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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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September 1897
DOI Artikel:
Nr. 219
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0893

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Wlzer Volksblatt

Welbrrz SmstW, dm ZS.SeMmbki 18S7.

Verantwortlicher Redakteur:
Joseph Huber in Heidelberg.

Zur gefällige« Beachtung!
«uf das „Pfälzer V-lkSblatt" kann
'vrtwähr,ud hier in unserem Expedition-,
^kale, Zwinger straße Nr. 7, auswärts bei
ollen Postämtern und Postboten abonnrrl

Druck, Verlag u. Expedition
Gebr. Huber m Heidelberg,
Lwtngrrstraße 7.

Deutsches Reich.
* Berlin, 22. Sept. Die lebhaften Klagen, die
in Athen über die angebliche Härte der jetzt verein-
barten FriedevSbedingungen erhoben werden, und ge-
wiss« Andeutungen auswärtiger Blätter, als obGrie-
land dm nach langen Verhandlungen vereinbarten
VorsriedenSvertrag nunmehr erst zu bestätigen und
zu genehmigen hätte, lassen fast d e Vermuthung zu,
alS ob Griechenland wirklich glaube, gegen d e nach
so langen und schwierigen Verhandlungen endlich zu
Die Mutter nahm daS Papier und las die auf jeder
Zeile wiederholten Worte: „Rechne nicht auf den kommen-
den Morgen, kenn du weißt nicht, ob du ihn erleben wirst."
Am unteren Ende der Seite, wo sich mit rother, blu-
tiger Schrift das Datum, der 19. Mär» 1840, mit de»
Worten: „Geschrieben von Andre Penalta* befand, stand
von der Hand Donna Mariana's, des Opfers jenes geheim-
nißvollen und unbestraften Verbrechens, als einzige letzt-
willige Verfügung derselben darunter geschrieben: „Mariana
Perez hinterläßt ihm das Inliegende als Andenken.*
„Wo hast du das Papier gesunden?" fragte Rosalie
mit einer so seltsamen und so veränderten Stimme, daß
die Kinder erstaunt zu ihr ausblickten.
„In dem Zimmer unseres Vaters, unter alten Pa-
pieren," erwiderte der Knabe.
Leichenblaß stand die Frau auf, eilte nach ihrem Schlaf-
zimmer, schob den Riegel vor und verschloß die Fenster-
läden, um nicht das Licht des Tages zu sehen."
Der Schleier, welcher ihr zehn Jahre lang den Mör-
der ihrer Mutter verborgen hatte, war jetzt gefalle», das
gräßliche Geheimniß war aus der Dunkelheit hervorgetre-
ten, und das Opfer deutete aus dem Grabe heraus auf das
blutige Datum des Dokumentes, welches sich nur im Be-
sitze des Räubers befinden konnte, und das sie jetzt rn den
Händen ihres Ta'ten sah. .
Rosalie sank auf einen Stuhl und bedeckte das Gesicht
mit den Händen. Drei Stunden lang blieb sie so sitzen,
kalt und regungslos wie ein Leichnam, dessen Blut nicht
mehr fließt, stumm und wie vom Schlage getroffen.
Während der ersten Stunde dachte sie gar nichts; alle
Gedanken drehten sich bei ihr wie in einem furchtbare»
Wirbel. In der zweiten Stunde regte sich in ihrem Herzen
die Verzweiflung, wie ein Löwe im Käfig, der brüllend
einen Ausgang sucht. In der dritten Stunde endlich kam
ruhige und ernste Ueberlegung, welche an der einen Sand
christliche Mäßigung und an der anderen menschliche Klug-
heit mit sich führte. Dann faltete die Christin, die Gattin
und die Mutter ihre Hände und rief: „Drin ist das Richter-
amt, unser Herr und Vater, Du sollst vergelten!"
(Schluß folgt.)

also gewissermaßen an der Landungsstelle der ganze
historische Vorgang von anno 597 wiederholt,
um so recht deutlich zu documentiren, daß die katholi-
sche Kirche in England heute dieselbe ist wie vor 1300
Jahren, und daß die anglikanische Kirche seit der soge-
nannten Reformation eine andere gewordin ist. Auch
die 194 Bischöfe der Lambeth Conference halten an
der Landungsstelle eine Augustinusfeier gehalten.
Hier mochten ihnen wohl manche Gedanken geiommer»
sein, warum die heutige anglikanische Kirche kein«
Verbindung mit Rom mehr hat.
In seiner herrlichen Rede begrüßte Cardinal-Erz-
bischof Vaughan mit freudiger Anerkennung folgende
einstimmige Resolution der Lambeth Confe-
rence: „Man muß jede Gelegenheit er-
greifen, umdieAbsichtGottesvoneiner
sichtbaren Einheit unter den Christen
als eine Thatsache der Offenbarung zu
betonen." Damit, sagt der Cardinal, haben
die anglikanischen Prälaten ein großes Princip
ausgesprochen, welches, sowert, nnS eine volle
Uebereinstimmung mit ihnen ermöglicht. Diese Reso-
lution vereinfacht klugerweise den Streit zwischen den
Anglikarern und Katholiken. Sie beseitigt gewisse
bisher geltende Theorien, z. B. von einer unsichtbaren
Einheit nach Protest. Auffassung, und von der angli--'
kanischen sogenannten Dreikirchentheori?, nämlich daß
die Kirche Christi aus drei Zweigen bestehe, der ang-
likanischen, griechischen und lateinischen Kirche. Indem
die Bischöfe der Lambeth Conference von einer sicht-
baren Einheit der Christen als der Absicht
Gottes sprechen, verurtheilen sie von selbst die bis-
herige anglikanische Hochkirchentheorie von den „drei
christlichen Kirchen", welche nicht eine sichtbare
Einheit dar st eilen, sondern e»ne sichtbare
Uneinigkeit, indem sie offen vor aller Welt
zeigen, daß sie unter sich uneins sind.

Der heutigen Nummer liegt „Der Sonntags-
iw Nr. 39 bei.

-»»««rate die 1-fpaltige Petitzeile oder deren Raum
10^ R e k l a m e 25 > Mr hiesige Geschäfts- und
Priv'atanzeigen, sowie fiirJa^res-Anzelgen bedeutend«

mit mehreren begeisterten inhaltsvollen Reden. Papst ,
Leo XIII. hatte an Cardinal Vaughan ein längeres I
warmes Glückwunschschreiben gesandt. Nachmittags i
war Gartenfest unter einem Zelte in dem herrlichen '
Garten deS BenediktiuerklosterS in RamSgate, wobei
der Abt, Cardinal Vaugban und der Bischof von
Soutbwark die Gäste empfingen.
Mit der St. Augustin ui feier war zugleich der
Englische Katholikentag (Conference der
Catholic Truth Society — Wahrheitsverein) verbun-
den und die Wallfahrt zum Dome in Canterbury,
wobei der protestantische Domdecan Farrar in zuvor-
kommendster Weise den Führer machte und den Ka
tholiken die herkömmliche Besuchertrxe erließ. Unter
den auswärtigen Gästen waren v. A Cardinal
Perraud von Autun, der Abt von Monte Cassiuo u.
der Vertreter deS Erzbischofs von Arles (Frankreich),
deS Nachfolgers jenes BischsfeS VirgiliuS, welcher als
päpstlicher Vicar von Gallien St. Augustinus die Bi-
schofsweihe ertheilte.
Besonders freudig waren bei der großartig schönen
Feier die Katholiken und vor ollen Cardinal Vaug-
han, die hohen Kircher.fürsten und die Geistlichen und
Mönche der zahlreichen Orden berührt von der sym-
pathischen Thei nähme der Protestortfichen Bevölkerung
der Stadt Rausgate und Umgebung, welche Straßen
und Häuser geschmückt hatte und deren Bürgermeister
und gesommter Rath in offizieller AmtStracht die ho-
hen Kirchenfürsten begrüßten und willkommen hießen.
Bei dem Festmahle, wo der Mayor von RameSgate
zur Seite des Cordirals Vaughan saß, gab Se.
Eminenz seinem besonderen Danke hierüber Ausdruck
und hob hervor, daß der gesommte Magistrat —
Bürgermeister und alle 24 Räthe —sich an der Feier
beihriligten.
Von Monte-Cassiuo, woher St. Augustinus und
seine 40 Gefährten kamen, war der Erzabt erschienen;
von ArleS in Südfrankreich, wo St. Augustinus von
Bischof Birgilius, dem päpstl. Vikar von Gallien, die
Bischofsweihe empfing, war der Vertreter der heutigen
Erzbischofs von ArleS gekommen. Aus Autun, wo
St. Augustinus und seine Gefährten längere Zeit die
Gastfreundschaft des Bischofs SryngriuS genoffen,
verherrlichte daS Fest F aukreichs berühmter Akade-
miker Cardinal-Erzbischof Perraud. Aus Rom, von
wo Papst Gregor die Glaubensboten entsandte,
ordnete sein Nachfolger Leo XIII. einen Vertreter
ab in der Person seines Hausprälaten Erzbi-
schofs Msgr. Stonor, mit einem väterlichen Glück-
wunsch- und Begrüßungsschreiben. ES hat sich
einen in Amerika verstorbenen Onkel beerbt, sich vom Mi-
litärdienst zurückgezogen und andere Unternehmungen mit
großem Erfolge begonnen hatte. Er war Alkalde gewesen,
später Abgeordneter und war mit einem Worte eine Nota-
bilität, das Muster eines modernen Bürgers geworden,
der für einen eifrigen Bertheidiger der Moralität und ei-
nen entschiedenen Gegner aller Arun von Aberglauben galt,
wozu er auch den regelmäßigen Besuch d.s Gotteshauses
zählte.
So wie alle edleren Gemüther sich überhaupt nie vom
Unglück ganz niederbeugen lassen, halte auch Rosalie ihre
Ruhe wiedergefunden und hätte sogar glücklich im Kreise
ihrer Kinder genannt werden können, wenn ihr nicht von
Seiten des Gatten, der turch seine gehobene Stellung, den
Erfolg in seinen Unternehmungen und die allgemeine Ach-
tung, die er genoß, immer stolzer und hochfahrender wurde,
eine täglich zunehmende harte und verächtliche Behandlung
zu theil geworden wäre.
Die Erziehung der Kinder, gegen die Rosalie mit ihrer
Herzensgüte vielleicht eine zu große Nachsicht beobachtete,
gab ihrem Gatten den Stoff zu fortwährenden kränkenden
Bemerkungen und die Veranlassung, den von ihm ange-
nommenen Ausdruck: „Du verstehst auch gar nichts!" täg-
lich zu wiederholen. Oft weinte Rosalie, wenn sie diese
kränkenden Worte hörte, aber meistens ertrug sie dieselben
mit Geduld und niemals gab sie eine Antwort darauf.
Wie wahr ist es, daß die angeborene Tugend und eben-
so die Unschuld sich selbst nicht kennt! Die Zeit sollte je-
doch Penalta lehren, wie viel eine Frau versteht und thun
kann, welche fähig ist, eine wahre Christin zu sein und wie
viel mehr die bescheidenen Tugenden werth find als die
heroischen.
Eines Tages, als Rosalie damit beschäftigt war, ihre
Tochter das zu lehren, was den ganzen Statz ihrer eigenen
Kenntnisse ausmachte, trat der jüngere ihrer beiden Söhne
in daS Zimmer.
z „Steh' nur, liebe Mutter," sagte er, ihr ein Blatt
Papier vorhaltend, „da ist eine Seite, welche mein Bruder
Andre geschrieben hat, als er noch klein war."

1300Mrigen Landungs-Jubiläum
des hl. Augustinus in England.
1300jährige Jubiläumsfeier der Landung St.
der »r . mit seinen 40 Benedictineimöochen auf
SroL - Insel Thanet bei Ramsgate sah eine so
h.^tige »Nh destirguirte katholische Versammlung,
U.Men Kirchensürsten, kirchlichen Würdenträgern,
y„?l^ln u. OrdeuSmänvrrn, von katholischen Adeligen
....Katholiken aller Stände, wie sie England in neu
" «eit noch nicht gesehen.
g.,^ie alter thüwliche protestantische Stadt RamSgate
sei,» H der Katholikenversammlung und Jubiläums-
Lanz besonders freundlich erwiesen. Auf Wunsch
^.Bürgermeisters hatten alle Straßen geflaggt und
-.iWaruck angelegt, durch welche die katholische Pro-
sich bewegte, um sich nach Thanet, der Lan-
"Melle St. Augustins, zu begeben. Der Bürger-
von RamSgate und die Aldermen und Coun-
ikücke den Cardinälen und Bischöfen in AmtS-
entgegen, um sie zu begrüßen, und begleiteten
fragen die katholische Prozession zum Benediktiner-
f>r°» v der Landungsstelle. Viele Tausende deS
- tischen Volker empfingen die hohen Kirchen-
sv»^ "ad die Prozession der Katholiken in ehr-
der rn ^er Haltung. Nach der kirchlichen Feier in
Liii' ediktinerkirche, welche der berühmte Architekt
ktba?, ö" Ehren St. Augustins aus eigenen Mitteln
R^te» f^d im Hotel Granville ein Luncheon statt
Leden schweigen und sterbend vergeben,
dem Spanischen des Fernan Caballero.
kkin"ä: "ein," wandte Letztere ein. „Gib mir das Blatt,
kj«r Du hast es für mich geschrieben, und es ist
stets Lehre darin enthalte», welche uns sagt, daß wir
Tod vorbereitet sein sollen, der uns vor den
Mer A4ter führt. Ich will es als ein Andenken be-
Schrift gefällt mir so wohl und dein Fleiß
KiiSeviel Freude," fügte sie, eine Anzahl Gold-
^alen k? Ache nehmend, Hinz«, „daß ich diese zwanzig
ain in»'ar dich bestimme, welche nach meinem Tode dein
Ze« «nM- Und damit man es wisse, werde ich diesen mei-
8iiz° ,'aen auf das Blatt niederschrciben und die Gold-
" dasselbe einwickeln."
Q«itU aute Alte ergriff die Feder, mit der sie soeben die
der ausgestellt hatte und setzte unter den am Ende
M^Wes befindlichen Namen des Kindes folgende Worte:
de«k,„?a Perez hinterläßt ihm das Inliegende als An-
ri« .Dann wickelte sie die Goldstücke in das Papier
sie «-"x.'/ate sie mit den anderen in ein Geldkästchen, das
c!sch)0ß und nut sich in ihr Zimmer nahm-
Ira» darauffolgenden Nacht wurde an der armen
!er Er,^/vtskbliche Mord verübt, dessen am Anfänge die-
sen erwähnt worden ist, und der der Unglück-
«r a»g, .chter einen so namenlosen Schmerz bereitete, sowie
^>Nal« ^stn Eindruck auf ihren Gatten machte, welcher
Hib-n ».AAicht bereute, dem armen Opfer so ost das
verbittert zu haben.
di- sAAIerlust, der aus diesem bedeutenden Diebstahl für
M di-ir/vtsprong und der geheimnißvolle Schleier, von
Sieb vat aller Nachforschungen ungeachtet, bedeckt
R. Vs, sie, wie bereits erwähnt worden, die Stadt
Sitze«. verlassen und nach einer entfernten Provinz zu
'"UenÄI^re hatte Penalta mit seiner Familie an dem
^huer» r?h?llsorte »»gebracht, wo er von den Ein-
^ite» «LEhr freundlich ausgenommen worden «ar- Auch
NA seine Verhältnisse wesentlich gebeffert, indem er

Organ für Malfilmt, Fmlmt L UM.
" Äberg monatlich so H mit Trägerlohn, durch » r « ^w lligung.
^.ote Sr»rt Zl i wxpeditio«: Zwivgerstratze 7.
 
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