Pfälzer Volksblatt
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
tz.. Ktzt schon alle Postämter auf die täglich er-
^nde Zxitung
'Pfalzer Bottsblatt"
^^cheutlichen Gratisbeilage „Der Sonntags-
. sowie unsere Expedition Heidelberg, Zwinger
entgegen.
Medium Le« „Psther V«lksbl«U".
Heidelberg, Zwingerstraße 7.
alles, was ihnen eventuell unter diesem Titel zu-
fallen würde, „zur Beförderung der katholischen
Religion in den Ländern von Baden und zu derjenigen
Art von Liebeswerken zu verwenden, welche dazu am
meisten beitragen." In Art. 24 des Testamentes sagt die
Stifterin, um allem vorzubeugen, noch ein Mal ausdrück-
lich : „Ich will es keineswegs verbergen, daß der Haupt-
zweck, den ich im Auge habe, die Aufrechterhaltung der
kathol. Religion in besagtem Lande sei, v. zufolge dessen
alle Zweifel, die hier und da über die Absichten in meinen
Verfügungen entstehen könnten, nach dieser Regel ent-
schieden werden müssen." Sämmtliche Stiftungen
stellte die Markgrüfin, da die protestantische Linie
nicht die nöthigen Garantieen bot, unter das Pro-
tektorat des Kaisers von Oesterreich; Testamentsvoll-
strecker wurden der Reichshofrath, kurz: Vollzug,
Sicherstellung, Verwaltung und Beaufsichtigung der
Stiftungen, alles war aufs beste geordnet
Die Markgräfi» starb am 13. April 1793. Die
Sachlage änderte sich plötzlich mit einem Schlage, als
das österreichische Kaiserhaus im Wiener Vertrage
vom Jahre 1808 auf alle Rechte betr. der Stiftungen
verzichtete und dieselben an Baden abtrat. Bon da
ab wurde die Verwaltung ausschließlich durch badische
Staatsbehörden weitergeführt und zwar von 1808—
1813 durch „das katholische Kirchendepartemen.," von
1813—1833 durch „die katholische Kirchen-Ministerial-
sektion", von 1833—1863 durch die „mittelrheinische
Kreisregierung" und von 1863 an durch den Ber-
waltungshof. Ueber den weltlichen Theil der Stift-
ung führt der BerwaliuirgShof noch heute unter der
Oberleitung des Ministeriums des Innern die Auf-
sicht. Zm Laufe der Jahre sind nun eine Reihe von
Verwendungen gemacht worden, die um der stifterische«
Absicht nicht vereinbar waren. Die Katholiken wurden
nicht mehr ausschließlich, vielleicht nicht ein Mal vor-
zugsweise berücksichtigt. ES würde ein trauriges Ca-
pitel werden, wenn man auf alle Einzelheitrn ein-
gehen wollte. Wiederholt wurde kirchlicherseits Klage
geführt, allein ohne nennenSwerthen Erfolg. Der
Anfangs der sechziger Jahre iu's Leben gerufene
katholische Oberstiftungsrath nahm end-
lich die Sache ernstlich in Angriff und beantragte die
Ausfolgung der Stiftungen. Allein daS Ministerium
Lamey gab durch Erlaß vom 13. Juni 1864 einen
ablehnenden Bescheid. Der um die Rückgewinnung
der Maria < Viktoria - Stiftung hochverdiente Obrr-
stiftungSrath Schmidt bearbeitete noch ein Mal gründ-
lich daS gesammte Aktenmaterial und erstattete bald
darauf ein ausführliches Gutachten, durch welches die
man in Baden mit katholischen
Stiftungen umgrgangen ist.
»Ni vH. l""aem, schwerem Kampfe ist endlich die
hu ' V i cto r i a Stiftung," welche bis-
'n der Hand des Staates gewesen ist, zum
iesjH," Theil, so weit es nämlich auf Grund der
lich^"n Gesetze möglich war, wieder in kirch-
B es j tz und w kirchliche Mitver-
übergegangen. Damit ist ein der katholischen
Üinz A. Baden zugesügteS schweres Unrecht wenig-
li.'^weise gesühnt worden. Die Ausfolgung
unbeträchtlichen kirchlichen Antheils an die
«tick °er KirchenvermögenS Verwaltung hat denn
lichki, Januar 1897, wie wir einer ouSführ-
Taistelluug des Bad. Beobachter aus fach-
hilrdx Jeder entnehmen, bereits stattgefunden. ES
die Verwaltung der kirchlichen Maria-
^fftung jener der weltlichen, welche
Mcku lu Baden Baden bleibt, nach Oppenau im
, verlegt und mit der Verwaltung des
>hr^ Mu Ottersweirer RectorathSfondS, welche dort
vereinigt. Mit dieser untersteht sie
Dbe^der^unmittelbaren Aussicht des katholischen
^kri^D M Jahrhundert ist dahingegangen, bis die
>^^ictoria-Stistung, welche mit der Entstehungs-
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingerstraßr 7.
Melbers, WM, de« 28. MH 1897.
geschichte deS GroßherzogtkumS Baden, speciell mit
der Vereinigung der beiden Markgrasschasten Baden-
Baden und Baden Durlach avf'S engste zusammen-
hängt und alle Phasen der Entwickelung mitgemacht
hat, in diijenige Hand kam, der sie von Anfang an
zugedacht war. Erst jetzt ist es möglich, daß die
reichen Mittel nach dem Willen der Stifterin verwendet
werden, was früher leider vielfach nicht geschehen ist,
da eS den betreffenden Organen sowohl an Berfiänd-
niß, wie an gutem Willen fehlt, den klaren und un-
zweifelhaften Bestimmungen der Erblasserin gerecht
zu werden. Es verlohnt sich, einen kurzen Rück-
blick auf die Geschichte der Maria Victoria-Stif-
tung zu werfen.
Maria Victoria entstammte dem Hause der Her-
zoge von Ahrenberg; sie war vermahlt mit dem
Markgrafen August Georg von Baden-Baden, dem
jüngern Sohne deS berühmten „TürkenlouiS". Der
Markgraf sowohl wie seine Gemahlin zeichnete« sich
auS durch einen unbegrenzten WohlthätigkeitLsinn,
sowie durch glühenden Eifer für die Erhaltung der
katholischen Religion, die in der Linie Baden Baden
die herrschende war. Da die Ehe kinderlos blieb, so
kam cs zum Abschluß eines Erbvertrages mit der
protestantischen Linie Baden-Durlach. Schon zu
Lebzeiten hatte Markgraf Karl August eine größere An-
zahl von Stiftungen zu Gunsten der Baden-Baden'schen
Lande gemacht; den Rest seines bedeutenden Privat-
vermögenS bestimmte er für feine Gemahlin mit der
Auflage, dasselbe nach ihrem Ermrssen „zur Aus-
erbauung der christkatholischen Religion in dem
markgroflichln Laude, zur Verbesserung der Sitten
wie auch zum Besten der rlicklaffenden Diener und
Unterthanen zu verwenden." Dementsprechend hat
denn auch später die Markgräfi« über ihren gesammten,
nicht unbedeutenden Nachlaß ausschließlich zu wohl-
thäiigen und frommen Zwecken verfügt. Der allgemeine
Zweck der testamentarisch errichteten Stiftungen war
„die Beförderung der katholischen Religion im all-
gemeinen." Die besonder« Zwecke der Stiftungen sind
in den einzelnen Artikeln des Testamentes namhaft
gemacht. ES handelt sich um die Errichtung von
Scminarien und BildungSanstalten, Siftung von hl.
Messen, Legate für verschiedene Bruderschaften, Ver-
sorgung von markgräflichen Dienern und deren Hinter-
bliebenen usw. usw. Da diese Leibrenten mit der Zeit
in Wegfall kommen mußten, so setzte sie für den
ganzen Rest ihres Vermögens dieBischöfr von Speier
und Straßburg, zu deren Sprengel die badischen
Lande gehörten, zu Legataren ein, mit der Bedingung,
> Gestellungen
jiAvt täalick mit Ausnaknne der Sonn-- u Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
Grnan für Wahrheit, Freiheit L Weiht. NLsÄLM
Air riiyigc Tochler.
^niger aus sich; man ficht so ost zufällige
A krss Äfn. Nehmen Sie die Stelle jetzt an, oder wollen
U Md U'. Ihrem Vater reden?" — „Aber, Herr Pfarrer,
^>er Wohl nöthig sein, baß ich mich von meinem
r wahr?"
M d«>!„ ,'vd! 3br Vater könnte allenfalls in P. wohnen,
^iliL die Lanze Geschichte leicht entdeckt und
M >si un^b'telt werden. Sle müssen dies Opfer bringen,
"4t aus »"L'dl'ch- Es ist schwer, aber die einzige Aus-
hängt davon ab."
Ä bin es ist sür meinen Vater so hart.
» P^s. Er ist noch so wenig an seine neue
Ab sein,„?'A°kwt Er ist noch so ganz Baron, und ihn
iHt Loos überlassen zu müssen, das ist uns Beiden
n^k^uAustche, wein Kind. Sprechen Sie mit ihm da-
?,k^edcm Sw vann Ihre Entscheidung. Ich sehe
Finger Gottes. Die beiden Brüder zusommen-
Meix. oft genug der Inhalt meiner Gedanken und
"Mer daLw rMe müssen thun, was Ihnen und Ihrem
. Cj° ?,Beste scheint."
Achte st-»wch eine Weile sort; kurz nach Mittag
U««d da. I, auf den Weg zur Station. Fräuleiu Klipper
Weiz .auf, Margo zu begleiten, was dieser nicht be-
Mt Kälteder fie gerne den Kirchhof ohne Zeugen
«AbecU jA- mutzte sich also damit begnügen, an den
VibivLndeiA Theuern mit der wundfertigen Dame vor-
hier als sie am Familiengrab fragte - „Sollen
W Fräu ^^.»unser für die armen Seelen beten?"
^btzen L Kipper, daß diese Rcka ein allerliebstes
^-Mniee voll Zartgefühls und feinen Taktes.
„. lügt j.Avchen später war Rika Frcdericksen damit be-
A^M'keü Lektion zu geben. Sie saß in einem
^dsterthg»,'wvglich vrereckigen Gemach, das durch lange
die n1?den Gartin ging und mit allerlei Bil-
L Kit mit Beziehung hatten, geschmückt war.
°^ch so, u» Rucken den Glasthüren zugekehrt, aber
fie ihre Schülerinnen im Auge hatte. Seit
einigen Tagen war sie in Doornburg. Es war ihrem Va-
ter schwer geworden, sich von ihr zu trennen, doch fie hatte
darauf bestanden, und da er seit langer Zeit gewohnt war,
mit Allen», was fie beschlossen hatte, sich zufrieden zu geben,
so fügte er sich in sein Loos. Man versprach, einander oft
zu schreiben: einmal im Monat hatte Margo sich einen
zweitägigen Urlaub zu seinem Besuch auSbedungen- Er
hatte die Musikschule aufgegeben und wohnte nun in einem
angenehmeren Stadttheile.
Ihren Onkel hatte Margo noch nicht gesehen: er war
erst gestern angekommen, und da er offizielle Vorstellungen
haßte, so hatte fie ihm auf den Rath des Pfarrers ihre
Aufwartung noch nicht gemacht. Schon lange war sie
jetzt mit ihrer Lektion beschäftigt; es ging ziemlich gut,
die Mädchen waren willig, wohl etwas laut und fröhlich,
aber Margo ärgerte sich nicht darüber und setzte selbst hei-
ter den Unterricht fort. Plötzlich schwand der lachende
Ausd.vck aus allen Mienen; man kicherte nicht mehr und
wagte kaum, die Augen aufzuschlaaen. Verwundert über
diese Veränderung wollte Margo sich umschauen, als sie
im Glas des Bildes, das über dem Klavier hing, den Ref-
lex einer Gestalt bemerkte, die im Garten hinter einer der
Thüren stand. Instinktmäßig wußte sie, daß es Herr von
Doorr.burg sein müsse; ohne etwas merken zu lassen, fuhr
sie fort, bis die Glocke das Zeichen zum Aufhören gab. Da
erhob sie sich, gab den Mädchen ihre Lektion auf, suchte
die Mnfikblättcr zusammen und schloß das Klavier. Sie
war, ohne es hindern zu können, verwirrt worden; sie
fühlte, daß ihr Herz hörb r klopfte, und so lang wie mög-
lich verzögerte fie den Augenblick, da fie mit ihrem gefürch-
teten Onkel zusammentreffen mußte-
Endlich kehrte sie sich um; die Mädchen schämten sich
paarweise, um sich still aus der Thürezu entfernen, wo er
wartend stand.
„So I" sagte er in kurzem, gemefsenem Ton, „ich hoffe,
daß eS gut mit Euch geht. Sorgt rur, daß Ihr Fortschritte
wacht. Am ersten Sonntag des nächsten Monats Juni gebe
ich ein Fest mit Wettstreit im Singen. Denkt daran, wenn
ich Klagen höre, so ist's aus mit dem Singenlernen, und
Ihr könnt diese Stunde in der Fabrik zubringen." Und er
trat in das Zimmer.
Guten Abend, Fräulein Frcdericksen! Sind Sie zufrieden?
„O ja, mein Herr!"
„Mache ich Sie bange?" fragte er spottend.
Margo verwünschte ihre Verwirrtheit, die fie bald er-
rathen, bald wieder erbleichen machte. „Nein," antwortete
sie mit gesenktem Blick, „aber Sie haben mich erschreckt."
„Weil ich mit den Mädchen s" redete? Dann muß ich
Ihnen gestehen, daß sie gewaltig zarte Nerven haben. Wenn
man mit Fabrikvolk umgehen will, darf man keine feine
Damenmanieren anuehmen."
Sie machte sich mit einigen Büchern zu thun; ihre
Kehls war wie zugeschraubt, sie konnte nichts sagen. Nie-
mand hatte sie jemals ihre untergeordnete Stellung so
fühlen lassen.
„Martha hat Recht," dachte Adelbert, „fie hat wohl etwas
von ihr, wie sie da steht und keine drei zählen kann. Haben
Sie schon Unterrichtsstunden in der Stadt?" fragte er dann.
„Noch nicht, mein Herr!"
„Ich würde mich damit auch nicht beeilen und erst da-
für sorgen, daß hier Alles gut geht. Mir scheint, daß Sie
vorerst wohl mit Ihrem Einkommen auSreichen werden.
Angenehmen Abend!" Und er war fort.
Margo stand wie versteinert. Welch' rauher To»,
welch' gebieterisches Wesen! Und dieser Mann war nach
ihrem Vater ihr nächster Blutsverwandter, und sie wollte
ihn erweichen, ihn rur Versöhnlichkeit umstimme»! Was
hatte sie begonnen. Um dieses Mannes willen hatte sie
ihren armen guten Vater verlassen. Sie sank auf einen
Stuhl, lehnte sich mit dem Kopf auf das Klavier und
schluchzte laut. „Wie kann dieser Mann meines Balers
Bruder sein? Er blickt ja auf ihn nieder wie ein grimmi-
ger Wolf auf ein sanftes Lamm. Armer, lieber Papa, was
habe ich angefangen, was habe ich mir auf die Schultern
geladen! Das kommt von meinen romantischen Einfällen.
Nun habe ich die verdiente Strafe; ich werde es nicht er-
tragen — ich will dem Pfarrer sagen, daß ich gehe, daß
ich alle Hoffnung aufgebe."
(Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
tz.. Ktzt schon alle Postämter auf die täglich er-
^nde Zxitung
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^^cheutlichen Gratisbeilage „Der Sonntags-
. sowie unsere Expedition Heidelberg, Zwinger
entgegen.
Medium Le« „Psther V«lksbl«U".
Heidelberg, Zwingerstraße 7.
alles, was ihnen eventuell unter diesem Titel zu-
fallen würde, „zur Beförderung der katholischen
Religion in den Ländern von Baden und zu derjenigen
Art von Liebeswerken zu verwenden, welche dazu am
meisten beitragen." In Art. 24 des Testamentes sagt die
Stifterin, um allem vorzubeugen, noch ein Mal ausdrück-
lich : „Ich will es keineswegs verbergen, daß der Haupt-
zweck, den ich im Auge habe, die Aufrechterhaltung der
kathol. Religion in besagtem Lande sei, v. zufolge dessen
alle Zweifel, die hier und da über die Absichten in meinen
Verfügungen entstehen könnten, nach dieser Regel ent-
schieden werden müssen." Sämmtliche Stiftungen
stellte die Markgrüfin, da die protestantische Linie
nicht die nöthigen Garantieen bot, unter das Pro-
tektorat des Kaisers von Oesterreich; Testamentsvoll-
strecker wurden der Reichshofrath, kurz: Vollzug,
Sicherstellung, Verwaltung und Beaufsichtigung der
Stiftungen, alles war aufs beste geordnet
Die Markgräfi» starb am 13. April 1793. Die
Sachlage änderte sich plötzlich mit einem Schlage, als
das österreichische Kaiserhaus im Wiener Vertrage
vom Jahre 1808 auf alle Rechte betr. der Stiftungen
verzichtete und dieselben an Baden abtrat. Bon da
ab wurde die Verwaltung ausschließlich durch badische
Staatsbehörden weitergeführt und zwar von 1808—
1813 durch „das katholische Kirchendepartemen.," von
1813—1833 durch „die katholische Kirchen-Ministerial-
sektion", von 1833—1863 durch die „mittelrheinische
Kreisregierung" und von 1863 an durch den Ber-
waltungshof. Ueber den weltlichen Theil der Stift-
ung führt der BerwaliuirgShof noch heute unter der
Oberleitung des Ministeriums des Innern die Auf-
sicht. Zm Laufe der Jahre sind nun eine Reihe von
Verwendungen gemacht worden, die um der stifterische«
Absicht nicht vereinbar waren. Die Katholiken wurden
nicht mehr ausschließlich, vielleicht nicht ein Mal vor-
zugsweise berücksichtigt. ES würde ein trauriges Ca-
pitel werden, wenn man auf alle Einzelheitrn ein-
gehen wollte. Wiederholt wurde kirchlicherseits Klage
geführt, allein ohne nennenSwerthen Erfolg. Der
Anfangs der sechziger Jahre iu's Leben gerufene
katholische Oberstiftungsrath nahm end-
lich die Sache ernstlich in Angriff und beantragte die
Ausfolgung der Stiftungen. Allein daS Ministerium
Lamey gab durch Erlaß vom 13. Juni 1864 einen
ablehnenden Bescheid. Der um die Rückgewinnung
der Maria < Viktoria - Stiftung hochverdiente Obrr-
stiftungSrath Schmidt bearbeitete noch ein Mal gründ-
lich daS gesammte Aktenmaterial und erstattete bald
darauf ein ausführliches Gutachten, durch welches die
man in Baden mit katholischen
Stiftungen umgrgangen ist.
»Ni vH. l""aem, schwerem Kampfe ist endlich die
hu ' V i cto r i a Stiftung," welche bis-
'n der Hand des Staates gewesen ist, zum
iesjH," Theil, so weit es nämlich auf Grund der
lich^"n Gesetze möglich war, wieder in kirch-
B es j tz und w kirchliche Mitver-
übergegangen. Damit ist ein der katholischen
Üinz A. Baden zugesügteS schweres Unrecht wenig-
li.'^weise gesühnt worden. Die Ausfolgung
unbeträchtlichen kirchlichen Antheils an die
«tick °er KirchenvermögenS Verwaltung hat denn
lichki, Januar 1897, wie wir einer ouSführ-
Taistelluug des Bad. Beobachter aus fach-
hilrdx Jeder entnehmen, bereits stattgefunden. ES
die Verwaltung der kirchlichen Maria-
^fftung jener der weltlichen, welche
Mcku lu Baden Baden bleibt, nach Oppenau im
, verlegt und mit der Verwaltung des
>hr^ Mu Ottersweirer RectorathSfondS, welche dort
vereinigt. Mit dieser untersteht sie
Dbe^der^unmittelbaren Aussicht des katholischen
^kri^D M Jahrhundert ist dahingegangen, bis die
>^^ictoria-Stistung, welche mit der Entstehungs-
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Lwingerstraßr 7.
Melbers, WM, de« 28. MH 1897.
geschichte deS GroßherzogtkumS Baden, speciell mit
der Vereinigung der beiden Markgrasschasten Baden-
Baden und Baden Durlach avf'S engste zusammen-
hängt und alle Phasen der Entwickelung mitgemacht
hat, in diijenige Hand kam, der sie von Anfang an
zugedacht war. Erst jetzt ist es möglich, daß die
reichen Mittel nach dem Willen der Stifterin verwendet
werden, was früher leider vielfach nicht geschehen ist,
da eS den betreffenden Organen sowohl an Berfiänd-
niß, wie an gutem Willen fehlt, den klaren und un-
zweifelhaften Bestimmungen der Erblasserin gerecht
zu werden. Es verlohnt sich, einen kurzen Rück-
blick auf die Geschichte der Maria Victoria-Stif-
tung zu werfen.
Maria Victoria entstammte dem Hause der Her-
zoge von Ahrenberg; sie war vermahlt mit dem
Markgrafen August Georg von Baden-Baden, dem
jüngern Sohne deS berühmten „TürkenlouiS". Der
Markgraf sowohl wie seine Gemahlin zeichnete« sich
auS durch einen unbegrenzten WohlthätigkeitLsinn,
sowie durch glühenden Eifer für die Erhaltung der
katholischen Religion, die in der Linie Baden Baden
die herrschende war. Da die Ehe kinderlos blieb, so
kam cs zum Abschluß eines Erbvertrages mit der
protestantischen Linie Baden-Durlach. Schon zu
Lebzeiten hatte Markgraf Karl August eine größere An-
zahl von Stiftungen zu Gunsten der Baden-Baden'schen
Lande gemacht; den Rest seines bedeutenden Privat-
vermögenS bestimmte er für feine Gemahlin mit der
Auflage, dasselbe nach ihrem Ermrssen „zur Aus-
erbauung der christkatholischen Religion in dem
markgroflichln Laude, zur Verbesserung der Sitten
wie auch zum Besten der rlicklaffenden Diener und
Unterthanen zu verwenden." Dementsprechend hat
denn auch später die Markgräfi« über ihren gesammten,
nicht unbedeutenden Nachlaß ausschließlich zu wohl-
thäiigen und frommen Zwecken verfügt. Der allgemeine
Zweck der testamentarisch errichteten Stiftungen war
„die Beförderung der katholischen Religion im all-
gemeinen." Die besonder« Zwecke der Stiftungen sind
in den einzelnen Artikeln des Testamentes namhaft
gemacht. ES handelt sich um die Errichtung von
Scminarien und BildungSanstalten, Siftung von hl.
Messen, Legate für verschiedene Bruderschaften, Ver-
sorgung von markgräflichen Dienern und deren Hinter-
bliebenen usw. usw. Da diese Leibrenten mit der Zeit
in Wegfall kommen mußten, so setzte sie für den
ganzen Rest ihres Vermögens dieBischöfr von Speier
und Straßburg, zu deren Sprengel die badischen
Lande gehörten, zu Legataren ein, mit der Bedingung,
> Gestellungen
jiAvt täalick mit Ausnaknne der Sonn-- u Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
Grnan für Wahrheit, Freiheit L Weiht. NLsÄLM
Air riiyigc Tochler.
^niger aus sich; man ficht so ost zufällige
A krss Äfn. Nehmen Sie die Stelle jetzt an, oder wollen
U Md U'. Ihrem Vater reden?" — „Aber, Herr Pfarrer,
^>er Wohl nöthig sein, baß ich mich von meinem
r wahr?"
M d«>!„ ,'vd! 3br Vater könnte allenfalls in P. wohnen,
^iliL die Lanze Geschichte leicht entdeckt und
M >si un^b'telt werden. Sle müssen dies Opfer bringen,
"4t aus »"L'dl'ch- Es ist schwer, aber die einzige Aus-
hängt davon ab."
Ä bin es ist sür meinen Vater so hart.
» P^s. Er ist noch so wenig an seine neue
Ab sein,„?'A°kwt Er ist noch so ganz Baron, und ihn
iHt Loos überlassen zu müssen, das ist uns Beiden
n^k^uAustche, wein Kind. Sprechen Sie mit ihm da-
?,k^edcm Sw vann Ihre Entscheidung. Ich sehe
Finger Gottes. Die beiden Brüder zusommen-
Meix. oft genug der Inhalt meiner Gedanken und
"Mer daLw rMe müssen thun, was Ihnen und Ihrem
. Cj° ?,Beste scheint."
Achte st-»wch eine Weile sort; kurz nach Mittag
U««d da. I, auf den Weg zur Station. Fräuleiu Klipper
Weiz .auf, Margo zu begleiten, was dieser nicht be-
Mt Kälteder fie gerne den Kirchhof ohne Zeugen
«AbecU jA- mutzte sich also damit begnügen, an den
VibivLndeiA Theuern mit der wundfertigen Dame vor-
hier als sie am Familiengrab fragte - „Sollen
W Fräu ^^.»unser für die armen Seelen beten?"
^btzen L Kipper, daß diese Rcka ein allerliebstes
^-Mniee voll Zartgefühls und feinen Taktes.
„. lügt j.Avchen später war Rika Frcdericksen damit be-
A^M'keü Lektion zu geben. Sie saß in einem
^dsterthg»,'wvglich vrereckigen Gemach, das durch lange
die n1?den Gartin ging und mit allerlei Bil-
L Kit mit Beziehung hatten, geschmückt war.
°^ch so, u» Rucken den Glasthüren zugekehrt, aber
fie ihre Schülerinnen im Auge hatte. Seit
einigen Tagen war sie in Doornburg. Es war ihrem Va-
ter schwer geworden, sich von ihr zu trennen, doch fie hatte
darauf bestanden, und da er seit langer Zeit gewohnt war,
mit Allen», was fie beschlossen hatte, sich zufrieden zu geben,
so fügte er sich in sein Loos. Man versprach, einander oft
zu schreiben: einmal im Monat hatte Margo sich einen
zweitägigen Urlaub zu seinem Besuch auSbedungen- Er
hatte die Musikschule aufgegeben und wohnte nun in einem
angenehmeren Stadttheile.
Ihren Onkel hatte Margo noch nicht gesehen: er war
erst gestern angekommen, und da er offizielle Vorstellungen
haßte, so hatte fie ihm auf den Rath des Pfarrers ihre
Aufwartung noch nicht gemacht. Schon lange war sie
jetzt mit ihrer Lektion beschäftigt; es ging ziemlich gut,
die Mädchen waren willig, wohl etwas laut und fröhlich,
aber Margo ärgerte sich nicht darüber und setzte selbst hei-
ter den Unterricht fort. Plötzlich schwand der lachende
Ausd.vck aus allen Mienen; man kicherte nicht mehr und
wagte kaum, die Augen aufzuschlaaen. Verwundert über
diese Veränderung wollte Margo sich umschauen, als sie
im Glas des Bildes, das über dem Klavier hing, den Ref-
lex einer Gestalt bemerkte, die im Garten hinter einer der
Thüren stand. Instinktmäßig wußte sie, daß es Herr von
Doorr.burg sein müsse; ohne etwas merken zu lassen, fuhr
sie fort, bis die Glocke das Zeichen zum Aufhören gab. Da
erhob sie sich, gab den Mädchen ihre Lektion auf, suchte
die Mnfikblättcr zusammen und schloß das Klavier. Sie
war, ohne es hindern zu können, verwirrt worden; sie
fühlte, daß ihr Herz hörb r klopfte, und so lang wie mög-
lich verzögerte fie den Augenblick, da fie mit ihrem gefürch-
teten Onkel zusammentreffen mußte-
Endlich kehrte sie sich um; die Mädchen schämten sich
paarweise, um sich still aus der Thürezu entfernen, wo er
wartend stand.
„So I" sagte er in kurzem, gemefsenem Ton, „ich hoffe,
daß eS gut mit Euch geht. Sorgt rur, daß Ihr Fortschritte
wacht. Am ersten Sonntag des nächsten Monats Juni gebe
ich ein Fest mit Wettstreit im Singen. Denkt daran, wenn
ich Klagen höre, so ist's aus mit dem Singenlernen, und
Ihr könnt diese Stunde in der Fabrik zubringen." Und er
trat in das Zimmer.
Guten Abend, Fräulein Frcdericksen! Sind Sie zufrieden?
„O ja, mein Herr!"
„Mache ich Sie bange?" fragte er spottend.
Margo verwünschte ihre Verwirrtheit, die fie bald er-
rathen, bald wieder erbleichen machte. „Nein," antwortete
sie mit gesenktem Blick, „aber Sie haben mich erschreckt."
„Weil ich mit den Mädchen s" redete? Dann muß ich
Ihnen gestehen, daß sie gewaltig zarte Nerven haben. Wenn
man mit Fabrikvolk umgehen will, darf man keine feine
Damenmanieren anuehmen."
Sie machte sich mit einigen Büchern zu thun; ihre
Kehls war wie zugeschraubt, sie konnte nichts sagen. Nie-
mand hatte sie jemals ihre untergeordnete Stellung so
fühlen lassen.
„Martha hat Recht," dachte Adelbert, „fie hat wohl etwas
von ihr, wie sie da steht und keine drei zählen kann. Haben
Sie schon Unterrichtsstunden in der Stadt?" fragte er dann.
„Noch nicht, mein Herr!"
„Ich würde mich damit auch nicht beeilen und erst da-
für sorgen, daß hier Alles gut geht. Mir scheint, daß Sie
vorerst wohl mit Ihrem Einkommen auSreichen werden.
Angenehmen Abend!" Und er war fort.
Margo stand wie versteinert. Welch' rauher To»,
welch' gebieterisches Wesen! Und dieser Mann war nach
ihrem Vater ihr nächster Blutsverwandter, und sie wollte
ihn erweichen, ihn rur Versöhnlichkeit umstimme»! Was
hatte sie begonnen. Um dieses Mannes willen hatte sie
ihren armen guten Vater verlassen. Sie sank auf einen
Stuhl, lehnte sich mit dem Kopf auf das Klavier und
schluchzte laut. „Wie kann dieser Mann meines Balers
Bruder sein? Er blickt ja auf ihn nieder wie ein grimmi-
ger Wolf auf ein sanftes Lamm. Armer, lieber Papa, was
habe ich angefangen, was habe ich mir auf die Schultern
geladen! Das kommt von meinen romantischen Einfällen.
Nun habe ich die verdiente Strafe; ich werde es nicht er-
tragen — ich will dem Pfarrer sagen, daß ich gehe, daß
ich alle Hoffnung aufgebe."
(Fortsetzung folgt.)