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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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September 1897
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Nr. 216
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0883

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12.
13.
14.
15.
- 16.
Excellenz dec Herr Minister erklärt, daß
de,, ^chtrag als wichtigste Aenderung die Aufhebung
rrls, 1 Wagenklasse auf eine Anzahl Seitenbahnen
tina welche Maßregel mit Rücksicht auf die ge-
Ms ^knützung der 1, Klasse auf den Nebenlinien
Äk?? ^lle. Endgiltige Bestimmung der einzelnen
h„Wrecken, auf welchen diese Aenderung durchgeführt
Hieras sei noch nicht getroffen, sondern eS bleibe
noch weiter» Entschließung und Verständigung
Halten Nachbarbahnerr und den Privatdahnen vor«
vorliegende Entwurf des Winterfahrplans
* sodann nach den einzelnen Strecken besprochen,
d. «p.^Ehl, 20. Sept. In der Nacht vom 19./20.
E' 'st bei Ausfahrt des Orientexpreßzugs 24
Asns hiesigen Bahnhof der Schlußpackwagen
ktzil» vorzeitiger Weichenumstellung entgleist. Ber-
isj »"Arn sind nicht vorgekommen ; der Materialschaden
^ersk» utend. Der Zug konnte seine Fahrt mit einer
Atasvon 50 Minuten fortsetzen, nachdem der
sich .ste und der RestaurationSwagen, dessen Puffer
^ngt w^" drs ersteren verfangen hatten, ab-
Ma, 18- Sept. Eine originelle GeburtSan.
ZL enthält Nr. 38 des ,Bab. Militär-VereinSblatteS/
r-h, Mutet: „Ich beehre mich meinen Herren Kame-
he»s" o«e freudige Mittheilung zu machen, daß mir
hys.!. am Morgen des Geburtstage- Sr. König!.
""sereS verehrten Landesfürsten, und zwar zu
U-Ude, da die Glocken meiner Vaterstadt Lahr
Böll,« * Feier einläuteten, und der Donner der
hrrakk von den Höhen in das liebliche Schutterthal
E^sjjMohnte, ein strammer Junge, so Gott will, zu-
..Grenadier, geboren wurde. — Lahr, 9. Sept.
, Alfred Liefert."
siebt ^eiburg, 20. Sept. Auch in diesem Spätjahr
b ä » Man hier vielfach prächtig blühende Kastanien-
«ich ' so an der Wilhelmstraße. Selbst die Linden
Hchitz u. Unterlindenplatz haben einiges grünes
was eine Seltenheit sein dürfte.
«ach?n?urg i. »r., 18. Sept. Letzte Nacht
dez g ^^r brach hier, wie schon berichtet, im Hause
B r »oeugweberS Gotthart in der Kaiserstraße ein
Dds,»"? aus, dem dr e i Me n s ch enl e be n zum
M - Eine alte Frau erstickte und wurde
Mch früh fast verkohlt aufgefunden, ein Dienst
fiel aus'-sich durch einen Sprung retten wollte,
eine Gehirn und war sofort eine Leiche, während
in" Frau, die gerade — im Hause nebenan
Braus.» . Gebuctswehen lag, vor Schreck über den
liege» r"^uch eine Herzlähmung erlitt. Außerdem
WiM-» m Meibliche Bewohner des vom Brand heim-
spital "Grandes schwer verletzt im klinschen Ho-
klarb.it. Feuer, über dessen Entstehung noch Un-

^theilung unter Führung der Herrn Rittmeister Seul
der von auswärts erschienenen übrigen Offiziere
Regiments in geschlossenen Reihen nach dem Fried-
M und nahm vor demselben Aufstellung. Herr
^Meister Seul hielt hierauf eine Ansprache, in
Mcher ex die damaligen und jetzigen Verhältnisse
Mderte und der lFreude über die Wandlung der
^Mge Ausdruck verlieh. Im Anschlüsse an die kurze
oer würdige Feier, welche mit einem dreimaligen
*M*ah auf den obersten Kriegsherrn ihren Abschluß
wurde unter Führung einer hiesigen Augen-
^Uzen das Terrain der damaligen blutigen Schlacht
»Mkr entsprechenden Erklärungen besichtigt. Nach
Rückmarsch wurde die ganze Abtheilung in dem
»orale des hiesigen BeteranenvereinS mit Bier und
"Mren regaliert. Ein lustiges Tänzchen hielt die
.Ackeren MarSsühne bis lange nach Mitternacht bei-
,N«en. Gewiß wird ihnen dieser Tag jederzeit in
^lwierung bleiben.
* Karlsruhe, 19. Sept. 34. Sitzung der Ba-
EisenbahnratheS.
» Mit Beginn des Wintersahrplans 1897/98 soll
nachstehend bezeichneten Bahnstrecken die
Wrung der I. Wageuklasse in Wegfall kommen und
Vie Personenzüge dieser Strecke nur noch Wa-
H. und III. Klasse führen:
1. MeckeSheimNeckarelz,
2. Mergentheim-Wertheim.
3. Germersheim-Bruchsal,
4. Karlsruhe Eppingeu-Heilbronn,
5. Heidelberg-Speyer,
6. Graben-Eggenstein-Karlsrnhe,
! 7. Karlsruhe Maxau,
i 8. Rastatt-Weisenbach,
^9. Appenweier. Oppenau,
10. Hausach-Schiltach,
11. Basel-Zell i. W.,
Schopfheim-Säckingen,
Waldshut-Jmmendinge»,
Radolfzell-Sigmaringen,
Schwankenreuthe-Pfullendorf,
— KrauchenwieS-Mengen,
17. Stahringen-Ueberlingen,

Dds,»"? aus, dem dr e i Me n s ch enl e be n zum
M - Eine alte Frau erstickte und wurde
rr>ä!>ck,„ früh fast verkohlt aufgefunden, ein Dienst

«We ^eyirn und war sof
i» Frau, die gerade
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m Weibliche Bewohner des vom Brand Heu
spital" Brandes schwer verletzt im klinschen Hi
klarb»':, ^as Feuer, über dessen Entstehung noch Ui
Die herrscht, wurde auf seinen Herd beschränkt,
i« h.» " vohnerschaft unserer Stadt befindet sich heute
»oistlcher Aufregung und obgleich die freiwillige

Feuerwehr vollauf ihre Schuldigkeit gethan, wird
doch die Schaffung einer BerufSseuerwehr als noth-
wendig bezeichnet.
* Mainz, 20. Sept. In dem benachbarten Orte
Bretzenheim brach heute Nacht in den Stallungm de-
Laudwirths Jakob Müller Feuer aus, das rapid um
sich griff; zwei Pferde, vier Schweine und eine Ziege
verbrannten. Die Thiere waren nicht versichert.

Vermischte Nachrichten.
— Würzburg, 20. Sept. Der Kassier Kluge
in der Richterschen Buchdruckerei dahier ist am
Donnerstag in weiblicher Begleitung flüchtig gegangen,
eS werden ihm größere Unterschlagungen zur Last
gelegt, deren Betrag noch nicht genau festgestellt ist.
— Ulm, 18. Sept. Der stellvertretende Amtmann
beim Oberamt, Jäger, hat sich im FestungSglaciS er-
hängt. Die Beweggründe zu der Thal sind unbekannt.
Jäger galt nach dem „Schw. M." als tüchtiger Be-
amter.
— Berlin, 20. Sept. In der Nacht vom
Sonnabend zum Sonntag brach in der alten Waisen-
kirche auch Waisenhaus genannt, in der Strahlauer-
straße, welches durch Umbau zu Privatwohuungen u.
Geschäftslokalitäten eingerichtet werden sollte, Feuer
aus. Die Feuerwehr arbeitete mit 4 Dampf- und 4
Handdruckspritzen. Erst gegen Morgen war das
Feuer gelöscht. Die AufräumungSarbeiten nahmen
den ganzen Sonntag in Anspruch. Geschädigt ist eine
Reihe von Kaufleuten, die ihre Geschäfts- und Lager-
räume in dem alten Hause hatten. Der Schaden
ist bedeutend.
— Zürich, 20. Sept. Im Gebirge und auf den
Borbergen bis auf 800 Meter herunter ist gestern
ziemlich starker Schneefall eingetreten. In Appenzell
mußte man theilweiS mit dem Schneeschiff fahren.
— Innsbruck, 20. Sept. Nach dem gestrigen
Südsturm trat Regen ein und später Schneefall. ES
schneite noch heute früh hier. Ringsum bis zur
Thalsohle herab ist Aller weiß. Heute früh hatten
wir 1?/»° 0.
— Der Massenmord in Peunsylvanieu. Hazle-
ton 11. Sept Ueber den bereits kurz von uns gemel-
deten blutigen Zusammenstoß zwischen den Sheriff u.
seinen Beamten und den streikenden Bergleuten cursiren
verschiedene Berichte. Eine große Anzahl Bergleute
wollte gestern nach Lattimer marschiren, um ihre
dortigen Kollegen zu veranlassen, sich an dem Streik
zu betheiligen. Bor Lattimer trat ihnen der Sheriff
der Grafschaft Luzerne entgegen. Er hatte eine Menge
HülfSsheriffS beeidigen lassen, welche den Bergleuten
den Weg versperrten. Dann forderte der Sheriff die
Ankömmlinge auf, auseinander zu gehen. Die Strei-
ker machten Halt, gingen aber nicht von der Stelle.
Daraufhin verlas der Sheriff die Aufruhrakte. Die
Bergleute haben Sie gewiß nicht verstanden. ES ist
zweifelhaft, ob überhaupt Einer von ihnen Englisch
verstand. Sie lauschten schweigend der Rede des
Sheriffs. Als er geendet hatte, ließ sich ein leises
Murren vernehmen. Dann wollten sie weiter vor-
wärts marschiren, als ihnen der Sheriff gebot, zurück-
zukehren. Einen Augenblick später erhielt der Sheriff
angeblich einen Schlag. Dieses war das Zeichen für
die HülfSsheriffS, in die Menge hineinzufeuern. Elf
Bergleute stürzten tödtlich getroffen zu Boden, 50 an-
dere wurden verwundet. Von den letzteren sind acht
seitdem ihren Wunden erlegen. Die Streiker waren
völlig überrascht über das Vorgehen der Sheriffs und
flohen nach allen Richtungen. Nach der Affaire begab
sich der Sheriff nach WilkeSbarre. Er erklärt, der
Führer der Srreiker habe seinen Befehl, zu halten,
mißachtet. Als er den Führer zu verhaften gesucht
habe, hätten die anderen, übrigen Streiker ihn um-
ringt, geschüttelt, geschlagen und schließlich zu Boden
geworfen und mit Füßen getretm. Die HülfSsheriffS
vermochten ihm wenig Hülfe zu leisten. Als er zu
der Ueberzeugung gelangte, die Streiker wollten ihn
ermorden, forderte er die HülfSsheriffS auf, in die^Luft
zu feuern. Das half aber nichts. Die Streiker wur-
den nur kühner und roher. Schließlich wurde der
Befehl ertheilt, scharf zu schießen, zur Vertheidigung
des eigenen Lebens. Dieser ganzen Darstellung wird
aber von unparteiischen Augenzeugen des Vorfalles
entschieden widersprochen. Der Sheriff muß übrigens
zugeben, daß die Streiker sich auf der öffentlichen
Landstraße befanden und sich keinerlei Ungesetzlichkeiten
schuldig machten, als er ihnen gebot, Halt zu machen.
In einer späteren Unterredung erklärte er, er habe
überhaupt nicht den Befehl zum Schießen gegeben.
Ein anderer habe eS gethan. Spuren von began-
genen Gewaltthätigkeiten trägt der Sheriff nicht an
seinem Körper. Ein Hilfssheriff aber hat einen Schuß
in den Arm bekommen. Ein intelligenter ungarischer
Bergmann, der mit dabei war, sagt, daß die Strecker
durch die HülfSsheriffS durchzumarschiren versucht
hatte», ihnen aber in keiner Weise zu nahe getreten '
wären. Sobald die ersten Schüsse gefallen waren,
seien die Strecker geflohen. Die HülfSsheriffS aber
fuhren fort, zu schießen. Die Schuld an den blutigen

Folge« diese- Vorgänge-, der in jedem europäischer»
Staate höchstens zur Verhaftung einiger Hauptschreier
geführt haben würde, trägt im Verein mit der persön-
lichen Feigheit des DurchschnittS-AmerikanerS die selt-
same Art, in der im Bedarfsfälle die Polizeimann-
schaften aufgeboten werden. Braucht ein Sheriff zu
irgend einem Zwecke eine größere Mannschaft, so' er-
halten eine Anzahl Bürger die Aufforderung, sich zu«
Dienst zu stellen; man gibt ihnen Gewehre und Re-
volver und führt sie gegen den Feind." Was e- mit
dem Muthe und der Besonnenheit solcher Falstaffs-
truppen auf sich hat, ist leicht denkbar. Während sie
vor einer Hand voll Bewaffneter regelmäßig Reißaus
nehmen, sind sie schwachen und unbewaffneten Volks-
haufen gegenüber tapfer bi- zum Uebermaß. Auch
bei Hazletou waren von sämmtlichen Tobten und
Verwundeten nur fünf von vorn getroffen worden,
alle Uebrigen erhielten die Kugeln im Rücken, also,
als sie sich bereits auf der Flucht befanden.

Neueste Nachrichten.
* Budapest, 20. Sept. Kaiser Wilhelm ist un-
ausgesetzt der Gegenstand lebhafter Ovationen. Trotz
der regnerischen kühlen Wetter- erwartet ein massen-
hafte- Publikum die beiden Monarchen au jenen Or-
ten, die zur Besichtigung auSersehen sind. Nach Em-
pfang in der Burg besichtigten beide Kaiser die Ma-
thiaSkirche, sodann unternahmen sie eine Fahrt auf
der Untergrundbahn, deren Anlage Kaiser Wilhelm
sehr überraschte. Nach Besichtigung der historischen
Gruppe der vorjährigen Ausstellung begaben sich die
beiden Kaiser in die Burg zurück, wo ein große-
Diner stattfand. Morgen erfolgt die weitere Besichtigung
der Stadt. Abends ist Galadiner und Festvorstellung.
* Budapest, 20. Sept. Bürgermeister Markus
richtete an den Oberbürgermeister Zelle in Berlin
folgende Depesche: „In dem Augenblicke in de«
Seine Majestät der deutsche Kaiser von der Bevölker-
ung unserer Haupt- und Residenzstadt mit der größte»
Begeisterung empfangen wurde, begrüße ich Namen-
unserer Stadtverwaltung und Stadtvertretung den
Magistrat und d e Stadtverordneten der Haupt- und
Residenzstadt Berlin."
* Budapest, 20. Sept. Kaiser Wilhelm über-
sandte dem Grafen Theodor Andrassy zur Erinnerung
an seinen Vater, den Mitschöpfer des deutsch.österreich-
ungarischen Bündniss-S den preußischen Kronenorden
und überreichte dem Botschafter Szoegyeny persönlich
den Schwarzen Adlerorden.
* Paris, 20. Sept. Eine im Marineministerium
eingegangene Depesche meldet, daß die Soldaten de-
Häuptlings Samory ganz unerwartet am 20. August
in der Gegend von Loli im Hinterlande der Elfenbein-
küste eine Abtheilung von 98 eingeborenen TirailleurS
angegriffen haben, die abgesandt war, um eine»
Landstrich zu besetzen, den Samory aufzugeben sich
erboten hatte. Nähere Nachrichten fehlen noch, doch
soll es sicher sein, daß die Abtheilung zersprengt
wurde, und daß 2 Offiziere, 6 Soldaten und 33
Mann der HülfStruppen getödtet wurden oder ver-
schwunden sind.
* Madrid, 20. Sept. Nach amtlichen Depeschen
aus Havana wurden bei mehreren Zusammenstöße»
97 Aufständische getödtet. 228, worunter mehrere
Führer, unterwarfen sich. Die Spanier verloren 17
Todte und 66 Verwundete.

NaKllifivat,
Katholisches Gebet- «.Gesangbuch
der Erzdiözese Freiburg
vom gewöhnlichen bis zum feinsten Einband empfiehlt
zu billigsten Preisen.
bski». Buchdrackeret.

«ssrULKV LvILlS,
welche zur Landwirthschaft übergehen, oder sich zum Oe-
konomieverwalter, Molkerei Verwalter, Buchhalter, Rech«
nungssührer und Amtssekretär ausbilden wollen, erhalten
bereitwilligst Auskunft über diese Carrisre und auf Wunsch
auch «neutgeltltch paffende Stellung «achgewiese«.
Derartige Personen sind stets gesucht und finden leicht
Plazement, da der Oekonom nur ungern sich mit Bureau-
arbeiten besaßt, in Folge des neuen Einkommensteuergesetzes
jedoch verpflichtet ist, genau Buch zu führen. Ganz be-
sonders mache ich noch auf die Carrisre eines Molkerei-
Verwalters resp. Gehilfen aufmerksam. Solche Beamten
werden stets gesucht und finden leicht Stellung, da immer
noch neue Molkereien gegründet werden, wofür dann piss-
endes Personal fehlt. Nach einer Vorbereitung von 2—S
Monaten ist ein einigermaßen befähigter junger Mann im
Stande, eins Anstellung zu erhalten, die ihn in die Lage
setzt, bet bescheidenen Ansprüchen nicht den geringsten Zu-
schuß mehr zu bedürfen. Besondere landw- Vorkenntniffe
sind kaum erforderlich. Gegen Einsendung von 50Pfg. m
Briefmarken erfolgt nähere schriftliche Auskunft und porto-
freie Zusendung eines 144 Seiten starken Leitfadens im
geschlvss-nen Couvert.
I. Hildebrand,
Direktor der Landw. Lehr Anstalt u. Molkerei-Schule
zu Braunschweig, Madamenweg 160.
 
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