Rechtsansprüche der katholischen Kirche auf da- über-
zeugendste nychgewiesen würben. Darüber aber brach
der Culturkampf in Baden aus, und je höher die
Wogen gingen, um so weniger war daran zu denken,
daß der Staat, der sich immer feindseliger gegen die
Kirche geberdete, irgend eine Spur des Entgegen-
kommens zeigen würde.
So ruhte die Angelegenheit 20 Zahre hindurch,
bis sie 1885 unter dem hochseligen Erzbischof Dr.
Orbin wieder aufgegriffeu wurde. So große Hoffnungen
sich dieser Kirchenfürst, dessen Friedensliebe noch heute
von den National-Liberalen gerühmt wird, auch ge-
macht hatte, er wurde bitter enttäusch', da man ihn
nicht ein Mal einer Antwort würdigte. ES verging
wieder fast ein Jahrzehnt, ehe ein offizieller Bescheid
von Karlsruhe bei der Curie eintraf. Derselbe lautete
wenigstens nicht grundsätzlich ablehnend. Es entstand
ein umfangreicher Schriftenwechsel, aber die Sache
wollte nicht recht vom Fleck, so daß die Kirchenregier-
ung schließlich mit einer vrrwaltungSgericht-
lichen Klage drohen mußte. Auf der andern
Seite ging sie bis auf die äußerste Grenze der Re-
gierung entgegen, indem sie auf alle Entschädigungs-
Ansprüche betreffs der früheren stiftungSwidrigen Ver-
wendungen verzichtete und in einer Trennung zwischen
kirchlichen und weltlichen Stiftungen nach Maßgabe
von Z 4 der Stiftungsgesetzes von 1870 einzuwilligen
sich erklärte. Auf dieser Grundlage ließ sich endlich
die badische Regierung bereit finden, die Sache zu
ordnen.
Dar ganze Vermögen der Maria-Viktoria-
Stiftung beträgt heute noch etwas über 690,000 M.
auf die kirchlichen Stiftungen entfallen rund
370,000 M. auf die weltlichen 230,000 M. Nach
Abzug bezw. Wegfall der vorhandenen Belastungen,
wird also immerhin noch ein ansehnlicher Betrag für
den allgemeinen Zweck der Stiftung: Förderung der
katholischen Religion in den altbadischen Landen frei
werden.
So erfreulich das Endergebniß dieses fast hundert-
jährigen Ringens u. Kämpfens um die Maria-Victoria-
Stiftung auch genannt werden kann, so wenig gereicht
er der badischen Regierung zur Ehre, daß sie der
katholischen Kirche wider aller Recht jene Stiftung so
lange vorenthalten und deren Erträgnisse zum Theile
in ausgesprochenem Gegensätze zur Absicht der Stif-
terin verwendet hat. Wenn heute so ost von der
wirthschaftlichen Inferiorität der Katho-
liken gesprochen wird, so wird man an das Schicksal
der Maria-Victoria-Stiftung erinnern dürfen; leider
muß man hinzufügen, daß dieser Fall nicht vereinzelt
dasteht.
Präsident Ftmre in Rußland.
* Petersburg, 25. Aug. Die heutige Parade
in Sraßnoje Sselo wurde von dem Großfürsten Wla-
dimir Alexandrowitsch kommaudirt. Derselbe überreichte
dem Kaiser und dem Präsidenten Faure den Rapport.
Bor dem Frühstück in dem Palais in Kraßnoje Sselo
wurden dem Kaiser und der Kaiserin dir Offiziere der
französischen Geschwaderr vorgestellt.
* Peterhof, 26. Aug. Der russ. Minister des
Auswärtigen, Graf Murawjew, sandte dem französi-
schen Ministerpräsidenten Meline auf dessen Telegramm
folgende Erwiderung: „Auf Befehl meiner hohen
Herrn habe ich die Ehre, Ew. Excellenz den wärmsten
Dank zu übermitteln für die Gefühle, welche die franz.
Regierung in dem Telegramm an den Präsidenten der
Republik Ausdruck verliehen hat.
* Peterhof, 26. Aug. Dem gestern Abend im
Peterhofer Palais zu Ehren der Offiziere des franz.
Geschwaders, welche sämmtlich geladen waren, veran-
stalteten Galadiner wohnte auch die Kaiserin bei. In
Peterhof waren der obere Garten sowie der untere
Park prächtig beleuchtet. Den Kommandeuren und
Offizieren der franz. Geschwaders wurden russ. Orden
und den Matrosen russ. Medaillen verliehen.
* Petersburg, 26. Aug. Heute Vormittag 11
Uhr verabschiedete sich Präsident Faure in Peterhof
von den Großfürsten und Würdenträgern, welche sich
am Nrwa-LandungSsteg versammelt hatten. Kaiser
Nikolaus begab sich mit dem Präsidenten auf die
kaiserliche Jacht „Alexandria", die die Kaiserstandarte
und die Siandarre der Präsidenten gehißt hatte, und
gab dem Präsidenten an Bord der Jacht das Geleit
bis Kronstadt. Bei der Abfahrt der „Pothuau" wur-
den Salutschüsse abgegeben. Die des Regenwetters
wegen nicht zahlreich erschienene Menge brach in leb-
haste Zurufe aus.
* Petersburg, 26. Aug. Bei dem Frühstüh
an Bord des „Pothuau" brachte Präsident Faure
folgenden Toast aus: „Ich danke Euer Majestät u.
Ihrer Majestät der Kaiserin, daß Sie so huldvoll
bereit waren, einige Augenblicke auf einem der Schiffe
unserer Flotte zu verweile». Ich bin darüber um so
mehr erfreut, als es mir dadurch möglich wird,
Ihnen unter dem Schatten unserer nationalen Flagge
zu sage», wie sehr ich von der uns dargebrachten
innigsten Freundschaft gerührt bin u. wie sehr dankbar
wie de« russischen Volk« sind für -en großartige« Em-
pfang, der dem Präsidenten bereitet wurde. Ew. Miste-
stät kamen, von rassischen und französischen Seeleuten
geleitet, «ach Frankreich; in ihrer Mitte grüße ich
Rußland vor meiner Abreise in tiefer Bewegung. Die
französische und russische Mariae können stolz sein auf
den Antheil, welchen sie vom erste» Tage an an den
große« Ereignisse» haben, die die innige Freundschaft
zwischen Frankreich und Rußland begründeten. Sie
brachten die auSgestreckten Hände einander näher und
ermöglichten den beiden vereinten un) Mitten Nati-
onen, die von dem gemeinsamen Ideal der Civilisation,
Recht und Gerechtigkeit, geleitet werden, sich brüder-
lich in der loyalsten und aufrichtigsten Umarmung zu-
sammenschließen. Ich erhebe mein Glas zu Ehren
Ew. Majestät und Ihrer Majestät der Kaiserin
in dem Augenblick, wo ich mich von Ihnen trenne
und bitte Sie, die heißesten Wünsche entgegen-
zunehmen, die ich für ihr Glück und dasjenige
der kaiserlichen Familie hege. Im Namen Frank-
reichs trinke ich auf die Größe Rußlands."
Kaiser Nikolaus erwiderte: „Die Worte, die Sie
soeben an mich gerichtet haben, finden in meinem
Herzen lebhaftes Echo, und indem ich ganz den
Gefühlen nachgebe, die mich und ganz Rußland
bewegen, schätze ich mich glücklich zu sehen, daß
Ihr Aufenthalt unter uns ein neuer Baud
zwischen unseren beiden befreundeten und Mitten
Nationen schafft, die gleichmäßig entschlossen sind,
mit ihrer ganzen Macht zur Aufrechterhaltung des
Weltfriedens im Geiste von Recht und Billigkeit bei-
zutragen. Lassen Sie mich nochmals Ihnen für Ihren
Besuch danken und mein Glas zu Ihrer Ehre und
aus die Wohlfahrt Frankreichs leeren."
Deutsches Reich.
* Berli« 26. Aug. Die „Nordd. Allg. Ztg."
meldet: Der bisherige Gesandte i» Stuttgart, v. Hol-
leben, ist zum Botschafter in Washington in Aussicht
genommen. Den Gesandtenposten in Stuttgart erhält
der bisherige Gesandte in Lissabon», v. Derenthal,
denjenigen in Lissabon der bisherige Gesandte
in Weimar, Raschdau. Für diesen Posten ist der bis-
herige Generalkonsul in Budapest, Prinz von Rati-
>or und Corvey, au-ersehen. An Stelle des Gesand-
en von Gutschmid, der in den einstweiligen Ruhe-
land tritt, kommt nach Tokio der bisherige Gesandte
n Bukarest, v. Leiden, der durch den bisherigen Ge-
andten in Stockholm, Graf von Bray Steinburg, er-
etzt wird. Zum Gesandten in Stockholm ist der bis-
herige Gesandte in Hamburg, Graf v. Wallwitz, und
zum Gesandten in Hamburg der bisherige General-
konsul für Egypten v. Wolff-Metternich, bestimmt.
* Landshut, 25. Aug. Zum Katholikentag
sind bereits 700 Mitglieder angemeldet, eine Zahl,
welche die Voranmeldungen in München im Sommer
1890 erreicht, wen» nicht übersteigt. Unter de« An-
gemeldeten befinden sich der Nuntius Migr. Lorenzelli,
Bischof Ignatius von Senestrry, eine große Anzahl
von kath. Adeligen aus dem Reiche u. aus Oesterreich-
Ungarn, zahlreiche Parlamentarier aus Bayern, Würt-
temberg und Preußen, darunter Graf Galen, Dr.
Lieber, Dr. Daller, Dr. Orterer, Dr.Schädler, Grö-
ber, Welt- und Orden-geistliche, Lehrer u. s. w. An
der Straße vom Bahnhof zur Festhalle sind Willkomm-
pforte« errichtet, die Häuser sind mit Flaggen in den
bayerischen und Landshuter Farben geschmückt. Der
Magistrat erließ heute einen Aufruf an die Einwohner,
ihre Häuser zu schmücke«. An die Festhalle wird die
letzte Hand gelegt. Schon wird dar Mobiliar ange-
schafft und die Dekoration angebracht. Die Colossal-
statue der segnenden Papstes von Osterrieder ist bereit-
aufgestellt. Die Dekoration ist schon weit vorgeschritten.
Der Raum für die Presse befindet sich auf der Estrade
neben dem Präsidialsitz und der Rednertribüne. Er
sind 120 Arbeitsplätze da. Außerdem sind für die
Presse und Stenographen Arbeitszimmer hinter der
Estrade vorhanden. Die Post ist ebenfalls schon unter-
gebracht und die Telephone sind bereit- eingerichtet.
Die Restauration ist auch daneben. ES sind schon
zahlreiche Preßvertreter aller Parteien aus dem gan-
zen Reiche, wie auch solche auS dem Ausland ange-
meldet. Die Nummer des Festblattes ist bereit- im
Drucke.
Ausland.
* Rom, 25. Aug. In der vom Pfälzer Volks-
blatt schon gestern gemeldeten Unterhaltung mit den Car-
dinäsen und Prälaten war der Papst recht munter.
Bor allem sprach er über dar Fest de- h. Joachim.
„Wir hätten gern," sagte er lächelnd, „dar Fest Unseres
NamenSpatronS zu einem höheren liturgischen Grade
erhoben ; aber als Wir davon sprachen, fanden Wir
Opposition -ei der Ritten-Cougregation, die dar nicht
genehmigen wollte." Cardinal Aloisi Masella, der zur
Zeit Präfekt der Congregation der Ritten war, ant-
wortete, er sei nicht direkt der Absicht entgegengetreten,
sondern der Meinung gewesen, man solle die Festtage
der h. Anna und des h. Joachim im höheren liturgi-
....
scheu Grade abhalte«, aber beide au einemE^s
selben Tage, wie dar auch in der uralten
Liturgie geschehen sei, wo man da» feierliche
niß der Eltern der seligen Jungfrau am9.Sep»
dem Tage nach dem Feste Mariä Geburt, beg ^
habe. Der Cardinal erwähnte, daß diese
durch die Cousultoren dec Riten-Congregatio»
werd:. Nachher ließ sich der P ipst durch den
dinal Parocchi einiger über den Eucharistische»
greß in Venedig erzählen und lobte denselse»
Bei dieser Gelegenheit ließ der h. Bale^ die
durchblicken, nächstens eine E n c y k l i c a »
die Andacht zumAllrcheiligstea D'
sacramentezu veröffentlichen.
Rampolla referirt« über den vor einige» Tage»
gehaltenen Katholiken-Congreß in Sicilie», »»^.«j»
XIII. sprach seine Freude aus, daß auf der
schen Insel dar katholische Leben allmälig »MM
Dann erwähnte S. Heiligkeit de» Wissenschaft
Katholiken Congreß in Freiburg. Cardinal Si"»^
mußte etwas nähere- über diesen Congreß,eE,^
und der Papst fragte sogleich nach der Canisi»^^
und auch nach dem Eindruck, den seine Encytlu»
den seligen CanisiuS in Deutschland gemacht hab^W
der- aber, ob die deutschen Protestanten keine»
daran genommen hätten. Cardinal Steinhuber konA
über eine sehr befriedigende Antwort geben.
merkte Se. Heiligkeit, daß man sehr wenig M
Versionen deutscher Protestanten höre, während
land noch in letzter Zeit mehrere hervorragA
Persönlichkeiten in den Schooß der römische»
zurückgekehrt seien. Der Cardinal hob hervA st-
auch in Deutschland solche Conversionen ersE^
nur sei eS dort eine Regel geworden, 's
Schwierigkeit zu vermeiden, von denselben weE^
sprechen. Die Alumnen der Collegium Germ»»» H
sagte der Papst, hätten eine besondere Pflicht,--.^
tüchtig sich zu zeigen und für ihr Vaterland z»
denn dazu sei in Rom ihr Collegium gegründet ^
Der selige CanisiuS habe ein gewisser Verdien? z
der Beförderung und dem Aufblühen diese-
Cardinal Steinhuber konnte dem hl. Vater verM^j
daß die Alumnen der Germanicum- ihrer
immer treu gewesen seien. Deutschland h»»* *^
dort tüchtige und würdige Priester erhalten-
stimmte der hl. Vater zu und lobte
Germanicum. Durch Cardinal Satolli ließ
dann Se. Heiligkeit einiges über die letzte» .
Ara Eoeli abgehaltenen Feste der hl. Ludwig
Anjou erzählen und befragte dann de« s
Parocchi über daS Gedeihen der Pfarrvereine, -
Rom und in dem Latium aufblühen. Er forderte
sonders einige Prälaten und die gegenwärtige» V,-
auf, mit allen Kräfte« den katholisch
Vereinen beizustehen, damit Gla»°M
und Sittlichkeit gerettet werde»- j
derselben Unterhaltung kündigte Se. Heiligkeit
an, daß nächstens in der Form einer Encyki^r
neuer Ausruf an die Katholiken veröffentlicht A
die Andacht der hl. Rosenkranzes mehr und web
verbreite». Besonders muß noch erwähnt werde»,
der Papst von feinem Geheimsekretär der lateirniA
Briefe, Msgr. Taroggi, mit großem Lobe >p ,st
Dieser noch iunge Prälat, der dem heil. Vater
beifteht, ist ein eben so tüchtiger wie bescheidener
tinist. In letzter Zeit war derselbe schwer kca»r
mußte auf Befehl de-päpstlichen Leibärzte- für
Monate von den große« Anstrengungen der Ast
sich zurückziehen. Selten Hit Leo XIII. einem
solch' ein Lob gespendet, wie gestern, indem er M §
„Taroggi ist Unsere Perle." Cardinäle u. Pew» j
stimmten diesem Lobe bei, und nur einer wird
überrascht gewesen sein, der treue u. demüthige
der Papstes, Taroggi selbst.
Aus Baden.
Heidelberg, 27. A»gs^
— Der Kaiser hat bei der DenkmalSftiee §
Magdeburg folgende Aeußerung gethan: „Magd^,
hat viel gelitten und durchgemacht, aber grvv
die Stadt in der Geschichte da, und große E« A
ihr einst gegolten, wie nur je einer deutsche»
Bor allem aber hat die Stadt im Märtyrers«!«
in edeler Hingabe für ihre« Glauben gelitte»
ein ehernes Denkmal der Geschichte der protestanw^
Glauben» gesetzt." Der Umstand, daß diese
au- kaiserlichem Munde kamen, nöthigt un- ö»^,
knappen Feststellung der geschichtlichen THE^x
Magdeburg — nebenbei bemerkt, hatte vorher
Oberbürgermeister von seiner „unverbrüchliche» , M
u. Hingebung für Kaiser und Reich" gesprochen, w«»
wohl nur auf die Gegenwart beziehen soll -- M
der ganz vereinzelten Städte, welche sich AL«
Adolph anschlossen, während auch die Protest»»»^
Stände fast ausnahmslos — wir erinnern »».M
den Kurfürsten von Brandenburg — dem schwe^H
Eroberer mit äußester Zurückhaltung begegnete» -
nahm schwedische Besatzung auf, der schwedische
Mandant setzte den Widerstand fort, auch als » i
zeugendste nychgewiesen würben. Darüber aber brach
der Culturkampf in Baden aus, und je höher die
Wogen gingen, um so weniger war daran zu denken,
daß der Staat, der sich immer feindseliger gegen die
Kirche geberdete, irgend eine Spur des Entgegen-
kommens zeigen würde.
So ruhte die Angelegenheit 20 Zahre hindurch,
bis sie 1885 unter dem hochseligen Erzbischof Dr.
Orbin wieder aufgegriffeu wurde. So große Hoffnungen
sich dieser Kirchenfürst, dessen Friedensliebe noch heute
von den National-Liberalen gerühmt wird, auch ge-
macht hatte, er wurde bitter enttäusch', da man ihn
nicht ein Mal einer Antwort würdigte. ES verging
wieder fast ein Jahrzehnt, ehe ein offizieller Bescheid
von Karlsruhe bei der Curie eintraf. Derselbe lautete
wenigstens nicht grundsätzlich ablehnend. Es entstand
ein umfangreicher Schriftenwechsel, aber die Sache
wollte nicht recht vom Fleck, so daß die Kirchenregier-
ung schließlich mit einer vrrwaltungSgericht-
lichen Klage drohen mußte. Auf der andern
Seite ging sie bis auf die äußerste Grenze der Re-
gierung entgegen, indem sie auf alle Entschädigungs-
Ansprüche betreffs der früheren stiftungSwidrigen Ver-
wendungen verzichtete und in einer Trennung zwischen
kirchlichen und weltlichen Stiftungen nach Maßgabe
von Z 4 der Stiftungsgesetzes von 1870 einzuwilligen
sich erklärte. Auf dieser Grundlage ließ sich endlich
die badische Regierung bereit finden, die Sache zu
ordnen.
Dar ganze Vermögen der Maria-Viktoria-
Stiftung beträgt heute noch etwas über 690,000 M.
auf die kirchlichen Stiftungen entfallen rund
370,000 M. auf die weltlichen 230,000 M. Nach
Abzug bezw. Wegfall der vorhandenen Belastungen,
wird also immerhin noch ein ansehnlicher Betrag für
den allgemeinen Zweck der Stiftung: Förderung der
katholischen Religion in den altbadischen Landen frei
werden.
So erfreulich das Endergebniß dieses fast hundert-
jährigen Ringens u. Kämpfens um die Maria-Victoria-
Stiftung auch genannt werden kann, so wenig gereicht
er der badischen Regierung zur Ehre, daß sie der
katholischen Kirche wider aller Recht jene Stiftung so
lange vorenthalten und deren Erträgnisse zum Theile
in ausgesprochenem Gegensätze zur Absicht der Stif-
terin verwendet hat. Wenn heute so ost von der
wirthschaftlichen Inferiorität der Katho-
liken gesprochen wird, so wird man an das Schicksal
der Maria-Victoria-Stiftung erinnern dürfen; leider
muß man hinzufügen, daß dieser Fall nicht vereinzelt
dasteht.
Präsident Ftmre in Rußland.
* Petersburg, 25. Aug. Die heutige Parade
in Sraßnoje Sselo wurde von dem Großfürsten Wla-
dimir Alexandrowitsch kommaudirt. Derselbe überreichte
dem Kaiser und dem Präsidenten Faure den Rapport.
Bor dem Frühstück in dem Palais in Kraßnoje Sselo
wurden dem Kaiser und der Kaiserin dir Offiziere der
französischen Geschwaderr vorgestellt.
* Peterhof, 26. Aug. Der russ. Minister des
Auswärtigen, Graf Murawjew, sandte dem französi-
schen Ministerpräsidenten Meline auf dessen Telegramm
folgende Erwiderung: „Auf Befehl meiner hohen
Herrn habe ich die Ehre, Ew. Excellenz den wärmsten
Dank zu übermitteln für die Gefühle, welche die franz.
Regierung in dem Telegramm an den Präsidenten der
Republik Ausdruck verliehen hat.
* Peterhof, 26. Aug. Dem gestern Abend im
Peterhofer Palais zu Ehren der Offiziere des franz.
Geschwaders, welche sämmtlich geladen waren, veran-
stalteten Galadiner wohnte auch die Kaiserin bei. In
Peterhof waren der obere Garten sowie der untere
Park prächtig beleuchtet. Den Kommandeuren und
Offizieren der franz. Geschwaders wurden russ. Orden
und den Matrosen russ. Medaillen verliehen.
* Petersburg, 26. Aug. Heute Vormittag 11
Uhr verabschiedete sich Präsident Faure in Peterhof
von den Großfürsten und Würdenträgern, welche sich
am Nrwa-LandungSsteg versammelt hatten. Kaiser
Nikolaus begab sich mit dem Präsidenten auf die
kaiserliche Jacht „Alexandria", die die Kaiserstandarte
und die Siandarre der Präsidenten gehißt hatte, und
gab dem Präsidenten an Bord der Jacht das Geleit
bis Kronstadt. Bei der Abfahrt der „Pothuau" wur-
den Salutschüsse abgegeben. Die des Regenwetters
wegen nicht zahlreich erschienene Menge brach in leb-
haste Zurufe aus.
* Petersburg, 26. Aug. Bei dem Frühstüh
an Bord des „Pothuau" brachte Präsident Faure
folgenden Toast aus: „Ich danke Euer Majestät u.
Ihrer Majestät der Kaiserin, daß Sie so huldvoll
bereit waren, einige Augenblicke auf einem der Schiffe
unserer Flotte zu verweile». Ich bin darüber um so
mehr erfreut, als es mir dadurch möglich wird,
Ihnen unter dem Schatten unserer nationalen Flagge
zu sage», wie sehr ich von der uns dargebrachten
innigsten Freundschaft gerührt bin u. wie sehr dankbar
wie de« russischen Volk« sind für -en großartige« Em-
pfang, der dem Präsidenten bereitet wurde. Ew. Miste-
stät kamen, von rassischen und französischen Seeleuten
geleitet, «ach Frankreich; in ihrer Mitte grüße ich
Rußland vor meiner Abreise in tiefer Bewegung. Die
französische und russische Mariae können stolz sein auf
den Antheil, welchen sie vom erste» Tage an an den
große« Ereignisse» haben, die die innige Freundschaft
zwischen Frankreich und Rußland begründeten. Sie
brachten die auSgestreckten Hände einander näher und
ermöglichten den beiden vereinten un) Mitten Nati-
onen, die von dem gemeinsamen Ideal der Civilisation,
Recht und Gerechtigkeit, geleitet werden, sich brüder-
lich in der loyalsten und aufrichtigsten Umarmung zu-
sammenschließen. Ich erhebe mein Glas zu Ehren
Ew. Majestät und Ihrer Majestät der Kaiserin
in dem Augenblick, wo ich mich von Ihnen trenne
und bitte Sie, die heißesten Wünsche entgegen-
zunehmen, die ich für ihr Glück und dasjenige
der kaiserlichen Familie hege. Im Namen Frank-
reichs trinke ich auf die Größe Rußlands."
Kaiser Nikolaus erwiderte: „Die Worte, die Sie
soeben an mich gerichtet haben, finden in meinem
Herzen lebhaftes Echo, und indem ich ganz den
Gefühlen nachgebe, die mich und ganz Rußland
bewegen, schätze ich mich glücklich zu sehen, daß
Ihr Aufenthalt unter uns ein neuer Baud
zwischen unseren beiden befreundeten und Mitten
Nationen schafft, die gleichmäßig entschlossen sind,
mit ihrer ganzen Macht zur Aufrechterhaltung des
Weltfriedens im Geiste von Recht und Billigkeit bei-
zutragen. Lassen Sie mich nochmals Ihnen für Ihren
Besuch danken und mein Glas zu Ihrer Ehre und
aus die Wohlfahrt Frankreichs leeren."
Deutsches Reich.
* Berli« 26. Aug. Die „Nordd. Allg. Ztg."
meldet: Der bisherige Gesandte i» Stuttgart, v. Hol-
leben, ist zum Botschafter in Washington in Aussicht
genommen. Den Gesandtenposten in Stuttgart erhält
der bisherige Gesandte in Lissabon», v. Derenthal,
denjenigen in Lissabon der bisherige Gesandte
in Weimar, Raschdau. Für diesen Posten ist der bis-
herige Generalkonsul in Budapest, Prinz von Rati-
>or und Corvey, au-ersehen. An Stelle des Gesand-
en von Gutschmid, der in den einstweiligen Ruhe-
land tritt, kommt nach Tokio der bisherige Gesandte
n Bukarest, v. Leiden, der durch den bisherigen Ge-
andten in Stockholm, Graf von Bray Steinburg, er-
etzt wird. Zum Gesandten in Stockholm ist der bis-
herige Gesandte in Hamburg, Graf v. Wallwitz, und
zum Gesandten in Hamburg der bisherige General-
konsul für Egypten v. Wolff-Metternich, bestimmt.
* Landshut, 25. Aug. Zum Katholikentag
sind bereits 700 Mitglieder angemeldet, eine Zahl,
welche die Voranmeldungen in München im Sommer
1890 erreicht, wen» nicht übersteigt. Unter de« An-
gemeldeten befinden sich der Nuntius Migr. Lorenzelli,
Bischof Ignatius von Senestrry, eine große Anzahl
von kath. Adeligen aus dem Reiche u. aus Oesterreich-
Ungarn, zahlreiche Parlamentarier aus Bayern, Würt-
temberg und Preußen, darunter Graf Galen, Dr.
Lieber, Dr. Daller, Dr. Orterer, Dr.Schädler, Grö-
ber, Welt- und Orden-geistliche, Lehrer u. s. w. An
der Straße vom Bahnhof zur Festhalle sind Willkomm-
pforte« errichtet, die Häuser sind mit Flaggen in den
bayerischen und Landshuter Farben geschmückt. Der
Magistrat erließ heute einen Aufruf an die Einwohner,
ihre Häuser zu schmücke«. An die Festhalle wird die
letzte Hand gelegt. Schon wird dar Mobiliar ange-
schafft und die Dekoration angebracht. Die Colossal-
statue der segnenden Papstes von Osterrieder ist bereit-
aufgestellt. Die Dekoration ist schon weit vorgeschritten.
Der Raum für die Presse befindet sich auf der Estrade
neben dem Präsidialsitz und der Rednertribüne. Er
sind 120 Arbeitsplätze da. Außerdem sind für die
Presse und Stenographen Arbeitszimmer hinter der
Estrade vorhanden. Die Post ist ebenfalls schon unter-
gebracht und die Telephone sind bereit- eingerichtet.
Die Restauration ist auch daneben. ES sind schon
zahlreiche Preßvertreter aller Parteien aus dem gan-
zen Reiche, wie auch solche auS dem Ausland ange-
meldet. Die Nummer des Festblattes ist bereit- im
Drucke.
Ausland.
* Rom, 25. Aug. In der vom Pfälzer Volks-
blatt schon gestern gemeldeten Unterhaltung mit den Car-
dinäsen und Prälaten war der Papst recht munter.
Bor allem sprach er über dar Fest de- h. Joachim.
„Wir hätten gern," sagte er lächelnd, „dar Fest Unseres
NamenSpatronS zu einem höheren liturgischen Grade
erhoben ; aber als Wir davon sprachen, fanden Wir
Opposition -ei der Ritten-Cougregation, die dar nicht
genehmigen wollte." Cardinal Aloisi Masella, der zur
Zeit Präfekt der Congregation der Ritten war, ant-
wortete, er sei nicht direkt der Absicht entgegengetreten,
sondern der Meinung gewesen, man solle die Festtage
der h. Anna und des h. Joachim im höheren liturgi-
....
scheu Grade abhalte«, aber beide au einemE^s
selben Tage, wie dar auch in der uralten
Liturgie geschehen sei, wo man da» feierliche
niß der Eltern der seligen Jungfrau am9.Sep»
dem Tage nach dem Feste Mariä Geburt, beg ^
habe. Der Cardinal erwähnte, daß diese
durch die Cousultoren dec Riten-Congregatio»
werd:. Nachher ließ sich der P ipst durch den
dinal Parocchi einiger über den Eucharistische»
greß in Venedig erzählen und lobte denselse»
Bei dieser Gelegenheit ließ der h. Bale^ die
durchblicken, nächstens eine E n c y k l i c a »
die Andacht zumAllrcheiligstea D'
sacramentezu veröffentlichen.
Rampolla referirt« über den vor einige» Tage»
gehaltenen Katholiken-Congreß in Sicilie», »»^.«j»
XIII. sprach seine Freude aus, daß auf der
schen Insel dar katholische Leben allmälig »MM
Dann erwähnte S. Heiligkeit de» Wissenschaft
Katholiken Congreß in Freiburg. Cardinal Si"»^
mußte etwas nähere- über diesen Congreß,eE,^
und der Papst fragte sogleich nach der Canisi»^^
und auch nach dem Eindruck, den seine Encytlu»
den seligen CanisiuS in Deutschland gemacht hab^W
der- aber, ob die deutschen Protestanten keine»
daran genommen hätten. Cardinal Steinhuber konA
über eine sehr befriedigende Antwort geben.
merkte Se. Heiligkeit, daß man sehr wenig M
Versionen deutscher Protestanten höre, während
land noch in letzter Zeit mehrere hervorragA
Persönlichkeiten in den Schooß der römische»
zurückgekehrt seien. Der Cardinal hob hervA st-
auch in Deutschland solche Conversionen ersE^
nur sei eS dort eine Regel geworden, 's
Schwierigkeit zu vermeiden, von denselben weE^
sprechen. Die Alumnen der Collegium Germ»»» H
sagte der Papst, hätten eine besondere Pflicht,--.^
tüchtig sich zu zeigen und für ihr Vaterland z»
denn dazu sei in Rom ihr Collegium gegründet ^
Der selige CanisiuS habe ein gewisser Verdien? z
der Beförderung und dem Aufblühen diese-
Cardinal Steinhuber konnte dem hl. Vater verM^j
daß die Alumnen der Germanicum- ihrer
immer treu gewesen seien. Deutschland h»»* *^
dort tüchtige und würdige Priester erhalten-
stimmte der hl. Vater zu und lobte
Germanicum. Durch Cardinal Satolli ließ
dann Se. Heiligkeit einiges über die letzte» .
Ara Eoeli abgehaltenen Feste der hl. Ludwig
Anjou erzählen und befragte dann de« s
Parocchi über daS Gedeihen der Pfarrvereine, -
Rom und in dem Latium aufblühen. Er forderte
sonders einige Prälaten und die gegenwärtige» V,-
auf, mit allen Kräfte« den katholisch
Vereinen beizustehen, damit Gla»°M
und Sittlichkeit gerettet werde»- j
derselben Unterhaltung kündigte Se. Heiligkeit
an, daß nächstens in der Form einer Encyki^r
neuer Ausruf an die Katholiken veröffentlicht A
die Andacht der hl. Rosenkranzes mehr und web
verbreite». Besonders muß noch erwähnt werde»,
der Papst von feinem Geheimsekretär der lateirniA
Briefe, Msgr. Taroggi, mit großem Lobe >p ,st
Dieser noch iunge Prälat, der dem heil. Vater
beifteht, ist ein eben so tüchtiger wie bescheidener
tinist. In letzter Zeit war derselbe schwer kca»r
mußte auf Befehl de-päpstlichen Leibärzte- für
Monate von den große« Anstrengungen der Ast
sich zurückziehen. Selten Hit Leo XIII. einem
solch' ein Lob gespendet, wie gestern, indem er M §
„Taroggi ist Unsere Perle." Cardinäle u. Pew» j
stimmten diesem Lobe bei, und nur einer wird
überrascht gewesen sein, der treue u. demüthige
der Papstes, Taroggi selbst.
Aus Baden.
Heidelberg, 27. A»gs^
— Der Kaiser hat bei der DenkmalSftiee §
Magdeburg folgende Aeußerung gethan: „Magd^,
hat viel gelitten und durchgemacht, aber grvv
die Stadt in der Geschichte da, und große E« A
ihr einst gegolten, wie nur je einer deutsche»
Bor allem aber hat die Stadt im Märtyrers«!«
in edeler Hingabe für ihre« Glauben gelitte»
ein ehernes Denkmal der Geschichte der protestanw^
Glauben» gesetzt." Der Umstand, daß diese
au- kaiserlichem Munde kamen, nöthigt un- ö»^,
knappen Feststellung der geschichtlichen THE^x
Magdeburg — nebenbei bemerkt, hatte vorher
Oberbürgermeister von seiner „unverbrüchliche» , M
u. Hingebung für Kaiser und Reich" gesprochen, w«»
wohl nur auf die Gegenwart beziehen soll -- M
der ganz vereinzelten Städte, welche sich AL«
Adolph anschlossen, während auch die Protest»»»^
Stände fast ausnahmslos — wir erinnern »».M
den Kurfürsten von Brandenburg — dem schwe^H
Eroberer mit äußester Zurückhaltung begegnete» -
nahm schwedische Besatzung auf, der schwedische
Mandant setzte den Widerstand fort, auch als » i