Glauben bestärkt oder zur Frömmigkeit geweckt und
ermuntert werden sollte. Bewunderungswürdig ist es
aber, wie überaus nützt ch zur Sicherstellung der
Unerfahrenen vor den Fallstricken der Jrrthümer da-
von ihm verfaßte Werk: Summe der kathol. Lehre, sich
bewährt hat; ein Werk inhaltsreich, ausgezeichnet durch
Feinheit des lateinischen Stils, und des Griffels
-en Kirchenväter nicht unwürdig. Diesem hervorrag-
enden Werke, das fast in allen Ländern EuropaS von
den Gelehrten mit größtem Beifall ausgenommen wurde,
stehen zwar an Umfang, nicht aber an Nützlichkeit die
beiden hochgepriesenen Küechismen nach, die der Se-
lige für die weniger Gebildeten verfaßt hat. Der eine
sollte die Kinder in die Religion einfühcen, der an-
dere die studirende Jugend in derselben unterrichten.
Beide fanden gleich zur Znt ihres ersten Erscheinens
eine so günstige Aufnahme bei den Katholiken, daß sie
in den Händen fast aller derjenigen waren, die den
Religionsunterricht zu ertheilen hatten. Dazu wurden
sie nicht bloS in den Schulen gebraucht, um den Kin-
dern die Milch der christlichen Lehre eiuzuflößen, son-
dern auch in den Kirchen zur allgemeinen Erbauung
der Gläubigen erklärt. So geschah es, daß dreihun-
dert Jahre hindurch CanisiuS als der gemeinsame
Lehrmeister aller Katholiken gegolten hat, und daß es
im VolkSmunde ganz dasselbe bedeutete, „den CanisiuS
wissen" und die christliche Lehre inne haben.
Diese Schriften des heiligen Mannes geben allen
Guten einen Fingerzeig, welchen Weg sie einzuschlagen
haben. Wir wissen eS, ehrwürdige Brüder: Er ist
ein rühmlicher Vorzug eueres Volkes, daß ihr mit
Weisheit und hohem Erfolg Geisteskraft u. Studien
dafür einsetzet, die Ehre des Vaterlandes zu vermehren,
die Wohlfahrt der Einzelnen wie der Gesammtheit zu
fördern. Aber eS ist von der größten Wichtigkeit,
daß alle einsichtsvollen und rechtlichen Männer unter
euch thatkräftig für die Religion eintreten, ihrer Zierde
und ihrem Schutze alle Kraft des Geistes, alle Macht
der Wissenschaft weihen und jede Errungenschaft, sei
eS auf dem Gebiete der Kunst oder der Wissenschaft,
in derselben Absicht sofort zu ihrem geistigen Eigen-
thum machen. Denn wenn es je eine Zeit gab, welche
zur Bertheidigung der katholischen Sache das Rüst-
zeug der Wissenschaft und Gelehrsamkeit in hohem
Grade erheischte, so ist eS sicherlich die unserige, in
welcher ein beschleunigter Anlauf, jeder Gebiet des
Wissens zu erweitern, den Feinden der Religion bis-
weilen Anlaß bietet, den Glauben anzugreisen. ES
müssen also ebenbürtige Kräfte bereit stehen, ihren
Anprall abzuwehren, die Posten voraus besetzt, die
Waffen, mit welchen sie jede Verbindung zwischen Gott
und den Menschen zu zerstören streben, ihren Händen
entwunden werden. Wenn die Katholiken, von dieser
Gesinnung beseelt, mit diesem Wissen gebührend aus-
gerüstet sind, wird sich von selbst die Thatsache klar
ergeben, daß der göttliche Glaube weit davon entfernt,
der menschlichen Bildung feindlich zu sein, vielmehr
ihre Vollendung und ihr Höhepunkt ist, daß derselbe
deßhalb auch in Fragen, die einander nicht zu berüh-
ren oder in Gegensatz zu einander zu stehen scheinen,
in so innigen Zusammenhang und Einklang mit der
Philosophie gebracht werden könne, daß die Philo-
sophie vom Glauben und hinwiederum der Glaube
von der Philosophie immer neues Licht empfängt,
daß die Natur nicht Feindin, sondern die Gefährtin
und Gch'lfin der Religion sei, daß durch die An
nähme der Religion nicht bloß jedes Wissen bereichert
werde, sondern daß selbst die klassischen Studien und
die übrigen schönen Künste überaus viel Kraft und
Leben von ihr erhalten. Wie viel Zierde und An-
sehen aber den heiligen Wissenschaften selbst aus den
weltlichen erwachsen, wird derjenige leicht verstehen,
welcher die menschliche Natur kennt, sie, die so leicht
von demjenigen eingenommen wird, was die Sinne
angenehm berührt. Daher steht auch bei Völkern, die
sich durch Bildung vor andern Hervorthun, die Weis-
heit ohne den Schmuck der feinen Bildung die in
geringem Ansehen, und wird insbesondere von den
Gelehrten das verachtet, was der äußern Form
und Schönheit entbehrt. Wir sind aber der Wei-
sen nicht minder Schuldner als der Unweisen.
Mit jenen müssen wir zusammen kämpfen, diese müssen
wir, wenn sie schwanken, aufrichten und stützen.
Auf diesem Felde hat denn auch die Kirche die
größte Thätlgkeit entfaltet. Denn kaum aihmete sie
nach den langen, blutigen Verfolgungen auf, als auch
schon gelehrte Männer anfingeo, mit ihrem Talente
und ihrem Wissen den Glauben zu beleuchten, den so
viele heldenmüthige Märtyrer mit ihrem Blute besiegelt
hatten. Dieser ruhmvollen Aufgabe widmeten sich zu-
erst die Väter mit einer Vollkraft, welche den höchsten
Anforderungen entsprach und mit einer Kunst der Dar-
stellung, die durchgängig gelehrt, dem Ohr der Römer
und Griechen genügen mußte. Durch ihre Gelehrsam-
keit und Beredtsamkeit angespornt, haben in der Folge
viele Andere mit allem Eifer sich dem Studium der
heiligen Wissenschaft gewidmet und ein reiches Erbe
christlicher Weisheit gesammelt, in dem zu aller Zeit
die kirchlichen Männer finden konnten, war zur Ent-
kräftigung alte» Wahnes, wie neu entstanderer Jrr-
thümer dienen mochte. Und solcher Gelehrten hat jedes
Zeitalter eine ganze Fülle hervorgebracht, sogar auch
jene Zeit, in welcher die Werke der schönen Kunst, den
Raubzügen der Barbaren preisgegeben, in Mißachtung
und Vergessenheit gerathen waren. Wenn daher jene
alten Wunderwerke, wrlchs der Menschen Geist und
Hand geschaffen, wenn diese Denkmale, welche bei
Griechen und Römern so hoch in Ehren standen, nicht
gänzlich zu Grunde gegangen sind, so gebührt das
Verdienst davon einzig und allein dem eifrigen Schaf-
fen der Kirche.
(Schluß folgt.)
Deutsches Reich.
* Berlin, 4 Aug. Die „Neuesten Nachr." mel-
den, daß Graf Wildersee wieder einmal als Reichs-
kanzlerkandidat bezeichnet wird und versichern, daß
Graf Waldersee aller und jeder politischen Kombina,
tion vollständig und endgiltig fernsteht und fernbleiben
wird- ES wird übrigens j tzt wohl 10 Jahre her
sein, daß Graf Waldersee, den damals die BiSmarck-
sche Presse als kommenden Mann angriff, Berichti-
gungen erzwang und erklärte, daß er nur Soldat sei
und sich nicht um Politik kümmere.
* Berlin, 4. Aug. Die Morgenblättrr melden
aus Stockholm: In Gothenburg ist gestern aus der
Stadt Germania im Staate Iowa (Nordamerika) fol-
gende Depesche beim Lord Dickson eingelaufen: „An-
dree schwebend in südwestlicher Richtung auf 10
Längengrade gegen Edanland gesehen. Ole Brakke."
Der Absender ist unbekannt. Man vermuthet, eS sei
ein norwegischer Redakteur in der genannten Stadt.
Nordenskjöld, der alsbald gefragt wurde, meint, der
Meldung sei nicht zu trauen, da der 10. Längengrad
über England gehe und Edanland in Grönland liege.
* Landshut, 2. Aug. Der oberösterreichische
ReichSrathS- und LandtugSabgeordnete Dr. Alfred
Ebenhoch ist vom vorbereitenden Comitee des Deutschen
Katholikentages in Landshut eingeladen und ersucht
worden, eine Rede zu halten über daS Thema:
„Die Schulfrage: die Ziele und Erfolge der konfessions-
losen Schule, dargelegt durch den geschichtlichen Hin-
weis auf Oesterreich; Nothwendigkeit der kirchlichen
Schulaufsicht und des engen Zusammenschlusses der
katholisch gesinnten Lehrer und Eltern." Der ge-
nannte Abgeordnete hat die Einladung angenommen.
Ausland.
* Amsterdam, 4. Aug. Bei den Nachwahlen zur
zweite» Kammer haben die Sozialdemokraten die un-
längst eroberten Mandate für Winschoten und Leeu-
warden an die Liberalen beziehungsweise Radikalen
verloren.
* Grenoble, 4. Aug. Bei dem Banket, welche»
zu Ehren des Präsidenten der Republik heute von der
Stadt gegeben wurde, hielt Präsident Faure eine An-
sprache, in welcher er unter lebhaftem Beifall betonte,
eS gereiche ihm zur größten Freude, konstatiren zu
können, daß sich überall eine fortwährend wachsende
Anhänglichkeit an die republikanische Regierungsform
bemerkbar mache.
* Loudon, 4, Aug. Die Nachricht, daß König
Georg von Griechenland abdanken wolle, wird von
dem griechischen Premierminister Ralli, wie man dem
„Daily Telegraph" aus Athen meldet, entschieden
dementirt. Allerdings sei die Form, in welcher die
Finanzkontrole vorgeschlagen worden, sehr erniedrigend
und letztere darum unannehmbar. Die Regierung be-
müht sich jetzt durch direkte Unterhandlungen mit den
Gläubigern in Berlin und London denselben solche
Garantien zu bieten, daß die Finanzkontrolle unnö-
thig würde.
* Konstantinopel, 3. Aug. Authentisch erfährt
man, daß der russische Botschafter Herr v. Nelidow auf
einen Befehl aus Petersburg am 28. August alten
Stiles Konstantinopel verläßt und sich zuerst nach
Petersburg begibt. Sinowjrw tritt seinen Posten erst
Ende Oktober an. — Der Sultan verlieh dem Militär-
attache der deutschen Botschaft, Hauptmann Morgen,
der gestern zur kaiserlichen Tafel gezogen wurde, den
Kommandeurzeichen-OSmanie- Orden.
* Konstantinopel, 4. Aug. Die heutige Sitzung
in Sachen der Friedensverhandlungen, die 3 Stunden
dauerte, hat einen bemerkenSwerthen Fortschritt ergeben.
Alle Artikel des Entwurfes mit Ausnahme desjenigen
über die Räumung Thessaliens wurden endgiltig an-
genommen. Doch besteht Aussicht auf eine baldige
befriedigende Lösung auch dieser Frage.
Aus Baden.
Heidelberg, 5. August.
----- Der Altkatholik vuukofer. Der unglückliche,
von der katholischen Kirche abgefallene Priester, Ma-
thematikprofessor W. Bunkofer veröffentlicht in der
„Straßb. Post" eine neue Erklärung. Darin heißt
eS u. A., daß Bunkofer seine vor etwa 15 Jahren
bestandene Absicht sich zu verehelichen, nunmehr voll-
kommen und definitiv aufgegeben habe. Dieser „ganz
aufgegebene und vergessene Gedanke" habe ihn seit da-
mals „m kch,er Weise mehr weder besMW,WH Wf
floßt. Auf die weitere» Ausführungen, welche ebeM
wie dir früheren durch eiae bemitleidenSwerthe Begriffs
Verwirrung und geradezu stauneNSwürdige Untennt«'»
der Lehren der katholischen Kirche auffallen, näher E
zugehen, hieße die Bedeutung BunkoferS und sei«^
unseligen Abfalls überschätzen.
Hochwasser.
* Gmunden, 4. Aug. Das Hochwassers
sich hier verlaufen. Die Wege sind gereinigt.
certe und Theatervorstellungen werden wieder aufg^
nommen. Die Zufuhr von Lebensmitteln ist normal,
der Verkehr mit Linz und Salzburg ungestört.
* Berlin, 4. Aug. Das Berliner CentralcorW
für sämm liche durch die Ueberschwemnung heimgesuchte«
Landestheile Deutschlands erläßt heute einen Aufm
an die Bürgerschaft Berlins. An der Spitze der
Unterzeichner stehen Oierbürgermeister Zeller u««
Stadtverordnetenvorsteher Dr. LangerhanS.
* vreKla«, 4. Aug. Der Kaiser hat, wie
„Schlesische Zeitung" meldet, in einem gestern Abe»"
eingetroffenen Telegramm an den Oberpräsidentt«
Fürsten Hatzfeldt der Provinz Schlesien seine inmE
Theilnahme an den schweren Heimsuchungen durch
da- Hochwasser ausgesprochen.
* Dresde«, 3. Aug. Amtlich wird bekannt gt'
macht: Der Gesammlverkehr auf den Linien AltcheM'
nitz Stollberg, Wolkenstein-Jöhstadt, Wilischthal-Ehr^
Friedersdorf u. Hetzdorf Eppendorf wieder ausgenommen
Auf den Linien Annaberg-Flöha, Nossen-Bienenmilhu,
DreSden-Bodenbach, Reitzenhain-Flöha, Zittau Reichs
berg und Klingenberg Colmnitz Chemnitz zwM«
Falkenau und Flöha wird der Sonderverkehr dum
Umsteigeu aufrecht erhalten.
* Wien, 3. Aug. Der höchste Wasserstaud der
Donau bei Wien, welcher für morgen früh erwartet
wurde, ist in Folge raschen Falles der Traun Ulf"
Ennz bereits heute Nachmittag eingetreten.
Sicherheitsarbeiten an den Dämmen bei Wien werde«
zum Theil unter Zuhilfenahme von Militär eifrigst
fortgesetzt. Wenn nicht unvorhergesehene Ereignis"
eintreten, ist die Gefahr als beseitigt anzusehen.
* Preßburg, 4. Aug. Aus Theben, HainbM
und anderen O ten wird Hochwasser gemeldet-
Deutsch Altenburg ist mit sammt dem Bade unter dei«
Kurhaus überschwemmt. Eine Abtheilung PioM^
ist zur Vornahme der Rettungsarbeiten angelE-
Mehrere Personen sind ertrunken.
Aus Nah und Fern.
Nachrichten für diese Rubrik sind NU« jederzeit willkommen. —
»osien «erden siet» sofort ersetzt.»
* Heidelberg, 5. August. lMuthmaßliches Wetter M
Freitag, den 6 August.) Bei nur vereinzelter GeNntU-
neigung ist größtentheils trockene» und heiteres Wetter '«
Aussicht zu nehmen.
* Heidelberg, 5. Aug. Der Großherzog hat de«
Referendar Dr. Gustav von Bohlen und Halbach '«
Karlsruhe »um Hofjunker ernannt.
* Heidelberg, 5. Aug- In der gestrigen StadtraE
sitzung wurden u. a. folgende Gegenstände zur Kennt«"
bezw. Erledigung gebracht: .
1. Nach den Zusammenstellungen der Kaffe und d-k
Aufzeichnungen der Verwaltung deS Schlacht- u. Biebhoff«
wurden im Juli 425 Stück Großvieh und 2168 Stück Klem
Vieh im Schlachthaus geschlachtet, aus dem Biehhofe ave-
109 Stück Großvieh und 1580 Stück Kleinvieh zum
kauf gebracht.
2. Nach dem Geschäftsausweis der Verrechnung «A
städtischen Sparkasse wurden bei dieser im vorigen Mo««,
1743 Einlagen mit zusammen 346.412 M- 96 gemacht,
gegen in 893 Etnzelbeträgen zusammen 251-689 M. 60 U'
an die betreffenden Einleger zurückbezahlt und hat die
sammtzahl der letzteren seit dem 1. Januar d- I. u« «v
zugenommen.
3. Die hiesigeOctskrankenkaffe zählte auf den 1. d.U
5070 männliche und 1336 weibliche Mitglieder, wahrr«,
auf den gleichen Zeitpunkt 2377 weibliche und 387 M«§,
liche Personen bei der Gemeindekrankenverficherungs»««
versichert waren. ,
4. Der Plan der Gaswerkdirektion über die Bele!"
tung des Nkckarstaden» wurde genehmigt .
5 Nachdem die Gr. Rheinbau-Jnfpektion ihr E>«U
ständniß erklärt hat, soll für die Schlierbach-Ziegelha««
Fähre ein größerer neuer Nachen für 50 P rsoncn a«U,
schafft, da» Drahtseil und die Tragmaflen aber entsprech-"
verstärkt werden- ,,,,
6. Das Bauvorhaben des Fräulein» Frieda
Ziegelhäuser Landstraße Nr. 4 wird nicht beanstandet. , ,
7. Nachdem die Gemeinde Haudschuhshei« den im 3«" h
1891 zwischen ihr und dem Stadtrathe vereinbarten
vom hiesigen Bürgerausschuß unterm 4. Nvemb-r
gutgeheißcnen Vertrag wegen U ebergangs des Gmarl««L,,
rechtes an dem z. Z. noch auf Handschuhsheimer
markung liegenden, im Eigcnthum der Stadtgemeinde
henden, theils des früher Neuenheimer Gemeinde»«^
auf die Stadt»emeinde nunmehr zum Vollzug anerkan'o,
hat, soll zu dieser Bereinigung der fraglichen Waldpa"°
mit der Gemarkung Heidelberg die Staatsgenehmign««
wirkt werden.
I' Heidelberg, 5. Aug. Soir e- l-'bowwo
ist eine ganz neue eigenartige Erscheinung auf dem
der Zaubersoiree. Ein bedeutender Ruf geht im voran«
und man ist nicht enttäuscht, im Gegentbeil, die küb««^
Vorstellungen werden noch in den Schatten gestellt.
abgesehen von seiner unvergleichlichen Grazie in Bor>-
und Bewegungen — er ist ein echter französischer Cavm
— weiß man nicht, welche» Kunststück man mehr bewE>
soll, wie er sich zwei Ringe geben läßt, sie in seine«.U
legt und plötzlich an zwei Kränzen seftgedunden, wie
ermuntert werden sollte. Bewunderungswürdig ist es
aber, wie überaus nützt ch zur Sicherstellung der
Unerfahrenen vor den Fallstricken der Jrrthümer da-
von ihm verfaßte Werk: Summe der kathol. Lehre, sich
bewährt hat; ein Werk inhaltsreich, ausgezeichnet durch
Feinheit des lateinischen Stils, und des Griffels
-en Kirchenväter nicht unwürdig. Diesem hervorrag-
enden Werke, das fast in allen Ländern EuropaS von
den Gelehrten mit größtem Beifall ausgenommen wurde,
stehen zwar an Umfang, nicht aber an Nützlichkeit die
beiden hochgepriesenen Küechismen nach, die der Se-
lige für die weniger Gebildeten verfaßt hat. Der eine
sollte die Kinder in die Religion einfühcen, der an-
dere die studirende Jugend in derselben unterrichten.
Beide fanden gleich zur Znt ihres ersten Erscheinens
eine so günstige Aufnahme bei den Katholiken, daß sie
in den Händen fast aller derjenigen waren, die den
Religionsunterricht zu ertheilen hatten. Dazu wurden
sie nicht bloS in den Schulen gebraucht, um den Kin-
dern die Milch der christlichen Lehre eiuzuflößen, son-
dern auch in den Kirchen zur allgemeinen Erbauung
der Gläubigen erklärt. So geschah es, daß dreihun-
dert Jahre hindurch CanisiuS als der gemeinsame
Lehrmeister aller Katholiken gegolten hat, und daß es
im VolkSmunde ganz dasselbe bedeutete, „den CanisiuS
wissen" und die christliche Lehre inne haben.
Diese Schriften des heiligen Mannes geben allen
Guten einen Fingerzeig, welchen Weg sie einzuschlagen
haben. Wir wissen eS, ehrwürdige Brüder: Er ist
ein rühmlicher Vorzug eueres Volkes, daß ihr mit
Weisheit und hohem Erfolg Geisteskraft u. Studien
dafür einsetzet, die Ehre des Vaterlandes zu vermehren,
die Wohlfahrt der Einzelnen wie der Gesammtheit zu
fördern. Aber eS ist von der größten Wichtigkeit,
daß alle einsichtsvollen und rechtlichen Männer unter
euch thatkräftig für die Religion eintreten, ihrer Zierde
und ihrem Schutze alle Kraft des Geistes, alle Macht
der Wissenschaft weihen und jede Errungenschaft, sei
eS auf dem Gebiete der Kunst oder der Wissenschaft,
in derselben Absicht sofort zu ihrem geistigen Eigen-
thum machen. Denn wenn es je eine Zeit gab, welche
zur Bertheidigung der katholischen Sache das Rüst-
zeug der Wissenschaft und Gelehrsamkeit in hohem
Grade erheischte, so ist eS sicherlich die unserige, in
welcher ein beschleunigter Anlauf, jeder Gebiet des
Wissens zu erweitern, den Feinden der Religion bis-
weilen Anlaß bietet, den Glauben anzugreisen. ES
müssen also ebenbürtige Kräfte bereit stehen, ihren
Anprall abzuwehren, die Posten voraus besetzt, die
Waffen, mit welchen sie jede Verbindung zwischen Gott
und den Menschen zu zerstören streben, ihren Händen
entwunden werden. Wenn die Katholiken, von dieser
Gesinnung beseelt, mit diesem Wissen gebührend aus-
gerüstet sind, wird sich von selbst die Thatsache klar
ergeben, daß der göttliche Glaube weit davon entfernt,
der menschlichen Bildung feindlich zu sein, vielmehr
ihre Vollendung und ihr Höhepunkt ist, daß derselbe
deßhalb auch in Fragen, die einander nicht zu berüh-
ren oder in Gegensatz zu einander zu stehen scheinen,
in so innigen Zusammenhang und Einklang mit der
Philosophie gebracht werden könne, daß die Philo-
sophie vom Glauben und hinwiederum der Glaube
von der Philosophie immer neues Licht empfängt,
daß die Natur nicht Feindin, sondern die Gefährtin
und Gch'lfin der Religion sei, daß durch die An
nähme der Religion nicht bloß jedes Wissen bereichert
werde, sondern daß selbst die klassischen Studien und
die übrigen schönen Künste überaus viel Kraft und
Leben von ihr erhalten. Wie viel Zierde und An-
sehen aber den heiligen Wissenschaften selbst aus den
weltlichen erwachsen, wird derjenige leicht verstehen,
welcher die menschliche Natur kennt, sie, die so leicht
von demjenigen eingenommen wird, was die Sinne
angenehm berührt. Daher steht auch bei Völkern, die
sich durch Bildung vor andern Hervorthun, die Weis-
heit ohne den Schmuck der feinen Bildung die in
geringem Ansehen, und wird insbesondere von den
Gelehrten das verachtet, was der äußern Form
und Schönheit entbehrt. Wir sind aber der Wei-
sen nicht minder Schuldner als der Unweisen.
Mit jenen müssen wir zusammen kämpfen, diese müssen
wir, wenn sie schwanken, aufrichten und stützen.
Auf diesem Felde hat denn auch die Kirche die
größte Thätlgkeit entfaltet. Denn kaum aihmete sie
nach den langen, blutigen Verfolgungen auf, als auch
schon gelehrte Männer anfingeo, mit ihrem Talente
und ihrem Wissen den Glauben zu beleuchten, den so
viele heldenmüthige Märtyrer mit ihrem Blute besiegelt
hatten. Dieser ruhmvollen Aufgabe widmeten sich zu-
erst die Väter mit einer Vollkraft, welche den höchsten
Anforderungen entsprach und mit einer Kunst der Dar-
stellung, die durchgängig gelehrt, dem Ohr der Römer
und Griechen genügen mußte. Durch ihre Gelehrsam-
keit und Beredtsamkeit angespornt, haben in der Folge
viele Andere mit allem Eifer sich dem Studium der
heiligen Wissenschaft gewidmet und ein reiches Erbe
christlicher Weisheit gesammelt, in dem zu aller Zeit
die kirchlichen Männer finden konnten, war zur Ent-
kräftigung alte» Wahnes, wie neu entstanderer Jrr-
thümer dienen mochte. Und solcher Gelehrten hat jedes
Zeitalter eine ganze Fülle hervorgebracht, sogar auch
jene Zeit, in welcher die Werke der schönen Kunst, den
Raubzügen der Barbaren preisgegeben, in Mißachtung
und Vergessenheit gerathen waren. Wenn daher jene
alten Wunderwerke, wrlchs der Menschen Geist und
Hand geschaffen, wenn diese Denkmale, welche bei
Griechen und Römern so hoch in Ehren standen, nicht
gänzlich zu Grunde gegangen sind, so gebührt das
Verdienst davon einzig und allein dem eifrigen Schaf-
fen der Kirche.
(Schluß folgt.)
Deutsches Reich.
* Berlin, 4 Aug. Die „Neuesten Nachr." mel-
den, daß Graf Wildersee wieder einmal als Reichs-
kanzlerkandidat bezeichnet wird und versichern, daß
Graf Waldersee aller und jeder politischen Kombina,
tion vollständig und endgiltig fernsteht und fernbleiben
wird- ES wird übrigens j tzt wohl 10 Jahre her
sein, daß Graf Waldersee, den damals die BiSmarck-
sche Presse als kommenden Mann angriff, Berichti-
gungen erzwang und erklärte, daß er nur Soldat sei
und sich nicht um Politik kümmere.
* Berlin, 4. Aug. Die Morgenblättrr melden
aus Stockholm: In Gothenburg ist gestern aus der
Stadt Germania im Staate Iowa (Nordamerika) fol-
gende Depesche beim Lord Dickson eingelaufen: „An-
dree schwebend in südwestlicher Richtung auf 10
Längengrade gegen Edanland gesehen. Ole Brakke."
Der Absender ist unbekannt. Man vermuthet, eS sei
ein norwegischer Redakteur in der genannten Stadt.
Nordenskjöld, der alsbald gefragt wurde, meint, der
Meldung sei nicht zu trauen, da der 10. Längengrad
über England gehe und Edanland in Grönland liege.
* Landshut, 2. Aug. Der oberösterreichische
ReichSrathS- und LandtugSabgeordnete Dr. Alfred
Ebenhoch ist vom vorbereitenden Comitee des Deutschen
Katholikentages in Landshut eingeladen und ersucht
worden, eine Rede zu halten über daS Thema:
„Die Schulfrage: die Ziele und Erfolge der konfessions-
losen Schule, dargelegt durch den geschichtlichen Hin-
weis auf Oesterreich; Nothwendigkeit der kirchlichen
Schulaufsicht und des engen Zusammenschlusses der
katholisch gesinnten Lehrer und Eltern." Der ge-
nannte Abgeordnete hat die Einladung angenommen.
Ausland.
* Amsterdam, 4. Aug. Bei den Nachwahlen zur
zweite» Kammer haben die Sozialdemokraten die un-
längst eroberten Mandate für Winschoten und Leeu-
warden an die Liberalen beziehungsweise Radikalen
verloren.
* Grenoble, 4. Aug. Bei dem Banket, welche»
zu Ehren des Präsidenten der Republik heute von der
Stadt gegeben wurde, hielt Präsident Faure eine An-
sprache, in welcher er unter lebhaftem Beifall betonte,
eS gereiche ihm zur größten Freude, konstatiren zu
können, daß sich überall eine fortwährend wachsende
Anhänglichkeit an die republikanische Regierungsform
bemerkbar mache.
* Loudon, 4, Aug. Die Nachricht, daß König
Georg von Griechenland abdanken wolle, wird von
dem griechischen Premierminister Ralli, wie man dem
„Daily Telegraph" aus Athen meldet, entschieden
dementirt. Allerdings sei die Form, in welcher die
Finanzkontrole vorgeschlagen worden, sehr erniedrigend
und letztere darum unannehmbar. Die Regierung be-
müht sich jetzt durch direkte Unterhandlungen mit den
Gläubigern in Berlin und London denselben solche
Garantien zu bieten, daß die Finanzkontrolle unnö-
thig würde.
* Konstantinopel, 3. Aug. Authentisch erfährt
man, daß der russische Botschafter Herr v. Nelidow auf
einen Befehl aus Petersburg am 28. August alten
Stiles Konstantinopel verläßt und sich zuerst nach
Petersburg begibt. Sinowjrw tritt seinen Posten erst
Ende Oktober an. — Der Sultan verlieh dem Militär-
attache der deutschen Botschaft, Hauptmann Morgen,
der gestern zur kaiserlichen Tafel gezogen wurde, den
Kommandeurzeichen-OSmanie- Orden.
* Konstantinopel, 4. Aug. Die heutige Sitzung
in Sachen der Friedensverhandlungen, die 3 Stunden
dauerte, hat einen bemerkenSwerthen Fortschritt ergeben.
Alle Artikel des Entwurfes mit Ausnahme desjenigen
über die Räumung Thessaliens wurden endgiltig an-
genommen. Doch besteht Aussicht auf eine baldige
befriedigende Lösung auch dieser Frage.
Aus Baden.
Heidelberg, 5. August.
----- Der Altkatholik vuukofer. Der unglückliche,
von der katholischen Kirche abgefallene Priester, Ma-
thematikprofessor W. Bunkofer veröffentlicht in der
„Straßb. Post" eine neue Erklärung. Darin heißt
eS u. A., daß Bunkofer seine vor etwa 15 Jahren
bestandene Absicht sich zu verehelichen, nunmehr voll-
kommen und definitiv aufgegeben habe. Dieser „ganz
aufgegebene und vergessene Gedanke" habe ihn seit da-
mals „m kch,er Weise mehr weder besMW,WH Wf
floßt. Auf die weitere» Ausführungen, welche ebeM
wie dir früheren durch eiae bemitleidenSwerthe Begriffs
Verwirrung und geradezu stauneNSwürdige Untennt«'»
der Lehren der katholischen Kirche auffallen, näher E
zugehen, hieße die Bedeutung BunkoferS und sei«^
unseligen Abfalls überschätzen.
Hochwasser.
* Gmunden, 4. Aug. Das Hochwassers
sich hier verlaufen. Die Wege sind gereinigt.
certe und Theatervorstellungen werden wieder aufg^
nommen. Die Zufuhr von Lebensmitteln ist normal,
der Verkehr mit Linz und Salzburg ungestört.
* Berlin, 4. Aug. Das Berliner CentralcorW
für sämm liche durch die Ueberschwemnung heimgesuchte«
Landestheile Deutschlands erläßt heute einen Aufm
an die Bürgerschaft Berlins. An der Spitze der
Unterzeichner stehen Oierbürgermeister Zeller u««
Stadtverordnetenvorsteher Dr. LangerhanS.
* vreKla«, 4. Aug. Der Kaiser hat, wie
„Schlesische Zeitung" meldet, in einem gestern Abe»"
eingetroffenen Telegramm an den Oberpräsidentt«
Fürsten Hatzfeldt der Provinz Schlesien seine inmE
Theilnahme an den schweren Heimsuchungen durch
da- Hochwasser ausgesprochen.
* Dresde«, 3. Aug. Amtlich wird bekannt gt'
macht: Der Gesammlverkehr auf den Linien AltcheM'
nitz Stollberg, Wolkenstein-Jöhstadt, Wilischthal-Ehr^
Friedersdorf u. Hetzdorf Eppendorf wieder ausgenommen
Auf den Linien Annaberg-Flöha, Nossen-Bienenmilhu,
DreSden-Bodenbach, Reitzenhain-Flöha, Zittau Reichs
berg und Klingenberg Colmnitz Chemnitz zwM«
Falkenau und Flöha wird der Sonderverkehr dum
Umsteigeu aufrecht erhalten.
* Wien, 3. Aug. Der höchste Wasserstaud der
Donau bei Wien, welcher für morgen früh erwartet
wurde, ist in Folge raschen Falles der Traun Ulf"
Ennz bereits heute Nachmittag eingetreten.
Sicherheitsarbeiten an den Dämmen bei Wien werde«
zum Theil unter Zuhilfenahme von Militär eifrigst
fortgesetzt. Wenn nicht unvorhergesehene Ereignis"
eintreten, ist die Gefahr als beseitigt anzusehen.
* Preßburg, 4. Aug. Aus Theben, HainbM
und anderen O ten wird Hochwasser gemeldet-
Deutsch Altenburg ist mit sammt dem Bade unter dei«
Kurhaus überschwemmt. Eine Abtheilung PioM^
ist zur Vornahme der Rettungsarbeiten angelE-
Mehrere Personen sind ertrunken.
Aus Nah und Fern.
Nachrichten für diese Rubrik sind NU« jederzeit willkommen. —
»osien «erden siet» sofort ersetzt.»
* Heidelberg, 5. August. lMuthmaßliches Wetter M
Freitag, den 6 August.) Bei nur vereinzelter GeNntU-
neigung ist größtentheils trockene» und heiteres Wetter '«
Aussicht zu nehmen.
* Heidelberg, 5. Aug. Der Großherzog hat de«
Referendar Dr. Gustav von Bohlen und Halbach '«
Karlsruhe »um Hofjunker ernannt.
* Heidelberg, 5. Aug- In der gestrigen StadtraE
sitzung wurden u. a. folgende Gegenstände zur Kennt«"
bezw. Erledigung gebracht: .
1. Nach den Zusammenstellungen der Kaffe und d-k
Aufzeichnungen der Verwaltung deS Schlacht- u. Biebhoff«
wurden im Juli 425 Stück Großvieh und 2168 Stück Klem
Vieh im Schlachthaus geschlachtet, aus dem Biehhofe ave-
109 Stück Großvieh und 1580 Stück Kleinvieh zum
kauf gebracht.
2. Nach dem Geschäftsausweis der Verrechnung «A
städtischen Sparkasse wurden bei dieser im vorigen Mo««,
1743 Einlagen mit zusammen 346.412 M- 96 gemacht,
gegen in 893 Etnzelbeträgen zusammen 251-689 M. 60 U'
an die betreffenden Einleger zurückbezahlt und hat die
sammtzahl der letzteren seit dem 1. Januar d- I. u« «v
zugenommen.
3. Die hiesigeOctskrankenkaffe zählte auf den 1. d.U
5070 männliche und 1336 weibliche Mitglieder, wahrr«,
auf den gleichen Zeitpunkt 2377 weibliche und 387 M«§,
liche Personen bei der Gemeindekrankenverficherungs»««
versichert waren. ,
4. Der Plan der Gaswerkdirektion über die Bele!"
tung des Nkckarstaden» wurde genehmigt .
5 Nachdem die Gr. Rheinbau-Jnfpektion ihr E>«U
ständniß erklärt hat, soll für die Schlierbach-Ziegelha««
Fähre ein größerer neuer Nachen für 50 P rsoncn a«U,
schafft, da» Drahtseil und die Tragmaflen aber entsprech-"
verstärkt werden- ,,,,
6. Das Bauvorhaben des Fräulein» Frieda
Ziegelhäuser Landstraße Nr. 4 wird nicht beanstandet. , ,
7. Nachdem die Gemeinde Haudschuhshei« den im 3«" h
1891 zwischen ihr und dem Stadtrathe vereinbarten
vom hiesigen Bürgerausschuß unterm 4. Nvemb-r
gutgeheißcnen Vertrag wegen U ebergangs des Gmarl««L,,
rechtes an dem z. Z. noch auf Handschuhsheimer
markung liegenden, im Eigcnthum der Stadtgemeinde
henden, theils des früher Neuenheimer Gemeinde»«^
auf die Stadt»emeinde nunmehr zum Vollzug anerkan'o,
hat, soll zu dieser Bereinigung der fraglichen Waldpa"°
mit der Gemarkung Heidelberg die Staatsgenehmign««
wirkt werden.
I' Heidelberg, 5. Aug. Soir e- l-'bowwo
ist eine ganz neue eigenartige Erscheinung auf dem
der Zaubersoiree. Ein bedeutender Ruf geht im voran«
und man ist nicht enttäuscht, im Gegentbeil, die küb««^
Vorstellungen werden noch in den Schatten gestellt.
abgesehen von seiner unvergleichlichen Grazie in Bor>-
und Bewegungen — er ist ein echter französischer Cavm
— weiß man nicht, welche» Kunststück man mehr bewE>
soll, wie er sich zwei Ringe geben läßt, sie in seine«.U
legt und plötzlich an zwei Kränzen seftgedunden, wie