pfcher Volksblatt
näch-
er
Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.
Gestellungen
' Monat
j'tzt schon olle Postämter auf die täglich er-
Svende Zeitung
' Pfälzer Bollsblatt"
tvöchsntlicher Gratisbeilage „Der L»»r>ta-K-
*')»frwirvvfetk Expedition Heidelberg, Zwivger-
7, entgegen.
^kprdilion des „Pfälzer VolksdlsU".
Heidelberg, Zwivgerstraße 7.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Herdelberg,
_Lwtngrrftraßr 7._
Mim."* täglich mit Ausnahme der Sonn- u.
W,^ße. AbonvewentSpret» mit dem wöchent-
H^-Mterhaltunasblatt -Der Sonntagsbote" für
. Nttg monatlich KV L mit Trägerlohu, durch
^vte^tzost bezogen Viertels. -» 1.60 franco.
Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
Organ für Ralirlmi, Fmlmt L KeM.
' Rabattbewilligung.
Expedition: Iwin ger-raße 7.
r wtrrstsliostsle Ardrllerschirtz-Corigrrß
in Jürich.
Die Discrfsion am letzte» Donnerstag, betr. die
h^l"evarbeit bildete den Gipfelpunkt der Ver-
tz,^"8kn. In zwei langen und ziimlich konfusen
Sitzungen war die Frage erörte.t worden,
^'..^ie in der gestrigen Sitzung Bebel wieder-
Ij,L Stimme einer vernünftigen Politik hören
F,g'. Unser Führung der Oefierreichrr, die in dieser
hi-kjl w ziemlich einig waren, wurden Forderungen
^r sog. Hausindustrie ausgestellt, welche
unmöglich machen sollten, und die Versammlung
d„L ^svnnkn zuzustimmen, selbst als verlangt wurde,
d m ^'*U"de Inhaber dafür verantworilich seien,
^üe» Irbiterinnen, welche in ihren eigenen Wohn-
ueschüftigt weiden, diese Räume weder zum
Huh kj.rwch zum Schlafen benutzen". Dagegen er«
Bebel und brachte den Antrag zu Fall.
tzekr»x * heutigen Sitzurg wurde, nachdem Arbeiter-
in Greulich ein kurzes Referat über die Lage
HusMAnden Klaffen in Rußland und besonders in
ich Polen erstattet hatte, endlich die Frauenar-
Tagesordnung gefetzt. Die Referenten
^ildig und Frl. Greulich sprachen kurz und
'utwickelte Hr. Carton de Wiart, ein belgischer
den Antrag der Katholiken in dieser
_ »> .. ..-..
Die einzige Tochter. W.°'!k
^«d uock> Niemand im Saal, aber der Theetisch
?»r ^.^dinem ver offenen Fenster parat. Das Zimmer
M m^.sersde so einaerichlet wie fiüher: in einer Ecke
^"lern r, an den Wänden die Oelgemälde des alten
MH ii,r.und seiner Fran und, was Margo zusammen-
M«. <s?'. l>as Porrrät ihres Vaters zwischen zwei Fen-
^artkn '-..olieb davor stehen und betrachtete es noch, als
mit ihr der „junge Herr" einlraten-
,, Fr^.den ersten Begrüßungen ließ man sich nieder.
, ° Klipper und die Frau des Aufsehers zogen
Kd >».^orbeit hervor; Margo hatte die ihre vergessen
Mch. d"urtheilt, mit den Händen im Schooß ein Ge-
??rk,""Mören über Politik und Maschinen seitens der
N Kartoffeln, Steinkohlen und Kleider seitens
^uxierÄ' mischte sich nicht darein, sondern blickte
» .FlUrum Fenster hinaus.
Frederiksen, Sie langweilen sich wohl," rief
"O »A Mbtzl'ch.
I»> Herr, ich lausche."
^dkve nAHe ist vielleicht wahr, das Zweite eine ent-
^>ich - ^"Wahrheit, denn Sie geben weder auf unser Ge-
^8räu7.i°us das der Damen Acht."
Ehrend Nika könnte wohl ein wenig musiziren,
«Älar»^ am Whisttische sitzen," bemerkte der Pfarrer.
."Kt „kN!" ?" sagte Adelbert, „das Klavier ist lange
^kr <Zj,, tt worden und wird wohl etwa- verstimmt sein,
d! ^an immerhin einmal versuchen."
Ns öfs". i/vte stch Spiel, während Margo das Kla-
Me, 8 , weniger verstimmt war, als man gedacht
kanr-«r .lte eine Sonate von Beethoven, worin ffe
l. «delb->».^^"den ihres Herzens ausströmte.
»K Epikl"». - - uur halb der seinen Karten und widmete
oaklungen Mädchens mehr Aufmerksamkeit.
M inm einige „Lieder ohne Worte" von MendelS-
Achte. K.z^Akn, denen Adelbert mit erhöhtem Genuß
Mte si, „ne geendet hatte, belobte er sie freundlich und
dtesew M.^",auch etwas zu fingen. Mil Vergnügen kam
Munsche nach. Sie hatte eine schöne Altstimme,
grMerg, WmM de« 31. Muß 1897.
Frage. Während die katholischen Deligirteu sich bis-
her mehr defensiv verhielten, gingen sie nun zum
Angriff über. Hr. d. Wiart verlangte fortschreitende
Beseitigung und Verbot der Frauenarbeit in den
Bergwerken und Strinbrüchen — wogegen gewiß
kaum Jemand etwas einzuwenden hatte, und sodann
in der G r o ß i ndustr i e. Wohlverstanden sollte
sich dieses Verbot nicht rur aus die verheiratheten
Frauen beziehen, sondern auch auf die ledigen, die
Wittwen. In Belgien feien 50,000 Frauen in der
Großindustrie beschäftigt, davon 12,000 in der Textil-
Industrie, führte Hr. de Wiart aus und er entrollte
ein Schauerbild der Folgen dieser Zustände. Unter-
stützt wurde dieser Antrag von Frl. Vogelsang, der
Tochter des verstorbenen katholischen Sozial Politikers,
die in einfacher, schlichter Weise ein
rührendes B ild eines christlichen Fa-
milienlebens entwarf, wo die Mutter
gan z in d er Sorge für die Kinder und
die Familie aufgehen könne.
Großen Beifall fand Msg. Scheicher, welcher
ebenfalls den Antrag Wiart unterstützte und in einer
volkSthüwlichen witzigen Rede seine Ansichten auS-
einanderfetzte. Er erntete rauschenden Beifall, als er
daS Andenken feiner Mutter in Erinnerung brachte
und beifügte, ich wünsche allen, daß sie sich mit ebenso
großer Freude an ihre Kinderjahre und an ihre
Mutter erinnern können, deshalb soll die Mutter der
Familie erhalten bleiben und nicht der Fabrik ge-
hören. Nicht vergessen wollen wir, daß Msgr.
Scheicher als erster im Congreffe die Ercyklila Herum
Xvvaruw erwähnte und die Forderungen erläuterte,
welche Leo XIII. als die Forderungen christlicher
Sccial-Polilik für die A>beiter darin aufgestellt hat.
Der bekannte Sccial-Politiker Dr. Rudolph Meyer
ergriff auch heute das Wort, um auszuführen, daß
die Entwickelung des Maschinenwesens in den land-
wirthschaftlichrn Betrieben dazu führen werde, die
Frauenarbeit in der Landwirthschaft auf ein Mini-
mum zu beschränken und theilweise ganz zu beseitigen.
Den sozialistischen Standpunkt vertraten zunächst
Frau Broun (Berlin) und Frau Zetkin (Stuttgart.)
Letztere sprach mit der Leidenschaft einer Vissionarin,
beide Domen wiesen denArtrag de Wiart entschieden
zurück. Was die Frauen ar streben müßten, sei
vollständige Emavcipation, absolute
Gl eichste llung mit den Männern, hinsichtlich
des privaten und öffentlichen Lebens ; um das zu er-
reichen, müsse die Frau ökonomisch dem Manne gleich
stehen, dürfe nicht von ihm abhängig sein, das könne
klar wie Crystall und dabei voll und kräftig. Die Damen
waren zu sehr in ihr Spiel vertieft, uw Bckt darauf zu
geben: der Aufseher verstand nichts von Musik, der Pfarrer
aber und Doornburg lauschten um so mehr-
Als die Soiree aufgehoben war, bemühte sich der Herr
deS Hauses, den Damen etwas Verbindliches zu sagen.
„Haben Sie Ihrem Vater über Ihr Kommen geschrie-
ben ?" frug er freundlich, sich an Margo wendend.
„Ja, Herr Doornburg."
„Run, so schreiben Sie ihm, daß ich Ihnen vom
sten Sonntag an vier Tage Urlaub gebe."
„O, ich danke Ihnen, Herr D"vrnburg."
„Wie alt ist Ihr Vater?"
„Bald fünfzig."
„Und Sie find sein einziges Kind?"
„3a, Herr!"
«Wohnt er jetzt ganz allein?"
Margo zitterie wie Espenlaub bei dieser Frage- Sollte
etwas vermuthen? ^ivch antwortete sie mit „Ja." —
„Warum kommt er nicht hierher? Ich werde Euch Beiden
Zimmer einräumen."
„Sie find sehr gütig. Aber Papa kann nicht von Am-
sterdam fort."
„So? Dann richten Sie es ein, wie es Ihnen am
besten scheint." Und die Gäste dankten für den angenehmen
Abend und entfernten stch. Adalbert gab ihnen das Geleite
und kehrte in den Saal zurück.
„Martha!" sagte er zu der Alten, die ihrer Gewohn-
heit treu die Tassen sorgfältig spülte, wie alt das Fräulein
Frederiksen?"
„Ich glaube, daß sie zweiundzwanzig Jahre alt ist."
„Wenn ich mich damals verheirathet hätte, könnte ich
jetzt auch solch' eine erwachsene Tochter haben."
„Fritzens Margo muß auch so alt sein."
„Wenn dar Kind wenigstens noch lebt. Wie ist es jetzt
still, da wir das Klavier nicht mehr hören!"
„Ja, sie kann einen gewaltigen Lärm darauf machen.
Es war, als wenn Hören und Sehen mir vergingen."
Bdalbeit erwiderte nichts und begab sich zu Bett, und
in der Nacht träumte ihm, daß er eine Tochter habe, die
aber nicht der Fall sein, wen» man ihr die Arbeit
verbiete. Der sozialistische Abgeordnete Pernerstorffer
erwiederte Herrn Scheicher in einer im ganzen ziemlich
banalen Rede, fand jedoch stürmischen Beifall, als
er sagte, auch er erinnere sich seiner Mutter, einer
armen Wittwe, die 16 Stunden und mehr habe ar-
beiten müssen, um ihn zu ernähren und zu erziehen»,
gerade solche Zustände wolle die Social-Demokratie
beseitigen.
Mittlerweile war es 1 Uhr geworden. Es waren
noch fünfzehn Redner eingeschrieben; man kam überein,
daß nur noch zwei reden sollen, einer von jeder Richt-
ung. So ergriff Dr. DecurtinS das Wort. Seine
Rede war eine Verherrlichung der Eiuheit der
Ehe, dieser Grundlage aller gesell-
schaftlichen Ordnung. Ec wisse wohl, daß
gelehrte Forscher herausgefunden hätten, daß im An-
fänge nicht die Einehe das Gesetz deS Menschenge-
schlechtes gewesen, aber diese Forscher übersähen, daß
die Zeiten, dir sie erforscht, nicht die ältesten Zeiten
der Menschheit waren, sondern Zeiten, in welchen
diese bereits im Verfall war. Bei allen Völkern
habe der Zerfall mit der Auslösung der
Familie und dem Verfall der Einehe
begonnen und wenn bisher kein christliches Volk
untergcgangen sei, so verdanke eS dies der Familien-
Organisation, welche auf der christlichen Einrichtung
der Monogamie beruht. So werde selbst dar hart
bedrängte Polen auf bessere Tage hoffen dürfen, so
lange die polnische Mutter ihren Kindern an der
Wiege in der Muttersprache die Leiden und Hoffnun-
gen Polens Vorsingen könne. Indem wir mit den
Socialisten in Zürich zusammen kamen, haben wir
wohl gewußt, daß wir nicht dasselbe Endziel verfol-
gen, aber ein Stück Weges können wir Zusammen-
gehen und arbeiten für Sonntagsruhe, für Schutz der
Kinder und für Schutz der Frauen und der Familie,
die nicht bestehen kann, wenn man die Frau dem
heimathlichen Herde entfremdet. Die
Sozialisten blicken frohen MutheS m die Zukunft, aber
auch wir sind nicht minder frohen Muthes für die
Ideale, die wir vertheidigen.
Nun steigt Bebel auf die Tribüne und seine Rede
war eine höfliche aber scharfe Apostrophe an die An-
Hänger des Antrages Wiart. Redner will nicht in
eine Diskussion über die Familie sich einlassen, er
wisse auch, daß ein „meereStiefer Abgrund" die beiden
Richtungen am Congresse trennen, er glaube aber
auch, daß man in gewissen Fragen zusammengehen
könne. Den Antrag Wiart müßten aber die Sozia-
aussähe, wie Rika Frederiksen, und dre ihm, wenn er trau-
rig war, etwas vorfpielte und ihn, wenn er müde war,
durch ihr fröhliches Geplauder erfrischte. „O Fritz!" seufzte
er, „unsere Fehde ist noch nicht zu Ende. Nicht Cäcilie
allein hast du mir genommen. Wer weiß, ob ich sonst nicht
nicht eine liebe Tochter gehabt hätte, wie Nika," dachte er
und wunderte sich insgeheim, denn er hatte noch nie an
einen seinen Untergebenen besonders gedacht, außer wenn
es ihren Dienst betraf.
Elftes Kapitel.
„Fräulein Frederiksen, Sir sehen jetzt besser aus, als
bei Ihrer Ankunft," sagte Doornburg eines Sonntags
Abends, einige Wochen nach der Whistparthie, zu Margo.
Er war gekommen, um, wie er es öfters that, den Spielen
der jungen Mädchen zuzusehen. Es begann Herbst zu wer-
den nach dem Kalender, aber es war ein warmer und an-
genehmer Abend wie mitten im Sommer.
„Das will ich gerne glauben," gab sie zur Antwort:
die frische Luft thut mir wohl."
„Wir können also darauf rechnen, daß sie uns so bald
nicht nicht verlassen werden ?" fragte er ein wenig spöttische"
— O nein, ganz gewiß nicht. Es wird wenigstens nicht
von mir abhänaen."
„Um so besser; mir ist jeder Personenwechsel zuwider-"
Das klang wieder sehr geschäftsmäßig. Sie saß auf
einem Gartenstuhl unter den Linden vor einem mit Blumen
bedeckten Tisch und war mit Straußwinden beschäftigt. Er
ging aus und ab, bisweilen die spielenden Mädchcngruppen
lorgnettircnd
„Was für Kunstwerke verfertigen Sie da?"
„Bouquets für die Kapelle." — „Lieben Sie die Blu-
men ?"
„Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Es geht
damit, wie mit den Menschen, einige mag man gerne leiden,
andere nicht. Hahnenkämme, Päonien und dergleichen find
gar wenig nach meinem Geschmack und höchstens tauglich,
den Garten etwas bunt zu machen; Astern sind steif wie
Papierblumen, ich verabscheue sie jedoch nicht." (F. f.)
näch-
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7, entgegen.
^kprdilion des „Pfälzer VolksdlsU".
Heidelberg, Zwivgerstraße 7.
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_Lwtngrrftraßr 7._
Mim."* täglich mit Ausnahme der Sonn- u.
W,^ße. AbonvewentSpret» mit dem wöchent-
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. Nttg monatlich KV L mit Trägerlohu, durch
^vte^tzost bezogen Viertels. -» 1.60 franco.
Inserate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
Organ für Ralirlmi, Fmlmt L KeM.
' Rabattbewilligung.
Expedition: Iwin ger-raße 7.
r wtrrstsliostsle Ardrllerschirtz-Corigrrß
in Jürich.
Die Discrfsion am letzte» Donnerstag, betr. die
h^l"evarbeit bildete den Gipfelpunkt der Ver-
tz,^"8kn. In zwei langen und ziimlich konfusen
Sitzungen war die Frage erörte.t worden,
^'..^ie in der gestrigen Sitzung Bebel wieder-
Ij,L Stimme einer vernünftigen Politik hören
F,g'. Unser Führung der Oefierreichrr, die in dieser
hi-kjl w ziemlich einig waren, wurden Forderungen
^r sog. Hausindustrie ausgestellt, welche
unmöglich machen sollten, und die Versammlung
d„L ^svnnkn zuzustimmen, selbst als verlangt wurde,
d m ^'*U"de Inhaber dafür verantworilich seien,
^üe» Irbiterinnen, welche in ihren eigenen Wohn-
ueschüftigt weiden, diese Räume weder zum
Huh kj.rwch zum Schlafen benutzen". Dagegen er«
Bebel und brachte den Antrag zu Fall.
tzekr»x * heutigen Sitzurg wurde, nachdem Arbeiter-
in Greulich ein kurzes Referat über die Lage
HusMAnden Klaffen in Rußland und besonders in
ich Polen erstattet hatte, endlich die Frauenar-
Tagesordnung gefetzt. Die Referenten
^ildig und Frl. Greulich sprachen kurz und
'utwickelte Hr. Carton de Wiart, ein belgischer
den Antrag der Katholiken in dieser
_ »> .. ..-..
Die einzige Tochter. W.°'!k
^«d uock> Niemand im Saal, aber der Theetisch
?»r ^.^dinem ver offenen Fenster parat. Das Zimmer
M m^.sersde so einaerichlet wie fiüher: in einer Ecke
^"lern r, an den Wänden die Oelgemälde des alten
MH ii,r.und seiner Fran und, was Margo zusammen-
M«. <s?'. l>as Porrrät ihres Vaters zwischen zwei Fen-
^artkn '-..olieb davor stehen und betrachtete es noch, als
mit ihr der „junge Herr" einlraten-
,, Fr^.den ersten Begrüßungen ließ man sich nieder.
, ° Klipper und die Frau des Aufsehers zogen
Kd >».^orbeit hervor; Margo hatte die ihre vergessen
Mch. d"urtheilt, mit den Händen im Schooß ein Ge-
??rk,""Mören über Politik und Maschinen seitens der
N Kartoffeln, Steinkohlen und Kleider seitens
^uxierÄ' mischte sich nicht darein, sondern blickte
» .FlUrum Fenster hinaus.
Frederiksen, Sie langweilen sich wohl," rief
"O »A Mbtzl'ch.
I»> Herr, ich lausche."
^dkve nAHe ist vielleicht wahr, das Zweite eine ent-
^>ich - ^"Wahrheit, denn Sie geben weder auf unser Ge-
^8räu7.i°us das der Damen Acht."
Ehrend Nika könnte wohl ein wenig musiziren,
«Älar»^ am Whisttische sitzen," bemerkte der Pfarrer.
."Kt „kN!" ?" sagte Adelbert, „das Klavier ist lange
^kr <Zj,, tt worden und wird wohl etwa- verstimmt sein,
d! ^an immerhin einmal versuchen."
Ns öfs". i/vte stch Spiel, während Margo das Kla-
Me, 8 , weniger verstimmt war, als man gedacht
kanr-«r .lte eine Sonate von Beethoven, worin ffe
l. «delb->».^^"den ihres Herzens ausströmte.
»K Epikl"». - - uur halb der seinen Karten und widmete
oaklungen Mädchens mehr Aufmerksamkeit.
M inm einige „Lieder ohne Worte" von MendelS-
Achte. K.z^Akn, denen Adelbert mit erhöhtem Genuß
Mte si, „ne geendet hatte, belobte er sie freundlich und
dtesew M.^",auch etwas zu fingen. Mil Vergnügen kam
Munsche nach. Sie hatte eine schöne Altstimme,
grMerg, WmM de« 31. Muß 1897.
Frage. Während die katholischen Deligirteu sich bis-
her mehr defensiv verhielten, gingen sie nun zum
Angriff über. Hr. d. Wiart verlangte fortschreitende
Beseitigung und Verbot der Frauenarbeit in den
Bergwerken und Strinbrüchen — wogegen gewiß
kaum Jemand etwas einzuwenden hatte, und sodann
in der G r o ß i ndustr i e. Wohlverstanden sollte
sich dieses Verbot nicht rur aus die verheiratheten
Frauen beziehen, sondern auch auf die ledigen, die
Wittwen. In Belgien feien 50,000 Frauen in der
Großindustrie beschäftigt, davon 12,000 in der Textil-
Industrie, führte Hr. de Wiart aus und er entrollte
ein Schauerbild der Folgen dieser Zustände. Unter-
stützt wurde dieser Antrag von Frl. Vogelsang, der
Tochter des verstorbenen katholischen Sozial Politikers,
die in einfacher, schlichter Weise ein
rührendes B ild eines christlichen Fa-
milienlebens entwarf, wo die Mutter
gan z in d er Sorge für die Kinder und
die Familie aufgehen könne.
Großen Beifall fand Msg. Scheicher, welcher
ebenfalls den Antrag Wiart unterstützte und in einer
volkSthüwlichen witzigen Rede seine Ansichten auS-
einanderfetzte. Er erntete rauschenden Beifall, als er
daS Andenken feiner Mutter in Erinnerung brachte
und beifügte, ich wünsche allen, daß sie sich mit ebenso
großer Freude an ihre Kinderjahre und an ihre
Mutter erinnern können, deshalb soll die Mutter der
Familie erhalten bleiben und nicht der Fabrik ge-
hören. Nicht vergessen wollen wir, daß Msgr.
Scheicher als erster im Congreffe die Ercyklila Herum
Xvvaruw erwähnte und die Forderungen erläuterte,
welche Leo XIII. als die Forderungen christlicher
Sccial-Polilik für die A>beiter darin aufgestellt hat.
Der bekannte Sccial-Politiker Dr. Rudolph Meyer
ergriff auch heute das Wort, um auszuführen, daß
die Entwickelung des Maschinenwesens in den land-
wirthschaftlichrn Betrieben dazu führen werde, die
Frauenarbeit in der Landwirthschaft auf ein Mini-
mum zu beschränken und theilweise ganz zu beseitigen.
Den sozialistischen Standpunkt vertraten zunächst
Frau Broun (Berlin) und Frau Zetkin (Stuttgart.)
Letztere sprach mit der Leidenschaft einer Vissionarin,
beide Domen wiesen denArtrag de Wiart entschieden
zurück. Was die Frauen ar streben müßten, sei
vollständige Emavcipation, absolute
Gl eichste llung mit den Männern, hinsichtlich
des privaten und öffentlichen Lebens ; um das zu er-
reichen, müsse die Frau ökonomisch dem Manne gleich
stehen, dürfe nicht von ihm abhängig sein, das könne
klar wie Crystall und dabei voll und kräftig. Die Damen
waren zu sehr in ihr Spiel vertieft, uw Bckt darauf zu
geben: der Aufseher verstand nichts von Musik, der Pfarrer
aber und Doornburg lauschten um so mehr-
Als die Soiree aufgehoben war, bemühte sich der Herr
deS Hauses, den Damen etwas Verbindliches zu sagen.
„Haben Sie Ihrem Vater über Ihr Kommen geschrie-
ben ?" frug er freundlich, sich an Margo wendend.
„Ja, Herr Doornburg."
„Run, so schreiben Sie ihm, daß ich Ihnen vom
sten Sonntag an vier Tage Urlaub gebe."
„O, ich danke Ihnen, Herr D"vrnburg."
„Wie alt ist Ihr Vater?"
„Bald fünfzig."
„Und Sie find sein einziges Kind?"
„3a, Herr!"
«Wohnt er jetzt ganz allein?"
Margo zitterie wie Espenlaub bei dieser Frage- Sollte
etwas vermuthen? ^ivch antwortete sie mit „Ja." —
„Warum kommt er nicht hierher? Ich werde Euch Beiden
Zimmer einräumen."
„Sie find sehr gütig. Aber Papa kann nicht von Am-
sterdam fort."
„So? Dann richten Sie es ein, wie es Ihnen am
besten scheint." Und die Gäste dankten für den angenehmen
Abend und entfernten stch. Adalbert gab ihnen das Geleite
und kehrte in den Saal zurück.
„Martha!" sagte er zu der Alten, die ihrer Gewohn-
heit treu die Tassen sorgfältig spülte, wie alt das Fräulein
Frederiksen?"
„Ich glaube, daß sie zweiundzwanzig Jahre alt ist."
„Wenn ich mich damals verheirathet hätte, könnte ich
jetzt auch solch' eine erwachsene Tochter haben."
„Fritzens Margo muß auch so alt sein."
„Wenn dar Kind wenigstens noch lebt. Wie ist es jetzt
still, da wir das Klavier nicht mehr hören!"
„Ja, sie kann einen gewaltigen Lärm darauf machen.
Es war, als wenn Hören und Sehen mir vergingen."
Bdalbeit erwiderte nichts und begab sich zu Bett, und
in der Nacht träumte ihm, daß er eine Tochter habe, die
aber nicht der Fall sein, wen» man ihr die Arbeit
verbiete. Der sozialistische Abgeordnete Pernerstorffer
erwiederte Herrn Scheicher in einer im ganzen ziemlich
banalen Rede, fand jedoch stürmischen Beifall, als
er sagte, auch er erinnere sich seiner Mutter, einer
armen Wittwe, die 16 Stunden und mehr habe ar-
beiten müssen, um ihn zu ernähren und zu erziehen»,
gerade solche Zustände wolle die Social-Demokratie
beseitigen.
Mittlerweile war es 1 Uhr geworden. Es waren
noch fünfzehn Redner eingeschrieben; man kam überein,
daß nur noch zwei reden sollen, einer von jeder Richt-
ung. So ergriff Dr. DecurtinS das Wort. Seine
Rede war eine Verherrlichung der Eiuheit der
Ehe, dieser Grundlage aller gesell-
schaftlichen Ordnung. Ec wisse wohl, daß
gelehrte Forscher herausgefunden hätten, daß im An-
fänge nicht die Einehe das Gesetz deS Menschenge-
schlechtes gewesen, aber diese Forscher übersähen, daß
die Zeiten, dir sie erforscht, nicht die ältesten Zeiten
der Menschheit waren, sondern Zeiten, in welchen
diese bereits im Verfall war. Bei allen Völkern
habe der Zerfall mit der Auslösung der
Familie und dem Verfall der Einehe
begonnen und wenn bisher kein christliches Volk
untergcgangen sei, so verdanke eS dies der Familien-
Organisation, welche auf der christlichen Einrichtung
der Monogamie beruht. So werde selbst dar hart
bedrängte Polen auf bessere Tage hoffen dürfen, so
lange die polnische Mutter ihren Kindern an der
Wiege in der Muttersprache die Leiden und Hoffnun-
gen Polens Vorsingen könne. Indem wir mit den
Socialisten in Zürich zusammen kamen, haben wir
wohl gewußt, daß wir nicht dasselbe Endziel verfol-
gen, aber ein Stück Weges können wir Zusammen-
gehen und arbeiten für Sonntagsruhe, für Schutz der
Kinder und für Schutz der Frauen und der Familie,
die nicht bestehen kann, wenn man die Frau dem
heimathlichen Herde entfremdet. Die
Sozialisten blicken frohen MutheS m die Zukunft, aber
auch wir sind nicht minder frohen Muthes für die
Ideale, die wir vertheidigen.
Nun steigt Bebel auf die Tribüne und seine Rede
war eine höfliche aber scharfe Apostrophe an die An-
Hänger des Antrages Wiart. Redner will nicht in
eine Diskussion über die Familie sich einlassen, er
wisse auch, daß ein „meereStiefer Abgrund" die beiden
Richtungen am Congresse trennen, er glaube aber
auch, daß man in gewissen Fragen zusammengehen
könne. Den Antrag Wiart müßten aber die Sozia-
aussähe, wie Rika Frederiksen, und dre ihm, wenn er trau-
rig war, etwas vorfpielte und ihn, wenn er müde war,
durch ihr fröhliches Geplauder erfrischte. „O Fritz!" seufzte
er, „unsere Fehde ist noch nicht zu Ende. Nicht Cäcilie
allein hast du mir genommen. Wer weiß, ob ich sonst nicht
nicht eine liebe Tochter gehabt hätte, wie Nika," dachte er
und wunderte sich insgeheim, denn er hatte noch nie an
einen seinen Untergebenen besonders gedacht, außer wenn
es ihren Dienst betraf.
Elftes Kapitel.
„Fräulein Frederiksen, Sir sehen jetzt besser aus, als
bei Ihrer Ankunft," sagte Doornburg eines Sonntags
Abends, einige Wochen nach der Whistparthie, zu Margo.
Er war gekommen, um, wie er es öfters that, den Spielen
der jungen Mädchen zuzusehen. Es begann Herbst zu wer-
den nach dem Kalender, aber es war ein warmer und an-
genehmer Abend wie mitten im Sommer.
„Das will ich gerne glauben," gab sie zur Antwort:
die frische Luft thut mir wohl."
„Wir können also darauf rechnen, daß sie uns so bald
nicht nicht verlassen werden ?" fragte er ein wenig spöttische"
— O nein, ganz gewiß nicht. Es wird wenigstens nicht
von mir abhänaen."
„Um so besser; mir ist jeder Personenwechsel zuwider-"
Das klang wieder sehr geschäftsmäßig. Sie saß auf
einem Gartenstuhl unter den Linden vor einem mit Blumen
bedeckten Tisch und war mit Straußwinden beschäftigt. Er
ging aus und ab, bisweilen die spielenden Mädchcngruppen
lorgnettircnd
„Was für Kunstwerke verfertigen Sie da?"
„Bouquets für die Kapelle." — „Lieben Sie die Blu-
men ?"
„Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Es geht
damit, wie mit den Menschen, einige mag man gerne leiden,
andere nicht. Hahnenkämme, Päonien und dergleichen find
gar wenig nach meinem Geschmack und höchstens tauglich,
den Garten etwas bunt zu machen; Astern sind steif wie
Papierblumen, ich verabscheue sie jedoch nicht." (F. f.)