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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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Januar 1897
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Nr. 25
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0102

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der Arbeitszeit und des LehrlingSwrsenS in der In- I könne auch mehr Porto zahlen. In iden meisten an«
dustrie und in den Fabriken übertragen werden, deren Ländern sei auch das Briefporto thsurer als
Vielleicht wird diesem gesunden Verlangen später noch bei uns. Eine Herabsrtznng der Fernsprechgebühren
entsprochen. Einen eifrigen Verteidiger findet dre könne für die kleineren Stäste erwogen w rden. Eme
Wittwen« und Waisenversicherung auch in dem Frhrn. allgemeine würde einen Ausfall von M-llionen herber-
v. Stumm. führen. Redner begrüßt schließlich die Vermehrung
Die sozialdemokratischen Redner Grillrnberger und der Zollunterbsamten.
Molkenbuhr haben dies Mal nicht gut abg-schnittsn. Abg. Bebel (Soz.) erkennt die Vorzüge der Post-
Manche Beschwerden GrilleubergerS üoer Härten bei Verwaltung gern an. Seine Partei habe dre Forderungen
der Durchführung der Unfallversicherung waren gewiß des Postetats immer bewilligt. Dagegen sei es be
beachtenSW rth, aber er gefiel sich zu sehr in U-ber- Wundernswerth, daß sich sogar die Klagen über dre
treibungen und Verallgemeinerungen. Im Vorwärts derzeitige Verwaltung bis weit nach der rechten Serie
ist wiederholt gerade die Unfall»?)siche ung als die des Hauses erstrecken. Redner brrnzt sodann erne
beste unter den verschiedenen Versicherungsarten bezeichn Reih? von Beschwerden vor über Nichteinhaltung der
net worden. Die Sozialdemokraten Haden s. Z. eben Sonntagsruhe trotz aller Vorschriften, über erschwerten
falls gegen die Unfallversicherung gestimmt. Als nun Urlaub u s. w. Weigert sich die Postverwaltung,
trotzdem Grillenberger die Bereitwilligkeit seiner Partei die im Interesse des Verkehrs nöthig? Erhöhung oer
erklärte, bei der jetzigen Novelle m-tzuarbeiten, konnte Maximalgewichtsgrenze für einfache Briefe vorzuneh-
der Abg. Dr. Hitze zutreffend erwidern, demnach müsse men, so verliert sie das Recht auf ihr Privilegium,
die Unfallversicherung doch auch in den Augen der Zur Zeit scheint die Postverwaltung nicht mehr ftrr
Sozialdemokraten nicht so schlecht sein. den Bei kehr zu arbeiten, sondern für den Militär-
__ und Marineetat.

Deutsches Reich.
* Berlin, 29. Jan. Der Bundesrath überwies
den Beschluß des Reichstages zu dem Anträge Lenz-
mann betr. die reichsgesetzliche Regelung der Verhält
nisse in den Heilanstalten für Geisteskranke den zu-
ständigen Ausschüssen. Dem Ausschußbericht betr. eine
Zusatzakte und eine Deklaration zur Berner Usberein-
kunst über die Bildung eines internationalen Verban-
des zum Schutze von Werken der Literatur md Kunst
vom 9. Sept. 1886 wurde die Zustimmung ertheilt.
' Berlin, 29. Jan. Die „Nordd. Allg. Zig."
meldet: Der Kaiser nahm heute Vormittag den Vor
trag des Reichskanzler Fürsten Hohenlohe in dessen
Amtswohnung entgegen.
* Berlin, 29. Jan. Heute begannen im Bundes
rah die Verhandlungen -über die Militärstrafprozeß-
Ordnung.
* Berlin, 29. Jan. Auf Grund des zwischen
Rußland und Deutschland abgeschlossenen lieberem
kommens wegen gegenseitiger Zollzugeständmsse werden
wir außer den gemeldeten Artikeln v. 13. F-br. ab
unter anderem nachfolgende von Deutschland gewünscht
Tarifermäßigungen genießen: Lederwaaren, die mit
Seide gestickt oder gefüttert sind, Schwarzwälder Uhren
und Nägel mit wirklichen Glasknöpfeu.
* Stuttgart, 29. Jan. Gegen 400 Bäckerge-
Hilfen beschlossen gestern eine Erklärung zu Gunsten
der Aufrechterhaltung des MoximalarbellstageS.
* Darmstadt, 29 Jan. Der ^Darmstädter Ztg.
zufolge geht den Landständen demnächst ein Gesetzent-
wurf über Einführung eines Staatsschuldbuches zu.
* Offenbach, a. M 29. Jan. Im Anschluß an
den sächsischen Landesverband landwirthschaftlicher
Genossenschaften ist gestern die 1. große Kornhaus
genoss-nschaft für das Königreich Sachsen mit dem
Sitze in Löbau begründet worden. 82 Mitglieder
sind derselben sofort beigetreten.

Deutscher Reichstag.
Berlin, 29. Januar.
Berathung des PostetatS, Titel Staatssekretär.
Abg. Dr. Hasse (natl.) bemerkt, die Zahl der Ver-
ehrer des Staatssekretärs von Stephan in seinem
Wahlkreise sei sehr zusammen geschmolzen, da noch
immer eine große Reihe wichtiger Wünsche trotz wieder-
holter Petitionen unerfüllt geblieben sei. Redner be-
merkt dann, die gestrigen Angriff? auf höhere Post-
beamte entsprächen nicht der Würde des Hauses.
Vielleicht nehme der Präsident Gelegenheit, in Zukunft
derartiges zu verhindern. Die Telephongebühren
müßten verbilligt werden. Der Postvertrag mit Oester -
reich müsse auch auf die Schweiz, Belgien und dis
Niederlande ausgedehnt werden. Redner begrüßt so-
dann die Legung des Kabels Emden-Vigo, was dazu
beitrage, sich im Weltverkehr von England unabhängig
zu machen.
Abg. Pauli (Reichspartei) unterstützt die gestern
erhobenen Forderungen auf Beseitigung des Straf-
portos für außerhalb der Postdienststunden auSge-
lieferten Arzneisendungen.
Adg. Leipziger (kons.): Die Conservativen würden
aus finanzpolitischen Gründen die Erhöhung der Ge-
wichtsgrenze der einfachen Briefe nicht bewilligen.
Wer sich den Luxus schwereren Bnefoeckehrs erlaube,
tragen, muthig, wie er cs vor Gott gelobt. Ob er seiner
Kraft nicht zu viel zuzemuthet?
Der Vollmond warf bereits seine gespenstigen Schatte«,
als die kleine Gesellschaft wieder beim alten Farmhause
anlangte, von den Daaeimgebliebenen willkommen geheißen.
Der Abend verlief in munterem Gespräche. Jesfie hatte
noch Tsmmderlei zu fragen und zu erzählen, denn der
folgende Morgen war zu der Abreise bestimmt und sie
sollte vielleicht auf längere Zeit von ihren lieben Freunden
scheiden.
Während de- Nacht halte der Himmel sich bewölkt; es
fiel ein feiner Staubregen; trübe wie die Natur war die
Stimmung der Scheidenden. Besonders Jssste war sehr
traurig, als sie beim Frühstück erschien.
(Fortsetzung folgt).

Direktor im Reichspostamt Scheffler führt aus,
das Moment der Ungeduld im Fernsprechverkehr ist
ein altes. Es gibt höfliche und unhöfliche Leute. Es
gibt Leute, die geneigt sind, leicht zu explodiren. Da
kommen die Telephonstimmen ganz von selbst ohne
Vorschriften dazu, bei solchen explosiven Menschen ein
kleines Zeichen an die Telephonplatte zu machen.
(Aha!) Ob dieses Zeichen eine Berücksichtigung ist,
darnach frage ich Sie. Herr v. Auers Wald ist als
Krakehler wohl bekannt gewesen.
Abg. Förster (Antisemit) verwahrt sich dagegen,
daß seine Partei durch ihre gestrigen Angriffe die
Würde des Reichstages verletzt hätte. R dner will
sich die Freiheit eines offenen Tadels nicht nehmen
lassen und würde eveatl., wenn seine Wünsche gar
keine Berücksichtigung fänden, auch nicht davor zurück-
schrecken, Theile des Etats zu verweigern. DaS Aus-
land ist uns in postalischen Einrichtungen über. Un-
tere Parole ist immer mehr: Immer langsam voran !
Ist die Behauptung der Kölnischen Volkszeit, richtig,
daß Söhne von Postunterbeamteu, auch wenn sie ein
gutes Abiturienten Examen gemacht haben, nicht als
Posteleven angenommen werden, nur weil ihre Väter
Unterbeamien sind? Redner bezeichnet es schließlich
als Unrecht, daß den in der Postverwaltung beschäf-
tigten Militäranwärtern das Prüfungsjahr nicht be-
rechnet wird.
Unterstaatssekretär Dr. Fischer bemerkt, letzteres
beruhe auf den von dem Reichstag bewilligten Budget-
Grundsätzen.
Singer erwähnt, daß die Postverwaltung gleich
dem preußischen Staatsministerium ihren Beamten die
Theilnahme an Petitionen und Veisawmlungen gegen
Regierungsvorlagen untersagt habe.
Unterstaatssekretär Dr. Fischer: Dieser Erlaß kann
nur durch einen groben BerirauenSbruch in die Hand
des Vorredners gelangt sein. Ich lehne es daher ab,
hier öffentlich darauf zu antworten.
Nachdem noch Beckh (frcis. Vp.) die Fiskalität der
Postoerwaltung bekämpft hat, wird die Weiterbera-
thung um drei Viertel 6 Uhr auf morgen 12 Uhr
vertagt.

Ausland.
* Bern, 29. Jan. Der Bundesrath hat ein
Einfuhrverbot für Ankünfte aus Britisch-Jndien erlassen.
Gleichzeitig sind in Chiasso und Genf Lokale einge-
richtet worden, in denen die Reisende, welche aus
pestverseuchten Gegenden kommen, sich einer Beobach-
tung zu unterziehen haben.
* London, 29. Jan. Die Baumwollindustrie
von Ost-Larcashire liegt hauptsächlich in Folge der
Hungersnoth in Indien ganz darnieder. Die Arbeit-
geber werden heute über die Herabsetzung der Arbeits-
löhne um 10 pCl. berathen.

Aus Baden.
Heidelberg, 1.30. Januar.
T Die Wahl im zweiten bad Reichstags-
Wahlkreis. Die Wahlschlacht ist geschlagen. Die-
selbe ha: aber noch keine endgiltige Entscheidung ge-
bracht. Stichwahl zwischen Centrum nnd National-
liberal, das ist das Ergebniß in diesem Wahlkreise.
Nach dem Gesammt-Ergebniß haben erhalten: Schüler
(Centrum) 8063, Merz (nationalliberal) 8666 und
Krohn (Sozialdemokrat) 1105 Stimmen. Als sich
das Centrum im Jahre 1893 genöthigt sah, die Can-
didatur von Hornstein zu bekämpfen, erhielt Wacker
(Centr.) 7186, während v. Hornstein, dessen Kandi-
datur von den Nationalliberalen auf den Schild ge-
hoben wurde, 8865 Stimmen auf sich vereinigte. Der
Socialdemokrat Zielowski bekam 1206 Stimmen und
auf den freisinnigen Candidaten Mayer fielen 1087
Stimmen. Das Centrum hat demnach einen Zuwachs
von 827 Stimmen zu verzeichnen, während die Na-
tion alliberaleu trotz der überaus rührigen Agitation,
trotz aller prahlerischen Redensarten nur um eine ein-

Aus Nah und Fern.
Nachrichten für diese Rubrik sind unr jederzeit willkommen.
Kosten werden stet» sofort ersetzt.)

zige Stimme gewachsen sind. Für die Sszialdevw»
kraten ergibt sich ein Ausfall von 101 Stimmen.
----- Abg. Domkapitular Dr. Schädler wird
am Montag, 1. Febr. in Ingolstadt emweffen Matt
hat dem scheidenden Professor und Domkapitular in
Landau eine AdschiedSfeier gewidmet, d? en Ver-
lauf als neues glänzendes Blatt in dem Ehrenkranz
Dr. Schädlers bezeichnet werden darf. Ja der geg»
tierischen Prasst ist Schädler ost genug als „extremer"
Heißsporn", als „unduldsam" und als „ulir «montaner
Fanatiker" angerempelt worden. Die Tyatsache, daß
auch Protestanten und politische Gegner der AvschiedS-
feier beiwohnten, ist gewiß die be te W ) rlegung die-
ser Anschuldigungen. Hotelier Gg. He ma ,n sprach
im Namen meh- er r unpolitischer Vereinigungen de«
Herrn Dr. Schädler Dank und Ane-ken ung aus für
sein unermüdliches Wirken zum Wohl der Mittel-
stände und des Bo keS. N imevtl ch der Gewerbe-
stand, für dessen Interessen Schädler im Reichstage
so entschieden eingetreten sei, habe ihm viel zu danke».
Aber auch die Knegeroereine ließen dem scheidenden
ihre Anerkennung ousiprechen, wal er sich so eifrig
für die warme Aoendkost der Soldaten verwandt habe.
Hotelier Hermann erklärte, das ganze deutsche Volk
werde Schädler zu Dank verpfl ch-et fe«n- Laß die
Gesinnungsgenossen und politischen Freund- dem schei-
denden Herr«, Domkapitular eine y rzliche Ovation
bereiteten, lag in der Natur der Sache. Denn Dr-
Schädler hat sich um das Glühen und Gedeihen der
kath. Gemein»? in Landau dir größten B-rdienste er-
worben. Die 14 Jahre seiner Wirksamkeit am GhlN-
nasium in La «-au bezeichnen zug e«ch einen stetigen
Fortschritt ver kach. Sache in Landau. Stadtpfarrec
Brehm gab aber nicht nur die en »okalpalriotischeN
Empfindungen Ausdruck, er feierte Dr. Schädler auch
als Parlamentarier uno Volks ebner. Der großartig^
bisherige Ecsoig seiner parlamentarischen Wirksamkeit
lege den Wunsch nahe, daß Dr. Schäoler auch ilt
Zukunft im Landtage u. Reichstage die Interesse
oer; .Kirche und des Volkes wahrnehmen möge. Recht?'
anwalt Fs-ner hob die Verdienste ver Scheidende!!
um den Katholischen Kirchenbauver-iu hervor, brr
dessen Gründung Dr. Schäöler hervorragend thätrg
war. In seiner längeren Lankesreoe sprach Domca'
pitular Dr. Schäoter manch launiges und Humor'
volles, aber auch manch ernstes Wort. Ec begrüß^
eS u. A. freudig, daß auch Männer anderer Confeft
ston erschienen seien, die schon lange die Erfahrung
gemacht Haden, daß auch unsereiner nicht gerade Bocks'
füße hat und Hörner trägt.

-»Heidelberg, 30. Jam (MuthmcMchss Wetter sA
Sonntag, 31. Jan.) Weiteres Anhalt-n des bestehenden
Witterungscharakters ist wahrscheinlich.
* Heidelberg. 29. Jan. An Seine Kgl. Hoheit AN
Großherzog hatten die beim Kaiserkommers versammelten
Stuoentsn ein Huldiaunqstelegramm gesandt. An de"
Vorsitzenden des Ausschusses ist darauf das folgende, über
aus huldvolle Autworttelegram n des Großherzogs gelang'--
Die Kundgebung treuer und patriotischer GesimiU»?
der Studentenschaft der Ruperto Carola zu Ehren de»
Geburtstages unseres Kaisers hat mich sehr erfreut.
danke allen Theilnehmern der Studentenversammlung w,
den so warmm Ausdruck ihrer Gefühle und für die Q
lebhaft bekundete Treue und hingebende vaterländn«-
Gesinnung auf die ich zuversichtlich baue. Möge JAU
allen eine gesegnete Zukunft erblühen, in der Sie i
Treue zu Kaiser u. Reich und Ihre Liebe zur enM'
Heimath belhätige» können.
Friedrich, GroßherM-
* Heidelberg, 29. Jan. Bei der heute stattgehabü
Stadtverordnstenwahl für die Klasse der MittelbesteuelM'
wurden die vom Wahlausschuß vorgeschlageneu Herren e-
wählt, nämlich:
Ackermann Jean, Kaufmann.
Atzler Ernst, Tav-zier.
Brechter Adolf, Kaufmann.
Dilg Friedrich, Privatmann.
Hartmann Friedrich, Oberbetriebsinspektor.
Heß Friedrich, Geometer.
Hesselbach Ar. ton, Privatmann.
Lsupold Franz, Schlosser.
Mack Friedrich, Maler und Tüncher.
Neuer F iedrich, Bäcker-
Pirsch Karl, Fabrikant.
Rösler Emil, Konditor.
Sendcle Adolf, Kaminfeger.
Strübe Hermann, Kreisschulrath.
Wcidig Karl, Bankdirektor.
Wolf Gustav, Fabrikant.
Es wählten von 734 Wahlberechtigten 337, also
pCt. Abgegeben wurden M7 unabgeänderte Zettels
Wahlkomrmsfion des Bürgerausschusses, 67, ebenfalls "
abgeändert, vom Westv-rein und 63 abgeänderts Zettln
8 Heid-klders. 30. Jan. Heidelberger S t a §
the ater. Gastspiel des Fräulein CharlolteiSoch
Stadttheater in Frankfurt a. M- „Das Glück im WiE j,
Vor beinahe ausverkauftem Hause und unter g-ößten M
fallsdezeugungen trat vorgestern Absud Fcäulein Cgan
Boch in der schwierigen R- lle als „Elisabeth" in
tem Schauspiel auf. Die geschützte Darstellerin, AL.
unserer Stadt, machte ihrem Auftreten aber auch
Ihr vorzügliches, feindurchdachteß Spiel begeisterte M
Publikum im höchsten Grade, gräulem Boch hat es
rend ihres Aufenthaltes in Frankfurt verstanden,
einem der gefeiertsten Mitgliedern emporzuschw"^
Wirkungsvoll: Unterstützung fand die geehrte Gästin
unsere schon früher genannten hiesigen Colleges,
Leistungen ebenfalls auf das lobendste gedacht fern l"
 
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