PMer Mksblliit
' »nker-te die 1-svaltiae Petitzeile oder dk
WÄklg, MU dm 20. AllgH 1897.
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
herausgedeutet wird, oder doch wenigstens große Neig«
ung dazu, und derlei würde ja den Ueberlieferunzen
und den Grundsätzen der Centrumspartei nicht ent»
sprechen. Leidenschaftlichkeit an sich kann hier nur
schädlich wirken und nicht alle geeigneten Kräfte um
die Fahne des Centrums sammeln, sondern eher
solche abstoßen, die bisher aus innerster Ueberzeugung
dem Ccntrum anhingen und mit ihm gingen und
kämpften.
Keine Partei hat mehr Feinde als das C-ntrum.
Keine Partei hat darum mehr eine Politik der Samm-
lung für sich vöthig als das Crntrum. Und eben
darum sollte die CentrumSpresse mehr als die gesammte
andere vor dem zersetzenden Elemente der Leidenschaft-
lichkeit sich hüten.
Die Politik der Sammlung.
y Eine Politik der Sammlung hat Herr Minister
Miquel in der bekannten Rede empfohlen, die
hi M 24. Juni im preußischen Abgeordnetenhaus«
bv» «einte auch, daß diese Politik von jetzt ab
d,?. der preußischen Regierung innegehalten werden
«an ' " sprach ganz so, als spräche er für die
iv"^ preußische Regierung nicht nur, sondern auch
rin» r Hen der zukünftigen Stellungnahme zu den
be» wPolitischen Parteien gleichzeitig im Namen
«lr 'A'chSregierung. So kam eS, daß diese Rede
«e Programmrede des Herrn v. Miquel be-
^fyvet wurde, und daß dieselbe weit über die
ied-apt" Preußischen Staate- hinaus Bedeutung
Wie wollte Herr von Miquel die Parteien sam-
' Alle Parteien, die „den Staat erhalten wollen",
' «rn nach der Ansicht des Herrn von Miquel sich
^jWmenschliehen. Der Begriff war, wohl absichtlich,
in r» Elar umgrenzt. Aber aus den Erörterungen
dab L Presse, die nachher folgten, ging hervor,
. d Herr von Miquel die Conservativen und Frei-
tin„ naiven, den Bund der Landwirthe, die Na«
hatte ""d Centrum im Auge gehabt
Aber Herr von Miquel hat wenig Glück mit
an!?" Vorschlägen gehabt. Eine Partei nach der
N-jN" «achte in ihrer Presse klar, daß sie keine
dazu verspüre, ein neues Cartell mitzumachen,
K," Wenige Wochen nach der schönen Rede des
«nd """ Miquel war von dieser kaum noch etwas
übrig als das gedruckte Stenogramm in
15
Deutsches Reich.
* Berlin, 18. Aug. Die Kaiserin hat dem
Vaterländischen Frauenverein für Schlesien eine
Gabe von 1000 Mark aus Anlaß der durch die
Ueberschwemmungen hervorgerufenen Nothfälle über-
weisen lassen. Die Kaiserin richtete an den Vorstand
des Vereins folgender Schreiben : Die schweren Heim-
suchungen Schlesiens sowie anderer Theile unsere-
Vaterlandes erfüllen mich mit Schmerz und Betrüb«
niß. Zu meiner Genugthuung hat der Vaterländische
Frauenverein in den genannten Provinzen im Geiste
der erlauchten Förderin sofort die Mildthätigkeit ein-
geleitet. Ich bin überzeugt, daß in allen Provinzen
die Theilnahme eine tiefgehende ist, und es ist mein
Herzenswunsch, daß bei der Tragweite des Unglücks
sämmtliche Zweigve:eine Sammlungen eröffnen, um
die Schwefterverdände in ihrer voraussichtlich lange
andauernden Tätigkeit zu unterstützen. Ich ersuche
den Vorstand dorten, die erforderlichen Anordnungen
zu treffen und über die eingehenden Beträge und deren
Verwendung durch den geschäftsführenden Ausschuß
Bericht zu erstatten.
8«k«n
^hrnen alle Postavstaltcn und unsere Agenturen
^stellungen auf da- „Pfälzer Volksblatt" für
En Morate (September) an. Der Preis ist
"0 Pfennig vom Briefträger frei in- HauS
gebracht.
Dem „Pfälzer Volksblatt" wird jeden SamS-
mg das 8seitige UvterhaltungSblatt
Der E-untagSbote
^gegeben, welcher besonder- für die Familie
^stimmt ist.
Ausland.
* Freiburg i. d. Schweiz, 17. Aug. IV. inter«
nationaler wissenschaftlicher Katholikenkongreß. Die
Generalversammlung wählte heute Abend München
als Sitz des nächsten Katholikenkongreßes im Jahre
1900.
* Rom, 18. Aug. Dem „Don ChriSciotte" zu-
folge wird der Minister des Aeußeren wahrscheinlich
Junker seine T-chter schon am ÄuSgange der Kirche. Es
fiel Margo auf, daß er bleich aussah und ihr nicht, wie
sonst, lächelnd zunickte. Eine Bekannte hatte sich an ihren
Arm gehängt und schlug ihr einen Spaziergang vor. Margo
entschuldigte sich, da sie für den Kaffee sorgen müsse, doch
begleitete sie ihre Freundin ein Stück Weges, während Fritz
seinen gewöhnlichen SonntagSgang zum Kaffeehaus machte,
um die Zeitung zu lesen.
Sie sahen sich also erst am Frühstückstisch wieder. Es
sah Alles gar appetitlich aus. Eine blüthenweiße Serviette
war über den Tisch gebreitet, das Porzellanservice war
einfach, aber glänzend sauber. Doch blieb Doornburg ernst,
so daß Margo ihn besorgt anblickte. „Nun, Papa, was
fehlt Dir? Denkst Du noch über die Predigt nach?" —
Er schüttelte verneinend den Kopf.
„Ist Dir nicht wohl?"
„O gewiß, aber schau, Margo, ich habe einen kleinen
Schrecken gehabt, ich habe in der Kirche Jemanden gesehen,
dem ich seit Jahren nicht begegnet bin; wir waren damals
beide noch jung."
„Und wer war das, Papa?
„Mein Bruder Adelbert. .Hast Du ihn denn nicht
bemerkt?" .
„Ich? — Vielleicht icner Herr, der mir schräg gegen-
über saß während der Predigt? Ein sehr fein gekleideter
Herr mit etwas kahlem Kops und einem sehr langen schwar-
zen, schon halb mit Grau gesprenkelten Bart?"
„Ja, das war er, ich erkannte ihn auf der Stelle l"
„Ein strenges, düsteres Wesen."
„Ja, er steht alt aus. Wenigstens zwanzig Jahre älter
als ich- Ich habe ihn elend gemacht, so wie Jede«, der mir
näher trat. Ach. L>ein Vater ist recht unglücklich, Margo;
ich werde über Dich auch noch einmal Unglück bringen."
„Wenn's gefällig ist, nun keine Selbstvorwürfe mehr,
Papa! Onkel Adelbert scheint schrecklich auf seinem eigenen
Willen zu bestehen, und ich glaube, daß seiner Handlungs-
weise mehr Eigensinn als eigentlicher Groll zu Grunde liegt,"
„Ja, das ist wahr," entgegnete der Junker, wieder be-
ruhigt.
„Und was hat er nun von seinem Selbe?"
Die emsige Tochter. BL"
si» ist es vielleicht Deine Schuld, daß Großpapa
;°j-.?)Eder verheirathete und Kinder bekam, so daß uns bei
Di» Tode nur ein geringes Sümmchen zufiel? Du hast
Sel^bnug eingeschränkt, um mir eine gute Erziehung zu
»nA und Deine Stelle an der belgischen Gesandtschaft an-
ru bekleiden. Und war es nicht gerade auf meinen
s»Ä daß wir, als der letzte Schlag uns traf, muthig be-
i» Mn, die Hände an's Werk zu legen und unsere Talente
Wes°^ü>erthen? Wäre Mama damit nicht zufrieden ge-
E" und würde sie nicht ebenso gehandelt haben?"
rill-'N? Ach was konnte sie thun, meine arme, liebe Cä-
ist «einen und warten, bis sie getröstet wurde! Sie
nur *ade zur rechten Zeit hingegangen! Ach, wären wir
ktwns scht so melancholisch, Väterchen! Sich, ich habe noch
cin L besser ist als all' diese Trübsal." Und sie stellte
Vater hi,, ^Elchen ""t zwei feinen Aepfeln vor ihren
)o löftlicher Apfel ist doch besser als der Tod;
meinst Du dazu, Papa?"
kann das Leben so schwer auf mir lasten, Kind!"
»Und oft auch wieder nicht?"
«ber*^?' wenn ich es von der lichten Seite betrachte;
ich un wir so in's Plaudern kommen, dann denke
ich Vergangenheit, und ach ..." — „Nun wollte
UM-« äff« darauf hinaus, daß wir einmal überlegen
g»bffff'' «vvon wir dann leben, wenn die Musikschule auf-
würde." - „Kommt Zeit, kommt Rath I"
dann „' Papa, aber es kann rasch genug kommen, und
Es «ff hart, davon zu reden, ober es muß sein."
uicht scheiden, Kind?"
»«ar bleibt uns sonst übrig, Papa?"
dar das nimmer! Sprich nicht davon, mache mir
Wwer vor der Zeit."
test ökn? ff'EnnDu dadurch ein bessere- Leben haben könn-
' """ eine Beschäftigung, die Dir mißfiele?"
Druck, Verlag u. Expeditton
Gebr. Huber in Heidelberg,
Iwiugerstraße 7.
den Sitzungsberichten des preußischen Abgeordneten- I
Hauses. i
Dann kam von anderer Seite ein anderer Vor- i
schlag. Gleichzeitig schlugen die „Hamburger Nach- s
richten", das Organ de- Einsiedlers im Sachsenwalde, I
und der conservative „Berliner ReichSbole" al- Pro- i
gramm für die nächste ReichStagSwahl gemeinsamen '
Zusammenschluß der Parteien „gegen das ultramon-
tane Centrum" vor. Aber dieser Vorschlag fand noch
weniger Anhänger — jo, er hat kaum allgemeine Be-
achtung gefunden in der Presse. Aber unmittelbar
nüch seinem Hervortreten winkte für die conservative
Partei die führende „Kreuz Zeitung" sehr deutlich u.
nachdrücklich ab. Die Culturkampfspeise, so erwiderte
die „Kreuz-Ztg.", hätten alle herzlich satt. Davon möge
niemand mehr essen.
Jetzt taucht ein neuer Gedanke auf. Die „Köln.
Ztg." schreibt: „Ein Zurückdrängen de- JunkerthumS
wird nur möglich sein, wenn die liberalen Gruppen
sich mit dem Centrum zu einem wirthschaftlichen Car-
tell vereinen, das die Interessen der Landwirthschaft,
der Industrie und des Handels in besonnener Weise
ausgleicht, ohne die Parteien irgendwie an der Ver-
fechtung ihrer Weltanschauung im freien Meinungs-
kampfe zu behindern." WaS für schöne Worte!
Aber gerade in wirthschastSpolitischen Fragen gehen
ja Centrum und Liberale allermeist ganz entgegenge-
setzte Wege. Und daß sich da- Centrum mit den
Liberalen vereinigen sollte, um mit diesen zusammen
die Conservativen zu schlagen, das kommt uns nicht
minder unnatürlich vor. Denn wenn das Centrum
mit einer der anderen Parteien Mehreres gemeinsam
hat in den politischen Grundanschauungen, so ist
und bleibt das nun einmal die conservative Partei
in erster Reihe, und wenn es auch augenblicklich
so aussieht, al- hätte die CentrumSpresse keine wichti-
gere Aufgabe als die Bekämpfung des JunkerthumS,
so wird das, wir wetten darauf, vielfach sehr falsch
ausgelegt.
Bei aller möglichen Gegnerschaft, die wir gegen
dasjenige Junkerthum fühlen, das seine gesellschaftliche
und wirthschaftliche Stellung so auffaßt, als sei es zur
Ausbeutung und zur Beherrschung der anderen Gesell-
schaftsklassen im Staate bestimmt, kann uns nicht das
Gefühl verlassen, daß in der Leidenschaftlichkeit, mit
der augenblicklich von einigen CentrumSorganen der
Kampf gegen das Junkerthum geführt wird, sehr viel
Ueberschwänglichkeit enthalten ist. Man sollte sich nach
unserem Gefühle sehr hüten davor, daß aus dieser
Leidenschaftlichkeit nicht im allgemeinen ein Adelhaß
„Daran ist nicht zu denken, und ich will nicht, daß Du
eine Stelle nach auswärts annimmst."
„Nun, wir wollen nicht mehr daran denken, und Alles
dem lieben Gott überlassen, der am besten weiß, was für
unS gut ist."
„So ist es, Kind."
„Sag einmal, Papa, wäre es nicht möglich, wieder
Freund zu werden mit . . ,"
„Onkel Adelbert? Sprich nicht davon, liebes Kind!
Du weißt, diesen Punkt berühre ich nicht gerne. Wir haben
einander seit Jahren nicht gesehen und noch weniger ge-
sprochen. Sein Herz ist uns ganz entfremdet, mich haßt er
noch immer."
„Wie ist es möglich!"
Und sie sah ihn an mit einem Blick, woraus eine Welt
voll Liebe sprach.
„Ja, er haßt mich, das ist dqs rechte Wort, weil Deine
Mutter mich ihm verzog. Habe ich mich gegen ihn ver-
gangen, so habe ich cs schrecklich gebüßt durch den Tod
meines armen Weibes. Und welchen Beweis seiner Theil-
nahme erhielt ich da? Eine Visitenkarte! Das habe ich
nicht vergessen können, und doch möchte ich mick gerne mit
ihm aussöhnen; wenn i ch aber Schritte dazu thäte, würde
er glauben, daß es wegen seines Geldes wäre!"
„So wollen wir nicht mehr daran denken, Papa, und
uns still zur Ruhe begeben."
Siebentes Kapitel.
Am nächsten Morgen ging Fritz von Doornburg mit
seiner Tochter zur Kirche. So wie sie da Arm in Arm
daherschritten, der Baron in seinem eleganten Sonntags-
anzug, Margo in ihrer einfachen und billigen, aber äußerst
geschmackvollen Toilette, hätte man es ihnen angesehen, daß
sie heruntergekommene Größen waren.
Es regnete nicht mehr, aber die L.ft war wolkig und
die Straße sehr schmutzig und man mußte zur Vorsorge
einen Regenschirm bei stch tragen. Margo begab sich zu
ihrem Stuhl, denn Fritz hatte daraus bestanden, daß sie
ihren eigenen Platz in der Kirche habe. Er selbst blieb in
einer der Hinteren Bänke zurück.
AIS die heilige Messe zu Ende war, erwartete der
^Aage AbonnementSpreid'mit^dem^wöchentt 1°spaltige Petitzeile oder deren Raum
Wxlk^^altunysblatt Der Sonntagsbote" für WPNM «NN A Reklame25 H.Furhiesige Geschäfts- und
. ä«Erg monatlich KV L mit Trägerlohn durch «VILItzSISLLL, SlivUlvLb vtz LtzkUl-L« Prrvatanzngen, sowie für Jahres-Anzeigen bedeutende
bezogen Viertels. »itz IM franco. « Rabattbewilligung.
--- ? i_' -- -Expedition: Swingerftratze 7._
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Verantwortlicher Redakteur:
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herausgedeutet wird, oder doch wenigstens große Neig«
ung dazu, und derlei würde ja den Ueberlieferunzen
und den Grundsätzen der Centrumspartei nicht ent»
sprechen. Leidenschaftlichkeit an sich kann hier nur
schädlich wirken und nicht alle geeigneten Kräfte um
die Fahne des Centrums sammeln, sondern eher
solche abstoßen, die bisher aus innerster Ueberzeugung
dem Ccntrum anhingen und mit ihm gingen und
kämpften.
Keine Partei hat mehr Feinde als das C-ntrum.
Keine Partei hat darum mehr eine Politik der Samm-
lung für sich vöthig als das Crntrum. Und eben
darum sollte die CentrumSpresse mehr als die gesammte
andere vor dem zersetzenden Elemente der Leidenschaft-
lichkeit sich hüten.
Die Politik der Sammlung.
y Eine Politik der Sammlung hat Herr Minister
Miquel in der bekannten Rede empfohlen, die
hi M 24. Juni im preußischen Abgeordnetenhaus«
bv» «einte auch, daß diese Politik von jetzt ab
d,?. der preußischen Regierung innegehalten werden
«an ' " sprach ganz so, als spräche er für die
iv"^ preußische Regierung nicht nur, sondern auch
rin» r Hen der zukünftigen Stellungnahme zu den
be» wPolitischen Parteien gleichzeitig im Namen
«lr 'A'chSregierung. So kam eS, daß diese Rede
«e Programmrede des Herrn v. Miquel be-
^fyvet wurde, und daß dieselbe weit über die
ied-apt" Preußischen Staate- hinaus Bedeutung
Wie wollte Herr von Miquel die Parteien sam-
' Alle Parteien, die „den Staat erhalten wollen",
' «rn nach der Ansicht des Herrn von Miquel sich
^jWmenschliehen. Der Begriff war, wohl absichtlich,
in r» Elar umgrenzt. Aber aus den Erörterungen
dab L Presse, die nachher folgten, ging hervor,
. d Herr von Miquel die Conservativen und Frei-
tin„ naiven, den Bund der Landwirthe, die Na«
hatte ""d Centrum im Auge gehabt
Aber Herr von Miquel hat wenig Glück mit
an!?" Vorschlägen gehabt. Eine Partei nach der
N-jN" «achte in ihrer Presse klar, daß sie keine
dazu verspüre, ein neues Cartell mitzumachen,
K," Wenige Wochen nach der schönen Rede des
«nd """ Miquel war von dieser kaum noch etwas
übrig als das gedruckte Stenogramm in
15
Deutsches Reich.
* Berlin, 18. Aug. Die Kaiserin hat dem
Vaterländischen Frauenverein für Schlesien eine
Gabe von 1000 Mark aus Anlaß der durch die
Ueberschwemmungen hervorgerufenen Nothfälle über-
weisen lassen. Die Kaiserin richtete an den Vorstand
des Vereins folgender Schreiben : Die schweren Heim-
suchungen Schlesiens sowie anderer Theile unsere-
Vaterlandes erfüllen mich mit Schmerz und Betrüb«
niß. Zu meiner Genugthuung hat der Vaterländische
Frauenverein in den genannten Provinzen im Geiste
der erlauchten Förderin sofort die Mildthätigkeit ein-
geleitet. Ich bin überzeugt, daß in allen Provinzen
die Theilnahme eine tiefgehende ist, und es ist mein
Herzenswunsch, daß bei der Tragweite des Unglücks
sämmtliche Zweigve:eine Sammlungen eröffnen, um
die Schwefterverdände in ihrer voraussichtlich lange
andauernden Tätigkeit zu unterstützen. Ich ersuche
den Vorstand dorten, die erforderlichen Anordnungen
zu treffen und über die eingehenden Beträge und deren
Verwendung durch den geschäftsführenden Ausschuß
Bericht zu erstatten.
8«k«n
^hrnen alle Postavstaltcn und unsere Agenturen
^stellungen auf da- „Pfälzer Volksblatt" für
En Morate (September) an. Der Preis ist
"0 Pfennig vom Briefträger frei in- HauS
gebracht.
Dem „Pfälzer Volksblatt" wird jeden SamS-
mg das 8seitige UvterhaltungSblatt
Der E-untagSbote
^gegeben, welcher besonder- für die Familie
^stimmt ist.
Ausland.
* Freiburg i. d. Schweiz, 17. Aug. IV. inter«
nationaler wissenschaftlicher Katholikenkongreß. Die
Generalversammlung wählte heute Abend München
als Sitz des nächsten Katholikenkongreßes im Jahre
1900.
* Rom, 18. Aug. Dem „Don ChriSciotte" zu-
folge wird der Minister des Aeußeren wahrscheinlich
Junker seine T-chter schon am ÄuSgange der Kirche. Es
fiel Margo auf, daß er bleich aussah und ihr nicht, wie
sonst, lächelnd zunickte. Eine Bekannte hatte sich an ihren
Arm gehängt und schlug ihr einen Spaziergang vor. Margo
entschuldigte sich, da sie für den Kaffee sorgen müsse, doch
begleitete sie ihre Freundin ein Stück Weges, während Fritz
seinen gewöhnlichen SonntagSgang zum Kaffeehaus machte,
um die Zeitung zu lesen.
Sie sahen sich also erst am Frühstückstisch wieder. Es
sah Alles gar appetitlich aus. Eine blüthenweiße Serviette
war über den Tisch gebreitet, das Porzellanservice war
einfach, aber glänzend sauber. Doch blieb Doornburg ernst,
so daß Margo ihn besorgt anblickte. „Nun, Papa, was
fehlt Dir? Denkst Du noch über die Predigt nach?" —
Er schüttelte verneinend den Kopf.
„Ist Dir nicht wohl?"
„O gewiß, aber schau, Margo, ich habe einen kleinen
Schrecken gehabt, ich habe in der Kirche Jemanden gesehen,
dem ich seit Jahren nicht begegnet bin; wir waren damals
beide noch jung."
„Und wer war das, Papa?
„Mein Bruder Adelbert. .Hast Du ihn denn nicht
bemerkt?" .
„Ich? — Vielleicht icner Herr, der mir schräg gegen-
über saß während der Predigt? Ein sehr fein gekleideter
Herr mit etwas kahlem Kops und einem sehr langen schwar-
zen, schon halb mit Grau gesprenkelten Bart?"
„Ja, das war er, ich erkannte ihn auf der Stelle l"
„Ein strenges, düsteres Wesen."
„Ja, er steht alt aus. Wenigstens zwanzig Jahre älter
als ich- Ich habe ihn elend gemacht, so wie Jede«, der mir
näher trat. Ach. L>ein Vater ist recht unglücklich, Margo;
ich werde über Dich auch noch einmal Unglück bringen."
„Wenn's gefällig ist, nun keine Selbstvorwürfe mehr,
Papa! Onkel Adelbert scheint schrecklich auf seinem eigenen
Willen zu bestehen, und ich glaube, daß seiner Handlungs-
weise mehr Eigensinn als eigentlicher Groll zu Grunde liegt,"
„Ja, das ist wahr," entgegnete der Junker, wieder be-
ruhigt.
„Und was hat er nun von seinem Selbe?"
Die emsige Tochter. BL"
si» ist es vielleicht Deine Schuld, daß Großpapa
;°j-.?)Eder verheirathete und Kinder bekam, so daß uns bei
Di» Tode nur ein geringes Sümmchen zufiel? Du hast
Sel^bnug eingeschränkt, um mir eine gute Erziehung zu
»nA und Deine Stelle an der belgischen Gesandtschaft an-
ru bekleiden. Und war es nicht gerade auf meinen
s»Ä daß wir, als der letzte Schlag uns traf, muthig be-
i» Mn, die Hände an's Werk zu legen und unsere Talente
Wes°^ü>erthen? Wäre Mama damit nicht zufrieden ge-
E" und würde sie nicht ebenso gehandelt haben?"
rill-'N? Ach was konnte sie thun, meine arme, liebe Cä-
ist «einen und warten, bis sie getröstet wurde! Sie
nur *ade zur rechten Zeit hingegangen! Ach, wären wir
ktwns scht so melancholisch, Väterchen! Sich, ich habe noch
cin L besser ist als all' diese Trübsal." Und sie stellte
Vater hi,, ^Elchen ""t zwei feinen Aepfeln vor ihren
)o löftlicher Apfel ist doch besser als der Tod;
meinst Du dazu, Papa?"
kann das Leben so schwer auf mir lasten, Kind!"
»Und oft auch wieder nicht?"
«ber*^?' wenn ich es von der lichten Seite betrachte;
ich un wir so in's Plaudern kommen, dann denke
ich Vergangenheit, und ach ..." — „Nun wollte
UM-« äff« darauf hinaus, daß wir einmal überlegen
g»bffff'' «vvon wir dann leben, wenn die Musikschule auf-
würde." - „Kommt Zeit, kommt Rath I"
dann „' Papa, aber es kann rasch genug kommen, und
Es «ff hart, davon zu reden, ober es muß sein."
uicht scheiden, Kind?"
»«ar bleibt uns sonst übrig, Papa?"
dar das nimmer! Sprich nicht davon, mache mir
Wwer vor der Zeit."
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Dann kam von anderer Seite ein anderer Vor- i
schlag. Gleichzeitig schlugen die „Hamburger Nach- s
richten", das Organ de- Einsiedlers im Sachsenwalde, I
und der conservative „Berliner ReichSbole" al- Pro- i
gramm für die nächste ReichStagSwahl gemeinsamen '
Zusammenschluß der Parteien „gegen das ultramon-
tane Centrum" vor. Aber dieser Vorschlag fand noch
weniger Anhänger — jo, er hat kaum allgemeine Be-
achtung gefunden in der Presse. Aber unmittelbar
nüch seinem Hervortreten winkte für die conservative
Partei die führende „Kreuz Zeitung" sehr deutlich u.
nachdrücklich ab. Die Culturkampfspeise, so erwiderte
die „Kreuz-Ztg.", hätten alle herzlich satt. Davon möge
niemand mehr essen.
Jetzt taucht ein neuer Gedanke auf. Die „Köln.
Ztg." schreibt: „Ein Zurückdrängen de- JunkerthumS
wird nur möglich sein, wenn die liberalen Gruppen
sich mit dem Centrum zu einem wirthschaftlichen Car-
tell vereinen, das die Interessen der Landwirthschaft,
der Industrie und des Handels in besonnener Weise
ausgleicht, ohne die Parteien irgendwie an der Ver-
fechtung ihrer Weltanschauung im freien Meinungs-
kampfe zu behindern." WaS für schöne Worte!
Aber gerade in wirthschastSpolitischen Fragen gehen
ja Centrum und Liberale allermeist ganz entgegenge-
setzte Wege. Und daß sich da- Centrum mit den
Liberalen vereinigen sollte, um mit diesen zusammen
die Conservativen zu schlagen, das kommt uns nicht
minder unnatürlich vor. Denn wenn das Centrum
mit einer der anderen Parteien Mehreres gemeinsam
hat in den politischen Grundanschauungen, so ist
und bleibt das nun einmal die conservative Partei
in erster Reihe, und wenn es auch augenblicklich
so aussieht, al- hätte die CentrumSpresse keine wichti-
gere Aufgabe als die Bekämpfung des JunkerthumS,
so wird das, wir wetten darauf, vielfach sehr falsch
ausgelegt.
Bei aller möglichen Gegnerschaft, die wir gegen
dasjenige Junkerthum fühlen, das seine gesellschaftliche
und wirthschaftliche Stellung so auffaßt, als sei es zur
Ausbeutung und zur Beherrschung der anderen Gesell-
schaftsklassen im Staate bestimmt, kann uns nicht das
Gefühl verlassen, daß in der Leidenschaftlichkeit, mit
der augenblicklich von einigen CentrumSorganen der
Kampf gegen das Junkerthum geführt wird, sehr viel
Ueberschwänglichkeit enthalten ist. Man sollte sich nach
unserem Gefühle sehr hüten davor, daß aus dieser
Leidenschaftlichkeit nicht im allgemeinen ein Adelhaß
„Daran ist nicht zu denken, und ich will nicht, daß Du
eine Stelle nach auswärts annimmst."
„Nun, wir wollen nicht mehr daran denken, und Alles
dem lieben Gott überlassen, der am besten weiß, was für
unS gut ist."
„So ist es, Kind."
„Sag einmal, Papa, wäre es nicht möglich, wieder
Freund zu werden mit . . ,"
„Onkel Adelbert? Sprich nicht davon, liebes Kind!
Du weißt, diesen Punkt berühre ich nicht gerne. Wir haben
einander seit Jahren nicht gesehen und noch weniger ge-
sprochen. Sein Herz ist uns ganz entfremdet, mich haßt er
noch immer."
„Wie ist es möglich!"
Und sie sah ihn an mit einem Blick, woraus eine Welt
voll Liebe sprach.
„Ja, er haßt mich, das ist dqs rechte Wort, weil Deine
Mutter mich ihm verzog. Habe ich mich gegen ihn ver-
gangen, so habe ich cs schrecklich gebüßt durch den Tod
meines armen Weibes. Und welchen Beweis seiner Theil-
nahme erhielt ich da? Eine Visitenkarte! Das habe ich
nicht vergessen können, und doch möchte ich mick gerne mit
ihm aussöhnen; wenn i ch aber Schritte dazu thäte, würde
er glauben, daß es wegen seines Geldes wäre!"
„So wollen wir nicht mehr daran denken, Papa, und
uns still zur Ruhe begeben."
Siebentes Kapitel.
Am nächsten Morgen ging Fritz von Doornburg mit
seiner Tochter zur Kirche. So wie sie da Arm in Arm
daherschritten, der Baron in seinem eleganten Sonntags-
anzug, Margo in ihrer einfachen und billigen, aber äußerst
geschmackvollen Toilette, hätte man es ihnen angesehen, daß
sie heruntergekommene Größen waren.
Es regnete nicht mehr, aber die L.ft war wolkig und
die Straße sehr schmutzig und man mußte zur Vorsorge
einen Regenschirm bei stch tragen. Margo begab sich zu
ihrem Stuhl, denn Fritz hatte daraus bestanden, daß sie
ihren eigenen Platz in der Kirche habe. Er selbst blieb in
einer der Hinteren Bänke zurück.
AIS die heilige Messe zu Ende war, erwartete der
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