L »fessionellen Schule, die er den Gemeinden über-
lassen will, in Betracht zieht; aber die Stellungnahme
dee Katholiken ist doch wohl verständlich.
Von Lothringen ist wenig zu sagen. Hier
waren die Münzen ohne partei-politischer Gepräge
diesmal noch Tageskurs- Die Aufstellung der Kan-
didaturen und die Wahlaufrufe zeigen noch die Be-
zirkStagSphyfiognornie alten Schlages. So konnte eS
kommen, daß derselbe Kandidat in der einen Zeitung
zum „Klerikalen" gestemp-lt wurde, und in oer an<
der« zum „Antiklerikalen." In Metz wählten von
2837 eingeschriebenen Wählern nur 751. Indessen
— der Stein ist ins Rollen gekommen, und er wird
weiter rollen zum endlichen Ziele. Gegen früher, so«
gar noch gegen die Wahlen vor drei Jahren, bedeu-
ten die jetzigen einen außerordentlichen
Fortschritt. Daß gleich alles auf den ersten
Wurf gelingen sollte, kann man billigerweise nicht ver-
langen. Die Thatsache aber, daß die katholische Presse
sowohl des Elsaßes wie Lothringens, daS gleiche, klare
und feste Wahlprogramm vertritt, und die Erfolge,
welche die erste Durchführung desselben im Unter-
Elsaß schon sofort errungen hat, sind berechtigte Gründe
zur Hoffnung auf eine gründliche Besserung
unserer Zustände in nicht ferner Zeit. Auch das
Wuthgeheul der Metzer Ztg., welche neulich so von
Herzensgrund jubelte, daß Hohenlohe II. die „pfäffische
Schwefelbande" so thatkräftig verfolge, zeigt den Ka-
tholiken, daß sie auf gutem Wege find. „Der ganze
schwarze Heerbann ist aufgerufen," ruft dar Blatt,
und erklärt die Klericalen allesammt für Protestler.
Aber sogar die Straßb. Bürgerztg. leuchtet dem edel»
Organ heim: „ES ist daS alte Spiel, welches die
Metzerin spielt: WaS nicht am Strange der Regier-
ung zieht, ist Protestler und wird verbrannt. Leider
haben diese chauvinistisch gestempelten Mätzchen längst
allen Kredit eingebüßt. Unter den unterelsäßischen
Candidaten der klerikalen Partei befinden sich zudem
einige, die gouvernementalen Firniß haben. Oder
will man vielleicht den von den klerikalen aufgestellten
Bürgermeister Adam (Lauterburg), sowie den Land-
gerichtSrath Fürst (Zabern) auch in den Protestler-
topf werfen? Bei der Metzerin ging eben der chau-
vinistische Gaul wieder einmal durch . . ."
Der griechisch-türkische Präiiminar-Iriedens-
vertrag.
* K»»sta«tt»opel, 5. Aug. Der zwischen den
Mächte« und der Türkei abgeschlossene Prälimi»
nar-FriedeuSvertrag hat folgenden Wort-
laut: Nachdem die Mächte die Interessen Griechen-
landS in ihre Hände genommen und die Türkei der
Intervention der Mächte zugestimmt hat, sind die
hiermit betrauten Botschafter mit den Delrgirten der
Pforte über folgende 11 Paragraphen übereingekom-
men. ES findet die Delimitation der Grenze nach
den Tracen der dem Präliminarvertrage beigegebenen
Annexen statt. Die Delimitationsarbeiten haben spä-
testen- 14 Tage nach der Unterzeichnung der Präli-
«inanen zu beginnen durch Delegirte der Türkei,
Sriechenlandr und der Großmächte, welche letztere im
Falle von Uneinigkeit zu vermitteln haben. Griechen-
land zablt eine Indemnität von 4 Mill. Pfund türkisch
an die Türkei. Die Großmächte treffen Maßregeln,
daß Rechte der alten Gläubiger nicht durch die
JndemnitätSzahlung verletzt werden und stellen zu die-
sem Zwecke die Verwaltung der Revenuen der neuen
und der alten Schuld unter ihre Kontrolle. Die Pri-
vilegien und Prärogative, welche Griechenland vor dem
Kriege in der Türkei besaß, bleiben intakt. Spätestens
14 Tage nach der Unterzeichnung der Präliminarien
oder früher kommen Spezialdelegirte Griechenlands,
auSgestattet mit Vollmachten nach Konstantinopel, um
den definitiven Frieden abzuschließen. Sie
werden hierbei die Fragen wegen des Austausches der
Gefangenen, einer allgemeinen Amnestie, der freien
Schifffahrt und der Schadenersatzzahlung an diejenigen
Personen, welche durch den Krieg an ihrem Eigenthum
gelitten haben, regeln. Außerdem werden sie drei
Konventionen abschließen; erstens eine solche zur Re-
gelung der Nationalitäten, zweitens eine Konvention,
durch welche die Beziehungen der griechischen Konsuln
in der Türkei mit der türkischen Administration fest-
gelegt werden, und drittens eine Konvention für De-
likte, die begangen werden auf dem Territorium einer
der kontrahirenden Theile, nachdem die Deliquenten
sich auf das Gebiet des anderen Theiles geflüchtet
haben. Unmittelbar nach der Zeichnung der Prälimi-
narien hört der Kriegszustand zwischen der Türkei u.
Griechenland auf. Die türkischen Truppen ziehen sich
sofort bis zur Salamvria-L nie zurück und besetzen
mehrere Plätze von strategischer Wichtigkeit für die
Türkei, bis Griechenland die vollständige Zahlung der
Indemnität geleistet hat. Unmittelbar nach der Unter-
zeichnung der Präliminarien beginnen wieder die nor-
malen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Die
Uaterthanen beider Staaten genießen volle Freiheit,
ihren Beschäftigungen in beiden Staaten obzuliegen.
Unmittelbar nach der Unterzeichnung der Prälimi-
narien werden die Posten, wrlche die früheren
Residenten und Konsuln Griechenlands
im türkischen Reiche besetzt hatten temporären Agenten
anvertraut, welche bis zum definitiven Frieden unter
der Aufsicht derjenigen Mächte arbeiten werden, deren
Interessen Griechenlands während des Krieges oblagen.
Die durch den Krieg unterbrochenen Prozesse werde«
nach dem alten Modus wieder ausgenommen, neue
Prozesse dagegen werden abgeurtheilt nach internatio-
nalem Rechte und der zwischen der Türkei und Grie-
chenland abgeschlossenen Konvention vom 26. Februar
und 6. Mai 1896. Die Türkei behält sich das Recht
vor, den Großmächten die Revision des kaiserlichen
Fermans, der auf der zwischen Griechenland und ihr
geschlossenen Konvention vom 9. Mai 1897 beruht,
vorzuschlagen. Die Vertreter der Großmächte bilden
in allen Fragen der Uneinigkeit, welche bis zum de-
finitiven Fliedensschluß zwischen der Türkei und Grie-
chenland auftanchen könnten, ein Schiedsgericht und
behalten sich vor, ihre diesbezüglichen Rechte entweder
persönlich öder durch ihre Stellvertreter auSzuüben.
Die obenstehenden Präliminarien müssen acht Tige
nach ihrer Annahme die Sauction Sr. Majestät deS
Sultans erhalten. Calice, Nelidow, Cambon, Currie,
Saurma, Pansa, Tewfik.
Vorbereitungen für den Empfang des
deutschen Ksiserpsares in Petersburg.
* Petersburg, 6. Aug. Allenthalben sind die
eifrigsten Vorbereitungen für den Empfang der deut-
schen Kaiserpaares im Gange, insbesondere in den
prachtvollen Gärten zu Peterhof riesige Beleuchtung--
fronten errichtet worden, deren Mittelpunkt der deutsche
Reichsadler mit den Initialen deS deutschen Kaiser-
paareS bildet. In Petersburg sind alle Hotels über-
füllt, so daß die Fremden schon Privatquartiere auf-
suchen müssen. Die festlichen Veranstaltungen, die für
die deutschen Marinemannschasten vorbereitet sind,
versprechen besonders glänzend zu werden. — Ueber
das Programm während des Besuches des deutschen
Kaiserpaares wird ergänzend mitgetheilt: Am Mon-
tag den 9. August findet nach der Rückkehr aus dem
Lager von KraSnoje Sselo in Peterhof ei« Familien-
diner bei dem russischen Kaiserpaare statt und am
Abend wird das Souper auf der Zarizyn-Jnsel ein-
genommen. Am folgenden Tage erfolgt abermals eine
Fahrt nach KraSnoje Sselo. Am Mittwoch besucht
daS russische Kaiserpaar dar deutsche Geschwader und
nimmt auf einem deutschen Kriegsschiffe das Dejeuner
ein. Hierauf gehe» die deutchen Schiffe in See.
* Petersburg, 6. Aug. General-Admiral Groß-
fürst Alexis besichtigte gestern die auf der Kronstadter
Rhede zum Empfang des deutschen Geschwaders ein-
getroffenen russischen Panzerschiffe. Der Truppen-
Obrrkommandant Großfürst Wladimir wohnte gestern
im Lager von KraSnoje-Sselo dem Exercieren der
Wiborg'schen Infanterieregiments bei, besten Chef der
deutsche Kaiser ist. Der Großfürst sprach hierbei die
Ueberzeugung aus, das Regiment werde sich eben so
brav wie heute auch bei der Besichtigung durch seinen
erlauchten Chef zeigen. — Wie die Blätter melden,
werden die russischen Marineoffiziere am Sonntag den
deutschen Marineoffizieren zu Ehren ein große» Früh-
stück im Kronstadter Marineklub geben. — Major
v. Wißmann und Dr. Bumiller sind vorgestern
vom Kaiser Nicolai empfangen worden. — Die Blätter
besprechen heute die Ankunft deSdeutschenKaiser-
paareS. Die „Jllustrirte Rundschau" bringt das
Bild deS KaiserpaareS mit einem warmen Begrüßung--
artikel. Die „Nowoje Wremja" gibt in einem längeren
Feuilleton einen historischen Ueberblick der früheren
Reisen preußischer Könige nach Rußland. Angehörige
deS deutschen Reiches außerhalb Petersburg treffen
umfangreiche Vorbereitungen für die Theilnahme an
den Festlichkeiten. Ein Extrazug mit Deutschen aus
Finland ist in Peterhof angemeldet.
* Petersburg, 6. Aug. Den bekannt gegebenen
Dispositionen zufolge werden die russischen und
deutschen Kriegsschiffe auf der Rhede von Kronstadt
zwischen dem Fort Alexander und dem Fort Paul
Aufstellung nehmen. 10 deutsche und 8 russische
Kriegsschiffe werden zwei Linien bilden. Ein Salon-
dampfer mit den Mitgliedern der hiesigen deutschen
Kolonie an Bord wird dem deutschen Kaiserpaare
zur festlichen Begrüßung entgegen fahren. Zur Aus-
schmückung der Straßen Petersburgs für den Besuch
des deutschen KaiserpaareS am 8. August werden
außer ,den Arkaden vor dem Gebäude der Duma
noch vier andere Arkaden errichtet. — Die Marine-
zeitschrift „Kotlin" hat in ihrer heutigen Nummer
einen „Unfern deutschen Gästen" gewidmeten Weg-
weiser durch Petersburg und Umgegend beigelegt,
welche Aufmerksamkeit von der Presse sehr sympathisch
begrüßt wird.
* London, 6. Aug. Die „Morning Post" sagt,
bei Besprechung der Reise deS Kaisers Wilhelm nach
Rußland im Hinblick auf die Möglichkeit eines Ueber«
einkommens zwischen Deutschland, Rußland u. Frank-
reich: Wenn diese 3 Mächte einander gegenseitig un-
t«stützen, müsse die friedliche Expansion aufhören
die Kontraktion beginnen. ES sei oaher rathsam, alle»
zu vermeiden, wir möglicher Weise eine solche Ko«'
vination begünstige« würde. Der Traum einer Rn E
Zollunion, ver einen Zollkrieg mit diesen Mächte» >"
sich schließe, sei deshalb im höchsten Grade inopori»"'
Aus Baden.
Heidelberg, 6. August-
— Der Haß gegen die Katholiken macht B
überall und in allen Formen geltend. Es ksw»"
uns zufällig die Geflügel-Börse zu Gesicht, ei»
Leipzig erscheinendes Wochenblatt für Geflügel-, Si»S'
Vögel« und Kaninchenzucht, Brieftauben-, Hunde- »""
Jagdsport (Redacteur und Inhaber O. Nauhard-/'
welche in einem Feuilleton vom 23. April dS. 3?'
folgende „Kraftstellen" enthält:
„Daß das vogelmörderische italienische Gesindel die
Wiedehöpfe frißt, ist ebenso bekannt wie bedauerlich'
und die Pfaffen bis zu den obersten Bonzen hi»""'
sollen im Fange dieses Bogels und anderer armer,
befiederter Schelme ihrer Heerde oft genug mit
strem Beispiele vorangehen. Man sagt, der Pap"
selber vogelstellere, aber das ist ganz gewiß eine biw*
willige Verleumdung, dazu ist er ein viel zu gebildeter
und vornehmer Herr, der elegante, lateinische Bel?
macht, wenn er nicht in seinem Brevier liest, der Äw
Händel friedlich schlichtet und behaglich seine Chocvlade
dazu schlürft, aber sicher kein blutdürstiges Fäserche"
in seinem ehrwürdigen, allerchristlichen, unfehlbare»
Leibe hat."
Ein Commentar zu diesen gemeinen Schimpferei^
ist überflüssig. Wir wollen nur darauf Hinweise»'
dann werden die deutschen Katholiken von selbst wisst"'
welche Haltung sie der „Geflügelböcse" gegenüber ei"'
zuhalteu haben. Sollte nicht auch die Staatsanwalt'
schäft auf Grund deS 8 166 des Strafgesetzbuch»
diesen Beschimpfungen näher zu treten haben?
Deutsches Reich.
* Berlin, 6. August. Der Kaiser hat der Erb'
Prinzessin von Sachsen-Meiningen aus seiner Privat'
cha!ulle5000 M. für die Sammlung deSBaterlänviscW
Frauenvereins zum Besten der durch daS Hochwald
Geschädigten überwiesen.
* Berlin, 6. August. D-r Magistrat beschiß
heute einstimmig, bei der StadtverordnetenversamasilH
die Bewilligung von ein halb Million Mark für d»
Ueberschwemmten aller deutschen GebietStheile zu bea»'
tragen.
Aus Nah und Fern.
«»chrtchtn, für dies« Rubrik find un» jeder,eit willkommen. — «>»*»*
»,«eu «erde« stet» sofort ersetzt.)
* Heidelberg, 7. August. IMuthmaßliches Wetters
Sonntag, ven 8 August.) In Süddeutschland hat die Ge,
witternergung sehr erheblich zugenommen, weßhalb iE
fache Gewitter in Aussicht zu nehmen find.
* Heidelberg, 7. August. Gestern Nachmittag 5 A*
Mate der BürgerauSschuß. Herr Oberbürgermeister A
Micken» eröffnete in der herkömmlichen Weise
Bersammllung und ging zur Tagesordnung E
Nr. 1. Emrrchtung der höheren Töchterschule wE
angenommen. Nummer 2 ebenfalls, als Herr E
schulrath Strübe die Nothwrndigkeit einer Ruhegehalt»
aufbefserung der Hauptlehrer betonte. Obne Debatte wE
auch der dritte und vierte Punkt der Tagesordnung
der Versammlung bestätigt betr. die Besetzung einer
hilfenftelle bei der städt- Spar kaffe, sowie den ÄbsE»
der Dienstverträge mit einigen Mitgliedern de» städt. A,
chesterS. Um den Preis von 18 0M M- wurde ferner da»
Gelände des städt. St. AnnafriedhofeS den SulzerW,
Erben überlassen. Auf die Bortbeile des in Nr- 7 ervr
terten Ankaufes eines Grundstückes in der Nähe de»
Schlaffes für die gesammte Stadt wies Herr Prof. BE
bin, worauf die Sache mit 74 Stimmen gegen 2 durchgE
Zum 7. und letzten Punkt der Tagesordnung sprechen SA
Brechter und Herr Medic malrath Mittermaier; ersterer er
klärte die gegen die Färberei Grün erhobene Klage E
Theil für unbegründet, der letztere stellte der Versammln?»
die Noth Wendigkeit einer Kanalisation zwischen Ron?
dusch und Karlsthor liegenden Gebäude vor Augen- ,
Antrag wurde hierauf einstimmig genehmigt und die «e«
sammlung ging auseinander.
* Heidelberg, 7. Aug. Die Finanzassist -» ""
Prüfung für 1897 wird am 20.September d. I. beginne»'
Dies wird unter Hinweisung auf 8 4 ff. der Verordnt
deS Großh. Finanzministerium- vom 22. Oktober
(Gesetzes- und Verordnungsblatt S. 265) mit dem ĻE,
verkündet, daß diejenigen, welche sich der Prüfung »ms,
ziehen wollen, ihre Anmeldungen unter Anschluß der Ze»»
niffe innerhalb der nächsten vierzehn Tage in Karl-r»»,
einzureichen haben. Kandidaten, welche auch in der fcaNA
Sprache geprüft zu werden wünschen, haben dies bei w»
Anmeldung ausdrücklich anzugeben.
* H-id«l»-rg, 7. Aug. Gestern Morgen 11 Uhr U
eine Abtheilung des bahr. 5. ChevauxlegerS-Regiments,
seine Garnison in Zweibrücken hat, hier ein und bezog '
hiesiger Stadt Quartier. Heute Morgen um 6 Uhr »»»
das Militär wieder ab, um nach Würzburg zu dem'Corp»
Manöver zu gehen,
* Heidelberg, 7. Aug. Herr Reichstags-Abgeordne^
Eugen Richter weilte gestern in unserer Stadt. ,,
* Heidelberg, 7. Aug. Die Störche rüste»
schon zur Abreise. Wie au» dem Elsaß ge»E
wird, versammeln sie sich schon zu Tausenden, »w °
lassen will, in Betracht zieht; aber die Stellungnahme
dee Katholiken ist doch wohl verständlich.
Von Lothringen ist wenig zu sagen. Hier
waren die Münzen ohne partei-politischer Gepräge
diesmal noch Tageskurs- Die Aufstellung der Kan-
didaturen und die Wahlaufrufe zeigen noch die Be-
zirkStagSphyfiognornie alten Schlages. So konnte eS
kommen, daß derselbe Kandidat in der einen Zeitung
zum „Klerikalen" gestemp-lt wurde, und in oer an<
der« zum „Antiklerikalen." In Metz wählten von
2837 eingeschriebenen Wählern nur 751. Indessen
— der Stein ist ins Rollen gekommen, und er wird
weiter rollen zum endlichen Ziele. Gegen früher, so«
gar noch gegen die Wahlen vor drei Jahren, bedeu-
ten die jetzigen einen außerordentlichen
Fortschritt. Daß gleich alles auf den ersten
Wurf gelingen sollte, kann man billigerweise nicht ver-
langen. Die Thatsache aber, daß die katholische Presse
sowohl des Elsaßes wie Lothringens, daS gleiche, klare
und feste Wahlprogramm vertritt, und die Erfolge,
welche die erste Durchführung desselben im Unter-
Elsaß schon sofort errungen hat, sind berechtigte Gründe
zur Hoffnung auf eine gründliche Besserung
unserer Zustände in nicht ferner Zeit. Auch das
Wuthgeheul der Metzer Ztg., welche neulich so von
Herzensgrund jubelte, daß Hohenlohe II. die „pfäffische
Schwefelbande" so thatkräftig verfolge, zeigt den Ka-
tholiken, daß sie auf gutem Wege find. „Der ganze
schwarze Heerbann ist aufgerufen," ruft dar Blatt,
und erklärt die Klericalen allesammt für Protestler.
Aber sogar die Straßb. Bürgerztg. leuchtet dem edel»
Organ heim: „ES ist daS alte Spiel, welches die
Metzerin spielt: WaS nicht am Strange der Regier-
ung zieht, ist Protestler und wird verbrannt. Leider
haben diese chauvinistisch gestempelten Mätzchen längst
allen Kredit eingebüßt. Unter den unterelsäßischen
Candidaten der klerikalen Partei befinden sich zudem
einige, die gouvernementalen Firniß haben. Oder
will man vielleicht den von den klerikalen aufgestellten
Bürgermeister Adam (Lauterburg), sowie den Land-
gerichtSrath Fürst (Zabern) auch in den Protestler-
topf werfen? Bei der Metzerin ging eben der chau-
vinistische Gaul wieder einmal durch . . ."
Der griechisch-türkische Präiiminar-Iriedens-
vertrag.
* K»»sta«tt»opel, 5. Aug. Der zwischen den
Mächte« und der Türkei abgeschlossene Prälimi»
nar-FriedeuSvertrag hat folgenden Wort-
laut: Nachdem die Mächte die Interessen Griechen-
landS in ihre Hände genommen und die Türkei der
Intervention der Mächte zugestimmt hat, sind die
hiermit betrauten Botschafter mit den Delrgirten der
Pforte über folgende 11 Paragraphen übereingekom-
men. ES findet die Delimitation der Grenze nach
den Tracen der dem Präliminarvertrage beigegebenen
Annexen statt. Die Delimitationsarbeiten haben spä-
testen- 14 Tage nach der Unterzeichnung der Präli-
«inanen zu beginnen durch Delegirte der Türkei,
Sriechenlandr und der Großmächte, welche letztere im
Falle von Uneinigkeit zu vermitteln haben. Griechen-
land zablt eine Indemnität von 4 Mill. Pfund türkisch
an die Türkei. Die Großmächte treffen Maßregeln,
daß Rechte der alten Gläubiger nicht durch die
JndemnitätSzahlung verletzt werden und stellen zu die-
sem Zwecke die Verwaltung der Revenuen der neuen
und der alten Schuld unter ihre Kontrolle. Die Pri-
vilegien und Prärogative, welche Griechenland vor dem
Kriege in der Türkei besaß, bleiben intakt. Spätestens
14 Tage nach der Unterzeichnung der Präliminarien
oder früher kommen Spezialdelegirte Griechenlands,
auSgestattet mit Vollmachten nach Konstantinopel, um
den definitiven Frieden abzuschließen. Sie
werden hierbei die Fragen wegen des Austausches der
Gefangenen, einer allgemeinen Amnestie, der freien
Schifffahrt und der Schadenersatzzahlung an diejenigen
Personen, welche durch den Krieg an ihrem Eigenthum
gelitten haben, regeln. Außerdem werden sie drei
Konventionen abschließen; erstens eine solche zur Re-
gelung der Nationalitäten, zweitens eine Konvention,
durch welche die Beziehungen der griechischen Konsuln
in der Türkei mit der türkischen Administration fest-
gelegt werden, und drittens eine Konvention für De-
likte, die begangen werden auf dem Territorium einer
der kontrahirenden Theile, nachdem die Deliquenten
sich auf das Gebiet des anderen Theiles geflüchtet
haben. Unmittelbar nach der Zeichnung der Prälimi-
narien hört der Kriegszustand zwischen der Türkei u.
Griechenland auf. Die türkischen Truppen ziehen sich
sofort bis zur Salamvria-L nie zurück und besetzen
mehrere Plätze von strategischer Wichtigkeit für die
Türkei, bis Griechenland die vollständige Zahlung der
Indemnität geleistet hat. Unmittelbar nach der Unter-
zeichnung der Präliminarien beginnen wieder die nor-
malen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Die
Uaterthanen beider Staaten genießen volle Freiheit,
ihren Beschäftigungen in beiden Staaten obzuliegen.
Unmittelbar nach der Unterzeichnung der Prälimi-
narien werden die Posten, wrlche die früheren
Residenten und Konsuln Griechenlands
im türkischen Reiche besetzt hatten temporären Agenten
anvertraut, welche bis zum definitiven Frieden unter
der Aufsicht derjenigen Mächte arbeiten werden, deren
Interessen Griechenlands während des Krieges oblagen.
Die durch den Krieg unterbrochenen Prozesse werde«
nach dem alten Modus wieder ausgenommen, neue
Prozesse dagegen werden abgeurtheilt nach internatio-
nalem Rechte und der zwischen der Türkei und Grie-
chenland abgeschlossenen Konvention vom 26. Februar
und 6. Mai 1896. Die Türkei behält sich das Recht
vor, den Großmächten die Revision des kaiserlichen
Fermans, der auf der zwischen Griechenland und ihr
geschlossenen Konvention vom 9. Mai 1897 beruht,
vorzuschlagen. Die Vertreter der Großmächte bilden
in allen Fragen der Uneinigkeit, welche bis zum de-
finitiven Fliedensschluß zwischen der Türkei und Grie-
chenland auftanchen könnten, ein Schiedsgericht und
behalten sich vor, ihre diesbezüglichen Rechte entweder
persönlich öder durch ihre Stellvertreter auSzuüben.
Die obenstehenden Präliminarien müssen acht Tige
nach ihrer Annahme die Sauction Sr. Majestät deS
Sultans erhalten. Calice, Nelidow, Cambon, Currie,
Saurma, Pansa, Tewfik.
Vorbereitungen für den Empfang des
deutschen Ksiserpsares in Petersburg.
* Petersburg, 6. Aug. Allenthalben sind die
eifrigsten Vorbereitungen für den Empfang der deut-
schen Kaiserpaares im Gange, insbesondere in den
prachtvollen Gärten zu Peterhof riesige Beleuchtung--
fronten errichtet worden, deren Mittelpunkt der deutsche
Reichsadler mit den Initialen deS deutschen Kaiser-
paareS bildet. In Petersburg sind alle Hotels über-
füllt, so daß die Fremden schon Privatquartiere auf-
suchen müssen. Die festlichen Veranstaltungen, die für
die deutschen Marinemannschasten vorbereitet sind,
versprechen besonders glänzend zu werden. — Ueber
das Programm während des Besuches des deutschen
Kaiserpaares wird ergänzend mitgetheilt: Am Mon-
tag den 9. August findet nach der Rückkehr aus dem
Lager von KraSnoje Sselo in Peterhof ei« Familien-
diner bei dem russischen Kaiserpaare statt und am
Abend wird das Souper auf der Zarizyn-Jnsel ein-
genommen. Am folgenden Tage erfolgt abermals eine
Fahrt nach KraSnoje Sselo. Am Mittwoch besucht
daS russische Kaiserpaar dar deutsche Geschwader und
nimmt auf einem deutschen Kriegsschiffe das Dejeuner
ein. Hierauf gehe» die deutchen Schiffe in See.
* Petersburg, 6. Aug. General-Admiral Groß-
fürst Alexis besichtigte gestern die auf der Kronstadter
Rhede zum Empfang des deutschen Geschwaders ein-
getroffenen russischen Panzerschiffe. Der Truppen-
Obrrkommandant Großfürst Wladimir wohnte gestern
im Lager von KraSnoje-Sselo dem Exercieren der
Wiborg'schen Infanterieregiments bei, besten Chef der
deutsche Kaiser ist. Der Großfürst sprach hierbei die
Ueberzeugung aus, das Regiment werde sich eben so
brav wie heute auch bei der Besichtigung durch seinen
erlauchten Chef zeigen. — Wie die Blätter melden,
werden die russischen Marineoffiziere am Sonntag den
deutschen Marineoffizieren zu Ehren ein große» Früh-
stück im Kronstadter Marineklub geben. — Major
v. Wißmann und Dr. Bumiller sind vorgestern
vom Kaiser Nicolai empfangen worden. — Die Blätter
besprechen heute die Ankunft deSdeutschenKaiser-
paareS. Die „Jllustrirte Rundschau" bringt das
Bild deS KaiserpaareS mit einem warmen Begrüßung--
artikel. Die „Nowoje Wremja" gibt in einem längeren
Feuilleton einen historischen Ueberblick der früheren
Reisen preußischer Könige nach Rußland. Angehörige
deS deutschen Reiches außerhalb Petersburg treffen
umfangreiche Vorbereitungen für die Theilnahme an
den Festlichkeiten. Ein Extrazug mit Deutschen aus
Finland ist in Peterhof angemeldet.
* Petersburg, 6. Aug. Den bekannt gegebenen
Dispositionen zufolge werden die russischen und
deutschen Kriegsschiffe auf der Rhede von Kronstadt
zwischen dem Fort Alexander und dem Fort Paul
Aufstellung nehmen. 10 deutsche und 8 russische
Kriegsschiffe werden zwei Linien bilden. Ein Salon-
dampfer mit den Mitgliedern der hiesigen deutschen
Kolonie an Bord wird dem deutschen Kaiserpaare
zur festlichen Begrüßung entgegen fahren. Zur Aus-
schmückung der Straßen Petersburgs für den Besuch
des deutschen KaiserpaareS am 8. August werden
außer ,den Arkaden vor dem Gebäude der Duma
noch vier andere Arkaden errichtet. — Die Marine-
zeitschrift „Kotlin" hat in ihrer heutigen Nummer
einen „Unfern deutschen Gästen" gewidmeten Weg-
weiser durch Petersburg und Umgegend beigelegt,
welche Aufmerksamkeit von der Presse sehr sympathisch
begrüßt wird.
* London, 6. Aug. Die „Morning Post" sagt,
bei Besprechung der Reise deS Kaisers Wilhelm nach
Rußland im Hinblick auf die Möglichkeit eines Ueber«
einkommens zwischen Deutschland, Rußland u. Frank-
reich: Wenn diese 3 Mächte einander gegenseitig un-
t«stützen, müsse die friedliche Expansion aufhören
die Kontraktion beginnen. ES sei oaher rathsam, alle»
zu vermeiden, wir möglicher Weise eine solche Ko«'
vination begünstige« würde. Der Traum einer Rn E
Zollunion, ver einen Zollkrieg mit diesen Mächte» >"
sich schließe, sei deshalb im höchsten Grade inopori»"'
Aus Baden.
Heidelberg, 6. August-
— Der Haß gegen die Katholiken macht B
überall und in allen Formen geltend. Es ksw»"
uns zufällig die Geflügel-Börse zu Gesicht, ei»
Leipzig erscheinendes Wochenblatt für Geflügel-, Si»S'
Vögel« und Kaninchenzucht, Brieftauben-, Hunde- »""
Jagdsport (Redacteur und Inhaber O. Nauhard-/'
welche in einem Feuilleton vom 23. April dS. 3?'
folgende „Kraftstellen" enthält:
„Daß das vogelmörderische italienische Gesindel die
Wiedehöpfe frißt, ist ebenso bekannt wie bedauerlich'
und die Pfaffen bis zu den obersten Bonzen hi»""'
sollen im Fange dieses Bogels und anderer armer,
befiederter Schelme ihrer Heerde oft genug mit
strem Beispiele vorangehen. Man sagt, der Pap"
selber vogelstellere, aber das ist ganz gewiß eine biw*
willige Verleumdung, dazu ist er ein viel zu gebildeter
und vornehmer Herr, der elegante, lateinische Bel?
macht, wenn er nicht in seinem Brevier liest, der Äw
Händel friedlich schlichtet und behaglich seine Chocvlade
dazu schlürft, aber sicher kein blutdürstiges Fäserche"
in seinem ehrwürdigen, allerchristlichen, unfehlbare»
Leibe hat."
Ein Commentar zu diesen gemeinen Schimpferei^
ist überflüssig. Wir wollen nur darauf Hinweise»'
dann werden die deutschen Katholiken von selbst wisst"'
welche Haltung sie der „Geflügelböcse" gegenüber ei"'
zuhalteu haben. Sollte nicht auch die Staatsanwalt'
schäft auf Grund deS 8 166 des Strafgesetzbuch»
diesen Beschimpfungen näher zu treten haben?
Deutsches Reich.
* Berlin, 6. August. Der Kaiser hat der Erb'
Prinzessin von Sachsen-Meiningen aus seiner Privat'
cha!ulle5000 M. für die Sammlung deSBaterlänviscW
Frauenvereins zum Besten der durch daS Hochwald
Geschädigten überwiesen.
* Berlin, 6. August. D-r Magistrat beschiß
heute einstimmig, bei der StadtverordnetenversamasilH
die Bewilligung von ein halb Million Mark für d»
Ueberschwemmten aller deutschen GebietStheile zu bea»'
tragen.
Aus Nah und Fern.
«»chrtchtn, für dies« Rubrik find un» jeder,eit willkommen. — «>»*»*
»,«eu «erde« stet» sofort ersetzt.)
* Heidelberg, 7. August. IMuthmaßliches Wetters
Sonntag, ven 8 August.) In Süddeutschland hat die Ge,
witternergung sehr erheblich zugenommen, weßhalb iE
fache Gewitter in Aussicht zu nehmen find.
* Heidelberg, 7. August. Gestern Nachmittag 5 A*
Mate der BürgerauSschuß. Herr Oberbürgermeister A
Micken» eröffnete in der herkömmlichen Weise
Bersammllung und ging zur Tagesordnung E
Nr. 1. Emrrchtung der höheren Töchterschule wE
angenommen. Nummer 2 ebenfalls, als Herr E
schulrath Strübe die Nothwrndigkeit einer Ruhegehalt»
aufbefserung der Hauptlehrer betonte. Obne Debatte wE
auch der dritte und vierte Punkt der Tagesordnung
der Versammlung bestätigt betr. die Besetzung einer
hilfenftelle bei der städt- Spar kaffe, sowie den ÄbsE»
der Dienstverträge mit einigen Mitgliedern de» städt. A,
chesterS. Um den Preis von 18 0M M- wurde ferner da»
Gelände des städt. St. AnnafriedhofeS den SulzerW,
Erben überlassen. Auf die Bortbeile des in Nr- 7 ervr
terten Ankaufes eines Grundstückes in der Nähe de»
Schlaffes für die gesammte Stadt wies Herr Prof. BE
bin, worauf die Sache mit 74 Stimmen gegen 2 durchgE
Zum 7. und letzten Punkt der Tagesordnung sprechen SA
Brechter und Herr Medic malrath Mittermaier; ersterer er
klärte die gegen die Färberei Grün erhobene Klage E
Theil für unbegründet, der letztere stellte der Versammln?»
die Noth Wendigkeit einer Kanalisation zwischen Ron?
dusch und Karlsthor liegenden Gebäude vor Augen- ,
Antrag wurde hierauf einstimmig genehmigt und die «e«
sammlung ging auseinander.
* Heidelberg, 7. Aug. Die Finanzassist -» ""
Prüfung für 1897 wird am 20.September d. I. beginne»'
Dies wird unter Hinweisung auf 8 4 ff. der Verordnt
deS Großh. Finanzministerium- vom 22. Oktober
(Gesetzes- und Verordnungsblatt S. 265) mit dem ĻE,
verkündet, daß diejenigen, welche sich der Prüfung »ms,
ziehen wollen, ihre Anmeldungen unter Anschluß der Ze»»
niffe innerhalb der nächsten vierzehn Tage in Karl-r»»,
einzureichen haben. Kandidaten, welche auch in der fcaNA
Sprache geprüft zu werden wünschen, haben dies bei w»
Anmeldung ausdrücklich anzugeben.
* H-id«l»-rg, 7. Aug. Gestern Morgen 11 Uhr U
eine Abtheilung des bahr. 5. ChevauxlegerS-Regiments,
seine Garnison in Zweibrücken hat, hier ein und bezog '
hiesiger Stadt Quartier. Heute Morgen um 6 Uhr »»»
das Militär wieder ab, um nach Würzburg zu dem'Corp»
Manöver zu gehen,
* Heidelberg, 7. Aug. Herr Reichstags-Abgeordne^
Eugen Richter weilte gestern in unserer Stadt. ,,
* Heidelberg, 7. Aug. Die Störche rüste»
schon zur Abreise. Wie au» dem Elsaß ge»E
wird, versammeln sie sich schon zu Tausenden, »w °