Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

DOI issue:
August 1897
DOI article:
Nr. 177
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0727

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
G«rde« siH geftera dem hiesigen Pfarrer die hochw.
vkrrea Grifft. Rath Wacker von ZSHringen, Dom-
Wrrrektor Schober von Freiburg, Pfarrer Bosch von
Windschläg, Pfarrer Damal von Steinach, Pfarrer
Edelmann von Weier und Pfarrer Schwab von Eigel-
«vgen als befreundete Kursgenossen des Jahre- 1869
Wammen. Auf ganz speziellen Wunsch des Herrn
^lstl. RatheS Wacker wurde der Weg über Sasbach
um dorten den Geistl. Rath Lender zu
^grüßen und zur Antheilnahme an der kleinen Bru-
^rseier einzuladen. ES bedurfte deshalb auch nur
Akinger Worte der langjährigen, treu befreundeten
Machbar- von Sasbachwalden, um Herrn Grifft. Rath
Mitgenossen in dem kleinen Freundeskreise zu
Men. In Sasbachwalden wurde der erste Besuch
neureftaurirten Kirche gemacht. Gegen Ende des
Aachen MittagStischeS erhob sich Herr Geistl. Rath
Aacker, um seinen und des ganzen badischen Klerus
Pfühlen über die Wiedergenesung des vielverdienten
Herrn Geistl. RatheS Lender Ausdruck zu geben. Er
Mue sich, den Herrn Deka» heute in unserer Mitte
sehen, danke ihm für die Ehre der Antheilnahme
M hegx den aufrichtigen Wunsch, daß die Gesundheit
Herrn Dekan sich immer mehr kräftige und daß
Mi ihn noch recht lange zur Freude des Klerus und
es k«thol. Volkes erhalten möge. Diese aufrichtigen
Muudesworte fanden selbstverständlich freudiges Echo
" de» Herzen der Tischgenossen. Herr Geistl. Rath
"«der ließ nicht lange auf den Dank gegen den Hrn.
Mredner warten und betonte, wie sehr er sich freue,
AUte Zeuge dieser kleinen, brüderlichen Bereinigung
d strn und daß er den wohlwollenden Worten der
mr« Wacker wie auch der zahlreichen Antheilnahme
z." Mer Krankheit und Wiedergenesung von Seiten
Klerus wie so vieler Laien danke und er werde
eien Dank gegen Gott und die Menschen Zeit seines
°ve»S im Gebet aussprechen. Mit dem Wunsche des
».Ans Gotte- und noch langer gesegneter Wirksam-
lei« "r di« anwesenden 69er KucSgeuosseu schloß er
' ne herzlichen DankeSworte. ES waren (goldene
w L' welche gestern in dem trauten PfarrhäuSchen
d, ^^dachwalden gerade aus dem Munde dieser bei-
hochverdienten Geistlichen Räthe ausgesprochen
der Nach Verrichtung einer kleinen Andacht in
bo»*"eifaltigkeitSkirche ging'S über Erlenbad, wo der
v ^zbischof Dr. Zardetti noch begrüßt wurde,
* rSaSbach-Achern der Bahn und Ler Heimathzu.
h, , Mainz, 5. Aug. Gestern Abend stürzte die et-
jährige Frau de» Fuhrmannes Friedrich Ram-
jb " beim Aufhängen der Wäsche au» dem Fenster
Stocke gelegenen Wohnung u. war sofort todt.
ber^ 5. Aug, Der Köln. Ztg. zufolge ist in
y^Mgener Nacht das Dorf Pohlbach im Kreise Wüt-
Mch eine Feuersbrunst zerstört worden. Drei
M d wt" Haden ihr Leben eingebüßt. Viel Vieh ist
glommen umgekommen. Im Ganzen sind 42
^ederg dazu gehörigen WirthschaftSgebäuden
* Gertchtsfaat
Mauuhei«, 3. Aug. Ferienstrafkammer I.
lies der Landstraße Neckargemünd-Wiesenbach
24. März d. I. die 76 Jahre alte Ehefrau
dir» Müller von Neckargemünd ungeschickter Weise
so " ein Fuhrwerk hinein, wurde überfahren und
bi»,» verletzt, daß sie einige Tage später an einer
Jak» retenen Lungenmtzündung starb. Der 26
Ee Fuhrmann Friedrich Müller von Ittlingen,
dem. Velsen Fuhrwerk die Greisin gerathen war, stand
Abwegen fahrläßiger Tödtung unter Anklage. Die
^eigesprgch"hm' für ihn günstig au», er wurde
Wegen einer Schoppen- Bier im Werthe von
.^./Pfennig, de» er bezahlt haben wollte, wie er
tzi A. «achte der 33 Jahre alte Taglöhner Konrad
Jz i H au- Homberg a. d. Ohm am 20. Juni dr.
17 "r Geyerschen Wirthschaft 13 Querstraße Nr.
ndal. Al» der Schwager der verwittweten
bot Taglöhner Heinrich Geyer, ihm Ruhe ge-
Ms'-S^ss die Frau Hlsserichs ihn mit dem HauS-
Hisr's^an. Geyer stieß das Weib zurück. Als
A die» sah, ergriff er ein halbvoller BierglaS
irz es dem Geyer an den Kopf, um ein zwei-
ersten sofort nackzusenden. DaS erste
grs»? hatte bereits einen unglücklichen Erfolg herbei -
Teid»»» war zersplittert und hatte das rechte Auge
sau k zerstört. Da das linke Auge von einem Uu-
M- auch nicht intakt ist, so hat die Erwerbs-
Tbät- erheblichem Maße nothgelitten. Der rohe
»wurde heule zu 1 Jahr 4 Monaten Gefäng-
vj^lich 1 Monat der Untersuchungshaft verurtheilt.
Trü»ir^r 75 Jahre alte Agent Simon Krieg aus
ill, Aw hier wohnhaft, setzte dem Stabsarzt deS
110 Allons des hiesigen Grenadier-Regiments No.
M'n Mandel, eine Belohnung von 500 M. aus,
Fakr dem zur dritten Musterung einberufenen
MiV/^Aikanten Theodor Heß zum Freiwerden vom
d<H wrdlenste verhelfe. Krieg, der dafür bekannt ist,
M, » h"" den Superklugen spielt, erklärte heute, er
ÄrM-. w er dem Arzte wiederholt die mangelhafte
^Mwickelung von Heß und dessen vielfache

schwere Krankheitsfälle vorgebracht, gesagt, an dem
Tage, an dem Heß frei werde, zahle er fünfhundert
Mark. Wem, habe er nicht gesagt, dagegen habe er
dem Arzte gesagt, daß er nichts Ungesetzlicher zu thun
brauche, da Heß so wie so zu schwach sei. Zu seinem
Unternehmen habe ihn Niemand angestiftet, er habe
rein aus persönlichen Beweggründen als Freund der
verstorbenen Vaters de» Heß gehandelt. AuS der
Einvernahme de» als Zeuge vernommenen Fahrrad-
fabrikanten Theodor Heß und der Mutter desselben,
Wittwe Wilhelm Heß, ging hervor, daß Krieg für
die Familie mancherlei Agenturgeschäfte besorgt hat
und noch besorgt. Dagegen beabredeten sie, von den
Schritten Kriegs, Theodor Heß vom Militärdienst zu
befreien, Kenntniß gehabt oder diesen gar angestiftet
zu haben. Auf Antrag des Staatsanwaltes unter-
blieb die Vereidigung. DaS Urtheil gegen Krieg
lautete wegen Bestechung auf 2 Monate Gefängniß.
4. Wegen Vornahme unzüchtiger Handlungen im
Sinne des Z 176 Z-ff. 3 R. Str.G.-B. wurde gegen
den 63 Jahre alten Zimmermann Bernhard Knapp
von Hettingen, hier wohnhaft, eine Gefängnißstrafe
von einem Jahr ausgesprochen.
5. Der 29 Jahre alte Taglöhner Michael Hnrrle
von hier, wurde wegen Kuppelei zu 6 Monaten Ge-
fängniß und 3 Jahren Ehrverlust verurtheilt.
6. Der 46 Jahre alte Taglöhner Christoph Molle
aus Eberstadt wurde von der Anklage de» Diebstahls
freigesprochen.
7. Die Berufung deS Steuermannes Georg Lud-
wig Frey Eheleute von hier, welche vom Schöffenge-
richt wegen Haurfriedensbruchs und Körperverletzung
zu je 1 Woche Gefängniß verurtheilt worden waren,
wurde verworfen.
8. Ja Nr. 70 des „N. Maunh. Volks bl." vom
26. März d. I. war in einem Bericht über die Cen-
tenarfeier in Weinheim gerügt worden, daß die Feier
vor dem Denkmal zur Bertheilung von Traktätchen
des „Evang. Bunde»" mißbraucht worden sei, die von
Angriffen gegen die kath. Kirche strotzten. DaS Bür-
germeisteramt und der Vorstand des KriegervereinS
Weinheim sandten darauf dem Blatte eine Berichti-
gung der Inhalt- ein, daß die Behauptung, sie hätten
Traktätchen vertheilrn lassrn, auf Unwahrheit beruhe.
Der Redakteur de- BolkSblattS verweigerte die Auf-
nahme der Berichtigung, da die genannten Einsender
nicht Betheiligte im engeren Sinne seien und weil die
Berichtigung von Dingen verlangt werde, die gar nicht
behauptet worden seien. Darauf erfolgte Strafantrag,
doch sprach da- Schöffengericht den wegen Uebertre-
tung der M 11 und 19 des PreßgesetzeS augeklagten
Botk-blattredakteur Paul Feige au- Ohre frei. In-
folge der Berufung der Staatsanwaltschaft hatte sich
heute auch die Strafkammer mit dieser Angelegenheit
zu beschäftigen. Der Staatsanwalt beantragte Ber-
urtheilung. Da- Gesetz verlange nicht, daß eine Be-
hörde angegriffen, sondern nur, daß sie betheilizt sei,
um eine Berichtigung fordern zu dürfen. Sämmtliche
Kommentatoren stimmten darin überein. Der Verthei-
diger Feige'S meinte, nach Schwarze müsse die Be-
theiligung in irgend einer Weise dargethan werden,
die Meinung, betheiligt zu sein, genüge nicht. Wenn
bei einem Radfahrcorso durch den Schloßgarten Je-
mand überfahren werde, so wären, wenn man der Aus-
legung deS Staatsanwalt- folge, die Schloßgarten-
verwaltung, die Wasser- und Straßenbauinspektion,
die verschiedenen Fahrradfabrik-n usw. usw. berechtigt,
Berichtigungen an die Zeitungen einzuschicken, die über
den Vorfall exact in einer Fassung referirt, die den
Betreffenden nicht gefiel. DaS Gericht erachtete die
Berufung der Staatsanwaltschaft für begründet, hob
da- schöffengerichtliche Urtheil auf, verurtheilte den
Redakteur Feige zu 20 M. Geldstrafe ev. 2 Tagen
Haft und ordnete die Aufnahme der Berichtigung in
der nächsten nach eingetretener Rechtskraft des Urtheil-
erscheinenden Nummer de» „VolkSblatteS" an. Gegen
dieses Urtheil ist sofort dar Rechtsmittel der Revision
eingelegt worden.

Vermischte Nachrichten.
— Ne« Ulm, 4. Aug. Eine furchtbare Mord-
that ist auf der Biessenhofener Landstraße an dem 25-
jähr. Bierführer der Kaufbeurer Aktienbrauerei, Math.
Ruf, begangen worden. Er befand sich mit einer
Fuhre Bier unterwegs, wurde auf dem Wagen über-
fallen und in bestialischer Weise abgeschlach*et. Der
Kopf deS Ermordeten weist zahlreiche tödtliche Stiche
auf und ist bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Die Augen
sind ausgestochen, die Nase abgehackt, die Ohren ab-
geschnitten, der Kopf skalpirt, ein Theil der Schädel-
decke abgespalten und die Hände zerhauen. Die Un-
that scheint von 2 Personen mittels Beil u. Messer
verübt worden zu sein. Da die Baarschaft deS Er-
mordeten im Betrage von 12 Mark fehlt, liegt wohl
ein Raubmord vor.
— Sieg de» deutsche« Unterrichts i« Mil-
waukee. In 32 öffentlichen Schulen Milwaukee'-
wurde bei den Eltern der Schüler und Schülerinnen
Umfrage bezüglich der Beibehaltung deS deutschen
Unterrichtes gehalten. Die Abgabe der Antworten er-

folgten vermittel» Karten und der Erfolg lehrte, daß
in jeder einzelnen dieser Schulen die Mehrzahl der
Eltern der Kinder zu Gunsten der Ectheilung deut-
schen Unterrichtes stimmte. In einzelnen Schuldistrik-
ten gingen die Mehrheiten bis über 90 pTt. hinan-.
In dem „amerikanischen" siebenten und in dem pol-
nischen vierzehnten Distritt waren noch hübsche Mehr-
heiten zu verzeichnen, und selbst in den irischen „Bier-
teln" betrug die Zahl der Eltern, welche den deutschen
Unterricht befürworteten, 60 pCr. In dem von Scan-
dinavien bewohnten fünften Distrikt hielt sich da-
Vrrhältniß zwischen für und wider die Waagschale.
Der Milwaukee Herold sagt zu diesem Resultat der
Abstimmung: „Die überwältigende Mehrheit, welche
die Fragekarten-Abstimmuug zu Gunsten des deutsche»
Unterrichte- in den öffentlichen Milwaukeer Schule»
ergeben hat, ist eine prächtige Antwort auf die An-
griffe der Gegner und ein glänzendes Zeugniß, mit
welchem Berständniß die Bürgerschaft diese für da-
Schulwesen so hochwichtige Frage behandelt hat. Be-
sonders anzuerkennen ist dabei auch die Borurtheilr-
lofigkeit eine» großen Theil es der anderssprachigen
Elemente, die mit Rücksicht auf den pädagogische»
Werth dieser Unterrichte- für Beibehaltung desselben
eintraten. Die Agitation der Wühler und heimlichen
Feinde der Deutschen ist durch das Resultat dec Ab-
stimmung auf Jahre hinaus zum Schweigen gebracht.
Die erhaltene Lektion wird eine nachhaltige Wirkung
haben."

Neueste Nachrichten.
* Berlin, 5. Aug. DaS Auslaufen der türkische»
Schiffe nach Kreta wird als hier leere Demonstration
aufgefaßt. Vielleicht hat der Marineminister Hassa»
das Bedürfniß, zu zeigen, daß seine Schiffe noch bei
ruhigem Wetter noch eine Fahrt machen können.
* Trier, 5. Aug. Infolge des Brandes im Dorfe
Pohlbach sind 300 Personen obdachlos. Außer eine«
Mädchen ist auch ein Mann verunglückt.
* München, 5. Aug. Auf dem Schlosse zu
Kronwinkel bei Landshut ist gestern Abend der Bru-
der der bekannten CentrumSführerS, de- Grafen Kon-
rad v. Preysing, der frühere Reichstagsabgeordnete
Graf Kaspar v. Preysing im Alter von 53 Jahre»
gestorben.
* Wie«, 5. Aug. Nach einer Meldung der Polit.
Correspondenz aus Konstantinopel haben die einzelnen
Artikel deS Präliminarvertrages folgenden Inhalt:
Artikel 1 Feststellung der Grenze, Art. 2 Kriegsent-
schädigung (4 Millionen türkische Pfund und Finanz-
kontrolle der Mächte bezüglich der alten und neuen
Schulden Griechenlands), Art 3 Kapitulationen, Art.
4 definitiver FriedenSschluß, Art. 5 Anführung dreier
Spezialkonventiouen, Art. 6 Modu» der Räumung
Thessaliens sowie Aufrechterhaltung der Okkupation
gewisser Gebietstheile bi» zur erfolgten Bezahlung der
Kriegsentschädigung (über eine ratenweise Zahlung
enthalten weder Art. 2 noch 5 irgend welche Bestim-
mung), Art. 7 Wiederaufnahme der diplomatischen
Beziehungen, Art. 8 Schutz hellenischer Unterthanen,
Art. 9 Schiedsgericht bei Differenzen während der
Spezialverhandlungen, Art. 10 Vorbehalt der Pforte
in Betreff der Regelung der Konvention von 1881.
Der Schlußartikel stellt den Termin für die Geneh-
migung deS Vertrage- von Seiten der Pforte fest.
* Wie», 5 Aug. Der LandeSauSschuß beschloß,
für die Opfer deS Hochwassers 50 000 Gulden zu
bewilligen und da» Kriegsministerium zu ersuchen,
von der Einberufung der Reservisten u. Landwehrmänner
zur aktiven Dienstleistung abzusehen, ferner an da-
Finanzministerium die Bitte zu richten, Sieuerexeku-
tionen zu unterlassen.
 
Annotationen