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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 7
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W

D i e u n st - a l l e

Nr. 7

alle Kunstsinnigen und Kunstverständigen wenden, die
jahraus, jahrein in unseren Gallerien und Ausstellungen
Anregung und Erholung suchen und finden. Nur wenige
bedenken, unter wieviel Noth und Elend jene Kunstwerke
oft geschaffen wurden, welche dein Beschauer zur Freude
und zum Genuß dienen. Aber nicht das ist das Schlimmste,
daß jene Werke unter Entbehrungen mancherlei Art ent-
standen sind, denn wohl dem Künstler, der noch die körper-
liche und geistige Kraft besitzt, den Kampf mit dem Leben
auszufechten: in seinen idealen Bestrebungen findet er
immerhin einen idealen Ersatz für die materiellen Güter.
Das Schlimmste naht sich ihm erst dann, wenn die Zeit
heranrückt, wo jene Kraft versiegt, weil das Auge matt
wird und dieschaffende Hand erlahmt: dann tritt die Mi-
sere des Lebens in ihrer vollen, abschreckenden Häßlichkeit
an den Künstler heran. Und was dann?! Jenes Elend
zu mildern, das größer ist, viel größer als die Meisten
ahnen, und ihm vorzubeugen, ist die Aufgabe der Renten-
und Pensionsanstalt für deutsche bildende Künstler. Sie
will aber nicht mit der einen Hand geben und mit der
andern nehmen: hier die Unterstützung, dort das be-
drückende Gefühl eines Almosenempfängers; nein, sie will
mit beiden Händen geben: Versorgung für Alter und In-
validität und ein sel b st er w o rb en e s Recht auf solche
Versorgung! Auf diese weise geht unsere Anstalt auch mit
den Künstlerunterstützungs-Vereinen Hand in Hand, indem
sie die Letzteren entlastet und diese überall dort, wo ihre
Hilfe nöthig ist, um so thatkräftiger eingreifen können.
Möchten doch Alle, welche sich in unserer materiellen Zeit
noch ein warmes Herz für die Kunst bewahrten, auch be-
herzigen, daß, wenn sie die Bestrebungen der Renten- und
Pensionsanstalt für deutsche bildende Künstler fördern, der
Kunst selber einen Dienst erweisen. Denn es unterliegt
wohl keinem Zweifel, daß ein Künstler, dem die Möglich-
keit gegeben wird, die Zukunft für sich und die Seinen sicher
zn stellen, daß der auch mit erhöhter Schaffensfreudigkeit
an die idealen Aufgaben des Lebens herantritt.
Dreisnusscdreidcn.
^'Wettbewerb monumentaler Brunnen in Altona.
Es handelt sich um eine monumentale Brunnenanlagc
auf dem Bahnhofsvorplätze in Altona, welche in der
künstlerischen Auffassung vorwiegend architektonisch oder
bildnerisch aufgefaßt werden kann, jedenfalls aber ein
künstlerisch bedeutendes Werk sein muß, für das eine
Herstellungsfumme von z? ooo Mk. nicht überschritten
werden darf. Die Kosten der Be- und Entwässerungs-
Anlagen sowie der Erd- und Wegearbeiten sind nicht ein-
begriffen. Das Material für den Brunnen ist freigestellt.
Die Arbeitsanforderungen halten sich innerhalb der üb-
lichen Grenzen. Ein Recht auf Ausführung wird durch
Gewinnung eines Preises nicht erworben.
* In baldiger Aussicht steht ein internationaler Wett-
bewerb um den Entwurf eines Eentra l-Bahnhofs für
Stockholm. Preise: (2 000, 8000 und Hooo Kronen. Die
Direktion der schwedischen Staatseisenbahnen wird die
Bedingungen demnächst veröffentlichen.
* Zunr Wettbewerb um das Schulze-Delitzsch-
Denkmal in Berlin theilt Prof. Rudolf Virchow als
Vorsitzender des geschäftsführenden Ausschusses den kon-
kurrirenden Künstlern mit, daß zur Entgegennahme der
Modelle, Entwürfe :c. die Tage vom 28. December d. I.
bis q. Januar (897 festgesetzt sind. Die Abnahme bei
privatbefördcrung kann nur in der Zeit von 8—(2 Uhr
vormittags und von 2—5 Uhr Nachmittags geschehen.
Besonders wird darauf verwiesen, daß den Modellen
eine genaue Kostenberechnung des zu errichtenden Denk-
urals beizufügen ist. Für die öffentliche Ausstellung der
Entwürfe im großen Festsaale des Berliner Rathhauses
ist die Zeit vorn 7. bis (7. Januar (897 bestimmt.
* Plakat-Konkurrenz der Allg. Gartenbau-Aus-
stellung. Es haben gesiegt: I. Gtto Porsche-München
(300 Mk.); A. Iunghans-Berlin (200 Mk.); III. Adolf
Münzer-München ((00 Mk.)

* Völker sch lacht-Natio na l-Denkmal in Leipzig,
von 72 eingereichten Plänen erhielten Preise: Arch. Wil-
helm Kreis-Lharlottenburg (I 6000 Mk.); Arch. Gtto
Rieth-Berlin (II. qooo Mk.); Arch. Karl Spaeth und
Gskar Usbeck-Berlin (III. 2500 Mk ); Prof. Bruno Schmitz-
Lharlottenburg (IV. (500 Mk.) und Arch. Arnold Hart-
mann-Berlin (V. (ooo Mk.)
Für das Denkmal des Dresdener Oberbürger-
meister Stübel waren 30 Konkurrenz-Entwürfe ein-
gegangen. Statt eines ersten Preises wurden zwei zweite
Preise (ü, 2000 Mk.) an I. Bildhauer Fr. Hecht und
Architekten Schilling u. Gräbner (Dresden), II. Bildhauer
R. Hölbe und Hoftheatermaler L. Rieck (Dresden) und
ein dritter Preis ((000 Mk) an Baumeister Möbius-
Dresden und Bil-dhauer H. Hasenohr-Dresden verliehen.
Vom Ikunstmarkt.
* Lei E. T. wiskott in Breslau ist eine Photo-
gravüre nach einein Bilde des Militärschilderers Karl
Röchling: ,,Sturm des I. Garde-Reg. z. F. aus St. privat,
(8. Aug. (870" erschienen, wie es im Prospekt der Firma
heißt, hätte Kaiser Wilhelm II. einzelne Skizzen zu diesem
Schlachtenbilde entworfen. Das Original ist ein jenem
Garde-Regiment vom Kaiser zugewiesenes Geschenk.
* Die Paris - Dornacher Firma Braun, Element
u. Eo. hat eine große Anzahl von Meisterwerken des
Museo del Prado in Madrid, dieser einzig schönen
Bildersammlung, photographisch neu aufgenommen und
zwar nach dein bekannten verfeinerteil Reproduktions-
verfahren, das für die Blätter nach velasguez, Murillo,
Tizian, Raffael, Rubens, van Dyck u. A., eine Kraft,
Schönheit und Ruhe des Tones heroorbringt, der diesen
Photographien denReiz von wirklichen Kunstwerken verleiht.
* Die Sammlung des Lausanner Kunsthändlers
Eugene Baud kam kürzlich unter den Hammer. Ls
brachten viele hervorragende schöne und historisch werth-
volle Stücke, zumal kunsthandwerklicher Art, große Preise,
u. a. zwei neunarmige Bronze - Leuchter (Louis XVI.)
5700 Frcs., zwei Brüsseler Stickbilder (0 000 Fres.
* London. Line Kunst-Auktion bei Ehristie ergab
ansehnliche Summen für eine Sammlung älterer eng-
lischer, französischer u. a Gemälde. Ein Bildniß der
Lady Oglander ergab 550 Pfund, ein Selbstbildnis; der
Mde. Lebrun sogar (080 Pfund
Vückerscdau.
* Die photographische Ausrüstung des
F 0 r s ch u n g s r e i f e n d e n. Mit besonderer Berücksichtigung
der Tropen, von A. Niemann, (ea. 90 S. mit 27 Fig.).
Berlin, Rob. Oppenheim (Gust. Schmidt) (896. pr. Mk. (,80.
Dieses Buch fei allen Denen wann empfohlen, welche
sich auf die Forschungsreise begeben wollen. Ls wird ihnen
sichere und zuverlässige Anhaltspunkte geben, wie sie ihre
photographische Ausrüstung vornehmen sollen, ihnen unnütze
Kosten ersparen und bei Befolgung der gegebenen Finger-
zeige sie vor der Gefahr bewahren, mit unvollkommenen
Aufnahmen oder gar mit gänzlich verdorbenen zurückzukehren.
Aber auch allen übrigen Amateuren kann das Buch gute
Dienste leisten.
* Der Schönheitsfehler des Weibes. Eine
anthropometrisch-ästhetische Studie, von Rud. von Larisch
Mit mehreren vom Autor gezeichneten Abbildungen. II. Aust.
München. Verlag von Jos. Albert (896 (36 S.).
Diese lefenswerthe Schrift will in Wort und Zeichnung
den Unterschied der Hauptproportionen des männlichen und
weiblichen Körpers darlegen; sie nennt es mit Schopenhauer
einen Schönheitsfehler des „kurzbeinigen" Weibes, daß dessen
Körpermitte über der des Mannes liege. Bei dem Manne
allein seien der ästhetische und der geometrische Mittelpunkt
identisch. Daß es Künstler giebt, die sich ihren weiblichen
 
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