schrockener Vorkämpfer für die Kirche eingetreten.
Man darf behaupten, daß er sich keine Gelegenheit
entgehen ließ, wo eS galt, deren Interessen zu wahren.
Seine demokratische Gesinnung hat er niemals ver-
leugnet. Bei der letzten Jesuiten-Debatte hielt er eine
mächtige Rede, die großes Aufsehen erregte. R. I. k.
Der AufsichtSrath der Aktiengesellschaft „Badenia"
in Karlsruhe widmet dem Verewigten folgenden schö-
nen Nachruf:
„Eine sehr schmerzliche Tcauerkunde ist aus Mainz
gekommen: Philipp Wasserburg (Laicus)
ist gestern Mittag 12*/t Uhr nach mehrmonatlichem
schweren Leiden von Gott in die Ewigkeit abgerufen
worden. Ec starb wohl vorbereitet und gestärkt durch
die Gnadenmittel unserer heiligen Kirche im Alter
von nahezu 70 Jahren. Sein Tod hat eine rastlos
und erfolgreich thätige Lebensbahn abgeschlossen. Ein
hervorragend begabter, vielseitiger und unermüdlicher
Bertheidiger der katholischen Sache in Wort und
Schrift ist uns dadurch entrissen worden. Jahr
zehnte lang hat er als Politiker und Schriftsteller
die Fahne des Centrums in allen Ehren hochze-
halten, mit Treue und Muth, Geschick und Erfolg.
Er hat damit einen hervorragenden Ehrenplatz unter
den Bckennern und Vectheidigern der Kirche unserer
Tage errungen und ein dauerndes Andenken in Ver-
ehrung und Dankbarkeit sich gesichert.
Viele Jahre hindurch hat der nunmehr Verewigte
einen Thnl seines Talentes und seiner Arbeitskraft in
den Dienst der „Badenia" gestellt: als Korrespondent
und zeitweiliger Redakteur des „Badischen Beob-
achters" und ganz besonders als langjähriger Redak-
teur der „Sterne und Blumen". Sein Hingang wird
darum von uns zugleich als schwerer Verlust em-
pfunden und betrauert. Wir empfehlen den Ver-
blichenen dem frommen und treuen Andenken unserer
Gesinnungsgenossen und Freunde."
Das Ablebrn des Großherzogs von Meckleuburg-
Schwmn.
* Schwerin, 14, April. DaS mecklenburgische
Staatsministerium gibt den amtlichen Bericht
über das Ableben des Großherzogs bekannt. In dem-
selben heißt es: Am 10. April war im Laufe der
TageS die Herzschwäche in solchem Grade gestiegen,
daß die Aerzte mit Bestimmtheit erwarteten, der Pa-
tient werde die Nacht kaum überleben. Der Patient,
welcher viel Unruhe gelitten hatte, fühlte Abends halb
8 Uhr Ruhebedürfniß und wünschte, wie .in solchem
Falle regelmäßig allein gelassen zu werden. Der Groß-
herzog suchte Schlaf im Rollstuhl sitzend. Der Arzt
und die Diener zogen sich zurück, lauschten aber im
Gange auf den Athem des Patienten, der deutlich
zuerst als beklommen, dann ruhiger hörbar war. Als
nach einiger Zeit der Athem nicht mehr vernommen
wurde, trat der Arzt, das Ende befürchtend, in das
Zimmer und fand dasselbe leer. Zugleich
machte ei« Diener die Meldung, daß der Großherzog
auf dem Wege vor der Villa liegend gefunden worden
sei. Kurz darauf wurde der Großherzog im schwer-
verletztem Zustande herbeigetragen. Der Großherzog
hatte augenscheinlich, wie er öfter bei seiner Athem-
noch zu thun pflegte, freie Luft gesucht, war in sehr
geschwächtem Zustande in den Garten getaumelt und
ist über die nur wenige Schritte vor der Thüre ent-
fernte niedrige Umfassungsmauer auf die in bedeuten-
der Tiefe darunter hinführende Straße gestürzt.
Dort fanden ihn die Frau des Gärtners und der
Kammerdiener Jagzow. Als er in das Zimmer ge-
bracht war, konstattrten die Aerzte eine Verletzung
des Rü ckgr ate S. Inzwischen waren die Angehö-
rigen an das Lager des Großherzogs geeilt. Ec rich-
tete an die Angehörigen, die Prinzen u. die Prinzessin
Reuß noch Worte der Liebe, umarmte seinen Sohn u.
verschied sanft nach einer Stunde.
* Schwert«, 14. April. Ein Bericht des Frhrn.
von Maltzahn bringt nachstehende Angaben: Der
Gärtner der Villa „Favorite," welche der Villa „Wen-
den" gegenüberliegt, und dessen Frau hörten Hilferufe
auf der Straße und fanden dort den Großherzog lie-
gen. Auf Befragen antwortete derselbe: fl'ai voulu
xronäro l'air ot jo suis tombs pur 1« nmr. („Ich
wollte Lust schöpfen und bin die Mauer herabge-
fallen.") Za dem Kammerdiener Jagzoff, welcher
ungefähr um 7 Uhr 40 Min. zufällig die Straße
entlang ging, sagte der Großherzog: „Jagzoff, wie
komme ich hierher?" Kgl. Hoheit wurde in die Villa
getragen und in einem Wohnzimmer in einen Roll-
stuhl und dann sehr bald ins Bett gelegt. Serenissi-
mus entschlief nach heftigen Schmerzen sanft um 8
Uhr 40 Min. Kgl. Hoheit war bei vollem Bewußt-
sein. Er erkannte die am Bette Anwesenden und
nannte dieselben verschiedentlich beim Namen. Es
waren zugegen die Großherzogin, der Ecbgroßherzog,
die Herzogin Alexandra, Prinz Heinrich XVUi. von
Reuß, Prinzessin Reuß, General von Maltzahn, die
Aerzte Dr. Müller und Dr. Hann, der Garderolier
Fischer und die Lakaien Wulff und Hennig.
Deutsche- Reich.
* verlt«, 14. April. Unter de« Personen, welche
al» Nachfolger Stephan'» in Frage stehe«, wird
neuerdings auch Boediker, dec Präsident des
Reichs-BersicherungSamt-, genannt.
* Berit«, 14. April. Da» Amtsblatt der
ReichSpostamtS veröffentlicht eine Danksagung der Fra«
v. Stephan sowie der Mitglieder de» Reichspost-
amtS an das gesammte Personal der Reichspost- und
Telegrapheuverwaltung für die zahlreichen B.'weise
der Theilnahme anläßlich de» Heimganges de» Staats-
sekretärs von Stephan.
* Berlin, 14. April. DaS Staats Mini-
sterium trat Nachmittags 2 Ufr unter dem Vorsitz
des StaatSministecS vou Boetticher zu einer Sitzung
zusammen.
* Berlin, 14. Apcil. Dem ehemaligen russ. Bot-
schafter Grafen Schuwalow, der zum Zwecke einer
ärztlichen Kur nach Berlin kommen will, hat der
Kaiser eines der königl. Landhäuser in Potsdam
zur Verfügung gestellt.
* LandShut, 14. April. Der Katholikentag
ist endgültig auf die Tage vom 31. August bis 4.
September anberaumt. Am 31. Ang. (Dienstag, wäh-
rend bisher Sonntags die Eröffnung zu sein pflegt)
ist B-grüßungsabend. Zu Präsidenten des Lokalkomi-
tes sind gewählt: Regierungsrath Baron Acetin,
Bürgermeister Marschall, Gcaf Spreti; zu Ehren-
präsidenten Dr. Joerg, Graf Konrad Pceysing, Baron
v. Ow und Commeczienrath Zahüsnig.
* Stuttgart, 14. April. Zu der Anfangs näch-
sten Monats stattfindenden Hochzeit des Prinzen
Albrecht zu Schaumburg-Lippe mit dec Herzogin Elsa
von Württemberg hat auch König Georg von
Griechenland eine Einladung erhalten. Der Kö-
nig hat aber, wie eine hiesige Korrespondenz berichtet,
„aus begreiflichen Gründen mit Bedau-
ern abgelehnt."
* Bredow, 14. April. Die Ansprache, mit welcher
Prinz Ludwig von Bayern die Taufe des neuen Kreu-
zers vollzog, hatte -»twa folgenden Wortlaut: Ich be-
fand mich in den bayerischen Alpen au der äußersten
Südgrenze des deutschen Reiches, als ich am vorigen
Freitag vom Kaiser eine in den liebenswürdigsten
Ausdrücken abgefaßte Einladung erhielt, dem Stapel-
laufe dieses Schiffes beizuwohnen und zu dem Tauf-
akte entweder meine Gemahlin oder eine meiner Töch-
ter mitzunehmen. Da die erstere durch Unwohlsein
verhindert war, und meine älteste Tochter in Italien
weilt, hat mich meine 2. Tochter hierher begleitet, also
von der äußersten Süogrenze bis zur äußersten Nord-
grenze des Reiches, vom Fels zum Meer. Ich habe
mit um so mehr Dank die Einladung angenommen,
als eS das erstemal ist, daß ich dem Stapellauf eines
Kriegsschiffes beiwohne und eS ist mir eine große
Freude, zu zeigen, welch' großes Interesse ich an dem
Blühen und Gedeihen der deutschen Kriegsflotte nehme.
Der Kaiser hat befohlen, daß dieses Schiff einen Na-
men bekomme, dessen erster Träger zuerst in der preu-
schen, dann in der norddeutschen und schließlich in der
kaiserlich deutschen Marine einen guten Ruf genossen
u. seine Flagge in der ganzen Welt gezeigt hat. Mögest
du, neues Fahrzeug, dem Beispiel dieses ruhmreichen
Schiffer folgen und wie immer in Krieg und Frieden
deinem kaiserlichen Herrn und dem deutschen Reiche
Ehre machen und zum Schutze und Schirm eines je-
den guten Deutschen dienen. Im Namen des Kaisers
nenne ich dich „Herta".
Ausland.
* Bern, 14. April. Der Bundesrath hält
die Finanzirung der Kranken- und Unfallversicherungs-
gesetze (jährlich 5.400,000 Frcs.) ans den normalen
Einnahmen des Bundes für möglich und beantragt
aus dem Einnahmeüberschuß der Staatsrechnung für
1896 fünf Millionen für Versicherungszwecks als
Spezialreserve zurückzulegen.
Die Unruhen auf Kreta.
* Loudon, 14. April. Die „Times" melden
aus Athen von gestern, der griechische Staatsschatz sei
nahezu erschöpft. Die einzige Hilfsquelle bilde eine
innere Anleihe, welche, wahrscheinlich bei der herrschen-
den Begeisterung voll gezeichnet werde.
* Konstantinopel, 14. April. In türkischen
Militär, und Civilkreisen herrscht große Verstimmung
über die Zurücknahme des dem kommandirenden General
Edhem Pascha ertheilten Befehls zum Vormarsche.
Nach Meldungen des kaiserlichen Adjutanten im
Hauptquartier herrscht auch große Verstimmung unter
den Grenztruppen, die erbittert sind, daß die griechi-
sche Herausforderung nicht sofort durch entschiedenes
Vorgehen beantwortet wurde. Ein vorgestern im
Mdiz-Kiosk abgehaltener außerordentlicher Minister-
rath schloß nach der Aussage des Ministers des
Aeußern ohne Beschlußfassung. Anderen Informa-
tionen zufolge hat der Ministerrath sich im Prinzip
für die Kriegserklärung ausgesprochen. Gestern fand
abermals ein außerordentlicher Ministerrath u. Kriegs -
Aus Baden.
H-i-el-erg, 15. April-
--- Die Unfittlichkeit auf de« Tpezialttäte«'
Bühne« galt wohl bisher allgemein als eineEE'
nung, an der die frivolen Anschauungen und
pflogenheiten deS sog. ArtistenthumS selbst die H»«^
schuld trügen. Einzelne widrige Vorfälle mußte«
dieser Meinung bestärken. Es ist deshalb in der TY
überraschend, daß sich gerade in Artistenkreisen el»
Bewegung und eine rege Agitation zur BekämpM
der Unsittlichkeit auf den Spezialitäten Bühnen Bay
gebrochen hat. Das skandalöse Auftreten der
zessin Chimay, die aus dem ehebrecherischen VerhältNw
mit einem Zigeunecgeiger durch öffentliche Schaust^,
ungen Nutzen ziehen wollt , und der Barrison-C«««
der blastrten großstädtischen Lebewelt scheinen diel
Reaktion gezeitigt zu haben. Der in Düsseldorf s
scheinende „Artist" machte gegen dieses „Gelickter -
wie die Chimay, Lona Barrison usw., energisch
und forderte, daß ehrliche Künstler mit diesem „Schlag
der Menschheit nicht auf eine Stase gestellt wücke«-
Frau Lona Barrison, deren Man » ein f-üherer Dr
guist ist, strengte darauf gegen den Redakteur
„Artist" Beleidigungsklage an. Dieser aber rief
ganze „Künstlerschaft" zur Unte-stützung seines Kam
pfeS auf und brachte eS dahin, daß binnen kurzer
Zeit 2400 Unterschriften aus Artistenkceisen für em
Petition an den preußischen Minister des Innern z«"
sammengebracht wurden. Diese Petition verlangte ew
polizeiliches Verbot für Produktionen, dir nach
der „Geschwister Barrffon" durch ihre Costüme ««
Bewegungen Anstand und gute Sitte verletzen. De
Minister bestimmte sodann durch einen Erlaß, «ap
Damen-EnsembleS vor ihrem Auftreten auf der MY«f
der Polizei des betreffenden Ortes ihre Produktionen
vorführen müssen. Diese Verfügung verdie«'
auch in Baden Nachahmung. Urberhaüp'
könnte in den größeren Städten Badens viel energische
gegen sitten- und anstandswidrige Aufführungen vor«
gegangen werden. Der Barrison-Skandal sp^
dem bereits erwähnten Prozeß Barrison contra »Ak«
tist" gegenwärtig vor dem Schöffengericht in DM'
dorf. Das Gericht hat bereits Beweisaufnahme über
die Lebensweise dieses vielgenannten „Sternes"
großen Variete-Bühnen beschlossen. Es ist außerR'
deutlich bezeichnend und für das Publikum fast Vf'
schämend, daß die Reaktion gegen das schamlose Tret«
den gewisser Specialitäteu-Bühnen jetzt in Artiste«'
kreisen ihren Ursprung nimmt. Erwähnung verdient-
daß der CeutrumsabgeordneteDaS b ach
Petition der Artisten an den Minister mit Erfolg
unterstützt hat.
Aus Nah und Fern.
Nachrichten für .diese Rubrik sind uns jederzeit willkommen. -- Etwaig
Kosten werden stets sofort ersetzt.)
* Heidelberg, 1b. April. (Muthmaßliches Wetwr M
Freitag, den 16. Avril.) Mildes, veränderliches Wetter
mit Regenfällen in Aussicht zu nehmen-
* Heidelberg, 15. April. Der Großherzog hat de«
Direktor der Ooerrealschuie, Dr. Albert Waaa, E
Ooerschulrath und Kollegialmitglied der Oberschulbehoroe
ernannt.
l?. 8. Heidelberg, 14. April- Gestern Abend Mr
hielt Herr Kap.-llmeister Sa hl end er in den unteren
Sälen der Harmonie eine Schüler-Prüfung in Form ein"
Abendunterhaltung ab und errang mit seinen größeren u»
kleineren Musikanten und Sängern den verdienten
des Publikums. Die ^Einleitung des reichhaltigen Pro
gramms bildete ein von Herrn Karl Müller gesprochene,
und gedichteter Prolog. Alle Leistungen wurden nnt^e
friedigung ausgenommen. Kurz wor Schluß dankte L>er
Müller dem Herrn Sahlender für seine große Mühe, m
er den Schülern angedeihen läßt u. bat ihn, als sichtbare»
Zeichen des Dankes einen wunderschönen Notcnschrank.viu.
einem Palmbaam ceziert, anzunehmen. Mit einem vo«
auf den .v-rdicnten Lehrer schloß die Ansprache, ver
Sahlender dankte von Herzen für die unverhoffte Fccuvr,
versicherte jedoch bescheiden, nur feine Pflicht igetyan r-
haben. ,
* Heidelberg,' 15. April. Vorgestern hielt im hiestE
Eisenbahn-Rfform-Verein Herr Prof. Böthling aus Karts
ruhe einen Vortrag über das „Kilometerh eft ««
die Generaldirektion der bad- Eise«
bahnen." Der genannten Rede ging eine kurze einer
tende Ansprache des Vorstandes des Vereins, Hrn. Recht»
anwalt Dr. Fürst voraus, in welcher derselbe die Versamm
lung herzlich willkommen hieß. Herr Prof. Böthlms» «e
rath statt, in welche« ein definitiver Beschluß
werden sollte. E» kursiren Gerüchte von emem
vorstehenden Ministerwechsel. Da» für vwM
angesagte Auslaufen der zweiten Geschwader-DE.
au» dem Goldenen Horn ist ans Dienstag versck"
worden.
* Larissa, 14. Ap il. Der m,c:donische HW,
ling DawelliS soll, nachdem er angeblich ein türkis w
Bataillon bei Kcania vollkommen aufgerieben IM'
nach Kipuri vorgerückt sein. D:u letzten N^chncyl
von der Grenze zufolge sollen die Aufständische«
Türken aus Baltimo vertrieben und dabei, w-e a«ü
geben wird, 40 derselben gelüstet haben.
* Trikhala, 13. April. Die macedonisch-« Z
den sind bi» auf einen verhältnismäßig kleinen TY
auf griechisches Gebiet zurückgekehrt. Die Jnsllcgel"
befinden sich gegenwärtig an der Grenze bei
phliani.
Man darf behaupten, daß er sich keine Gelegenheit
entgehen ließ, wo eS galt, deren Interessen zu wahren.
Seine demokratische Gesinnung hat er niemals ver-
leugnet. Bei der letzten Jesuiten-Debatte hielt er eine
mächtige Rede, die großes Aufsehen erregte. R. I. k.
Der AufsichtSrath der Aktiengesellschaft „Badenia"
in Karlsruhe widmet dem Verewigten folgenden schö-
nen Nachruf:
„Eine sehr schmerzliche Tcauerkunde ist aus Mainz
gekommen: Philipp Wasserburg (Laicus)
ist gestern Mittag 12*/t Uhr nach mehrmonatlichem
schweren Leiden von Gott in die Ewigkeit abgerufen
worden. Ec starb wohl vorbereitet und gestärkt durch
die Gnadenmittel unserer heiligen Kirche im Alter
von nahezu 70 Jahren. Sein Tod hat eine rastlos
und erfolgreich thätige Lebensbahn abgeschlossen. Ein
hervorragend begabter, vielseitiger und unermüdlicher
Bertheidiger der katholischen Sache in Wort und
Schrift ist uns dadurch entrissen worden. Jahr
zehnte lang hat er als Politiker und Schriftsteller
die Fahne des Centrums in allen Ehren hochze-
halten, mit Treue und Muth, Geschick und Erfolg.
Er hat damit einen hervorragenden Ehrenplatz unter
den Bckennern und Vectheidigern der Kirche unserer
Tage errungen und ein dauerndes Andenken in Ver-
ehrung und Dankbarkeit sich gesichert.
Viele Jahre hindurch hat der nunmehr Verewigte
einen Thnl seines Talentes und seiner Arbeitskraft in
den Dienst der „Badenia" gestellt: als Korrespondent
und zeitweiliger Redakteur des „Badischen Beob-
achters" und ganz besonders als langjähriger Redak-
teur der „Sterne und Blumen". Sein Hingang wird
darum von uns zugleich als schwerer Verlust em-
pfunden und betrauert. Wir empfehlen den Ver-
blichenen dem frommen und treuen Andenken unserer
Gesinnungsgenossen und Freunde."
Das Ablebrn des Großherzogs von Meckleuburg-
Schwmn.
* Schwerin, 14, April. DaS mecklenburgische
Staatsministerium gibt den amtlichen Bericht
über das Ableben des Großherzogs bekannt. In dem-
selben heißt es: Am 10. April war im Laufe der
TageS die Herzschwäche in solchem Grade gestiegen,
daß die Aerzte mit Bestimmtheit erwarteten, der Pa-
tient werde die Nacht kaum überleben. Der Patient,
welcher viel Unruhe gelitten hatte, fühlte Abends halb
8 Uhr Ruhebedürfniß und wünschte, wie .in solchem
Falle regelmäßig allein gelassen zu werden. Der Groß-
herzog suchte Schlaf im Rollstuhl sitzend. Der Arzt
und die Diener zogen sich zurück, lauschten aber im
Gange auf den Athem des Patienten, der deutlich
zuerst als beklommen, dann ruhiger hörbar war. Als
nach einiger Zeit der Athem nicht mehr vernommen
wurde, trat der Arzt, das Ende befürchtend, in das
Zimmer und fand dasselbe leer. Zugleich
machte ei« Diener die Meldung, daß der Großherzog
auf dem Wege vor der Villa liegend gefunden worden
sei. Kurz darauf wurde der Großherzog im schwer-
verletztem Zustande herbeigetragen. Der Großherzog
hatte augenscheinlich, wie er öfter bei seiner Athem-
noch zu thun pflegte, freie Luft gesucht, war in sehr
geschwächtem Zustande in den Garten getaumelt und
ist über die nur wenige Schritte vor der Thüre ent-
fernte niedrige Umfassungsmauer auf die in bedeuten-
der Tiefe darunter hinführende Straße gestürzt.
Dort fanden ihn die Frau des Gärtners und der
Kammerdiener Jagzow. Als er in das Zimmer ge-
bracht war, konstattrten die Aerzte eine Verletzung
des Rü ckgr ate S. Inzwischen waren die Angehö-
rigen an das Lager des Großherzogs geeilt. Ec rich-
tete an die Angehörigen, die Prinzen u. die Prinzessin
Reuß noch Worte der Liebe, umarmte seinen Sohn u.
verschied sanft nach einer Stunde.
* Schwert«, 14. April. Ein Bericht des Frhrn.
von Maltzahn bringt nachstehende Angaben: Der
Gärtner der Villa „Favorite," welche der Villa „Wen-
den" gegenüberliegt, und dessen Frau hörten Hilferufe
auf der Straße und fanden dort den Großherzog lie-
gen. Auf Befragen antwortete derselbe: fl'ai voulu
xronäro l'air ot jo suis tombs pur 1« nmr. („Ich
wollte Lust schöpfen und bin die Mauer herabge-
fallen.") Za dem Kammerdiener Jagzoff, welcher
ungefähr um 7 Uhr 40 Min. zufällig die Straße
entlang ging, sagte der Großherzog: „Jagzoff, wie
komme ich hierher?" Kgl. Hoheit wurde in die Villa
getragen und in einem Wohnzimmer in einen Roll-
stuhl und dann sehr bald ins Bett gelegt. Serenissi-
mus entschlief nach heftigen Schmerzen sanft um 8
Uhr 40 Min. Kgl. Hoheit war bei vollem Bewußt-
sein. Er erkannte die am Bette Anwesenden und
nannte dieselben verschiedentlich beim Namen. Es
waren zugegen die Großherzogin, der Ecbgroßherzog,
die Herzogin Alexandra, Prinz Heinrich XVUi. von
Reuß, Prinzessin Reuß, General von Maltzahn, die
Aerzte Dr. Müller und Dr. Hann, der Garderolier
Fischer und die Lakaien Wulff und Hennig.
Deutsche- Reich.
* verlt«, 14. April. Unter de« Personen, welche
al» Nachfolger Stephan'» in Frage stehe«, wird
neuerdings auch Boediker, dec Präsident des
Reichs-BersicherungSamt-, genannt.
* Berit«, 14. April. Da» Amtsblatt der
ReichSpostamtS veröffentlicht eine Danksagung der Fra«
v. Stephan sowie der Mitglieder de» Reichspost-
amtS an das gesammte Personal der Reichspost- und
Telegrapheuverwaltung für die zahlreichen B.'weise
der Theilnahme anläßlich de» Heimganges de» Staats-
sekretärs von Stephan.
* Berlin, 14. April. DaS Staats Mini-
sterium trat Nachmittags 2 Ufr unter dem Vorsitz
des StaatSministecS vou Boetticher zu einer Sitzung
zusammen.
* Berlin, 14. Apcil. Dem ehemaligen russ. Bot-
schafter Grafen Schuwalow, der zum Zwecke einer
ärztlichen Kur nach Berlin kommen will, hat der
Kaiser eines der königl. Landhäuser in Potsdam
zur Verfügung gestellt.
* LandShut, 14. April. Der Katholikentag
ist endgültig auf die Tage vom 31. August bis 4.
September anberaumt. Am 31. Ang. (Dienstag, wäh-
rend bisher Sonntags die Eröffnung zu sein pflegt)
ist B-grüßungsabend. Zu Präsidenten des Lokalkomi-
tes sind gewählt: Regierungsrath Baron Acetin,
Bürgermeister Marschall, Gcaf Spreti; zu Ehren-
präsidenten Dr. Joerg, Graf Konrad Pceysing, Baron
v. Ow und Commeczienrath Zahüsnig.
* Stuttgart, 14. April. Zu der Anfangs näch-
sten Monats stattfindenden Hochzeit des Prinzen
Albrecht zu Schaumburg-Lippe mit dec Herzogin Elsa
von Württemberg hat auch König Georg von
Griechenland eine Einladung erhalten. Der Kö-
nig hat aber, wie eine hiesige Korrespondenz berichtet,
„aus begreiflichen Gründen mit Bedau-
ern abgelehnt."
* Bredow, 14. April. Die Ansprache, mit welcher
Prinz Ludwig von Bayern die Taufe des neuen Kreu-
zers vollzog, hatte -»twa folgenden Wortlaut: Ich be-
fand mich in den bayerischen Alpen au der äußersten
Südgrenze des deutschen Reiches, als ich am vorigen
Freitag vom Kaiser eine in den liebenswürdigsten
Ausdrücken abgefaßte Einladung erhielt, dem Stapel-
laufe dieses Schiffes beizuwohnen und zu dem Tauf-
akte entweder meine Gemahlin oder eine meiner Töch-
ter mitzunehmen. Da die erstere durch Unwohlsein
verhindert war, und meine älteste Tochter in Italien
weilt, hat mich meine 2. Tochter hierher begleitet, also
von der äußersten Süogrenze bis zur äußersten Nord-
grenze des Reiches, vom Fels zum Meer. Ich habe
mit um so mehr Dank die Einladung angenommen,
als eS das erstemal ist, daß ich dem Stapellauf eines
Kriegsschiffes beiwohne und eS ist mir eine große
Freude, zu zeigen, welch' großes Interesse ich an dem
Blühen und Gedeihen der deutschen Kriegsflotte nehme.
Der Kaiser hat befohlen, daß dieses Schiff einen Na-
men bekomme, dessen erster Träger zuerst in der preu-
schen, dann in der norddeutschen und schließlich in der
kaiserlich deutschen Marine einen guten Ruf genossen
u. seine Flagge in der ganzen Welt gezeigt hat. Mögest
du, neues Fahrzeug, dem Beispiel dieses ruhmreichen
Schiffer folgen und wie immer in Krieg und Frieden
deinem kaiserlichen Herrn und dem deutschen Reiche
Ehre machen und zum Schutze und Schirm eines je-
den guten Deutschen dienen. Im Namen des Kaisers
nenne ich dich „Herta".
Ausland.
* Bern, 14. April. Der Bundesrath hält
die Finanzirung der Kranken- und Unfallversicherungs-
gesetze (jährlich 5.400,000 Frcs.) ans den normalen
Einnahmen des Bundes für möglich und beantragt
aus dem Einnahmeüberschuß der Staatsrechnung für
1896 fünf Millionen für Versicherungszwecks als
Spezialreserve zurückzulegen.
Die Unruhen auf Kreta.
* Loudon, 14. April. Die „Times" melden
aus Athen von gestern, der griechische Staatsschatz sei
nahezu erschöpft. Die einzige Hilfsquelle bilde eine
innere Anleihe, welche, wahrscheinlich bei der herrschen-
den Begeisterung voll gezeichnet werde.
* Konstantinopel, 14. April. In türkischen
Militär, und Civilkreisen herrscht große Verstimmung
über die Zurücknahme des dem kommandirenden General
Edhem Pascha ertheilten Befehls zum Vormarsche.
Nach Meldungen des kaiserlichen Adjutanten im
Hauptquartier herrscht auch große Verstimmung unter
den Grenztruppen, die erbittert sind, daß die griechi-
sche Herausforderung nicht sofort durch entschiedenes
Vorgehen beantwortet wurde. Ein vorgestern im
Mdiz-Kiosk abgehaltener außerordentlicher Minister-
rath schloß nach der Aussage des Ministers des
Aeußern ohne Beschlußfassung. Anderen Informa-
tionen zufolge hat der Ministerrath sich im Prinzip
für die Kriegserklärung ausgesprochen. Gestern fand
abermals ein außerordentlicher Ministerrath u. Kriegs -
Aus Baden.
H-i-el-erg, 15. April-
--- Die Unfittlichkeit auf de« Tpezialttäte«'
Bühne« galt wohl bisher allgemein als eineEE'
nung, an der die frivolen Anschauungen und
pflogenheiten deS sog. ArtistenthumS selbst die H»«^
schuld trügen. Einzelne widrige Vorfälle mußte«
dieser Meinung bestärken. Es ist deshalb in der TY
überraschend, daß sich gerade in Artistenkreisen el»
Bewegung und eine rege Agitation zur BekämpM
der Unsittlichkeit auf den Spezialitäten Bühnen Bay
gebrochen hat. Das skandalöse Auftreten der
zessin Chimay, die aus dem ehebrecherischen VerhältNw
mit einem Zigeunecgeiger durch öffentliche Schaust^,
ungen Nutzen ziehen wollt , und der Barrison-C«««
der blastrten großstädtischen Lebewelt scheinen diel
Reaktion gezeitigt zu haben. Der in Düsseldorf s
scheinende „Artist" machte gegen dieses „Gelickter -
wie die Chimay, Lona Barrison usw., energisch
und forderte, daß ehrliche Künstler mit diesem „Schlag
der Menschheit nicht auf eine Stase gestellt wücke«-
Frau Lona Barrison, deren Man » ein f-üherer Dr
guist ist, strengte darauf gegen den Redakteur
„Artist" Beleidigungsklage an. Dieser aber rief
ganze „Künstlerschaft" zur Unte-stützung seines Kam
pfeS auf und brachte eS dahin, daß binnen kurzer
Zeit 2400 Unterschriften aus Artistenkceisen für em
Petition an den preußischen Minister des Innern z«"
sammengebracht wurden. Diese Petition verlangte ew
polizeiliches Verbot für Produktionen, dir nach
der „Geschwister Barrffon" durch ihre Costüme ««
Bewegungen Anstand und gute Sitte verletzen. De
Minister bestimmte sodann durch einen Erlaß, «ap
Damen-EnsembleS vor ihrem Auftreten auf der MY«f
der Polizei des betreffenden Ortes ihre Produktionen
vorführen müssen. Diese Verfügung verdie«'
auch in Baden Nachahmung. Urberhaüp'
könnte in den größeren Städten Badens viel energische
gegen sitten- und anstandswidrige Aufführungen vor«
gegangen werden. Der Barrison-Skandal sp^
dem bereits erwähnten Prozeß Barrison contra »Ak«
tist" gegenwärtig vor dem Schöffengericht in DM'
dorf. Das Gericht hat bereits Beweisaufnahme über
die Lebensweise dieses vielgenannten „Sternes"
großen Variete-Bühnen beschlossen. Es ist außerR'
deutlich bezeichnend und für das Publikum fast Vf'
schämend, daß die Reaktion gegen das schamlose Tret«
den gewisser Specialitäteu-Bühnen jetzt in Artiste«'
kreisen ihren Ursprung nimmt. Erwähnung verdient-
daß der CeutrumsabgeordneteDaS b ach
Petition der Artisten an den Minister mit Erfolg
unterstützt hat.
Aus Nah und Fern.
Nachrichten für .diese Rubrik sind uns jederzeit willkommen. -- Etwaig
Kosten werden stets sofort ersetzt.)
* Heidelberg, 1b. April. (Muthmaßliches Wetwr M
Freitag, den 16. Avril.) Mildes, veränderliches Wetter
mit Regenfällen in Aussicht zu nehmen-
* Heidelberg, 15. April. Der Großherzog hat de«
Direktor der Ooerrealschuie, Dr. Albert Waaa, E
Ooerschulrath und Kollegialmitglied der Oberschulbehoroe
ernannt.
l?. 8. Heidelberg, 14. April- Gestern Abend Mr
hielt Herr Kap.-llmeister Sa hl end er in den unteren
Sälen der Harmonie eine Schüler-Prüfung in Form ein"
Abendunterhaltung ab und errang mit seinen größeren u»
kleineren Musikanten und Sängern den verdienten
des Publikums. Die ^Einleitung des reichhaltigen Pro
gramms bildete ein von Herrn Karl Müller gesprochene,
und gedichteter Prolog. Alle Leistungen wurden nnt^e
friedigung ausgenommen. Kurz wor Schluß dankte L>er
Müller dem Herrn Sahlender für seine große Mühe, m
er den Schülern angedeihen läßt u. bat ihn, als sichtbare»
Zeichen des Dankes einen wunderschönen Notcnschrank.viu.
einem Palmbaam ceziert, anzunehmen. Mit einem vo«
auf den .v-rdicnten Lehrer schloß die Ansprache, ver
Sahlender dankte von Herzen für die unverhoffte Fccuvr,
versicherte jedoch bescheiden, nur feine Pflicht igetyan r-
haben. ,
* Heidelberg,' 15. April. Vorgestern hielt im hiestE
Eisenbahn-Rfform-Verein Herr Prof. Böthling aus Karts
ruhe einen Vortrag über das „Kilometerh eft ««
die Generaldirektion der bad- Eise«
bahnen." Der genannten Rede ging eine kurze einer
tende Ansprache des Vorstandes des Vereins, Hrn. Recht»
anwalt Dr. Fürst voraus, in welcher derselbe die Versamm
lung herzlich willkommen hieß. Herr Prof. Böthlms» «e
rath statt, in welche« ein definitiver Beschluß
werden sollte. E» kursiren Gerüchte von emem
vorstehenden Ministerwechsel. Da» für vwM
angesagte Auslaufen der zweiten Geschwader-DE.
au» dem Goldenen Horn ist ans Dienstag versck"
worden.
* Larissa, 14. Ap il. Der m,c:donische HW,
ling DawelliS soll, nachdem er angeblich ein türkis w
Bataillon bei Kcania vollkommen aufgerieben IM'
nach Kipuri vorgerückt sein. D:u letzten N^chncyl
von der Grenze zufolge sollen die Aufständische«
Türken aus Baltimo vertrieben und dabei, w-e a«ü
geben wird, 40 derselben gelüstet haben.
* Trikhala, 13. April. Die macedonisch-« Z
den sind bi» auf einen verhältnismäßig kleinen TY
auf griechisches Gebiet zurückgekehrt. Die Jnsllcgel"
befinden sich gegenwärtig an der Grenze bei
phliani.