Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

DOI Heft:
Nummer 1
DOI Artikel:
Unser zweites Jahr
DOI Artikel:
Bierbaum, Otto Julius: Die Münchener Ausstellungen, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0010

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-»-<8 Die K u n st - Ls a l l e.

Nr. s

Erkenntniß heißt uns auszuharren, uns durch
Schwierigkeiten nicht entmuthigen zu lassen. Wir
halten das Ziel sür schön und darum der Arbeit
des Kampfes und des rinnenden Schweißes sm-
würdig.
Wir bleiben uns also vor allem selber treu.
Wir werden nach wie vor die Kunst um der
Kunst wegen lieben, nicht um der Person eines
Künstlers oder einer bestimmten Richtung zu
schmeicheln. Mögen Andere sich ein modernes
Kunstblatt anders vorstellen wie wir und die
Interessen der Künstlerschaft auf die kleinlichen
Dorgänge des örtlichen Bereinslebens herab'
schrauben. Wir halten an höheren Anschauungen,
an jenem Idealismus fest, der allein den Künst-
ler stark und stolz macht, ihn panzert für den
zermürbenden Daseinskampf. Und wir hoffen
darin auch ferner Unterstützung zu finden: durch
die Theilnahme einer treuen Leserschaar wie durch
den Hleiß und Eifer unserer Mitarbeiter. —-
Ueber die Berliner Kunstbewegung werden
die Leser der „Kunst-Balle" wie bisher von unse-
rem bewährten Kritiker Hritz Eta hl unterrichtet
werden. Weiter haben uns von hiesigen Autoren
Geheimrath Ernst Friedel, j?ros. Max G.
Zimmermann und Hranz b)ermann Meißner
Beiträge zugesichert. Ueber Architektur und Kunst-
gewerbe wird Hranz Zmstos berichten, über die
technischen fragen Albert Wirth, über Litho-
graphie Wilhelm Geißler sich äußern, die
Rubrik „Der Amateur-Photograph" Hranz Tis-
mar redigiren. Hür das Gebiet der Rechtskunde
dürste den künstlerisch schaffenden Rath und Auf-
klärung einer auswärtigen Autorität, des Amts-
gerichtsraths Grünewald in Rietz, von Werth
sein.
Eine gleich liebevolle Aufmerksamkeit wie der
Reichsmetropole gedenken wir unausgesetzt den
übrigen deutschen Kunstorten zu widmen: vor-
allem München, Dresden, Düsseldorf, Karls-
ruhe, Weimar, dann auch Stuttgart, Frank-
furt a. RI., Kassel, Königsberg, Breslau
u. a. D. Um diese umfassende Ausgabe würdig
zu lösen, standen und stehen uns namhafte, zuver-
lässige Kräfte helfend zur Seite. Wir nennen j)ros.
lstans Semper, stAos. Wolfgang von Det-
tingen, Dtto Zulius Bierbaunr, Kunst-
gerverbeschul-Direktor a. D. Hriedrich Hischbach,
Georg Huchs, Arthur Seidl, Rud. Berger,
L. von Jordan, H. Schaarschmidt. . .
Wir werden noch überzeugender als im ersten
Zahr beweisen, daß ein Berliner Kunstblatt

sehr wohl auch bemüht sein kann und muß, allen
wichtigen künstlerischen Borgängen des gesamin-
ten Auslandes die gebührende Beachtung zu
schenken und daß es seine Ausgabe, ein Drgan
der Kunstkreise unserer Reichs Hauptstadt zu
sein, gerade darin erblickt: in der Vollständigkeit,
Zuverlässigkeit und Uebersichtlichkeit seiner Berichte
über alles künstlerisch Wissenswertste aus
der chöhe zu stehen. Zu unfern bisherigen Korre-
spondenten im Ausland: chelen Zimmern (Flo-
renz), Alfred Ruhemann (Rom), Dtto Held
(jstaris), st)aul Wilhelm (Wien), B. Thomas
(London), Mulder (New-Bork), werden wir neue
zu gewinnen suchen.
An die deutsche Künstlerschast, an die
Akademien und Kunstvereine und an alle
Hreunde der Kunst richten wir endlich die Bitte,
uns in unseren Bestrebungen zu unterstützen.
Die Redaktion.

Die Münchener Ausstellungen.
Nou Gtto Julius Bi erb auin.

RI ei st er und Werke.
G^^en Schluß meiner Betrachtungen sollten Schilde-
rungen einzelner Werke bilden, die mir als
besonders bedeutsam ausgefallen sind. Zch
gebe sie hier in zwangloser Reihenfolge, wie sie mir
von der Erinnerung zugetragen werden, und füge
ein paar Versuche zu kurzen Charakteristiken einzelner
Künstler bei.
s. Nhdes Seepredigt.
Das Erste, was ich vor diesem Bilde empfand,
war ein starkes Lustgefühl an der Farbe. Zeh habe
nichts gegen irgend welche koloristische Richtung, und
ich thue nur geradezu etwas daraus zu gute, daß ich
Farbenempsänglichkeit genug besitze, um jeden farbigen
Ausdruck einer Stimmung, eines Temperaments oder
auch eines Gedankens, sofern er nur echt und per-
sönlich ist, verstehend zu genießen. Mir sind sie alle
recht: Die Symphoniker, die Nebulisten, die Fansaren-
schmetterer, die Weichgeiger und was sonst noch die
Farbenskala ausnutzt, sich selber in irgend einer Manier
zu geben, aber meine innerste Neigung gehört doch
denen, die im Stande sind, die farbige Schönheit der
Natur möglichst unübersetzt, möglichst rein von irgend
einem koloristischen Trik aus die Leinwand zu bringen.
Die reine Augenlust, die doch immer in der Natur
selber das Schönste erlebt, hat es bei Werken dieser
Künstler, die der Natur am nächsten kommen möchten,
 
Annotationen