erhalte» hat, die Schantungküste in der Nähe der >
Ortes, wo die Ermordung Deutscher vorgekommen ist,
anzulaufen und eine sofortige Genugthuung durchzu-
fetzen. — Dasselbe Blatt meldet: Finanzminister v.
Miquel, welcher einige Zeit dar Zimmer hüten mußte,
ist vollständig wieder hergestellt. — Reichskanzler Fürst
zu Hohenlohe empfing gestern den Besuch des russi-
sch:« Botschafters und heute den zum türkischen Bot-
schafter defignirten Generaladjutanten des Sultans,
Tewfik Pascha. DaS von französischen Blättern ver-
breitete Gerücht, die deutsche Regierung hätte die Ab-
berufung des türkischen Botschafters Galib Bey ge-
wünscht, ist vollständig unbegründet.
* Köln, 13. Nov. Die 47. Jahresfeier der Car«
dinalS-Erhebung deS hochseligen Erzbischoss Johannes
v. Geissel wurde von dem Bürger-Comite gestern in
festlicher Weise durch Speisung von 72 armen Greisen
begangen. Der Saal war zu Ehren der alten Leute
auf'S schönste geziert. In einer Pflanzengrupp- stand
die Büste des gefeierten Kirchenfürsten. Die 72 Greise
vrrtheilten sich auf sämmtliche 21 Pfarreien bzw.
Rectorate der Altstadt. Sie hatten am Vormittage
einem feierlichen Meßopfer für den Verstorbenen im
Dome beigewohnt, welches einer der ältesten Priester
der Stadt, Herr Bohner, celebrirte. Ihr Gesammtal-
ter betrug 5383 Jahre, oder im Durchschnitt 74'/i
Jahre. Die Bedienung der Greise erfolgte durch die
Mitglieder des Comste'S. Den alten Leuten wurde
nach dem Festmahl noch ein Geldgeschenk überreicht.
Der hochw Herr Weihbischof Dr. Schmitz wohnte
der schönen Frier bei und richtete an die Greise eine
Ansprache, in welcher er der hohen Verdienste des
verewigten Cardinals gedachte und die besten Grüße
Sr. Eminenz des hochw. Herrn Cardinal-EczbischofS
übermittelte, welcher lebhaft bedauere, durch seine
Krankheit an der Theilnahme dieser schönen Gedächt-
nißfeier verhindert zu sein. Heute Morgen fand in
der Minoritenkirche ein Seelenamt für die verstorbe-
nen Mitglieder des Comite's und die verstorbenen
Greise statt.
Ausland.
* Wie», 13. Nov. Im Budgetausschuß wurde
nach zwei Rednern die Debatte über das Ausgleichs-
provisorium wieder geschlossen. Handelsminister Baron
Glanz ertheilte einige Aufklärungen.
* Wie«, 13. Nov. Heute Mittags fanden in der
Universität Prügelszeuen zwischen dem jüdisch-natio-
nalen „Kodimah" und den akademischen Verbindungen
„Hedone" und „FidelitaS" statt, da letztere, obwohl
sie Juden zu Mitgliedern haben, sich an der jüngsten
Demonstration der Deutschnationalen vor dem Parla-
ment betheiligten. Bei den Prügeleien erlitten mehrere
Studenten durch Stockhiebe Verletzungen an den Köpfen.
Die emschreitende Polizei wurde von den Studenten
mit lärmenden Abzugrufen empfangen, als sie den
akademischen Boden betrat. 17 Studenten wurden
verhaftet.
* Bukarest, 13. Nov. Die Gesammtschäden des
diesjährigen Hochwassers werden awtlich auf nahezu
40 Millionen Lei angegeben. Der durch die Miß-
ernte verschuldete Ausfall der diesjährigen Ausfuhr
wird mindestens auf 110 Millionen Lei geschätzt.
* Budapest, 13. Nov. Die Führer der rumäni-
sche» Nationalpartei, Lukacsiu und Ratiu, veröffent-
lichen einen Aufruf, der auf die Vorgänge in Oester-
reich hinweist und die Nationalitäten in Ungarn zum
aktiven Kampf für ihre Rechte auffordert.
* Laudo«, 13. Nov. Die für gestern in Aussicht
genommen gewesene Konferenz der Maschinenbauer
mit den Unternehmer» hat nicht stattgefunden. Die-
selbe soll nun am Montag oder Dienstag abgehalten
werden. Die Maschinenbauer verzichten, wie verlautet,
auf einen neutralen Vorsitzenden, da sonst eine Kon-
ferenz nicht zu Stande kommt.
Aus Baden.
Heidelberg, 15. Nov.
4» Zur ErzbischofSfrage. Von bestinformirter
Seite erfährt der „Oberschw. Anzeiger" auS Frei-
burg in Baden, daß das dortige Domkapitel
behufs Wiederbesetzung der Erzbischof-
stuhles auf das ihm zustehende Wahlrecht verzich-
tet und der Heilige Vater den Pater Schober,
Abt des Benediktinerklosters Seckau
zum Erzbischof in Freiburg ernennen wird.
Damit ist dir SedeSvakanz beendet. Abt Schober ist
geborener Badenser und sein Bruder der Dompfarrer
Schober in Freiburg.
--- Einberufung de» badischeu Landtages-
Der „Staatsanzeiger" für das Großherzog-
thum Baden veröffentlicht eine unmittelbare
Entschließung des Großherzogs, nach der
der Landtag auf Dienstag, den 23. November ein-
berufen wird. Für die erste Kammer sind berufen worden :
ObrrlandeSgerichtSpräsident Schneider, Präsident des
BerwaltungSgerichtShofeS JooS, der badische Gesandte >
am bayerischen und württembergischen Hofe, Freiherr
von Bodmanu, der Professor an der technischen Hoch-
schule Dr. Engler, Geh. Kommerzienrath Diffene-
Mannheim, Sch. Kommrrzienrath Sander-Lahr, Kom-
merzienrath Scipio-Mannheim, Präsident der Handels -
kammer in Schopfheim Krafft. Zum Präsidenten der
ersten Kammer wird Prinz Karl von Baden ernannt,
zum Vizepräsidenten Freiherr von Bodmann u. zum
2. Vizepräsidenten Geh. Kommerzienrath Diffene.
---- Der Bericht über die Bundesrathsitzuug
vom Donnerstag schweigt sich über die Militär-
Strafprozeß Ordnung wieder an-, sagt aber auch
nichts über das Einführungsgesetz dazu. Nach der
Post soll die Sitzung die Eutschndung über dieser
noch nicht gebracht haben. Das Blatt orakelt, zwischen
Bayern und Preußen scheine über den Theil des Ge-
setzes, der die Frage des bayerischen Reservatrechts
erledigen solle, völlige Einigkeit zu herrschen, dagegen
scheine eine solche zwischen Bayern und den andern
Bundesstaaten noch nicht in allen Punkten zu
bestehen. Ein conservativer Berichterstatter will
jetzt wissen, die Militär-Strafprozeß-Ordnung
sei im BundeSrathe nach Ausschluß der Frage des
obersten Gerichtshofes, einstimmig angenommen worden.
Ferner will er gehört haben, daß man in gewissen
Regierungskreisen nicht glaube, daß die Vorlage, wie
sie ist, im Reichstage eine Mehrheit finde. Dar ist
sehr leicht möglich. Ob nicht aber „gewisse Regier-
ungskreise" geradezu hoffen mögen, die ganze Reform
werde scheitern?
— Irr einer Betrachtung über die Wahl in
Westpriegnitz geht die Nordb. Allg. Ztg. mit dem
Bunde der Landwirthe sehr streng ins Gericht, nicht
ohne den Conservativen zu sagen, daß von ihrer Seite
„demagogischen Bestrebungen Vorschub geleistet worden
sei." Sie nennt zwar den Bund nicht und leitet die
Strafrede ein, als richte sie sich lediglich gegen die
Antisemiten, dabei polemisirt sie aber unter Zugrunde-
legung von Aeußerungen der (nicht genannten) Deut-
schen TageSztg. Sie redet von der „Ägrardemagogie",
die es auf eine Terrorisirung der staatstreuen, conser-
vativen Elemente abgesehen habe, die keine selbstsüch-
tigen Interessen verfolgten, von „den mit einer Ver-
tretung des Mittelstandes in Stadt und Land flun-
kernden Demagogen" usw. Man darf gespannt sein,
waS die Deutsche TageSztg. dazu sagt; sie könnte eS
ja einfach auf den Antisemiten sitzen lassen, wen» sie
nicht selbst citirt wäre. Die konservative Presse läßt
die Bündler ganz in Ruhe und wendet sich nur ge-
gen die Antisemiten.
— Sozialdemokratischer. Der „Oberschwäbische
Anzeiger" nagelt ein dem Organ der Württ. So-
zialdemokraten entnommenes Merksprüchlein wie
folgt fest: Sozialdemokratische Achtstundentheorie. Im
Unterhaltungsblatt der „Schw. Tagw." Nr. 44 findet
sich folgendes sozialdemokratische Merksprüchlein:
Acht Stunden sollst du bei der Arbeit sei»,
Acht Stunden dem Genuß des Lebens weih'n,
Acht Stunden Schlaf sind dir dann vonnöten.
Den Rest des TagS benutze, um zu beten.
Mit diesem frivolen Spott wird die Sozialdemo-
kratie die Achtstundenforderung bei christlichen Arbeitern
nur in Mißkredit bringen. Der Achtstundentag ist
eine wirthschaftliche Forderung. Trotzdem bringt die
„Tagwacht" eS fertig, dieser Forderung eine Spitze
gegen die Religion zu geben und so in diese Wirth-
schaftliche Frage die Religion hereinzuziehen. Sie
hat damit nur auf'S neue den Beweis gebracht, daß
eS Heuchelei ist, wenn die sozialdemokratische Presse
behauptet, daß die soziale Frage nur eine ökono-
mische sei.
— Z«m Fall Dreifub. Der neuerdings wieder
viel genannte Kapitän DreyfuS war nicht nur ein
begeisterter Patriot, er Pflegte sogar aus seinem Chua-
viniSmuS kein Hehl zu machen, wie nachfolgende,
von glaubwürdiger Seite verbürgte Aeußerung be-
zeugt. Etwa ein Jahr vor Beginn seines Prozesses
wohnte er in Nancy einer HochzeitSfeier bei. Unter
den Gästen befand sich auch ein angesehener Be-
amter auS Mannheim, der während eines Ge-
spräches an DreyfuS die Frage richtete, ob er nicht auch
einmal nach Deutschland komme» werde. Der revanch-
dürstende Kapitän erwiderte ihm darauf: „Ja, aber
nur an der Spitze einer Regiments!" —
Herr DreyfuS hätte eS sich damals wohl nicht träumen
lassen, daß man ihn kaum ein Jahr nachher des Ver»
raths beschuldigen und trotz seiner UnschuldSbetheuer-
ungen verurthmen würde.
Aus Nah und Fern.
Nachricht«» für diele Rubrik find un« jederzeit willkommen. — »twaige
»ölten werden stet» sofort ersetzt.)
* Heidelberg, 15. Nov. (MuthmaßlicheS Wetter für
DienSta, den 16. November.) Größteatheils trockenes und
heiteres Wetter bei nur ritweiliger Bewölkung in Aussicht
zu nehmen.
* Heidelberg, 15. Okt. In der am Samstag den 13.
d. M. stattgehabten Bezirks rathSsitzung wurden
folgende^Gegenstände zur Kenntniß, bezw. Erledigung ge-
bracht :
Durchschnitt absetzten; 3. sich in keiner WE .
an dem Artikel spekulativ oder auf andere A" 'M
theiligen; 4. Bücher zu führen, die jederzeit a«
trolle der Gesellschaft offen sein sollen; 5. E > O
Nutzen zu nehmen, als die Gesellschaft vo! -
Zum Schluß wird strengste Diskretion uv" "
halt des Vertrag» bis zur Unterzeichnung.3"^'
* Hockenheim, 12. Nov. Hier wurde ew A
verein gegründet, dem sofort 60 Mitglieder
1. Klage des OrtSarmenverbande« Ben-Heimwege" ,,
Landarmenverband Heidelberg, Ersatz von Verpfleg
kosten betr. wurde abgewiese» ;
2. Gesuch
» des Ernst Reiß von Haueneberftei» um Erlauf
zum Betrieb einer Gastwirthschaft „zur Jagern
in Leimen wurde genehmigt ;
b. deS Jakob Lehmann in Heidelberg um Erlau
zum Betrieb derRealwirthschaft der Kronenvrau..^
in dem Hause Nr. 1 der Brückenkopfstraß-
wurde genehmigt:
<-. des Wilhelm MüÜer in Waldhilsbach um
«iß zum Betrieb einer Gastwirthschaft daselbst "
ohne Brantweinschank genehmigt;
ck. des Konrad Kopp in Heidelberg um Erlauvm»»
Betrieb einer Schankwirthschaft mit LigueralW
in der Bergbahnstation Schloß dahier wm
nehmigt; , , zB
«. des Franz Huber von Achern um ErlauvnwFj-
Betrieb der Gastwirthschaft „zum grünen Baum
Petersthal wurde vertagt; «i»
5. der Karl Heckmann Wwe. in Nsckargemuno
Erlaubniß zum Betrieb der Gastwirthschast -
Bahnhof" in Bammenthal wurde genehmigt-
S. Die Untersuchung von Wohnungen Wer
schwerde des Peter Erhard in Heidelberg gegen die
amtliche Verfügung vom 18. August l. IS. Nr.
wurde abgewtesen;
4. des Landwirthes Wotrad Waldi m
um Erlaubniß zur Errichtung einer Schlachtstätte vm
wurde genehmigt;
5. die Erweiterung und Abänderung des Ortsbaup
in Sandhausen wurde festgestellt.
* Heidelberg, 15. Nov. Für da« Winterha Lzs
haben bis jetzt bei der Inaturwissenschaftlich-mathem»?^
Fakultät hiesiger Universität 2, bet der phllosoviu
Fakultät 18 Damen Vorlesungen belegt. Bon den le»
find 11 Nicht-Badenerinnen, 7 Badenerinnen- .
* Heidelberg, 15. Nov. Herr Privatmann -v^z"
Hormuth verkaufte seine Wirthschaft „zur Kar B
(Hauptstraße 53) um den Preis von 135,000 M-
badische Brauereigesellschaft Mannheim. M
* Heidelberg, 15. Nov. Die in der Mras'E„^ij
in Mannheim verhafteten Einbrecher legten ein G-M
ab, auch hier in der Billa „Friedwall" dem Herrn A z§
ftetn-Mohor gehörig, eingebrochen und alles drnwu«
haben. ,
* Heidelberg, 15. Nov. Ein sehr interessante« Eß-
spiel bot sich am Freitag Nachmittag hier dar- Der a
Schornstein des vor einiger Zeit abgebrannten
Werkes, welcher wohl bei allen Besuchern Heidelbergs,
eine Verunzierung des landschaftlichen Bildes sem
liebt war, wurde gestürzt! 80 Meter hoch war der eiBs
bei einem Durchmesser am Fuße von 6 Meter un«
Mauerdicke von 1 Meter 20 Zentimeter. Schon
Tagen waren Arbeiter beschäftigt, ein Loch in das
einer Masse bestehende Mauerwerk zu brechen,
gestern Nachmittag kurz nach 4 Uhr gelang eS wu.^».
fenahme von Roburit, den Steinrtesen zu Fall zu
Es war ein Prächtiger Anblick, als die gewaltigen Djil-
in sich zusammenstürzten und schließlich aus den V'Mto
ren Staubwolken nur noch ein Stumpf von ca-if Mts
Höhe hervorragte. Zahlreich anwesende AmatemV'Fl-
graphen ließen es sich natürlich nicht entgehen, dieic
tcne Schauspiel mit ihrem Cameras festzuhalten-
* Heidelberg, 15. Nov. In der Nacht von
auf Sonntag wurde Goldarbeiter Henn hier M v" M
badgasse von einer Herzlähmung betroffen und wu^
in seine Wohnung verbracht. S
A* Heidelberg, 15. Nov. Verhaftet wurden wm° ei'
Personen, eine wegen Hausfriedensbruch, die andere
Tätlichkeiten. — Ein junger Mann kam am
dem Schloßberg unter einen Wagen und trug T
Verletzungen davon, derselbe befindet sich in ärztlstM
Handlung.
L Mannheim, 14. Novbr. Minnh e >» «
Hoftheater. Leo DelibeS, dessen Oper
gestern im hiesigen Hoftheater zum zweiten
Scene ging, fand abermals eine sehr beifällig«
nähme. In dieser Oper zeigt der leider so ftug jstü
Hingeschiedene Componist, daß er sich auch
lyrisch-dramatischen Bahnen der Musik zu.
wußte, die neben wenig Miuderwerthige«, W'
Fülle von Schönheiten aufweist, und unter de«
lichen Leitung der Herr» Hofkapellmeisters
durch das vorzügliche Orchester, glänzend zur h,r
kamen. Frau Fiora stand als „Lakme" ganz
Höhe ihrer Aufgabe. Für diese Glanzleistung
ihr zwei mächtige Lorbeirkränze gespendet. Aua<
Erl als „Gerald" war in seiner lyrische»
gut diSponirt. Würdig zur Seite stand Ami
in seiner ziemlich Hochliegenden Baßparw^D
Döring als „Nilakantha". In den kleineren
sei den Damen Wagner, Sorger, Hübsch "
sowie den H-rren Kromer und Rüdiger ganz NI"
lobend gedacht. Die neuen Dokorationen maw'
technischen Herrn Direktor O. Auer und He""
theatermaler Remler alle Ehre.
* Mannheim, 13. Nov. Die Mannheim'^-
Petroleumgesellschaft hat ihren Kunden "U MM
unterbreitet, durch das den Abnehmern der
in Verträgen, die sie auf 3 Jahre binden, zE .
wird: 1. nur ein bestimmtes Quantum Petros
kaufen, und von keinem andern Geschäft; 2. j-
zu kaufen, als sie während der letzten drei
Ortes, wo die Ermordung Deutscher vorgekommen ist,
anzulaufen und eine sofortige Genugthuung durchzu-
fetzen. — Dasselbe Blatt meldet: Finanzminister v.
Miquel, welcher einige Zeit dar Zimmer hüten mußte,
ist vollständig wieder hergestellt. — Reichskanzler Fürst
zu Hohenlohe empfing gestern den Besuch des russi-
sch:« Botschafters und heute den zum türkischen Bot-
schafter defignirten Generaladjutanten des Sultans,
Tewfik Pascha. DaS von französischen Blättern ver-
breitete Gerücht, die deutsche Regierung hätte die Ab-
berufung des türkischen Botschafters Galib Bey ge-
wünscht, ist vollständig unbegründet.
* Köln, 13. Nov. Die 47. Jahresfeier der Car«
dinalS-Erhebung deS hochseligen Erzbischoss Johannes
v. Geissel wurde von dem Bürger-Comite gestern in
festlicher Weise durch Speisung von 72 armen Greisen
begangen. Der Saal war zu Ehren der alten Leute
auf'S schönste geziert. In einer Pflanzengrupp- stand
die Büste des gefeierten Kirchenfürsten. Die 72 Greise
vrrtheilten sich auf sämmtliche 21 Pfarreien bzw.
Rectorate der Altstadt. Sie hatten am Vormittage
einem feierlichen Meßopfer für den Verstorbenen im
Dome beigewohnt, welches einer der ältesten Priester
der Stadt, Herr Bohner, celebrirte. Ihr Gesammtal-
ter betrug 5383 Jahre, oder im Durchschnitt 74'/i
Jahre. Die Bedienung der Greise erfolgte durch die
Mitglieder des Comste'S. Den alten Leuten wurde
nach dem Festmahl noch ein Geldgeschenk überreicht.
Der hochw Herr Weihbischof Dr. Schmitz wohnte
der schönen Frier bei und richtete an die Greise eine
Ansprache, in welcher er der hohen Verdienste des
verewigten Cardinals gedachte und die besten Grüße
Sr. Eminenz des hochw. Herrn Cardinal-EczbischofS
übermittelte, welcher lebhaft bedauere, durch seine
Krankheit an der Theilnahme dieser schönen Gedächt-
nißfeier verhindert zu sein. Heute Morgen fand in
der Minoritenkirche ein Seelenamt für die verstorbe-
nen Mitglieder des Comite's und die verstorbenen
Greise statt.
Ausland.
* Wie», 13. Nov. Im Budgetausschuß wurde
nach zwei Rednern die Debatte über das Ausgleichs-
provisorium wieder geschlossen. Handelsminister Baron
Glanz ertheilte einige Aufklärungen.
* Wie«, 13. Nov. Heute Mittags fanden in der
Universität Prügelszeuen zwischen dem jüdisch-natio-
nalen „Kodimah" und den akademischen Verbindungen
„Hedone" und „FidelitaS" statt, da letztere, obwohl
sie Juden zu Mitgliedern haben, sich an der jüngsten
Demonstration der Deutschnationalen vor dem Parla-
ment betheiligten. Bei den Prügeleien erlitten mehrere
Studenten durch Stockhiebe Verletzungen an den Köpfen.
Die emschreitende Polizei wurde von den Studenten
mit lärmenden Abzugrufen empfangen, als sie den
akademischen Boden betrat. 17 Studenten wurden
verhaftet.
* Bukarest, 13. Nov. Die Gesammtschäden des
diesjährigen Hochwassers werden awtlich auf nahezu
40 Millionen Lei angegeben. Der durch die Miß-
ernte verschuldete Ausfall der diesjährigen Ausfuhr
wird mindestens auf 110 Millionen Lei geschätzt.
* Budapest, 13. Nov. Die Führer der rumäni-
sche» Nationalpartei, Lukacsiu und Ratiu, veröffent-
lichen einen Aufruf, der auf die Vorgänge in Oester-
reich hinweist und die Nationalitäten in Ungarn zum
aktiven Kampf für ihre Rechte auffordert.
* Laudo«, 13. Nov. Die für gestern in Aussicht
genommen gewesene Konferenz der Maschinenbauer
mit den Unternehmer» hat nicht stattgefunden. Die-
selbe soll nun am Montag oder Dienstag abgehalten
werden. Die Maschinenbauer verzichten, wie verlautet,
auf einen neutralen Vorsitzenden, da sonst eine Kon-
ferenz nicht zu Stande kommt.
Aus Baden.
Heidelberg, 15. Nov.
4» Zur ErzbischofSfrage. Von bestinformirter
Seite erfährt der „Oberschw. Anzeiger" auS Frei-
burg in Baden, daß das dortige Domkapitel
behufs Wiederbesetzung der Erzbischof-
stuhles auf das ihm zustehende Wahlrecht verzich-
tet und der Heilige Vater den Pater Schober,
Abt des Benediktinerklosters Seckau
zum Erzbischof in Freiburg ernennen wird.
Damit ist dir SedeSvakanz beendet. Abt Schober ist
geborener Badenser und sein Bruder der Dompfarrer
Schober in Freiburg.
--- Einberufung de» badischeu Landtages-
Der „Staatsanzeiger" für das Großherzog-
thum Baden veröffentlicht eine unmittelbare
Entschließung des Großherzogs, nach der
der Landtag auf Dienstag, den 23. November ein-
berufen wird. Für die erste Kammer sind berufen worden :
ObrrlandeSgerichtSpräsident Schneider, Präsident des
BerwaltungSgerichtShofeS JooS, der badische Gesandte >
am bayerischen und württembergischen Hofe, Freiherr
von Bodmanu, der Professor an der technischen Hoch-
schule Dr. Engler, Geh. Kommerzienrath Diffene-
Mannheim, Sch. Kommrrzienrath Sander-Lahr, Kom-
merzienrath Scipio-Mannheim, Präsident der Handels -
kammer in Schopfheim Krafft. Zum Präsidenten der
ersten Kammer wird Prinz Karl von Baden ernannt,
zum Vizepräsidenten Freiherr von Bodmann u. zum
2. Vizepräsidenten Geh. Kommerzienrath Diffene.
---- Der Bericht über die Bundesrathsitzuug
vom Donnerstag schweigt sich über die Militär-
Strafprozeß Ordnung wieder an-, sagt aber auch
nichts über das Einführungsgesetz dazu. Nach der
Post soll die Sitzung die Eutschndung über dieser
noch nicht gebracht haben. Das Blatt orakelt, zwischen
Bayern und Preußen scheine über den Theil des Ge-
setzes, der die Frage des bayerischen Reservatrechts
erledigen solle, völlige Einigkeit zu herrschen, dagegen
scheine eine solche zwischen Bayern und den andern
Bundesstaaten noch nicht in allen Punkten zu
bestehen. Ein conservativer Berichterstatter will
jetzt wissen, die Militär-Strafprozeß-Ordnung
sei im BundeSrathe nach Ausschluß der Frage des
obersten Gerichtshofes, einstimmig angenommen worden.
Ferner will er gehört haben, daß man in gewissen
Regierungskreisen nicht glaube, daß die Vorlage, wie
sie ist, im Reichstage eine Mehrheit finde. Dar ist
sehr leicht möglich. Ob nicht aber „gewisse Regier-
ungskreise" geradezu hoffen mögen, die ganze Reform
werde scheitern?
— Irr einer Betrachtung über die Wahl in
Westpriegnitz geht die Nordb. Allg. Ztg. mit dem
Bunde der Landwirthe sehr streng ins Gericht, nicht
ohne den Conservativen zu sagen, daß von ihrer Seite
„demagogischen Bestrebungen Vorschub geleistet worden
sei." Sie nennt zwar den Bund nicht und leitet die
Strafrede ein, als richte sie sich lediglich gegen die
Antisemiten, dabei polemisirt sie aber unter Zugrunde-
legung von Aeußerungen der (nicht genannten) Deut-
schen TageSztg. Sie redet von der „Ägrardemagogie",
die es auf eine Terrorisirung der staatstreuen, conser-
vativen Elemente abgesehen habe, die keine selbstsüch-
tigen Interessen verfolgten, von „den mit einer Ver-
tretung des Mittelstandes in Stadt und Land flun-
kernden Demagogen" usw. Man darf gespannt sein,
waS die Deutsche TageSztg. dazu sagt; sie könnte eS
ja einfach auf den Antisemiten sitzen lassen, wen» sie
nicht selbst citirt wäre. Die konservative Presse läßt
die Bündler ganz in Ruhe und wendet sich nur ge-
gen die Antisemiten.
— Sozialdemokratischer. Der „Oberschwäbische
Anzeiger" nagelt ein dem Organ der Württ. So-
zialdemokraten entnommenes Merksprüchlein wie
folgt fest: Sozialdemokratische Achtstundentheorie. Im
Unterhaltungsblatt der „Schw. Tagw." Nr. 44 findet
sich folgendes sozialdemokratische Merksprüchlein:
Acht Stunden sollst du bei der Arbeit sei»,
Acht Stunden dem Genuß des Lebens weih'n,
Acht Stunden Schlaf sind dir dann vonnöten.
Den Rest des TagS benutze, um zu beten.
Mit diesem frivolen Spott wird die Sozialdemo-
kratie die Achtstundenforderung bei christlichen Arbeitern
nur in Mißkredit bringen. Der Achtstundentag ist
eine wirthschaftliche Forderung. Trotzdem bringt die
„Tagwacht" eS fertig, dieser Forderung eine Spitze
gegen die Religion zu geben und so in diese Wirth-
schaftliche Frage die Religion hereinzuziehen. Sie
hat damit nur auf'S neue den Beweis gebracht, daß
eS Heuchelei ist, wenn die sozialdemokratische Presse
behauptet, daß die soziale Frage nur eine ökono-
mische sei.
— Z«m Fall Dreifub. Der neuerdings wieder
viel genannte Kapitän DreyfuS war nicht nur ein
begeisterter Patriot, er Pflegte sogar aus seinem Chua-
viniSmuS kein Hehl zu machen, wie nachfolgende,
von glaubwürdiger Seite verbürgte Aeußerung be-
zeugt. Etwa ein Jahr vor Beginn seines Prozesses
wohnte er in Nancy einer HochzeitSfeier bei. Unter
den Gästen befand sich auch ein angesehener Be-
amter auS Mannheim, der während eines Ge-
spräches an DreyfuS die Frage richtete, ob er nicht auch
einmal nach Deutschland komme» werde. Der revanch-
dürstende Kapitän erwiderte ihm darauf: „Ja, aber
nur an der Spitze einer Regiments!" —
Herr DreyfuS hätte eS sich damals wohl nicht träumen
lassen, daß man ihn kaum ein Jahr nachher des Ver»
raths beschuldigen und trotz seiner UnschuldSbetheuer-
ungen verurthmen würde.
Aus Nah und Fern.
Nachricht«» für diele Rubrik find un« jederzeit willkommen. — »twaige
»ölten werden stet» sofort ersetzt.)
* Heidelberg, 15. Nov. (MuthmaßlicheS Wetter für
DienSta, den 16. November.) Größteatheils trockenes und
heiteres Wetter bei nur ritweiliger Bewölkung in Aussicht
zu nehmen.
* Heidelberg, 15. Okt. In der am Samstag den 13.
d. M. stattgehabten Bezirks rathSsitzung wurden
folgende^Gegenstände zur Kenntniß, bezw. Erledigung ge-
bracht :
Durchschnitt absetzten; 3. sich in keiner WE .
an dem Artikel spekulativ oder auf andere A" 'M
theiligen; 4. Bücher zu führen, die jederzeit a«
trolle der Gesellschaft offen sein sollen; 5. E > O
Nutzen zu nehmen, als die Gesellschaft vo! -
Zum Schluß wird strengste Diskretion uv" "
halt des Vertrag» bis zur Unterzeichnung.3"^'
* Hockenheim, 12. Nov. Hier wurde ew A
verein gegründet, dem sofort 60 Mitglieder
1. Klage des OrtSarmenverbande« Ben-Heimwege" ,,
Landarmenverband Heidelberg, Ersatz von Verpfleg
kosten betr. wurde abgewiese» ;
2. Gesuch
» des Ernst Reiß von Haueneberftei» um Erlauf
zum Betrieb einer Gastwirthschaft „zur Jagern
in Leimen wurde genehmigt ;
b. deS Jakob Lehmann in Heidelberg um Erlau
zum Betrieb derRealwirthschaft der Kronenvrau..^
in dem Hause Nr. 1 der Brückenkopfstraß-
wurde genehmigt:
<-. des Wilhelm MüÜer in Waldhilsbach um
«iß zum Betrieb einer Gastwirthschaft daselbst "
ohne Brantweinschank genehmigt;
ck. des Konrad Kopp in Heidelberg um Erlauvm»»
Betrieb einer Schankwirthschaft mit LigueralW
in der Bergbahnstation Schloß dahier wm
nehmigt; , , zB
«. des Franz Huber von Achern um ErlauvnwFj-
Betrieb der Gastwirthschaft „zum grünen Baum
Petersthal wurde vertagt; «i»
5. der Karl Heckmann Wwe. in Nsckargemuno
Erlaubniß zum Betrieb der Gastwirthschast -
Bahnhof" in Bammenthal wurde genehmigt-
S. Die Untersuchung von Wohnungen Wer
schwerde des Peter Erhard in Heidelberg gegen die
amtliche Verfügung vom 18. August l. IS. Nr.
wurde abgewtesen;
4. des Landwirthes Wotrad Waldi m
um Erlaubniß zur Errichtung einer Schlachtstätte vm
wurde genehmigt;
5. die Erweiterung und Abänderung des Ortsbaup
in Sandhausen wurde festgestellt.
* Heidelberg, 15. Nov. Für da« Winterha Lzs
haben bis jetzt bei der Inaturwissenschaftlich-mathem»?^
Fakultät hiesiger Universität 2, bet der phllosoviu
Fakultät 18 Damen Vorlesungen belegt. Bon den le»
find 11 Nicht-Badenerinnen, 7 Badenerinnen- .
* Heidelberg, 15. Nov. Herr Privatmann -v^z"
Hormuth verkaufte seine Wirthschaft „zur Kar B
(Hauptstraße 53) um den Preis von 135,000 M-
badische Brauereigesellschaft Mannheim. M
* Heidelberg, 15. Nov. Die in der Mras'E„^ij
in Mannheim verhafteten Einbrecher legten ein G-M
ab, auch hier in der Billa „Friedwall" dem Herrn A z§
ftetn-Mohor gehörig, eingebrochen und alles drnwu«
haben. ,
* Heidelberg, 15. Nov. Ein sehr interessante« Eß-
spiel bot sich am Freitag Nachmittag hier dar- Der a
Schornstein des vor einiger Zeit abgebrannten
Werkes, welcher wohl bei allen Besuchern Heidelbergs,
eine Verunzierung des landschaftlichen Bildes sem
liebt war, wurde gestürzt! 80 Meter hoch war der eiBs
bei einem Durchmesser am Fuße von 6 Meter un«
Mauerdicke von 1 Meter 20 Zentimeter. Schon
Tagen waren Arbeiter beschäftigt, ein Loch in das
einer Masse bestehende Mauerwerk zu brechen,
gestern Nachmittag kurz nach 4 Uhr gelang eS wu.^».
fenahme von Roburit, den Steinrtesen zu Fall zu
Es war ein Prächtiger Anblick, als die gewaltigen Djil-
in sich zusammenstürzten und schließlich aus den V'Mto
ren Staubwolken nur noch ein Stumpf von ca-if Mts
Höhe hervorragte. Zahlreich anwesende AmatemV'Fl-
graphen ließen es sich natürlich nicht entgehen, dieic
tcne Schauspiel mit ihrem Cameras festzuhalten-
* Heidelberg, 15. Nov. In der Nacht von
auf Sonntag wurde Goldarbeiter Henn hier M v" M
badgasse von einer Herzlähmung betroffen und wu^
in seine Wohnung verbracht. S
A* Heidelberg, 15. Nov. Verhaftet wurden wm° ei'
Personen, eine wegen Hausfriedensbruch, die andere
Tätlichkeiten. — Ein junger Mann kam am
dem Schloßberg unter einen Wagen und trug T
Verletzungen davon, derselbe befindet sich in ärztlstM
Handlung.
L Mannheim, 14. Novbr. Minnh e >» «
Hoftheater. Leo DelibeS, dessen Oper
gestern im hiesigen Hoftheater zum zweiten
Scene ging, fand abermals eine sehr beifällig«
nähme. In dieser Oper zeigt der leider so ftug jstü
Hingeschiedene Componist, daß er sich auch
lyrisch-dramatischen Bahnen der Musik zu.
wußte, die neben wenig Miuderwerthige«, W'
Fülle von Schönheiten aufweist, und unter de«
lichen Leitung der Herr» Hofkapellmeisters
durch das vorzügliche Orchester, glänzend zur h,r
kamen. Frau Fiora stand als „Lakme" ganz
Höhe ihrer Aufgabe. Für diese Glanzleistung
ihr zwei mächtige Lorbeirkränze gespendet. Aua<
Erl als „Gerald" war in seiner lyrische»
gut diSponirt. Würdig zur Seite stand Ami
in seiner ziemlich Hochliegenden Baßparw^D
Döring als „Nilakantha". In den kleineren
sei den Damen Wagner, Sorger, Hübsch "
sowie den H-rren Kromer und Rüdiger ganz NI"
lobend gedacht. Die neuen Dokorationen maw'
technischen Herrn Direktor O. Auer und He""
theatermaler Remler alle Ehre.
* Mannheim, 13. Nov. Die Mannheim'^-
Petroleumgesellschaft hat ihren Kunden "U MM
unterbreitet, durch das den Abnehmern der
in Verträgen, die sie auf 3 Jahre binden, zE .
wird: 1. nur ein bestimmtes Quantum Petros
kaufen, und von keinem andern Geschäft; 2. j-
zu kaufen, als sie während der letzten drei