„Welch' eine Veränderung," ruft die „Catholic
Times aas, „sehen wir heute gegen früher! Der
intelligenteste Theil der anglikanischen Klerus rühmt
sich des Namens „Katholisch", die fünf verlorenen
Sakramente sind wieder hergestellt, katholische Liturgie
und Cermonien wieder eingeführt .... und die
geistlichen Führer der Staatskirche sehen die Wichtig,
kett ein, eine Art Einigkeit zu Stande zu bringen
ähnlich jener Gewalt, welche das Papstthum durch
göttliches Recht besitzt, um Streitigkeiten zu schlichten
und die Einigkeit zu bewahren. Und gerade was dieses
göttliche RegierungS-Recht betrifft, werden die im Lam-
dethpalaste versammelten Bischöfe es unmöglich finden,
die katholische Kirche uachzuahmen. Eine solche Einig-
keit läßt sich nicht künstlich Herstellen. Die Colonial-
bischöfe und die von Amerika mit ihren heterogenen
Anschauungen sehen im Erzbischof von Canterbury höch-
stens ihren älteren Bruder, lassen sich aber nichts von
ihm vorschreiben. Die einzige Möglichkeit, zur Einheit
zu gelangen, ist Anerkennung der Quelle der Einheit,
wie sie durch göttliches Recht eingesetzt wurde. Die
Lambeth Conference kann dem Erzbischof von Canter-
bury den Borrang einräumen, aber es wird ein Vor-
rang sein ohne Gewalt. Seine Freunde mögen wohl
Papstthum spielen, aber es wird ihnen niemals ge-
lingen, dar Haupt des Protestantismus mit päpstlicher
Gewalt zu investiren. Gott allein kann eine solche
Prärogative verleihen, wie sie der Papst besitzt."
Deutsches Reich.
* München, 22. Juli. Der frühere Redakteur
der „Münch. Freien Presse", Herr Kuhn, wurde ge-
stern früh durch die Gendarmerie aus dem Bette ge-
holt, um seine sechswöchentliche Gefängnißstrafe an-
zutreten. Kuhn stand bekanntlich vor dem Schwur-
gericht für Oberbayern wegen Beleidigung des Kaisers.
Ausland.
* London, 23. Juli. In London und in Dews-
bury hat je eine Firma den Maschinenbauer» den
Achtstundentag bewilligt. Drei Viertel der in London
Ausgesperrten hat anderswo Arbeit gefunden.
* Petersburg, 23. Juli. Soweit bis jetzt be-
kannt, ist dar nachfolgende Programm für den Besuch
der deutschen KaiserSund der Kais er in
in Peterhof ausgestellt worden: Am 7. August
Vormittags wird dar deutsche Kaiserpaar auf der
Rhede von Kronstadt eintreffen, wohin das russische
Kaiserpaar auf der kaiserlichen Yacht „Alexandra"
zur Begrüßung entgegenfährt. Der große Empfang
findet au der Landungsbrücke in Neu Peterhof statt.
Am 8. August Vormittags trifft das deutsche Kaiser,
paar auf der kaiserlichen Yacht in St. Petersburg ein
und begibt sich von der Landungsstelle an der Niko-
laibrücke zur Peter-Paulskathedrale und von dort zum
deutschen Alexandrahospital, wo die mit einer
gottesdienstlichen Feier verbundene Einweihung de-
nen erbauten Flügels dieses Hospitals stattfinden wird.
Bon hier geht'S nach der deutschen Botschaft, in der
Deputationen der reichsdeutschen Kolonien empfangen
werden. Danach Frühstück beim deutschen Botschafter
Fürsten Radolin. Nachmittags Empfang der aus-
wärtigen Botschafter und diplomatischen Missionen im
Winterpalais. Um 6 Uhr Abends begibt sich dar
russ. Kaiserpaar mit seinen Gästen zu einem Umritt
in dar Lager von KraSnoje Selo. Nach dem großen
Zapfenstreich findet im Lager Festvorstellung statt.
Am 9. August Vormittags ist große Parade im Lager
von KraSnoje Selo, nach derselben Festfrühstück im
Lager, Abends Galafestvorstellung auf der Olgaiusel
im Parke von Neu Peterhof. Der Vormittag des 10.
August ist zur Verfügung des deutschen KaiserpaareS
freigehalten. Abends wird der Park von Peterhof
festlich beleuchtet und der Thee wird in dem am Meere
gelegenen Lustschloffe PeterS des Großen „Monplaisir"
eingenommen. Am 11. August Vormittags tritt das
deutsche Kaissrpaar die Rückreise nach Deutschland an,
wobei ihm das russ. Kaiserpaar das Geleite gibt.
* Konstantinopel, 22. Juli. Das gestern an-
gekündigte Jrade des Sultans zum Abschluß des
Friedens wurde heute früh erlassen. Der Minister
des Aeußern lud sofort die Botschafter zu einer Kon-
ferenz auf heute Nachmittag ein. Die Unterzeichnung
der Friedens wird in Kürze erwartet. Das kaiserliche
Jrade appellirt an diez Botschafter nur wegen
Ueberlassuug von fünf Dörfern in Thessalien, die von
Kutzowalachen bewohnt sind und insgesammt 3000
Einwohner haben. Diese Forderung des Sultans
wird von dem hiesigen rumänischen Gesandten Dju-
vara bei allen Botschaftern unterstützt, doch ist dieselbe
nicht als eine Bedingung anzuseheu, von deren Bewil-
ligung der Friedensschluß abhängig gemacht wird. Falls
die Forderung abgelehnt wird, will der Sultan den Kutzo-
walachen größere Grundstücke im Grenzgebiete zur
Ansiedlung überweisen. Die strategische Grenzberichtig-
ung umfaßt vierhundert Quadrat-Kilometer. -- Ueber
die Räumung Thessaliens durch die türkischen
Truppen verlauten noch keinerlei endgiltige Einzelheiten.
Ein Commuaiq rü der Pforte besagt jedoch, daß die
gesammte Ausführung der Friedens Bedingungen vo n
der Ehrlichkeit abhängsn werde, mit der Griechenland
den ihm auferlegten Theil erfülle. Jifolge eines
Meinungsaustausches der Botschafter kann als fest-
stehend gelten, daß militö rische D.legirte der Groß-
Mächte demnächst nach Th-ssüien gehen, um während
der Räumung zugegen zu sein.
Aus Baden.
Heidelberg, 24. Juli.
— Jeder Mensch wehrt sich um sei« Dasein,
wert« es bedroht ist. Warum sollen sich nicht auch
die bisher aus Lebenszeit gewählten Orts-
vorsteher deS guten Landes Württem-
berg zur Zeit wehren, da die LebenSlänglichkeit auf
dem Spiele steht? Die OctSvorsteher wehren sich,
dies zeigte ihre großartige Versammlung, vorgestern
gehalten in Heilbronn. Noch nie war eine der-
artige Versammlung so stark besucht, wie diese, waren
ja gegen siebenhundert OriSvorsteher aus allen Gauen
des engeren Vaterlandes erschienen. Und eS wurde
mitunter eine scharfe Sprache geführt. Die Verhand-
lungen dctaillirt mitzutheilen, würde in unserm
Blatte zu weit führen, eS sei daraus nur folgendes
als Hauptsache erwähnt: Seit 70 Jahren haben
Regierung und Kammer die LebenSlänglichkeit der
OriSvorsteher für zweckmäßig gehalten und für noth-
wendig, warum ist nun auf einmal das Gegentheil
eingetreten? Die württemberpische Gemeindeverwaltung
sei die beste in Deutschland, durch den neuen Entwurf
werde sie sicher nicht verbessert u. s. w. Die große
Versammlung sprach sich einstimmig dagegen aus, daß
der Abschaffung der LebenSlänglichkeit der OrtSvor-
steher rückwirkende Kraft aus die schon im Amte be-
findlichen Ortsvorsteher gegeben werde. Geschehe dies
aber doch, so müsse diesen Ortsvorstehern im Falle
ihrer Nichtwiederwahl wohl der volle Gehalt — die
Nebenbezüge eingerechnet — als Entschädigung gereicht
werden. Eine Entlastung der Ortsvorsteher werde durch
den Entwurf nur in sehr bescheidenem Maße durch-
geführt. Mehrere fanden den Ton dieser Resolution
nicht scharf genug. CS wurde sodann eine sechsglie-
derige Commission gewählt, mit der Aufgabe, diesen
Gegenstand nach seiner staatsrechtlichen und privat-
rechtlichen Seite weiter zu untersuchen, und die Reso-
lutionen mit Begründung den zuständigen Organen
vorzulegen. Nach Umständen wird eine außerordent-
liche Landesversammlung nach Stuttgart einberufen
werden.
Aus Nah und Fern.
Nachrichten für diese Rubrik find unr jederzeit willkommen, j— Ltwatg»
»ollen werden stet« sofort ersetzt.)
* Heidelberg, 24. Juli. lMuthmaßliches Wetter für
Sonntag, den 25. Juli.) Bei wechselnder Bewölkung
ist vorwiegend trockenes und wärmeres Wetter in Aussicht
»u nehmen.
4"8. Heidelberg, 24. Juli- Gestern Mittag 4 Uhr
brachte die hiesige Studentenschaft, etwa durch 500 Perso-
nen vertreten, Seiner Excellen;, dem Wirklichen Geheimen
Rath Kuno Fischer eine glänzende Ovation. PcäciS
'/«5 Uhr erschien seine Excellenz in dem mit Palmen und
Lorbeeren geschmückten Auditorium, begrüßt durch ein nicht
endenwollender Klatschen und „Trampeln." Nachdem sich
dieser Beifallssturm etwas gelegt hatte, dankte Kuno Fischer
mit herzlichen Worten und schloß mit einem Hoch auf die
Ruperto-Carola und ihre akademische Jugend. AlSdann
ging er zu dem heutigen Thema, der Biographie deS Ari-
stoteles, das er in bekannter, meisterhafter Weise ent-
wickelte. Unter dem donnernden Beifall der Anwesenden
verließ der gefeierte Mann das Auditorium. Möge er
noch lange an dieser Stätte wirken, ihm zur Befriedigung
und zum Segen der Heranwachsenden Generation.
* Heidelberg, 24. Juli. Die hiesige Studentenschaft
veranstaltete gestern Abend einen imposanten Fackelzug
anläßlich des 70. Geburtstages des Herrn GeheimerathS,
Professor Dr. Bekker. Der Zug sammelte sich am KarlS-
tvor um 9 Uhr und bewegte sich unter den Klängen der
diesigen Militärkapelle, des Orchestervereins und alten
Orchesters durch die Hauptstraße, nach der Sophienstraße,
woselbst vor der Wohnung des Herrn Geh.-Raths Professor
Dr. Bekker Halt gemacht wurde. Auf eine von einer
Abordnung der Studentenschaft dargebrachte Gratulation
antwortete Herr Geheimerath mit dankerfüllten Worten.
Bon der Sophienstraße bewegte sich der Zug nach der
Leopoldstraße und von der zurück nach dem Ludwigsplatz.
* Heidelberg, 24. Juli. Ungetheilten Beifall bei allen
Freunden unserer durch Natur, Kunst und geschichtlichen
Zauber gleich imposanten Schloßruine wird die Nachricht
von dem Plane einer nur theilweisen Restraurirung der-
selben finden. Denn wer das Heidelberger Schloß von
beute kennt, und es mit Bildern aus früherer Zeit, wo
cs noch nicht in Trümmern lag, vergleicht, der wird keinen
Augenblick zweifeln, daß es durch eine umfassende Restau-
rirung nur verlieren könne. Der unbeschreibliche Zauber,
der über den epheuumrankten Ruinen liegt müßte vor den
noch so kunstgerecht hergeftellten ebenmäßigen Mauern und
Zinnen ein- für allemal Weichen. Die jetzt geplante Restau-
ration, für die, wie verlautet, 200.000 M. von der badi-
schen Regierung ausgeworfen find, soll darum auch nur
diejenigen Theile umfassen, deren Ausbau im Interesse
ihrer Erhaltung überhaupt wie zur Erhöhung des archi-
tektonischen GesammteindruckS auf die Dauer unerläßlich
erscheint. Vorläufig ist rin Schloßbaubureau gebildet unter
Leitung des genialen Karlsruher Architekten Oberbauraths
Schäfer, Professors am Polytechnikum. Es handelt sich in
erster Linie um den Otto-Heinrichsbau und den Friedrichs-
bau. Letzterer, der bereits — mehr provisorisch — vor
, Jahre» ei» Dach erhalten hat, als die städtisches A
lange» dort Aufnahme fanden, soll bei den umfang,
Ergänzungen, namentlich im Aufbau de- Daches, m!.
die» bisher geschehen, der Architektur des Gesamt
entsprechend umgeändert werden. ,
* Heidelberg 24. Juli. Aus New-York, 2b,
wird gemeldet: „Zwei der größten Firmen Amerika»?,'
e» gemeinsam unternommen, sich ein Monopol tE
Patentierung eines neuen kettenlosen Fahrr °"
zu verschaffen, welches eine Umwälzung des S.
»en Radmechanismus veranlassen soll. Die,,
der beiden Firmen find bereits nach Englands ab»«
um sich ihre Erfindung auch in der alten Welt
Patente zu sichern."
- * Heidelberg, 24. Juli. In der Bunsenstraße
einem Engländer ein Fahrrad entwendet. Der TE
bis l'tzt unbekannt. — Zwei Arbeiter kamen wegen*
lichkeit und Sachbeschädigung zu Anzeige.
-i-» PeterSthal b. Heidelberg, 23. Juli.
geht der H-rzeuSwunsch der hiesigen BevölkerungZ
Verwirklichung entgegen. Dank der unerrniM
rastlosen Thätigkrit des hochw. Herrn Pfarrers
in Ziegelhausen ist nämlich unser ueueS, her»'
Kirchlein so wüt fertig gestellt, daß nunmehr
nächsten Sonntag, 1. August die feierliche EintvE
stattfiuden kann. ES ist gewiß aus dem Herzen "
P fier schaler gesprochen, wenn wir unserm hoch!"
Herrn Pfarrer Helm an dieser Stelle unsere G
fühltesten Glück- und Dankeswünsche darbringen-§
er doch in dem verhältnismäßig kleinen Z-itcauatt,
nur etwa 3 Jahren mit einer Opferwilligkeit,UnE
nützigkeit, einer nie versagenden Zuversicht, die "
den Lauesten mitreißen mußte, ein Werk gesM
das ihm für alle Zeiten zur Ehre gereichen
Ich glaube am besten die Stimmung der hiesiges
völkerung zu zeichnen, indem ich die Worte ««'
Nachbarin, eines alten Mütterchens von über 80 M
hier anführe: „So etwas kann halt nur unser N
fertig bringen; ohne Helm hätten wir in 100 3ck°
noch keine Kirche bekommen. Gott vergelt'- iha^o
* Schwetzingen, 22. Juli. Nach dem iA
ausgegebenen 2. Jahresberichte war die hiesige H
her e Töchterschule mit Knabeuvo rsch"
im letzten Schuljahre in 8 Klassen von 127 KiE
103 Mädchen und 24 Knaben, besucht, von d!"
97 auf Schwetzingen selbst entfielen. Sie «ick
Kinder vom vollendeten 6. Lebensjahre an aufs ",
Knabenvorschule dient hauptsächlich der BorbereM
auf die hiesige höhere Bürgerschule. Die M,
steht unter der Leitung der Vorstandes der
und eS wirken an ihr 3 ordentliche Lrhrerinneck
Handarbeitslehrerinnen und einschließlich derZM
licheu 11 Hilfslehrer. Sie ist z. Zt. noch Pck"
schule mit ständigem Gemeindezuschuß und namE
Zuwendungen der Frau Wittwe C. Basserman« v"'
* Hockenheim 22. Juli. Am 1. August wE
der zum Bestellbezirke der Postagentur in Ketsch gE
rigen Kolonie Thalhaus eine Posthilfstelle tick
richtet werden.
' Wiettoch, 22. Juli. Die hiesige Höh^
Bürgerschule gibt soeben ihren JahreSbeck
für dar Schuljahr 1896 97 aaS. Aus denE
ersieht man, daß die Schule von 113 Schüler«
sucht war, wovon im Laufe des Jahres 7 auStra^
so daß sich der Stand am Ende des SchulM
auf 106 Schüler beziffert, darunter hiesige 62
auswärtige 44. Dem Glaubensbekenntnisse nach S'
hören 54 der katholischen, 49 der evangelischen ck
10 der israelitischen Konfession an. An der AB
wirken 4 etatSmäßige Lehrer (2 Professoren ««^
Reallehrer), 1 nichietatmäßiger Lehrer (LehramtSpE
kant) 3 Hilfslehrer. Die öffentlichen Prüfungen F -
den am 30. Juli und die Schlußfeier am 31.
statt. Das neue Schuljahr nimmt am Montag,
13. September, seinen Anfang. Anmeldungen ck
eintretender Schüler werden am gleichen Tage
8—10 Uhr vom Vorstand im Geschäftszimmer ck
gegengenommen; auch können die Anmeldungen
rend der Ferien schriftlich erfolgen. Das gesetzt
Alter für den Eintrirt in die unterste Klasse
ist das zurückgelegte neunte, aber noch nicht
schrittene elfte Lebensjahr.
* Philippsburg, 22. Juli. Unser FahneE
fest des kath. Gesellen- und Arbeitervereins versjE
sehr schön zu werden. 30 Vereine mit mehr alS
Mitglieder sind bereits angemeldet. Wir frenea ck
all' die wackeren Männer der Arbeit, die auf
Boden der Religion und Auclorität stehen, hieE
grüßen zu können, besonders auch die beiden Verck
von Bruchsal, den großen Verein von Mannh»'"'
sowie Vereine von den meisten Orten deS Bezirkt-
* Karlsruhe, 23. Juli. Dar Erbgroßh^/
zogSpaar hat sich am Mittwoch Nachmittag
der Großherzogin von Luxemburg,
kurz zuvor in Koblenz eingetroffen war, nach LE
bürg begeben zur Theilnahme an der Feier des
Geburtstages des GroßherzogS von Luxemburg,
am 24. Juli begangen wird.
* Karlsruhe, 23. Mai. Gestern Abend
eine in der Erbprinzenstraße hierfelbst woh«N°
Büglerin auf Betreiben der Gioßh. StaatSalW''
schäft Pforzheim verhaftet, weil dieselbe bei jE
Times aas, „sehen wir heute gegen früher! Der
intelligenteste Theil der anglikanischen Klerus rühmt
sich des Namens „Katholisch", die fünf verlorenen
Sakramente sind wieder hergestellt, katholische Liturgie
und Cermonien wieder eingeführt .... und die
geistlichen Führer der Staatskirche sehen die Wichtig,
kett ein, eine Art Einigkeit zu Stande zu bringen
ähnlich jener Gewalt, welche das Papstthum durch
göttliches Recht besitzt, um Streitigkeiten zu schlichten
und die Einigkeit zu bewahren. Und gerade was dieses
göttliche RegierungS-Recht betrifft, werden die im Lam-
dethpalaste versammelten Bischöfe es unmöglich finden,
die katholische Kirche uachzuahmen. Eine solche Einig-
keit läßt sich nicht künstlich Herstellen. Die Colonial-
bischöfe und die von Amerika mit ihren heterogenen
Anschauungen sehen im Erzbischof von Canterbury höch-
stens ihren älteren Bruder, lassen sich aber nichts von
ihm vorschreiben. Die einzige Möglichkeit, zur Einheit
zu gelangen, ist Anerkennung der Quelle der Einheit,
wie sie durch göttliches Recht eingesetzt wurde. Die
Lambeth Conference kann dem Erzbischof von Canter-
bury den Borrang einräumen, aber es wird ein Vor-
rang sein ohne Gewalt. Seine Freunde mögen wohl
Papstthum spielen, aber es wird ihnen niemals ge-
lingen, dar Haupt des Protestantismus mit päpstlicher
Gewalt zu investiren. Gott allein kann eine solche
Prärogative verleihen, wie sie der Papst besitzt."
Deutsches Reich.
* München, 22. Juli. Der frühere Redakteur
der „Münch. Freien Presse", Herr Kuhn, wurde ge-
stern früh durch die Gendarmerie aus dem Bette ge-
holt, um seine sechswöchentliche Gefängnißstrafe an-
zutreten. Kuhn stand bekanntlich vor dem Schwur-
gericht für Oberbayern wegen Beleidigung des Kaisers.
Ausland.
* London, 23. Juli. In London und in Dews-
bury hat je eine Firma den Maschinenbauer» den
Achtstundentag bewilligt. Drei Viertel der in London
Ausgesperrten hat anderswo Arbeit gefunden.
* Petersburg, 23. Juli. Soweit bis jetzt be-
kannt, ist dar nachfolgende Programm für den Besuch
der deutschen KaiserSund der Kais er in
in Peterhof ausgestellt worden: Am 7. August
Vormittags wird dar deutsche Kaiserpaar auf der
Rhede von Kronstadt eintreffen, wohin das russische
Kaiserpaar auf der kaiserlichen Yacht „Alexandra"
zur Begrüßung entgegenfährt. Der große Empfang
findet au der Landungsbrücke in Neu Peterhof statt.
Am 8. August Vormittags trifft das deutsche Kaiser,
paar auf der kaiserlichen Yacht in St. Petersburg ein
und begibt sich von der Landungsstelle an der Niko-
laibrücke zur Peter-Paulskathedrale und von dort zum
deutschen Alexandrahospital, wo die mit einer
gottesdienstlichen Feier verbundene Einweihung de-
nen erbauten Flügels dieses Hospitals stattfinden wird.
Bon hier geht'S nach der deutschen Botschaft, in der
Deputationen der reichsdeutschen Kolonien empfangen
werden. Danach Frühstück beim deutschen Botschafter
Fürsten Radolin. Nachmittags Empfang der aus-
wärtigen Botschafter und diplomatischen Missionen im
Winterpalais. Um 6 Uhr Abends begibt sich dar
russ. Kaiserpaar mit seinen Gästen zu einem Umritt
in dar Lager von KraSnoje Selo. Nach dem großen
Zapfenstreich findet im Lager Festvorstellung statt.
Am 9. August Vormittags ist große Parade im Lager
von KraSnoje Selo, nach derselben Festfrühstück im
Lager, Abends Galafestvorstellung auf der Olgaiusel
im Parke von Neu Peterhof. Der Vormittag des 10.
August ist zur Verfügung des deutschen KaiserpaareS
freigehalten. Abends wird der Park von Peterhof
festlich beleuchtet und der Thee wird in dem am Meere
gelegenen Lustschloffe PeterS des Großen „Monplaisir"
eingenommen. Am 11. August Vormittags tritt das
deutsche Kaissrpaar die Rückreise nach Deutschland an,
wobei ihm das russ. Kaiserpaar das Geleite gibt.
* Konstantinopel, 22. Juli. Das gestern an-
gekündigte Jrade des Sultans zum Abschluß des
Friedens wurde heute früh erlassen. Der Minister
des Aeußern lud sofort die Botschafter zu einer Kon-
ferenz auf heute Nachmittag ein. Die Unterzeichnung
der Friedens wird in Kürze erwartet. Das kaiserliche
Jrade appellirt an diez Botschafter nur wegen
Ueberlassuug von fünf Dörfern in Thessalien, die von
Kutzowalachen bewohnt sind und insgesammt 3000
Einwohner haben. Diese Forderung des Sultans
wird von dem hiesigen rumänischen Gesandten Dju-
vara bei allen Botschaftern unterstützt, doch ist dieselbe
nicht als eine Bedingung anzuseheu, von deren Bewil-
ligung der Friedensschluß abhängig gemacht wird. Falls
die Forderung abgelehnt wird, will der Sultan den Kutzo-
walachen größere Grundstücke im Grenzgebiete zur
Ansiedlung überweisen. Die strategische Grenzberichtig-
ung umfaßt vierhundert Quadrat-Kilometer. -- Ueber
die Räumung Thessaliens durch die türkischen
Truppen verlauten noch keinerlei endgiltige Einzelheiten.
Ein Commuaiq rü der Pforte besagt jedoch, daß die
gesammte Ausführung der Friedens Bedingungen vo n
der Ehrlichkeit abhängsn werde, mit der Griechenland
den ihm auferlegten Theil erfülle. Jifolge eines
Meinungsaustausches der Botschafter kann als fest-
stehend gelten, daß militö rische D.legirte der Groß-
Mächte demnächst nach Th-ssüien gehen, um während
der Räumung zugegen zu sein.
Aus Baden.
Heidelberg, 24. Juli.
— Jeder Mensch wehrt sich um sei« Dasein,
wert« es bedroht ist. Warum sollen sich nicht auch
die bisher aus Lebenszeit gewählten Orts-
vorsteher deS guten Landes Württem-
berg zur Zeit wehren, da die LebenSlänglichkeit auf
dem Spiele steht? Die OctSvorsteher wehren sich,
dies zeigte ihre großartige Versammlung, vorgestern
gehalten in Heilbronn. Noch nie war eine der-
artige Versammlung so stark besucht, wie diese, waren
ja gegen siebenhundert OriSvorsteher aus allen Gauen
des engeren Vaterlandes erschienen. Und eS wurde
mitunter eine scharfe Sprache geführt. Die Verhand-
lungen dctaillirt mitzutheilen, würde in unserm
Blatte zu weit führen, eS sei daraus nur folgendes
als Hauptsache erwähnt: Seit 70 Jahren haben
Regierung und Kammer die LebenSlänglichkeit der
OriSvorsteher für zweckmäßig gehalten und für noth-
wendig, warum ist nun auf einmal das Gegentheil
eingetreten? Die württemberpische Gemeindeverwaltung
sei die beste in Deutschland, durch den neuen Entwurf
werde sie sicher nicht verbessert u. s. w. Die große
Versammlung sprach sich einstimmig dagegen aus, daß
der Abschaffung der LebenSlänglichkeit der OrtSvor-
steher rückwirkende Kraft aus die schon im Amte be-
findlichen Ortsvorsteher gegeben werde. Geschehe dies
aber doch, so müsse diesen Ortsvorstehern im Falle
ihrer Nichtwiederwahl wohl der volle Gehalt — die
Nebenbezüge eingerechnet — als Entschädigung gereicht
werden. Eine Entlastung der Ortsvorsteher werde durch
den Entwurf nur in sehr bescheidenem Maße durch-
geführt. Mehrere fanden den Ton dieser Resolution
nicht scharf genug. CS wurde sodann eine sechsglie-
derige Commission gewählt, mit der Aufgabe, diesen
Gegenstand nach seiner staatsrechtlichen und privat-
rechtlichen Seite weiter zu untersuchen, und die Reso-
lutionen mit Begründung den zuständigen Organen
vorzulegen. Nach Umständen wird eine außerordent-
liche Landesversammlung nach Stuttgart einberufen
werden.
Aus Nah und Fern.
Nachrichten für diese Rubrik find unr jederzeit willkommen, j— Ltwatg»
»ollen werden stet« sofort ersetzt.)
* Heidelberg, 24. Juli. lMuthmaßliches Wetter für
Sonntag, den 25. Juli.) Bei wechselnder Bewölkung
ist vorwiegend trockenes und wärmeres Wetter in Aussicht
»u nehmen.
4"8. Heidelberg, 24. Juli- Gestern Mittag 4 Uhr
brachte die hiesige Studentenschaft, etwa durch 500 Perso-
nen vertreten, Seiner Excellen;, dem Wirklichen Geheimen
Rath Kuno Fischer eine glänzende Ovation. PcäciS
'/«5 Uhr erschien seine Excellenz in dem mit Palmen und
Lorbeeren geschmückten Auditorium, begrüßt durch ein nicht
endenwollender Klatschen und „Trampeln." Nachdem sich
dieser Beifallssturm etwas gelegt hatte, dankte Kuno Fischer
mit herzlichen Worten und schloß mit einem Hoch auf die
Ruperto-Carola und ihre akademische Jugend. AlSdann
ging er zu dem heutigen Thema, der Biographie deS Ari-
stoteles, das er in bekannter, meisterhafter Weise ent-
wickelte. Unter dem donnernden Beifall der Anwesenden
verließ der gefeierte Mann das Auditorium. Möge er
noch lange an dieser Stätte wirken, ihm zur Befriedigung
und zum Segen der Heranwachsenden Generation.
* Heidelberg, 24. Juli. Die hiesige Studentenschaft
veranstaltete gestern Abend einen imposanten Fackelzug
anläßlich des 70. Geburtstages des Herrn GeheimerathS,
Professor Dr. Bekker. Der Zug sammelte sich am KarlS-
tvor um 9 Uhr und bewegte sich unter den Klängen der
diesigen Militärkapelle, des Orchestervereins und alten
Orchesters durch die Hauptstraße, nach der Sophienstraße,
woselbst vor der Wohnung des Herrn Geh.-Raths Professor
Dr. Bekker Halt gemacht wurde. Auf eine von einer
Abordnung der Studentenschaft dargebrachte Gratulation
antwortete Herr Geheimerath mit dankerfüllten Worten.
Bon der Sophienstraße bewegte sich der Zug nach der
Leopoldstraße und von der zurück nach dem Ludwigsplatz.
* Heidelberg, 24. Juli. Ungetheilten Beifall bei allen
Freunden unserer durch Natur, Kunst und geschichtlichen
Zauber gleich imposanten Schloßruine wird die Nachricht
von dem Plane einer nur theilweisen Restraurirung der-
selben finden. Denn wer das Heidelberger Schloß von
beute kennt, und es mit Bildern aus früherer Zeit, wo
cs noch nicht in Trümmern lag, vergleicht, der wird keinen
Augenblick zweifeln, daß es durch eine umfassende Restau-
rirung nur verlieren könne. Der unbeschreibliche Zauber,
der über den epheuumrankten Ruinen liegt müßte vor den
noch so kunstgerecht hergeftellten ebenmäßigen Mauern und
Zinnen ein- für allemal Weichen. Die jetzt geplante Restau-
ration, für die, wie verlautet, 200.000 M. von der badi-
schen Regierung ausgeworfen find, soll darum auch nur
diejenigen Theile umfassen, deren Ausbau im Interesse
ihrer Erhaltung überhaupt wie zur Erhöhung des archi-
tektonischen GesammteindruckS auf die Dauer unerläßlich
erscheint. Vorläufig ist rin Schloßbaubureau gebildet unter
Leitung des genialen Karlsruher Architekten Oberbauraths
Schäfer, Professors am Polytechnikum. Es handelt sich in
erster Linie um den Otto-Heinrichsbau und den Friedrichs-
bau. Letzterer, der bereits — mehr provisorisch — vor
, Jahre» ei» Dach erhalten hat, als die städtisches A
lange» dort Aufnahme fanden, soll bei den umfang,
Ergänzungen, namentlich im Aufbau de- Daches, m!.
die» bisher geschehen, der Architektur des Gesamt
entsprechend umgeändert werden. ,
* Heidelberg 24. Juli. Aus New-York, 2b,
wird gemeldet: „Zwei der größten Firmen Amerika»?,'
e» gemeinsam unternommen, sich ein Monopol tE
Patentierung eines neuen kettenlosen Fahrr °"
zu verschaffen, welches eine Umwälzung des S.
»en Radmechanismus veranlassen soll. Die,,
der beiden Firmen find bereits nach Englands ab»«
um sich ihre Erfindung auch in der alten Welt
Patente zu sichern."
- * Heidelberg, 24. Juli. In der Bunsenstraße
einem Engländer ein Fahrrad entwendet. Der TE
bis l'tzt unbekannt. — Zwei Arbeiter kamen wegen*
lichkeit und Sachbeschädigung zu Anzeige.
-i-» PeterSthal b. Heidelberg, 23. Juli.
geht der H-rzeuSwunsch der hiesigen BevölkerungZ
Verwirklichung entgegen. Dank der unerrniM
rastlosen Thätigkrit des hochw. Herrn Pfarrers
in Ziegelhausen ist nämlich unser ueueS, her»'
Kirchlein so wüt fertig gestellt, daß nunmehr
nächsten Sonntag, 1. August die feierliche EintvE
stattfiuden kann. ES ist gewiß aus dem Herzen "
P fier schaler gesprochen, wenn wir unserm hoch!"
Herrn Pfarrer Helm an dieser Stelle unsere G
fühltesten Glück- und Dankeswünsche darbringen-§
er doch in dem verhältnismäßig kleinen Z-itcauatt,
nur etwa 3 Jahren mit einer Opferwilligkeit,UnE
nützigkeit, einer nie versagenden Zuversicht, die "
den Lauesten mitreißen mußte, ein Werk gesM
das ihm für alle Zeiten zur Ehre gereichen
Ich glaube am besten die Stimmung der hiesiges
völkerung zu zeichnen, indem ich die Worte ««'
Nachbarin, eines alten Mütterchens von über 80 M
hier anführe: „So etwas kann halt nur unser N
fertig bringen; ohne Helm hätten wir in 100 3ck°
noch keine Kirche bekommen. Gott vergelt'- iha^o
* Schwetzingen, 22. Juli. Nach dem iA
ausgegebenen 2. Jahresberichte war die hiesige H
her e Töchterschule mit Knabeuvo rsch"
im letzten Schuljahre in 8 Klassen von 127 KiE
103 Mädchen und 24 Knaben, besucht, von d!"
97 auf Schwetzingen selbst entfielen. Sie «ick
Kinder vom vollendeten 6. Lebensjahre an aufs ",
Knabenvorschule dient hauptsächlich der BorbereM
auf die hiesige höhere Bürgerschule. Die M,
steht unter der Leitung der Vorstandes der
und eS wirken an ihr 3 ordentliche Lrhrerinneck
Handarbeitslehrerinnen und einschließlich derZM
licheu 11 Hilfslehrer. Sie ist z. Zt. noch Pck"
schule mit ständigem Gemeindezuschuß und namE
Zuwendungen der Frau Wittwe C. Basserman« v"'
* Hockenheim 22. Juli. Am 1. August wE
der zum Bestellbezirke der Postagentur in Ketsch gE
rigen Kolonie Thalhaus eine Posthilfstelle tick
richtet werden.
' Wiettoch, 22. Juli. Die hiesige Höh^
Bürgerschule gibt soeben ihren JahreSbeck
für dar Schuljahr 1896 97 aaS. Aus denE
ersieht man, daß die Schule von 113 Schüler«
sucht war, wovon im Laufe des Jahres 7 auStra^
so daß sich der Stand am Ende des SchulM
auf 106 Schüler beziffert, darunter hiesige 62
auswärtige 44. Dem Glaubensbekenntnisse nach S'
hören 54 der katholischen, 49 der evangelischen ck
10 der israelitischen Konfession an. An der AB
wirken 4 etatSmäßige Lehrer (2 Professoren ««^
Reallehrer), 1 nichietatmäßiger Lehrer (LehramtSpE
kant) 3 Hilfslehrer. Die öffentlichen Prüfungen F -
den am 30. Juli und die Schlußfeier am 31.
statt. Das neue Schuljahr nimmt am Montag,
13. September, seinen Anfang. Anmeldungen ck
eintretender Schüler werden am gleichen Tage
8—10 Uhr vom Vorstand im Geschäftszimmer ck
gegengenommen; auch können die Anmeldungen
rend der Ferien schriftlich erfolgen. Das gesetzt
Alter für den Eintrirt in die unterste Klasse
ist das zurückgelegte neunte, aber noch nicht
schrittene elfte Lebensjahr.
* Philippsburg, 22. Juli. Unser FahneE
fest des kath. Gesellen- und Arbeitervereins versjE
sehr schön zu werden. 30 Vereine mit mehr alS
Mitglieder sind bereits angemeldet. Wir frenea ck
all' die wackeren Männer der Arbeit, die auf
Boden der Religion und Auclorität stehen, hieE
grüßen zu können, besonders auch die beiden Verck
von Bruchsal, den großen Verein von Mannh»'"'
sowie Vereine von den meisten Orten deS Bezirkt-
* Karlsruhe, 23. Juli. Dar Erbgroßh^/
zogSpaar hat sich am Mittwoch Nachmittag
der Großherzogin von Luxemburg,
kurz zuvor in Koblenz eingetroffen war, nach LE
bürg begeben zur Theilnahme an der Feier des
Geburtstages des GroßherzogS von Luxemburg,
am 24. Juli begangen wird.
* Karlsruhe, 23. Mai. Gestern Abend
eine in der Erbprinzenstraße hierfelbst woh«N°
Büglerin auf Betreiben der Gioßh. StaatSalW''
schäft Pforzheim verhaftet, weil dieselbe bei jE