pscher Volksblatt
WklbkU DmmrstU de» Itz.MMr IM.
U
K
Verantwortlicher Redakteur :
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingrrgrake 7.
bietet, im Rahmen der ReichSgesetze zu sozialpolitischen
Fragen Stellung zu nehmen.
Bei Einführung des bürgerlichen Gesetzbuches wer-
den die Männer des Centrums darauf bedacht sein,
die besonderen Verhältnisse und Einrichtungen unsere-
Landes zu berücksichtigen, soweit es möglich u. statt-
haft ist.
Förderung de- Handels und Verkehr- ist eine der
wichtigsten Aufgaben der Staatsverwaltung; ihr soll
namentlich das Eisenbahnwesen dienen. Nicht die
Interessen der Staatskasse sollen an erster Stelle
dabei Berücksichtigung finden, sondern die Volks-
wirth sch aftli che n Interessen und Be-
dürfnisse. Das Staatsbahnnetz ist nicht abge-
schlossen, vielmehr sind im Seekreis, auf dem
Schwarzwald, im BreiSgau, im Unter- und Hinterland
neue Verkehrswege durch Weiterführung des Staats-
bahn-Netzes zu eröffnen. Ebenso ist die Erstellung
von weiteren Nebenbahnen durch erhebliche staatliche
Beihilfe zu unterstützen, ohne daß die dabei intressir«
ten Gegenden und Gemeinden mit allzuschweren Opfern
belastet werden.
Diesen Standpunkt Hot dar Centrum stet- ver-
treten, lange Zeit hindurch im Gegensatz zur natio-
nalliberalen Partei. Wenn es sich um neue Eisen-
bahnen handelt, darf niemals die politische Gesinnung
derer in Betracht kommen, welche die Eisenbahn
wünschen, sondern lediglich das wirthschaftliche
Interesse der betreffenden Gegend.
Wähler Badens! In den weitesten Kreisen des
Landes ist die Ueberzeugung durchgedrungen,
daß eS im allgemeinen Interesse des Volkes dringend
geboten ist, das Uebergewicht zu brechen, welches die
uationalliderale Partei Jahrzehnte lang im öffent-
lichen Leben Badens besessen hat. Wohlan! Die
Wahlen zur zweiten Kammer bieten die wirksamste
Gelegenheit dazu.
Diese Partei sträubt sich deshalb so sehr gegen
die Einführung eines gerechteren Wahlsystems und
einer gerechteren WahlkreiS-Eintheilung, weil sie weiß,
daß sie ihre zahlreiche Vertretung in der Kammer
nicht etwa dem freien Willen des badischen Vol-
kes, sondern lediglich dem ungerechten indirekten
Wahlsystem und der ebenso unnatürlichen Wahlkreis
eintheilung verdankt.
Seit 6 Jahren beruht ihre Mehrheit in der
Kammer auf einer einzigen oder nur wenigen Stimmen,
i?, Sorgen wir dafür, daß sie endgiltig beseitigt wird.
Wir werden damit alle Interessen der Landes fördern,
namentlich aber der bürgerlichen, politischen
und religiösen Freiheit die Wege eben.
Das Ceutralkomite der Ceutrumspartki in Bade«.
Bännwarth. von Buol. Dold. W. Fischer. Geppert.
Gerber. Gießler. Hennig,'Hug. Hutten Kopf..
Lauck. Reichert. Röttingen Schättgen. Schober, v
Schuler. Wacken
Gesinnungsgenossen!
Wähler zur zweiten badischen Kammer!
Abermals stehen die wahlberechtigten Männer des
"ander vor einer verantwortungsvollen Entscheidung.
Die zweite Kammer soll zur Hälfte erneuert werden.
Seit Jahren haben wir verlangt, daß die Abgevrd-
lEteu zur zweiten Kammer gerade so gewählt werden,
die für den Reichstag: direkt durch die Mäh-
"r selbst, nicht indirekt durch Wahlmänner.
, Seit Jahren haben wir verlangt, daß die seit
«ald 30 Jahren bestehende Wahlkreiseintheilung gründ-
M al-geändert wird. Ihre großen Mängel werden
°.v» Niemanden mehr bestritten; durch ihre Ungerech-
Meilen ist sie ein unerträglicher Mißstand ge-
worden.
Wir haben zuversichtlich gehisst, daß diese gerech-
'tu Forderungen wenigsten- roch in diesem Jahrhun-
°nt Berücksichtigung finden. Wenn eS bis jetzt nicht
Fall ist, wenn nur mit dem veralteten Wahlsystem
auch die ungerechte Wahlkreiseintheilung ncch haben,
? trifft die Hauptschuld die nationolliberale Partei
zweiten Kammer.' Die Zahl ihrer Mitglieder
Muß gemindert und damit ihr Einfluß u. ihre Macht
gebrochen werden, wenn das Verlangen des Volkes
s'uch direkter Wahl und anderer Wahlkreiseintheilung
'u Erfüllung gehen soll.
» Bon Anfang an haben wir die rückschrittliche
Schmälerung der Bürgerrechte im Gemeindeleben be-
uupft und um Wiederherstellung derselben urS be-
M. Wir beklagen eS, daß diese Bemühungen nur
wc einen Theil der Gemeinden Erfolg gehabt haben.
'st eire Forderuug der Gerechtigkeit, daß in Ge-
Mkirden mit mehr als 1(60 Einwohnern die Bürger
?icht wenig.r R'chte haben, als in Gimeinben mit
""Niger als 1600 Eil wohnern.
Demgemäß verlangen wir für alle Gemeinden, die
«tcht der Städteordnung unterstehen, direkte Wahl
°kk Bürgermeister und der Gemeinderäthe durch die
Eiliger selbst. .
Ebenso bedarf die Städteordnung dringend einer
""viswn.
„ mehr die nationalliberale Partei an Eir fluß
Macht in der Kammer verliert, desto mehr ver-
°Nsm sich die Aussicht, daß auch diesem Verlangen
^gegeben wird. ,
Stets haben wir wie der politischen, so auch der
schlichen und religiösen Freiheit daS Wort geredet.
Akligion und Kirche haben unveräußerliche Rechte; i must ver «uaar goioerung uno Hu,e r» Lgrir
A steie Entfaltung ihrer Wirksamkeit kann auch den j den lassen, soweit^ die Rücksicht auf wohlberechtigten
?urgrrlichrn und staatlichen Inter.ssen nur Nutzen
Uwgen. Ein auf gegenseitiger Wohlwollen und
Aktlrauen gegründetes freundliches Einvernehmen der
5Mer staatlicher und kirchlicher Gewalt, welche- die
M.M'gen Rechte gewissenhaft achtes und d,e der-
^fertigen Interessen loyal schont, kann auch dem
Mr förderlich sein.
G^Man muß eS darum beklagen, daß noch immer
Klerus und sociale Frage.
Rede des k. Benno Aura cher, gehalten
auf dem Katholikentag zu Landshut.
(Schluß.)
Meine Herren! Der göttliche Heiland empfiehlt
freilich die Armuth, aber er empfiehlt eine geistige
Armuth. Jene Armuth, in die ein ganzes Volk oder
doch der -große Theil eines Volkes durch die Noch
der Zeiten gestürzt wird, dar ist selten eine geistige
Armuth. Da dürfen wir den Leuten predigen wa»
wir wollen, sie sollen ihre Armuth hoch und erhaben
auffafsen, wir werden dadurch bei Manchem Erfolg
erzielen; aber die ganze Masse bringt man nicht dazu,
daß sie wirklich arm im Geiste ist, u. wenn, meine Herren,
die Armuth nicht eine Armuth im Geiste ist, dann wird sie
leicht eine Versuchung zur Sünde und eine Gelegen-
heit zur Sünde, wie sie stärker nicht gedacht werden
kann. Denken wir, m. H., an die WohaungSver-
hältnisse in den großen Städten unter unserer Arbeiter-
bevölkerung, denken wir an so manche andere
furchtbare Gefahren, die in unfern Parlamenten
wiederholt zur Sprache kamen — man hat sie wider«
Je wünschen!weither auch für den Staat selbst !
freundliche Beziehungen zwischen staatlicher und kirch- !
licher Gewalt sind, desto dringender erscheint es, den
überwiegenden Eirfluß der nationalliberalen Partei zu !
brechen. BiS in die neueste Zeit herein hat diese
Partei bei jeder Gelegenheit btwiefin, daß der alte
Kulturkampfgeist auch heute noch bei
ihr herrschend ist.
ES ist eine Irreführung der Volke-, wenn man
ihm von nationallibrraler Seite einzureden sucht, der
badische Staat habe sich vor „HerrfchaftSgelüsten der
Kircke" zu fürchten und eS sei darum geboten, die
Wähler zur Abwehr solcher Gefahren aufzurufen.
Wie sehr die Kirche Anlaß und Grund hat, Ver-
letzung ihrer Rechte durch die Staatsgewalt zu fürch-
ten; wie dringend geboten ist, die Wähler nicht zur
Abwehr kirchlicher „HerrschostSgelüste", wohl aber zur
Vcrthridigung kirchlicher Rechte und Interessen aufzu-
rufen, beweist schon die einfache Thatsache, daß der
erzbischöfliche Stuhl nach 10 Monaten noch immer un-
besetzt ist.
Diese sür den katholischen Theil de- Landes be-
umuhigtnde Thatsache muß die Aufmerksamkeit aller
Staatrbürger auf sich lenken, welche einen soliden
Frieden zwischen staatlicher und kirchlicher Gewalt
wünschen.
Stets haben wir thunlichste Sparsamkeit im Staats-
haushalt und eine möglichst gerechte Vertheilung der
öffentlichen Lasten verlangt. Nach diesem Grundsätze
haben die Abgeordneten gehandelt, die durch die Stim-
men unserer Parteifreunde in die Kammer gekommen
sind. Die auSgleichrnde Gerechtigkeit verlangt eine
Verbisserung unseres Steuersystems, die auf einer
sachgemäßen Einschätzung der Steuerobjekte u. Berück-
sichtigung der darauf ruhenden Schulden aufgebaut
ist. Wir erstreben demnach sür die mit Schulden
bilasteteten Steuerpflichtigen, insbesondere aus dem
Kreise der Gewerbe und Landwirthschaft treibenden
Bevölkerung eine angemessene Erleichterung.
Schutz sür die erwerbenden Stände, die Mittel-
stände, war stets Parole des CeutrumS. Lange Zeit
hindurch ist eS mit diesem Verlangen im schroffsten
Gegensatz zum Liberalismus gestanden, dessen gesetz-
geberisches Wirken den Interessen dieser erwerbenden
Stände unbeiechenkaren Schaden gebracht hat.
Wie d'e EevtrumSpartei im Reichstage mit Eifer
und Erfolg an den gesetzgeberischen Schutzmaßregeln
gearbeitet hat, welche von den Handwerkern, dem
Kausmannsstande und den Vertretern der Landwirt-
schaft erstrebt worden sind, so werden die Männer
unseres Vertrau»s in der zweiten badischen Kammer
ihrer bisherigen Praxis folgend, jede Gelegenheit be-
nützen, in gleicher Richtung thätig zu sein. Mit
Recht wird zum Schutze de- Gewerbes und des Kauf-
manrsstandes verlangt, daß der Haufirhandel, die
Riesenbazar- und Filialgeschäfte zur Staats- und
Gemeindesteuer stärker herargezogen werden. Die
Auswüchse im GeschäftSleben durch den verwerflichsten
unlauteren Wettbewerb müssen mit aller Energie be-
kämpft werden.
Die Vertreter der Landwirthschaft sind redlich
bemüht, ihre wirthschaftliche Lage durch Selbsthilfe
. zu verbi fsern. Diesem anerkennenSwerthen Streben
muß der Staat Förderung und Hlife zu Theil wer-
Interessen der Allgemeinheit ü. den übrigen Stände
e- gestattet.
Förderung u. Schutz der Interessen der Arbeiter,
Ausgleichung der wirthschaftlichen u. sozialen Gegen-
sätze hat sich die Centrumrpartei von Anfang an zu
einer der wichtigsten Aufgaben gestellt. Wir betrachten
die Gefitzgekuvg auf diesem Gebiete nicht als adge-
Ges-H"''muy es oarum venagen, oap noey immer schlossen und sind namentlich der Meinung, daß unter
schlimme.'^""Engen in Kraft sind, welche in der keinen Umständen aufs Neue der Weg derAu-nahme-
d7r Kir» -A't urheilvollen KorfliNeS zur Bedrückung gesetzgebung beschritten werden darf, um falschen und
sM,'^'uz Leben gerufen wurden. Die Beseitigung bedenklichen Bestrebnngen von Arbeiterparteien ent-
.EM^rbestimmungen ist eine Forderung der gegeuzutreten. Ein mit Gerechtigkeit gepaartes Wohl-
zu dri' ö""- Wir werden nicht aushören, darauf wollen muß besonders d e n Ständen und Klassen ge-
katkolisA"' HS ^e wohlbegründeten Beschwerde» der genüber zur praktischen Bethätigung kommen, die sich
k« ""H* gehoben und ihren wohlberechtig- gedrückt fühlen. Darnach werden die Männer unseres
Dörrungen Rrchvung getragen ist. Vertrauens jeweils sich richten, wenn sich Gelegenheit
Zur grMige« Beachtung!
Auf dos „Pfälzer VolkSblalt" kann
währind hier in unserem Expedition--
!ale, Zwingerstraße Nr. 7, auswärts bei
allen Postämtern und Postboten abonnirt
werden.
— , —- > Jnlerate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
DU NLVLZS'K EMU für MMlmi, FMett L «M.
»_^ie Post bezogen viertelst 1,60 iranco.-
2U."
WklbkU DmmrstU de» Itz.MMr IM.
U
K
Verantwortlicher Redakteur :
Joseph Huber in Heidelberg.
Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber in Heidelberg,
Zwingrrgrake 7.
bietet, im Rahmen der ReichSgesetze zu sozialpolitischen
Fragen Stellung zu nehmen.
Bei Einführung des bürgerlichen Gesetzbuches wer-
den die Männer des Centrums darauf bedacht sein,
die besonderen Verhältnisse und Einrichtungen unsere-
Landes zu berücksichtigen, soweit es möglich u. statt-
haft ist.
Förderung de- Handels und Verkehr- ist eine der
wichtigsten Aufgaben der Staatsverwaltung; ihr soll
namentlich das Eisenbahnwesen dienen. Nicht die
Interessen der Staatskasse sollen an erster Stelle
dabei Berücksichtigung finden, sondern die Volks-
wirth sch aftli che n Interessen und Be-
dürfnisse. Das Staatsbahnnetz ist nicht abge-
schlossen, vielmehr sind im Seekreis, auf dem
Schwarzwald, im BreiSgau, im Unter- und Hinterland
neue Verkehrswege durch Weiterführung des Staats-
bahn-Netzes zu eröffnen. Ebenso ist die Erstellung
von weiteren Nebenbahnen durch erhebliche staatliche
Beihilfe zu unterstützen, ohne daß die dabei intressir«
ten Gegenden und Gemeinden mit allzuschweren Opfern
belastet werden.
Diesen Standpunkt Hot dar Centrum stet- ver-
treten, lange Zeit hindurch im Gegensatz zur natio-
nalliberalen Partei. Wenn es sich um neue Eisen-
bahnen handelt, darf niemals die politische Gesinnung
derer in Betracht kommen, welche die Eisenbahn
wünschen, sondern lediglich das wirthschaftliche
Interesse der betreffenden Gegend.
Wähler Badens! In den weitesten Kreisen des
Landes ist die Ueberzeugung durchgedrungen,
daß eS im allgemeinen Interesse des Volkes dringend
geboten ist, das Uebergewicht zu brechen, welches die
uationalliderale Partei Jahrzehnte lang im öffent-
lichen Leben Badens besessen hat. Wohlan! Die
Wahlen zur zweiten Kammer bieten die wirksamste
Gelegenheit dazu.
Diese Partei sträubt sich deshalb so sehr gegen
die Einführung eines gerechteren Wahlsystems und
einer gerechteren WahlkreiS-Eintheilung, weil sie weiß,
daß sie ihre zahlreiche Vertretung in der Kammer
nicht etwa dem freien Willen des badischen Vol-
kes, sondern lediglich dem ungerechten indirekten
Wahlsystem und der ebenso unnatürlichen Wahlkreis
eintheilung verdankt.
Seit 6 Jahren beruht ihre Mehrheit in der
Kammer auf einer einzigen oder nur wenigen Stimmen,
i?, Sorgen wir dafür, daß sie endgiltig beseitigt wird.
Wir werden damit alle Interessen der Landes fördern,
namentlich aber der bürgerlichen, politischen
und religiösen Freiheit die Wege eben.
Das Ceutralkomite der Ceutrumspartki in Bade«.
Bännwarth. von Buol. Dold. W. Fischer. Geppert.
Gerber. Gießler. Hennig,'Hug. Hutten Kopf..
Lauck. Reichert. Röttingen Schättgen. Schober, v
Schuler. Wacken
Gesinnungsgenossen!
Wähler zur zweiten badischen Kammer!
Abermals stehen die wahlberechtigten Männer des
"ander vor einer verantwortungsvollen Entscheidung.
Die zweite Kammer soll zur Hälfte erneuert werden.
Seit Jahren haben wir verlangt, daß die Abgevrd-
lEteu zur zweiten Kammer gerade so gewählt werden,
die für den Reichstag: direkt durch die Mäh-
"r selbst, nicht indirekt durch Wahlmänner.
, Seit Jahren haben wir verlangt, daß die seit
«ald 30 Jahren bestehende Wahlkreiseintheilung gründ-
M al-geändert wird. Ihre großen Mängel werden
°.v» Niemanden mehr bestritten; durch ihre Ungerech-
Meilen ist sie ein unerträglicher Mißstand ge-
worden.
Wir haben zuversichtlich gehisst, daß diese gerech-
'tu Forderungen wenigsten- roch in diesem Jahrhun-
°nt Berücksichtigung finden. Wenn eS bis jetzt nicht
Fall ist, wenn nur mit dem veralteten Wahlsystem
auch die ungerechte Wahlkreiseintheilung ncch haben,
? trifft die Hauptschuld die nationolliberale Partei
zweiten Kammer.' Die Zahl ihrer Mitglieder
Muß gemindert und damit ihr Einfluß u. ihre Macht
gebrochen werden, wenn das Verlangen des Volkes
s'uch direkter Wahl und anderer Wahlkreiseintheilung
'u Erfüllung gehen soll.
» Bon Anfang an haben wir die rückschrittliche
Schmälerung der Bürgerrechte im Gemeindeleben be-
uupft und um Wiederherstellung derselben urS be-
M. Wir beklagen eS, daß diese Bemühungen nur
wc einen Theil der Gemeinden Erfolg gehabt haben.
'st eire Forderuug der Gerechtigkeit, daß in Ge-
Mkirden mit mehr als 1(60 Einwohnern die Bürger
?icht wenig.r R'chte haben, als in Gimeinben mit
""Niger als 1600 Eil wohnern.
Demgemäß verlangen wir für alle Gemeinden, die
«tcht der Städteordnung unterstehen, direkte Wahl
°kk Bürgermeister und der Gemeinderäthe durch die
Eiliger selbst. .
Ebenso bedarf die Städteordnung dringend einer
""viswn.
„ mehr die nationalliberale Partei an Eir fluß
Macht in der Kammer verliert, desto mehr ver-
°Nsm sich die Aussicht, daß auch diesem Verlangen
^gegeben wird. ,
Stets haben wir wie der politischen, so auch der
schlichen und religiösen Freiheit daS Wort geredet.
Akligion und Kirche haben unveräußerliche Rechte; i must ver «uaar goioerung uno Hu,e r» Lgrir
A steie Entfaltung ihrer Wirksamkeit kann auch den j den lassen, soweit^ die Rücksicht auf wohlberechtigten
?urgrrlichrn und staatlichen Inter.ssen nur Nutzen
Uwgen. Ein auf gegenseitiger Wohlwollen und
Aktlrauen gegründetes freundliches Einvernehmen der
5Mer staatlicher und kirchlicher Gewalt, welche- die
M.M'gen Rechte gewissenhaft achtes und d,e der-
^fertigen Interessen loyal schont, kann auch dem
Mr förderlich sein.
G^Man muß eS darum beklagen, daß noch immer
Klerus und sociale Frage.
Rede des k. Benno Aura cher, gehalten
auf dem Katholikentag zu Landshut.
(Schluß.)
Meine Herren! Der göttliche Heiland empfiehlt
freilich die Armuth, aber er empfiehlt eine geistige
Armuth. Jene Armuth, in die ein ganzes Volk oder
doch der -große Theil eines Volkes durch die Noch
der Zeiten gestürzt wird, dar ist selten eine geistige
Armuth. Da dürfen wir den Leuten predigen wa»
wir wollen, sie sollen ihre Armuth hoch und erhaben
auffafsen, wir werden dadurch bei Manchem Erfolg
erzielen; aber die ganze Masse bringt man nicht dazu,
daß sie wirklich arm im Geiste ist, u. wenn, meine Herren,
die Armuth nicht eine Armuth im Geiste ist, dann wird sie
leicht eine Versuchung zur Sünde und eine Gelegen-
heit zur Sünde, wie sie stärker nicht gedacht werden
kann. Denken wir, m. H., an die WohaungSver-
hältnisse in den großen Städten unter unserer Arbeiter-
bevölkerung, denken wir an so manche andere
furchtbare Gefahren, die in unfern Parlamenten
wiederholt zur Sprache kamen — man hat sie wider«
Je wünschen!weither auch für den Staat selbst !
freundliche Beziehungen zwischen staatlicher und kirch- !
licher Gewalt sind, desto dringender erscheint es, den
überwiegenden Eirfluß der nationalliberalen Partei zu !
brechen. BiS in die neueste Zeit herein hat diese
Partei bei jeder Gelegenheit btwiefin, daß der alte
Kulturkampfgeist auch heute noch bei
ihr herrschend ist.
ES ist eine Irreführung der Volke-, wenn man
ihm von nationallibrraler Seite einzureden sucht, der
badische Staat habe sich vor „HerrfchaftSgelüsten der
Kircke" zu fürchten und eS sei darum geboten, die
Wähler zur Abwehr solcher Gefahren aufzurufen.
Wie sehr die Kirche Anlaß und Grund hat, Ver-
letzung ihrer Rechte durch die Staatsgewalt zu fürch-
ten; wie dringend geboten ist, die Wähler nicht zur
Abwehr kirchlicher „HerrschostSgelüste", wohl aber zur
Vcrthridigung kirchlicher Rechte und Interessen aufzu-
rufen, beweist schon die einfache Thatsache, daß der
erzbischöfliche Stuhl nach 10 Monaten noch immer un-
besetzt ist.
Diese sür den katholischen Theil de- Landes be-
umuhigtnde Thatsache muß die Aufmerksamkeit aller
Staatrbürger auf sich lenken, welche einen soliden
Frieden zwischen staatlicher und kirchlicher Gewalt
wünschen.
Stets haben wir thunlichste Sparsamkeit im Staats-
haushalt und eine möglichst gerechte Vertheilung der
öffentlichen Lasten verlangt. Nach diesem Grundsätze
haben die Abgeordneten gehandelt, die durch die Stim-
men unserer Parteifreunde in die Kammer gekommen
sind. Die auSgleichrnde Gerechtigkeit verlangt eine
Verbisserung unseres Steuersystems, die auf einer
sachgemäßen Einschätzung der Steuerobjekte u. Berück-
sichtigung der darauf ruhenden Schulden aufgebaut
ist. Wir erstreben demnach sür die mit Schulden
bilasteteten Steuerpflichtigen, insbesondere aus dem
Kreise der Gewerbe und Landwirthschaft treibenden
Bevölkerung eine angemessene Erleichterung.
Schutz sür die erwerbenden Stände, die Mittel-
stände, war stets Parole des CeutrumS. Lange Zeit
hindurch ist eS mit diesem Verlangen im schroffsten
Gegensatz zum Liberalismus gestanden, dessen gesetz-
geberisches Wirken den Interessen dieser erwerbenden
Stände unbeiechenkaren Schaden gebracht hat.
Wie d'e EevtrumSpartei im Reichstage mit Eifer
und Erfolg an den gesetzgeberischen Schutzmaßregeln
gearbeitet hat, welche von den Handwerkern, dem
Kausmannsstande und den Vertretern der Landwirt-
schaft erstrebt worden sind, so werden die Männer
unseres Vertrau»s in der zweiten badischen Kammer
ihrer bisherigen Praxis folgend, jede Gelegenheit be-
nützen, in gleicher Richtung thätig zu sein. Mit
Recht wird zum Schutze de- Gewerbes und des Kauf-
manrsstandes verlangt, daß der Haufirhandel, die
Riesenbazar- und Filialgeschäfte zur Staats- und
Gemeindesteuer stärker herargezogen werden. Die
Auswüchse im GeschäftSleben durch den verwerflichsten
unlauteren Wettbewerb müssen mit aller Energie be-
kämpft werden.
Die Vertreter der Landwirthschaft sind redlich
bemüht, ihre wirthschaftliche Lage durch Selbsthilfe
. zu verbi fsern. Diesem anerkennenSwerthen Streben
muß der Staat Förderung und Hlife zu Theil wer-
Interessen der Allgemeinheit ü. den übrigen Stände
e- gestattet.
Förderung u. Schutz der Interessen der Arbeiter,
Ausgleichung der wirthschaftlichen u. sozialen Gegen-
sätze hat sich die Centrumrpartei von Anfang an zu
einer der wichtigsten Aufgaben gestellt. Wir betrachten
die Gefitzgekuvg auf diesem Gebiete nicht als adge-
Ges-H"''muy es oarum venagen, oap noey immer schlossen und sind namentlich der Meinung, daß unter
schlimme.'^""Engen in Kraft sind, welche in der keinen Umständen aufs Neue der Weg derAu-nahme-
d7r Kir» -A't urheilvollen KorfliNeS zur Bedrückung gesetzgebung beschritten werden darf, um falschen und
sM,'^'uz Leben gerufen wurden. Die Beseitigung bedenklichen Bestrebnngen von Arbeiterparteien ent-
.EM^rbestimmungen ist eine Forderung der gegeuzutreten. Ein mit Gerechtigkeit gepaartes Wohl-
zu dri' ö""- Wir werden nicht aushören, darauf wollen muß besonders d e n Ständen und Klassen ge-
katkolisA"' HS ^e wohlbegründeten Beschwerde» der genüber zur praktischen Bethätigung kommen, die sich
k« ""H* gehoben und ihren wohlberechtig- gedrückt fühlen. Darnach werden die Männer unseres
Dörrungen Rrchvung getragen ist. Vertrauens jeweils sich richten, wenn sich Gelegenheit
Zur grMige« Beachtung!
Auf dos „Pfälzer VolkSblalt" kann
währind hier in unserem Expedition--
!ale, Zwingerstraße Nr. 7, auswärts bei
allen Postämtern und Postboten abonnirt
werden.
— , —- > Jnlerate die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
DU NLVLZS'K EMU für MMlmi, FMett L «M.
»_^ie Post bezogen viertelst 1,60 iranco.-
2U."