holt angeführt zur Begründung unserer Arbeiterschutz.
gesetzgebung —; denke« wir an die Versuchungen,
die in einem solchen PiuperiSmuS liegen zur Sünde
der Ungerechtigkeit, dann eben auch zuc Sünde der
Unzucht, zum Laster um des Gelderwerbs willen.
Meine Herren, Sie werde» den Ausspruch de»
protestantischen deutschen Professors begreifen und
wir werden eS ihm danken, daß er gesagt hat: da-
ist eine oeoasia xroxima psocaucki. (Beifall.) Wenn
er aber das ist, wer hat dann die Pflicht und das
Recht einzugreifen? DaS ist dann doch wahrhaft dec
Klerus der hl. katholischen Kirche. (Bravo!) Ich
könnte Ihnen einen Mann citiren, von dem man
gewiß nicht sagen wird, daß er ein Moderner ist
oder daß er etwa zu weltlich war. DaS ist der selige
Bischof W ttmann von Regensburg, der auch einmal
einen ganz ähnlichen Gedanken ausgesprochen hat,
indem er sagte, die Tugend finde man gewöhnlich
nicht in den höchsten Kreisen uud nicht in den Kreisen
der bitteren Armnth, sonder« die Tugend liege in der
Regel in den geordneten Mittelständen. Also, meine
Herren, wahrhaft eine seelsorgliche Angelegenheit ist
die Ordnung unserer sociale« Zustände. Ich habe
ost Gelegenheit gehabt, mit Arbeitern zu verkehren,
nicht öffentlich, sonder» in der privatesten Weise, in
der man mit einem Menschen verkehren kann. E»
sind die Arbeiter zu mir gekommen und haben mir
ihr Gewissen eröffnet, und wie oft habe ich eS be-
obachtet: Muth und Vertrauen dazu haben sie gr-
fanden, weil sie gesehen haben, daß einer aus uns,
einer vom Klerus, sich um ihre materielle Noth
angenommen hat, weil sie gesehen haben, wie manche
Priester so eifrig in den Arbeitervereinen sich de«
Arbeitern widme». Dar bat ihnen dar Vertrauen
wieder gegeben, nun auch in ihren wichtigsten An-
gelegenheiten zu« Priester zurückzukehren, zu dem sie
lange nicht mehr gekommen waren. (Bravo!) Und,
meine Herren, wenn so ein Mann mir hernach die
Hand geküßt hat, und es sind seine heißen Dankes-
thränen auf meine Hand niebergerollt, dann hätte
mir einer sagen sollen: du hast kein Recht, dich um
die sociale Frage zu kümmern! (Stürmischer Beifall
und Händeklatschen.) Ich hätte ihm gesagt: daß ich
dieser Recht und diese Pflicht habe, dar sagt mir
nicht blos mein nüchterner Verstand, da- zeigt mir
mein Herz, dar habe ich gefühlt, da- habe ich selbst
mitangesehen.
Die sociale Frage ist also für uns eine eminent
seelsorgerische Frage.
Ich könnte auch «och sagen, und man wird eS
kaum als Unbescheidenheit erachten können, daß ge-
rade unser Stand sogar in vorzüglicher Weise dazu
befähigt ist, in die sociale Frage einzugreifen. Man
sagt uns freilich: die Priester sollen ferne bleiben,
die verstehen nicht» von den socialen Fragen. Wenn
das wahr ist, dann ist eS unsere erste Aufgabe, daß
wir sie verstehe« lernen. (Bravo!) DaS ist dann unser
erste» Kümmern um die sociale Frage, uud das rathe
ich einem jede», daß er sich ja nicht damit befasse,
bevor er sich bemüht hat, sie einigermaßen zu ver-
stehe«. Aber, meine Herren, fragen wir auch ganz auf-
richtig Wetter, wer versteht denn überhaupt etwas von
der sozialen Frage? Wenn alle diejenigen, die sich
damit befasse« solle« und wollen, gar viel davon ver-
stünde«, dann wäre eS keine gar so schwierige Frage.
(Beifall.) TS ist eben eine Frage, in die wir alle
u«S erst hineinarbeiten und hineinstudiren müssen,
eine Frage, auf deren Gebiet wir alle erst durch Er-
fahrung lernen müssen. Nicht bloß der Emz-lne, nein,
meine Herren, auch in der Oeffentlichkeit hat man
Mißgriffe gemacht in der sozialen Frag«. Wer sich
je damit befaßt, wird das zugestehen müssen. Er ist
da» eben ein Beweis dafür, daß wir alle miteinan-
der erst aufangen müssen, sie zu verstehen, und ge-
rade deswegen müssen wir uns darum kümmern, daß
wir sie immer besser verstehen lernen.
Der geistliche Stand hat in sich alle die Kennt-
nisse und Fähigkeiten, die man braucht, um sich über
die soziale Frage zu orientiren. Der geistliche Stand
hat außerdem vor jedem Stand da- voraus, daß er
auch eine Menge von übernatürlichen Mitteln zur
Seite hat, und wo die natürlichen Mitteln nicht mehr
ausreichen, die wir freilich treulich benützen sollen u.
wolle», kommen unsere übernatürlichen, rein priester-
lichen Mitteln daran, und die werden vielfach dar
Werk erst krönen, da» wir mit natürlichen Kräften
begonnen haben. Meine Herren, der priesterliche
Stand ist zur Lösung der sozialen Frage gut befähigt,
weil der geistliche Stand selbst noch ein ganz fest ge-
schloss-ner, wirklich echter Stand ist, und da- vielleicht
mehr als irgend ein anderer Stand in der Welt.
Wenn wir nun sagen wollten, wir kümmern uns um
die soziale Frage nicht, so ist zu bedenken, die soziale
Frage ist nicht blos Arbeiterfrage und nicht bloS Bau-
ernfragr, sondern die soziale Frage ist überhaubt die
Frage um die Ausgestaltung unserer ganzen mensch-
lichen Gesellschaft. Kümmern wir uns darum nicht,
dann geben wir auch unseren eigenen Stand preis,
-an» sind wir selbst schuld, wenn einmal eine
uaturalistische Zeitrichtung un» einfach als Stand
gar nicht mehr anerkennen wird. Der geistliche
Sland 4st für die soziale Frage gut befähigt, weil er I w'r stehe« ein für unser Volk und für die AekwM
meine Theuren,
aScetische Borträge
den höheren Kleru».
Und nun, wrS ist
die Beschäftigung
schwieriger Gebiet,
man muß Kiugh.it
wenn wir in Kluz-
AuSland.
* Wie«, 14. Sepk. Nrch der „Nene« Fr. Presst''
wird beim Saladiner am Moataz zwischen beiden
Kaisern in der Ofaer Hofburg ei« Austausch
politischen Tischrede« erfolgen, die den unerschütterliche«
Bestand des Dreibünde» u,d drssea auSschließuch
friedliche Ziele nachdrücklichst betone« werden.
* «er», 14. S-Pt. Der Bande,rath ließ btt
uationalräthlichen VerstaatlichangSkommissto» «itcher'
len: Nach seiner Anffaffuag solle die Eidgenosse»^''
in gleiche« Maße wie den Simplondurchstich, eure
Alpenbahn i« Osten der Schweiz unterstützen.
* Pari», 14. Sept. S:ftern Abend fand s-
Palais Elysee zu Ehren de» König» von Sian» em
Diner statt, an welche« alle Minister thrilnah«-"'
Präsident Fanre bracht« einen Trinkspcuch auf dec
Kö üg au», in welchem er seine Freude über de« Bk'
such de» König» aurspcach und de« Wunsche für da»
Glück de» König» und für da» Wohlergehen SiaM»
A«»druck gab. Der König dankte in seiner Ecivw-r-
nng für den ihm bereitete« Empfang. Ec sei H?A
erfreut, diese Gelegenheit zu finde«, um Frankreich
einen Bewn» seiner freundschaftlichen S-fühle zu gebe"'
von deren Aufrichtigkeit man sich während seiner A»'
Wesenheit in Frankreich überzeugen Wirde.
* Pari», 14 Sept. Der König von Sia« b"-
sich mit de« Präsidenten Faure nach St. Qaentt»
zur großen Prrade begeben, w:lch: den Abschluß der
Manöver de» ersten und zweiten Corps bilden.
* L-abo», 14. Sept. Heute wird in Wishiugto"
in einer KabinetSsitzuag die kubanische Frage diSkutlN
werde«. Dec amerikanisch: Gesandt: in Madrid,
Woodford, soll eine Note überreich:«, woriiSp'nM
auf gefordert wird, de» Krieg zu beenden und K""
Autonomie zu gebe«. Die Note w:rde durchaus fc«uuo'
lich gehalten sein und jede Friktion solle vermieden
werden; auch w:n« Spanien da» Ersuchen Amerika»
ablehne, sei eine sofortige Krifi» nicht zu erwarten,
die Korrespondenz körne sich noch Monate hi «ziehe"-
* L-«»-«, 14. S:p'. Wie die .Time»"
Kairo von gestern meldet, habe« die egyptische« Trap'
pen unter d:m Befehl de» General» Hunter Berber
besetzt.
* Newyvrk, 13. Sept. 23 von den au-ständige«
Arbeitern, auf die bei Hazleton in Pmnsyloanien g-'
schossen wurde, find nunmehr ihren Vera»unbillige»
erlegen. Seiten» der Arbeiterorganisationen werde«
im ganzen Lande Vers am «lu,gen abgehalten, um
gegen da» Vorgehen der Beamten de» Sheriff»
protestiren.
Aus Baden.
Hntdeld-r-, 15. September-
2« Bezirk K-»ft««z-Rad,lfzell beabsichtig
gen die Nanonalliberalen dem seitherigen CentruM»'
Abgeordneten Sießler den Gerber Heinrich Niedling-',
BezirkSrath in Radolfzell, gegenüberzustellen. Auch
von einer Kandidatur RieS-Mainau ist die Rede.
Aus Nah und Fern.
Nachricht-, für »trs« Rubrik stn» un, jr^rM
Werve» stet, sesort ersetzt.) .
* Heideld-r«, 15. Sept. (MuthmaßlicheS Wetter
Donnerstag, de« 16. September.) Eine wesentliche A-M,
ung de» bestehenden WüterungScharakter» ist nicht t» «u»
ficht zu nehmen. .
* Heidelberg, 15 Sept. Bei d:m Mjahrigen SM
unrSfest der biefi aen freiwilligen Feuer »ehr wurden
gramme abgesandt, worauf folgende Antworten einu"-"'
Mainau, 13. Sept- 1897^
34 danke der Freiwilligen Feuerwehr für Ihr« treu-«
Wünsche und den «armen Ausdruck Ihrer Empfindung-
für mich. Ich beglückwünsche Sie alle zur Feier 3«'"
40. Gründung»-Jubiläum».
Friedrich, Sroßh-rioS-_
Mainau, 13. Sept-E7-
Mit meinem herzlichsten Dank für die freundlich-/?^
grüßung durch die gestrige Festversammlung verbinde
meine, aufrichtigen Glückwunsch »um 40,ahr. Best-d-
der Heidelberger Feuerwehr „
Friedrich Erbgroih-'M-
» Heidelberg, 15. Sept. (Schöffengericht»s i h
ung vom 13. Sept. 1. Johann Michael Müßig, HU,
bursche von Beftenheid, wegen Diebstahls 14 Tage s
fängniß. 2. Friedrich Zipf, Schuhmacher von Waldmuv
bach, wegen Körperverletzung 15 M. Geldstrafe. 3. §
Moser, Taglöhner von Sandhausen, wegen Diebstahls ,
Tage Gefängniß, 4. Philipp Kistenmacher, CementarbM
und Schwächsten m diese« Volke, denn da, ist E
Antheil. (Bravo!) Wir opfern unsere Thäkgk-n
unser Leben der menschliche« Gesellschaft; dazu st"
wir Priester, daß wir unS dafür opfern, und,
hoffen und bete« wir und trage« wir den Gedam
hinaus, wie wir können, daß diese todtwunde m-mw
liche Gesellschaft die Zeit der Heimsnchuig erk-rw-
die rettende Hand zur rechten Zeit ergreife. (DM
nender, nicht enden wollender Beifall und Hände"«
schen, bi» der Redner sich noch einmal der Versa«"*
lung zeigt.
meine Theuren,
>
Hand reicht und
ch will dich auf-
in sich selbst ein v-rbiadeade» Element ist. Ja der
sozialen Frage handelt e» sich darum, alle BrlkStheile
wieder zusammenzufügen, den Spalt zu schließen, wie
wir gestern so shöa gehört haben. Paßt dazu nicht
gerade da» Amt und die Stellung der katholischen
Kleru»? Zum Geistlichen komnt der Hohe uud beugt
sich vor ihm, uud zum Geistlichen kommt der Nied-
rige und läßt sich von ihm emporheben zur höchste«
Höhe.
Meine Herren, so hat der Klerus eine erhabene
soziale Friede «-Mission, er knüpft die höheren S:ä,de
an die niedrigeren, und schließt da» Band wieder, da» die
Ungunst derZeiteu vielfach gelockert u. vielleicht gar schon
zerrissen hat. (Beifall.) Der klerikale Stand ist
selbst ein hoher, fein au-gegliederter Stand; gerade
wie die menschliche Gesellschaft, so ist der geistliche
Stand selbst «in Organismus der wunderbarste« Art,
wunderbar, weil er in dieser Anorduuuz au» Gotte-
Hand hervorgegangeu ist. Da winke« di« Höchsten,
die un» gebieten, mit einem Wort uud wir gehorche«,
da stufen sich nach unten hin alle ab, vom Oberhaupt
der Kirche bi» zum letzten Dorfkaplan, ja bi» zum
arm:n Kapuziner, ein S aad uud ein lebendiger
Organismus, der das Hrhe u. da» Niedrige umschließt
und umfaßt. Wie prächtig paßt dieser OcgauiSmr»
in den lebendigen Organismus der menschlichen Ge-
sellschaft hinein! (Bravo!) Aber meine liebe«
Herren, gerade da komme ich noch zum Schluß zu
einer Schwierigkeit und ich darf ihr nicht au» de«
Wege gehen.
E» gibt gerade solche, die diesen wunderbaren
Organismus des klerikalen Stander spalten wollen,
die suchen den K-il hineinzutreibea in den Kleru»
selbst, zwischen den hohen uud niedrigen Kleru», und
sie sagen uns, Ihr seid die Hetzkapläne, uud droben,
da will man da» gar nicht habe», da sieht mau da»
gar nicht gerne. (Hnterkeit.) E» ist so m:rkwürdig,
meine Herren, wenn solche Mrnschm, die sich um de«
Priester längst nichts mehr kümmern, auf einmal an-
fangen uud uns moralische und
halten über uaser Benehmen gegen
(Große Heiterkeit uud Bravo!)
an der Sache? Mrine Herren,
mit der socialem Frage ist ein
man muß studiren und sich üben,
anwenden auf alle« Wegen, aber
heit vorangehen, dann hat gewiß Niemand etwa» da-
gegen. Der hohe Klern», die Bischöfe, haben die
Präsides uud Diöcesaupräside» ausgestellt für die Ar-
beitervereine, sie zügen dadurch, wie nahe sie der
Arbeiterbevölkerung stehen und wie sie segnend und
fördernd eingreife« in unsere klerikale Wirksamkeit auf
dun Gebiete der socialen Frage. Die deutschen Bi-
schöfe sind eS, die im Jahre 1892 in eine« Hirten-
schreiben sich an ihre Völker gewrndet haben u. ihnen
ihre socialen Pflichten nahegelegt haben, und wieder
schaue ich auf den höchsten unter de« Bischöfen, auf
unseren heil. Vater in Rom. Am 7. August d. I.
stand vor ihm eine große Pilgrrschaar von französi-
schen Arbeitern, und er begrüßte sie in der zärtlichsten,
väterlichsten Weise, und zum Schluffe wandte der Hei-
lige Vater sich an jene Priester, die mit den Arbei-
tern gekommen, und sagte ihnen, eS sei ihm angenehm,
diese Priester an der Seite der Arbeiter zu schäum
(Hört und Beifall!), e» sei ihm eine Freude, zu sehen,
wie diese Priester sich kümmern, nicht bloß, sagte er
ausdrücklich, um die geistigen, sondern auch um die
materiell«» Interessen der Arbeiter (Lebhafter Beifall)
und eS drückte der Heilige Vater den Wunsch au-, sie
möchten fortfahren, unter der weisen Leitung ihre»
Episkopates immer mehr — also ist noch lange nicht
genug geschehen —, immer mehr und mehr sich um
die schwächsten und ärmsten in der menschlichen Ge-
sellschaft anzunehmen. (Bravo!) Meine Herren, da-
ist der Wunsch und der Wille de» hohen Klerus,
und unsere Aufgabe ist e», diesen Wunsch und
Willen de» hohen Kleru» zu erfüllen. (Lebhafter
Beifall.)
Am vorigen Sonntag, alr diese Generalversamm-
lung der deutschen Katholiken eröffnet wurde, da laS
man in der heil, katholischen Kirche dar Evangelium
vom barmherzigen Samariter. Der arme Mensch,
der von Jerusalem nach Jericho hinabgegangen und
unter die Räuber gefallen ist, daS ist, meine Herren,
nicht blos der Typus für den einzelnen Sünder, das
ist der Typus für unsere ganze menschliche Gesellschaft.
Halbtodt liegt sie am Wege, mit tiefen Wunden, und
aus denen blutet sie, und wenn wir, wie der Levit u.
der Priester, daran vorübergingen,
wir müßten ein Weh auSrufeu über diesen Priester
und über diesen Leviten, uud wenn, meine Theuren,
die Gesellschaft todtkcank am Wege liegt und wenn
nun der Priester kommt, ihm die Hand reicht und
sagt: Sieh', ich will dich pflegen, ich will dich auf-
richten, und die Gesellschaft würde sich wegwenden u.
sagen: Du bist ein Priester, von dir will ich keine
Hilfe, meine Theuren, da» wäre daS größte Unglück
für diese Todwunde, die am Wege liegt. Wer weiß,
ob die Barmherzigkeit Gottes noch einmal einen an-
deren Samariter schicken würde. Dann, meine Herren,
gesetzgebung —; denke« wir an die Versuchungen,
die in einem solchen PiuperiSmuS liegen zur Sünde
der Ungerechtigkeit, dann eben auch zuc Sünde der
Unzucht, zum Laster um des Gelderwerbs willen.
Meine Herren, Sie werde» den Ausspruch de»
protestantischen deutschen Professors begreifen und
wir werden eS ihm danken, daß er gesagt hat: da-
ist eine oeoasia xroxima psocaucki. (Beifall.) Wenn
er aber das ist, wer hat dann die Pflicht und das
Recht einzugreifen? DaS ist dann doch wahrhaft dec
Klerus der hl. katholischen Kirche. (Bravo!) Ich
könnte Ihnen einen Mann citiren, von dem man
gewiß nicht sagen wird, daß er ein Moderner ist
oder daß er etwa zu weltlich war. DaS ist der selige
Bischof W ttmann von Regensburg, der auch einmal
einen ganz ähnlichen Gedanken ausgesprochen hat,
indem er sagte, die Tugend finde man gewöhnlich
nicht in den höchsten Kreisen uud nicht in den Kreisen
der bitteren Armnth, sonder« die Tugend liege in der
Regel in den geordneten Mittelständen. Also, meine
Herren, wahrhaft eine seelsorgliche Angelegenheit ist
die Ordnung unserer sociale« Zustände. Ich habe
ost Gelegenheit gehabt, mit Arbeitern zu verkehren,
nicht öffentlich, sonder» in der privatesten Weise, in
der man mit einem Menschen verkehren kann. E»
sind die Arbeiter zu mir gekommen und haben mir
ihr Gewissen eröffnet, und wie oft habe ich eS be-
obachtet: Muth und Vertrauen dazu haben sie gr-
fanden, weil sie gesehen haben, daß einer aus uns,
einer vom Klerus, sich um ihre materielle Noth
angenommen hat, weil sie gesehen haben, wie manche
Priester so eifrig in den Arbeitervereinen sich de«
Arbeitern widme». Dar bat ihnen dar Vertrauen
wieder gegeben, nun auch in ihren wichtigsten An-
gelegenheiten zu« Priester zurückzukehren, zu dem sie
lange nicht mehr gekommen waren. (Bravo!) Und,
meine Herren, wenn so ein Mann mir hernach die
Hand geküßt hat, und es sind seine heißen Dankes-
thränen auf meine Hand niebergerollt, dann hätte
mir einer sagen sollen: du hast kein Recht, dich um
die sociale Frage zu kümmern! (Stürmischer Beifall
und Händeklatschen.) Ich hätte ihm gesagt: daß ich
dieser Recht und diese Pflicht habe, dar sagt mir
nicht blos mein nüchterner Verstand, da- zeigt mir
mein Herz, dar habe ich gefühlt, da- habe ich selbst
mitangesehen.
Die sociale Frage ist also für uns eine eminent
seelsorgerische Frage.
Ich könnte auch «och sagen, und man wird eS
kaum als Unbescheidenheit erachten können, daß ge-
rade unser Stand sogar in vorzüglicher Weise dazu
befähigt ist, in die sociale Frage einzugreifen. Man
sagt uns freilich: die Priester sollen ferne bleiben,
die verstehen nicht» von den socialen Fragen. Wenn
das wahr ist, dann ist eS unsere erste Aufgabe, daß
wir sie verstehe« lernen. (Bravo!) DaS ist dann unser
erste» Kümmern um die sociale Frage, uud das rathe
ich einem jede», daß er sich ja nicht damit befasse,
bevor er sich bemüht hat, sie einigermaßen zu ver-
stehe«. Aber, meine Herren, fragen wir auch ganz auf-
richtig Wetter, wer versteht denn überhaupt etwas von
der sozialen Frage? Wenn alle diejenigen, die sich
damit befasse« solle« und wollen, gar viel davon ver-
stünde«, dann wäre eS keine gar so schwierige Frage.
(Beifall.) TS ist eben eine Frage, in die wir alle
u«S erst hineinarbeiten und hineinstudiren müssen,
eine Frage, auf deren Gebiet wir alle erst durch Er-
fahrung lernen müssen. Nicht bloß der Emz-lne, nein,
meine Herren, auch in der Oeffentlichkeit hat man
Mißgriffe gemacht in der sozialen Frag«. Wer sich
je damit befaßt, wird das zugestehen müssen. Er ist
da» eben ein Beweis dafür, daß wir alle miteinan-
der erst aufangen müssen, sie zu verstehen, und ge-
rade deswegen müssen wir uns darum kümmern, daß
wir sie immer besser verstehen lernen.
Der geistliche Stand hat in sich alle die Kennt-
nisse und Fähigkeiten, die man braucht, um sich über
die soziale Frage zu orientiren. Der geistliche Stand
hat außerdem vor jedem Stand da- voraus, daß er
auch eine Menge von übernatürlichen Mitteln zur
Seite hat, und wo die natürlichen Mitteln nicht mehr
ausreichen, die wir freilich treulich benützen sollen u.
wolle», kommen unsere übernatürlichen, rein priester-
lichen Mitteln daran, und die werden vielfach dar
Werk erst krönen, da» wir mit natürlichen Kräften
begonnen haben. Meine Herren, der priesterliche
Stand ist zur Lösung der sozialen Frage gut befähigt,
weil der geistliche Stand selbst noch ein ganz fest ge-
schloss-ner, wirklich echter Stand ist, und da- vielleicht
mehr als irgend ein anderer Stand in der Welt.
Wenn wir nun sagen wollten, wir kümmern uns um
die soziale Frage nicht, so ist zu bedenken, die soziale
Frage ist nicht blos Arbeiterfrage und nicht bloS Bau-
ernfragr, sondern die soziale Frage ist überhaubt die
Frage um die Ausgestaltung unserer ganzen mensch-
lichen Gesellschaft. Kümmern wir uns darum nicht,
dann geben wir auch unseren eigenen Stand preis,
-an» sind wir selbst schuld, wenn einmal eine
uaturalistische Zeitrichtung un» einfach als Stand
gar nicht mehr anerkennen wird. Der geistliche
Sland 4st für die soziale Frage gut befähigt, weil er I w'r stehe« ein für unser Volk und für die AekwM
meine Theuren,
aScetische Borträge
den höheren Kleru».
Und nun, wrS ist
die Beschäftigung
schwieriger Gebiet,
man muß Kiugh.it
wenn wir in Kluz-
AuSland.
* Wie«, 14. Sepk. Nrch der „Nene« Fr. Presst''
wird beim Saladiner am Moataz zwischen beiden
Kaisern in der Ofaer Hofburg ei« Austausch
politischen Tischrede« erfolgen, die den unerschütterliche«
Bestand des Dreibünde» u,d drssea auSschließuch
friedliche Ziele nachdrücklichst betone« werden.
* «er», 14. S-Pt. Der Bande,rath ließ btt
uationalräthlichen VerstaatlichangSkommissto» «itcher'
len: Nach seiner Anffaffuag solle die Eidgenosse»^''
in gleiche« Maße wie den Simplondurchstich, eure
Alpenbahn i« Osten der Schweiz unterstützen.
* Pari», 14. Sept. S:ftern Abend fand s-
Palais Elysee zu Ehren de» König» von Sian» em
Diner statt, an welche« alle Minister thrilnah«-"'
Präsident Fanre bracht« einen Trinkspcuch auf dec
Kö üg au», in welchem er seine Freude über de« Bk'
such de» König» aurspcach und de« Wunsche für da»
Glück de» König» und für da» Wohlergehen SiaM»
A«»druck gab. Der König dankte in seiner Ecivw-r-
nng für den ihm bereitete« Empfang. Ec sei H?A
erfreut, diese Gelegenheit zu finde«, um Frankreich
einen Bewn» seiner freundschaftlichen S-fühle zu gebe"'
von deren Aufrichtigkeit man sich während seiner A»'
Wesenheit in Frankreich überzeugen Wirde.
* Pari», 14 Sept. Der König von Sia« b"-
sich mit de« Präsidenten Faure nach St. Qaentt»
zur großen Prrade begeben, w:lch: den Abschluß der
Manöver de» ersten und zweiten Corps bilden.
* L-abo», 14. Sept. Heute wird in Wishiugto"
in einer KabinetSsitzuag die kubanische Frage diSkutlN
werde«. Dec amerikanisch: Gesandt: in Madrid,
Woodford, soll eine Note überreich:«, woriiSp'nM
auf gefordert wird, de» Krieg zu beenden und K""
Autonomie zu gebe«. Die Note w:rde durchaus fc«uuo'
lich gehalten sein und jede Friktion solle vermieden
werden; auch w:n« Spanien da» Ersuchen Amerika»
ablehne, sei eine sofortige Krifi» nicht zu erwarten,
die Korrespondenz körne sich noch Monate hi «ziehe"-
* L-«»-«, 14. S:p'. Wie die .Time»"
Kairo von gestern meldet, habe« die egyptische« Trap'
pen unter d:m Befehl de» General» Hunter Berber
besetzt.
* Newyvrk, 13. Sept. 23 von den au-ständige«
Arbeitern, auf die bei Hazleton in Pmnsyloanien g-'
schossen wurde, find nunmehr ihren Vera»unbillige»
erlegen. Seiten» der Arbeiterorganisationen werde«
im ganzen Lande Vers am «lu,gen abgehalten, um
gegen da» Vorgehen der Beamten de» Sheriff»
protestiren.
Aus Baden.
Hntdeld-r-, 15. September-
2« Bezirk K-»ft««z-Rad,lfzell beabsichtig
gen die Nanonalliberalen dem seitherigen CentruM»'
Abgeordneten Sießler den Gerber Heinrich Niedling-',
BezirkSrath in Radolfzell, gegenüberzustellen. Auch
von einer Kandidatur RieS-Mainau ist die Rede.
Aus Nah und Fern.
Nachricht-, für »trs« Rubrik stn» un, jr^rM
Werve» stet, sesort ersetzt.) .
* Heideld-r«, 15. Sept. (MuthmaßlicheS Wetter
Donnerstag, de« 16. September.) Eine wesentliche A-M,
ung de» bestehenden WüterungScharakter» ist nicht t» «u»
ficht zu nehmen. .
* Heidelberg, 15 Sept. Bei d:m Mjahrigen SM
unrSfest der biefi aen freiwilligen Feuer »ehr wurden
gramme abgesandt, worauf folgende Antworten einu"-"'
Mainau, 13. Sept- 1897^
34 danke der Freiwilligen Feuerwehr für Ihr« treu-«
Wünsche und den «armen Ausdruck Ihrer Empfindung-
für mich. Ich beglückwünsche Sie alle zur Feier 3«'"
40. Gründung»-Jubiläum».
Friedrich, Sroßh-rioS-_
Mainau, 13. Sept-E7-
Mit meinem herzlichsten Dank für die freundlich-/?^
grüßung durch die gestrige Festversammlung verbinde
meine, aufrichtigen Glückwunsch »um 40,ahr. Best-d-
der Heidelberger Feuerwehr „
Friedrich Erbgroih-'M-
» Heidelberg, 15. Sept. (Schöffengericht»s i h
ung vom 13. Sept. 1. Johann Michael Müßig, HU,
bursche von Beftenheid, wegen Diebstahls 14 Tage s
fängniß. 2. Friedrich Zipf, Schuhmacher von Waldmuv
bach, wegen Körperverletzung 15 M. Geldstrafe. 3. §
Moser, Taglöhner von Sandhausen, wegen Diebstahls ,
Tage Gefängniß, 4. Philipp Kistenmacher, CementarbM
und Schwächsten m diese« Volke, denn da, ist E
Antheil. (Bravo!) Wir opfern unsere Thäkgk-n
unser Leben der menschliche« Gesellschaft; dazu st"
wir Priester, daß wir unS dafür opfern, und,
hoffen und bete« wir und trage« wir den Gedam
hinaus, wie wir können, daß diese todtwunde m-mw
liche Gesellschaft die Zeit der Heimsnchuig erk-rw-
die rettende Hand zur rechten Zeit ergreife. (DM
nender, nicht enden wollender Beifall und Hände"«
schen, bi» der Redner sich noch einmal der Versa«"*
lung zeigt.
meine Theuren,
>
Hand reicht und
ch will dich auf-
in sich selbst ein v-rbiadeade» Element ist. Ja der
sozialen Frage handelt e» sich darum, alle BrlkStheile
wieder zusammenzufügen, den Spalt zu schließen, wie
wir gestern so shöa gehört haben. Paßt dazu nicht
gerade da» Amt und die Stellung der katholischen
Kleru»? Zum Geistlichen komnt der Hohe uud beugt
sich vor ihm, uud zum Geistlichen kommt der Nied-
rige und läßt sich von ihm emporheben zur höchste«
Höhe.
Meine Herren, so hat der Klerus eine erhabene
soziale Friede «-Mission, er knüpft die höheren S:ä,de
an die niedrigeren, und schließt da» Band wieder, da» die
Ungunst derZeiteu vielfach gelockert u. vielleicht gar schon
zerrissen hat. (Beifall.) Der klerikale Stand ist
selbst ein hoher, fein au-gegliederter Stand; gerade
wie die menschliche Gesellschaft, so ist der geistliche
Stand selbst «in Organismus der wunderbarste« Art,
wunderbar, weil er in dieser Anorduuuz au» Gotte-
Hand hervorgegangeu ist. Da winke« di« Höchsten,
die un» gebieten, mit einem Wort uud wir gehorche«,
da stufen sich nach unten hin alle ab, vom Oberhaupt
der Kirche bi» zum letzten Dorfkaplan, ja bi» zum
arm:n Kapuziner, ein S aad uud ein lebendiger
Organismus, der das Hrhe u. da» Niedrige umschließt
und umfaßt. Wie prächtig paßt dieser OcgauiSmr»
in den lebendigen Organismus der menschlichen Ge-
sellschaft hinein! (Bravo!) Aber meine liebe«
Herren, gerade da komme ich noch zum Schluß zu
einer Schwierigkeit und ich darf ihr nicht au» de«
Wege gehen.
E» gibt gerade solche, die diesen wunderbaren
Organismus des klerikalen Stander spalten wollen,
die suchen den K-il hineinzutreibea in den Kleru»
selbst, zwischen den hohen uud niedrigen Kleru», und
sie sagen uns, Ihr seid die Hetzkapläne, uud droben,
da will man da» gar nicht habe», da sieht mau da»
gar nicht gerne. (Hnterkeit.) E» ist so m:rkwürdig,
meine Herren, wenn solche Mrnschm, die sich um de«
Priester längst nichts mehr kümmern, auf einmal an-
fangen uud uns moralische und
halten über uaser Benehmen gegen
(Große Heiterkeit uud Bravo!)
an der Sache? Mrine Herren,
mit der socialem Frage ist ein
man muß studiren und sich üben,
anwenden auf alle« Wegen, aber
heit vorangehen, dann hat gewiß Niemand etwa» da-
gegen. Der hohe Klern», die Bischöfe, haben die
Präsides uud Diöcesaupräside» ausgestellt für die Ar-
beitervereine, sie zügen dadurch, wie nahe sie der
Arbeiterbevölkerung stehen und wie sie segnend und
fördernd eingreife« in unsere klerikale Wirksamkeit auf
dun Gebiete der socialen Frage. Die deutschen Bi-
schöfe sind eS, die im Jahre 1892 in eine« Hirten-
schreiben sich an ihre Völker gewrndet haben u. ihnen
ihre socialen Pflichten nahegelegt haben, und wieder
schaue ich auf den höchsten unter de« Bischöfen, auf
unseren heil. Vater in Rom. Am 7. August d. I.
stand vor ihm eine große Pilgrrschaar von französi-
schen Arbeitern, und er begrüßte sie in der zärtlichsten,
väterlichsten Weise, und zum Schluffe wandte der Hei-
lige Vater sich an jene Priester, die mit den Arbei-
tern gekommen, und sagte ihnen, eS sei ihm angenehm,
diese Priester an der Seite der Arbeiter zu schäum
(Hört und Beifall!), e» sei ihm eine Freude, zu sehen,
wie diese Priester sich kümmern, nicht bloß, sagte er
ausdrücklich, um die geistigen, sondern auch um die
materiell«» Interessen der Arbeiter (Lebhafter Beifall)
und eS drückte der Heilige Vater den Wunsch au-, sie
möchten fortfahren, unter der weisen Leitung ihre»
Episkopates immer mehr — also ist noch lange nicht
genug geschehen —, immer mehr und mehr sich um
die schwächsten und ärmsten in der menschlichen Ge-
sellschaft anzunehmen. (Bravo!) Meine Herren, da-
ist der Wunsch und der Wille de» hohen Klerus,
und unsere Aufgabe ist e», diesen Wunsch und
Willen de» hohen Kleru» zu erfüllen. (Lebhafter
Beifall.)
Am vorigen Sonntag, alr diese Generalversamm-
lung der deutschen Katholiken eröffnet wurde, da laS
man in der heil, katholischen Kirche dar Evangelium
vom barmherzigen Samariter. Der arme Mensch,
der von Jerusalem nach Jericho hinabgegangen und
unter die Räuber gefallen ist, daS ist, meine Herren,
nicht blos der Typus für den einzelnen Sünder, das
ist der Typus für unsere ganze menschliche Gesellschaft.
Halbtodt liegt sie am Wege, mit tiefen Wunden, und
aus denen blutet sie, und wenn wir, wie der Levit u.
der Priester, daran vorübergingen,
wir müßten ein Weh auSrufeu über diesen Priester
und über diesen Leviten, uud wenn, meine Theuren,
die Gesellschaft todtkcank am Wege liegt und wenn
nun der Priester kommt, ihm die Hand reicht und
sagt: Sieh', ich will dich pflegen, ich will dich auf-
richten, und die Gesellschaft würde sich wegwenden u.
sagen: Du bist ein Priester, von dir will ich keine
Hilfe, meine Theuren, da» wäre daS größte Unglück
für diese Todwunde, die am Wege liegt. Wer weiß,
ob die Barmherzigkeit Gottes noch einmal einen an-
deren Samariter schicken würde. Dann, meine Herren,