Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

DOI Heft:
Dezember 1897
DOI Artikel:
Nr. 293
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.42846#1219

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Astigu-z armer .Schulkinder. U. ber 33)9 hungrige,
bedürftige gehen täglich leer aus. An Sonn- und
Feiertagen und von Mitte März an bekommen sie
nichts. Unter 100 bedürftigen Schulkindern kann die
Schule 20 mit Speisrnmarken beiheiligen. Für
eine Klaffe sind zwei bis drei Anweisungen an dis
Wärmestube, auf einen halben Schöpflöffel Supp-
Md ein Stückchen Brod vorhanden. Dazu melden
sich jedoch 40 bis 50 Schüler. Von 4167 bedürf-
tigen Kindern, worunter 818 Waisen sind, gehen in
dieser rauhen Jahreszeit noch viel« barfuß in Holz-
pantoffeln, viele können wegen plötzlichen Mangels
an Fußbekleidung die Schule gar nicht besuchen."
Ohnmachtsfälle bei Kindern wegen Hungers und
gänzlicher Entkräftung seien nichts Seltenes. Die
traurigsten Erscheinungen, eine rwchwendige Folge der
immer mehr überhandnehmenden Verelendung, seien
die zahlreichen Diebstähle, namentlich an Lebensmitteln,
welche Kinder verüben. Darüber könnte das Polizei-
kommissariat Favoriten Aufschlüsse geben. All diesen
Dingen stehe der Lehrer ohnmächtig, mit blutendem
Herzen gegenüber.
—INewyork, 20. Dez. Wie der Nswy. Staats-
Ztg, aus Peoria, Illinois, gemeldet wird, ist dort
gestern Johann Gustav Hilgers, einer der bekanntesten
Achtundvierziger, 78 Jahre alt, gestorben. Hil-
gers war in Trier geboren, genoß in Köln und auf
der Universität Bonn eire vorzügliche Bildung und
machte darauf Seefahrten um die ganze Welt. Er
kam gerade rechtzeitig nach Deutschland zurück, um
sich au der Revolution zu bethüligm. Er mußte
dann flüchten, und nachdem er sich kärglich m Frank-
reich u. England durchgeschlagen, kam er nach Amerika
bezw. Chicago, wo er unter den Achtundvierzigern als
der „Triersche" bekannt war. Vor dem Bürgerkriege
kehrte Hilgers nach Deutschland zurück und gründete
eine Zeitung in Bernkaste! an der Mosel. Dort kam
er durch seine freisinnigen Artikel mit der Regierung
bald in Konflikt und mußte abermals nach Amerika
flüchten. Seit 11 Jahren wohnte er in Peoria, wo
er noch vielfach literarisch thätig war.

Der Fahnenträger von Weißenburg
„Ihr habt heute einen schönen Sieg erfechten
helfe»; was wird sich mein Vater freuen, wenn rr
die Depesche erhält!", so rief Kronprinz Friedrich,
als er um 6 Uhr Abends am 6. August 1870, nach-
dem auf allen Seiten die Höhen von Fröschweiler
und Elsaßhansen genommen waren, durch die Truppen
des 11. und 5. Armeekorps ritt, dem 3. Posen'schrn
Infanterieregiment 58 zu; Plötzlich hielt er und ließ
durch den Divisionskommandeur den Premierlieutenant
Baron vorstellen. Als dieser, der eben jetzt zur
Disposition gestellte Generalmajor und Kommandeur
der 20. Jnfanteriedrigade, vor die Front eilte, sagte
der Kronprinz sehr freundlich etwa folgendes zu ihm:
«Ich habe mir genauen Bericht über Sie erstatten
lassen; aber Kinder, ich weiß gar nicht, wie man
Euch belohnen soll. Meine Herren," rief der Kron-
Prinz, sich hierauf zu seinem Gefolge wendend und
auf den Premiertteutenant Baron deutend, „dar ist
der Fahnenträger von Weißenburg!" Nachdem der
Kronprinz noch die Worte an den Lieutenant Baron
gerichtet hatte: „Ich danke Ihnen nochmals für ihre
Heldenthat in meines BaterS Namen," beugte er sich

zu dem hochh-g'üä.e'i Off zi.r vom Pferds herab,
umarmte und küßte ihn zweimal auf den Mund, wo
rauf er tief bewegt seinen Ritt fortsetzte. Premier-
lieutrnant Baron, der sich schon im 1866er Feldzug
den Rothen Adlerorden mit Schwertern erkämpft
hatte, hatte in dem heißen Kampfe bei Weißenburg,
als der Fahnenträger des 1. Bataillons, Sergeant
Debczyask,', von mehreren Kugeln getroffen schwer
verwundet niederfank, silbst verwundet das Panier
ergriffen, und mit dem Rufe: „Wer verläßt seine
Fahne, vorwärts, vorwärts!" erstürmten die Offiziere
des von ihm kommandirten Bataillons unter lautem
Hurrah die feindliche Stellung am Kirchhofe von
Weisenburg und drangen vor bis zum Bahnhof.
Als vor zwei Jahren die Erinnerungstage an die
denkwürdigen Ereignisse des Krieges von 1870—71
in den Garnisonen gefeiert wurden und vom 58.
Regiment in Glogau insbesondere der Tag von
Weißenburg, da waren alle die alten Krieger erschie-
nen und eine Parade dieser und der jungen Mann-
schaft wurde abgehalten. Der Divisionskommandeur,
jetzige Gouverneur von Köln, General v. Wilczek,
lehnte aber in seiner Bescheidenheit alle die Ehren
des Tages von sich ab, stellte sich vor den aus Posen
herbeigekommenen General Baron neben die Fahne
und ließ vor diesem, an dessen Seite noch der Feld-
webel Thomas der Schloßgardckompagnie (1870
Feldwebel der 9. Kompagnie des 50. Regiments) und
Ritter des Eisernen Kreuzes 1. Klasse getreten war,
den Parademarsch Vorbeigehen mit den Worten des
Kronprinzen: „Das war der Fahnenträger von
Weißenburg!"

Neueste Nachrichten.
* Stuttgart, 21. Dez. Die Kammer der Ab-
geordneten nahm daS Gesetz betreffend die Kapital-
steuer mit 66 gegen 12 Stimmen nach unwesentlichen
Aenderungen im Wortlaut des Kommissionsent-
Wurfs an.
* Köln, 21. Dez. Seit einigen Tagen war
unter Hinterlassung bedeutender Schulden der Sohn
eines hiesigen Bauunternehmers mit Familie ver-
schwunden. In Aachen hat er durch Selbstmord
geendet.
* Göppingen, 22. Dez. Dis Deutsche Volks-
Partei und die Sozialisten haben bei der Gemeinde-
rathswahl gesiegt.
* Amsterdam, 21 Dez. Die Regentin nahm
das EntlaffungSgefuch des Marineministers an. Kriegs-
minister Elans übernimmt vorläufig das Portefeuille.
* Portsmouth, 21. Dez. Prinz Heinrich
nahm heute bei Admiral Sir Michael Culme Seymour
daS Frühstück ein. Als Prinz Heinrich nach „Deutsch-
land" zurückkehrte, gab das Hafenwachtschiff „Trafal-
gar" den Salut ab. Kontreadmiral Rice, Inspektor
des SeemagazinS, stattete heute an Bord von „Deutsch-
land" und „Gefion" Besuche ab.
* Brüssel, 21. Dez. Die Repräsentantenkammer
genehmigte die gerichtliche Verfolgung der sozialisti-
schen Drputirtsn Roher und Berenec, die unter der
Anklage stehen, den Bürgermeister von Hantrage, der
ihnen verboten hatte, eine Versammlung unter freiem
H'Mwel abzuhalten, geschlagen und beleidigt zu haben.

* Pari), 21. Dez. J.i d-m h-üt'zri M'.'.il r*
rath machte der Minister SeS Auswärtigen, Hanotaux
Miltheilungen über die jüngsten Zwffchenfälle in China,
sowie über die Ergebnisse der in Konstantinopel statt-
gehabten Konferenzen bezüglich der Organisation der
Autonomie Kretas.
* Rom, 21. Dez. In Palermo wurde ein un-
glaubliches Verbrechen entdeckt. Prinzipessa Carim,
die von ihrem Ehemann getrennt lebt«, wurde vier
Jahre lang im eigenen Palaste, in Gesellschaft ihrer
blinden Tochter, vom Hausverwalter gefangen gehalten.
Kürzlich gelang es der Prinz-fffln, eigen Brief an
einen Advokaten durchzuschmuzgeln. Die Polizei fand
die Aermste in einem leeren Zimmer auf einem Stroh-
lager halb verhungert. Der verbrecherische Verwalter
wurde verhaftet.
* Budapest, 21. Dez. Die hierher gelangten
Meldungen aus Fiume über die gestrigen Wahlen der
Stadtveriretung bestätigen den Sieg der liberalen
Vertreter nicht, vielm-hr wird heute der Sieg der
Autonomisten gemeldet. Bon insgesammt abgegebenen
729 Stimmen erhielt der liberale nur 207.
* Budapest, 21. Dez. Der Präsident des Abge-
ordnetenhauses versuchte heute, zwischen der Regierung
und der Unabhängigkeitspartei zu interveniren, doch
scheiterten auch diese Verhandlungen.
* Barcelona, 21. Dez. Der ArbeiterauSstand in
Manresa ist ein allgemeiner geworden. Die Strei-
kenden durchzogen die Straßenrad griffen eine Fabrik
an, in der gearbeitet wurde. Eine Person wurde ver-
wundet.

Z srstsu Lintrs.A in )säsr Hoti» dis 211 60 dis
D 70°/° asr ld^xs L M«—4Vs<>/o, Lbsnso NtiEivk«
211 50—60°/° äsr Hxs. ^.uslauiK
dsi Vortags äsr Vsrl.s.Zsodsins. Hsns- u. «Ntvr-
v^srötsv kiUiZst nrnZsssiLt.
^.a- u.nä Vsrds.uk von )säsr ^.rt.
L» iiiril VvrnrivliLUiLA
von äVodnnnZso, NssodLKsl.olrs.Isn, ViU.su sto.
n. 8«Hrl88v»I»»tt« »rI«ai8iu»N.
HVürllL-
daisdörgstrasss 68.
UaKuifieat,
Katholisches Gebet- u. Gesangbuch
der Erzdiözese Freiburg
vom gewöhnlichen bis zum feinsten Einband empfiehlt
zu billigsten Preisen.
Zlukvi', Buchdrackerei.
Heidelberg, Zwingerstraße 7.

°lp

V

Orangen



Lu 'lVeiknaektsZssekenLen ompkeklss vir unser reickkrsttixes I-axer
in RA^tznsedirmen, so vis eine ksrvorruxencks Lusvadl Louueusedirrue,
k^suiisiten cksr Kküsoa 1898.

Zkeinste Messina-Orangen,
per Stück 4, 5, 6 und 7 Pfg.
Für Wie-erverkäufer und Händler.
200 Ill.25, Mk. 300 Mk. I0.S0 per Kiste,
auLgezählt per Hundert Mk. 4.— bis 5.50,
Feinste Messtna-Citronen,
per Stück 5 und 6 Pfg.
lalle, Gjeckaiullmtg, Mölk N

Prallischl
WeUWs-GOenke
Normal-Hemden,
Sport-Hemden,
Unterhosen,
Cravatten,
Taschentücher
" äußerst billig.
8»d.lliimls(s.MiÄ)
Hauptstr. 176, Heidelberg.

r kM K Kis.
"V 8IN4888vk«i.LI«.
Lelctsldsrs
Usuptstrsss« 18.





Großartige Auswahl
in seidenen urd gestickten
BaUtnchernKGcharprs.
Federnboas,Kapotten, Schulterkragen, Salon-
wärmern, Westen, Mützen, Handschuhen,
re. re.
finden Sie bei
KcrrtpLstvaßs 44.


In WM-Wmin
empfehle sämmtliche einschlägigen Artikel
inlnrrr besten Qualitäten zu billigst-Preisen.
kopp-VrLvkIv, Irck AvuZes.
 
Annotationen