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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

DOI issue:
September 1897
DOI article:
Nr. 203
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0831

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Gericht»?«!.
"«»«hei«, 2. Sepr. Ferieustrafkammer I.
-j,L'Au- de« Garten von Friedrich Jüngling
n!te i, den er einstirg, stahl der 36 Jahre
i, Partner Karl Gottlieb Borzer von Miefera ein
Hütte avfbewahrtes ZwillingSjagdgewehr im
von 80 Mark, welches dem Fabrikanten Karl
zv„? ?oa Kirchheim gehörte, Borzer wurde zu vier
^"«aten Gefängniß verurtheilt.
Bein, Negen verschiedener Diebstähle und frecher
Liljsfreien erhielt das 19 Jahre alte Dienstmädchen
H^.^uglert von Reizheim 1 Jahr 2 Monate Ge-
Hw a hatte ihrem Dienstherr», dem Diener
Mrtk ^er hier 5 Mark baar, ein Opernglas i«
von 10 Mk, 2 LebenSversicherungSbücher im
23 M. und eine Photographie im
von 1 M. entwendet, ferner sich hier von dem
L,»jkann Friedrich Jöplin und dem Konditor Karl
je einen Anzug im Werthe von 65 und 58
„M. °urch das Borgeben erschwindelt, der Schneider-
'n Ludwig-Hafen habe sie geschickt, die
övm Maßnehmen zu holen, des Weiteren die
hier k ^rwarenhandlung von Hellman» u. Heyd
s,h.j?vrch die Vorspiegelung, die Frau de- Billard-
i«r, ntea Dörner in Ludwigshafen und deren El-
skj,' . Christian Häfer Eheleute in JlveSheem
h u Ihre Auftraggeber, am 12., 13. und 14. Juni
iiy ^.zuc creditweisen Abgabe von Kleiderstoffen im
Fritze von nahezu 50 M. bestimmt.
Khrte der 22 Jahre alte SchiffSkuecht Simon Ebert
»Exiis "uf den hier vor Anker liegenden Schiffen
Wkk ^uise" und „Anis Priens zum Nachtheil der
«irr « Kunel und Hemmerdorf Kleiderdiebstähle
' wurde zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt.
Ä ^.^ie Taglöhuer Karl Wüst und Martin Wüst,
L-»,, d 36 Jahre alt, entwendeten kürzlich aus dem
ihr« tz von PH. Holzmann und Co. 6. 8. der an
5 »tzAhnung angrenzt, Dielen im Werthe von
Mk Riit Rücksicht auf ihre bisherige Unbescholten-
sie mit der gesetzlichen Mindeststrafe von 3
"n Gefängniß davon.
Ti..« Vergehens gegen § 176 Ziff. 3 R.-
ISH«,' wurde gegen den 19 Jahre alten Tag-
ßkaf, Philipp Bach von WieSloch eine Gefängniß-
b don 9 Monaten ausgesprochen.
Z5 Erfolg begleitet war die Berufung deS
* alten Handlungsreisenden Karl Albert
Beißwenger von Heilbronn, den das
tlllaz, bricht wegen Unterschlagung und Be-
3 Wochen Gefängniß verurtheilt hatte.
HkkM^er, der als Reisender der Firma I.
Nachfolger hier nicht nur Bestellungen
M/k sondern auch das Jncasso zu besorgen
sich hzum Nachtheil seines Geschäfts 70 Mk. für
«Mass, ien haben. Als er von der Firma bereits
H Aar, hat er, obwohl stellen- und mittellos,
«SHWirth Fesenmeyer in Neckarau gegenüber
spielt/-weisender der Firma I. Henninger aufge-
h>iez ihn zur Kreditirung einer kleinen Zeche u.
p>«ch.^whens bestimmt. Infolge seiner Berufung
^isebnk E die Strafe bez. des Unterschlagungsfalls
K.E" vud der Appellant sreigesprochen. Die
iiiipxs,,Wegen des ZechbetrugS wurve als durch die
/"chungshaft verbüßt erklärt.
dikc^^chwere Folgen falscher bezw. irrthümlicher
vvg eines Arztes kamen in diesem Falle zur
Hlh /E. Am 15 Mgj d I. hielt der 25 Jahre
^ii Msche Arzt Dr. Gustav August Wilhelm Hack
en in dem benachbarten St. Ilgen seine
Ülh ^Sprechstunde ab. Unter den Patienten befand
das 3jähcige Kind der Maurer- Joseph
welches wegen einer Augenkrankheit — skro-
butterschwüre der Hornhaut — von seiner
Uuchj.dem Arzte zugetragen wurde. Der Arzt un-
Mchh-. "ar Kind wegen dessen Sträuben- nur ober-
pltlher "/d verschrieb dann dem Kinde ein Streu-
^ianiol wollte außer seiner Suplimatlösung noch
° ^ordnen, beging aber den Jrrthum noch
Mill;» ^dUwat zu schreiben, so daß e- statt Oolamal
^dtilissimö xulvsrnt hieß: Sublimat subti-
pdlvsrat. Die Frau ließ da- Recrpt in der
^iira-^c" ^"wen aufertigen, wobei ihr der Apo-
E'si, da» wiederholt bemerkte, es sei da« stärkste
^chde»? ^^de, sie solle eS nur sorgsam aufheben,
^irhx die Frau ihm versichert hatte, der Arzt
'ir Medizin selbst anwenden, war der Apache-
Am zweiten Tage nach dem Verschreiben
i» tzx kam die Frau mit dem Kinde wieder
Y ck in die Sprechstunde und nun pinselte
n',,k 5 "itht den Todtenkopf und die Aufschrift
^daz m , Er Schachtel bemerkte, dem kleinen Krän-
klich. Pv^ver in die Augen. Da- Kind schrie fürch-
Me An/»^."?um, wurde man bald nachher gewahr.
Ui schwollen faustdick auf und da- unglück-
n/ Matzte vor Schmerzen den Kalk von der
M a,r„s n seinem Bettchen. Dr. Hack wurde als-
st«. ließ sich dar Schächtelchen mit dem
»even und glaubte zuerst an einen Jrrthum

der Apothekers, aber bei genauer Untersuchung mußte
er bekennen, daß er der Schuldige war. DäS Kind
wurde nach Heidelberg in die Augenklinik ver-
bracht und hier wurde koustatirt, daß da- ätzende Gift
die beiden Augäpfel zerfreffen, und daß Sehvermögen
des bedauernSwertheu Wesen- für immer zerstört hatte.
Der Arzt hatte sich heute wegen fahrlässiger Körper-
verletzung zu verantworten. Er erklärte heute auf die
Anklage, daß er zur kritischen Zeit aus Aufregung--
zuständen nicht herausgekommen sei. Sein Vater und
sein einziges Kind seien schwer krank gewesen und er
habe die Praxi- de- Ersteren mitversehen müssen.
In der ersten Sprechstunde, in der er das Kind unter-
sucht habe, sei dieses, wie alle augenleidenden Kinder,
die schon wiederholt untersucht wurden, sehr schwierig
gewesen und habe fürchterlich geschri-en, so daß er
die Untersuchung sehr habe abküczen müssen und über
die Natur der Augengeschwüre kein bestimmte- Bild
habe gewinnen können. Die Verschreibung des Re-
cepts könne er sich nur dadurch erklären, daß er daS
Wort Sublimat, dar er schon einmal niedergeschrieben,
in der Eile wiederholt habe. Er habe sich bereit er-
klärt, die ganze Sorge für die Erziehung der KiudeS
zu übernehmen und dasselbe in der Blindenanstalt in
Ilvesheim unterbringen wollen. Da sich die Eltern
jedoch geweigert, habe er denselben eine Entschädigung
von 7500 Mark zugesichert; 5000 Mark seien
davon schon bezahlt, weitere 2500 M. seien am 1.
Oktober dS. IS. zu bezahlen. Die Eltern hätten sich
damit befriedigt erklärt. Al- medizinische Sachver-
ständige wurden die Medizinalärzte Fink au- Heidel-
berg und Ziegler au- Karlsruhe gehört. Herr Fink
sprach sich über die schweren Folgen der Fahrlässig-
keit, schweren Erkrankung und Erblindung de» Kinde-
aur und bestätigte de- Weiteren die Entschuldigung
de- Angeklagten hinsichtlich der schwierigen Behand-
lung augenleidender Kinder. Med. Rath Ziegler be-
mängelte die Art der Ausfertigung de- Rezeptes, dar
jedenfalls ein außergewöhnliches zu nennen sei. Die
älteren Aerzte versäumten nie, ihren Rezepten die Art
der Anwendung des betr. Heilmittels hinzuzufügen.
Auf dem fraglichen Rezept fehlte diese Signatur, wie
sie überhaupt von den Aerzten der jüngeren Generatio-
nen meist nicht angebracht werde. DaS sei eine be-
dauerliche Neuerung. Der Apothekergehilfe, der daS
Rezept auSgeführt, habe sich keiner Uebertretung der
Arzneiordnung schuldig gemacht, aber angesichts der
Außergewöhnlichkeit deS Rezept- hätte er sich doch
veranlaßt sehen müssen, seinen Prinzipal um Rath zu
fragen. Der Staatsanwalt beantragte, eine Gefäng-
nißstrafe, der Vertheidiger, R. A. Dr. Rosenfeld, bat
den Verhältnissen durch Erkennung einer Geldstrafe
Rechnung zu tragen. DaS Urthe l lautete auf eine
Geldstrafe von 500 M.
8. Der 16 Jahre alte Spenqlerlehrling Georg
CastritmS von Heidelberg, der auf einem Straferste-
hungSbefehl, den er sich wegen Ruhestörung zugezogen
hatte, aus 2 Tagen 1 Tag Haft machte, wurde wegen
Urkundenfälschung mit 3 Tagen Gefängniß belegt.

Neueste Nachrichten.
* Homburg, 3. Sept. Nachmittags um 5 Uhr
trafen der König u. die Königiu von Ita lien
mittelst Sonderzugs auf dem hiesigen Bahnhof ein,
auf dem sich der Kaiser und die Kaiserin, Prinz Al-
brecht von Preußen, der Herzog von Cambridge,
dieser in preußischer Generalsuuiform und das große
Gefolge deS Kaisers zum Empfange eingefunden hatten.
Sofort nach Halten des Zuges trat der Kaiser an den
Salonwagen heran und begrüßte u. küßte die Königin
von Italien auf beide Wangen und umarmte sodann
den König von Italien äußerst herzlichst und küßte
ihn wiederholt. Die Kapelle deS 11. JägerbataillonS
spielte beim Einlaufen des Zuges in den Bahnhof den
italienischen Königsmarsch. Nach der Vorstellung
deS Gefolges schritten die Fürstlichkeiten die von der
3. Kompagnie des 11. JägerbataillonS gestellte Ehren-
wache ab. ES folgte sodann deren Vorbeimarsch.
Hierauf nahmen die Kaiserin und die Königin in dem
ersten, der Kaiser und der König im zweiten Wagen
Platz und fuhren, eSkortirt von dem 13. Husaren-
Regiment, nach dem Schloß. Auf der ganzen,
festlich in deutschen und italienischen Farben ge-
schmückten Straße bildete Infanterie Spalier. Die
Straße war vom Publikum dicht besetzt. Bor dem
Kurhause, vor dem rin Pavillon errichtet war, indem
die Sladtvertretung und die Ehrenjungfrauen Auf-
stellung genommen hatten, hielt der erste Wagen. Die Kur-
kapelle spielte den italienischen KönigSmarsch. Bürger-
meister Dr. Tettenborn begrüßte Namens der Stadt
die Königin in einer längeren Ansprache. Die Kö
nigin dankte in herzlicher Weise durch wiederholten
Händedruck und nahm dann aus der Hand des
Fräulein Ulrike Schmidt einen prachtvollen Orchideen-
strauß entgegen. Sodann begab sich der Bürger-
meister zu dem weiter rückwärts haltenden zweiten Wagen
und begrüßte den König mit einer kurzen Ansprache,
die dieser mit einigen DankeSworten erwiderte. Die
Bevölkerung begrüßte die Gäste mit brausenden Hurrah,

rufen. — Heute Arend 9 Uhr sichet im oberen
Schloßhofe ein großer Zapfenstreich statt, der von de»
gesummten MufikkorpS des 11. SrsreecorpS ansge-
führt wird.
* Berlin, 3. Sept. Aus Apolda meldet der
„Lokalanz.": Bei einem Marsch der zweiten Konlpagnie
und der RegimentSmufik deS 94. Regiments über eine
von Pionieren geschlagene Brücke brach diese zusammen.
Eine größere Anzahl Soldaten und Hautboisten sind
dabei ertrunken. Der Kapellmeister Dcehmaan wurde
von einem herabfallendeu Balken erschlagen.
* Lissabon, 3 Sept. AuS Anlaß der Ueberfalle»
auf eine portugiesische Barke durch Riffpirateu, die
da- Schiff plünderten und den Kapitän sowie einen
Theil der Mannschaft desselben gefangen halten, haben
die portugiesischen Panzerschiffe „Basco de Gama*
und „Adamastor" Befehl erhalten, nach Marokko zu
gehen. *
* Lissabon, 3. Sept. Von 12 Anträgen der
FinavzministerS genehmigten die CorteS nur drei,
betreffend die Bank von Portugal, die Unternehmung
öffentlicher Arbeiten und die Ruhegehälter. Der
Antrag betr. Konversion der äußeren Schuld wurde
nicht einmal auf die Tagesordnung gesetzt, während
der Antrag betr. da- Privileg der Tabakgesellschaft
unerledigt blieb. Die CorteS vertagten sich nach
Bewilligung deS Budgets bis zum 2. November.

WMslh-kllWWe GerneiudrgMesStelO in Devrlüerg.

Sonntag, 5. September. /
2« der Jesuileukirche
6 Uhr: sirühgotteSdrenft.
8 „ Schulmefse
9 „ Hochamt mit Predigt. <
11 . Stille hl. Messe. »
1 „ Christenlehre.
2 . Vesper. ' . ,

2« der Rothkirche.
6 Uhr: «usspendung der hl. Kommunion.
8 „ Hl. Messe.
9V, „ Hochamt mit Predigt.

Morgens
Mittag-
Mittags
Morgens

Handel «nd Verkehr.
* Mannheimer Hopfen. 2. Sept. Der heutige Einkauf
ging fast zu etwas besseren Pressen flott von Statten.
Das nasse Weiter hindert größere Quantitäten zu kaufen;
auch ist dasselbe dem Hopfen, welcher sich noch an der
Stange befindet, schädlich, sodaß es erwünscht wäre, wenn
baldigst aünstigere und trockenere Witterung eintreten
würde. Nürnberg ist unverändert flau.,
* Schwetzingen, 2. Sept. (Hopfen.) Gestern wurde«
nur 2 Ballen auf der Stadtwaaqe abgewogen. Heute da-
gegen entwickelt sich ein lebhafteres Geschäft und wird
riemlich viel gehandelt- D'e Preise bewegen sich je nach
Qualität zwischen 70 und 100 M.
* «rühl, 2. Swt. (Hopsen.) Einige kleine Parthien
wurden gestern verkauft. Preis 100 M.
* Hockenheim, 2. Sept. (Hopfen.) Dahier wurde am
Montag mit der Hopfenernte begonnen. Verkäufe wurden
zu 75 bis 80 M. abgeschlossen. Es gibt j tzt schöne trockene
Waare genug.
- Mrrlach, 2. Sept. (Hopfen.) Trotzdem unsere Hopfen
nach dem Uriheil von Sachverständigen von vorzüglicher
Qualität find, geht der Beikauf doch nur langsam- Zum
Preise von 100 bis 110 M. nebst einem üblichen Trinkgeld
kamen bis jetzt erst ca. 200 Zentner zur Verwiegung.
* WieSloch. 3. Sept- Der heutige Schweinemarkt
war mit 80 Stück Milchschweinen beschickt. Preis für ein
Paar 18-22 Mk. Butter 1.20 Mk., Eier 1 Stück 6 Df.
Käs 6 Pfg., Kraut per Kops 12 Pfg„ Gurken 0 Stück 0
Psg., Salat per Kopf 3 Pfg., Rettig per Stück 3 Pfg.,
Birnen 0 Psg., Zwetschgen 00 Stück 0 Psg.. Aepfel 1 St-
4 Pfg., Zwiebel per Pfund O Pfg., Bohnen per Korb OPf^
Meerettig per Stück 00 Pfg.,
* Sinsheim, 3l. Aui. Heute war der hiefige Schweine-
markt mit 89 Stück Mflchschweine und 18 Läuferschweine
befahren. Bezahlt wurden für das Paar Milchschweine
20—28 Mk., für Läuferschweine 40—50 Mk.
 
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