen und bald be-
reut worden, da der Herr nach der Heirath durchaus den
Eindruck eines Mannes gemacht habe, der sich unglücklich
fühlt- Auf jeden Fall schien er Frankreichs überdrüssig zu
sein; vielleicht fürchtete er, noch einmal in die Schlingen
einer Französin zu gerathen: genug, ebenso plötzlich, wie
er gegangen war, kam er wieder nach Hause. D-.r kleine
Knabe war bei Verwandten mütterlicherseits zurückgeblieben«
Er sah älter und blässer aus, freute sich aber unver-
kennbar, wieder in Ravensbourne und in Gesellschaft sei-
nes älteren Sohnes zu sein. Die Zimmer der verstorbenen
Frau wurden wieder geöffnet und die neuen Möbel u. s. w.
überzogen und verhängt. Vater und Sohn bewohnten ein-
nen anderen Theil des Hauses, ritten mit einander aus
gingen auf die Jagd und führten ein angenehmes, zufrie-
denes Leben. Nur Eines macht dem alten Herrn öfter
Sorge und das war, daß sein Sohn nicht heirathen wollte.
Es war nicht allein die Sorge um die Erhaltung der Fa-
.Einer kritischen Zeit
Edkri wir allem Anschein nach entgegen.
I« Deutschen Reich hat sich die innerpo-
"sche Lage wieder ungemein schwierig
fitaltel. Die Ablehnung eines TheileS der überaus
Marincsorderungen bildet uur den äußern An-
» zu der noch ungelösten Frage, ob in einigen der
.Zigsten StoatSstellen abermals ein Wechsel rin-
nen wird; der innere Grund liegt tiefer. Wie
Hon wiederholt in den letzten Jahren, machen unver-
^tvortliche Einflüsse sich geltend, für welche die Rück-
chten auf die finanzielle Leistungsfähigkeit des Landes
vorhanden zu sein scheinen. Ein Theil der
^sse hxtzt in frivoler Weise gegen den seiner Ber-
^tvortlichkeit bewußten Reichstag und empfiehlt ohne
, Heu «ine Politik der Abenteuer und der BerfassuugS-
*uchrs. Wie die gegenwärtige Krisis auSgehen mag,
hat avs'r neue die Unsicherheit und den
^arigel ««Stetigkeit in unser» Verhältnissen
stellbar gemacht, zugleich aber auch wieder die Noth-
endigkeit und Bedeutung einer starken und gefchlosse-
E" CentrumSfraktion, einer unabhängigen Volks-
^tei, für unser öffentliche- Leben in daS hellste Liebt
Gtzt.
Im Auslande verlangt die Entwickelung der
'vge an verschiedenen wichtigen Punkten fortgesetzte
Ufmerksamkeit. DaS eine Wort Kreta besagt ge-
"8- Es erwähnen, heißt die ernste Frage aufwcrfen,
? dos heute mühsam zusammengehaltene Einvernehmen
Mächte von Bestand sein wird, ob die anderen
Eanvölker die Ruhe bewahren und nicht auf eine
/^stheilurg der Türkei hinarbeiten werden, die unter
gegen wir» tigen Verhältnissen den Weltbrand ent-
runde» müßte.
Spaniens Geschick auf Cuba und den Philip-
en verdient um so mehr dauernde Theilnahme,
H Ktzt auch im Innern des Lander selbst sich eine
^denkliche tynastische Bewegung geltend macht, willens,
^devfalls geeignet, die schon nachlassende Kraft des
^^nach außen noch mehr zu lähmen.
Nach langen Jahren.
Erftes Kapitel.
Mlänger her sein als sechzig Jahre — denn
v>Ä-iayie ich, Hannah Pearce, n-unundsiebenzig und da-
bvnVoum sechszehn. Ich war die „Erste" in der Schule
,» „AveuSbourne, als eines Tages Mylady Ravensbourne
je» s?'kam, um mit der Lehrerin zu sprechen. Wir nann-
Mylady, obwohl ihr Mann kein Lord war und sie
dUMaßiger Weise nur Mistreß Ravensbourne genannt
Mb, mußte: aber uns erschien sie viel vornehmer und
als irgend eine Marquise und Herzogin, und das
Til», V°rf drückte seine Verehrung für sie durch jenen
tz°j,"ous. Sie brauchte ein Küchenmädchen und bat die
eweS zu empfehlen- Die rief mich auf und
W. Mix es ru meinem Lobe, und dann fragte mich
tkrnb--?' "b ick gern im Herrenhause sein möchte. Schüch-
tvube» - Freude verschlugen mir die Stimme; ich
ich ,4t, was ich sagen sollte, und weiß auch nicht, was
mUagt habe, doch war die Sache bald in Richtigkeit ge-
o» und drei Wochen später trat ich meinen Dienst an-
Wber die erste Zeit kann ich schnell hinveggehen, denn
dakM mit meiner Erzählung weiter nichts zu thun, als
kck 'I. damals meine Gebieterin kennen und lieben lernte,
w?,luhlte mich bald sehr glücklich im Hause, wenn es auch
v k.k. 5. elterliche war. Mylady war so gütig und sorgte.
wjM >ür »ns Dienende, daß wir kaum die Heimath ver-
Um den Herrn kümmerte ich mich nicht viel; die
iu sagen: ich fürchtete ihn wegen seiner lauten
Arn» , E Md seiner kurzen, entschiedenen Sprechweise. Seine
w^liebte er abgöttisch und von ihr ließ er sich bewegen,
inn> « Gute und Liebevolle zu thun, woran er aus eige-
Antriebe schwerlich gedacht haben würde-
» War schon zehn Jahre im Hause, war nach und
M i.jd°rgerückt und Master Edgar, der einzige Sohn stand
K.^KHnten Jabre, als eine traurige Veränderung in
l»»^"dbourne eintrat. Mylady starb. Leidend war sie schon
,Wesen, obwohl sie immer umherging; wie fie im-
vmsfer und magerer wurde, mußte Jedem aussallen,
Parteiformation eine im österreichischen Parlament
neue Erscheinung darstellen. Sie werde die Anzahl
der bisherigen Parteien und Formationen bereichern
und den Mechanismus des österreichischen Abgeord-
netenhauses selbstverständlich noch complicirter gestal-
ten. Aber wenngleich die Sozialdemokratie in der
österreichischen Legislative jetzt erst ihr Banner ent-
falten werde, so prange doch ihr Abzeichen längst in
allen (?) andern Kammern, und sie gehöre seit langem
zu deren Gefüge. Man stehe deshalb keineswegs vor
einer überraschenden Neuerung. „Hat eS doch einen
der Zwecke der neuen Wahlreform gebildet, auch in
Oesterreich die Sozialdemokratie auf das große legale
Kampfterrain, auf den parlamentarischen Boden zu
leiten, einerseits, um dem Sozialismus Gelegenheit zu
bieten, seine Wünsche und Beschwerden vorzubringe»,
anderseits aber auch den Sozialismus der erziehlichen
Wirksamkeit der Parlamentarismus zu unterwerfen.
Denn ehenso, wie alle andern großen Parteien, die
im Laufe der Zeiten über die parlamentarische Bühne
geschritten und auf ihr thätig gewesen sind, zweifellos
an praktischer Sinnesart gewonnen und gelernt haben,
die Ideale auf praktische Verhältnisse zurückzuführen,
ebenso ist er auch überall den Sozialdemokraten er-
gangen. DaS wird auch bei unserer neuen Fraktion
zutreffen, sei es mit, sei eS gegen ihren Willen. " Des-
halb — so beißt eS weiter — werde die österreichische
öffentliche Meinung in der Constituirung einer sozial-
demokratischen Fraktion im ReichSrath „nur eine
naturgemäße Entwickelung des politischen Lebens" er-
blicken können. Nicht ohne ein Gefühl des Neide-
werde man auf sie blicken, wenn eS ihr gelingen sollte,
in sich alle österreichischen Nationalitäten zu vereinigen,
wenn in ihren Zelten Deutsche, Polen und Czechen
neben einander sitzen sollten, während im conservati-
ven Lager alle Nationalitäten noch durch Partei-
Barrieren streng von einander geschieden seien. In
so weit die sozialdemokratische Partei die Klagen über
die Lage der Arbeiterklasse vorbringe und berechtigte
Wünsch: äußere, könne sie des aufmerksamsten Ge-
hörs und der vollsten Beachtung sicher sein. Werde
die Sozial-Demokratie die bisherige sozial-politische
Gesetzgebung weiter auszubauen beflissen sein, so werde
sie zweifellos als Mithelfer am gemeinsamen Werke
billig begrüßt werden. Wenn sie freilich die politische
über die wirthschaftliche Thätigkeit setzen sollte, wenn
sie statt auf dem Boden der Arbeit sich auf jenen deS
politischen Kampfes stellen sollte, so würden auch die
andern Parteien ihr Verhältniß zur Sozialdemokratie
danach einrichten. Wahrscheinlich wird die österrei-
Die österreichische Regierung und die
Sozial-Demokratie.
Recht wohlwollend begrüßt das Wiener Fremden-
blatt, daS häufig zu hochoffiziüsen Kundgebungen be-
nutzt wird, den Einzug der Sozialdemokratie in den
österreichischen ReichSrath. Man kann in dem Artikel
ei» vorläufiges Programm erblicken. Die Sozial-
demokratie — führt der Artikel aus — werde als
und eines Tages fand man sie in ihrem Armstuhl am
offenen Fenster todt.
Der Herr hatte wohl absichilich die Augen verschlossen
gegen die Fortschritte ihrer Krankheit und Schwäche, und
nun der furchtbare Schlag eintrat, schien ihn derselbe zu
Boden zu schmettern. Er hielt sich drei Tage in seinem
Zimmer cingeschlossen, und als das Leichenbegängniß vor-
über war, zeigte es sich, daß er alle Vorbereitungen zur
Reise getroffen hatte. Ohne Jemanden ein Wort zu sagen,
nur von seinem Diener begleitet, verließ er uns und ging
nach Frankreich.
Acht Tage später erhielt Mrs- Gall, die Haushälterin
einen Brief, welcher sie anwies, den größten Theil seiner
Dienerschaft zu entlassen, da er längere Zeit ausbleiben
werde.
Master Edgar befand sich damals im Pensionat und
kam nur in dm Feiertagen nach Hause. Außer ihm sahen
wir jahraus, jahrein keinen Menschen, der nicht zu der
zusammengeschmolzenen Dienerschaft von Ravensbourne
gehörte. Das waren einsame Tage. Alle Zimmer des Herrn
und der Frau verschlissen, die Mehrzahl der früheren
Hausgenossen entlassen; ost dachte ich daran, ebenfalls
zu gehen und mir einen anderen Platz zu suchen. Und
doch erschien es mir wie eine Pflicht, zu warten, bis wie-
der die Herren von Ravensbourne dort haushalten wür-
den, obwobl ich mir sagen konnte, daß die alten Tage nie
zurückkehren.
So vergingen drei Jahre, Master Edgar wurde im-
mer gröber und stärker und hübscher, war ein heiterer,
lebenslustiger junger Mann, nur etwas eigenwillig. Doch
wer konnte sich darüber wundern? War Loch Niemand da,
der sich genauer um ihn bekümmerte. Niemand, der Ein-
fluß auf ihn hatte. Sein Vater schrieb ihm wohl häufig,
und der Sohn erzählte oft, daß der Vater bald heimkehren
werde; aber die Heimkehr verzögerte sich immer wieder
und von einer Einladung an Edgar, seinen Vater zu be-
suchen, hörte man nie etwas.
Endlich kam eine überraschende Nachricht, aber keine
erfreuliche: Mr. Ravensbourne wolle sich wieder verhei-
cheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Inserate die 1-spaltige Petfizeile oder deren Raum
en ^nter^ öÜlMN Ä Ä kckl- Privatanzcige^ sürJahres-Anzeigen bedeutend
Werg monatlich KV H mit Trägerlohn, durch « l ' Rabattbewrllrgung.
E Post bezogen Viertels, i.W franco.Expedition: Awiuaerftratze 7.