uung nicht in Einklang zu bringen sei, wird durch
Verlesung der betreffenden Paragraphen widerlegt.
Dar Gericht verhandelte dann über die Forder-
ungen der Arbeitnehmer. Metallarbeiter Litfia hielt
eine längere Rede über die schwarzen Listrn, die
vom Arbeitsnachweis des Verbandes der Mstallin-
dustriellen herauSgegeben seien. Litfia verlangt,
daß die Arbeitgeber künftig mit ihren Arbeitern
persönlich verhandeln, dann würden etwaige Diffe-
renzen bald beseitigt sein. Insbesondere legten Vie
Arbeiter Werth darauf, daß keine Maßregelung
eintreten und alle Ausständigen wieder eingestellt
weeden sollen. Kommerzienrath Hmneberg erklärt,
die Former treffe die Schuld, wenn diesen
Forderungen nicht Folge gegeben werden könnte.
Fabrikbesitzer Kühne bemerkt, daß wohl zwei
Drittel der Former vorläufig kein: Beschäftigung
erhalten werden. Vielleicht werde die Formerarbeit
zum Theil dauernd außerhalb Berlins hecgestellt
werden.
Schließlich wurde folgender Vergleich formulirt:
1. Die Akkordlöhne für die in Zukunft anzufertigen-
den Arbeiten sind von den Formern und den Meister»,
welche die Arbeitgeber vertreten, gemeinschaftlich zu
vereinbaren. 2. Solcher Guß, der nachweislich ohne
Verschulden der Former zum Ausschuß wird, soll be-
zahlt werden. In Streitfällen sollen betheiligte
Former gutachtlich gehört werden. 3. Die Arbeit-
geber verpflichte« sich, die am Streit betheiligten
Former und Gießereiarbeiter nach Bedarf einzustellen,
möglichst bevor auswärtige Former zur Beschäftigung
angenommen werden. ES darf keinem der am Streik
betheiligten Arbeitnehmer von dem Arbeitsnachweis
der Metallindustriellen der Arbeitsschein vorenthalten
werden. 4. Die Regelung der übrigen Forderungen
der Arbeitnehmer vom 27. August bleibt der freien
Vereinbarung der Parteien Vorbehalten.
Zu diesem Vergleich werden Arbeitgeber und
Arbeitnehmer morgen in besonderen Versammlungen
Stellung nehmen. Am Dienstag sitzt dann wieder
dar Einigungsamt.
Deutsches Reich.
* Darmstadt, 4. Okt. Kaiserin Alexandra be-
suchte Mittags in Begleitung der Großherzogin das
Mausoleum aus der Rosenhöhe. An dem um 1 Uhr
beim GroßherzogSpaare stattfindende» Luncheo» der
Militärattache Prinz Engalitscheff, sowie das gesammte
Gefolge der russischen Herrschaften theil.
* Hamburg, 4. Okt. In der Gartenbau-Aus-
stellung fand heute der feierliche Schlußakt statt.
Bürgermeister Mönkeberg als erster Vorsitzender deS
Komitees machte in seiner Ansprache die Mittheilung,
daß die Garantiezeichner nicht in Anspruch genommen
werden würden. Nachdem von einem der Aussteller
dem Komitee und allen Mitwirkenden der Dank der
ausstillenden Gärtner ausgesprochen worden war,
wurde die Ausstellung mit einem dreifachen Hoch auf
die Stadt Hamburg geschlossen. M
Die Ueberführnng der Leiche des Herzogs
Friedrich Wilhelm.
* Schwert« i. M, 3. Okt. Die Leiche der
Herzogs Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin
traf Nachmittags halb 4 Uhr von Cuxhaven auf dem
mit Trauerzeichen geschmückten Bahnhof ein, wo der
Großherzog der Herzog-Regent, die Herzöge Paul
Adolf und Heinrich, der Erbgroßherzoa von Olden-
burg und Prinz Heinrich XVlll. Reuß j. L. dieselbe
erwarteten. Beim HerauSnehmen des Sarges aus
dem Zuge peäsendirte die vom Grenadierregiment Nr.
89 gestellte Ehrenkompagnie, wahrend die Musik de«
Choral „Jesus meine Zuversicht" spielte. Marine-
offiziere hoben den Sarg auf den Trauerwagen. Die
auf dem Luisenplatz aufgestellten Truppen, unter
denen sich auch eine Kompagnie der 1. Tocpedoab-
theilung unter Führung des Kapitänlieutenants Schärfer
befand, präsentirten. Unter Trauermusik, Trommel-
wirbel und dem Läuten der Glocken sämtlicher Kirchen
bewegte sich der Zug nach dem Dome. In
den Straßen harrte ein zahlreiches Publikum. —
Das Trauergeleite bildete außer den Fürstlichkeiten,
Staats- und Hosbeamten, Offizieren des Heeres
und der Marine, viele Kriegeroereine und andere
Abordnungen. Um halb 5 Uhr erreichte der Zug
die Domkirche. Der Sarg wurde vor dem Altar
niedergesetzt. Neben dem letzteren hatte die Großher-
zogin Marie und die übrigen fürstlichen Damen den-
selben erwartet. Nachdem der Domprediger Weber
ein Gebet gesprochen hatte, legte die Großherzogin
Marie einen mit dem HeimathSwimpel deS unterge-
gangenen Torpedoboots durchflochtenen Lorbeerkranz
nieder. Der Sarg bleibt morgen und Dienstag bis
zur Beisetzung in Parade ausgestellt.
falt und Liebe mehr als hinreichend ausgewogen 1«. 3H
»eiate die «ufrichtigkeit «emer Worte auch dadurch, daß
»ch ne fortwährend Vater und Mutter nannte und Men
Äe die Ehrfurcht bewies, die wrr nnrNtchen Eltern schul-
(Fortsetzung solgt.)
Der Berliner Iormerstreik vor dem
Einigungsamt.
Der Ausstand der Former gelangte heute vor
dem EinigungSamt der Gewerbegerichts zur Verhand-
lung. Den Vorsitz führte Assessor von Schulz. Al-
Beisitzer der Arbeitgeber sind Fabrikant Weigert und
Ingenieur Bernhardt, von den Arbeitnehmern For-
mer Körsten und Schlosser Betzoldt zur Stelle.
Kommerzienrath Henneberg von der Firma Riet-
schel und Henneberg gab im Namen der Arbeitgeber
die Erklärung ab, daß die Kommission kein Mandat
habe, bestimmte Vorschläge zu machen. Sie habe
vorläufig nur den Auftrag, über den Verlauf der
Dinge Aufklärung zu geben. Namens der Ausstän-
digen ging Former Jeruike auf die Entstehung deS
Streikes ein. Durch den Kalkulator Bohner habe
die Firma Borsig erklären lassen, daß sie sich von
den Arbeitern keine Vorschriften bezüglich der Preise
machen lasse. Direktor Born von der Firma Borsig
stellte fest, daß die Commission verlangt habe, die
Gleitbahn und Cylinder dürfen nicht außerhalb der
Borgsigschen Fabrik angefertigt werden und für den
Cylinder müsse ein Preis von 250 Mark gezahlt
werden. Durch die Vernehmung der Formers Stein
und des Formermeisters Borchardt wird die
Richtigkeit der bevorstehenden Erklärung bestätigt,
ebenso wird festgestellt, daß Kernmacher wie die strei-
kenden Former behaupteten, bei der Anfertigung von
Cylindern überhaupt nicht als Hilfskräfte angestellt
waren. Meister Borchardt bestreitet gleichfalls, daß er
den Preis für die Gleitbahn von 190 inU50 M. umge-
ändert habe. Vielmehr habe er den Preis von 140
auf 150 M. erhöht. Kommerzienrath Henneberg weist
darauf hin, daß die Former für die Vorarbeit für
den Cylinder nichts verlangt haben, obwohl die Nicht-
bezahlung dieser Mühe nachträglich als Hauptgrund
des Streikes angegeben sei. Ingenieur Bohner wird
vernommen und erklärt, daß er von der Firma Borfig
beauftragt gewesen sei, die Verhandlungen zu leiten.
Der von den Arbeitervertretern gemachte Einwand,
Ausland. -
* Pari», 4. Ost. Die von dem Blatte „Le
Journal" verbreitete Meldung von der Entdeckung eM
ComplotteS, welches den Zanck hatte, dem ehemaM»
Capitän DreyfuS zu einem Fluchtversuch z» verhelfen-
wird amtlich für unbegründet erklärt.
* Lüttich, 4. Okt. Der nationale ^Bergarbeiter«
Kongreß beschloß gestern, die Bergarbeiter sollen vo
dem 15. November eine Lohnerhöhung von sl5 PC»
fordern und vom 6. November ab keine Überstunde»
machen.
* Kopenhagen, 4. Okt. Der Reichstag ist helA
eröffnet woroen. Dar bisherige Präsidium war»
w-edergewählt. DaS Budget weist einen Fehlbetrag
von 700,000 Kronen auf.
* London, 4. Okt. Rußland und Fran^eich
sind dahin übereingekommen, daß, wenn die von G"e
chenland gebotene Sicherheit nicht genüge, sie fi4
einer internationalen Garantie betheiligen müßte»,
es sonst von einer Macht allein geschehen kö»»^'
De» russischen und französischen Mitgliedern der CM
Mission seien Sonderweisungen ertheilt worden, M
geheime Abmachung zwischen der griechischen Regirru»»
und Finanzleuten zu verhindern, von denen mall an-
nehme, daß sie für England thätig seien.
* Athen, 4. Okt. In einem Interview erklär e
Finanzminister S reit, er werde unverzüglich vorgehen,
um ein Uebereiakommen mit den Gläubigern der alte»
Schuld, sowie die Emission der Kriegsentschädigung»
anleihe herbeizuführen. Alsdann werde er den Poste»
als Gouverneur der Bank wieder übernehmen.
* Algier, 3. Okt. Auf einem hiesigen Kirchs
kam eS zu antisemitischen Ausschreitungen. Tendar
merie und Truppen treiben die Ruhestörer auSeinanver-
Die Polizei verhaftete 18 Personen. 2 PrrsM"
wurden schwer verletzt. Die Ruhe ist wieder 0°'-
gestellt.
Aus Nah und Fern.
Nachricht« für diese Rubrik find, «u» jederzeit willkommen. —
Nolke» «erden stet» sdsort ersetzt.»
*H«U»elb-r«, 5. Okt. lMuthmaßlicheS Wetter
Mittwoch, den 6. Oktober.) Größtenteils trockenes
auch zeitweilig heiteres Wetter tn Aussicht zu »eM
* öeid-lb-rg, 5. Olt. Die Villa de» Herrn Dc-U
Schultze, Landüausstraße 22, wurde zu 47 000 Mack dar
Jmmobrlienmakler Carl Siewers hier an Herrn Nor
Damm in Baden-Baden verkauft.
* Heidelberg, S. Okt. Gestern wurde ein Arbe»
aus Hockenheim, der vom Amtsgericht Schwetzingen
Betrugs ausgeschrieben war, hier verhaftet und in »
AmtSgefäugniß verbracht. — Ein junger Mann kam
fortgesetzter Ruhestörung zur Anzeige. — Ein Mann w»r.
verhaftet, der von einer auswärtigen Behörde wegen D-
betrugs ausgeschrieben war. . a
* Mannheim, 4. Okt. Gestern Mittag zw'E
12 und 1 Uhr hat sich der ledige 25 Jahre "
Kaufmann Michael Pfeil aus Schwabhausen (A",
Boxberg) im Neckarauer Wald auf einer Raheb"
mittelst Revolvers erschossen. Die Leiche wurde r»
telst Todtenwagen nach Neckarau gebracht. ,, _
* Ranenberg, 3. Okt. Hier wurde heute Mstw»
um 3 Uhr, die vom landw. Bezirksverein Wresw^
veranstaltete Obst- und Saatgutausstellung erost^
Dieselbe erfreute sich eines zahlreichen Besuchs,
sonders bewundert wnrde die durch viele Sorten v
Aepfeln und Birnen vertretene Obstausstellung.
ersten Preis für Obst erhielt Herr Fabrikant Reitz
Rauenberg und für Saatgut Herr Oekonom Zs»"»,
mann vom Römerhof bei Wiesloch. Die Aus stell» »
fand in dem neuerbauten Saale deS Gasthauses s
Adler statt.
* Karlsruhe, 3. Okt. Die „Karlsr. Zig."
darauf aufmerksam, daß die Generaldirektion »
Eisenbahnen die Einführung der Platzgrbühr für
nützung der sog. 0 -Züge zwar in Aussicht genoM'»
hat, ein Termin der Einführung jedoch noch »^
festgesetzt ist.
* Lahr, 3. Okt. In der Dinglinger Aktienbr"»,
erei ist eS nun zum endgiltigen Bruch gekommen ' .
scheu Arbeiter» und GeschäftSleitung. In einer ost
lichen Versammlung unterzog ein Bierbrauer
von Freiburg die angeblichen Mißstände in der
erei und forderte die Anwesenden auf, an der ,
seitigung der ersteren mitzuwirken. Zu diesem o" ;
wurde vorgeschlagen, über die Dinglinger Aktienbra»
den Boykott zu verhängen. Die Versammlung.
schloß demgemäß und zwar soll diese Brauerei >
lange in der Acht gelassen werden, bis die M>pst
daselbst beseitigt sind. De« Vernehmen nach
8 Brauer gemaßregelt worden und darum werde»
Arbeiter jetzt in der Gegend aufgefordert, kein '
linger Aktienbier zu trinken. ES wird sich nun
inwieweit die Arbeiterschaft sich mit den Brauer»
lidarisch erklärt. Bei früheren Boykotten h»^"
Arbeiter bekanntlich üble Erfahrungen gemacht-
* Ktznstauz, 4. Okt. Die StaatSanwaltschast* *.
gegen den früheren Pächter der „Cafe Maxi«"'"
, Restaurateur Leopold Bauer, Untersuchung emg'"''
ii »veil er längere Zeit hindurch Bier au» der Br«»
daß von solcher Regierung für Spanien (kein Heil l daß der Auftrag der Ingenieur- mit der Fabrikord
zu erwarten sei. Diese Erkenntniß war gleichbedeutend . *
mit dem Wiederaufleben der bis dahin künstlich dar-
niedergehaltenen karlistischen Bewegung, welche inmitten
der herrschenden Korruption und politischen Fäulniß,
aber auch gegenüber dem um sich greifenden Republi-
kaniSmus und Anarchismus noch die einzige Gewähr
für ihre Rettung deS Vaterlandes aus schwerster Be-
drängniß zu bieten schien. Es sei hier bemerkt, daß
die karlistische Bewegung sich nicht gegen die Personen
der Königin-Regentin und deS jungen Königs AlphonS
richtet, sondern gegen das Regime, welches den gegen-
wärtigen, unglücklichen Zustand Spanien verschuldet
hat. ES liegt m der Natur der Dinge, daß die Königin -
Regentin nur dem Namen nach regiert, während in
Wirklichkeit das Ministerium alle RegieruugSgewalt
ausübt. Unter dem bestehenden Regime ist nur ein
sogenannter conservatives oder ein ausgesprochen libe-
rales Ministerium möglich. Wenn das „conservative"
Ministerium CanovaS die katholische Kirche mit Geißeln
gezüchtigt hat, so steht ihr von Seiten eines liberalen
Ministerium die Züchtigung mit Scorpionen bevor.
Die Königin Regentin, obwohl selbst streng gläubige
Katholikin, vermag daran nichts zu ändern, weil sie
eben bedingungslos ihren jeweiligen Ministern aus-
geliefert ist. Da- ist, abgesehen von der legimistischen
Seite der Thronsrage, der Grund, weßhalb die Carlisten
von einem Regimewechsel sich Rettung und Hülfe für
Spanien versprechen. ES bedarf einer starken Hand,
um den politischen Augiasstall auszukehren und
wieder Ordnung zu schaffen, und diese starke Hand
traut man eben Don Carles zu.
Die Uebertritte zur karlistischen Partei find in den
letzten Monaten massenhaft erfolgt. CleruS und EpiS-
copat haben sich in ihrer großen Mehrheit wieder
offen für Don Carlos ausgesprochen, aber auch im
Beamtenstande, in der Armee und besonders beim ka-
tholischen Volke hat dessen Sache solch massenhafte
Anhänger gefunden, daß eine allgemeine carlistische
Erhebung nur noch als Frage der Zeit erscheint. Don
Carles selbst sucht, wie er unlängst einen Berichter-
statter de- Daily-Telegraph erklärt hat, einer gewalt-
samen Lösung der Thronsrage wenn irgend möglich
aus dem Wege zu gehen. Er steht auf dem Stand-
punkte, daß die alphonststische Monarchie sich unter
obwaltenden Umständen nicht länger werde halten
können, und daß eS nach deren unausbleiblichem
Zusammenbruche seine Pflicht sei, in Spanien zu
erscheinen, nm da- Land vor einer Herrschaft des
RepublikaniSmus oder gar des Anarchismus zu be-
wahren.
Verlesung der betreffenden Paragraphen widerlegt.
Dar Gericht verhandelte dann über die Forder-
ungen der Arbeitnehmer. Metallarbeiter Litfia hielt
eine längere Rede über die schwarzen Listrn, die
vom Arbeitsnachweis des Verbandes der Mstallin-
dustriellen herauSgegeben seien. Litfia verlangt,
daß die Arbeitgeber künftig mit ihren Arbeitern
persönlich verhandeln, dann würden etwaige Diffe-
renzen bald beseitigt sein. Insbesondere legten Vie
Arbeiter Werth darauf, daß keine Maßregelung
eintreten und alle Ausständigen wieder eingestellt
weeden sollen. Kommerzienrath Hmneberg erklärt,
die Former treffe die Schuld, wenn diesen
Forderungen nicht Folge gegeben werden könnte.
Fabrikbesitzer Kühne bemerkt, daß wohl zwei
Drittel der Former vorläufig kein: Beschäftigung
erhalten werden. Vielleicht werde die Formerarbeit
zum Theil dauernd außerhalb Berlins hecgestellt
werden.
Schließlich wurde folgender Vergleich formulirt:
1. Die Akkordlöhne für die in Zukunft anzufertigen-
den Arbeiten sind von den Formern und den Meister»,
welche die Arbeitgeber vertreten, gemeinschaftlich zu
vereinbaren. 2. Solcher Guß, der nachweislich ohne
Verschulden der Former zum Ausschuß wird, soll be-
zahlt werden. In Streitfällen sollen betheiligte
Former gutachtlich gehört werden. 3. Die Arbeit-
geber verpflichte« sich, die am Streit betheiligten
Former und Gießereiarbeiter nach Bedarf einzustellen,
möglichst bevor auswärtige Former zur Beschäftigung
angenommen werden. ES darf keinem der am Streik
betheiligten Arbeitnehmer von dem Arbeitsnachweis
der Metallindustriellen der Arbeitsschein vorenthalten
werden. 4. Die Regelung der übrigen Forderungen
der Arbeitnehmer vom 27. August bleibt der freien
Vereinbarung der Parteien Vorbehalten.
Zu diesem Vergleich werden Arbeitgeber und
Arbeitnehmer morgen in besonderen Versammlungen
Stellung nehmen. Am Dienstag sitzt dann wieder
dar Einigungsamt.
Deutsches Reich.
* Darmstadt, 4. Okt. Kaiserin Alexandra be-
suchte Mittags in Begleitung der Großherzogin das
Mausoleum aus der Rosenhöhe. An dem um 1 Uhr
beim GroßherzogSpaare stattfindende» Luncheo» der
Militärattache Prinz Engalitscheff, sowie das gesammte
Gefolge der russischen Herrschaften theil.
* Hamburg, 4. Okt. In der Gartenbau-Aus-
stellung fand heute der feierliche Schlußakt statt.
Bürgermeister Mönkeberg als erster Vorsitzender deS
Komitees machte in seiner Ansprache die Mittheilung,
daß die Garantiezeichner nicht in Anspruch genommen
werden würden. Nachdem von einem der Aussteller
dem Komitee und allen Mitwirkenden der Dank der
ausstillenden Gärtner ausgesprochen worden war,
wurde die Ausstellung mit einem dreifachen Hoch auf
die Stadt Hamburg geschlossen. M
Die Ueberführnng der Leiche des Herzogs
Friedrich Wilhelm.
* Schwert« i. M, 3. Okt. Die Leiche der
Herzogs Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin
traf Nachmittags halb 4 Uhr von Cuxhaven auf dem
mit Trauerzeichen geschmückten Bahnhof ein, wo der
Großherzog der Herzog-Regent, die Herzöge Paul
Adolf und Heinrich, der Erbgroßherzoa von Olden-
burg und Prinz Heinrich XVlll. Reuß j. L. dieselbe
erwarteten. Beim HerauSnehmen des Sarges aus
dem Zuge peäsendirte die vom Grenadierregiment Nr.
89 gestellte Ehrenkompagnie, wahrend die Musik de«
Choral „Jesus meine Zuversicht" spielte. Marine-
offiziere hoben den Sarg auf den Trauerwagen. Die
auf dem Luisenplatz aufgestellten Truppen, unter
denen sich auch eine Kompagnie der 1. Tocpedoab-
theilung unter Führung des Kapitänlieutenants Schärfer
befand, präsentirten. Unter Trauermusik, Trommel-
wirbel und dem Läuten der Glocken sämtlicher Kirchen
bewegte sich der Zug nach dem Dome. In
den Straßen harrte ein zahlreiches Publikum. —
Das Trauergeleite bildete außer den Fürstlichkeiten,
Staats- und Hosbeamten, Offizieren des Heeres
und der Marine, viele Kriegeroereine und andere
Abordnungen. Um halb 5 Uhr erreichte der Zug
die Domkirche. Der Sarg wurde vor dem Altar
niedergesetzt. Neben dem letzteren hatte die Großher-
zogin Marie und die übrigen fürstlichen Damen den-
selben erwartet. Nachdem der Domprediger Weber
ein Gebet gesprochen hatte, legte die Großherzogin
Marie einen mit dem HeimathSwimpel deS unterge-
gangenen Torpedoboots durchflochtenen Lorbeerkranz
nieder. Der Sarg bleibt morgen und Dienstag bis
zur Beisetzung in Parade ausgestellt.
falt und Liebe mehr als hinreichend ausgewogen 1«. 3H
»eiate die «ufrichtigkeit «emer Worte auch dadurch, daß
»ch ne fortwährend Vater und Mutter nannte und Men
Äe die Ehrfurcht bewies, die wrr nnrNtchen Eltern schul-
(Fortsetzung solgt.)
Der Berliner Iormerstreik vor dem
Einigungsamt.
Der Ausstand der Former gelangte heute vor
dem EinigungSamt der Gewerbegerichts zur Verhand-
lung. Den Vorsitz führte Assessor von Schulz. Al-
Beisitzer der Arbeitgeber sind Fabrikant Weigert und
Ingenieur Bernhardt, von den Arbeitnehmern For-
mer Körsten und Schlosser Betzoldt zur Stelle.
Kommerzienrath Henneberg von der Firma Riet-
schel und Henneberg gab im Namen der Arbeitgeber
die Erklärung ab, daß die Kommission kein Mandat
habe, bestimmte Vorschläge zu machen. Sie habe
vorläufig nur den Auftrag, über den Verlauf der
Dinge Aufklärung zu geben. Namens der Ausstän-
digen ging Former Jeruike auf die Entstehung deS
Streikes ein. Durch den Kalkulator Bohner habe
die Firma Borsig erklären lassen, daß sie sich von
den Arbeitern keine Vorschriften bezüglich der Preise
machen lasse. Direktor Born von der Firma Borsig
stellte fest, daß die Commission verlangt habe, die
Gleitbahn und Cylinder dürfen nicht außerhalb der
Borgsigschen Fabrik angefertigt werden und für den
Cylinder müsse ein Preis von 250 Mark gezahlt
werden. Durch die Vernehmung der Formers Stein
und des Formermeisters Borchardt wird die
Richtigkeit der bevorstehenden Erklärung bestätigt,
ebenso wird festgestellt, daß Kernmacher wie die strei-
kenden Former behaupteten, bei der Anfertigung von
Cylindern überhaupt nicht als Hilfskräfte angestellt
waren. Meister Borchardt bestreitet gleichfalls, daß er
den Preis für die Gleitbahn von 190 inU50 M. umge-
ändert habe. Vielmehr habe er den Preis von 140
auf 150 M. erhöht. Kommerzienrath Henneberg weist
darauf hin, daß die Former für die Vorarbeit für
den Cylinder nichts verlangt haben, obwohl die Nicht-
bezahlung dieser Mühe nachträglich als Hauptgrund
des Streikes angegeben sei. Ingenieur Bohner wird
vernommen und erklärt, daß er von der Firma Borfig
beauftragt gewesen sei, die Verhandlungen zu leiten.
Der von den Arbeitervertretern gemachte Einwand,
Ausland. -
* Pari», 4. Ost. Die von dem Blatte „Le
Journal" verbreitete Meldung von der Entdeckung eM
ComplotteS, welches den Zanck hatte, dem ehemaM»
Capitän DreyfuS zu einem Fluchtversuch z» verhelfen-
wird amtlich für unbegründet erklärt.
* Lüttich, 4. Okt. Der nationale ^Bergarbeiter«
Kongreß beschloß gestern, die Bergarbeiter sollen vo
dem 15. November eine Lohnerhöhung von sl5 PC»
fordern und vom 6. November ab keine Überstunde»
machen.
* Kopenhagen, 4. Okt. Der Reichstag ist helA
eröffnet woroen. Dar bisherige Präsidium war»
w-edergewählt. DaS Budget weist einen Fehlbetrag
von 700,000 Kronen auf.
* London, 4. Okt. Rußland und Fran^eich
sind dahin übereingekommen, daß, wenn die von G"e
chenland gebotene Sicherheit nicht genüge, sie fi4
einer internationalen Garantie betheiligen müßte»,
es sonst von einer Macht allein geschehen kö»»^'
De» russischen und französischen Mitgliedern der CM
Mission seien Sonderweisungen ertheilt worden, M
geheime Abmachung zwischen der griechischen Regirru»»
und Finanzleuten zu verhindern, von denen mall an-
nehme, daß sie für England thätig seien.
* Athen, 4. Okt. In einem Interview erklär e
Finanzminister S reit, er werde unverzüglich vorgehen,
um ein Uebereiakommen mit den Gläubigern der alte»
Schuld, sowie die Emission der Kriegsentschädigung»
anleihe herbeizuführen. Alsdann werde er den Poste»
als Gouverneur der Bank wieder übernehmen.
* Algier, 3. Okt. Auf einem hiesigen Kirchs
kam eS zu antisemitischen Ausschreitungen. Tendar
merie und Truppen treiben die Ruhestörer auSeinanver-
Die Polizei verhaftete 18 Personen. 2 PrrsM"
wurden schwer verletzt. Die Ruhe ist wieder 0°'-
gestellt.
Aus Nah und Fern.
Nachricht« für diese Rubrik find, «u» jederzeit willkommen. —
Nolke» «erden stet» sdsort ersetzt.»
*H«U»elb-r«, 5. Okt. lMuthmaßlicheS Wetter
Mittwoch, den 6. Oktober.) Größtenteils trockenes
auch zeitweilig heiteres Wetter tn Aussicht zu »eM
* öeid-lb-rg, 5. Olt. Die Villa de» Herrn Dc-U
Schultze, Landüausstraße 22, wurde zu 47 000 Mack dar
Jmmobrlienmakler Carl Siewers hier an Herrn Nor
Damm in Baden-Baden verkauft.
* Heidelberg, S. Okt. Gestern wurde ein Arbe»
aus Hockenheim, der vom Amtsgericht Schwetzingen
Betrugs ausgeschrieben war, hier verhaftet und in »
AmtSgefäugniß verbracht. — Ein junger Mann kam
fortgesetzter Ruhestörung zur Anzeige. — Ein Mann w»r.
verhaftet, der von einer auswärtigen Behörde wegen D-
betrugs ausgeschrieben war. . a
* Mannheim, 4. Okt. Gestern Mittag zw'E
12 und 1 Uhr hat sich der ledige 25 Jahre "
Kaufmann Michael Pfeil aus Schwabhausen (A",
Boxberg) im Neckarauer Wald auf einer Raheb"
mittelst Revolvers erschossen. Die Leiche wurde r»
telst Todtenwagen nach Neckarau gebracht. ,, _
* Ranenberg, 3. Okt. Hier wurde heute Mstw»
um 3 Uhr, die vom landw. Bezirksverein Wresw^
veranstaltete Obst- und Saatgutausstellung erost^
Dieselbe erfreute sich eines zahlreichen Besuchs,
sonders bewundert wnrde die durch viele Sorten v
Aepfeln und Birnen vertretene Obstausstellung.
ersten Preis für Obst erhielt Herr Fabrikant Reitz
Rauenberg und für Saatgut Herr Oekonom Zs»"»,
mann vom Römerhof bei Wiesloch. Die Aus stell» »
fand in dem neuerbauten Saale deS Gasthauses s
Adler statt.
* Karlsruhe, 3. Okt. Die „Karlsr. Zig."
darauf aufmerksam, daß die Generaldirektion »
Eisenbahnen die Einführung der Platzgrbühr für
nützung der sog. 0 -Züge zwar in Aussicht genoM'»
hat, ein Termin der Einführung jedoch noch »^
festgesetzt ist.
* Lahr, 3. Okt. In der Dinglinger Aktienbr"»,
erei ist eS nun zum endgiltigen Bruch gekommen ' .
scheu Arbeiter» und GeschäftSleitung. In einer ost
lichen Versammlung unterzog ein Bierbrauer
von Freiburg die angeblichen Mißstände in der
erei und forderte die Anwesenden auf, an der ,
seitigung der ersteren mitzuwirken. Zu diesem o" ;
wurde vorgeschlagen, über die Dinglinger Aktienbra»
den Boykott zu verhängen. Die Versammlung.
schloß demgemäß und zwar soll diese Brauerei >
lange in der Acht gelassen werden, bis die M>pst
daselbst beseitigt sind. De« Vernehmen nach
8 Brauer gemaßregelt worden und darum werde»
Arbeiter jetzt in der Gegend aufgefordert, kein '
linger Aktienbier zu trinken. ES wird sich nun
inwieweit die Arbeiterschaft sich mit den Brauer»
lidarisch erklärt. Bei früheren Boykotten h»^"
Arbeiter bekanntlich üble Erfahrungen gemacht-
* Ktznstauz, 4. Okt. Die StaatSanwaltschast* *.
gegen den früheren Pächter der „Cafe Maxi«"'"
, Restaurateur Leopold Bauer, Untersuchung emg'"''
ii »veil er längere Zeit hindurch Bier au» der Br«»
daß von solcher Regierung für Spanien (kein Heil l daß der Auftrag der Ingenieur- mit der Fabrikord
zu erwarten sei. Diese Erkenntniß war gleichbedeutend . *
mit dem Wiederaufleben der bis dahin künstlich dar-
niedergehaltenen karlistischen Bewegung, welche inmitten
der herrschenden Korruption und politischen Fäulniß,
aber auch gegenüber dem um sich greifenden Republi-
kaniSmus und Anarchismus noch die einzige Gewähr
für ihre Rettung deS Vaterlandes aus schwerster Be-
drängniß zu bieten schien. Es sei hier bemerkt, daß
die karlistische Bewegung sich nicht gegen die Personen
der Königin-Regentin und deS jungen Königs AlphonS
richtet, sondern gegen das Regime, welches den gegen-
wärtigen, unglücklichen Zustand Spanien verschuldet
hat. ES liegt m der Natur der Dinge, daß die Königin -
Regentin nur dem Namen nach regiert, während in
Wirklichkeit das Ministerium alle RegieruugSgewalt
ausübt. Unter dem bestehenden Regime ist nur ein
sogenannter conservatives oder ein ausgesprochen libe-
rales Ministerium möglich. Wenn das „conservative"
Ministerium CanovaS die katholische Kirche mit Geißeln
gezüchtigt hat, so steht ihr von Seiten eines liberalen
Ministerium die Züchtigung mit Scorpionen bevor.
Die Königin Regentin, obwohl selbst streng gläubige
Katholikin, vermag daran nichts zu ändern, weil sie
eben bedingungslos ihren jeweiligen Ministern aus-
geliefert ist. Da- ist, abgesehen von der legimistischen
Seite der Thronsrage, der Grund, weßhalb die Carlisten
von einem Regimewechsel sich Rettung und Hülfe für
Spanien versprechen. ES bedarf einer starken Hand,
um den politischen Augiasstall auszukehren und
wieder Ordnung zu schaffen, und diese starke Hand
traut man eben Don Carles zu.
Die Uebertritte zur karlistischen Partei find in den
letzten Monaten massenhaft erfolgt. CleruS und EpiS-
copat haben sich in ihrer großen Mehrheit wieder
offen für Don Carlos ausgesprochen, aber auch im
Beamtenstande, in der Armee und besonders beim ka-
tholischen Volke hat dessen Sache solch massenhafte
Anhänger gefunden, daß eine allgemeine carlistische
Erhebung nur noch als Frage der Zeit erscheint. Don
Carles selbst sucht, wie er unlängst einen Berichter-
statter de- Daily-Telegraph erklärt hat, einer gewalt-
samen Lösung der Thronsrage wenn irgend möglich
aus dem Wege zu gehen. Er steht auf dem Stand-
punkte, daß die alphonststische Monarchie sich unter
obwaltenden Umständen nicht länger werde halten
können, und daß eS nach deren unausbleiblichem
Zusammenbruche seine Pflicht sei, in Spanien zu
erscheinen, nm da- Land vor einer Herrschaft des
RepublikaniSmus oder gar des Anarchismus zu be-
wahren.